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- Erscheinungsdatum
- 1895-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189510010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18951001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18951001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-10
- Tag 1895-10-01
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Monat
1895-10
-
Jahr
1895
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1) die Siimmen;ahl der durch Abgeordnete vertretenen Vereine festgeslellt, l 36-. 2) Die Dclegirteuversammlung stimmt im Prinzipe einem Erweiterungsbau dcS AichielberghaujeS ;u. Mit der Erledig ung der weiteren nothwendigen Arbeiten wird der Gesanunt- vorstand und ein au« 5 Mitgliedern von 5 Zweigvereinen bestehender Ausschuß betraut. ^Schönheide, Chemnitz, Leipzig, Oberwiesenthal, Zwickaul. Dem Borhaben wurde große Sym pathie seitens der Zweigvereine und erfreuliches Entgegen kommen seilen« der Forstverwaltung und de« Königlichen Finanzministerium« gezeigt. 3) Die Versammlung bewilligt zur Errichtung de« Paul Fleming-Denkmals in Hartenstein eine Beihülfc von .600 Mk. (Der Vertreter der Stadt H. spricht für die warme Befür wortung seinen Dank aus). 4) Die Herausgabe einer guten billigen Karte des Erz gebirge» soll ins Auge gefaßt werden. 5) Die Erhöhung de» Jahresbeitrages an die Hauptkasse von 75 Pf. aus l Lik. wird vorläufig auf l Jahr bewilligt. 6 s Da» Gesuch de« Zweigvereins Eibenstock um Unter stützung von 150 Lik. zur Herstellung und Vervielfältigung eine« Panorama« de« AucrSbcrgcs wird wegen zu später Ein gabe durch Stimmenmehrheit abgelehnt. Nach Schluß der Versammlung erfolgt eine freie gesellige Vereinigung im Rathhaus. Am Sonntag Morgen wurden Spaziergänge nach Wilzsch- hau«, Frosch—Buche—Buttcrberg—WeberSbcrg—Poeten gang, Schnarrtanner Höhe— Hahnenhäuser, Fuchsstein—Obcrschön- heide—WeidmühlcnhauS—Panorama, Prinz-Georg-Thurm unternommen. Dieselben waren von dem herrlichsten Herbst wetter begünstigt. '/?>> Uhr wurde im Hotel Schwan die Hauptver sammlung eröffnet. Zu Punkt 1) verbreitete sich Herr Di. Köhler nach vorhergcgangencr Begrüßung in interessanter Ausführung über die beiden Fragen: u. was hat die Menschen in früherer Zeit zum Erzgebirge hingezogcn? 5. wa« zieht uns jetzt nach seinen Höhen? Im 'Rainen der König!. Amlöhauptmannschast hieß Herr Amtshauptmann Freiherr v. Wirsing au« Schwarzenberg die Versammlung herzlich willkommen, gedachte der Verdienste der Erzgebirgsvereinc und dcS GesammtvorstandeS und schloß mit dem Wunsche, daß die Berathungen zum Segen gereichen mögen. " Im Rainen de« GemcindcrathcS von Schönheide gab Herr Gcmeindevorstand Haupt seiner Freude Ausdruck, sowohl eine so hochansehnlichc Versammlung, als auch den Gesammt- vorstand begrüßen zu können, dankte für die moralische und materielle Hilfe beim Bau des Prinz-Georg-ThurmeS, wünschte von Herzensgründe, Laß die heutigen Verhandlungen zum Segen und dem hcimathlichen Orte zum Wohle gereichen mögen. An den hohen Protektor der Erzgebirgsvereinc wurde folgendes Telegramm abgesandt: Sr. Königl. Hohheit, dem Protektor Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, sprechen die zu gemeinsamer Bcrathung in Schönheide versammelten Mitglieder des Erzgcbirgsvcreins untcrthLnigsten Gruß mit der Versicher ung unwandelbarer Treue an da« Königl. Hau« hierdurch aiis. Der Gesammtvorstand de« Erzgebirgsvereins. I)r. Köhler. 2) Hieran schloß sich der Tätigkeitsbericht durch Herrn Scminarobcrlehrcr Lorenz, Schneeberg. Der viel dcS Interes santen bietende Bericht schloß mit der Aufforderung: „Wacker vorwärts zum neuen Schaffen!" Glück auf! 3) Die Einnahmen für 1894 betrugen 7850 M. 28 Pf., die Ausgaben 5672 M. 94 Pf., Kassenbestand 1907 M. 34 Pf. FichtclberghauS: Einnahme 5785 M. 18 Pf., Ausgabe 2576 Li. 19 Pf., Kassenbestand 3208 M. 99 Pf. 4) Durch Stimmzettel wurde fürs neue Jahr der bisherige Gesammtvorstand gewählt. Diese« sind folgende Herren: I. Vorsitzender IN. Köhler, 2. Vorsitzender Seminarobcrlehrer Möckel, I. Schriftführer Seminaroberlehrer Lorenz, 2. Schrift führer Schuldirektor Tauchmann, Neustädtel, Cassircr Stadlrach Härtel, sämmtlich in Schneeberg. 5) Zur Prüfung der erbetenen Unterstützungen wurden die drei Zwcigvercinc Ehcmnitz, Leipzig, Zwickau gewählt. 6) AlS Ort für die nächste Dclegirten- und Hauptver sammlung wird Dahlen gewählt. 7) Wegen vorgerückter Zeit s'/,2 Uhr) zieht Hr. Schul direkter Tittel, Schönheide seinen Vortrag „Die früheren Be siedelungen de« Erzgebirge«" zurück. Derselbe erscheint im „Glück auf". Um 2 Uhr fand im GambrinuS Festtafel, an der auch eine Anzahl Damen thcilnahmen, statt. Ein dreifache« Hoch auf Sc. Maj. König Albert und Se. Königl. Hohheit Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, verschiedene andere würzende Toaste, zwei Tafellicder, da« Erzgebirge verherrlichend, trugen zu einer heiteren Fcststimmung bei. — Den Tag beschloß ein daselbst abgchaltcncr Ball. Für Montag waren verschiedene größere Touren in Aussicht genommen. — Dresden, 28. September. Gegenüber der vielfach geäußerten Befürchtung, der zu der diesjährigen Einkommen steuer erhobene lOproz. Zuschlag werde ein bleibender werden und insbesondere auch in den nächsten Jahren wieder zur Erhebung gelangen, wird dem „DreSdn. Journal" von maßgebender Stelle mitgetheilt, daß bei Aufstellung de« Staats haushaltsplanes für die Finanzpcriode 1896/97 im Finanz ministerium die Herstellung des Gleichgewicht« zwischen Ein nahmen und Ausgaben ohne Inrechnungstellung eine« Steuer zuschlages erreicht worden ist. Demgemäß steht die Erhebung eines Zuschlags zur Einkommensteuer für die genannten Jahre nicht zu erwarten. — Glauchau. Eiu grober Unfug, der die schlimmsten Folgen nach sich ziehen konnte, wurde in der 'Rächt zum Freitag vor. Woche auf der Bahnstrecke zwischen dem Bahnhof Glauchau und dem etwa 3 Kilometer an dieser Strecke liegenden Dörfchen 'Ricdcrlungwitz verübt. Die neben den Bahnwärter-Wohn ungen stehenden SignalhänSchcn waren auf alle mögliche Weise dcmolirt, viele Glasscheiben an Weichen- u. anderen Later nen eingeschlagen, Drähte zerschnitten, Eisenstangen verbogen. Aus die Gleise waren Steine gelegt, die von der Maschine zum Theil zermalmt, zum Theil beiseite geräumt wurden, und auch die am Eingänge de« Bahnhöfe« befindlichen Sperrsig nale waren durch Zerschneiden und Berpflechten der Drähte beschädig«. Der wahrscheinliche Uebelthäter wurde auf dem Bahnhose Glauchau in einem ungefähr 20jährigen anscheinend blödsinnigen Menschen abgefaßt, in dessen Taschen sich noch verschiedene Glasscheiben versanden. Ueber seine Verhältnisse machte er die verschiedenartigsten Angaben, so daß seine Per sönlichkeit noch nicht festgcstcllt werden konnte. — Reichenbach. Auf der Ehausseestrecke Rcichenbach- Reumark bewegte sich Mittwoch Abeud eine langgestreckte Lampionkette durch die nächtliche Gegend dahin. Der Rad lerklub „Eilbote" führte eine Lampionfahrt nach Werdau au«, ron wo die Radler nach einem Stündchen geselligen Beisammenseins mit den dortigen SportSgenosscn in gleicher Weise nach hier wieder zurückkehrten. Da« Bild der geräusch los, säst gespenstisch in langer Reihe dahintanzenden bunten Ballon» bot einen reizvollen Anblick dar. — Falken stein, 28. Septbr. Gestern Abend in der neunten Stunde wurde die hiesige Bewohnerschaft abermals durch Feuerlärm erschreckt. Die in der Nähe der neuen Planenschcn Straße befindliche, dem Oekonom Jul. Heller ge hörige Scheune war von ruchloser Hand in Brand gesteckt worden und wurde mit den reichlichen Futter- und Getreive- vorräthcn vollständig eingeäschert. — Dem „Vogtl. Anz." wird au« Hammerbrücke, 27. September, gemeldet: Der Personenzug, welcher gestern Abend 8 Uhr 13 Minuten die hiesige Haltestelle verlassen hatte, kam in der Rahe des Bahnüberganges am Weidlich'schen Gasthofe zum Halten, nachdem kurz vorher ein schußähnlicher Knall weithin zu hören war. Wie alSdann scstgestcllt worden ist, war ein mit Sprengpulver gefülltes Behältniß mit Draht auf die Schienen befestigt, da« beim Ueberfahrcn explodirte. Größeren Schaden Hal die Explosion glücklicher Weise nicht angerichte«. — Von R. Fritzsche'« Kursbuch für Sachsen, das übrige Mitteldeutschland, Böhmen und die hauptsächlich sten Anschlußbahnen in Rord- und Süddcutschland, sowie Schlesien rc. ist die Winterausgabe erschienen. Dieselbe enthält die vom >. Oktober ab giltigcn Fahrpläne der Eisen bahnen, Fahrposten und der Sächsisch-Böhmischen Dampf schiffe und außer einer überaus klaren Eisenbahnkarle des dichten sächsischen Netzes eine solche für Mitteleuropa. Be sonders zu erwähnen aus dcni Inhalt des Merkchen ist ein Vcrzeichniß der Fahrpreise für einfache und Rückfahrkarten für Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau nach und von sämmtlichcn Stationen und Haltestellen der ISchs. StaatS- bahncn /alphabetisch geordnet) mit gleichzeitigen! Nachweis der verschiedenartigen Giltigkeit der Rückfahrkarten über mehrere Linien und ein Vcrzeichniß direkter Fahrkarten. Vielfache Vermehrungen und Verbesserungen des Inhaltes, aus welche der Herausgeber unausgesetzt sein Augenmerk richtet, besonder« die Aufnahme neuer Fahrpläne werden dem Freunde de« Merkchen« überall begegnen. Sein Umfang hat sich seit 1883 mehr als verdoppelt, ohne daß der Preis von 40 Pfennigen, der nur bei der großen Verbreitung des Kursbuches möglich ist, erhöht worden wäre. (Vingcsandt.) Da» Eingesandt in Nr. 228 de» Erzgcb. Volkssreunde« hat eine Erklärung über den derzeitigen Stand der Wahl im 20. städtischen Wahlkreise gebracht, die al« erschöpfend keines falls bezeichnet werden kann. Zunächst ist die wichtige Thatsachc nicht erwähnt, daß in der Versammlung am 27. Uns. die Stadt Aue, deren Wähler allein fast den vierten Theil der Äesammtwähler betragen, nicht vertreten war, und daß die anwesenden Herren von Eibenstock nur gekommen waren, um der einseitigen Ausstellung de« Herrn Bürgermeister Dir v. Woydt zu widersprechen und nochmals den Versuch einer Einigung anzurathen. Die Versammlung vertrat, da sich Neustädtel über seine Stellungnahme der neuen Sachlage gegenüber noch nicht äußerte, nur die drei Städte Schneeberg, Johanngeorgenstadt und Schwarzenberg, und selbstverständlich von diesen Städten auch nur denjenigen Theil der Wähler, der Hrn. Di. von Woydt seine Stimme zu geben beabsichtigt. Von einer Verspätung der Kandidatur des Herrn Bürger meisters Or. Körner zu sprechen, ist deshalb nicht richtig, weil Herr vr. Körner al« Kandidat früher genannt worden ist als Herr Ti. von Woydt. Allseitig ist in den vergangenen Wochen erwartet worden, daß sich die Städte Aue einerseits und Schneebcrg-Neustädtcl andererseits zum Besten der Sache über die Aufstellung eines Kandidaten einigen würden. Daß die« nicht geschehen, ist lebhaft zu bedauern. Das einzig Nichtige wäre unter diesen Verhältnissen gewesen, wenn jede dieser Städte auf einen besonderen Kandidaten verzichtet und sich für den Kandidaten einer neutralen Stadt entschieden hätte. Auf solche Weise hätte die in den Verhältnissen lie gende Gegnerschaft auf die einfachste Art ihre Lösung gefun den. Alle Wähler de« Wahlkreise«, die da« Wohl de« Ganzen im Auge haben und nicht von ihren persönlichen Wünschen und 'Neigungen leiten lassen, konnten erwarten, daß dieser Weg cingeschlagcn werde. Wenn er nunmehr, nach der Versammlung am 27., nicht mehr gangbar erscheint, so kann man sich der Einsicht nicht verschließen, daß, fall« der bisberige Vertreter des Wahlkreise« Herr von Trebra in Neustädtel aus seine Wiederwahl verzichtet, Aue mehr An wartschaft hat, einmal den Vertreter zu bezeichnen al« Schnee- bcrg-Ncustädtel, die seit langer Zeit einen der ihrigen in den Landtag gesendet haben. ES ist nicht recht, daß auch diesmal Schneeberg mit diesem Anspruch auftritt. Wir sind der Mein ung, daß der Wahlkreis Herrn Bürgermeister l)r. Körner al« den Bewohner einer neutralen Stadt wählen sollte, oder, wenn Aue bis zum Schluß auf seinen Willen bestehen bleibt, Herrn Baumeister Boch mann zu wählen hat. Theater. Die gestrige Darstellung de« herrlichen Schauspiels „Griseldis" war eine mustergültige Leistung der KarichS'schen Gesellschaft und da« übervolle Hau« lohnte die Darsteller durch ruhige Aufmerksamkeit und ungetheilten Beifall. Heute, Dienstag, findet auf allgemeine« Verlangen eine Aufführung de« Sudermannschen Schauspiel« „Heimath" statt. Da« Stück hat seiner Zeit eine vollständige Revolution in den detn Theater nahe stehenden Kreisen bewirkt Da« Stück ist ent schieden das beste unter allen Werken de« Verfasser« und hat so eigentlich seinen Rus begründet. Da diese Vorstellung die vorletzte ist, so ist noch vor Thorschluß Gelegenheit gegeben. Fr. Voigt-Karich« in einer ihrer besten Rollen, al« Magda, zu sehen. Donnerstag ist Schluß der Vorstellungen. Aus vsrgangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 2K Jahren. (Nachdruck verboten). Berlin, I. Oktober 1870. In diesen Tagen passirte durch Berlin die Krupp sche Riesenkanone, welche, nachdem sie 1867 auf der Pariser Weltausstellung aller Augen auf sich gezogen, nach Schleswig-Holstein zur Kllstenbesestiaung geschickt wurde. Dem Monstrum war eS nicht vergönnt, eine Probe gegen die französische Flotte abzulegrn und so macht es jetzt zum zweiten Male den Weg »«ach Pari-, um dort seinen gewaltigen ehernen Mund zu öffnen. Straßburg, 1. Oktober 1870. In Straßburg herrschen die schwarzen Blattern. (LS war daselbst in den letzten Wochen der Be- lagerung eine gräuliche Unordnung eingerissen. Die Beschießung der Stadt hat die weiße Thurmstraße, die Broglie- und Münstergasse in Trümmer gelegt, manche Stadttheile sind ganz verschont geblieben. An der Citadelle sind die Zerstörungen grauenhaft; das ganze Gebäude ist ausgebrannt. Ebenso «st das Theater ausgebrannt. Im Münster sind einige Fenster eingeschossen, die Orgel ist zerfetzt und ain Thurin sind einzelne Stücken heruntergerissen. Im Ganzen sind 600 Häuser ganz oder theilweise niedergebrannt, darunter die Bibliothek mit ihre«« uner meßlichen Schätzen, das Museum mit vielen berrlichen Gemälden, zwei Kirche««, das protestantische Gymnasium und das Rathhaus. Das Bom bardement hat ca. 600 Personen aus dem Bürgerstande das Leben ge kostet. Der König von Preußen hat den durch das Bombardement be troffenen Einwohnern zunächst 6000 Thlr. gesendet, die Großherzogin von Baden 1000 Thlr. Zum Befehlshaber der Festung ist Ingenieur general von Mertens ernannt. Die in Straßburg gemachten Kriegs- aefangenen sind nach den Festungen Magdeburg, Torgau, Glogau und Neiße dirigirt worden. Bor Metz, 1. Oktober 1870. Ain 27. September tobte wieder einmal ein heftiges Kanonen-, Mitrailleusen- und Kleingewehrfeuer. Der Ausfall galt entschieden den bedeutenden Vorräthen, welche in Eurcelles aufgestapelt liegen und den Heerden von Ochsen, welche auf den Triften in der Umgegend weiden. Die meisten der Franzosen waren jeder mit einem großen leeren Sack und mit Stricke«« versehen. Gut angelegt war dieser Plan wieder. Die französischen Einwohner von Pcltre ver sahen dabei den Spionendienst durch auSgesteckte Fahnen; dies kam ihnen theuer zu stehen, denn Peltre ist für seinen Verrath gestraft und in Brand gesteckt worden. Der Ausfall geschah rasch und unerwartet mit kräftigem Vorstoß (es waren 10,000 Mann). Nur der außerordent- lichen Bravour unserer 13er, I5er, 53er, 55er, 74er und 7er Jäger haben wir es zu verdanken, daß sie ihren Zweck nicht erreicht haben, sie wurden blutig zurückgejagt. Der Feind kam in 3 Abtheilungen hinter den Forts herum, mehrere Ausfallbatierien mit sich führend. Von der Festung aus kam ein ganzer Eisenbahnzug bis nach Peltre herangebraust, dort seine Mannschaften entladend. Auf der Höhe zwischen Mercy le Haut und Ars Laquenexy hat unsere dort in langer Linie haltende Artillerie durch Schnellfeuer dem Feinde große Verluste beigebracht, einzelne Gra naten sollen ganze Reihen niedergeschmettert haben. Mercy le Haut war von den Franzosen genommen und von den unsrigen wieder erstürmt worden. Vor den« Abzüge steckten die Franzosen das Schloß in Brand. Leider konnte von unsrer Seite nicht verhindert werde««, daß eii« großer Theil eines allzu kühn vordringenden und ausschwärmenden Schützen zuges des 55. Inf.- Regis, vom Feinde umzingelt und gefangen genommen wurde. Auch ist es den Franzose«« gelungen, von einer Heerde ca. 40 Ochsen mit in die Festung zu nehmen. — Auch am 26. September ist in der Umgegend von Metz tüchtig kanonirt worden. Es galt der Zurück weisung eines Korps von 500 Mann Infanterie, verstärkt durch Kavallerie und Artillerie. Der Kampf dauerte von Vorm. N Uhr bis Nachm. 3 Uhr und wüthete auf der ganzen nördlich von Metz belege««« Moselebene. Tours, I. Oktober 1870. Ein von der Außenregierung erlassenes Dekret beruft die konstituirende Versammlung auf den 16. Oktober ein. — Am 29. war in Tours unter den Franktireurs infolge deS Mangels an Lebensmitteln eine Meuterei ausgebrochen. Es kam zum förmlichen Kampfe zwischen Offizieren und Mannschaften. Man war schließlich genöthigt, die Franktireurs auf Orleans abziehen zu lassen. München, 2. Oktober 1870. Aus verläßlicher Quelle wird als das Resultat der Ministerberathungen mit Delbrück initgetheilt: Eintritt der Südstaaten in den Norddeutschen Bund auf Grund der Verfassung des Nordbundes und die Garantie der staatlichen und wirthschaftlichen Interessen der Südstaaten seitens der Regierung des Nordbundes. Cannstatt, 2. Oktober 1870. Eine heute hier stattgehabte No- tablenversammlung, welche aus allen LandeStheilen stark besucht war, hat einstimmig eine Adresse an den König von Württemberg angenommen, in welcher das Verlangen gestellt wird, kein sogen, weiteres Bundes- verhältniß, sondern den Anschluß an die Verfassung des Nordd. Bundes herbeizuführen. Versailles, 2. Oktober 1870. Seit dem 21. September ist auch das kaiserliche Schloß St. Cloud, von wo aus bekanntlich der frevelhafte Anstifter des jetzigen meuchelmörderischen Krieges die berüchtigte Kriegs erklärung erließ, von den deutschen Truppen besetzt. Das Innere des Schlosses sieht fast noch ganz so aus, wie die kaiserliche Familie es verlassen. Auf dem grünen Tische „Kalls cle eou8silliegen die Kriegs karten und die kolorirten lithographischen Abbildungen der verschiedenen preußischen Truppentheile. Holles Wege. Einer pommerschen Sage nacherzählt. (Schluß.) Einige Wochen waren vergangen, der Schmer; der Mut ier war weicher und sanfter geworben. War ihrem Kinde doch wohler in der Erde Gotte« als auf derselben; unter Weh und Unglück geboren, hätte es doch immer gekränkelt und gesiecht. Mascha blühte wieder empor und wurde in ihrer stillen Demuth fast noch schöner al« vorher. Den Hügel ihres Kindes sand sie alltäglich mit grünen Kränzen und duftenden Blumen geschmückt. Sie ahnte wohl, wer dies ge- than, aber sie weinte dann um so heftiger, und dennoch hatten diese Thränen eine unendliche Seligkeit. Sie half Richard im Hause und in der Wirthschaft, wo sie nur konnte, aber selten sprachen sie mit einander, und dennoch wußte sic stet«, was er begehrte; dennoch war ihm nie unbekannt, wa« sie wünschte. Da kam die Zeit der Ernte; müßig, mit bleichen Gesichtern, Gram und Roth in den Zügen, Verzweiflung im Herzen, standen die Dörfner vor ihren Wohnungen. Richard aber hatte der Arbeit vollauf, Mascha hals ihm die Garben binden und selbst die Alte humpelte geschäftig! umher, denn der Segen de« Feldes war so groß, daß ihn die Scheunen nicht fassen konnten. Aber noch siebenmal reicher war des Wuchere« Ernte; zwar wollten einige Mäher zwischen der wogenden Saat eine schwarze Blume, die Niemand kannte, und die noch nie untcrm Fruchtkern gesehen worden, bemerkt haben; auch wollten einige Greise behaupten, auf den Aehren zeige sich ein Schimmel, dem Honigthau vergleichbar. Doch der Wucherer achtete dessen nicht, ihm war eS genügend, daß seine Felder so reich gewuchert hatten; er ließ seine Scheunen mit Wachen umstellen, damit ihn nicht einer der Verarmten beraube, und von dem frühen Morgen bis zum späten Abend erklangen in seiner Tenne die Dreschflegel. Da nun die Frucht ausgespeichert war, kamen die Nachbarn und die anderen Dorf bewohner und flehten um Korn, nicht um die kommenden Saaten zu vollbringen, nein, nur um den Hunger von Weib und Kinder stillen zu können; denn die Roth war übergroß, Mißwachs war im ganzen Lande gewesen, und auf Len Märkten von Stettin und Stargard war da« Korn zu un erschwinglichen Preisen ausgestiegen. Aber der Geizige wies die einst Befreundeten mit harten Worten ab, auch nicht eine Aehre reichte er ihnen, denn er hoffte, der Kornprei« würde noch höher steigen und er in den naheliegenden Städten einen hohen Gewinn erzielen. Trauernd zogen die Darben den wieder von dannen, zurück in ihre verfallenen Hütten; zwar wußten sie wohl, daß der Todtengräber eine gute Ernte gemacht hatte, aber zu ihm wagten sic sich nicht hinaus, denn dort hausten ja diejenigen, an denen sie gefrevelt, an denen sie nicht Mitleid geübt hatten, wie da- Wort Gotte» e« forderte. Der Wucherer gab nun seinem Verbündeten, dem falschen Richter, ein Fest, bei welchem die Speisen von dem neuge wonnenen Korn zubereitet wurden. Die Nachbarn sahen da duftende Brod, die lockern Kuchen, die würzigen Mehlspeisen bei sich vorüber tragen und ihre hungernden Kinder schrieen laut aus beim Anblick der Speise. Die ganze Nacht war der
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