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„Hallstadt und Theodore werden das nicht glauben; was die Anderen denken, was kümmert'- Dich?" ent gegnete Gustav. „Nichts, cS ist wahrl Man Hütte viel zu thun, wollte man sein Handeln von dem Urtheil der Leute abhängig machen. Und doch ist'S nur eine Frage deS Augenblicks," fuhr Friedrich träumerisch fort, „bietet sich der rechte Augenblick nicht, dann zerfließen die schönen Hoffnungen in Nebel." „Der Augenblick bietet sich oft, und häufig wird er verpaßt," sagte Gustav Varnay ernst; „man erkennt es erst später und der Aerger ist dann um so größer." „So warten wir denn ab, was die Zeit bringt," erwiderte der Prcmierlieutenant, „erzwingen läßt eS sich nicht. — Du warst also bei der Beerdigung Gries heims nicht zugegen?" „Nein; wozu jetzt noch die Komödie fortsetzen? Die Maske kann nun abgeworfen werden, Madame Griesheim wird ohnehin vermuthen, daß —" Er brach ab; der Kellner trat auf den Balkon und legte zwei Briefe auf den Tisch, einer war an Gustav Varnay, der andere an den Premierlieutenant Hagen adressirt. Gustav errieth den Inhalt seines Briefes schon, als er einen Blick auf die zierliche Handschrift der Adresse geworfen hatte, er sah sich in seinen Vermuth- ungen nicht getäuscht. Elisabeth bat ihn um seinen Besuch, sie beklagte sich bitter darüber, daß er noch nicht gekommen war, um ihr zu rathcn und beizustehen; sie sprach die zu versichtliche Erwartung aus, daß er nach Empfang dieses Briefes nicht länger zögern werde, die Freund schaft, die er ihr zugesagt habe, auch durch die That zu beweisen. Gustav sah sich jetzt in die peinliche Nothwendig- keit versetzt, einen Entschluß fassen zu müssen; er über reichte dem Freunde den Brief, der, nachdem er ihn gelesen hatte, mit bedenklicher Miene das Haupt schüttelte. „Ich würde nicht hingehen," sagte Friedrich, „Dein Ausbleiben wird sie erkennen lassen, daß sie nichts mehr von Dir zu erwarten hat." „Sage ich ihr das nicht in dürren Worten, so wird sie an ihren Hoffnungen fcsthalten und in späteren Briefen mich mit Vorwürfen überschütten," erwiderte der Advokat nachdenklich; „schon aus diesem Grunde ziehe ich Offenheit vor." „Du wirst Dir selbst eine unangenehme Szene bereiten." „Mag sein, aber einmal muß sie doch die volle Wahrheit erfahren. Du hast ja auch einen Brief er halten." „Von Hallstädt," erwiderte Friedrich und in seinen Augen leuchtete eS freudig auf; „er schreibt mir, daß er übermorgen den Wanderstab weiter zu setzen gedenke, vorher wolle er aber noch einmal den Rigi besuchen und dort übernachten. Er ladet mich zu dieser Parthie ein —" „UndDu wirst natürlich die Einladung annehmenl" „Ich fürchte Deine Vorwürfe, wenn Du morgen Dich wieder langweilst." „Scherz beiseite, Friedrich, ich ratheDir Annahme." „Kannst Du denn zweifeln, daß ich schon dazu entschlossen bin? Ich werde morgen früh mit dem ersten Schiff fahren, und komme ich nicht als Verlobter zurück, dann kann ich meine Hoffnungen zu Grabe tragen." „Auch in diesem Falle würde ich noch nicht ver zagen," erwiderte Gustav, während er eine neue Cigarre anzündete, „und nun komm', ich habe Lust, einen Spaziergang zu machen." Am Morgen nach diesem Abend erwartete Elisa beth Varnah mit wachsender Ungeduld, auf dessen Rath und Hilfe sie ihre letzten Hoffnungen baute. Sollte ihr Bruder wirklich Recht gehabt haben, als er den Advokaten Varnah als den Urheber aller Ver folgungen bezeichnete? Sie konnte und wollte das nicht glauben und doch mußte sie eS befremden, daß Gustav nicht sofort zu ihr geeilt war, um ihr seinen Beistand anzubieten. AuS dem Gefängniß drang auch keine Kunde zu ihr lind der Polizeibeamte bewachte noch immer die Hausthür, sie hatte ihm sogar im Erdgeschoß des Hauses ein Zimmer einräumen müssen, und eS war nicht an- zunehmcn, daß er sobald wieder abziehen würde. Endlich kam Gustav; ihre Ungeduld konnte ihm nicht entgehen, als sie ihm entgegeneilte, um ihn zu begrüßen, so wenig wie der Vorwurf, den er in ihren Augen laS. Er führte sie zum Divan und nahm ihr gegen über Platz. „Verzeihen Sie, wenn ich erst heute komme," sagte er. „Die Ueberzeugung, Ihnen in dieser Lage nicht helfen zu können, hielt mich zurück." „Und worauf stützen Sie diese Ueberzeugung?" fragte sie vorwurfsvoll. „Können Sic glauben, daß ich an dem Verbrechen betheiligt sei?" „An diesem? Nein; aber ich glaube an die Schuld Ihres Bruders." . „Auch sie ist noch nicht bewiesen!" „Die Beweise, die man hier gefunden, sind genügend." Die Gluth des Zornes übergoß das Antlitz der jungen Frau; jetzt mußte eS ihr klar werden, daß sie auf die Freundschaft dieses Manne» nicht bauen durfte. „Sie scheinen sehr gut unterrichtet zu sein," sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich habe mit dem Untersuchungsrichter ge sprochen —" „In meinem Interesse?" „Auch das, aber leider mußte ich entdecken, daß von einer Wahrung Ihrer Interessen nicht mehr die Rede sein kann." „Ich verstehe das nicht, Herr Doktor; man be schuldigt mich der Theilnahme an einem Verbrechen, von dem ich bis zur Entdeckung desselben keine Ahnung hatte, man hat mein ganzes Vermögen konfiszirt und bewacht mich in meinem Hause wie eine Gefangene, und Alles soll ich mir ruhig und geduldig gefallen lassen?" „Was wollen Sie dagegen machen?" erwiderte der Advokat mit bedauerlichem Achselzucken. „Wenn Sie aufrichtig sein wollen, so werden Sie zugeben müssen, daß Sie an der Schuld Ihre« Bruder« nicht zweifeln." „Und gesetzt, ich gebe das zu, was beweist da- in Bezug auf meine Person?" „Nichts, aber es fällt dabei auch auf Sie ein Ver dacht, der nur durch ein offenes Geständniß Ihres Bruders entkräftet werden kann. Und so weit ich Gruner kenne, wird er sich zu einem solchen Geständ niß nicht verstehen. Sie werden also in Geduld ab warten müssen, bis die Untersuchung beendet ist und die Akten geschlossen sind." „Nehmen Sie denn gar keinen Antheil an meiner peinlichen Lage?" fragte Elisabeth entrüstet. „Sie haben mir Ihre Freundschaft angeboten, als der schwere Schicksalsschlag mich traf und nun — o, Herr Doktor, ich hatte geglaubt, auf Ihr Wort vertrauen zu können!" „Was kann ich für Sie thun?" „Viel, wenn Sie eS wollen. Sie können bei dem Richter für meine Schuldlosigkeit eintreten und Auf hebung dieser polizeilichen Bewachung beantragen. Sie können Auslieferung meines Vermögens fordern —" „Sie vergessen, daß ich hier ein Fremder bin und die hiesigen Gesetze nicht kenne." „Wenn Sie mit einem hiesigen Advokaten darüber berathen wollten, so würde er Ihnen gewiß die Wege angeben, die eingeschlagen werden müssen," bemerkte Elisabeth. „Ich habe Ihnen schon gesagt, daß dieses frucht los sein würde," erwiderte Gustav in kühlem Tone. „So lange der Verdacht nicht entkräftet wird —" „Dieser Verdacht ist ein Unsinn!" fiel Elisabeth mit steigender Gereiztheit ihm in die Rede. „Welche Vortheile hätte mir denn der Tod meines Gatten bringen können?" „Ich weiß das nicht. Griesheim hatte sich eines entehrenden Vergehens schuldig gemacht, er war auf der That ertappt und als Betrüger entlarvt worden, seine Schande mußte auf seine Angehörigen zurück fallen. Auch der beste Schauspieler muß von den Brettern abtreten, wenn er seiner Rolle nicht mehr gewachsen ist." „Sie schlagen da einen seltsamen Ton an, Herr Doktor! Mein Bruder sprach die Vermuthung aus, daß er seine Verhaftung Ihnen zu verdanken habe; ich wollte das nicht glauben, nun aber entstehen doch Zweifel in mir." „Und hätte Ihr Bruder Recht, so dürfen Sie mir darum noch keinen Vorwurf machen, im Gegentheil, Sie selbst haben mich gezwungen, eine Rolle zu spielen, die meinem Charakter widerstrebte." Elisabeth blickte ihn starr an, er hatte diese Worte in einem Tone gesprochen, der sie erkennen ließ, daß sie getäuscht worden war und daß sie auf keine Schon ung mehr rechnen durfte. (Fortsetzung folgt.) Jägerlatein. In der zu Wien erscheinenden Jagdzeitung von Hugo erzählt Rosegger folgende Geschichte: Der Vater des Kaisers Franz Joseph, Erzherzog Franz Karl, hielt sich mit Vorliebe in Steiermark, in der Gegend von Mariazell auf. Er durchstrich oft stundenweit einsam und unerkannt die reizenden Umgebungen. Er unterhielt sich auch ost gerne mit urgemüthlichen Ge- birgSsöhnen, zumal wenn diese keine Ahnung zu haben schienen, mit wem sie da verkehrten. Auf einem dieser Spaziergänge — erzählt man sich — begegnete der Herzog einem ältlichen Manne aus einer von Maria zell entfernten Gegend. Der Erzherzog wanderte eben durch die Grünau dem Erlafsee zu und hatte betreffs eines Ortes, zu dem er gelangen wollte, eine Frage zu stellen. Der Aelpler wußte zwar nicht, wen er da vor sich habe, aber er gab nicht nur bereitwilligst Auskunft, sondern erbot sich, dem Fremden nach dem erfragten Ziele das Geleite zu geben. Unterwegs entwickelte sich eine lebhafte Unterhaltung. Im Ver laufe des Gespräches fragte der Erzherzog: „Hast schon amol d' Wienerstadt g'sehn?" „Na ob!" ant wortete der Gefragte. Der gute Mann gehörte offen bar der Jägergilde an, denn das war ausgeschnitten. „Na, Gevatter, und wie hat's Dir denn in Wien gefallen?" fragte der Erzherzog weiter. „Gnat, das kannst Dir denken. So grün iS'S net wie da: aber guat, recht guat hat'S mir g'fall'n und Aufseh'n hab i gnua »'macht." „DaS kann i mir denken," sagte der Erzherzog mit einem Schmunzeln. „Und net wahr, groß soll die Kaiserstadt sein?" „Größer als Mariazell." „Das will ich Dir schon glauben," meinte der Erzherzog. „I lug a mein Leben net." „Hast denn a die Burg g'seh'n, wo der Kaiser wohnt und d' Prinzen?" „Versteht si'. Die ist ganz von Gold mit brillantenen Fenstern." „Geh!" „Und der Hof iS mit an rothen Sammt überzogen, daß d' Staner net naß wer'n." „So was möcht' i selber seh'n", rief der Erzherzog heiter aus. „I glaub Dir'S, Du mußt halt amol auf Wea» geh'»." „Hast die Burgwach' g'seh'n?" examinirte der Erzherzog weiter, dem die Unterhaltung ungemein gefiel. „San dös Erzklacheln!" rühmte der Steirer. „Der Klanste iS acht Schuh groß." „Was D' net sagst!" „Ja, 's is wahr." „Wie hat Dir denn d'Burgmusi g'fall'n?" „Na, prächti'. — Am Kirta spieln'S bei uns a net schöner." „Da können d' Weaner stolz d'rauf sein", meinte der Prinz. „Und bist auch auf'n StephanS- thurm g'stieg'n?" „Dös iS do klar." „Wie lang hast denn nauf braucht?" „Net amal ganze zwa Tag." „ Nur?" „ Maßt, i bin halt a fermer Steiger!" „Der Prater iS schön, net wahr?" „Da hab i net 'nein kinnen." „Warum denn nett?" „Der war zu- g'spirrt. — Ja — an unbändiges Schloß haben'« vor gehängt." „Ei, ei, das ist schad. — Sag' mir, Lands mann, Du bist g'wiß a Jager?" „Ob i aner bin!" „Hast schon viel Gamsen g'schossen?" „Alle, die man nimmer sicht, wer so ziemlich i g'schossen hab'»." Nach einer Pause fragte der Erzherzog: „Und in der Wiener stadt wirst do a 'n Kaiser g'sehen hab'n?" „Freili hab' i 'n g'seh'n. Früher wär i ja gar net weggangen, denn wir Steirer leb'» und sterb'» für nnsern Kaiser." „Das ist schön", lobte der Erzherzog. „Wo hast denn 'n Kaiser g'seh'n?" „Spazicr'n is er gangen." „Wie hat er denn ausg'schaut?" „Na, natürlich in an großen, rothen Mantel und 's Scepter in der rechten Hand." „So ist er spazier'» gangen?" „Halt ja." „Sag' mir, Landsmann, Dein Vater war g'wiß a a Jager?" „Was soll er denn sonst g'wesen sein?" „Na, eS giebt schon »o Väter, die kane Jager sind." „Was is denn nachher Dein Vater g'wesen?" „Kaiser", antwortete der Erzherzog. „Du, red' net so laut!" warnte der Begleiter den Kaiser!. Prinzen. „Wenn Di der Gendarm hört, wirst arretirt. Mein Bruda ist neuli a arretirt wor'n. Hast a an Bruda?" „Freilich." „Was is er denn?" „Kaiser", antwor tete wieder der Erzherzog. „Gehst no net!" sagte der Aelpler lachend. „Host a Kinder?" fragte er den Erzherzog weiter. „Gott sei Dank! Da iS gleich mei Franzl." „Was iS denn der?" „Kaiser", war abermals des Erzherzogs Antwort. Der Steirer lachte auf. „Dann ist mein zweiter Sohn Max", fuhr der Prinz fort. „WaS ist denn der wieder?" „Kaiser." Der Jäger lachte noch lauter. „Dann hab i zwei Schwiegertöchter." „Was san denn dö?" „Kaiserinnen." Der Aelpler weinte vor Lachen. Als er wieder zu Athem kam, fragte er: „Na, und wer bis nachher Du?" „I hält' a Kaiser sein können", antwortete der Erzherzog. Der Steirer machte einen Luftsprung und schlug ein Schnippchen. Die ver meintliche Aufschneiderei ergötzte ihn über alle Maße». Der Erzherzog lachte vergnügt in sich hinein. Als sie aber nach Zell zurückkamen, da gab es ein ehr furchtsvolles Verbeugen vor dem Erzherzog, ein Nicken und Hutziehen und Handküssen, daß dem Jäger schier grün und blau vor den Augen wurde. „I dank Dir für Dei' Begleitung", sagte ihm jetzt der Erzherzog in seiner allbekannten Gemüthlichkeit. „Und kommst wie der nach Wien und der Prater ist zug'sperrt, so frag' nur nach'» Erzherzog Franz Karl. I werd' Dir schon aufsperr'n lassen!" Der bestürzte Jäger fiel dem kaiserlichen Prinzen zu Füßen und bat nm Verzeihung. Der Erzherzog hieß in aufstchen. Er beschenkte ihn für seine Dienstleistung, dann zog er ihn mit nach der Wallfahrtskirche und sagte: „Jetzt gehst aber gleich beichten, daß D' mich so ang'logcn hast!" Uors-oouvour»« r Unter den wenigen auf der Antwerpener Weltausstellung vertretenen deutschen Firmen, welche infolge ihrer Zugehörig- heit zu der internationalen Jury außer Preisbewerb traten, be findet sich auch die Firma Kathreiner's Malzkassee- Fabriken München. Diese hohe Auszeichnung zeigt aufs neue, welche achtungsvolle Stellung in der Handelswclt die genannte Firma sich verschafft hat. Wurde doch auch deren Vertreter Herrn vr. M. Goetze die hohe Ehre zu Theil. z» einer kürzlich abgehaltenen Soirve im königlichen Palais in Brüssel eine Einladung zu erhalten und von Er. Majestät dem König Leopold in eine Unterhaltung gezogen zu werden. 1200 tiouwebv k'rofvssvk'vn u. Kerrie haben Apotheker «. Flügge'« WM- Myrrhe« CrLme -WU geprüft, sich ln l'/e jährigen eingehenden versuchen von dessen außer« gewöhnlicher Wirksamkeit überzeugt und selbigen daher warm empfohlen. Derselbe ist unter No. «S in Deutschland patentlrt und hat sich al« überau» rasch, sicher wirkende und dabei absolut unschädliche GfunglkvilssIVv -- bet VordrtUrvLU»», dUchNLU (Wundsetn) und sonstigen sowie bet WwaUota«», re. durch seine hervorraaend anti ¬ septischen, neubtldenden und heilenden Ligenschaften vorzüglich be währt. Flügge ck Lo. in Franksurt a. M. versenden die SS Seiten starke Broschüre mit den ärztlichen Zeugnissen gratt» und franko. Apotheker A. Flüage'» Myrrhen-« r»me, welcher von vielen Aerzten allen anderen Mitteln vorgezogen wird, ist in Tuben ä Mk. I — in den Apotheken erhältlich, doch genüg» für geringe» Wundsein, kleinere verletzungen.rc.dte Tube zu »0 Pfg. Dir Verpackung muß di« b»t»«tau»»»r «3 592 traaen Myrrhen-«r»me ist der patentirte ölig« «u«,ug de» Myrrhen-tzarW». Druck und Verlag von L. Hannebohn in Eibenstock.