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Amts- und AnzeiMatt für den Kemk des Amtsaenchts Eibenstock SLSL tag und Sonnabend. In- Expedition, bei unfern Bo- sertionSprei»: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z-ii-io Pf und deffm Amaekuna. Pos-ns-ltew Verantwortlicher Redakteur: E. Hanvebohn in Eibenstock. 41. Aa-r-aag. 134.Dienstag, den 13. November L8S4. In dem Konkursverfahren über das Vermögen de« Stickereifabrikanten Wr»ur 8«Ick«I, vormal- in Schönheide, jetzt in Dresden, ist das Honorar des Verwalters auf Eintausendzweihundert Mark und die demselben zu erstattenden Verlage auf Dreihundertsiebzehn Mark 15 Pfennig laut Beschlusses des hiesigen Amtsgericht» vom 8. diese« Monat» festgestellt worden. Eibenstock, am 9. November 1894. Ptt Gmchtsschttibel tzts KÜMgl. AMtsgMchts. Akt. Friedrich. Hagesgeschichte. — Deutschland. In der Strafgesetzno velle soll nach der „Rhein.-Westf. Ztg." insbesondere der 8 111 verschärft werden. § 111 belegt Denjenigen, der öffentlich zur Begehung einer strafbaren Hand lung auffordert, mit der Strafe des Anstifters, wenn die Aufforderung die strafbare Handlung oder einen strafbaren Versuch derselben zur Folge gehabt hat. Ist die Aufforderung ohne Erfolg geblieben, so tritt Geldstrafe ein. — Dieser Paragraph soll eine Er gänzung dahin erhalten, daß auch schon die Verherr lichung einer strafbaren Handlung, sowie die öffentliche Behauptung in Wort und Schrift, daß der Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschafts-Ordnung herbeizuführen sei, mit Gefängniß bestraft wird. — Wie verlautet, will man versuchsweise deutsche Unterthanen au» den Kolonien West- und Ostaf- rikaS bei den Musik-Kapellen der Unteroffizier schulen einstellen, um sie als Militärmusiker auSzu- bilden. Im Auswärtigen Amt soll man diesem Plan nicht abgeneigt sein, dessen Ausführung in anderen Staaten, die Kolonialpolitik treiben, sich schon seit Langem bewährt hat. — England. Wie aus London gemeldet wird, ist gegenwärtig wenig Aussicht auf ein einiges Vor gehen der Großmächte über da« chinesische Gesuch um Friedensvermittelung vorhanden. Rußland sei bereit, zu handeln, Frankreich bereite keine Schwierig keit, aber Deutschland erkläre fick» außer Stande, die Nützlichkeit einer Einmischung einzusehen. Ohne seine Zustimmung könne aber nichts Wirksames gethan werden. — Die Nachrichten vom ostasiatischen Kriegs schauplätze lauten heute für die Japaner weniger günstig als seither. In Dokohama war am 9. d. das Gerücht verbreitet, daß die Japaner bei Port Arthur eine Niederlage erlitten hätten. Auch die »Times" meldet aus Tschifu von unentschiedenen Kämpfen, die bei Ta-lien-Wan stattgefunden hätten. In Korea machen die ausständigen TonghakS den japanischen Okkupationstruppen noch immer zu schaffen. Eine Londoner Drahtnachricht meldet darüber: London, 10. November. Wie dem Reuterschen Bureau aus Chemulpo vom 5. November gemeldet wird, ist der Vicepräsident des Koreanischen StaatSrathes, Kim- haku, welcher diesen Posten durch japanischen Einfluß erhielt, am 30. Oktober ermordet worden. Die Stimmung ist den Japanern äußerst feindlich, infolge dessen sind 500 Mann japanischer Truppen nach Söul zurückgekehrt. Auch wurden weitere japanische Truppen südlich von Söul gelandet, um die aufständ ischen TonghakS zu unterwerfen. — Die Insubordi nation auf der chinesischen Flotte nimmt noch immer zu. Ein Telegramm eines Londoner Korrespondenten berichtet: London, 10. November. Aus Shanghai melden die »Central NcwS", daß die chinesischen Schiffe, die nicht im Hafen von Port Arthur einge schlossen sind, den Befehl zum Angriff gegen die japanische Flotte erhielten, aber nicht Folge leisteten. Ein Theil der Garnison ist nach Neu-Chang desertirt. . Local« und sächsische Nachrichte«. — Eibenstock. Der am nächsten Mittwoch durch den Kaufmännischen Verein im Saale der Gesellschaft Union stallfindende Vortragsabend wird voraus sichtlich einen großen Genuß bieten. Die hierfür ge wonnene Rednerin, Fräulein Erzst Torday au- Wien ist im Deutschen VorlragSverband, welchem der Kauf männische Verein al» Mitglied angehört, jetzt eine der gefeiertsten Kräfte, und wohl auch mit Recht, da die Erfolge, welche die genannte Dame, übrigen» auch eine überaus sympathische Erscheinung, bereit» im Vorjahre mit allen ihren Vorträgen erzielt hat, auf der diesjährigen Tournee noch immer im Wachsen begriffen sind. Aus Cottbus schreibt z. B. das .Tage blatt" : Fräulein Erzst Torday wußte sich durch ihren gestrigen Vortrag im K. V. die Sympathien des zahl reich anwesenden Publikum» mit einem Schlage zu erringen. Mit klangvollem, äußerst modulationsfähigen Organe führte sie uns die hier noch wenig bekannten Schöpfungen ihrer heimathlichen Dichter vor. Es waren Gedichte, umwoben von ungemein reizvollem poetischen Duft. Im Vortrage des Frl. Torday rangen Gefühlswärme, sowie ein liebenswürdiger feiner Humor um die Palme. Au« den überzeugend lebensvollen Schilderungen sprach ein echt künstlerischer Geist Im Publikum herrschte bezüglich des wirklich genuß reichen Abend» nur eine Stimme, und rufen wir dem Frl. Torday ein herzliches »Auf Wiedersehen" zu. — Das kunstsinnige Publikum von Eibenstock und Um gegend sei hiermit nochmals, zumal der K. V. auch für Nichtmitglieder Abonnements eröffnet hat, auf diesen Vortrag aufmerksam gemacht. — Schönheide. Sonnabend Abend war der Waldarbeiter Karl Männel von hier, welcher auf dem Eibenstocker Forstrevier, Abth. 38, mit Hölzern schnitzen beschäftigt war, nicht in seine Behausung zurückgekehrt. Ta derselbe auch nicht bei seinem Vor gesetzten, Herrn Förster Hermann, zu treffen war, glaubte man, er übernachte im Torfhause. Leider erwies sich dies als unwahr. Besorgt um den Vater, eilte ein Sohn nach dem Revier, wo sich ihm ein trauriger Anblick darbot. M. lag todt mit verbranntem Rücken und Haaren bei einem Waldfeuer. Vermuth- lich ist derselbe vom Schlage getroffen worden. Eine weitere Meldung über diesen Unglücksfall besagt: Am 11. Novbr. Vormittags wurde der schon Tags vorher vermißte 59jährige Waldarbeiter Karl Männel aus Schönheide im Walde des Eibenstocker Staatsforstreviers mit vollständig verkohltem Ober körper todt aufgefunden. M. ist jedenfalls, während er sich sein Essen zubereiten wollte, in das Reißig- Feuer, welches er sich zu diesem Zweck angezündet hatte, hineingefallen, hat dabei das Bewußtsein ver loren, sodaß er sich nicht wieder herausheben konnte und ist so auf die schrecklichste Weise langsam im Feuer verkohlt. — Schönheide. Da sich für den hiesigen Be zirk die Anstellung eines zweiten Gendarms nöthig macht, wird vom 1. Januar 1895 an die Gendarmerie- Station in eine Gendarmerie-Brigade umgewandelt. — Dresden. Die hiesige bestrenommirte und älteste Spitzenfirma I. H. Bluth, Königl. Hoflieferant, Pragerstraße 9, hat auf kurze Zeit eine Ausstellung von Erzeugnissen der Königl. Spitzenklöppel- Musterschule zu Schneeberg i. Erzgeb. in ihren Geschäftsräumen veranstaltet. Wir finden hier wahre Kabinetstücke erzgebirgischen GewerbfleißeS, bestehend in ganz wundervoll gearbeiteten Spitzen in modernen wie älteren Mustern, Spitzentaschentüchern, FichuS :c., und bietet sich Liebhabern, da die Objekte auch ver käuflich sind, passendste Gelegenheit zu ganz aparten Weihnachtsgeschenken. — Plauen. Vom 1. Mai nächsten Jahre« ab soll auf den Stationen der Eisenbahnlinie Leipzig-Hof zunächst versuchsweise die Perronsperre eingeführt werden, eine Einrichtung, an die sich da» sächsische Publikum nur ungern wird gewöhnen müssen. Man folgt damit dem Beispiele Preußen». Bayern fängt auch an, versuchsweise abzusperren. Man will auf Grund der zu gewinnenden Erfahrungen allmählich sämmtliche Bahnhöfe abschließen. Der Zweck dieser Maßnahmen soll vorzugsweise die Verhütung von Unfällen sein, welche den während der Fahrt kontro- lirenden und deshalb auf den Trittbrettern der Wagen hin« und herkletternden Schaffnern insbesondere bei Dunkelheit nicht selten zustoßen. ES soll aber auch eine Ersparniß an Schaffnerpersonal, ferner eine ge nauere Kontrole der Fahrkarten, die Verhütung von Unterschleifen und endlich die Entlastung der Bahn höfe erreicht werden. Der Zutritt zu dem Bahnhof selbst und in die Warteräume soll wie bisher ohne Karte gestattet werden; lediglich die Bahnsteige, auf welchen die Züge abgeyen oder einfahren, werden ab gesperrt und können späterhin nur gegen Vorzeigung gütiger Fahrkarten oder Bahnsteigkarten, welche mit 10 Pfennigen das Stück zu lösen sind, betreten werden. — Die hiesige „Gesellschaft der Freundschaft" hat ihr schönes, werthvolles Grundstück zum Preise von 170,000 Mark an einen Bauunternehmer verkauft. — Ein großer Theil von Lommatzsch scheint unterhöhlt zu sein. Beim Schleußenbau, der jetzt zur größeren Hälfte bewältigt ist, ist man überall auf mächtige, schon Jahrhunderte alte Kellereien ge stoßen; oft noch in einer Tiefe von 5 bis 6 Meter. Dieselben sollen sich, wie man sagt, weit hinaus über die Stadtgrenzen erstrecken, namentlich in der Richt ung nach Jessen zu. Die theilweise recht umfang reichen Steine der die Straße durchquerenden Mauer liegen felsenfest aufeinander. Die Einsteigrohre muß ten mehrfach über fünf Meter tief gelegt werden. — Ein schreckliches Brandunglück ereignete sich am vergangenen Mittwoch auf ver Elbe in der Nähe von Pieschen. In der Kajüte eines daselbst vor Anker liegenden großen ElbkahneS explodirte plötz lich eine Petroleumlampe und setzte sofort die in der Nähe befindlichen Gegenstände in Brand. Mit rasen der Schnelligkeit verbreitete sich das Feuer weiter, und in kurzer Zeit stand das ganze mit 3000 Faß Petroleum beladene Schiff in Brand. Leider beschränkt sich aber der Schaden nicht allein auf den Werth des Kahnes und der Ladung, sondern es sind auch Men schen verunglückt. Zur Zeit der Explosion war der Sohn des Besitzers und Führers des betreffenden Kahnes, der Bootsmann Wagner, in der Kajüte an anwesend. Bei dem Versuche noch einiges zu retten, fingen dessen Kleider Feuer, und lichterloh brennend sprang derselbe in die Elbe, aus der er zwar gerettet wurde, doch hatte er bereits sehr schwere Brandwunden erlitten. Auch der Schiffseigner Gustav Wagner erlitt verschiedentliche, doch leichtere Brandwunden. Sin Opfer seines Heldenmukhes wurde der den Bedräng ten zu Hilfe eilende Maschinist der zwischen Mickten und Pieschen verkehrenden Jakob'schen Fähre; derselbe ist den dabei erhaltenen Brandwunden im Diako- nissenhauS zu Dresden erlegen. Frau und Kinder WagnerS sind dagegen gerettet. — Das »Vaterland" schreibt: Die Kapitula tion der Waldschlößchcn-Brauerei in Dres den ist, wie gewisse andere ähnliche Erscheinungen an anderen Orten, ein ernstes Zeichen der Zeil. Das Kapital nimmt Rechte in Anspruch, aber es zeigt sich oftmals uneingedenk der Pflichten, die ihm obliegen. DaS Kapital will geschützt sein gegenüber den den heutigen EigenthumSbegriff aufhebenven Lehren der Sozialdemokratie, aber es trägt selber wenig oder nicht» dazu bei, die Lehre der Sozialdemokratie al» das, was sie ist, als Unrecht und Unsinn, zu erweisen, und widersteht selbst am wenigsten den andrängenden finsteren Mächten, ja eS ist nicht ausgeschlossen, daß hie und da gewisse Vertreter der modernen Geldmächte der Sozialdemokratie mittelbar in die Hände arbeiten, indem sie durch Gaben, eine Art sklavischen Tribut, ihr Wohlwollen erkaufen. Diese Politik de» Kapitalis mus ist eine mörderische, die sich früher oder später rächen wird und rächen muß. Aber die Strafe wird nicht blo» die Schuldigen, sondern auch die Unschuldigen treffen, und im Namen dieser und de» gesammien Staate« halten wir un« verpflichtet vor, einer Wieder holung ähnlicher Ereignisse, wie ein solche» jetzt in der Kapitulation der Waldschlößchenbrauerei vor der