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- Erscheinungsdatum
- 1895-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189509126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950912
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-12
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Monat
1895-09
-
Jahr
1895
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Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 11. September. Heute feiert der Feld- straßc Nr. 4 wohnhafte frühere Schuhmacher, jetzige Waldar beiter Herr August Heinrich Hehmann in voller Rüstigkeit sein 50jährige« Bürgcrjubiläum. Au« diesem Anlasse begaben sich Mittag 12 Uhr Herr Stadtrath Justijralh Land rock und Herr Stadtverordneten - Vorsteher Wilhelm Dörfsel al« Vertreter der städtischen Eollegien in die Wohnung de« Jubilar« und übermittelten ihm zu seinem Ehrentage die besten Glück- und Segenswünsche. Möge e« dem Jubilar vergönnt sein, noch manche« Jahr in der ihm eigenen vollen Geister frische zu erleben. — Eibenstock. Da« am Montag Abend im Feldschlöß chen stattgchabte Conccrt war für die zahlreich Erschienenen ein Kunstgenuß im wahren Sinne de« Worte«. Der instru mentale Theil de« Hrn. Biolinvirtuo« Zierold sowie der hies. Stadtkapelle befriedigten in hohem Maße, den rauschendsten Applau« errang jedoch Frau Millh Mehlig durch ihre außerordentlichen Gesang«lcislungen. Seelenvoller Vortrag, lieblicher Klang der Stimme, Wärme de« Ausdruck« und glockenreine Töne in den höchsten Lagen wirkten aus die Ge- müther der Zuhörer in einer geradezu zauberhaften Weise und riesen nach jeder 'Nummer einen wahren Beifallssturm hervor. ES dürste der Wunsch wohl aller Concertbesucher sein, Frau Mehlig recht bald wieder einmal in Eibenstock hören zu können. — Schönheide. Vergangenen Montag fand im Saale de« Gambrinu« eine öffentliche Volksversammlung statt. Herr Victor Hugo Welker, Redakteur au« Dresden, sprach über: die deutschsoziale Reformpartei im Kanipse für die Erhaltung de« Mittelstandes. Nachdem Herr Schuhwaarenfabrikant Roßbach au« Schneeberg die zahlreich erschienenen Zuhörer begrüßt und aus Se. Maj. König Albert zu einem 3fachen Hoch aufgesordert hatte, sprach Herr Welker mit hinreißender Beredsamkeit I 1 über die Ursachen, welche zur Gründung seiner Partei führten, 2) über da« Programm derselben. Der 2 Stunden dauernde Vortrag wurde öfter« durch laute« Bravo unterbrochen: Einigen anwesenden Sozialdemokraten, die sich durch unangebrachte Einwendungen und persönliche Angriffe lächerlich machten, mußte da« Wort entzogen werden. Die selben verließen demonstrativ den Saal. — Dienstag weilte Herr Commerzienrath RostoSkh, Direktor der Aktienpapiersabrik zu Nicderschlema hier, um sich dem Wahlcommitee seiner Partei vorzustellen. — Hundshübel. Am 6. September wurde dem an sässigen Handarbeiter Karl Friedrich Weiden müller in HundShübel durch Hrn. Bczirk«assessor von Kirchbach au« Schwarzenberg in der Wohnung de« begüterten Kaufmann« Georg Tröger fcierlichst da« tragbare Ehrenzeichen sür Treue in der Arbeit überreicht. Weidenmüller war bi« vor Kurzem 39 Jahre lang im LandwirthschaftSbetrieb bei der Firma Friedr. Tröger «en. beschäftigt. — Leipzig. Zum Zwecke einer möglichst engen und bequemen Verbindung zwischen Leipzig und Halle beabsichtigt neuerdings die Kontinentale Gesellschaft für elektrische Unter nehmungen in Nürnberg eine elektrische Schwebebahn zwischen Leipzig und Halle zu errichten. Die Bahn soll, nach der „B. Z." vom Bayerischen Bahnhof in Leipzig zum Dresdener, Magdeburger und Thüringer Bahnhof, dann über Möckern und Schkeuditz nach dem Riebcckplatze in Halle und von dort weiter bi« zur dortigen neuen Promenade ge führt werden. Zunächst soll der Betrieb in Einzelwagen erfolgen, die in möglichst kurzen Zwischenräumen aus einander folgen. Während die Schnellzüge zwischen Leipzig und Halle jetzt eine Fahrzeit von reichlich 3b Minuten haben, soll die elektrische Schwebebahn die Strecke in nur 15—20 Minuten durchlaufen, Al« besondere Vorzüge einer Schwcbebahnanlage werden außerordentliche Betriebssicherheit, Zulässigkeit einer sehr hohen Fahrgeschwindigkeit und die außerordentlich einfache Gestaltung der Weichen gerühmt. Die Pläne sind von dem Geh. Kommerzienrath Eugen Langen in Köln auSgearbeitet worden. — Leipzig-Lindenau. In einer hiesigen Garten anlage hielt am Sedantage ein Garteninhaber sein Mittags schläfchen, au« dem er plötzlich durch ein Geräusch erweckt wurde. Al« er nach der Ursache forschte, bemerkte er zwei zwölfjährige Buben, die eben seine Obstbäume plündern wollten. Da die Gartenthür verschlossen war, hatten dieselben da« mit Stachcldraht versehene Stacket überstiegen. Mit einem Stock versehen, schlich der Mann heran und packte die erschrockenen Burschen. Er stellte dieselben nun vor die Wahl: entweder die massenhaften Raupen aus den Kraut- und Kohl beeten abzusuchen oder eine tüchtige Tracht Prügel zu erhalten. In Anbetracht de« wahrscheinlichen Mißlingen« eine« Flucht versuch« und mit Rücksicht auf die Stärke de« Stocke« ent schieden sie sich sür da« Raupensuchcn, welche Arbeit sie unter den wärmenden Strahlen der Mittagssonne von '/,1—2 Uhr bewältigten. Al« ihnen dann vom Besitzer ein Stück Butter brot» und Kaffee angeboten wurde, schlugen die Jungen diese« au«, waren vielmehr froh, durch die ihnen nun geöffnete Thür so schnell wie möglich da« Weite suchen zu können. — Zwickau. Eine eigenartige Ehrung seiner Veteranen bewirkte der König!. Sächs. Kriegerverein im Vororte Vielau. Bei einem ihnen veranstalteten Festmahle erhielt jeder Veteran al« „RuhcstandSunisorm" einen Schlafrock mit Käppchen, do« lorbeerbckränzt war, schenkungsweise überreicht. Weißge kleidete Mädchen führten die Veteranen in den Festsaal. — Plauen i. B. Zum Zwecke der Vertilgung de« Nonnensalter« hat man in letzter Zeit im Plauer Staats forstrevier mit einem vom Grafen Heinrich Pückler auf Obcr- wciseritz in Schlesien erfundene» Apparat den Versuch ge macht, den Wald elektrisch zu erleuchten und dadurch die Insekten anzulocken. Diese Versuche sind, nach der „P. Z.", vorzüglich ausgefallen. Durch die äußerst grellen Schein werfer ««gezogen, kamen die Nonnensalter in großen Mengen nahe an den Apparat heran, wo sie durch einen besonder« konstruirten Glühapparat sofort getödtct wurden. Den Vcr- sucben wohnten außer einem zahlreichen Publikum viele höhere Beamte sowie die Geschäftsträger der russischen und preußischen Gesandtschaft in Dresden bei. Gerade in letzter Zeit war der Nonnensalter im Plauer Staat«forstrcvier besonder« zahl reich ausgetreten. — Reichenbach. Am Mittwoch erschien in einem hie sigen Modewaarengeschäft eine feingekleidete fremde Dame und ließ sich Proben von Seidenkleiderstoffen vorlegen. Nach dem die Dame den Laden wieder verlassen, bemerkte man den Abgang eine« Stücke« Seide. Die Dame wurde bald ein geholt und, wie vermuthet, auch wirklich im unrechtmäßigen Besitz jene« Seidenstoffe« befunden, woraus die Verhaftung und Einsperrung erfolgte. Bald darauf hörte man au« der betreffenden Zelle ein auffällige« Geräusch, und al« man der Ursache desselben nachging, sah man die Jnhaftirte an einem Gitterstabe de« Zellenfenstcr« hänge». Dieselbe wurde schleu nigst abgeschnilten und in« Bewußtsein zurückgebracht. Sie hatte einen wollenen Unterrock in Streifen zerrissen, sich darau« einen Strick gemacht, war auf eine» Schemel gestiegen und hatte so da« Fenstergitter erreichen können; durch Umwersen de« Schemel« mit den Füßen war da« oben erwähnte Ge räusch entstanden. Die Selbstmörderin will die Gattin eine« Kunstmaler« in Berlin und aus der Reise nach München zu ihrer Tochter begriffen sein; sie war im Besitze einer goldenen Uhr mit ebensolcher Kette und etlichen 80 Mark Geld. — Königsbrück. Auf eigenthümliche Weise ist hier der Kanonier Brunner um'» Leben gekommen. Einer seiner Kameraden hatte im Schlafsaale der Kaserne gelegentlich einer Neckerei einen eisernen Rouleauxstab nach einem anderen Soldaten geworfen, dabei aber den B., welcher schlief, so un glücklich getroffen, daß diesem der Stab durch'» Auge in da» Gehirn cindrang. Der Soldat blieb von dem Augenblicke bi» zu seinem nach vier Tagen erfolgten Tode bewußtlos. — Lengenfeld. Der Dieb der auf hiesigem Gottes acker am 1. September gestohlenen bedruckten Schleifen und auf einem Ruhekissen befestigten KricgSdenkmünzen ist in einem hiesigen Schulknaben ermittelt worden. — Rodewisch. Der zwölfjährige Realschüler Richard Baumann hier, Sohn einer Wittwe, verbrannte sich am Sonn abend Nachmittag beim Hantiren mit einer Spiritusflasche, welche explodirte, derart, daß er infolge der erlittenen Brand wunden am Sonntag Abend starb. Der Vater Baumanns büßte sein Leben vor fünf Jahren durch einen ähnliche» Un fall ein. 1. Ziehung 3. Klasse 128. Königs. Sächs. Landes-Lotterie, gezogen am 9. September >895. 15.000 Mar« aus Nr. 81470. 10,800 Mark aus Ar. 43128. 5000 Mark aus Ar. 15878 30085 37744 42827 88088 08540 88740. »uns Mark aus Nr. 34280 3858« 40372 53301 58323 «0480 «8804 8I42I 874«7 8IS82. MOV Mark aus Nr. 30«7 1132« 12728 28815 30808 34777 48804 47184 47524 51500 57840 «8«85 80981 8745« 80528. 580 Mark aus Nr. 775 1707 «288 7183 7288 8837 12057 12257 1524« I85«3 20033 21874 23477 23741 33803 38857 38724 40801 44214 48821 54458 54885 «1258 «1580 «0188 70003 71888 72884 80747 8I7I0 82357 82873 83803 88281 87283. 300 Mark aus Nr. 15 413 1348 1475 2237 3124 4533 4853 0532 0800 10025 I0I84 13458 1550« 18448 18487 18840 17023 1751I 18432 18582 18807 21285 21878 21882 2423« 25235 25302 2«14» 28381 28438 2088« 30828 32887 33105 33204 34178 34834 35034 35070 37052 37581 30084 41284 '41858 42735 44878 45418 48207 48147 40378 5I3I3 52823 54004 58888 57722 «1840 82528 83387 84787 84821 «8018 «8803 88722 80750 «0058 71588 72103 72308 72721 72017 74II2 78304 77002 7782« 78088 80502 82150 83200 84014 84033 85280 02371 03777 05540 08520 07313 07842 98377. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Vor 25 Jahren. (Nachdruck verboten). Berlin, 12. September 1870. Wie vom Kriegsschauplätze hier» her gemeldet wird, werden französische Freischaaren kleineren Detache ments deutscher Truppen immer gefährlicher. Eine solche Bande über» fiel kürzlich 4 verwundete preußische Offiziere und hieb auf sie ein, bis eine Husarenpatrouille die Kerls,verjagte ; eine andere nahm ein bay- Bordeaux transportirt worden. Paris, 12. September 1870. Die Einwohner innerhalb der Bannmeile von Paris sind offiziell aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu räumen und sofort mit ihren Vorräthen nach Paris zu kommen. — Heute reiste Thiers im Auftrage der Regierung nach London ab und wird von dort nach Petersburg und Wien gehen. In der Nacht des I I. rückten deutsche Truppen in Meaux, 5 Meilen östlich, und Melun, 6'/2 Meilen südöstlich von Paris ein. Ber.in, 13. September 1870. Die heutige „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht zwei amtliche Aktenstücke, welche den Beweis liefern über die feindliche und völkerrechtswidrige Behandlung, welcher deutsche Mi» litärs in Belgien ausgesetzt waren. — Verläßliche Nachrichten schildern die Lage Bazames in Metz als verzweifelt. Die Truppen sind kampf unfähig. Den -,0,000 Verwundeten fehlt es an Lebens- und Heilmitteln. Die belgische Regierung weigert sich. Gefangenen aus Metz Aufnahme zu gestatten wegen der dort herrschenden Epidemie. London, 13. September 1870. Nach einer mit Thiers abge haltenen Besprechung besuchte Granville den englischen Premierminister Gladstone und den Botschafter des Norddeutschen Bundes Graf Bern storff. Die „Tinus" schreiben: Thiers scheine nicht sowohl für Preußen annehmbare Vorschläge zu überbringen, als vielmehr den Vorschlag, die aeutralen Mächte sollen eine Liga bilden, um den Abzug Preußens aus Frankreich zu erzwingen. Die „Times" erklären, dies sei unzeitgemäß und nicht der Berücksichtigung Werth; sie ermahnt Frankreich, eS möge seine gegenwärtige Lage besser in Erwägung ziehen. Paris, 13. September 1870. Seit heute ist der Eisenbahn betrieb zwischen Paris und Lyon eingestellt, weil sich bei Montereau preußische Kavallerie gezeigt hat. Die Brücken sind zerstört worden. Das Fort Vincennes ist, weil unhaltbar, geräumt worden. Nach Lyon sollen 5000 Mann abgegangen sein, um der dort herrschenden Anarchie zu steuern. Paris, 13. September 1870. Das diplomatische Korps ist, heute von Paris nack Tours übergesiedelt. — Aus Paris findet eine wahre Völkerwanderung der Besitzenden nach den südlich gelegenen Städten statt; dieselben wollen den Schrecken der Belagerung ausweichen und fürchten überdem die Ausschreitung des Pöbels. Den anrückenden Deutschen werden 10,000 Mann Linientruppen und 1000 Mann Scharf schützen zur Erschwerung ihrer Bewegungen entgegengeschickt. In Havre und Dünkirchen werden Vertheidigungsmaßregeln getroffen. Landwirthschaftliche Ausstellung ;u Annabcrg im Erzgebirge vom 29, September bis l. Oktober 189b. Wie bekannt, erschweren die höhere und häufig sehr ab schüssige Lage der landwirthschastlich benutzbaren Flächen im sächsischen Erzgebirge, das rauhere Klima, die häufigeren Niederschläge desselben den Getreidebau, begünstigen oder för dern wenigstens indirekt den Anbau der Futterpflanzen. Mit letzterem in innigem Zusammenhänge steht die Rindvichzucht, ein Betriebszweig der Landwirthschast, den zu fördern die sächsische Regierung, wie die Vertreter der Landwirthschast al« eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachten. Einen besonderen Aufschwung auf diesem Gebiete hat da» letztvergangene Dezennium gezeitigt. Zwar ist auch schon in früheren Jahren viel zur Hebung der Viehzucht im Erz gebirge gcthan worden, doch geschah die« zu wenig einheitlich, mit zu geringen Mitteln, fand auch noch zu wenig Verständ- niß wie Entgegenkommen feiten» der Landwirthe, als daß die Erfolge hätten besonder« günstige sein können. Da» eigent liche Emporblühcn der Rindviehzucht begann erst mit der Gründung von Zucht- und Bullenhaltung-genossenschaften, säinmtlich nach einem Plane, mit einem und demselben Zucht ziele in'« Leben gerufen, von denen jetzt b2 im Bezirke de« landwirthschaftliche» Kreirvercin« im Erzgebirge existiren. Die ältesten derartigen Unternehmungen können heute auf eine zehnjährige Vergangenheit zurückblicken; mit vielen Schwierigkeiten haben sie zu kämpfen gehabt, und mancher Widerstand mußte gebrochen werden, bevor sie ihre volle Wirk ung äußern konnten. Diese Wirkung besteht darin, daß heute wieder im oberen Erzgebirge ein einheitlicher Biehschlag, im höchsten Grade brauchbar für die Verhältnisse der dortigen fast ausschließlich bäuerlichen Besitzer, durch fortgesetzte Kreuz ung und Veredelung der früher vorhandenen, allen möglichen Raffen und Schlägen angehörigen Mutterthicre mit reinen Simmenthaler Bullen, geschaffen worden ist. Freilich genügte, um Derartige« zu erreichen, die Ein richtung der Genossenschaft nicht allein. Außerordentlich gün stig wirkte hierbei der Einfluß der landwirthschastlichen Schulen, in denen die Söhne der Landwirthe gründliche Unterweisung in der Thierzucht erhielten; häufige Vorträge in den land- wirlhschaftlichen Vereinen unterrichteten die älteren Landwirthe in regelrechter Aufzucht und Pflege de« Biehc«, und endlich sorgten in jedem Jahre regelmäßig wiederkehrendc Thicrschauen, vom Staate mit reichlichen Mitteln au«gestattet, dafür, daß den Landwirthen in den mit Preisen ausgezeichneten Thieren immer wieder da« zu erstrebende Zuchtziel vorgeführt, der er folgreiche Züchter durch Prämien belohnt, der weniger erfolg reiche zu erhöhter Anstrengung angespornt wurde. Derartige PreiSthierschauen fanden im Jahre 1894 fünf, und zwar zu Stollberg, Mittelsrohna bei Limbach, Zöblitz, Mosel und Wilkau bei Zwickau, statt, und wurden bei diesen Ausstellungen inSgesammt ca. 900 Stück Rindvieh vorgcführt. In diesem Jahre beschränkt sich da« Direktorium de« Kreis vereins im Erzgebirge auf die Veranstaltung zweier Ausstell ungen, deren erste am 28./29. Juli zu Lauter im Erzgebirge stattgefunden hat und mit ca. 400 Thieren bester Qualität beschickt war. Wurden all' diese Thierschauen gewissermaßen im engeren Kreise abgehalten, so beabsichtigt obenerwähntes Direktorium mit der zweiten diesjährigen Ausstellung, der zu Annaberg im Erzgebirge, voraussichtlich der umfangreichsten, welche, abge sehen von Landesausstellungen, jemals im Erzgebirge abgehalten wurde, auch in die weitere Ocffentlichkeit zu treten. Zu diesem Zwecke wurde zunächst der AuSstellungSbezirk, welcher sich sonst nur aus den jeweiligen AmtSgerichtSbezirk zu erstrecken pflegt, auf die Amtshauptmannschaft Annaberg ausgedehnt. Die Vorbesichtigung de» Viehes,' welche in der Zeit vom 16. bis 30. August stattgesunden, ergab, wie vorauS- zusehcn war, ein vorzügliches Resultat, da nicht weniger al« 600 Rinder Simmenthaler Reinzucht und Kreuzung zur Vor führung gelangen werden. Hierzu kommen noch 34 direkt au« der Schweiz und Jüddeutschland importirte Bullen und Kalben Simmenthaler Rasse, welche mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums de« Innern bei Gelegenheit dieser Ausstellung zur Verloosung gelangen sollen. Außerdem werden auch eine Anzahl Ziegen vorgcführt werden, auch dürfte die 2. Abtheilung der Ausstellung, land- wirthschastliche Maschinen, Geräthe, Produkte :c. enthaltend, nach den bisher eingcgangenen Anmeldungen zu schließen, überaus reichlich beschickt werden. Die Ausstellung wird am 29. September, Vormittag« 1 l Uhr, eröffnet werden und findet, während das vorgeführte Vieh bereit« am Montag Abend wieder abgesührt werden kann, am Dienstag, l. Oktober mit der Verloosung, sowie der Auszahlung der bei Gelegenheit der Ausstellung zuerkanntcn Preise ihren Abschluß. Jedem Landwirthe aber, welcher überhaupt Interesse sür Rindviehzucht besitzt, kann der Besuch der Ausstellung schon heute dringend empfohlen werden. Hin Htückskind. Roman von E. v. Ilmenau. (Schluß.) Rose nahm nun Abschied. Am herbstlichen Park entlang führte der Pfad. Rose blieb stehen. Dort war c«, wo er einst sein Leben für sie in die Schanze geschlagen, als der Stier sie angrisf. Ihr Herz wallte auf. Plötzlich stand Liddi Poppau vor ihr. Spöttisch grüßte sic: „Lun Mir, gnädige Frau von Güidau." Rose blickte auf und sagte verächtlich: „Ach, Sie finde»?" „Ja, ich; warum ließen Sie mich dreimal abweisen?" „Weil ich Sie nicht sprechen wollte." „Und jetzt?" „Will ich auch nicht» hören." „O, Sie werden, wenn ich es Ihnen sage, daß Ihr Gatte die Lindblatt schon in der Pension liebte; ich wußte eS." „Dann wissen Sie auch wohl, wer die Briefe aus — meinem Hause holte und am Hochzeitstage Professor Romberg zustellte?" Liddi wurde verlegen. Aber schnell sammelte sie sich und sagte: „Sie wollten stet» etwas Besondere« sein, Sie mit dem Wappen eine« goldenen Pantoffels!" Hier richtete sich Rose hoch aus: „Ich könnte Ihnen sagen: Wa« vom Fleisch geboren ist, da« ist Fleisch. Bei Ihnen zumal paßte e« im doppelten Sinne. Aber abgesehen davon habe ich für Ihr ganze» Betragen nur den einen Aus druck: Pfui! — Wa« Sie gegen mich hatten? Ich gab Ihnen nie Veranlassung. Aber warum spritzt die Kröte ihr Gift gegen da« Johanniswürmchen? Weil c» glänzt! Sic brauchen nicht zu triumphircn: Ihre Rache ist nicht gelungen, denn da«, wa» Sie sagen könnten, womit Sic mich niederzuschmet- tcrn gedachten, weiß ich Alle» längst und besser al» Sic. Wenn mein einstiger Gatte auch schlecht und schurkisch an mir gehandelt hat, sein Benehmen ist gegen Ihr Verhalten noch tugendhaft ; Sie, da« glauben Sie mir, stehen noch tief unter ihm. Gott sei Dank, nun ist c« gesagt!" Sie schritt stolz in» Herrenhaus, Frau Poppau aber blieb vernichtet stehen. Al« Rose eine Stunde später den Wagen bestieg und mit Edith abfuhr durch da» Spalier ihrer Dicnstlcute, da trat doch eine Thräne in ihr schöne«, dunkle« Auge. 7. «rlitntert und bewährt. Ein Jahr war vergangen. Edith von Güldau war längst die Gattin Alfred« von Hc«komp, und Birkau nahm unter der neuen Herrschaft einen ungeahnten Aufschwung. Al« die neueste Begebenheit meldeten die Briese Edith« den Verkauf von Neu-Gut; Felix Poppau hatte Bankrott gemacht und war mit der stolzen Liddi nach dem Süden gezogen, wo der reiche Schwiegerpapa für seinen Tochtermann ein kleine« Gut erworben. „Alle Schuld rächt sich auf Erden," seufzte Rose. „Wer
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