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Amts- mt> AWMt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. 14L Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - . ——i. 44. Jahrgang. Dienstag, den 30. November 18SS Lieheinfnhr in WittiMal betr. Nachdem amtlicher Mittheilung zufolge die Maul- und Klauenseuche in der böhmischen Gemeinde Waitzengrün erloschen ist, hat das Königliche Ministerium des Innern die Wiedereröffnung der VieheinbruchSstation Wittigsthal ge nehmigt. Es findet daselbst nunmehr wieder Vieheinfuhr an jedem Mittwoch statt. Schwarzenberg, am 25. November 1897. Königliche AmtshauMlaimsäMt. Frhr. v. Wirsing. W. Nachdem wiederholt Beschwerde darüber geführt worden ist, dah aus den: Erz gebirge von Vogelstellern gefangene Singvögel in das Niederland gebracht und unter der Hand verkauft werden, auch die Plagen über das Abnehmen der für die Land- wirthschaft wegen Vertilgung des Ungeziefers so nützlichen und unentbehrlichen Sing vögel sich von Jahr zu Jahr mehren, werden die Strafbestimmungen in 8 0 des Ge setzes, die Schonzeit der jagdbaren Thiere betr., vom 22. Juli 1876 hiermit in Er innerung gebracht und die Ortsbehörden des hiesigen Bezirks sowie die Gendarmerie angewiesen, darüber, daß den Vorschriften dieses Gesetzes nicht zuwider gehandelt werde, strenge Aufsicht zu führen, auch >ede Uebertretung unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen. Schwarzenberg, am 26. November 1897. Königliche AmtShauptmannschaft. Arhr. v. Wirsing. K. Holz Versteigerung auf dem Staatsforstrevier Wil'dentKat. Im Drechsler schon Gasthofe in Wildenthal solle» Sonnabend, »cn 4. Dezember von Borm. ' Uhr an folgende in den Abtheilungen 15, 22 u. 79 (Schläge), 5 (Durchforstung) aufbereitete Nutz- und Brennhölzer und zwar: 4812 weiche Hköker von 7—15 IM „ „ „ 16-22 288 „ „ „ 23—86 705 „gekürzteDerbllangeu,, 6 734 „ Derbltaugen „ 8 15 34 Nm. weiche Muklinüppek, em Obcrstärke, , 3,!, m lang, „ Unterstarke, 5—l l in lang. 22 Nm. weiche Arennscheite, 46 „ , Arennknüppek und 123 „ „ Äelie unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Königliche fforstrcvierverwaltung Wildenthal und Königliches Horst rentamt Vibenstock, Schneider. am 27. November 1897. Gerknch. Die Wiener Skandale. Der alte polnische Reichstag und der französische Konvent sind vom österreichischen Abgeordnetenhause übertrumpft wor den. Szenen, wie die Wiener vom Freitag, sind noch in keinem Parlament der Welt vorgckommen. Am Tage zuvor hatte die Mehrheit durch einen uner hörten Gewallslreich eine strengere Geschäftsordnung eingeführt, ohne Debatte und ohne die Möglichkeit, mildernde Ab- änderungianträgc zu stellen. Einfacher Händeausheben ent schied über eine Frage von weltgeschichtlicher Wichtigkeit. Die Ungesetzlichkeit und Verfassung-Widrigkeit eine» solchen Vor gehen» braucht nicht erst nachgewicsen zu werden, denn wenn man ein Beispiel von Hohn auf den Parlamentarismus geben will, kann man kaum ein krasseres ersinnen. ES läßt sich denken, in wie schwüler Stimmung die Freitags-Sitzung begann, in der die neue drakonische Geschäfts ordnung, die die Minderheit mundtodt zu machen bestimmt war, begann. Jedem Einzelnen war es von vornherein klar, daß sich etwa» Außerordentliche» ereignen würde. Graf Badcni hatte sogar in seiner Weise dafür gesorgt. Al« nämlich die Donnerstags-Sitzung um 3 Uhr unterbrochen wurde, stieg er plötzlich ron seinem Ministerstuhl zu einer Gruppe Deutsch radikaler und Deutschvolklicher herunter und begann gemüth- lich mit ihnen über die Entfernung de» Abrahamowitsch vom Präsidentensitz zu verhandeln. Als der deutschnationale Do- bernig-Klagenfurt ihm erklärte, schon da« unangenehme Ge sicht de« Abrahamowitsch müsse jede Opposition herausfordern, sagte Baden!: »Ich mag ihn ja auch nicht und hätte ihn nicht gewählt. Aber würden Sie gegen Kramarlsch nicht Obstruktion machen?- Man antwortete ihm, mit diesem sei wenigsten- eine anständige Verhandlung möglich, da» Präsidium de» Abrahamowitsch wolle man aber nicht mehr dulden. Da mit endete die Geschichte für Donnerstag; die verschiedenen Klub» der Linken beschlossen zwar, die Obstruktion forlzusctzen, von den Tumulten al» Störungsmittel aber Abstand zu neh men. Nur die Sozialdemokraten behielten sich freie Hand vor und die Schönerer-Gruppe scheint von den Beschlüssen cer übrigen oppositionellen Klub» nicht verständigt worden zu sein. Die zehn oder elf Sozialisten leiteten denn auch am Freitag den Kamps ein, oem sich entgegen den Beschlüssen, bald die ganze Linke anschloß. In aller Eile hatte der Prä sident Abrahamowitsch um seinen Sitz eine hohe Barriere errichten lassen, um wenigsten» vor Handgreiflichkeiten geschützt zu sein. Da» nützte ihm aber nicht»; sein .Fort' wurde von den Sozialisten gestürmt, so daß er flüchten mußte. Die Tschechen eilten zwar ihrem bedrängten Vorsitzenden zu Hilfe, aber da» führte nur zur allgemeinen Schlägerei, so daß schließ lich Abrahamowitsch Wachleute in den Parlament«saal auf- marschiren und die Sozialisten gewaltsam entfernen ließ. Den ohrenzcrreißendcn Tumult, der diese Szene begleitete, kann man sich denken, die Sitzung mußte geraume Zeit unter brochen werden Halb I Uhr erscheint der Präsident, von stürmischen Psuirusen der Linken begrüßt. Er spricht, doch Niemand versteht ihn. Wolf wird auf Grund der neuen Geschäftsordnung ausgeschlossen. Der Ordner Lang will e» mitiheilen, wird aber von den Deutschen zurückgewtesen. Die Volkspartei und Forlschritt-partei nehmen Wolf in die Milte. Der Polizeikommissar fordert Wolf auf, den Saal zu verlassen. Dieser weigert sich, die Polizei schreitet ein, Wolf wird abgeführt. Der Präsident erscheint wieder: „Pfui, Schurke, Gauner, alter Verbrecher!" tönt e» ihm entgegen. Der Abg. DaSzyn-ki wird ausgeschlossen. E» wieder holt sich da» Gleiche wie bei Wolf. Schönerer schlägt, während die ganze Linke tobt, mit dem Pultdeckel. E» ent steht dröhnender Lärm. Schönerer wird ausgeschlossen. Bei Abführung durch die Polizei ertönen Hochrufe link». Tücher werden geschwenkt. Schönerer erwidert mit Winken. Schönerer» Pult ist zertrümmert. E« folgt, immer mit Po lizeigewalt, die Ausschließung von noch weiteren acht Abgeord neten. Dann schließt um 2 Uhr die Sitzung. Die Erregung ist beispiellos. Die deutschen Parteien werden geschlossen im Abgeordnetenhaus verbleiben. Gewalt gegen Gewalt. Mit ihnen erklären sich solidarisch die liberalen Großgrundbesitzer, die Italiener und Christlich-Sozialen. Die Opposition ist 180 Mann stark. Die Obstruktion ist durch diese Vorgänge, so sehr man auch ihren Ursprung und Verlauf bedauern mag, ge waltig gestärkt. War schon die Einführung der neuen Ge schäftsordnung ein gesetzwidriger Gewaltakt, so hört anderseits nach aller konstitutioneller Auffassung die parlamentarische Verfassung auf, sobald Polizeibeamte den Sitzungssaal betreten. Die Ungarn würden sich die Sache zu Nutze machen, wenn Baden! und Abrahamowitsch in dieser Weise den Ausgleich durchdrücken wollten. Die Ungarn würden sicher die Ver fassung-Mäßigkeit nicht anerkennen! Die deutsche Fortschrittspartei beschloß, Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen Baden! und Abrahamowitsch zu er- erstattcn wegen Mißbrauch der Amtsgewalt und öffentlicher Gewaltthiitigkeit. Locale und sächsische Nachrichten — Sosa. Die am vergangenen Todtenfeft - Sonntag gesammelte Kirchenkollekte für Len Bau einer Kirche in Büh lau bei Dresden hatte den Ertrag von 26 Mk. 86 Pf. und die in derselben Woche gesammelte HauSkollekle für den hies. Frauen - Verein den von 44 Mk. 50 Pf. Gewiß erfreuliche Zeichen der Opferwilligkeit hiesiger Gemeinde. — Dresden. Bei der Beschwerde- und Petitions- Deputation der zweiten Kammer ist da» erste Verzeichniß ein gegangen über Beschwerden beziehentlich Petitionen. E« fin den sich darunter die Petition der städtischen Kollegien zu Schneeberg und Neustävtel, betreffend die Weitersührung der Eisenbahnlinie Niederschlema-Schnceberg-Neustädtel nach dem Göltzschthale, die Petition der städtischen Kollegien zu Eiben stock, betreffend die Erbauung einer Eisenbahn von Eibenstock nach Lengenfeld i. V., die Petition de» Gemcinderath» zu Bärenwalde und Genossen, betreffend die Erbauung einer Eisenbahn von Eibenstock über HundShübel, Lichtcnau, Bären walde, Obercrinitz, Wildenau, Röthenbach und Plohn nach Lengenfeld i. V, eine Petition de« Gemeindcvorstande» Hübsch mann in Waschleithe und Genossen, betreffend die Erbauung einer Eisenbahn zwischen Grünstädtel-Elterlein-Grher-Ehren- friederSdors, sowie eine Petition de» Stadtgemeinderath» zu Arünhain um Wiedererrichtung eine» Amtsgericht» in Grün hain. — Plauen, 2b. November. Die »Geldmännel" spielen seit Jahren im Vogtland« eine große Rolle: die Gauner suchen Dumme, denen sie ihr gute« Geld abschwindeln unter dem Borgeben, dafür eine weit höhere Summe täuschend nachgeahmte« falsche« Geld zu liefern. Recht schlecht bekom men ist die» einem Betrüger und seinen Opfern, gegen die gestern vor dem hiesigen Schwurgericht verhandelt wurde. Obgleich wir über den Fall seinerzeit schon ausführlich be richtet haben, sei hier der Thatbestand nochmal« wiedergegeben. Der übelbeleumundete Saitenmacher Seemann in Zwota hatte den Schuhmacher Schädlich in Markneukirchen verleitet, ihm 1200 Mark baare» Geld anzuvertrauen; dafür wollte er dem Vertrauensseligen eine große Menge falscher Hundertmark scheine liefern. Schädlich hatte daS Geld nicht völlig im Besitz und zog deshalb den Seidenspinner Brückner au» Wernitzgrün in« Vertrauen, der 400 Mark zu dem Geschäft beistcucrte. Am 12. Februar d. I. begaben sich die Drei da rauf in ein böbmische« Gasthaus nahe der sächsischen Grenze, wo da» falsche Geld geliefert werden sollte. Gehcimnißvoll genug ging» her. Nur Seemann durste mit dem wirklich erschienenen .Unbekannten" verkehren, der das falsche Geld lieferte, welches dann Seemann unter gehcimnißvollen An deutungen an einem heimlichen Ort dem überglücklichen Schädlich in den Strumpf schob. Dann ging'S froh nach Hau«, wo neugierig da» Päckchen entfaltet wurde, da« ledig lich eine Anzahl der bekannten »Blüthen" enthielt. Betrübt schaute Schädlich auf die Blüthcn; nun sah er'» ein, daß er einem Gauner »in« Garn gegangen" war. Er kam in um so schlimmere Lage, al» Brückner die geliehenen 400 Mark nunmehr energisch zurückforderte und schließlich, al- er sein Geld nicht erhalten konnte, Lärm schlug. Der Erfolg war allerdings unverhofft. Sowohl Brückner wie Schädlich, die beiden Betrogenen, wie Seemann, da» .Geldmännel", wurden verhaftet. Alle drei besetzten gestern die Anklagebank wegen Münzverbrechen« und Beihilfe dazu. BemerkenSwcrth an der Verhandlung ist die Angabe, daß der geheimnißvollc »Unbekannte", der die Blüthen geliefert hat, vermuthlich in der Ehefrau Seemann'« zu suchen ist, die damals Männer kleider angezozen hat. Die Geschworenen sprachen ein Schul dig au», und e« wurden verurtheilt Seemann zu einem Jahre Zuchthaus, sünsjährigem EhrcnrechtSverluste und Stellung unter Polizeiaufsicht und die Betrogenen Schädlich und Brück ner zu zehn bez. sechs Monaten Gefängniß. Da« Urthcil dürste in den Kreisen derer, die auf mühelose Weise reich werden wollen und deshalb leicht den »Geldmänneln" in die Hände fallen, einen heilsamen Schrecken verursachen. — Schneeberg, 27. Novbr. In dem an der äußersten Grenze de« hies. Stadtgebiete» gelegenen Marienhafe, dem früheren städtischen Rettung«- und Waisenhause, war heute früh Feuer ausgebrochen. Durch die Flammen wurde die Scheune de« Gehöfte» zerstört; da» Wohnhaus konnte durch die schnell herbeigeeilten Reltung»mannschaften erhalten werden. Der Marienhos ist von der Stadtgemeinde an den Handelsmann und Oekonom Möckel verpachtet. — Pirna, 2b. Novbr. Sin ruchlose« Bubenstück ist am vorgestrigen Abende gegen den ft,7 Uhr von Schandau kommenden Schnellzug geplant gewesen, zum Glück aber durch die Aufmerksamkeit dicnsttreuer Beamten verhütet worden. Auf dem Bodenbacher Geleise lagen etwa gegenüber vom Forsthaurhotel zwei größere und zwei kleinere Steine, die kurz vor der Ankunft de» Zuge» aber noch von einem Bahn bediensteten bemerkt und beseitigt wurden. Wie die angestellten Erörterungen ergeben haben, kann hierbei nur eine ruchlose Bubenthat vorliegen, denn ein ebenfalls nur kurze Zeit vor der Ankunft de« Schnellzuge« gleich nach dem Zuge 6 Uhr 3 Min. die Strecke revtdirender Beamter hat nicht» entdeckt