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- Erscheinungsdatum
- 1898-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189803191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18980319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18980319
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-19
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Monat
1898-03
-
Jahr
1898
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beschränkt, da die Vereinssleuer eine sehr geringe ist, die Beiträge unter den gegebenen Verhältnissen auch nicht gut erhöht werden können. Da kam uns unser geehrter Stadtrath und in der Hauptsache Wohl unser geehrter Herr Bürgermeister Hesse in dankenswerther Weise insofern entgegen, als auch Er diesen Gedanken anregte und Mittel zur Prämiirung der besten Arbeiten in Aussicht stellte. Ein Hauptbedenken war nun gehoben, und nun ging eS mit regem Eifer an die Arbeit, den lange gehegten Wunsch »u verwirklichen. Heute baden wir dieses Erstlingswerk vor uns und ich hoffe, daß eS befriedigt hat, vielleicht so befriedigt, daß wir in den nächsten Jahren nochmals und viel« leicht Besseres Ihnen vorführen können. Aber nicht blos dieses, auch noch Anderes bezwecken wir mit dieser Ausstellung. Wenn hier der Lehrling, je nach dem Lehrjahre, eine mehr oder minder unfertige, nicht ganz tadellose Arbeit ausstellt, so zieht der Laie immerhin einen Schluß auf die übrigen Arbeiten, die in der betr. Werkstatt geliefert werden. Es mag sich ja Vieles dagegen einwenden lassen und gerade deshalb, weil nicht ein Lehrling einschlägt wie der andere, weil nicht jeder die gleiche Geschicklichkeit, Energie und Lust zur Arbeit entwickelt, aber es hat auch insofern seine Berechtigung, als die Arbeit des Lehrlings unter Aufsicht und Anleitung des Meisters ausgeführt wird, und als man an der Arbeit die Anleitung und die Rathschläge des Meisters doch erkennen kann. Unser Bestreben soll nun dahin gehen, nicht blos den Lehrling, nein auch den Gesellen und Meister wollen wir anspornen, wir wollen bei Jedem, sei er Meister, Geselle oder Lehrling, den alten Stolz auf sein Handwerk wieder erwecken, der leider bei den jetzt im Handwerk herrschenden trüben Verhältnissen viel verloren hat. Ich schreite nun zur Namensnennung der für ihre Arbeit prämiirten Lehrlinge, und hoffe dabei, daß die Prüfungskommission, unterstützt durch die Gutachten der Sachverständigen, das Richtige getroffen habe, und es ist wohl auch kein Zweifel darüber, daß die betreffenden Lehrlinge die Ar« beiten ohne thätliche Hülfe des Meisters selbst angefertigt haben. Es kann dies schon deshalb nicht bezweifelt werden, da die betr. Meister hierzu schrift lich ihr Ehrenwort gaben, außerdem auch controlirt wurden. Prämiirt wurden die nachstehenden Lehrlinge, und zwar: Mit ersten Preisen: Friedr. Leichscnring und Paul Wagner. — Mit zweiten Preisen: Walter Pfefferkorn, Hans Haas, Paul Hutschenreiter und Hans Flemmig. — Mit dritten Preisen: Henn. Kuntze, Wenzel Lohwasser, Paul Horbach, Ulrich Flechsig, Max Schuldes, Hans Seidel, Wilh. Voigt, Felix Stark, Richard Beck, Georg Stölzel und Johannes Schmidt. Belobigungen erhielten: Ernst Ott, Ernst Lange, Paul Liebold, Alban Meinhold, Max Flach, Johannes Kramer, Walter Höll und Willi Uhlmann. — Vertreten waren 31 Aussteller, 2k» Lehrmeister, 15 Branchen. Diejenigen Lehrlinge nun, welche eine Prämie nicht erhalten konnten, sollen sich nun nicht darüber grämen, und ihre Meister sollen sich nun nicht etwa zurückgesetzt oder beleidigt fühlen, zumal anerkannt werden muß, daß alle Aussteller ihr Möglichstes gethan und sich die größte Mühe gegeben haben. Im Gegentheil soll es ihnen ein Ansporn sein, zu lernen und zu streben, um bei einer nächsten Ausstellung zu den Prämiirten zu gehören. Die aber, welche prämiirt worden sind, sollen nicht denken, daß sie Meisterstücke geliefert haben, daß sie nun genug können, daß sie nichts mehr zu lernen brauchen, denn bei der Prämiirung ist man wohl darauf bedacht gewesen, das eS nur Lehrlingsarbeiten sind, daß so manches Stück an Sauberkeit, an guter Zusammenstellung u. s. w. noch viel zu wünschen übrig läßt. Dies mögen die Lehrlinge wohl beherzigen. Eines möchte ich hier nicht unerwähnt lassen, unser Handwerkerstand speeiell hier in Eibenstock ist vielen anderen Städten gegenüber in einer nicht besonders günstigen Laye. Die Geschäftsverhältnisse sind nicht die besten, einmal gedrückt durch die große Concurrenz der großstädtischen Betriebe und Läger, andererseits durch Schleuderpreise von Geschäften, welche das Publikum durch Lieferung geringerer und schlechterer Waare betrügen. Weiter ist unsere Stadt durch schlechte Verkehrsverhältnisse etwas seit wärts vom Weltverkehr gedrängt, sodaß auch unsere Großindustrie gleich dem Handwerk zu kämpfen hat. Doch wird auch dies besser werden, und schauen wir alle Zeit vertrauensvoll auf unseren allverehrten König Albert, den Schützer der Industrie, des Handwerks und der Künste, den Freund unseres Erzgebirges, er wird auch uns nicht vergessen. So schließe ich nun die Ausstellung, wie sie eröffnet wurde, mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät König Albert von Sachsen. Se. Majestät König Albert lebe hoch, hoch, hoch. Der Ernst mußte nun der Heiterkeit weichen. Ein tresflich gespielter Einakter .Der dram. Verein Thalia" und ein Couplet „Vom Nordpol zurück" fanden beiderseits dankbare Aufnahme und wurden lebhaft opplaudirt. Der nun folgende Ball hielt die An wesenden bi» in die frühesten Morgenstunden beisammen in dem Bewußtsein, daß Ausstellung sowie Stiftungsfest wohl gelungen noch lange in der Erinnerung bleiben werden. — Sofa. Die am Bußtag für die innere Mission ge sammelte Collecte Halle den Ertrag von 37 Mk. 40 Pf. Unter derselben befanden sich l Zehn-, l Fünf-, 2 Einmark- und 12 Fünszigpfennigstücke. Auch diese Colstcte hat sich seit 5 Jahren verdoppelt, gewiß ein crsreulichkS Zeichen für den wachsenden christl. Geist in der Gemeinde. — Reichenbach, 16. März. Ein hiesiger Einwohner mußte sich jüngst eine Haussuchung gefallen lassen, weil ein Reisender, mit dem er in einem Koupee von OelSnitz nach hier gefahren war, ihn der Wegnahme einer Brieftasche bezichtigt halte. Schließlich stellte c« sich heraus, daß der Reiseonkel da» Werth stück in Orl»nitz auf dem Bahnhose hatte liegen lassen. — Stickerei-Industrie. Wie da» .St. Gallcner Tgbl." zu berichten weiß, steht der Stickerei-Industrie, besonder» der Schisfli-Stickerei, eine große Umwälzung bevor. E» sei einem Schweizer, Arnold Gröbli in New-Aork, durch Jahrzehnte lange Arbeit gelungen, ein Problem der Mechanik zu lösen, an dem bisher die vielfachsten Bemühungen hervorragender Techniker ge scheitert sind. Der Erfinder hat eine Maschine construirt, die analog der Jacquardmaschine selbstthätig (automatisch) die com- plicirtesten Bewegungen der Schisfli-Stickmaschinen bewerkstelligt. Herr Gröbli hat sich seit einigen Jahren zum Zwecke der Ver vollkommnung seiner Erfindung mit einem der hervorragendsten schweizerischen Stickerei-Etablissement», der Stickerei Feldmühle in Rorschach, in Verbindung gesetzt. Die letztere hat, nachdem die Vervollkommnung der Maschine so weit durchgeführt war, daß diese alle» Da» leisten kann, wa» ein intelligenter und geübter Sticker qualitativ zu leisten im Stande ist, während sie quantitativ ungefähr die doppelte Production ergiebt, die Patente resp. Patent rechte für die HauptproductionSgebiete erworben. E» sei da» Bestreben der Patentinhaber, in erster Linie der schweizerischen Industrie die Vortheile der Erfindung zuzuwenden. — Da die Natur der Sache unbedingt zum Großbetriebe zwingt, so sind Unterhandlungen eingeleilet, die demnächst zu einem definitiven Abschlüsse führen dürsten, behuf» Errichtung einer groß angelegten schweizerischen Lohnstickerei, die der Sachlage nach mit einem durchschnittlichen Slicklohn von 18 Rappen (1 Rappen — Pf.) per 4 Stab und 100 Stich wird arbeiten können. Der Be fürchtung, daß ein großer Theil der Sticker brodlo» werden könnte, wird cntgegengehalten, daß dieselbe nicht begründet ist, indem die große Mehrzahl derselben durch die erhöhte Produktion, wenn auch in veränderter Weise, leichtere und lohnende Beschäftigung finden wird. Gedenktage zum 25jLyrta,n Aregierungs-ZuvilLu« Fi-nig Atverts v»n Sachse«. 19. März. 1863. Geburt der Prinzessin Mathilde, Tochter des Prinzen Georg. 20. März. 1895. Tod deS Fürüen von Lippe-Detmold. Die Entscheidung der Streit» frage bez. der Thronfolge wird König Albert übertragen. 21. März. 1867. Kronprinz Albert wird Chef des Jäger-Bataillon- Nr. 12. Der Berliner Barrikaden - Kampf vor 50 Jahren. Unter all' den blutigen Ereignissen, welche im März 1848 Europa bewegten, war der Berliner Barrikaden - Kampf vom 18. März und in der Morgenfrühe de« folgenden Tage» der blutigste und umfangreichste. Wa» ihn besonder« bemerken-werth macht, ist die Thatsache, daß alle politischen Forderungen, um welche c» sich damal» in Berlin handelte, von König Friedrich Wilhelm IV. bereit« bewilligt waren, da« entsetzliche Blutver gießen also keinerlei praktischen Werth hatte. Die Berliner Bevölkerung war durch den Zusammenbruch de» französischen Königsthrone« lebhaft bewegt worden, immerhin verging aber noch einige Zeit, bi« man daran dachte, in eigener Sache Politische Forderungen zu stellen. Vom 6. März ab fanden bei den bekannten Reftauration»lokalen der Zelten im Thiergarten täglich Versammlungen statt, in welchen die Zeitforderungen: Verfassung, Volksbewaffnung und Preßfreiheit gestellt wurden. An eine thätliche Auflehnung dachte aber kein Berliner. Da» änderte sich unter dem Einfluß der täglich wachsenden Erregung und unter den Hetzworten fremder Agitatoren. E» wird bestritten, daß solche ausgetreten seien, ist aber nicht zu leugnen. Am 13. und 14. März kam e» zu leichteren, am 15. und 16. zu ernsteren Zusammenstößen mit Garde-Infanterie und Kavallerie, welche die Menschenmassen zerstreuen sollten. E» gab Todte u. Verwundete, und da» vergossene Blut schärfte die Erbitterung aus da» Höchste. Die Soldaten wurden wieder durch Schmähungen unendlich gereizt. E» war am Vormittage de« 18. März, eine» prachtvollen Frühlingstage». Gegen Mittag zog eine Deputation der Stadt, von Tausenden Bürgern au» allen Ständen begleitet, in» Schloß, um dem Könige ebenfalls die Wünsche nach Reformen vorzutragen. Friedrich Wilhelm IV. ging auf alle» Wesentliche ein, er trat mit dem Bürgermeister Naunyn aus den Balkon, und da» Haupt der Stadt rief die Antwort de» Monarchen den auf dem Platze versammelten Tausenden zu. Stürmischer Jubel erbrauste, der ganze Zwist erschien gehoben. Da kam da» Verhängniß. Immer neue Menschenmassen strömten nach dem Schlosse, der Jubellärm ward größer und größer. Jetzt rückte Garde- Infanterie in» Schloß ein, die bei den letzten Zusammenstößen am 15. und 16. März geschossen hatte, und nun wurden erst Einzelne, dann Tausende von Stimmen laut: »Militär zurück." Der Lärm wurde so gewaltig, daß der König Befehl gab, den Platz zu räumen. Die nunmehr folgende kritische Episode stellen wir nach den Worten von Augenzeugen dar: Eine.Schwadron Drago ner trieb mit angcfaßtem Säbel, nicht in Attacke, die Menge in die auf den Schloßplatze mündende Breite Straße, während später Infanterie die Neuandrängenden nach der seitwärts gelegenen Kurfürstenbrücke und folgenden Königstraße drängle. Da fielen zwei Schüsse; einem Soldaten war da» Gewehr entfallen, auf ein andere« Gewehr hatte Jemand au« der Menge geschlagen. Ein Befehl zum Schießen war also nicht erfolgt, auch ist Niemand verwundet. Die Wirkung dieser Schüsse war eine entsetzliche: »Verrath, man mordet da« Volk!" so erscholl e», im Nu war der Platz leer, eine große, im Schlosse ausgehängte Fahne mit den Worten »Ein Mißverständniß", fand keine Beachtung mehr, überall wuchsen mit Zauberschnelle Barrikaden au« dem Boden. Die Volksmassen fanden bei den Bürgern der an da» Schloß grenzenden Straßen thalkräftige Unterstützung, wie eine Raserei war e« über Alle gekommen. Wagen, Tonnen, Balken, Bretter, kurzum, wa« sich darbot, wurde zum Barrikadcnbau verwendet, die Frauen schleppten Steine und kochende» Wasser aus die Hau»- böden, die Dächer wurden abgedeckt, die HauSwände durchbrochen, um, ohne die Straßen zu betreten, schießen zu können. Befanden sich auf den Barrikaden auch zumeist jüngere Leute, Arbeiter und streitlustige Elemente, später holte man auch noch die Gefangenen au« dem »Ochsenkops" herau», die Bürgerschaft, namentlich die Schützen, waren doch auch in großer Zahl vertreten. Die Kom mandanten auf den hauptsächlichsten Barrikaden waren Berliner. Alle Woffenniedcrlagen wurden gestürmt, Geschütze hatten die Barrikadenkämpfer nur zwei, die mit Eisen und .Murmeln" (hier Tippkugeln genannt) geladen wurden. Mit Speise und Trank wurden die Barrikadenmänner au« allen Häusern unterstützt. Aus allen Kirchthürmen befanden sich Bürger, die Sturmglocken hallten ununterbrochen. Während alle Zugang»straßen zum Schlosse mit Barrikaden versehen wurden erhielt der General von Pritlwitz, der Ober befehlshaber der 12,000 Mann starken bewaffneten Macht den Befehl zum Angriff. Die Wuth stieg auf beiden Seiten bi» zur Siedehitze, und schwere Thaten werden nur dadurch erklärlich. Besonder» in der schmalen Königstraße ging e» furchtbar zu, Hau» für Hau» mußte erobert werden, überall ein entsetzliche» Gemetzel. Au» allen Fenstern pfiffen die Schüsse, von den Dächern prasselten die Steine, erst nach wiederholtem Angriff und scharfem Kartäffchenfeuer war die Straße zu gewinnen. Ihr Befehlshaber war der Thierarzt Urban. Die vom Mechaniker Siegrist gehaltene Barrikade am Kölnischen Fischmarkt, gerade gegenüber dem Schlosse, wurde erst nach fünfmaligem Sturm erobert. Am heftigsten tobte der Kampf in der Nacht. Alle Fenster waren erleuchtet, mehrere vom Pöbel angczündete staatliche Ge bäude sandten mächtige Feuersäulen in die Dunkelheit, dazu da» rollende Geschützfeuer, da« Knattern der Gewehre, da» Geheul der Sturmglocken, Alle« ein grausige» Bild. Und e» verfehlte seinen Eindruck aus den König nicht, der von Bürger-Deputationen um Zurückziehung der Truppen gebeten wurde. Morgen» um 5 Uhr kam der Befehl zum Einstellcn de» Feuer», der König hatte selbst die berühmte Proklamation »An meine lieben Berliner" niedergeschricben. Im Laufe de» Morgen» wurden überall die Truppen zurückgezogen und rückten nach und nach au» Berlin ab, während die Bürgerbcwaffnung organisirt wurde. Der 19. März, ein Sonntag, brachte die grausige Scene im Schloßhofe, eine Ihatsächliche Beleidigung de« Monarchen. Man schleppte die Leichen der Gefallenen herbei und legte ihre Wunden blo«, während stürmische Rufe erschollen: »König rau»!" und dann, al» der König mit seiner leidenden Gemahlin erschien, hieß e«: »Hut ab!" Diese« grauenhafte Schauspiel endete der Gesang »Jesu», meine Zuversicht!" Da« war eine Kränkung, die der König mit Recht nie vergessen konnte. Die Truppen waren abgezogen, de» König« Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm, den die Berliner damals nur den.Kar tätschenprinzen" nannten, mußte nach England reisen; seine Reise war eine flucharlige, nicht blo« in Preußen, auch in Mecklenburg. An da» prinzliche Palai» Unter den Linden schrieb man »National- Eigenthum." Am 21. März erfolgte der Umritt de» König« durch Berlin unter Vorantragung einer schwarz-roth-goldenen Fahne, unter begeistertem Volksjubel. »Preußen geht in Deutschland auf, ich werde mich selbst an die Spitze stellen!", so rief der König. Und man erhoffte einen Himmel auf Erden Vermischte Nachrichten. — Die Leiche eine» jungen Mädchen» wurde, wie ein Privattelegramm au» Bonn meldet, im Zimmer zweier an der dortigen Hochschule studirenden Mediziner gesunden. Ueber den Thatbestand wurde Folgende» festzestellt: Von zwei angehen den Doktoren der Medizin, B. au» Hagenau im Elsaß und S. au» Nassau, die im ärztlichen Staatsexamen stehen und bei einer Familie in Poppelsdorf wohnten, hatte B. ein intime» Berhält- niß mit der 18jährigen Ladengehilfin B. au» Krefeld angeknüpft. Al« sich Folgen einstellten, nahm B. die Braut in seine Wohn ung zur Einleitung einer Frühgeburt, an deren Folgen da« Mäd chen, an dem sich Vergiftung»shmptome zeigten, starb. Beide Mediziner wurden verhaftet. In ihrer Gegenwart sand am Montag die gerichtliche Obduktion der Leiche statt. — Wenn der Zar reist, so werden alle Eisenbahnen, die der Hofzug passtren soll, vier Tage vorher aus beiden Seiten in einer Entfernung von je 200 Meter mit Schildwachen be setzt, die den Bahnkörper zu bewachen haben. Ihr Dienst ist jedoch nicht besonder« schwer. Sech» Stunden vor der Reise kommt die »zweite Besetzung", die mit geschultertem Gewehr aus und ab marschirt und die Augen überall haben muß. Eine Stunde vor Erscheinen de« Zuge» tritt endlich da« »dritte Kom mando in Kraft", da» den Rücken gegen den Eisenbahndamm gekehrt darüber zu wachen hat, daß sich Niemand auf 100 Meter dem Bahnkörper nähert. Hört irgend ein Vorwitziger nicht auf den Anruf, so wird er unweigerlich niedergeschossen. Noch zehn Minuten nach Passtren de» Zuge» verharrt da« Kommando in seiner Stellung. Zu diesem Ehrendienst im dritten Kommando wird nur die Garde au»ersehen. — Die Stauung de» Nil«. Ein ungeheurer Wasser bau, welcher die größte Unternehmung der letzten Jahre aus diesem Gebiete, die durch die Firma Georg Luther in Braun schweig au-geführie Regulirung der Donau am Eisernen Thore, noch weit hinter sich läßt, soll jetzt von einem englischen Hause, John Aird u. Co., in Aegypten in Angriff genommen werden. ES handelt sich um die Aufstauung de» Nil» bei Assuan und bei Siut durch zwei Riesendämme au« Granitquadern, wofür fünf Jahre in Aussicht genommen sind. Der Damm bei Assuan soll sich aus den berühmten Granitriffen erheben und enthält Thore, welche zu Zeiten de» Hochwasser» geschlossen werden, so daß der Sammelweiher in der Nähe sich füllt und sein Wasser zur Sommerszeit, in welcher der größte Bedarf an Wasser für die Zuckerrohr-, Baumwoll- und Reisfelder herrscht, abgeben kann. Mit dem Schluffe de« Sommer« steigt da» Wasser wieder bi» zum Februar, März oder April, sodaß die Bewässerung keine Unterbrechung erleidet. Der Damm hat eine Höhe von 23 in über der Fußsohle und eine Länge von 18 km quer über den Strom. Um die Schifffahrt nicht zu hindern, werden Schleusen in ihm vorgesehen. Die ausgespeicherte Wassermenge beträgt eine Milliarde Kubikmeter. Der Damm bei Siut dient zur Hebung de» Wasserspiegel« und so zur Erhöhung der Wirksamkeit der mittel- und unterägyptischen Bewässerungssysteme. Für die Aus führung dieser gewaltigen Arbeiten erhält die Firma dreißig Jahre lang je 3,- Millionen Mark, und zwar von Beendigung der Dämme ab, ohne Berechnung der Zinsen, also im ganzen nahe an 100 Millionen Mark. — Seltsame Medizin. Der au»gezeichnete Tenorist Volpini lag schwerkrank in London darnieder ; die ersten Aerzte standen an seinem Lager, aber keiner gab dem Kranken die ge ringste Hoffnung. Da erklärte l)r. Maxter, ein junger Assistenz arzt, dem Künstler folgende«: ,E» gicbt nur ein Mittel, Sie zu retten, und diese« Mittel heißt Energie. Trinken Sie eine Flasche Lafitte, stehen Sie aus, kleiden Sie sich an, fahren in» Theater und singen eine Ihrer Partien. Versagt Ihnen die« Mittel, so werden Sic wenigsten« wie ein Held aus dem Felde der Ehre sterben. Im andern Falle können Sie nur langsam dem Grabe zusiechcn." Volpini willigte ein, nahm den Lafitte, dem der Arzt noch einige stimulirende Mittel beigemischt hatte, erhob sich und fuhr in» Theater, wo er unter ungeheurem Jubel de» Publikums eine seiner Liebling«partien sang. Die ungewohnte Aufregung und die unerhörte Willensanstrengung aber hatten die beste Wirkung auf den Kranken, und dieser konnte sich schon nach weni gen Tagen wieder vollständig seiner Kunst widmen, die er noch viele Jahre hindurch ausübte. — WieEheleute einig sind, um uneinig zu wer den, wird hübsch durch die folgende Nachricht au« Modena illu- ftrirt. Alberti Franchetti, der auch in Deutschland bekannte Kom ponist der Opern »Asrael", »Christoph Columbus" und »Herr von Pourceaugnac", lebt mit seiner Gemahlin Margherita, ge borene Levi, in unglücklicher Ehe. Da in Italien die Ehescheid ung nicht eingeführt ist, so beschlossen die beiden Gatten, die Staatsangehörigkeit in einem Lande zu erwerben, wo die Ehe scheidung besteht, und dann durch die Gerichte diese« Staate» ihre Ehe trennen zu lassen. Sie ließen sich deshalb in München nieder, erwarben die bayerische Staat»angehörigkeit und erwirkten sodann in Bayern ihre Ehescheidung. Nun erwächst den Italie nischen Behörden die Aufgabe, zu dieser in Bayern erfolgten Scheidung einer auf italienischem Standeramt geschloffenen Ehe Stellung zu nehmen. Maestro Franchetti, der seinen Wohnsitz in Reggio Emilia hat, stellte bet dem Appellationsgericht in Modena, in dessen Bezirk Reggio Emilia liegt, den Antrag, da» Urtheil de» bayerischen Richter» auch in Italien für giltig und vollstreckbar zu erklären. Kürzlich nun sand in diesem seltsamen Rechtshandel der erste Termin statt. Die Advokaten Franchetti» legten dar, daß e« zu den seltsamsten Wirrungen führen müsse, wenn der Gericht-Hof da» bayerische Urtheil nicht auch in Italien für vollstreckbar erkläre. Maestro Franchetti könne dann im Aus lande eine giltige Ehe eingehen, während er in Italien, fall« er sich wieder verheirathe, wegen Bigamie verfolgt werden müsse. Der Gerichtshof setzte, nach der »AugSb. Abendztg." die Urtheil»- sällung au». — Da» Handwerk. Ein Handwerk soll der Bub' nicht treiben, Denn dazu ist er viel zu gut; Er kann so wunderniedlich schreiben, Ist so ein feine», junge» Blut. — Nur ja kein Hand werk — Gott bewahre! Da» gilt ja heute nicht für fein: »Und wenn ich mir'« am Munde spare, E« muß schon «etwa» bess're«" sein!" — Da« ist der wunde Punkt der Zeiten; Ein jeder will aus'« hohe Pferd; Ein Jeder will sich nobel kleiden, Doch Niemand seinen Schneider ehrt. — Der Hände Arbeit kam zu Schanden; Der ArbeitSblouse schämt man sich, Da» rächt sich noch in deut schen Landen, Da» rächt sich einmal bitterlich. — Da» Hand werk hat noch gold'nen Boden, Hält e» nur mit dem Zeitgeist Schritt! Folgt e« den Künsten und den Moden, Und bringt man Liebe zu ihm mit. — Wenn Bildung sich und Fleiß vermählen Und lhut der Meister seine Pflicht, Mögt Ihr e» zum Beruf erwählen — E» ist da« schlechteste noch nicht. — — Vererbung. Frau: »Ich weiß gar nicht, wo unser Fritz da« lieben»würdige Benehmen her hat?" — Mann: »Na, doch nur von Dir — ich bin ja noch im Besitz de» meinigen!" Kirchlich« Nachrichten ans »er U.rachi« Siöenkock vom I». bi« I». Mär, 1898. Aufaedaren SS) Ernst Julin« Start. Schuhmacher hin, «Hel. S. de« Albrecht Friedrich Stark, Malchinenstickn« hin und Anna Elis« Schönselder
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