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Amts- M AUiMt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionsprcis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 44. Jahrgang. LS. Donnerstag, den 20. Mai L8SS Bekanntmachung, die bevorstehende Pferde Vormusterung bctr. Im Anschluß an die Bekanntmachung der -Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg vom 10. Mai 1897, die Vormusterung des Pferdebestandes im Bezirke der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg betr., wird hierdurch Folgendes zur öffentlichen Kenntniß gebracht: Am 9. Juni dieses Jaljres, Mrmittaas '/-12 Mr findet auf dem hiesigen Nrumarkie eine Bormusternng der in der Stadt Eibenstock vorhandenen Pferde in Gemäßheit des 8 1 des König!. Sächsischen Pferdeaushebungs - Reglements vom 15. Oktober 1886 statt. Jeder Pferdebesitzer ist verpflichtet, seine sämmtlichcn Pferde, mit Ausnahme u) der Fohlen unter 4 Jahren, b) der Hengste, e) der Stuten, die entweder hochtragend sind oder noch nicht länger als 14 Tage abgefohlt haben, cll der Pferde, welche auf beiden Augen blind sind, «) der Pferde, welche in Bergwerken dauernd unter Tage arbeiten, 1) der Ponnies, bei Vermeidung sofortiger zwangsweiser Vorführung und der am Schluffe dieser Bekanntmachung angedrohten Strafe zur angegebenen Zeit der an dem bezeichneten Orte anwesenden Vormusterungs-Coinmission zur Musterung vorzuführen. Befreiunqsgründe im Sinne von e bis « sind durch eine von der Ortsbehörde ansgefertigtc Bescheinigung nachzuweisen. Im klebrigen sind von der Vorführung der Pferde befreit: 1) Beamte im Reichs- oder Staatsdienste hinsichtlich der zum Dienstgebrauch, sowie Aerzte und Thierärztc hinsichtlich der zur Ausübung ihres Berufes erforderlichen Pferde, 2) die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferdezahl, welche von ihnen znr Be förderung der Posten contraktmäßig gehalten werden muß. Die Pferdebesitzer hiesiger Stadt werden veranlaßt, die hiernach musternngs- pflichtigcn Pferde bis zum 2 6. dieses Wonais unter Angabe des Alters, Geschlechts, der Farben und Abzeichen in unserer Raths registratur anzumelden, im klebrigen aber ihre Pferde pünktlich zur festgesetzten Zeit der Musterungs-Commission blank, daß heißt ohne Geschirr und Sattelzeug, an der Trense vorzuführen, sowie die zum Nangiren und Vorführen der Pferde erforder liche Anzahl von Leuten mit zur Stelle zu bringen. Stach erfolgter Vormusterung werden sämmtliche Pferde wieder entlassen. PferSebcsitzcr, welche es Unterlasten, ihre Pferde dem Stadtrath anznmelden oder dem Eivilkommistar vorzuführen, haben Geldstrafe bis zu 15» Mark oder entsprechende ltzaftstrafe zu gewärtigen. Der zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Nanairung der Pferde aufge stellten Gendarmerie und Schutzmannschaft ist nnweigerlich Folge zu leisten. Eibenstock, den 19. Mai 1897. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. Die Novelle zum preußischen Mreinsgesetz ist im preus. Abgeordnetenhouse Angebracht worden. Die Regierung Hal die Waffe wider den Mißbrauch des freien Verein-recht», die ihr in dem Verbote der Verbindung poli tischer Vereine gegeben war, nicht aus der Hand gelassen, ohne zugleich verstärklc Schutzmittel für sich in Anspruch zu nehmen. Das in schneller fortschreitender Steigerung be griffene Vereins- und Versammlungswesen der Neuzeit ist reich an mißbräuchliche» Auswüchsen, die eine Abhilfe dringend, erheischen. Wie muß nichl oic Autorität de« Staates ge fährdet und da» RcchtSgefühl des Volkes verwirrt werken durch das ruhige Gewährenlassen der Anarchistenvcrsamm- lungcn! Der loyale, ordnungsliebende Bürger versteht cS nicht, warum die Regierung offenkundig staats- und gemein gefährlichem Treiben mit verschränkten Armen zusieht. Wer jemals einen Jndustricbezirk mit dichter Bevölker ung kennen gelernt hat, weiß ein Lied von den Auswüchsen und Mißbräuchen des freien BereinsrechtS zu singen. Da vergeht kaum ein Tag, wo sich nicht die halbwüchsige Jugend mit den der hcimathlichen Scholle entrissenen, aus allen Theilen des Landes herbeigefegten Erwachsenen zusammen drängt, um den aufreizenden Reden revolutionärer Wander apostel zu lauschen. Die parlamentarischen Vertreter der Großindustrie könnten manch lehrreiche« Stücklein davon er zählen. Daß solche Zustände dem Vaterlande und der Gejammt- heit nur zum Unsegen gereichen können, liegt auf der Hand. Aus der Erkcnntniß diese» Nebels ist das Verlangen der Re gierung nach Feststellung der Verstärkung der staatlichen Machtmittel hervorgegangen. Künftighin sollen Versamm lungen, welche die Sicherheit de» Staate« gefährden und den öffentlichen Frieden stören, aufgelöst und Vereine, deren Zweck und Thätigkeit sich in der gleichen Richtung bewegen, ge schlossen werden können. Ferner soll die Jugend nachdrück licher und wirksamer al« bisher vor dem Gifte revolutionärer Lehren bewahrt werden. Nur eine Opposition, die nach her gebrachtem Rezepte alles, va» von der Regierung kommt, ohne weitere» mißbilligt, vermag hierin reaktionäre Maßregeln zu erblicken. Die von der Verfassung gewährte Verein»- und Versammlungsfreiheit bleibt nach wie vor unangetastet be stehen, nur die Auswüchse sollen beschnitten werden. 9!jemand wird von dem Entwürfe betroffen werden al» derjenige allein, der sich der Verfassung bloß bedient, um diese selbst sammt der ganzen übrigen Staat«- und Gesellschafts ordnung zu zerstören. Die Regierung giebt mit ihren Forder ungen dem allgemeinen RcchtSgefühl Ausdruck und hat den Kern der Nation hinter sich, mag auch eine laute, an der Oberfläche treibende Agitation den wahren Sachverhalt noch io sehr zu verhüllen streben. Dieser Agitation mit Besonnen heit und Festigkeit cnlgegcnzutrcten, wird die Aufgabe jede» könig-treuen und vaterlandsliebenden Bürger« in der nächsten Zukunft sein. Tagesgeschichte. — Deutschland. Da« Reich«versicherung»amt hat in einer beachten»wcrlhen Entscheidung ausdrücklich ausgesprochen, daß eine Verjährung de« Ansprüche» auf Jnvalidität»- oder Altersrente nie Antreten kann, weil da» geltende Gesetz keine Bestimmung über die Verjährung enthält. Bei der reichsgesetzlichen Unfallversicherung ist die Verjährungs frist bekanntlich auf zwei Jahre fcstgelegt. — Nach der Aufstellung des ReichSeisenbahnam!« sind auf den deutschen Bahnen — die bayrischen ausgenom men — im Monat Mär; 192 Entgleisungen, Zusammenstöße und sonstige Betriebsunfälle vorgekommen. Es wurden dabei getödtet: 5 Reisende, 30 Bahnbeamte und Bahnarbciter und 12 fremde Personen; verletzt wurden 8 Reifende, 81 Beamte und 13 fremde Personen. — Oesterreich-Ungarn. Die Opposition der Deutschen gegen die Sprachenverordnungen nimmt einen immer allgemeineren und bedenklicheren Charakter an. Wie einem Berliner Blatte aus Graz gemeldet wird, hat der Grazer Gemcindcralh die Nichtbeiheiligung der Stadt Graz an der WohlfahrtSauSstellung anläßlich de« Kaiserjubi- läumS im Jahre 1898 in Wien beschlossen, da Graf Badeni, unter dessen Regime die Sprachenverordnungen erlassen wur den, al« Protektor an der Spitze der Aurstellung steht. — Frankreich. Ein eigenthümlichc» Pariser Sitten- und Stimmungsbild entwirft ein dortiger Berichterstatter ter „Tgl. Rvsch.:" Im »Bazar de lr Charit«' sind zwar auffallend wenig Männer, dafür aber ein gute» Stück französischer ManneSehre verbrannt. Wir erwähnten neulich, wa« man sich in Salons und Krankenstuben von der Rohheit der feinen Herren erzählt. Jetzt kommen die uner quicklichen Geschichten auch in die Pariser Zeitungen. E« fehlen nur noch die 'Namen, dann ist der Skandal vollständig. Von Mund zu Mund gehen sie fchon, die hochklingenden Namen mit den Adelstiteln; sic brauchen nur gedruckt zu werden. Sagen wir sofort, daß die Sache nicht so schlimm ist, wie sie in Amerika bei einem Theaterbrande vorkam. Dort fand man in den Gängen und Treppenhäusern eine Menge Leichen, alle mit Messerstichen im Rücken. Einige Herren hatten sich auf der Flucht mit dem Messer Bahn gebrochen. Der gesittete Pariser trägt kein Messer im Gürtel, er führt nur einen Spazierstock in der Hand, aber diesen weiß er in der Roth zu gebrauchen. Der Untersuchungsrichter Bertulu», der die Brandkatastrophe zum Gegenstände seiner amtlichen Forschungen macht, sagt darüber: „Die Damen, Mädchen und Nonnen, die ich al» Zeugen vernehme, sind alle empört über die Männer, die eifrig sie im Stich ließen und roh sie ost sogar an der Flucht verhinderten. Ich kann allerdings nicht hierauf Angehen, denn meine Aufgabe ist nur, die Ursachen der Katastrophe zu ergründen. Fragen der Moral und Ehre gehen mich nichl an. Wäre e« selbst erwiesen, daß Herr Soundso eine Dame über den Haufen gerannt u. mißhandelt hat, könnte ich ihm doch nicht« anhaben, da der Trieb der Sclbsterhaltung ihn seine» freien Willen» beraubt. Da« Strafgesetz reicht nicht so weit." — Eine Dame von hoher Familie trägt auf den Armen die Spuren von Stockhieben, die ihr ein Herr gegeben hat, um sie au» dem Wege zu schaffen. — Eine junge Frau war schon zur Thür gelangt und somit beinahe in Sicherheit. Da stieß sie ein Herr mit dem Ellenbogen so heftig zurück, daß ihr der Busen zerriß. — Die Frau de« im Bazar umgekommenen Doktor Feulard wurde von drei Herren geprügelt, die zu ihren guten Be kannten gehörten. Aus der Brandstätte sand man Spazier stöcke, an denen Blut und Haare klebten. Mit etwa» Humor gewürzt ist folgende« Gcschichtchen: Ein Bräutigam, der mit seiner Braut im Bazar plauderte, ließ diese eilend» im Stich, al« der Feuerlärm erschallte. Sofort war er zur Thür hinaus. Das Mädchen rettete sich glücklicherweise ohne ihn. Kaum war sie zu Hause angekommen, al» ihr Kavalier erschien, um sich theiinehmend nach ihrem Befinden zu erkundigen. Die Antwort lautete: er wisse ja am besten, wo ter Zimmermann das Loch gelassen habe. — Die bekanntesten Damen treten als Anklägerinnen auf: Frau Achille Fould und Frau Pöan, Gemahlin des berühmten Chirurgen, nennen die Herren, von denen sie mit Prügeln traktirt worden sind; die Gattin des Malers Raffaölli trägt an der Backe den Abdruck eines Herrcnstiefelabsatzcs u. s. w. Saubere Geschichten! In Frank reich machte man schon seit längerer Zeit die Beobachtung, baß dar weibliche Geschlecht dem männlichen an Opferbereit schaft und Heldenhaftigkeit überlegen war; daß die Herren sich aber in ein so üble» Licht stellen würden, wie sie im Feuerschein des Bazarbrandes ausgetreten find, bas hatte Nie mand vermuthet. Und dort waren es hohe Gesellschaft und Adel, deren männliche Blüthe so kläglich abfiel. — Die Bazar katastrophe zieht noch allerlei andere unliebsame Erörterungen nach sich. Die Herzogin von Uz«», Tochter der Vortheilhaft bekannten Champagnerwittwe Cliquot, die als schäumende Patriotin und ehemalige Gönnerin Boulanger» bekannt ist, hat mit Ostentation ihren Rücktritt aus dem WohlthätizkcitS- komitee genommen, angeblich, weil dem bisherigen Ausschuß, dem sie angehört, neue Persönlichkeiten bei der Verthcilung der vom „Figaro" gesammelten Gelder vorgesetzt worden sind. Die „Libre Parole", die mit der Herzogin Beziehungen unterhält, deutet indessen an, daß die Champagnerflasche ge platzt sei, weil da» Komitee nicht auf den Vorschlag einging, dem Kaiser von Deutschland seine 10,000 Fr. zurückzuschickcn. — Petersburg. Neber da» schwere Eisenbahn unglück, da» sich in der Nähe von Dorpat ereignet hat, liegen die folgenden näheren Mittheilungen vor: Auf der Riga-PleSkauer Bahn, gleich nach Station Bockcnhof, ent gleiste am 13. Mai ein Militärzug mit zwei Bataillonen de» 9b. KraSnojarSkischen Regiment». Bei wolkenbruchartigem Regen war der Damm unterspült und überschwemmt. Die Geleise beschreiben dort eine Kurve, sodaß ein Zeichen de« Bahnwärter», da» langsame Fahrt signalisirte, zu spät bemerkt wurde. Außerdem weift die Strecke, auf welcher der Zug entgleiste, eine geringe Senkung auf. Da» angesammeltc Wasser stand so hoch, daß au« dem Wagen gesprungene Sol daten darin ertranken. Die mit dem Tender entgleiste Loko motive steht längscit» de» Bahnkörpers. Von den Wagen sind fünfzehn zur Truppenbesörcerung hergerichlete gedeckte Wagen und die Plattformen von zwei Personenwagen zweiter Klasse zertrümmert und bilden einen Trümmerhaufen, welcher den Bahndamm auf einer Länge von 80 Meiern bedeckt. 93 Mann sind verwundet nach Dorpat in» Hospital gebracht und bisher 24 Leichen ebenfalls nach Dorpat geschafft. Nach Angabe de» Regiments-Kommandeur« sollen sich jedoch noch gegen 30 Soldaten unter den Trümmern befinden. Die Bergungsarbeiten werden eifrig fortgesetzt und von allen Seiten SanitätSzüge zur Hilfeleistung gesandt. Glücklicher weise Hal da« Unglück nicht so viel Opfer gefordert, wie zuerst angegeben worden war. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 19. Mai. Ein beim Eisenbahnbau Car lese ld-Wilzschhau« beschäftigter böhmischer Arbeiter stürzte gestern von einer Baulowry herab und zog sich dabei