Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189512053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-12
- Tag 1895-12-05
-
Monat
1895-12
-
Jahr
1895
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«Ultras. Dann ging man mit vereinten Kräften vor und bald gelang es, nach Zurückweisung der weit vorgedrungcnen srauzösischen schützen, Mcsly wieder zu nehmen. Die Fran zosen flohen »ach Crvtail. Der Verlust der Deutschen betrug 350, der der Franzosen 1200 Mann. Am selben Tage wagten die Franzosen im Norden bei Epinay, westlich von st. Denis, einen Ausfall. Die über raschte deutsche Mannschaft wurde zwar au« dem Dorfe ver trieben, diese« jedoch durch hcrbeigezogene Truppen bald wieder genommen; auf beiden Seilen betrug der Verlust etwa 300 Mann. In der Nacht zum 30. November geschah der geplante große Ausfall gen" Neuilly zu. Wie gewöhnlich wurde da« Unternehmen durch heftiges Feuer von den Fort« aus die deutschen Marncbescstigungen eingeleitet. De« Morgen« um 6 Uhr wurden die französischen Truppen auf zahlreichen Brücken bei Joinville, Nogent und Neuilly über die Marne geführt und e« entwickelte sich sehr bald ein heftiger Kampf. Er standen sich in der zweitägigen Schlacht bei Cham pigny- Villier« am ersten Tage (30. November) 28,500 Deutsche mit 78 Geschützen unter General von Obernitz und 75,000 Franzosen mit 250 Geschützen unter General Ducrot einander gegenüber; am zweiten Tage (2. Dezember) standen 50,000 Deutsche mit 186 Geschützen unter General von Fransecky gegen 30,000 Franzosen mit 280 Geschützen unter General Ducrot. Die Franzosen drängten bald die deutschen Vortruppen au« Le Plant und Bry und da immer größere Truppenmassen die Marne überschritten, wichen die Deutschen immer mehr zurück, so daß die feindlichen Divisionen die Höhen westlich Villier« und Champigny besetzen konnten. Auch dieser Ort wurde von den Franzosen besetzt, jedoch scheiterte der Versuch, Villier« zu nehmen, am Widerstande der Sachsen und Würt temberger. Ein sehr harter Kamps entspann sich auf dem Terrain zwischen dem südlicher gelegenen Dorfe Coelly und den Höhen von Champigny. Die Württemberger, eine Hand voll im Vcrhällniß zu den Gegnern, hielten den „Jägcrhof" und da« Dorf und Generalmajor von Reitzenstein versuchte sogar, sich mit seinen schwachen Truppen in den Besitz der Höhen von Champigny zu setzen. Der Versuch, der große Opfer kostete, scheiterte zwar an der feindlichen Uebermacht, allein er halte wenigsten« den Erfolg, da« weitere Vorschreitcn der Franzosen zu vereiteln. Weitere Vorstöße vom Jägcrhof aus aus den rechten Flügel der Franzosen hatten die Wirkung, daß diese sich auf Champigny zurückzogen und sich mit einem Feuergcfechl begnügten; der rechte französische Flügel war damit bereit« kalt gestellt. Am Nachmittag griff dann da« französische 3. Corps auf dem linken Flügel der französischen Stellung energisch an. Inzwischen hatten die Sachsen, die Gefahr erkennend, die Besatzungen von Noity und Villier« verstärkt; sächsische und württembcrgische Batterien bereiteten dem französischen Corp« einen so warmen Empfang, daß diese« mit großen Verlusten zurückwich. Schließlich ließ Ducrot noch drei Divisionen de« Corps gegen die Mitte der deutschen Stellung vorrücken; aber auch diese« Unternehmen scheiterte an dem ruhigen Feuer der Württemberger und ihrer Batte rien. Mit Einbruch der Dunkelheit verstummte die Schlacht. General Ducrot sah selbst ein, daß jetzt bereit« der Durch- bruchsvcrsuch al« mißlungen anzusehen sei und daß später herangezogcne deutsche Verstärkungen ihn noch aussichtsloser machen mußten; dennoch wagte der General nicht, seine Trup pen nach Pari« zurückzuzichen, da er da« Volk fürchtete, dem so große Versprechungen gemacht worden waren. Er beschloß deshalb, den nächsten Tag über auf dem jenseitigen Marne- Ufer zu bleiben, um wenigstens den Schein zäher Energie zu wahren. Am I. Dezember machte Ducrot keine weiteren Anstreng ungen mehr, während die Deutschen sich verstärkten und für den nächsten Tag gefechtsbereit machten. Am 2. Dezember de« Morgens stürmten die I07er da« Dorf Bry, wo sie ein hartnäckige« Gefecht zu bestehen hatten. Zugleich drangen die würltembergischen Jäger in Champigny und in dessen Park ein. Im Dorfe entwickelte sich ein wüthcnde« Gefecht, weil überlegene französische Kräfte dort Widerstand leisteten. Um dieses unbequeme Vorgehen der Deutschen abzuwehrcn, befahl Ducrol gegen 3 Uhr einen allgemeinen Angriff, den die französische Artillerie unterstützte. Den hart bedrängten Württembergern kamen die Pommern zu Hilfe, welche den Wald von Feinden säuberten und mit den Schwaben bi« zur Kirche von Champigny vordrangen, wo jedoch der Vormarsch stockte. Jndeß langte mit der Zeit Verstärkung an und jetzt wurde mit Hilfe der 2. Jäger und der 14er das ganze Dorf Champigny und die nahen Kiesgruben genommen u. gehalten. Da« Dorf Bry wurde ebenfalls ein viel umstrittener Punkt, da« bald von den Deutschen, bald von den Franzosen gehalten wurde. Um weitere« Vorgehen der Franzosen zu hindern, ließ General von Hartmann vier Batterien des 2. Corp« im Galopp bis auf 2000 Schritt an den Feind heranfahren und die feindliche Artillerie in die Flanke nehmen. Damit war der große Angriff zu Ende und e« kam nur noch zu kleinen Plänkeleien. Inzwischen war in Pari» die Nachricht vom Marsche der Loire-Armee auf Fontainebleau eingetroffen und um mög lichst viele Truppen der EinschließungSarmee fcstzuhaltcn, be hielt Ducrot die Stellungen links der Marne noch am 3. Dezember bei, ohne indeß ernstliche Unternehmungen zu wagen. Die Deutschen hatten übrigen« so viele Truppen herangezogen, daß jetzt allen Durchbruch-Versuchen energisch begegnet werden konnte. Am Abend des 3. Dezember zog sich unter dem Schutze de« Nebel« die Ausfallarmee Ducrot« über die Marne zurück. Am 4. Dezember fanden die Deutschen die Höhen und die Dörfer Bry und Champigny geräumt. Die Kämpfe der beiden Tage hatten den Deutschen 4987 Mann, den Franzosen 12,000 Mann gekostet. Diese Tage waren Ehrentage der Sachsen, Württemberger und Pommern; die Schlachten erinnerten an die Tage von Wörth und Sedan. Der Kronprinz von Preußen und Prinz Georg von Sachsen sprachen den Truppen ihre besondere Anerkennung au«. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 3. Dezbr. Die bei der heutigen Eröffnung de» Reichstage« vom Reichskanzler verlesene Thronrede gedenkt der heldenmüthigen Kämpfe vor einem Vierteljahrhundrrt, durch welche die Einheit und Machtfülle de« Vaterlandes errungen worden sei. Dem Deutschen Volke und dem Reich«tage, der Selbsterrungcnschaft jener Kämpfe, zieme c», in dankbarem Rückblick auf jene Tage de« Besitze» der schwer erworbenen nationalen Güter neu bewußt zu werden und den Sinn aus da« Ganze, da« Ein ende in allem Streit der Meinungen und Interessen gerich tet zu hallen. Dem Reichstage liege e» ob, gemeinsam mit den Bundesregierungen in der von der Verfassung vorgezeich neten Richtung weiterzubauen, zum Schutze und zur Ent wickelung de« nationalen Recht«, zur Pflege und Wohlfahrt de« Volke«. Die von dem hochseligen Kaiser Wilhelm I. aus gesprochene Hoffnung, daß der 1876 erreichten Einheit der Rechtspflege die Einheit de« gesammtcn bürgerlichen Recht« folgen werde, soll jetzt durch da- bürgerliche Gesetzbuch ihre Erfüllung finden. Durchdrungen von der Bedeutung, welche der Beseitigung großer Verschiedenheiten de« bürgerlichen Recht« für da« Ansehen de« Reiche« und die wirthschastliche Entwickelung de« Volke« beiwohnt, haben die Regierungen bereitwillig Opfer an Ihren Wünschen und Ansichten gebracht. Sie hoffen, daß der Reichstag in gleichem Geiste an die Be- rathung hcrantrete und e« gelinge, zum Segen de« Vater lande« da« große Werk zum Abschlüsse zu bringen. Eine 'Novelle zum Gerichtsverfassungsgesetz und der Strafprozeß ordnung wird dem Reichstag wieder zugehen. Al« erster Schritt zur Organisation de« Handwerk», dessen Förderung eine der vornehmsten Ausgaben der Regierungen sei, habe man die Errichtung von Handwerkerkammern bestimmt. Die Thronrede kündigt alsdann eine neue Börfcnvorlage an, eine Vorlage, betreffend da« Depotwesen, eine Vorlage wegen Be kämpfung unlauteren Wettbewerbe«, wegen Butterersatzmittel, wegen der Zuckersleuerreform, sowie wegen Abänderung der Gewerbeordnung bezügl. de« Wandergewerbe«. Die Thron rede hebt hervor, daß die Sonntagsruhe im Gewerbebetriebe im allgemeinen ohne Benachtheiligung berechtigter Interessen durchgeführt sei. Allmählig werde sich auch der weitere Schutz der Arbeiter gegen gesundheitsschädliche Uebcranstrengung er möglichen lassen. — Troy der sparsamen Bemessung der Au« gaben sind die Matrikularbeiträge nicht unerheblich höher als die Ueberweisungen. ES bleibt eine ernste Aufgabe des Reich«, den Einzelstaatcn eine größere, finanzielle Un abhängigkeit zu sichern. Die guten Beziehungen zu allen auswärtigen Mächten dauern unverändert sort. Im Ver ein mit Rußland und Frankreich war Deutschland bemüht, den aus den Kriegen der beiden, großen ostasiatischen Reiche drohenden weiteren Verwickelungen vorzubeugen. Unsere Bestrebungen waren Dank der verständnißvollen Mäßig ung Japans erfolgreich, und werden dazu beitragen, Deutsch land« Gcwerbcfleiß und Handel ein Feld friedlichen Schassens zu erhalten und zu erweitern. Den bcklagenswerthcn Vor gängen im türkischen Reiche und der dadurch geschaffenen Situation ist unsere ernste Aufmerksamkeit zugcwandt. Ge treu den Bündnissen und den bewährten Grundsätzen der deutschen Politik ist da« Reich allezeit bereit, mit -den Lurch ihre Interessen in erster Reihe berufenen Mächten zusam menzuwirken, um der Sache des Friedens zu dienen. Die Einmüthigkeit de« Entschlüsse« aller Mächte, die bestehen den Verträge zu achten und die Regierung des Sultan« bei Herstellung geordneter Zustände zu unterstützen, begründe die Hoffnung, daß den vereinten Anstrengungen der Erfolg nicht fehlen werde. — Die Gedenkfeiern der Schlachten vor Paris und um Orleans sind in allen deutschen LandeStheilcn, deren Truppen bei diesen Siegen betheiligt gewesen, festlich begangen worben, so in den Hansestädten, Mecklenburg, Han nover, Schlesien, Pommern, Bayern, Sachsen, Württemberg. In Breslau verlieh der Kaiser anläßlich der Feier der Schlacht bei Loigny zahlreiche Auszeichnungen, u. A. dem Grafen Franz v. Ballestrem, der damals erster Adjutant der Division Stol berg war, den Charakter als Major, und dem Generalleut nant v. Oppen, damaligem Kürassierobcrst, den rothcn Adler orden erster Klasse. — Oesterreich-Ungarn. Wicn, 2. Dezbr. Heute fand cine Straßendemonstration mehrerer lausend an tisemitischer Frauen statt. Für heute Nachmittag war eine Frruen-Versammlung nach eincm im Prater belcgenen Lokale berufen. Oi. Lueger sollte hier sprechen. Die Frauen waren abcr in solchen Massen erschienen, daß die Lvcalitäten sie nicht zu fassen vermochten und ein lebensgefährliches Ge dränge entstand. Die Polizei machte die Abhaltung davon abhängig, daß ein Theil der Versammelten den Platz räume. Nachdem jedoch alle hierauf abzielenden Bemühungen gescheitert waren, löste die Polizei die Versammlung aus. Nun zogen die Frauen in Hellen Schaarcn vom Prater unter lärmenden Demonstrationen nach der Stadt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 4. Dezbr. Am Montag Abend wurde dem hiesigen musikliebenden Publikum ein Genuß verschafft, der in dieser Art vordem hier noch nicht geboten worden ist. Hr. Musiker G ö tz hatte mit seinen I I —l 3jährigen Schülern und Schülerinnen ein Concert veranstaltet, dessen wohl ge lungener Verlauf die sehr zahlreich erschienenen Zuhörer in hohem Maße befriedigte. E« war überaus erfreulich, die Leistungen der kleinen Künstler im Gesammt als auch Solo spiel wahrzunehmen und deren Eifer für ihre Sache bethätigen zu sehen; und wenn man sich die mühevolle Arbeit vergegen wärtigt, die Herr Götz mit seinen Schülern haben mußte, ehe er dieselben auf die Höhe dieser Leistungsfähigkeit bringen konnte, so wird ihm Jedermann das verdiente Lob in unein geschränktem Maße gern zollen. Auch Frau Höhl hat durch ihre meisterhafte Begleitung auf dem Pianoforte dem guten Gelingen de- Unternehmen» einen wesentlichen Dienst geleistet und dazu mit beigetrage», daß der Dank de« Publikums nach jeder Concertnummer zu lebhaftestem Ausdrucke gelangte. Durch den zahlreichen Besuch desselben wird aber dem wohlthätigen Unternehmen noch ein besonderer Dienst geleistet und kann daher den Veranstaltern de» Abend« für ihre Bemühungen nur allseitige Anerkennung gezollt werden. — Dresden, 2. Dezbr. Bei der am Sonnabend statt gefundenen Erinnerungsfeier der Schlachten von Villier« vor Pari«, veranstaltet vom Militärvcrein »Jäger und Schützen", waren auch die Prinzen Friedrich August und Johann Georg anwesend. Im Verlaufe der Festlichkeit erhob sich Prinz Johann Georg und gab seiner hohen Freude Ausdruck, zum ersten Male in der Mitte eine« Verein« weilen zu können, dem er schon seit acht Jahren al« Ehrenmitglied angehöre. Die Thatcn der tapferen Jäger und Schützen seien mit goldenen Lettern eingegraben in die Geschichte de« säch sischen Heere«, und unvergeßlich werde der Ruhm derselben bleiben. Manch' herrliche« Ehrenzeichen ziere die Brust der stattlichen Beteranenschaar, die heute hier versammelt sei, aber die schönste Zierde de» Vereins sei der gute Geist, der ihn beseele und jeder Zeit beseelt habe. Se. königl. Hoheit schloß mit dem Wunsche, daß dieser gute Geist der Ordnung und Vaterlandsliebe alle Zeit im Verein erhalten bleiben möge, und brachte ein jubelnd aufgenommene« Hoch auf den Ver ein au«. — Plauen. Am Sonnabend Vormittag gegen ^,,10 Uhr dröhn'e ein kanoncnschußartiger Krach über die Stadt hin und war auf weite Entfernungen hörbar. Er rührte von einer Gasexplosion her, die mitten auf dem Altmarkte, wo gerade Wochenmarkt stattfand, in dem dort stehenden Kande laber erfolgt war. Ein großer Theil de« au« Gußeisen be stehenden Kandelaber« wurde in Stücke zerrissen. Die Eisen- theile, mitunter 10 bi« 15 Pfund schwer, wurden 40 bi« 50 Schritte weit geschleudert. Vom Luftdrücke ist eine Glasfirma im Steinhäuserschen Laden und ein Oberlicht im Laden der Firma Nicklifch Wittwc, ferner eine Fenstcrtafcl im Rathhause geborsten. Leute auf dem Altmarktc wurden umgeworfen, zum Glück ist aber Niemand ernstlich verletzt worden, einem Manne wurde nur der Bart versengt. Der Kandelaber sollte eben mit einem neuen ZuleitungSrohr, da« mit der Zeit vom Rost angegriffen war, versehen, auch sollten gleichzeitig noch einige andere kleine Reparaturen mit vorgenommen werden. Zu diesem Zwecke war um den Kandelaber ein Gerüst aus gestellt worden, aus welchem sich zur Zeit der Explosion zwei Arbeiter befanden. Zwei andere Arbeiter arbeiteten in der Erde. Einer der aus dem Gerüste stehenden Schlosser wollte au« dem alten Zuleitungsrohr eine Schraube herauSdrehen und erwärmte sie, weil sie nicht herauSgehen wollte, mit einer SpirituSflamme. Hierdurch entzündete sich da« wenige GaS, da« sich im Latcrnenrohr befunden und mit Luft verbunden hatte: ein Umstand, der zur Explosion geführt hat. Sowohl die Arbeiter auf dem Gerüste, al» auch die in der Erde sind wunderbarerweise unverletzt geblieben. - Plauen i. V., 1. Dezbr. Gestern Abend fand Hier selbst im großen Saale de» Felscnschlößchen« seitens der Stadt und der Bürgerschaft eine Ehrung der Veteranen von 1849, 1864, 1866 und 1870/71 statt. ES waren zu dieser Festlichkeit 599 hier wohnhafte alte Soldaten erschienen, welche an reich besetzter Tafel mit Speise und Trank bewirthet wur den; auch sonst fehlte es nicht an Aufmerksamkeiten für die Veteranen. Hr. Oberbürgermeister vr. Dittrich, welcher den Vorsitz führte, sowie die Herren Sup. Lieschke, Kommerzienrath Hubert, Baumeister Aurich (Bezirksvorsteher der hiesigen Militärvercine) u. A. hielten Ansprachen. An Se. Majestät den König wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt. Die festliche Veranstaltung nahm einen höchst befriedigenden Verlauf. — Aus dem Vogtlande, 2. Dezbr. In der ersten Dezembernacht, welche dem oberen Vogtlandc den ersten grö ßeren Schneefall brachte, wurde da» Dorf Untertriebel von einem furchtbaren Schadenfeuer heimgesucht. Drei zehn Gebäude fielen den Flammen, welche früh in der 4. Stunde in Heinrich Rahmig'S Scheune ausbrachen, zum Opfer. Fast gleichzeitig mit der Scheune stand auch da« Wohn- und Stallgcbäude de- Genannten in Flammen, und es mußte der Besitzer seine ganze bewegliche Habe im Stich lassen und nur auf Rettung de« nackten Lebens bedacht sein. Drei Stück Rindvieh erstickten im Stalle, das Federvieh verbrannte und die Maschinen, Wagen und WirthschastSgerüthc wurden eben falls vernichtet. Heinrich Rahmig hatte versichert, nicht aber sein 'Nachbar Johann Rahmig, dessen Wohn- und WirthschastS- gcbäudc ebenfalls niederbrannten und von wo da« Feuer, durch heftigen Südwind angesacht, aus da« Anwesen der Guts besitzerin Wll'we Trommer und die Wirtschaftsgebäude der Gutsbesitzerin Anna Winkler übersprangen. Auch die beiden Letztgenannten halten nicht versichert. Das wenige im Orte vorhandene Wasser war eingefroren, so daß die einheimischen und auswärtigen Löschmannschaften unthätig zusehen mußten, wie Hau« um Hau« in Asche sank. ES liegt zweifellos Brand stiftung vor. Ein Ortsbewohner namens Schalter mußte all dem ersten Stockwerke de« Trommer'schcn Hause« auf den Erdboden herabspringen und verletzte sich so schwer am Kopfe, daß er längere Zeit bewußtlos blieb. Da» ganze Unglück ereignete sich im Verlause einer Stunde. — Zwickau, 30. Novbr. Zweite Strafkammer. Dem am 28. Oktober 1876 zu Carlsfeld geborenen, daselbst wohn haften Glasmacher Albert Emil LieboriuS fiel fahrlässige Körperverletzung zur Last. Als Verletzter kam ein in der Fricdrich'schen Glasfabrik in Carlsfeld beschäftigter Arbeiter in Frage. Da» Urtheil lautete auf eine Gefängnißstrafe in der Dauer von 3 Monaten. — Annabcrg, 2. Dezbr. Um unseren schlittenfreudigen Kleinen eine Freude zu bereiten, hat der Stadtrath drei Ruschclbahnen errichten lassen, die eine auf der Wiese am Webergute, die andere am Bcnkertberg in der Nähe der neuen Schule und die dritte am Promenadenwege hinter dem Semlnargebäudc. Nunmehr dürfen unsere Kleinen, die bis lang ihre Ruschelfahrten im ewigen Kampfe mit den Organen der Polizei auSübcn mußten, offiziell ruschcln. — Wolkenstein, 2. Dezbr. Große Aufregung ver ursacht hier ein KindcSmord, dessen Thäterin ein kaum 16jährige« Fabrikmädchen ist. Die unnatürliche Mutter tödlete unmittelbar nach der Geburt ihr Kind durch Hammerschläge auf den Kopf und schnitt hierauf dem leblosen Wesen noch die Kehle durch. Die Leiche wurde von Leuten, welche Lurch da« Schreien des Kinde« aufmerksam geworden waren, unter einen Haufen Hobelspähnc entdeckt. — Planitz. Al« am Donnerstag Abend ein Berg arbeiter in Niederplanitz von der Arbeit nach Hause kam, wurde er von seiner lieben Ehefrau mit Vierlingen, drei Knaben und einem Mädchen, beglückt, welche fämmtlich in der Geburt verstorben sind. An» vergangener Zelt — fit» unser« Zeit. Vor 2!> Jahren. (R-chdru-e »<rb»,,n>. Dresden, 4. Dezember 1870. Da« „Dr. Journal" veröffent, licht da» folgende an Se. Majestät den König gerichtete, vom r. Dezem ber datirte Telegramm: „Heute (Freitag) früh '/-8 Uhr nahmen 2 Ba taillon- de« S. Ins.-Regt«. Nr. 107 Brie-sur-Marne, gleichzeitig di« Württemberger Champigny durch U-birsall. Später entwickelt« der Feind grob« Masten. Das Gefecht endete etwa S Uhr Nachmittag» mit Be hauptung der Stellung aber beträchtlichen Verlusten, besonder» start beim Schützen- und 8. Infanterie-Regiment. Dies- und die anderen im Ge fecht gewesenen Truppen sochten bewunderungswürdig. Einige Hundert Gefangene gemacht. Georg." Dresden, s. Dezember 1870. Eine am 4. Dezember an Se. Majestäi den König von Champi au« gerichtete Depesche de« Prinzen Georg giebt den am 80. November und 2. Dezember dem sächsischen Vrmeelorp« zugesügten Gesammtverlust aus 7« Offiziere und 2l00 Mann an. — Heer eingegangene Feldpostbriefe bringen unendlich traurige Ein zelheiten über die Kämpf« von so. November und 2. Dezember. Der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)