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- Erscheinungsdatum
- 1898-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189810040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18981004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18981004
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-04
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Monat
1898-10
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Jahr
1898
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bourdieu" ist bei den Jrlc« du Salut (zu welcher Gruppe die TeuselSinsel gehört) vor Anker gegangen. — Schweiz. Der Schweizerische BundcSrath hat am Freilag den Text seiner Beschlüsse vom 23. und 27. September bctresscnd Ausweisung von 44 Anarchisten nebst Namen-ver- zcichniß veröffentlicht. Mit Ausnahme von 4 Franzosen, 1 Spa nier, l Russen und 1 Tiroler sind sämmtliche Ausgewiesene Italiener; die meisten sind al» gefährliche Anarchisten bezeichnet, mehrere haben auch schon wegen gemeiner Verbrechen Vorstrafen erlitten, einige waren wegen anarchistischen Treiben« bereit« au« Frankreich oder einzelnen Kantonen ausgewiesen. — Spanien. Die Zahl der zur Zivilbevölkerung gehören den Spanier, die, um der Herrschaft der Amerikaner zu entgehen, Cuba und Portorico verlassen wollen, soll nach einer halbamtlichen Angabe mehr als 200,00t) betragen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. Oktober. Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrich August ist von seinem Jagdausflug nach Wilden thal am Sonnabend früh wieder nach Dresden zurückgereist. Am Mittwoch Abend schoß seine Königl. Hoheit aus dem Pürsch- gang auf Wildenthalcr Revier eine» Sechsender u. am Donnerstag früh auf demselben Revier einen Zwölfender. Die Treibjagd am Freitag auf Carlsselder Revier war für den Prinzen dagegen vom Glück nicht begünstigt. — Eibenstock, 3. Oktbr. Am vergangenen Freitag fand die letzte Sitzung de« hiesigen KirchenvorstandeS unter dem Vorsitze des in den wohlverdienten Ruhestand tretenden, von hier scheidenden Herrn I'. Böttrich statt. Nach Erledigung des ge schäftlichen Theilcs nahm der stellvertretende Vorsitzende Herr Carl Julius Dörffel Gelegenheit, mit trefflichen Worten Herrn IV Böttrich für sein segensreiches Wirken in seiner Kirchgemeinde und seinen liebevollen Verkehr mit deren Mitgliedern den tief empfundenen Dank des KirchenvorstandeS auSzusprechcn und zu wünschen, daß ihm recht bald der Genuß des wohlverdienten Ruhe standes in Gesundheit beschicken sein möge. Als sichtbares Zeichen seiner Verehrung und Anerkennung überreichte sodann der Kirchen vorstand Herrn ?. Böttrich die zu einem größeren Bilde zu- sammcngestellten Ansichten des Inneren und Acußercn der Kirche, sowie des Pfarrhauses mit entsprechender Widmung. Herr IV Böttrich dankte tief bewegt für die ihm beim Scheiden entgegengc- brachtc Liebe u. Anerkennung und für die Unterstützung, die ihm der Kirchenvorstand jederzeit gewährt habe. Er scheide schweren Herzen« aus seiner ihm so licbgewordencn Kirchcngcmeinde und besonder« schwer werde ihm auch der Abschied von dem Kirchenvorstande. Herr IV Böttrich gicbt sodann einen kurzen Ueberblick über da« während seiner Amtirung zum Besten des kirchlichen Leben« Ge schaffene und wünscht von ganzem Herzen, daß auch fernerhin da« Wirken des KirchenvorstandeS ein gesegnetes sein möge. — Die Vorstandsdamen de« Frauen-VercinS überreichten Herrn Pastor Böttrich al« besondere Anerkennung für die langjährige Tätig keit als Curator de« Vereins ein Album mit biblischen Bildern in künstlerischer Ausführung. Seiten der städtischen Collcgien wurde dem Scheidenden durch die Vertreter derselben ein Ab schiedsbesuch abgeftattet und am Vorabende vor seiner Abreise, welche am gestrigen Sonntag Vormittag erfolgte, durch die Stadt kapelle ein Ständchen dargebracht. Möchte es unscrm Seelsorger, welcher 19 Jahre hier in Segen gewirkt hat, vergönnt sein, sich seines Lebensabends in Gesundheit noch recht lange zu erfreuen. — Eibenstock, 3. Oktober. Heute Morgen gegen '/,8 Uhr wurde im Fluther der Zeuner'schen Breimühle hiersclbst der 43 Jahre alte Gärtner Franz Albrecht Lehnert von hier todt auf gefunden. Der Genannte war Abend« vorher bis gegen 12 Uhr in einer hiesigen Schankwirthschast gewesen und scheint beim Ueber- schreitcn de« Grüner Graben« verunglückt zu sein, indem er von dem über dem Graben liegenden, durch den Regen schlüpfrig ge wordenen Holze abgerutscht und in das schnell fließende Wasser gestürzt ist. Ein an dem Verunglückten verübte» Verbrechen ober Selbstmord scheint vollständig ausgeschlossen. — Eibenstock, 3. Oktober. Am Mittwoch voriger Woche wurden von Herrn Trichinenschauer Stölzcl in einem hierorts geschlachteten Landschweine Trichinen vorgefunden. Aus bezirks thierärztliche Anordnung wurde dasselbe vergraben. — Eibenstock. Bei der am Freitag stattgehabtcn Urwahl zur Ergänzungswahl für die Handelskammer Plauen haben in Eibenstock abgestimmt 41 Personen. ES sind gewählt worden mit 40 Stimmen Herr Stadtrath Alfred Mcichßner, mit 39 Stimmen Herr Kaufmann Herm. Rudolph; 2 Stimmen fielen auf Herrn Kaufmann Max Ludwig. In Schönheide wurden ab gegeben für Herrn Bürstenfabrikant F. L. Lenk 27, für Herrn Hoflieferant Ed. Flemming 2V Stimmen. — Bei der hiesigen Wahl für die Gewcrbekammer sielen je 12 Stimmen auf Herrn Schlossermstr. Ed. Porst und Herrn Handschuhsabrikant August Edelmann und je 1 Stimme auf Herrn Restaurateur Robert Flemmig und Herrn Bäckermstr. Ernst Fiedler. — Eibenstock. Der seit 3 Jahren hier bestehende GabelS- berger Stenographen-Vcrein, der fick die Erlernung und Verbreitung der GabelSberger'schen Stenographie zur Aufgabe ge stellt hat, beabsichtigt auch in diesem Winter 2 Elemcntarcurse und zwar 1 für Damen und 1 für Herren (letztere nicht unter 18 Jahren) abzuhalten und ladet, wie au« dem Jnseratcntheile zu ersehen ist, um zahlreiche Betheiligung ein. ES braucht wohl hier nicht besonders hervorgehobcn zu werden, welchen großen Nutzen die Kenntniß der Stenographie bringt, nur sei erwähnt, daß sie in vielen Kreisen nicht so gewürdigt wird, wie sie es ver dient. Leider giebt e« immer noch viele junge Leute, die nicht die ihnen zu Gebote stehende Zeit und Gelegenheit ernstlich be nutzen, sich in der Stenographie gründlich auszubilden. Viele gehen lieber Vergnügungen nach oder lassen sich gegen die bestehen den Einrichtungen aufhetzcn, ohne zu bedenken, daß sie nur durch eifriges Lernen in der Jugend die eigene Lage verbessern können. E« ist thatsächlich, wie immer wiederholt werden muß, kein Ueber- fluß, sondern ein recht empfindlicher Mangel an solchen jungen Leuten, die neben den Schulkenntnissen auch die Eigenschaft be sitzen, flott stenographircn zu können. Im Stenographen-Verein ist jedem jungen Mann reichlich Gelegenheit geboten, sich zu ei nem tüchtigen Stenographen auszubilden. ES stehen ihm Lehr mittel hervorragender Reichstagsstenographen zur Verfügung und Männer zur Seite, die durch langjährige Thätigkcit sich al» ge schickte Leiter stenographiscker Eurse ausgebildet haben. Neben den Lehrmitteln werden eine Reihe stenographischer Blätter gehalten, die den Theilnehmcrn an den UebungS- und Anfängercursen zur Vervollkommnung dienen sollen. Möchten daher recht viele Da men und Herren sich den beginnenden Elementarcursen anschlie ßen, damit die Kunst GabelSbcrgerS in weite Kreise unserer Stadt eingesührt werde. — Eibenstock. Mit dem 1. Oktober ist wiederum eine Erweiterung de» Sprechbereich« der hiesigen Stadtfern- sprccheinrichtung eingetreten. E» sind hinzugekommen die Orte: Blankenburg (Schwarzathall, Erfurt, Gera sReuß j. L.), Greiz, Neustadt (Orla), Pößneck, Saatfeld (Saale), Rudolstadt, Schwarz burg. Die Gebühr für Gespräche mit diesen Orten beträgt 1 M. — HundShübel. Nächsten Sonntag,den 9. Oktober, Abend« 8 Uhr findet im Möckel'schen Gasthofe allhier die die«jährige Generalversammlung de« hiesigen Frauenvereine« statt. Bisher war immer über ziemlich mangelhaften Besuch seilen der Mit glieder bei solchem Anlaß zu klagen. Möge die Betheiligung an der Versammlung dic-mal eine recht zahlreiche sein. Auf der Tagesordnung stehen RechnungSabnahme und Berathung betr. de« diesjährigen Familienabends. — Carlsfeld, 30. Septbr. Vergangenen Dienstag ver brannten sich mit kochendem Wasser zwei Kinder des Glasmacher« Reichenbacher hier derart, daß da» eine, ein Knabe von zwei Jahren, den Brandwunden erlag. — Carlsfeld. Am 1. Oktober beging Herr Direktor Gustav Doß sein 2bjährigeS Jubiläum al» Beamter der v. Bulteju«- schen Glashüttenwerke. Durch da« Vertrauen der hiesigen Ein wohner gehört genannter Herr bereit« seit vielen Jahren dem Gemeinderath-- Collegium und dem Schulausschuß an, ferner war c« ihm durch rastlose« Streben und Wirken vergönnt, unsere GlaShüttenwerkc auf die jetzige Höhe zu bringen. Durch seine freundliche und wohlwollende Gesinnung gegen seine Untergebenen und überhaupt gegen Alle, die Gelegenheit haben, mit ihm in Verkehr zu treten, erwarb ihm die Hochachtung Aller. Möge e» Herrn Direktor Doß vergönnt sein, noch viele Jahre zum Segen unserer GlaShüttenwerkc und unserer lieben Gemeinde seine« Amte« zu walten. — Sosa. In der Erkenntniß, daß die ErzgebirgSver- cinc viel zur besseren Würdigung deS Gebirges beigetragen haben, hat sich auch in unserem Orte ein Zweigverein, der 47. der Erzgebirgsvereine, mit zunächst 20 Mitgliedern gebildet. Der Vorstand besteht au« folgenden Herren: Oberförster Höpfner, Vorsitzender, Kirchschullchrer Meyer, Förster Güttlcr und Mühlen besitzer Unger. — Dresden, 29. Septbr. Die Skruppellosigkeit, mit der sozialdemokratische Zeitungen gestohlene Briefe und Aktenstücke veröffentlichen, hat in Dresden erbauliche Früchte gezeitigt. Dort beobachtete bei der Reichstagswahl der sozialdemokratische Bau gewerke Paul Schulz, wie ein Kontroleur der Konservativen einem Dienstmann zwei Briefe mit der Weisung übergab, sie zwei Mit gliedern der konservativen Partei — säumigen Wählern — zu übermitteln. „Genosse" Schulz bewog den Dienstmann, ihm die beiden Briefe zu übergeben, indem er versicherte, er werde sic, La er gerade Gelegenheit habe, an die richtige Adresse befördern. „Genosse" Schulz trug die Briefe aber nicht an ihren Bestimm ungsort, sondern ließ sozialdemokratische Stimmzettel dorthin be sorgen. Der Vorfall kam heraus und „Genosse" Schul; wurde wegen Unterschlagung soeben zu vier Wochen Gefängniß »erur- theilt. — Plauen. Gelegentlich des kürzlich hier abgehaltenen Jahrmarktes wurde von der Polizei eine Revision der Kochge schirre auf deren Bleigchalt vorgenommen. Dabei hat sich er geben, daß 180 Kochgeschirre wegen zu starken Blcigehalte« zu beschlagnahmen waren. — OelSnitz. Mir großer Befriedigung kann man neuer dings wiederholt lesen, daß die Mißhandlungen von Stief kindern seitens der Gerichte exemplarisch bestraft werden, und wenn die Zeitungen in allen Fällen von diesen Erkenntnissen Notiz nehmen, so kommt es hoffentlich mit der Zeit dahin, daß diese rohen, unmenschlichen Züchtigungen nachlassen. So wurden am Mittwoch der 26 Jahre alte Bilderrcisendc Joh. Heinrich Louis Kropf und dessen 29 Jahre alte Ehefrau Katharine Kropf geb. Fuchs von hier, welche am 30. Mai d. I«. Abend« den acht jährigen Karl Fuchs, den Stiefsohn des Angeklagten Kropf, so barbarisch gezüchtigt, daß sic das ihnen zustehcnde elterliche ZüchtigungSeccht weit überschritten und die Gesundheit und da« Leben des Jungen ernstlich gefährdet hatten, vom königl. Land gericht Plauen wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Mo naten und bez. zu zwei Wochen Gefängniß verurtheilt. — Meißen, 29. September. Ein hiesiger Geschäftsmann wird in seinem Komptoir von seinem jüngsten, erst zwei Jahre alten Töchterchen besucht. Erfreut darüber, hebt er da« Kind empor und will es küssen, vergißt aber dabei, daß er die Feder Hinterm Ohr hat, und verletzt, da die Begrüßung etwas stürmisch geschah, da« Kind dicht am Auge ziemlich erheblich mit der Tinte haltenden Feber. Es trat Geschwulst und Entzündung am Auge ein, und auch heute noch ist es fraglich, ob das Kind nicht einen dauernden Schaden davonträgt. — Schcllcnberg, 30. Septbr. Große Unzufriedenheit herrschte seit vorigen Sonnabend unter den an den Erdarbeiten beim Bahnhofserwciterungsbau zu Erdmannsdorf beschäftigten 40 fremdländischen Arbeitern, meist Italienern. Sie glaubten, sie seien bei der Lohnzahlung benachtheiligt re. Haupt sächlich richtete sich ihr Haß gegen den die Arbeiten leitenden Schachtmeister Johann Bon, einen Oesterreicher. Die streitige Angelegenheit wurde von der Bauleitung dadurch erledigt, daß von diesen 40 Arbeitern 34 entlassen wurden. Die abgelohnten Arbeiter entfernten sich jedoch nicht, sondern suchten wiederholt aufs neue Streit mit dem genannten Schachtmeister, wobei eine» der Arbeiter, ein älterer Italiener, sich soweit vergaß, den Schacht meister mit einem Messer am Oberschenkel zu verwunden, glück licher Weise nicht lebensgefährlich. Fünf Mann der revoltirenden Arbeiter, darunter der Messerheld, wurden verhaftet u. die übrigen abgelohnten Arbeiter zwangsweise au« dem Orte entfernt. — Rautcnkranz. Die hiesige, seit ihrer Begründung unter der schätzenSwcrthen Führung de« Hrn. Hauptmann Maerker stehende Freiwillige Feuerwehr feierte am vorvergangenen Sonntag im Schusterschen Gasthofe da« Fest ihre« >0 jährigen Bestehens, wobei 13 Mitgliedern die für 10jährige Dienstleistung übliche Litze verliehen wurde. Herr Gcmeindevorstand Benedict beglückwünschte die Freiwillige Feuerwehr zu ihrem Jubelfeste unter herzlichen Worten des Danke« für deren treue, hilfsbereite Thätigkcit und toastete aus den hohen Protektor, Sc. Majestät König Alber«. Auch von Herr Kreisvertrcter Bittner au« Reichenbach war ein Glückwunschschreiben eingegangen. Eine dem Fcstball am 'Nachmittag vorauSgcgangenc Uebung unter dem schneidigen Kommando de« Herrn Vizehauptmann Schuster zeugte von der überaus guten Schule, deren sich die hiesige Feuerwehr zu er freuen hat. — Au« dem Vogtlandc. Die in letzter Zeit wiederholt vorgekommene Vergiftung von Fischen in Flußläuscn in der Nähe vogtländischer Industriestädte hat zur Entsendung von Be amten der Königl. Gewerbeinspektion sowie von chemischen Sach verständigen geführt, welche insbesondere die Kläranlagen der Färbereien, Bleichereien, Brauereien und Gerbereien besichtigten. So wurden in Treuen, woselbst kürzlich durch da« Einfließen der F-brikwässer in die Treba und Trieb fast der ganze Mischbestand vernichtet wurde, die vorhandenen Kläranlagen für ungenügend erklärt und den in Frage kommenden Fabrikbesitzern aufgegeben, einen Kanal und ein Klärbassin zu erbauen. — Die Wohnung«geldfrage der sächsischen Staat«- beamtcn scheint, wie man au« Dresden schreibt, nunmehr bald zur Erledigung zu gelangen. Wie erinnerlich, haben diese Beamten sich seiner Zeit an da« königliche Ministerium und an die Land stände mit der Bitte gewandt, in Anbetracht der hohen Micth- prcisc ihnen einen Wohnungsgeldzuschuß gewähren zu wollen. Dieser Bitte konnte zunächst au» verschiedenen Gründen nicht nachgekommen werden, doch war man an maßgebender Stelle von der Nothwendigkeir, Abhilfe zu treffen, überzeugt. Die« kam auch während der Landtag-Verhandlungen feiten« der königlichen Staat«- regierung mehrfach zum Au«druck. Wie nunmehr al« bestimmt mitgetheilt wird, sind im königlichen Ministerium die Erhebungen in dieser Angelegenheit wieder ausgenommen worden, und e« werden gegenwärtig die Fragen erörtert, ob man eventuell einen Wohnungsgeldzuschuß nach demselben Classenshstem wie bei der Reich-post- und bei der preußischen Eisenbahnverwaltung einführt oder ob man feststehende Zulagen für Beamte in denjenigen Orten bewilligt, in denen die Wohnungen sehr thcuer sind. Nach beiden Richtungen hin wird im königlichen Ministerium eifrig gearbeitet; allem Anscheine nach wird jedoch die Ortszulage um deswillen in nähere Erwägung gezogen werden, weil man damit der Staats kasse keine allzuhohen Opfer auszuerlcgen braucht. Theater. Die fröhliche Kinderschaar, welche gestern den Theatersaal bis auf den letzten Platz füllte, folgte den Vorgängen aus der Bühne mit viel Interesse und großem Behagen. Ein Sturm von Beifall erhob sich, al« die alte böse KnuSperhexe von Hänsel und Grethel in den glühenden Backofen geschoben wurde. Die prächtigen Dekorationen nahmen sich herrlich au» und überraschend wirkte es, als bei der Kinder Traum sich im Hintergründe eine ideale Landschaft zeigte. Heute, Dienstag, findet eine Aufführung de« beliebten Gesangsstücke« „Lenore" statt. Gedenktage rum 2» jährige» Aegierungs-Auvitä«« König Kköerts v»n SaLsex. 4. Oktober. 1869. König Johann besucht die durch Brand zerstörte Stadt Frauenstein. 5. Oktober. 1896. Ein Preisausschreiben für ein in Dresden zu errichtendes König Albert-Denkmal wird erlassen. Aus den Ehrentagen deutscher Landwehr. Von G. Harder. (Schluß). Eben wollte er seiner tiefen Entrüstung über eine solche Unersättlichkeit Lust machen, al« plötzlich draußen das Alarmsignal erscholl. Wie der Blitz fuhren die Landwehrleutc auseinander und griffen zu ihren Waffen. „Schnell, schnell", trieb der Sergeant, „und ich sage Euch, haltet die Ohren steif. Jetzt wird'« Ernst. Meine Nase brennt wie Feuer, und dann giebt'S immer 'was Ernste«." „Oder hat'« 'was Nasse« gegeben", brummte Hutkopf, aber doch nicht so leise, als daß er nicht hätte verstanden werden können. Der Sergeant warf ihm einen entrüsteten Blick zu und antwortete: „Hutkopf, ich bin ein Christ und ein guter Kamerad, sonst könnte ich Ihnen leicht eine Kugel in Ihren Wanst wünschen, damit da« Fett etwa« abliese. Zeigen Sic Ihre Schnoddrigkeit den Franzosen, Sie — Sie Saucischenfabrikant." Aber zu weiteren Auseinandersetzungen war keine Zeit mehr; im Dunkel de« regenfeuchten Herbstmorgens, an dem e« auf der straße nur so klatschte und spritzte, eilten die Landwehrleute dem Sammelplätze zu. In wenigen Minuten war da« ganze Bataillon beisammen und sofort ging c« vorwärts; e« regnete noch immer ziemlich heftig. „Knicker, jetzt wäre Gelegenheit, Jeanne« Flasche wieder zu füllen!" spöttelte Hutkops. Knicker warf seinem Nebenmanne einen ärgerlichen Blick zu und brummte etwa« von „da« letzte Mal gewesen sein, daß er solchem Menschen einen Tropfen Kognak gegeben". Bum, bum, bum! ging e«. In der Morgenfrühe hatten zwei französische Fort« da« Feuer gegen die deutschen Stellungen wieder eröffnet. Der Regen begann nun langsamer und lang samer zu fallen, ein heftiger Wind trieb die grauen Wolken am Himmel dahin und dorthin. Heftiger und heftiger wurde da» Geschützfeuer. Mit donnerndem Krachen platzte da in der Nähe eine Gra nate und zerschmetterte einige Bäume, verwundete aber Niemanden. „Alle Wetter, sie haben ihr Ziel gesunden!" brummte Sergeant Kurz Knicker zu; „das kann nett werden. Ich wußte ja, mein Nasenjucken hatte etwa« zu bedeuten!" Wieder ein donnernde« Krachen; eine Granate schlug einem Landwehrmann den Kopf samt Tschako glatt vom Rumpfe, und verwundete 6—8 Mann. Da« war der erste Verlust an diesem heißen Tage. „Im Laufschritt vorwärts, marsch, marsch!" kam der Befehl. Im Eilschritt legten die Landwehrleute ohne weiteren Verlust eine Wcgestrecke von etwa 10 Minuten zurück nnd kamen nun zu einem kleinen, völlig verlassenen und halb in Trümmer ge schossenen Dorsc, in welchem die äußersten deutschen Posten standen. Der Bataillonskommandant stieg vom Pferde und hörte aufmerksam den Bericht de« BorpostenoffizierS. Ein Spion war vor Kurzem in den deutschen Reihen angekommen und hatte mit vollster Bestimmtheit berichtet, daß in der Festung in der Thal ein Generalangriff aus die deutschen Stellungen vorbereitet werde. Und wahrscheinlich gelte der Landwehr, die General Bazaine am leichtesten zu durchbrechen hoffe, der Hauptangrisf. Etwa« von diesen Worten war in den Reihen der Land- wehrleute bekannt geworden. „Uns meint er zum Teufel jagen zu können, schneller als wie die Linie? Heinrich, mir graut vor Dir!" so gab Hutkopf sein Urtheil ab. „Einfach lachbar!" äußerte Windmann. „Der Kerl ist wohl nicht von heute!" bemerkte Knicker. „Seehund!" meinte der Sergeant trocken. Neue Kolonnen rückten in die Front, stärker und stärker wurde da« Gcschützseuer, da« nun auch von deutscher Seite kräftig ausgenommen wurde. Wieder hatten die französischen Geschütze die Stellung der Landwehrleutc gefunden und mancher wackere Mann sank in seinem Blute zu Boden. Ruhe im Feuer, da« ist da« Schlimmste, wa« den Soldaten im Feldzuge treffen kann. Die Landwehr hielt ohne zu zucken au«. „Knicker, geliebter Freund", sagte da Hutkopf, „Deine Augen sind ja durch den Kognak gestärkt nnd wacker geworden. Sieh doch mal da drüben den dunklen Streifen, der sich immerzu bewegt, wa« ist da«?" Alle Augen wendeten sich der Richtung zu, welch« Hutkopf angegeben. E« war wohl für Niemand auch nur einen Moment zweifelhaft, wa« die dunkle Masse bedeutete. E« waren die Roth- hosen, welche in dichten Kolonnen gegen die deutschen Stellungen avancirlen.
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