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- Erscheinungsdatum
- 1897-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189704013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970401
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
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Monat
1897-04
- Tag 1897-04-01
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Monat
1897-04
-
Jahr
1897
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Stellung im Rathe der Völker zu erheben. Groß, wie da» Ziel, waren auch die Mittel, welche der geniale Staatsmann zur Erreichung desselben anwendete. Die alten verbrauchten Mittel der üblichen Diplomatie weit von sich weisend, zeigte er der erstaunten und bewundernden Mitwelt, wie ein großer Geist große Politik mache und wie diese Politik, dem eigenen Vaterlande und dessen Wohl zwar gewidmet, in ihrer Ehr lichkeit und. Friedsertigkeit doch der ganzen Welt zu Gute komme. Ein gerader, fester, biederer, deutscher Eharakter, stet» da» Gesammtwohl im Auge, treu dem Kaiser und Reiche, so steht de« Altreichskanzler« eherne Gestalt vor dem deutschen Volke. Nun darf er, der Unermüdliche, der wohlverdienten Ruhe pflegen droben im Sachsenwalde. Doch nicht theilnahm»lo« verbringt er seinen Lebensabend; im Gegentheil, ab und zu durchzittert ein au» der Zurückgezogenheit in die breite Ocffent- lichkeit geschleuderter Geistesblitz deutsche Lande, davon Kunde gebend, daß noch immer der nun Zwciundachtzigjährige Hellen Auge« und regsamen Geiste» an Deutschland» Geschicken An- theil nimmt. Al« der Letzte der großen Männer einer großen vergangenen Zeit ragt er empor, al« ein Fel« von Erz, un überwindlich von seinen Gegnern. Und wenn de» Frühling» laue Lüste zu wehen beginnen, wenn der junge Lenz sein uralte« Hoffnung»lied durch der Eiche wieder leben-frische Zweige rauscht, wenn der Frühlings sonne belebender Strahl auch in de» greisen Fürsten Arbeit» zimmer dringt, dann schallen auch de» Volke» Glück«- und Segenswünsche zu dem Altreichskanzler hin, die Wünsche, in denen sich Alldeutschland» Liebe und Verehrung für seinen großen Sohn verkörpern. Möge er un» noch lange in Ge sundheit und geistiger Frische erhalten bleiben, der alte, getreue Eckhardt, möge ihm für seine« Leben» Herbst nur Freude beschieden sein und möge er zu seinem Wiegenfeste gewiß sein, daß da» dankbare deutsche Volk heute und immer seiner ge denkt und seiner nimmer vergessen wird in fernsten Zeiten. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie au« FriedrichSruh berichtet wird, befindet sich Fürst Bismarck aus dem Wege der lang samen Besserung. Er steht bereit» zeitweise auf und geht im Zimmer spazieren. Geheimrath Schweninger ist von FriedrichSruh abgereist. — An den verschiedensten Orten de» Reiche» rüstet man sich, die Feier de» Geburtstage» de» Fürsten Bis marck festlich zu begehen, und die gewohnten Spenden, die dem Fürsten au» den Kreisen seiner Verehrer dargebracht zu werden pflegen, werden überall vorbereitet. So wird au» Liegnitz berichtet, daß man auf der Insel de» in der Nähe der Stadt belegenen Kunetitzer See» eifrig mit dem Sammeln der Möveneier beschäftigt ist, deren 101 al« Gegenstück zu den Kiebitzeiern der „Getreuen von Jever" dem Fürsten von Liegnitzer Verehrern seit einer Reihe von Jahren zum Ge burtstag dargebracht werden. Die Sendung wird von einer künstlerisch ausgeführten Adresse und einem von Max Heinzel in schlesischer Mundart verfaßten Gedicht begleitet sein. — Der NordschleSwigsche Schulverein, dessen Hauptaufgabe darin besteht, konfirmirte junge Leute auf Schulen nach Dänemark zu schicken, damit diese dort mit dänischem Geiste erfüllt werden, hielt dieser Tage in Scherrebek seine diesjährige Generalversammlung ab. Aus dem Rechenschaftsbericht geht hervor, daß die Einnahmen und Au«gaben mit 14,377 Mk. balanciren. Die Mitgliederzahl ist, wie man der „Post" berichtet, im letzten Jahre aus 4600 gegen 4461 im Vorjahre gestiegen. Der Verein hat in dem Berichtsjahre 200 junge Leute auf Schulen nach Dänemark geschickt. Von diesen waren 131 aus dem Kreise Hadersleben, 11 au« dem Kreise Apenrade, 31 aus dem Kreise Tondcrn und 27 au« dem Kreise Sonderburg. Bemerkenswert- ist, daß der Kreis Flensburg keinen einzigen Schüler nach Däne mark geschickt hat, ein weiterer Beweis, daß hier das Dänen- thum erheblich im Abnehmen begriffen ist. Um so lebhafter scheint dafür das Interesse an der Förderung des letzteren an anderen Orlen zu sein. Gegenüber solchen Thatsachen drängt sich die Frage auf, wa« denn die Deutschen thun, um dieser Propaganda entgegenzuarbeiten und das Dcutschthum unter den Dänen zu fördern. ES will uns scheinen, daß in dieser Hinsicht noch Manches zu wünschen bleibt. — Die „Köln. Ztg." schreibt zu den kretischen Wirren, heute handle es sich um die Frage, welche Mächte die zur Dämpfung des Aufstandes unumgänglich nothwendigen Trup pen stellen sollen. Von Deutschland könne die« nicht verlangt werden. Seine unmittelbaren Interessen im Orient seien zu gering. Wer den Nutzen habe, solle auch den Schaden tragen. Da« Blatt "dersichert, trotz der friedlichen, au« den amtlichen Kreisen Bulgariens und Serbien« kommenden Meldungen sei bei dem Ausbruch eine» offenen Kriege« zwischen Griechen land und der Türkei eine kriegerische Bewegung in Make donien, welche vielleicht beide Staaten in ihre Wirbel ziehen könne, nicht ausgeschlossen. — Athen, 30. März. Die Situation gestaltet sich für die Regierung infolge de» Gerücht», daß der König dem Druck der Großmächte nachzugeben gewillt sei, äußerst be drohlich. E» zirkuliren bereit» Gerüchte, daß, fall» der Befehl zum Rückzüge der griechischen Armee gegeben werden sollte, der größte Theil derselben den Gehorsam verweigern und sich in ein Jnsurgentenhcer verwandeln würde, um sofort in Make donien einzufallen. — Athen, 30. März. Der Ministerrath beschloß, daß heute oder morgen alle noch hier stehenden Truppen, 2000 Infanteristen, 1000 Kavalleristen, :>00 Artilleristen, 500 Pio niere und etwa 1000 Freiwillige, nach Thessalien abrücken sollen. Die Einberufung zweier neuer Jahrgänge Reserve, da» heißt von 3000 Mann, ist bestimmt beabsichtigt. Ueber die Einberufung der ersten Jahrgänge Landsturm wird der Ministerrath noch entscheiden. Locale und sächsische Nachrichten — Eibenstock, 31. März. Gestern hatte unsere Land spritze abermals in Thätigkeit zu treten. Vormittag gegen 11 Uhr war in der Wen zel'jchen Papierfabrik in Neid- hardtSthal wieder Feuer au«gebrochen und ist da» alte Gebäude, in welchem sich da« Contor, die Cantine und die Tischlerei befand, niedergebrannt. Dasselbe diente mehreren Angestellten der Fabrik gleichzeitig auch al« Wohnraum. Der gleichen ist auch ein jenseit der Straße stehende», von Ar beitern bewohnte« alte» Hau« vom Feuer zerstört worden. Die Entstehungsursache desselben ist unbekannt. — Dre«den. Der Umbau de» Residenzschlosse« ist nunmehr bi» zu dem Georgenthore vorgeschritten, welche« noch ein Ueberrest de« einstigen, von Herzog Georg im Jahre 1534 erbauten prachtvollen Georgenschlosse« ist. Dasselbe fiel bekanntlich im Jahre 1701 einem verheerenden Brande zum Opfer. Diese« alte Georgenschloß war mit herrlichen Skulp turen über und über bedeckt, welche den menschlichen Sünden fall und die daraus folgende Strafe de» Tode» darstelllen. Von den Schönheiten dieser Skulpturen macht man sich einen Begriff, wenn man sich die heute noch vorhandenen Ueberreste derselben betrachtet. Namentlich ist da» nach dem Schloßplatze zu gelegene Mittelthor noch sehr gut erhallen. Unmittelbar über demselben zeigt sich noch heute ein schön gearbeiteter Todtenkopf in einem runden Schilde, und recht» und link« wird da- Thor flankirt von zwei zierlichen Säulen. Auch die zwischen dem ersten und zweiten Stockwerke eingesetzten Wappen, sowie der berühmte auf dem Neustädter Friedhöfe zu Dresden aufbcwahrte „Todtentanz" find noch spärliche Reste der einstigen Herrlichkeit, welche nunmehr wahrscheinlich auch dem Schloßumbau zum Opfer fallen dürften. Da» Georgenschloß war seinerzeit eine Sehenswürdigkeit Dresden» und wurde viel von fremden Fürstlichkeiten besichtigt. Der bereit» erwähnte Schloßbrand, dem da« prachtvolle Georgen- schloß fast vollständig zum Opfer fiel, kam am 25. März >701 zum Ausbruch und griff bei den unzureichenden Löschcinricht- ungen der damaligen Zeit so rasend um sich, daß binnen einer Stunde die Dachungen der ganzen Seite de« Schlosse« vom Thurme bi« zum Stallgebäudc in Hellen Flammen standen. Da» prachtvolle Georgenschloß erstand leider nicht wieder au» der Asche, doch ist e» nicht unwahrscheinlich, daß der Brand de» Schlosse» die Anregung zu dem Plan gab, ein neue» Schloß zu bauen, al« dessen Vorhof im Jahre I7lO nach den Entwürfen de» Oberlandbaumcister» Daniel Pöpelmann der jetzige Zwinger entstand, der ja, noch heute eine Zierde der sächsischen Residenz, die Großartigkeit de« leider unvollendet gebliebenen Planes erkennen läßt. — Zwickau, 27. März. Zweite Strafkammer. Der am 6. Dezember 1873 zu Neuheide geborene, zuletzt in Zeug- Hau« aufhältlich gewesene, zweimal wegen Diebstahl- vorbe strafte Fabrikarbeiter Wilhelm Paul Hermann bekannte sich der schweren Urkundenfälschung und de« versuchten Betrug« in mehreren Fällen schuldig. Die Strafkammer verurtheiltc den Angeklagten, der e» bei seinen strafbaren Handlungen auf die Erlangung von zum Theil hohen Geldbeträgen abgesehen hatte, zu einer Gefängnißstrase von 11 Monaten und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust. Zwei Wochen erhielt er durch erlittene Untersuchungshaft für verbüßt erachtet. — Reichenbach, 29. März. Der Roman der Elsa Vetter ist gestern um ein neues, vielleicht da« vor letzte Kapitel, bereichert worden und da« Schlußwort dürste, wenn sich die jetzt aufgetauchten Gerüchte, welche den Schein großer Wahrscheinlichkeit für sich haben, bewahrheiten sollten, zu einem recht überraschenden Ausgang führen, zu einem Aus gange, der nach alle» Seiten hin seine verblüffende Wirkung nicht verfehlen dürfte. Der Tbalbestand, dessen polizeiliche bezw. gerichtliche Untersuchung in den allernächsten Tagen end lich ein ausklärendes Licht erhalten dürfte, ist kurz folgender: „E« tauchte gestern hier eine Frau Auguste vcrw. Matthe» geb. Seeligcr au» Gera auf und gab an, die angebliche Elsa Vetter sei ihre Tochter Marie Emilie Matthe», die am 23. März 1881 in Münchenbernsdorf geboren sei. Am 13. oder 14. Juli v. I. sei da» Mädchen, welche» Ostern 1896 kon- firmirt wurce, ihrer Arbeit in einer Fabrik in Gera angeb lich nachgegangen und nicht wiedergekommen. Die Mutter habe dann die Spur der Entlaufenen verfolgt, wonach ihr letzter Aufenthalt Schwarzenbach gewesen wäre. Bi« Ende November hätte sie dann nicht« wieder von dem Kinde gehör«, bis die Brochüre und die Zeitungsnachrichten über da« roman hafte Ausfinden der Annetta Mirrhcim (?) im Walde bei Tripti« nach mehrmaligem Durchlesen sie und ihre andere Tochter Anna zu der bestimmten Ueberzeugung hätten kommen lassen, daß die Elsa Vetter ihre Tochter Marie sei. Nach einer überstandenen schweren Krankheit habe sie sich, die Mutter, nun am gestrigen Sonntage hierher ausgemacht und sich in Begleitung einer Nachbarfrau, die alle Angaben bestätigte, und in Begleitung der Polizei nach der Vetter'schen Wohnung begeben, wo das Kind Elsa sofort heftig erschrocken wäre. Eine längere Narbe am linken Schienbein und eine Fleisch warze am Kinn, welche die Mutter al« besondere Kennzeichen ihrer Tochter Marie angab, wurden denn auch richtig an dieser entdeckt." Die Frau vcrw. Matthe« verweilte, nachdem ihre Aussagen auch polizeilich ausgenommen waren, noch einige Stunden im Wartezimmer de« Bahnhofe», wo sie vor ihrer Abreise mit ihrer Begleiterin förmlich von Wißbegierigen be lagert wurde. Die Kunde von dem Vorstehenden verbreitete sich wie mit Windeseile und Wahrheit und Dichtung bildeten auch diesmal einen eigenartigen Ring um diese« „psychologische Räthsel" (!), welche« wegen seiner geradezu Aufsehen erregen den Seltenheit seiner Zeit die Runde durch alle Blätter Deutschland« gemacht hat. Ehe man jedoch den nun wieder ausgenommenen Faden diese» verworrenen Knäuel« weiterspinnt und die Konsequenzen au« allen Vorgängen, die sich daran knüpfen, zieht, muß man zweifellos erst die sofort aufzunehmendc Untersuchung abwarten; erst dann wird man sich der herben Kritik und dem Iheilwei« harten Urthcil, welche jetzt in dieser Sache die Oberhand zu gewinnen drohen, anschließen können. — Freiberg, 29. März. Dem Fleischermstr. Richter in Dorfhain bei Edle Krone ist jüngst der zwölfte Sohn geboren worden. Er beabsichtigt zu Taufpathen Ihre Maje stäten den Kaiser, den König von Sachsen, sowie einen General einzuladen, der im deutsch französischen Kriege sein Hauptmann gewesen war. ' — Dohna bei Pirna, 26. März. Unsere Dohnaer Fleischer erfreuen sich seit Jahrhunderten in Bezug auf den Fleischverkauf in der Residenz Dresden besonderer Pri vilegien. Aus Grund derselben ist die hiesige Fleischer-Innung zu großer Blüthe gelangt; nachdem aber nunmehr vom Rathe zu Dresden Bedingungen gestellt worden sind, welche den Betrieb der Fleischer au» der alten Burggrafen-Stadl ernstlich in Frage stellen, sieht man mit Besorgnissen in die Zukunft. Vor einiger Zeit wandte man sich in einer von circa 4000 Landwirthen unterstützten Petition an da» königliche Ministerium de» Innern; der ergangene Bescheid geht aber leider dahin, daß da» Ministerium nicht in der Lage ist, den geäußerten Wünschen Erfüllung zu bringen. Wie in der gestrigen Ver sammlung de» landwirthschaftlichen Verein» „Pirnaer Hoch ebene" mitgetheill wurde, will man sich hierbei jedoch nicht beruhigen, sondern hat vielmehr die Absicht, sich an den Land tag zu wenden. Bekämpfung der Blutlau«. Die vor kaum 30 Jahren eingewanderle Blutlau» hat in dieser Zeit, ganz besonders aber im Jahre 1896 sich so gewaltig auSgebreilet und die von ihr befallenen Apfelbäume haben durch sie so stark gelitten, daß die Möglichkeit, die Apfelbäume fernerhin gesund und tragbar zu erhallen, ernst lich in Frage gestellt ist. Nur durchgreifende Bekämpfung der Blutlaus mit vereinten Kräften kann diese Bäume vor der Verkrüppelung und dem schließlichen Untergang be wahren. Erkennung de» Vorkommen». Die Blutlau» sitzt »ach Art anderer Pflanzenläuse meist in größerer Gesellschaft saugend beisammen. Ihr Körper ist mit einem bläulich-weißen wolligen Flaum überzogen, sodaß stark befallene Stellen der Apfelbäume au» einiger Entfernung au»sehen, al« wenn sic mit frischem Schnee befallen wären. Mit Vor liebe sucht sie geschützte Stellen junger glatter Rinde oder von verwaltenden Wundrändern, stet» aus der Unterseite der Zweige und am oberen Rande der Astwundcn auf; wo man an solchen Stellen weiße schneeige Flecken sieht, ist bei Apfel bäumen (und auch bei Birnbäumen, aus denen sie jedoch nur ausnahmsweise, al« Nothbehelf lebt) auf die Blutlaus zu schließen. Die Biautlau» ist also eine Wolllau» und ihr lateinischer Name — inniger» d. i. wolltragend — bezeichnet sie auch al» solche; die deutsche Benennung kommt von der braun- rolhen Färbung, den der Körper älterer Thiere nach der Entfernung der wachsartigen Wolldecke zeigt, und von den blutrothen Flecken, welche entstehen, wenn man sie zerdrückt. E» gicbt ähnliche Wollläuse auch aus anderen Bäumen und Sträuchern, insbesondere den Eschen und Schneebeeren; diese gehen aber nie auf die Obstbäume über und sind daher für letztere unschädlich. Lebensweise der Blutlaus. Im Frühjahr sind ungeflügclte Weibchen vorhanden, welche bei viermaliger Häutung allmählig von ursprünglich honiggelber in bräun lich—rothe Färbung und von länglicher in birnsörmige Gestalt übergehen, eine Länge von I,- nun erreichen und etwa 30—40 lebendige Junge gebären, ohne daß eine Begattung voraus gegangen wäre. Im Laufe de» Sommer» entstehen nach einander auf gleichem Wege 8 bi« 10 Generationen, sodaß bi» zum Herbst — unter die Vermehrung begünstigenden Umständen — eine Blutlaus im Stande ist, sich in» Unglaub liche zu vermehren. Hierdurch sind die nachfolgenden Gene rationen gezwungen auSzuwandern, dabei haben sie stet« da» Bestreben, nach oben zu gehen und neue Kolonien in Wund stellen de« Stamme» oder an den Aesten und jungen Trieben anzulegen, so daß bis zum Herbst oft der ganze Baum mit Sommerkolonien bedeckt ist. Zu Ausgang de» Sommer« zeigen einzelne Thiere nach der dritten Häutung eine etwa» abweichende Gestalt. Sie haben einen schlankeren Körperbau und an den Seiten der Brust Flügelansätze. Mit der vierten Häutung erhalten diese Nymphen Flügel und Fühler, welche so lang sind, wie Brust und Kopf zusammcngcnommen. Die bei den übrigen Blutläusen kleinen Augen sind groß und die glashell erscheinen den langen Flügel mit bloßem Auge wahrzunehmen. Auch diese Thiere sind Weibchen, weiche sich ohne Paarung fort pflanzen. Anfänglich sitzen diese geflügelten Weibchen zwischen den ungeflügclten. Sobald aber die Eier in ihrem Innern zur Reife gelangt sind, fliegen sie ab, um in der Nachbar schaft mit ihren Nachkommen neue Kolonien zu gründen. Die Eierablage erfolgt ebenfalls an Wundstellen und in Rindenrissen der Stämme und älteren Aeste. Aus den wenigen (5 bi» 10) Eiern entwickeln sich un mittelbar beim Austritte au» dem Mutterleib flügel- und schnabellosc geschlechtliche Thiere (Männchen und Weibchen) jedoch mehr Weibchen al» Männchen. Die Weib chen sind größer, etwa 1 nun lang und dunkelgelb, die Männ chen nur etwa 0,?5 nun lang und sehen schmutzig grüngelb au». Zwischen beiden Geschlechtern findet alsbald die Be gattung statt, wonach die Männchen absterben. Da» befruchtete Weibchen legt ein einzige» Win ter ei ab und zwar meist da, wo da- geflügelte Weibchen au» dem Et gekrochen ist, also ebensall» an Wundsteücn und in Rinden rissen de» Stamme» und der älteren Aeste und nicht immer in der Nähe de» Wurzelhalse«, wie bisher angenommen worden war. Die dem Winterei noch während de» Herbste» entschlüpf ten jungen Larven durchwintern, nachdem sic sich zweimal gehäutet haben und entwickeln sich nach nochmaliger zwei maliger Häutung zu den im Frühjahr auftrctendcn ungeflügel ten Weibchen. Auch die au- den während de» Sommer» stattgehabten Vermehrungen im Herbste übriggeblicbcnen Blutläuse bleiben bei Eintritt de« Winter» in Kolonien versammelt, an den Stellen sitzen, wo sie von der Kälte überrascht werden, und wenn hier auch ein Theil derselben durch die Ungunst der Witterung oder in Folge von Nahrungsmangel zu Grunde geht, so legen doch die durch den Winter kommenden Thiere, verstärkt durch die Nachkommen der geflügelten Form, den Grund für da» Entstehen der ersten Sommergcneration de« nächsten Jahre«." Art der Schädigung. Mittel» de« nach unten ge richteten Rüssel» saugt die Blutlau» nach Durchstechen der jungen Rinde den Saft de» Splinte» au«, welcher bestimmt war, den Früchten und jungen Trieben Nahrung zu ihrer Entwickelung zuzuführcn. Die verderblichen Folgen davon lassen bei der unzähligen Menge von Saugern, die sich mit jeder neuen Generation mehren, nicht lange aus sich warten. Indem der angestochenen Stelle fortwährend der Saft ent zogen wird, fließt ihr neuer zu, erzeugt Wucherung ter Zellen unter der Rinde, veranlassen diese zum Reißen, schwellt die Ränder der Risse krankhaft an und giebt der befallenen Stelle immer mehr ein grindige«, krebsartige» Aussehen. Weil hier der NahrungSsafl durch Ansammlung an den krankhaften Stellen den höheren Thcilen entzogen wird, so kränkeln nun diese, vertrocknen schließlich und e« tritt Gipfeldürre ein. Bekämpfung. Zur Vertilgung der Blutlau», welche, soweit bi«hcr bekannt, keine natürlichen Feinde hat und gegen Witterung»cinflüsse ziemlich unempfindlich ist, empfiehlt sich Folgende«:
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