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IjUhr Nacht« explodirten vor zwei Gebäuden, in eenen Polizei-Abtheilungen untergebrachl sind, zwei Bom ben. Die beiden Gebäude und da« Kommunalschul gebäude wurden beschädigt. Menschen sind nicht ver letzt worden. Die Untersuchung ist eingeleitet. 10 Anarchisten wurden verhaftet. Locale und sSchfifche Nachrichten. — Eibenstock. Ein guter Bekannter au« dem letzten Winterhalbjahr, der Kaufmännische Verein, kommt heute wieder mit seiner Einladung zum Be such der für diesen Winter in Aussicht genommenen Vorträge. Da« vorliegende Programm scheint sehr glücklich gewählt zu sein; Familicnabcnde wechseln mit Herrenabende», allgemein wissenschaftliche und Unterhaltungsabende mit fachwissenschaftlichen Vor trägen in passendster Weise ab. E« wäre zu wün schen, wenn der Einladung zum Abonnement auch in diesem Jahre wieder recht zahlreich Folge geleistet würde, damit dem jungen Vereine durch diese Vor träge, welche jedenfalls nur mit großen Kosten zu ermöglichen sink, nicht allzugroße eigene Opfer auf erlegt werden. — Dresden, 1. November. Der von der sozial demokratischen Partei in Dresden gegen die Wald- schlößchen-Brauerei wegen Verweigerung der Gartenlokalitäten zur Maifeier verhängte Bierboy kott ist, wie die »Dresdner Neuesten Nachrichten mittheilen, beendigt worden, indem die Brauerei-Ver waltung den Forderungen der sozialdemokratischen Partei in den wesentlichen Punkten nachgegeben hat. — Dresden. Am Mittwoch beging die evan gelische Christenheit die Feier des ReformationS- festes. Sachsen gehört zu den wenigen Ländern, in denen der 31. Oktober noch in besonderer Weise al« ein Festtag gefeiert wird. Anderswo begnügt man sich damit, des großen Geschehnisses beim Gottesdienst des jedesmal vorangehenden oder nachfolgenden Sonn tages mit zu gedenken. Sachsen hat Grund zu einer besonderen Feier deß Tage«, denn Sachsen ist die Wiege der Reformation. DaS ResormationSfcst ist in Sachsen von jeher dem Volke besonders an'S Herz gewachsen gewesen, bis auf den heutigen Tag. Kein historischer Akt ist populärer geworden als jener flammende Protest des Wittenberger Mönchs, keine historische Gestalt im Volksbewußlsein lebendiger ge blieben, als jener Gewissensheld, der Kaiser und Papst Trotz bot. Mehr denn dreiundeinhaldhunterk Jahre sind seitdem verflossen. Nock> immer steht die katho lische Kirche als eeclesiu miiituns, als streitende, der protestantischen gegenüber. Aber aus dem blutigen Völkermorden, das die lutherische Reformation hervor rief, ist ein Geisterkampf geworden; die Toleranz und die Humanität sind als sittliches Prinzip in diesem Kampf anerkannt worden — und wer das Refor- mationSfcst als Katholik oder al« Bekenntnißloser nicht zu feiern vermag, der wird wenigstens im Hinblick auf diese Thatsache dem Tage eine besondere Eigenart nicht absprechcn können. — Schneeberg. Der Erzgebirgsverein er läßt im »Glückauf- eine Bekanntmachung, in der er geeignete Personen zur Anfertigung von AuS- sichtS-Panoramen für Berge im sächsischen Erz gebirge aufsorderk. Die Wahl der Berge ist freige stellt. Die Beurtheilung der eingereichten Zeichnungen erfolgt durch den Gesammtvorstand und einen Aus schuß. Für die Arbeit, die zur Ausführung auSgc- wählt wird, soll ein Honorar von 200 M. gewährt werden. Der Erzgebirgsverein behält sich für die mit dem Preise bedachte Zeichnung alle EigenthumSrechte vor. Ueber die Ausführung solcher Panoramen giebt Herr Ingenieur Prasse in Leipzig im »Glückauf- ein gehende Mitthcilungen. — Bei den Truppen des XII. (König!. Sächs.) Armeekorps sand in diesen Tagen die Vereidigung der Rekruten statt. Dieselbe ist der erste Anlaß, bei welchem die Rekruten parademäßig erscheinen, denn die Ableistung des Fahneneides ist der bedeutendste und feierlichste Moment der ganzen Soldatcnzeit. AuS diesem Grunde wird dieser Act auch mit allem möglichen militärischen Gepränge verbunden und da durch um so unvergeßlicher gemacht. Schon seit ihrem Eintreffen sind die Rekruten eingehend über den Zweck dcS Militärs und die Pflichten des Soldaten unter richtet worden, um nun, vollständig jm Klaren darüber, den Fahneneid zu schwören. Bei der Vereidigung sind bei der Infanterie und den Pioniren 1 Com pagnie, bei der Cavallerie I EScadron zu Fuß, bei der Feldartillerie eine bespannte Batterie und beim Trainbataillon eine halbe Compagnie mit enthüllten Fahnen bez. Standarten u. dem Musikchoran derScite al« Parade, sowie sämmtliche nicht abcommandirte Offiziere de» TruppentheileS anwesend. Unmittelbar vor der Eidesleistung werden die Rekruten durch Geistliche confessiontweisc auf die Heiligkeit derselben hingewiesen, worauf der umersuchungSführende Offizier, die Formel laut versagend, den Eid erst den Sachsen und dann den Staatsangehörigen anderer Bundesstaaten ab nimmt. Die schwörenden Mannschaften halten hierbei die rechte Hand in Höhe de» Auge» und von jeder Compagnie, Escadron oder Batterie berührt ein Mann mit der linken Hand da« betreffende Wahrzeichen de« TruppentheileS, welche« bei den Fußtruppen die Fahne, bei der Cavallerie die Standarte, bei der Artillerie da« Geschütz ist. Nach Ableistung de« Eide« hält der Regiment«- bez. Bataillonscommandcur eine in einem Hurrah aus Kaiser und König gipfelnde An sprache, nach welcher die Parade unter den Klängen de« Defilirmarsche« an den Rekruten vorbeimarschirt, womit der feierliche Act sein Ende erreicht hat. Am Nachmittage werten die Rekruten gewöhnlich spazieren geführt und bei der Heimkehr erwarten einige Fäßchen Bier die jungen Söhne de« Vaterlandes. — In AltmannSgrün bei Treuen wurde am Sonntag Morgen die 19jährige Dienstmagd Zierold au« Rodewisch im Freien bewußtlos ausgefunden. Unfern von ihr lag ein neugeborene« Kind. Die Zierold war seit etwa 5 Monaten umhergezogen. Ihr Kind war in Folge der Nässe und Kälte und Mangel« jeder Pflege und jeden Schutze« gestorben. Die Zierold wurde in die Bezirksanstalt nach Treuen gebracht. Aus vrrgaugruer Aett — für «ufere Seir Am L. November 1846 starb der berühmte schwedische Dichter Esais Tegner, Professor und Bischof zu Wexiö. Unter der großen Anzahl seiner Werke ist in Deutschland und im Auslände überhaupt am bekanntesten und berühmtesten gewor den die Fritjossage, die in alle Sprachen Übersehl worden. Tiefes Gefühl, treffender Witz, reiche Phantasie und dichterische, bilderreiche Sprache zeichnen alle Werke Tegncr's aus. Zu Lund ist ihm durch Beisteuer des ganzen Landes eine Kolossal statue errichtet worden. 3. November. Das merkwürdigste Parlament, das man Wohl in der Ge schichte kennen dürste, ist das am 3. November 1840 eröffnete sogenannte „lange Parlament-. Von König Karl I. von Eng land einberufev, um die gegen die Regierung wachsende Miß stimmung zu besiegen, wurde dieses Parlament, das sich sofort als Permanent, als unauslöslich erklärte, das Verderben des Königs. Thatsächlich hat dieser merkwürdige „lange Parla ment-, in welchem Oliver Cromwell die Hauptrolle spielte, über SO Jahre lang bestanden und die Regierungsgewalt ausgeübt. 4. November. Unter den Schrecknissen der Kriegsgeschichte sind es die Erstürmungen iester Plätze, welche am entsetzlichsten hervorragen in Bezug aus Gräuel des Krieges; unter diesen Erstürmungen nimmt einen der schlimmsten Plätze der vor KM Jahren ge schehene Sturm aus Warschau resp. Praga ein. Wie früher bereits erwähnt, waren die Polen in der Schlacht zu Maciejowicc von der überlegenen Macht der Russen entscheidend geschagen worden, allein noch mußte die Hauptstadt Warschau von den Russen genommen werden. Am 4. November NÜ4 begann der Sturm aus die Werte von Praga, der Vorstadt Warschaus. Nach einem fünf Stunden dauernden mörderischen Kampfe waren die Russen Herren der Schanzen. Sie hatten unmittelbar daraus in den Straßen von Praga einen neuen siuchtbaren Kampf zu bestehen und erlaubten sich dabei ein so gräßliches Merten, daß die näheren Angaben über ihre Gräuelthaten jedes menschliche Gefühl empören. 8tM0 Polen wurden kämpfend niedergchauen, Kinder, Weiber und Greise gemordet; ganze Schaaren von Menschen, die sich nach Warschau retten wollten, wurden in die Weichsel gestürzt. Es sollen an dem einen Tag 12,«AM Polen um's Leben gekommen sein. Die Russen geben ihre Verluste lächerlich gering an; allein es sind auch von den Stürmenden sicher eine Unmasse gesallen, wenn man bedenkt, daß bei der kriegerischen Brutalität des russischen Generals Suworow für diesen Menschenleben überhaupt keinen Werth hatten. Ansprache des Herrn Bürgermeister vr. Körner bei der Schulweihc am 29. Oktober 1894. Meine hochgeehrten Damen und Herren! Wir haben uns erlaubt, Sic einzuladcn, um von den neuen Schulbauten Kenntniß zu nehmen und zu helfen, sie ihrer Bestimmung zu übergeben. Wir freuen uns und danken Ihnen, daß Sie unserer Ein ladung gefolgt sind, und ich heiße Sie in diesen Räumen herzlich willkommen. Wir werden nachher die Weihe vollziehen und unsere Herzen zu Gott erheben, zuvor aber dürfte es angebracht sein, einen kurzen lieberblick über die Geschichte des Baues zu geben; denn das Be- dürfniß zu solchem Werke, wie cs heute vollendet ist, war schon vor langer Zeit erkannt worden. Der Neubau ist ein doppelter: er umfaßt die Turnhalle und ein zweites Schulgebäude. Obwohl das Turnen schon im Volksschulgesetz vom 23. April 1873 zu den wesentlichen Gegenständen des Unterrichtes in der Volksschnle gerechnet wird, ist man dcrBcschaffung eines hierzu geeigneten Raumes doch erst im Jahre 1877 nahe getreten, indem das Stadtver- ordneten-Collegium auf Antrag seines Vorstehers den Rath ersuchte, Pläne und Kostenanschläge für eine Turnhalle aufzustellen und dem Collegium zur Be schlußfassung vorzulegen, der Rath ist dem bcigetreten. Weshalb diesen Beschlüssen damals eine weitere Folge nicht gegeben worden ist, habe ich aus den Akten nicht ersehen können. Erst im Jahre 1883 taucht die Frage der Erbauung einer Turnhalle im Verein mit den Bestrebungen zur Vermehrung der Klassenzimmer wieder auf. Inzwischen war der Turnunterricht und zwar, wenn icb recht unterrichtet bin, seit dem Jahre 1883 wenigstens im Sommer für die älteren Jahr gänge der Schule eingerichtet worden und seit Michaelis 1884 wurde in Folge eines Abkommens mit dem Turnverein und einem Saalbesitzer in dem Turnsaale des Turnvereines und unter Benutzung von dessen Geräthen auch im Winter geturnt. So lag man thcils im Schulgarten, thcils in einem Tanzsaalc der Turnerei ob. Dieser Turnbetrieb wurde aber durch ungünstiges Wetter und die große Entfernung des SaalcS von der Schnle, seine Glätte und schlechte Heizbarkeit sehr beeinträchtigt und schließlich in Folge eines UnglückssalleS im Saale, von Michaelis 1887 ab während des Winter« wieder ganz eingestellt. Da nahm der damalige Königliche Herr Bezirksschul-Jn- spektor Veranlassung, die Erbauung einer Turnhalle von Neuem auzuregen. Herr Baumeister Ott wurde in Folge dessen mit Anfertigung eines Planes und Kostenanschlags beauftragt. Die Kosten stellten sich einschließlich der inner» Einrichtung auf 14—15,000 Mark. Leider lehnte der Schulausschuß die Ausführ ung des Baues ab, weil er zu theuer sei und es zweckmäßig erscheine, den Turnhallen- zugleich mit dem doch über kurz oder lang nöthig werdenden Schulbaue vorzunehmeu. Das Stabtverorduelen-Collegium nahm hiervon im Februar 1888 „mit Befriedigung" Kennt niß. So blieb es zunächst und auf Jahre hinaus wieder beim Alten. Mittlerweile war die Schul- und Turnhallenbaufrage ihrer endlichen Lösung nahe ge bracht worden, sodaß, als im vergangenen Sommer der Turnverein den Saal im Deutschen Haus in Folge seiner Verwendung zu sozialdemokratischen Ver sammlungen ganz räumte, der Turnhallenbau zufolge der Beschlüsse der städtischen Collcgien vom 26./28. Juni 1893 ohne Weiteres vor sich gehen und der Turnverein schon im vergangenen Dezember, die Schule im Januar d. Js. das Turnen beginnen konnte. Von Ostern 1894 ab wurde dann den Anträgen des Herrn Direktors Dennhardt entsprechend der Turnunterricht, der bisher nur 2 bez. 3 Jahrgänge umfaßte, auf die letzten 4 Schuljahre beider Bürger schulen erstreckt und die Zahl der Unterrichtsstunden von 16 auf 26 erhöht. Auch dient die Turnhalle seit Beginn dieses Jahres bestimmungsgemäß zur Ab haltung der größeren Schulfestlichkeiten. Was nun die Vermehrung der Schulräume an langt, so erfolgte die erste Anregung hierzu durch einen eingehenden Vortrag des damaligen Schul direktors Or. Förster im April 1883. Es sollten 6 neue Schulzimmer erbaut werden. Man beschloß, der Anregung Folge zu geben, und beauftragte wie der Herrn Baumeister Olt mit Anfertigung von Plänen und Kostenanschlägen. Indessen kam man über Veranschlagungen und Erörterungen, Commiisions- zuwahlen und Erweiterungen nicht hinaus. Auch eine weitere Eingabe des Schuldirektors I)r. Förster vom 15. April 1886 hat kein günstigeres Geschick, wenn auch die bestehenden Mißstände darin in grellen Farben geschildert waren. Herr vr. Förster schreibt nach dieser Richtung: „Obgleich es aber unter der ganzen Gemeinde festsleht, daß wir mit möglichster Sparsamkeit im Schulwesen auskommcn müssen, so werden doch des halb die Unvollkommenheiten unserer Einrichtungen nicht minder empfunden. Seitens der hiesigen Schul behörde ist seit Jahren auf Unbequemlichkeiten und Unzweckmäßigkeiten in den Stundenplänen der hiesigen Schule yingewiescn worden, welche der die Stunden pläne Entwerfende recht wohl vorhergesehen, aber mit vollem Bewußtsein hatte einrichten müssen, weil die beschränkte Zahl der Schulzimmer, theilwcise auch der Lehrer keine andere Möglichkeit ließ. Es ist ihm auch von keiner andern Seite eine Möglichkeit gezeigt worden, die empfundenen Mißstände ohne Schaffung neuer und schlimmerer zu beseitigen. Zu solchen Un bequemlichkeiten gehört, daß Kinder der einfachen Volksschule an einem Tage zweimal zur Schule gehen müssen, statt ihren Unterricht auf einmal hinterein ander zu erhalten, daß dieselbe Klasse an verschiedenen Tagen in verschiedenen Zimmern unterrichtet werden muß. Mit der Vermehrung der Schulzimmer würde sich ein Theil dieser Unannehmlichkeiten beseitigen lassen, alle aber nicht, weil hierbei auch die Lehrerzahl und die Pflicktstunden der Lehrer mitspielen. Schlim mer ist, daß die Schulzimmcr während der ganzen Zeit des Unterrichts ununterbrochen mit Kindern gefüllt sind, wodurch eine ungesunde Luft in ihnen entsteht. — Sehr wünschenswerth wäre auch eine Vermehrung der Schulzimmer, um das Gedränge der Kinder zu verringern, welche auf den für unsere Kin derzahl verhältnißmäßig engen Corridoren und Trep pen auf die Entleerung der für sie bestimmten Zim mer warten müssen." Trotz alledem ließ man schließlich, wohl im Jahre 1887, den Bau bis auf Weiteres auf sich beruhen, nachdem Herr Or. Förster erklärt hatte, daß man noch eine Zeit laug mit den bisherigen Räumen aus kommcn würde. (Schluß folgt.. Vermischte Nachrichten. — DaS Walvgefecht. Bekanntlich haben während der diesjährigen Kaisermanövcr eingehende Versuche auf dem Gebiete des WalvgefechtS stattge funden. Wie wir hierzu au» gut unterrichteten mili tärischen Kreisen hören, Haden diese Versuche u. A. da« Folgende ergeben. Große Wälder bieten im Allgemeinen weder der Offensive noch der Defensive Voriheile. Sie bilden aber sehr geeignete Masken für überraschende Manöver, was während der Kaiser manöver zu wiederholten Malen zu Tage trat. Jm Ucbrigen ist der Gesichtskreis sehr begrenzt, Kavallerie und Artillerie fallen gewöhnlich für da» Geseckt, ob gleich ihre Verwendung in beschränktem Maße nicht auSgeschloffen ist, au«, die Beobachtung de« Gegner« ist sehr erschwert und auch die Infanterie kann bei dem herrschenden Mangel an Uebersicht und Zusam-