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- Erscheinungsdatum
- 1899-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189902237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-23
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Monat
1899-02
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Jahr
1899
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Zeit,u ermöglichen. Demselben Blatte zufolge wird Koloman Stell sich ohne Mitielpcrsonen direkt mit den Führern der Oppo sitionsparteien in Verbindung setzen. Man hofft, daß binnen Wochcnfrist da» Kompromiß abgeschlossen, da» neue Ministerium ernannt und der Reichstag normal konstituirt sein wird. Da» neue Kabinet werde, so meldet da» Blatt weiter, ausschließlich der liberalen Partei entnommen werden. — Rußland. Petersburg, 21. Februar. Da« Mini sterium de« Äußeren hat vom Gouvernement in Jenissei folgende au« Krasnojarsk von gestern balirte Drahtnachricht erhalten: Die Mittheilungen de» Blatte» .Jenissei" über die Expedition Andröe» haben sich, wie eine von dem Inspektor der Minen an Ort und Stelle vorgenommene Untersuchung ergeben hat, nicht bestätigt. — Frankreich. Die Dcputirtenkammer hat IM,000 Frank für eine würdige Leichenfeier Faure» bewilligt; die Hälfte der Summe für die Feier im Auslande. — Pari«, 21. Februar. Da» Ministerium de» Innern theilt offiziell mit, daß die Regierung bestimmt hat, jede Kund gebung, welche die öffentliche Ordnung stören könnte, mit allen Mitteln zu unterdrücken. Der gestrige späte Abend verlies vollständig ruhig. Gegen l'/» Uhr Nachts wurden Polizei und Munizipalgarden, die auf der Mairie der Rue Drouot konsignirt waren, auf ihre Posten zurückgeschickt. Die Kirche Notre Dame trägt bereit« Trauerschmuck. Die Parteien machen die höchsten Anstrengungen, die Bevölkerung bei der Beerdigung zu Kund gebungen zu veranlassen. In den hiesigen diplomatischen Kreisen glaubt man indeß nicht, daß die Manifestationen ernsthaft werden; e« wird wahrscheinlich viel geschrieen werden. In den bürger lichen Schickten macht die gestrige Kammersitzung den peinlichsten Eindruck. Da« taktlose Verlangen der Sozialisten, daß die natio nalen Leichenseierlichkeiten rein bürgerlich sein sollten, mit Aus schluß der Geistlichkeit, verletzt und verstimmt tief, weil man ein sieht, mit welchen Mitteln die Massen zu Demonstrationen ver anlaßt werden. Präsident Loubct wird bei den Leichenfeierlich keiten, die nunmehr doch vom Elhsee auSgchen, dem Sarge Felix Faure« gleich hinter der Familie folgen. — Pari«, 21. Februar. „Matin" veröffentlicht ein Tele gramm au« Brüssel, in welchem dem Herzog von Orleans, welcher dort plötzlich cingelroffen ist, die Absicht zugeschrieben wird, am Tage der Leichenfeier für den Präsidenten Faure die französische Grenze zu überschreiten. — England. Im Londoner Unterhause ist ein Vorgang erwähnt worden, der, wenn sich die von anderer Seite gemeldeten Einzelheiten bestätigen sollten, in der ganzen gesitteten Welt leb haften Unwillen erregen wird. Nach Privatmeldungen ist der Leichnam de« ersten Mahdi au« dem Grabe genommen, ver stümmelt u. in den Nil geworfen worden. Der ParlamenIS- Untersekretär Brodrick bestätigte diesen Akt unglaublicher Roheit und rief im Hause damit starke Entrüstung hervor. Zur Be gründung eine« solchen Vorgehen« bemerkte der Vertreter der Regierung, Kitchcner Pascha habe geglaubt, daß die abergläubische Verehrung für die Gebeine de« Mahdi neue Ruhestörungen ver ursachen würde und daß außerordentliche Maßregeln nöthig seien, um die« zu verhindern. Selbstredend kann durch derartige Er wägungen die begangene Leichenschändung nicht entschuldigt werden. Die ganze Kulturwelt ist noch heute einig in der Ver- urthcilung der Zerstörung der Kaisergräber in Spehcr durch die Franzosen. Einen grundsätzlichen Unterschied zwischen dem Ver halten der letzteren und jenem der Engländer in Omdurman vermögen wir nicht zu erkennen. — Egypten. Der „Egyptische Kurier" vom 11. Februar schreibt: „Auch die Ungläubigsten müssen jetzt zugeben, baß da« famose, angeblich gegen den deutschen Kaiser gerichtet ge wesene Bombenattentat nicht« al« ein von der anglo-egyp- tischen Polizei im Dienste der englischen Politik auSgehccklcr Schwindel gewesen ist, da sämmtlichc unter diesem Verdachte Angeklagten vergangenen Dienstag vom italienischen Konsulat frcigesprochen worden sind. Wa« die Angelegenheit indessen be sonders interessant macht, ist die Thatsachc, daß gegen Mario Bazzani, jenes Individuum, welche« sich zu der erbärmlichen Rolle eine« falschen Denunzianten in dieser schmutzigen Geschichte hergegeben hat, die Anklage wegen wissentlich falscher Anschuldigung erhoben worden ist, und e« ist zu hoffen, daß der Prozeß, welcher jetzt gegen diesen Ehrenmann geführt werden wird, etwas Licht in diese in manchen Punkten noch recht dunkle Angelegenheit bringt. Die Art und Weise der Entdeckung des Komplottes, wie sie die Verhandlung zu Tage förderte, ist die folgende: Eine« Tages erschien ein Araber in der Weinstube de« Ugo Parrini — de« Hauptangeklagten und verlangte ein Glas Wein. Nachdem er dasselbe getrunken hatte, bat er, daß er eine kleine Kiste, die er bei sich trug, aufheben möge, bi« er wieder zurückkäme, wozu sich Parrini auch willig bereit erklärte. Nach einer Stunde — die Kiste stand noch aus dem Platze, wo sie der Araber gelassen hatte — erschienen der italienische Vizekonsul und Polizisten unter Führung de« erwähnten Denunzianten, belegten die Kiste, in der sich, al« man sie öffnete, in der Thal eine Bombe vorfand, mit Beschlag und verhafteten Parrini und später noch zwölf andere Italiener. Alle Welt war de« Lobe« voll über die Wachsamkeit der anglo-egyptischen Polizei, die ein Attentat verhütet und viel leicht dem deutschen Kaiscrpaare da« Leben gerettet habe, bi« sich schließlich die Wahrheit herauSstellte. Wir enthalten un« einer Kritik de« Verfahren« der Polizei. Politik ist Politik, gewiß, aber da« Privilegium derartiger Schmutzigkeiten hat denn doch die englische. Wer aber die Wirkung kennen lernen möchte, welche diese Angelegenheit auf die italienische Kolonie gehabt hat, der lese die hiesigen italienischen Zeitungen und er wird einer ganzen Blüthenlese von Ausdrücken begegnen, die man in einem Briesstcller für Liebende vergeblich suchen würde." Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Sonnabend, den 18. diese« Monat« wurde im Rathhause der ledigen Ernestine Caroline Thön im Beisein ihrer Arbeitgeberin da« ihr vom Königlichen Ministerium de« Innern verliehene „Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit" von Herrn Bürgermeister Hesse überreicht. Die Thön trat 1868 bei den Eltern ihrer jetzigen Arbeitgeberin der Frau verw. Spar- kassenverwaltcr Müller in Diensten und diente bi» jetzt ununter brochen in derselben Familie. — Eibenstock. Im Bahnwärterhäuschen link» von unscrm Bahnhofe ist eine sehr schöne Darstellung de« ganzen Leben« Jesu i» beweglicher Weise zu sehen. Dieser prächtige Winkel mit seinen lb cm großen Figuren ist 2 m lang und 2 in hoch und für Jedermann zur Ansicht zu empfehlen. Der Besitzer desselben, Hr. Graupner, ist gern crbötig, jedem zu ihm Kommenden sein mühevolle« Werk in Bewegung zu setzen und ihm dasselbe zu erklären. Wer also Interesse daran hat, der mag nicht ver säumen, dorthin zu gehen, da der Winkel nur noch bi» Sonntag zu sehen ist. öii. — Eibenstock. (Eingesandt.) Bald kehrt der Lenz zurück und mit ihm die lieblichen Boten in Wald und Flur. Dann werden auch alle die Menschenkinder wiederkommen, weiche in unseren Bergen Erholung oder Genesung finden, und sich an der schönen Natur erfreuen wollen. Um nun unsere Stadt mit ihrer prächtigen Umgebung dem Verkehre mehr aufzuschließen, hat der hiesige ErzgebirgS-Zweigvercin sich bemüht, durch Schriften, Auf sätze und Inserate die Aufmerksamkeit Aller im engeren und wei teren Vatcrlande aus unsere Gegend zu lenken u. den Wanderern und Sommerfrischlern durch Wegeweiser und Bänke den Auf enthalt hier angenehm zu machen. Solche rege THLIigkeit er fordert freilich große Opfer. Zum Besten der Kasse de« erwähnten Verein« soll nächsten Sonntag in „Stadt Leipzig" ein Con- c crt abgehaltcn werden, dessen Kosten der Besitzer de» genannten Lokale« nicht nur tragen, sondern auch die volle Einnahme dem Erzgeb.-Vercin Eibenstock zuweiscn will. — Neuhetde, 21. Febr. Von der Gendarmerie wurde gestern der hier aufhältliche Maurer Gerisch au« Beerhaide verhaftet, weil er unter dem Verdachte steht, sowohl da« am Id. diese« Monat« abgebrannte Wohnhau« der Firma Oschatz und Lenk, al« auch da« am l9. d. M. durch Feuer zerstörte Hau«- und Scheunengebäude de« Bürstenhändlers Röder in Brand gesteckt zu haben. — Johanngeorgenstadt. Der betrügerische Sparkassen- kontrolcur Arnhold wurde am Freitag nach Zwickau in« Land gericht IranSportirt. — Dresden, 20. Februar. Da« „DreSd. Zourn." schreibt: Im Jnseralcntheile der „Leipziger Zeitung" vom 18. d«. MtS. findet sich eine Bekanntmachung mit der Ueberschrist „Gym nasium zu Glauchau", welche anzcigt, daß da« mit der dortigen Realschule verbundene Prvgymnasium zu einer Gym nasialanstalt au-gebaut werden solle, und zur Anmeldung von Schülern für die Aufnahme in Gymnasialklassen auffordert. Wie un« demgegenüber von maßgebender Stelle mitgetheilt wird, ist dem Stadtrathe zu Glauchau zwar gestattet worden, versuchsweise da« dortige Progymnasium, ohne Äenderung der Benennung, durch Aufsetzen einer nach dem Lehrplane einer Gymnasialuntcr- tertia cinzurichtcnden Klasse zu erweitern; die auf Grund des Gesetzes vom 22. August 1876 erforderliche staatliche Genehmig ung zur Errichtung eine« Gymnasium« in Verbindung mit der Glauchauer Realschule ist indessen von der obersten Schulbehörde aus mehrfachen Gründen versagt worden. — Dresden, 20. Februar. Der Verbreiter der Nachricht, daß ein hiesiger, in Konkurs geralhener Gastwirth seinen Gästen Pferdefleisch vorgesetzt habe, vermochte, als der Verein Dresdener Gastwirthe die Angelegenheit energisch weiter verfolgte, keine Be weise für seine Behauptung zu erbringen. Derselbe mußte für einen wohlthätigen Zweck einen namhaften Geldbetrag opfern, um die Angelegenheit au« der Welt zu schaffen. — Zwönitz, 19. Februar. Bekanntlich soll dem Bau unternehmer Meyer au« einem in seiner Baubude befindlichen Geldschrank die Summe von 36,000 M. gestohlen worden sein. Von unterrichteter Seite wird dazu mitgetheilt: Einbruch ist allerdings verübt worden, doch handelt e« sich nur um einen Betrag von etwa M M., welcher dem Buchhalter gehörte. Da« Geld bestand au« Frankfurter Thalern. Da der betreffende Dieb dasselbe sofort verausgabt hatte, war es nicht schwer, denselben alsbald zu ermitteln. — Falken stein. Ein Meteor von selten schöner Färb ung ist am Sonntag Abend punkt 7 Uhr von Passanten der Bahnhofstraße hier bemerkt worden. Dasselbe fiel in nordöstlicher Richtung. ES glich einer niedergehenden Rakete, die einen langen, blendend weißen Schweis hinter sich ziehend, schließlich platzte und hierbei in grünlich rothen Kugeln einen wunderbaren Anblick gewährte. Und au« Reichenbach schreibt man, daß man plötz lich die Empfindung hatte, als öffne sich der Himmel, um die glühendrothe feurige Kugel zur Erde niederzusenden. Einige der Personen, welche da» Phänomen zu beobachten in der Lage waren, riefen erschreckt aus und waren im Moment wie geblendet. Wie ein glänzender Schweis senkte sich der Feuerball auf der südwest lichen Himmelsrichtung hernieder, um in rascher Auflösung zu zerstieben. Mau hatte ungefähr die Meinung, al« wenn sich die unzähligen kleinen Atome über unserem Walkholze zerstreut hätten. — Auch in anderen Theilcn Sachsen», so in Dresden, Chemnitz, Königstein -c., ist zu gleicher Zeit ein Meteor, ansang« von gelb lichem, später von grünlichem Lichte, beobachtet worden. — Wilzschhau«. Zu den seltensten Transporten, mit welchen sich die Eisenbahn zu befassen hat, dürste der Schnee gehören. Derartige Transporte kann man jetzt hier durchgehen sehen; der Schnee ist für Braucreizwcckc bestimmt und wird au« den Carlsfelder Waldungen, dem sogenannten „sächsischen Sibi rien", dem jetzt schneefreien Vogtlande zugeführt." — Schnarrtanne. Am Sonntag brannte hier die reich lich mit Futter und Getreide gefüllte, nicht versicherte Scheune de« Gutsbesitzers und Kleinhändler» Loui« Spitz ncr nieder. — Aus dem Vogtland«, 21. Februar. Unweit Kotten heide wurde am Sonntag früh eine in Zwota wohnhafte Frau Namen« Seemann erfroren aufgcsundcn. Der Ehemann der Unglücklichen war am Freitag in eine Irrenanstalt geschasst worden; da» hat sich die Frau so zu Herzen genommen, daß sie zwei Tage lang im Walde umhcrirrte, ohne etwa« zu sich zu nehmen und am Sonntag früh wurde sie todt aufgefunden. Das Elsen und Trinken unserer Dorfahren. Von vr. A. Ebing. Wie so ganz ander« waren die Mahlzeiten der alten Deut schen im Vergleich zu denen der modernen. Ein Brei, welcher au« den am leichtesten zu ziehenden Korn arten bereitet wurde, lieferte bi« zum Beginn de« Mittelalter« die Haupt- und Lieblingsspeise der Germanen. Selbst im späten Mittelalter stand der Haserbräu noch in hohem Ansehen. Eigent liche«, gebackene« Brod war im hohen Alterthum nur die Speise der Vornehmen. Die einfachen Germanen waren in den frühesten Zeiten richtige Vegetarianer, sie lebten vom Ertrage ihrer Felder einfach und bescheiden. Neben Hafer spielten Hirse, wilde Acpfel und Wurzeln eine Hauptrolle. Dieser Vegetariani«mu» hielt etwa bi« hundert vor Christi an. Dann verdrängte Viehzucht und Jagd den Ackerbau. An Stelle der Feldfrüchtc traten Milch, Käse u. Fleisch. Wo Flüsse und Seen vorhanden waren, spielten auch Fische bei den Mahl zeiten eine große Rolle. Nächst dem Wildpret waren den alten Germanen Roß- und Rinderbraten die beliebtesten. Der Pferdebraten machte Jahr hunderte hindurch da« echte National- und Festgericht au«. Bon den Jagdthieren waren am beliebtesten der Edelhirsch, der Bär, der Aucroch«, da« Wildschwein und Freund Lampe. Tacitu» rühmt an unseren Vorvätern, etwa 100 nach Christi, daß sie nie über den Hunger gegessen hätten, wie c« so oft bei den Römern der Fall sei. Andererseits aber tadelt er die Trunk- sucht. „Die Speisen der Germanen sind einfach," schreibt er. „Um ihren Hunger zu stillen, ist weder feinere Zubereitung noch ge wählte« Gewürz von Nöthen. Dem Durste gegenüber aber zeigt der Germane nicht dieselbe Mäßigung. Fröhnt man seiner Trunk sucht und giebt ihm so viel zu trinken, al« er will, so wird man ihn hierdurch leichter al« mit dem Schwerte bezwingen. Tag und Nacht durchzuzechen ist keine Schande bei ihnen. Wie'« aber bei Trunkenen geht, giebt« oft Skandal, der nicht selten mit Rauferei und Todtschlag endet." Tacitu« kannte seine Pappen Heimer. Da« Nationalgetränk der alten Deutschen war da« Met, ein au« Honig und Getreide bereiteter, berauschender Trank. Seit Karl dem Großen verdrängte der Wein bei den Vornehmen allmählich da« Met, während bei den gewöhnlichen Deutschen da» Gerstenbier der Hauptlabetrank war und blieb. Bier ist ein uralte« deutsche« Wort und bedeutet so viel al« Gebräu. Andere ebenfalls echte, deutsche Bezeichnungen sind alu, da« englische ale, und grut, grutz, welch letztere« ein seine» Weizenbier bezeichnete. Im Norden unsere» Vaterlande« hat sich da» Bier bi« aus den heutigen Tag in seinem großen Verbrauche erhalten, während im Süden der Wein allmählich siegreich vordrang. In den ältesten Zeiten bereitete sich jede Familie ihr Bier selbst; erst im 13. Jahrhundert tauchen sogenannte „Kneipen" oder „Bierschenken" auf. In Frankfurt am Main soll im Jahre 1288 die erste Bierschenke eröffnet worden sein. Der Hopfen kam erst im 14. Jahrhundert in Gebrauch. Worau« tranken die alten Germanen ? Au« Schädeln der erschlagenen Feinde und au« Hörnern. Sehr beliebt waren die Hörner der Auerochsen, deren Ränder man mit Silber beschlagen hatte. Auch der Schädel al« Trinkbecher war künstlich bearbeitet, aber nur bei einigen Stämmen im Gebrauch; e« ist die «ciial» der Langobarden. Später wurden die Hörner auch au« anderen Stoffen her- gestellt, so au« Holz und Elfenbein. Der allgemeine Gebrauch de« Trinkhorn dauerte bi« in da« 12. Jahrhundert hinein. Dann folgte demselben der Becher (Staus) und der Kelch. Im 12. u. 13. Jahrhundert waren „Kopf" und „Schaale" die gewöhnlichen Tiinkgefäße. Der Kopf besaß einen Fuß, die Schaale nicht. Später gab e« noch Humpen, Steinkrüge, »erpichte Holzbecher, die heute noch al« „Lichtcnhainer" existiren. Auch da« Trink born befindet sich heute noch auf jeder Studentenkncipe und in vielen Vereinszimmern. Sein Gebrauch ist aber unzeitgemäß, unappetitlich und in mancherlei Beziehung ungesund. So ein fach die Speisen, so einfach waren auch die HauSgeräthe der alten Deutschen. Im grauen Alterthum diente ein dürftig be hauener Steinblock al« Tisch. An dessen Stelle trat dann später eine schwere kantige Steinplatte, welche aus vier Füßen oder auf einem gekreuzten Gestelle ruhte. Stühle erscheinen erst im 11. Jahrhundert und zwar in den Häusern der Vornehmen. Der nackte Boden, ein Bund Heu oder Stroh, ein dürftiger, wenn« hoch kam, mit der Bärenhaut belegter Stein- oder Holzblock waren die deutschen Tafclsitze. Dann folgte die steinerne oder hölzerne Bank. Die wenigen Holzstühle de« I I. Jahrhundert« zeigen schon Rückenlehne, die de« 13. Jahrhundert« achteckige Sitzplatten und acht Beine. Teller waren schon den ältesten Deutschen bekannt, au« Thon, Holz oder Metall. Sie fungiren aber lediglich al« Austrage- Schüsseln. Bi« in« 12. Jahrhundert hinein diente eine Scheibe Brod al« Eßteller. Uralt ist jene Tellerart, die selbst heute noch stellenweise im Westfälischen und Lippeschen verkommt, jene teller artige Vertiefung im Tisch. Die Gabel erscheint erst im 16. Jahrhundert, bi» dahin hatten die sünf Finger sie vertreten. Die Geschichte de« Tisch mcsserS bat Aehnlichkeit mit der de« Teller«. Wie letzterer be fand sich auch da« Messer nicht im Besitze de« einzelnen Esser«, sondern e« diente al» Gemeingut und war ursprünglich nur vom Vorschncider benutzt. Dem einzelnen Tischgenossen ist e« erst mit der Gabel, im 16. Jahrhundert, zur Verfügung gestellt wor den. In diesem Jahrhundert kam auch die Serviette auf, wäh rend da« Tischtuch schon lange vorher bekannt war. Bei den alten Deutschen saßen die Frauen mit zu Tische und tranken wacker mit. Während de» Mahle» erschollen bei den Großen alte Götter- und Heldenlieder zum deutschen „Lustholze", der Harfe. Sang und Klang würzten jedes deutsche Mahl; ist e« doch auch heute nicht viel ander». Wo immer der Deutsche gut ißt und trinkt, da muß auch wenigsten« gesungen werden. Mit Karl dem Großen ist die gute, alte, einfache Zeit vor bei. Nun wird bereit« eine auffallende Erweiterung der Speise karte verlangt und geboten. Die höfische und ritterliche Tafel erscheint bereit« überladen. Zu allen Gerichten kommen Tauben- u. Pfauenbraten mit Pfeffer sauce. Der Pfeffer ist überhaupt ein sehr beliebte« Gericht. Später fanden Pasteten (pu8ta—Teig) von Hühnern, Rehen und Fasanen große Beliebtheit. Dann kam der Nachtisch auf mit Kuchen, Torten, Käse und ausländischen Früchten, genau wie bei un« und im schreiendsten Gegensatz zur altgermanischen Tafel. Die Aolgen üöler Launen. Die ersten Jahre unserer Ehe gingen wie im Fluge dahin, ich fühlte die ganze Befriedigung, wenn wir allein waren, auf Spaziergängen oder Abend« beim Thec. Hatte ich irgend eine kleine Unannehmlichkeit in der Häuslichkeit, so zwang ich mich, sie meinem Gatten zu verbergen und in seiner Gesellschaft stet« heiter und freundlich zu sein. Ich fürchtete nicht» mehr, al« in seiner Gegenwait langweilig und schweigsam zu erscheinen, oder nur über Kinder und Wirthschast-angelegenheitcn zu sprechen. Dagegen erinnerte ich mich aller hübschen Dinge, die ich gesehen oder gehört hatte, um sie ihm zu wiederholen, oder wir gingen spazieren, unterhielten un« mit Musik, Lektüre rc. Ich war daher glücklich in jener Zeit, dann trat aber eine Äenderung in unserm äußeren Leben ein. Eine« Morgen« stand ich in höchst reizbare» Zustande auf; ich hatte mich erkältet, litt an heftigen Kopf schmerzen und da» Kind hatte mich die ganze Nacht gestört; dazu kam, daß wir ein unerfahrene« Mädchen hatten, die un« an jenem Morgen eine» ihrer schlechtesten Frühstücke austischte. Die Semmel fielen nicht nach Wunsch au«, die Milch war ge ronnen und der Kaffee abscheulich. Mein Gatte ertrug Alle«, ohne ein Wort zu sagen, bi« der Kaffee kam, dieser machte seiner Geduld ein Ende. Er schob seine Taffe zurück und sagte ver drießlich: „Ich wünschte, wir hätten guten Kaffee, warum ist er hier niemal« wie bei meiner Mutter?" — Diese Worte brachten meine üble Laune zum Ausbruch. — „Du findest hier niemal« etwa« gut," sagte ich, über den Ton meiner eignen Stimme er schreckend, „Du hättest bester gethan, bei Deiner Mutter zu bleiben oder mir Leute zu halten, die ihre Arbeit verstehen, ich kann nicht Alle« thun, die ganze Nacht da« Kind warten und Morgen« auch noch Kaffee kochen." „Ich wüßte nicht, daß ich jemals so unvernünftig gewesen wäre, die« zu verlangen," sagte er beleidigt, nahm bald daraus seinen Hut und ging au«. Nach dem er die Thür geschlossen, ging ich in mein Zimmer und weinte wie ein Kind; e» war da« erste Mal, daß ich ihm so geantwortet hatte, ich war der Verzweiflung nahe und regte mich
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