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iksiem vergnügten Salden so reizend tiefe Grübchen, daß Amor sich mit Pfeil unk Köcher darein vei kriechen konnte. »Fräulein Hertha ist wieder so lustig, daß sie Alle ansteckt," bemerkte eine der älteren Damen am ande ren Tischende. »Wer nicht will, braucht nicht mitzulachen," er widerte die Genannte neckisch. »Hertha, sei nicht so kindisch," warf gravitätisch die Schwester des Juristen dazwischen. »Lass' sie doch fröhlich sein, Bertha," meinte der alte Herr, und die allgemeine Unterhaltung war wieder beendet. Der alte Jurist hob die Tafel auf, Alles folgte seinem Beispiel, man griff nach Hüten und Tüchern und wollte den gewohnten Abendspaziergang, die Ilse hinaus, unternehmen, da stolperte der 15jährige Gym nasiast wieder herein und rief mit Stentorstimme: »ES regnet, meine Herrschaften!" »Dann gehen wir in den Musiksaal," bestimmte der alte Herr, und Jeder legte Hut oder Tuch wieder beiseite und folgle, ohne Einwand zu erheben, nach. Der alte Herr schien bier die Zügel der Regierung fest in ter Hand zu haben. Sccken und Schaller traten jetzt an den Tonan geber heran, nannten ihre Namen und baten, sie mit der übrigen Gesellschaft bekannt zu machen. Der Präsident von Hanke, als welcher sich der Jurist, zu SchallerS stiller Freude über seinen Scharf blick, entpuppt hatte, stellte die Herren überall vor und GustelS KombinationSgabe war groß, er hatte sich wenig geirrt. Fräulein Bertha von Hanke war deS Präsidenten Schwester, Hertha war seine Tochter, die beiten Gymnasiasten seine Söhne, die älteren Damen waren zwei Stiftsfräulein, Baronessen von Spiegel, die ältere war Aebtessin mit dem Titel »gnädige Frau". Der Herr mit der hohen Halsbinde war kein Kandidat, wie er gedacht, sondern ein Privat dozent an ter Universität zu Halle. Doktor Hübner machte mit seiner hübschen Frau die Hochzeitsreise, HerthaS strohgelbe Nachbarin war die Tochter der Rechnungsrälhin Ullrich, die neben ihr gesessen hatte. Als der Präsident die Herren vorstellte, hatte er die Namen immer vertauscht, beide Freunde hatten cs gemerkt, legten aber weiter keinen Werth daraus, man konnte ja bei nächster Gelegenheit den Jrrthum auf klären; jetzt brachte eS nur Konfusion hervor! Gustel schlug sich gleich zu der Jugend, während Secken sich einen Stuhl an deS Präsidenten Seite zog: »Sie stehen bei den Jägern, Herr v. Schaller?" fragte der alte Herr Rudolf. „Ja wohl, Herr Präsident," erwiderte jener und eS fuhr ihm wie ein Blitzstrahl durch den Kopf, er wollte den Jrrthum gar nicht aufklären, er wollte als armer JLgerlieutenant hier gelten, er war eS ja vor ganz kurzer Zeit wirklich noch gewesen, er war auch in SchallerS Garnison so orientirt, daß er alle bezüg lichen Fragen beantworten konnte. So bald eS anging, machte er sich los, um Schaller mit der Rolle vertraut zu machen, die er spielen sollte. Dem vergnügten Gustel war es ein Hauptvergnügen, sich als reicher Gutsbesitzer zu geriren. Er strich sich das Haar keck zur Seite, die militärische Frisur da durch verschiebend und sagte launig: »Ja wohl, ich bin von jetzt ab Baron von Secken- Elmenhof, ich bitte aber auch für diese Zeit um die dazu gehörigen Gelder!" Sccken hatte Mühe, den lebhaften Freund zu be ruhigen, was sollten die Menschen hier denken, wenn sie die Komödie merkten. E« that ihm schon ordentlich leid, daß er sich von einem Augenblicksgefühl, über das er sich selbst nicht Rechenschaft zu geben vermochte, hatte hinreißen lassen. Schaller oder jetzt Secken wollte sich wieder zu den jungen Mädchen gesellen, als eine» der StiftS- fräulein ihm in den Weg trat und fragte, ob er der junge Besitzer von dem berühmt schönen Elmenhof sei? Der alte Herr von Rosen, sein Onkel, sei ein Jugendbekannter von ihr gewesen. „Ja wohl," erwiderte Gustel mit Gönnermiene, „mir gehört seit sehr kurzer Zeit Elmenhof, c» ist ein reizendes Gut, ganz schuldenfrei, wundervoll an gebaut, bin recht zufrieden," damit drehte er nachlässig vornehm seine Bartenden. Das alte Fräulein von Hanke hatte die Unter haltung mit angehört, mit ihrem süßesten Lächeln setzte sie sich in die Sofaecke und lud mit auffordern der Handbewegung August ein, neben ihr Platz zu nehmen: „Mein lieber Herr von Sccken, da müssen Sie mir recht viel erzählen, das soll ja ein so wunderbares Testament sein, da» Ihr Onkel ge macht hat?" „Jawohl, jawohl, höchst sonderbare» Testament," entgegnete August, in Hast Alle- erzählend, was er durch Secken wußte. Hatte er aber gehofft, durch möglichst schnelle Be antwortung ihrer Fragen bald loS zu kommen, so hatte er sich geirrt, die Dame entwickelte ein Inter esse an seinem Leben und eine Neugierde, die er nur befriedigen konnte, indem er seine Erfindungsgabe walten ließ. Während Gustel drüben in» Verhör genommen wurde und sehnsüchtige Blicke nach der Jugend warf, war Rudolf an sein vis-a-vis von vorhin herange- Heten. „Sind Sie damals glücklich davongekommen, Herr von Schaller, al« Ihr Pferd an der Station .Elmen hof" scheu wurde?" fragte mit unbefangener Vertrau lichkeit Hertha. Jetzt wußte Rudolf, wo er die braunen Augen schon früher gesehen hatte und mit freudiger Ueber- raschung schaute er auf; also da» liebliche Mädchen halte ihn gleich wieder erkannt! — Er beantwortete ihre theilnehmende Frage und hatte sich in ein inter essante» Thema über Reisen im Allgemeinen und über Reisen einer jungen Dame im speziellen mit Hertha vertieft, wobei sie ihm ganz offen gestand, daß sie sich damals vor ihm gefürchtet habe, als Tante Bertha vom Sofa her der Nichte zurief, doch etwa» zu singen, Herr von Secken liebe den Gesang so sehr. „Ich bedaure unendlich, der Liebhaberei deS Herrn von Secken nicht entgegenkommen zu können," er widerte Hertha beinahe hochmüthig, »ich bin vollständig heiser!' Rudolf hatte da« Instrument, an dem sie standen, indessen geöffnet, er setzte sich daran und phantasirte in reizender Weise, geschickt allerhand bekannte Melo dien einflechtend, und Gustel war ganz Ohr und fiel mit dem Texte ein; da« alle Fräulein war bezaubert von ihrem Nachbar und belächelte und belachte alle nur annähernd komischen Bemerkungen desselben. Als die Gesellschaft auSeinanderging, küßte August der Tante Bertha gelant die Hand, während sich Rudolf nur verbeugte. Da» setzte Allem die Krone auf und kaum waren Tante und Nichte auf dem gemeinsamen Schlafzimmer angelangt, so überschüttete sie die Nichte mit Vor würfen über ihr ungezogenes, abweisendes Benehmen gegen »diesen reizenden Herrn von Secken," ihre Heiserkeit sei doch nur fingirt gewesen, um der Tante zu cpponiren u. s. w. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — In Dortmund riß am 17. d. Vormittags gegen 1 l Uhr beim Umbauen einer Fernsprecheinrich tung ein Draht und fiel auf die Starkstromleitung der Straßenbahn. Der elektrische Strom wurde hierdurch rem Postamt am Markt zugeführt, und im Nu stand die Blitzableiierkammer in Hellen Flammen. Das ganze Beamtenpersonal wurde sogleich alarmirk, ebenso die Feuerwehr, die auch schnell zur Stelle war. Mit den im Postamt vorhandenen Schläuchen wurde der Brand energisch angegriffen, und c» ist wohl hauptsächlich dem lhatkräftigen Einsetzen der Beamten zuzuschreiben, daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb. Als inzwischen auch die Feuerwehr zur Stelle war und ihre Wassermassen in die Gluth sandte, war bald jede größere Gefahr ausgeschlossen. Der Schaden am Hause und am Material ist nicht unbedeutend, denn mehrere Decken sind eingestürzt und durch die ein dringenden Wassermaffen ist im Innern Viele« be schädigt. — Neusalz. Als einer unserer Nachtpolizei sergeanten auf seinem Rundgang in einer der letzten Nächte einer zu einem Hotel gehörigen, an der Straße gelegenen Laube nahe kam, hörte er in derselben lautes Schnarchen und gewahrte bei seinem Näher treten einen friedlich schlafenden Menschen. Als der Beamte nun den Schläfer weckte und au« der Laube verwies, gab ihm dieser, wie der „N. A." meldet, ganz trocken zur Antwort: „Ich war eher Beamter als Sie und habe 8*/, Jahre hier geschlafen!" Der Schläfer war ein erst im vorigen Jahre abgelöster städtischer Nachtwächter, welcher sein alte« Nacht quartier noch einmal ausgesucht hatte. — Gegen Bienenstich. DaS probateste und am schnellsten wirkende Mittel gegen Bienenstich ist Arnika-Tinktur. Damit eingerieben kommt die ge stochene Körperstelle kaum zur Geschwulst und wo solche schon eingetreten, verschwindet sie schnell. — Dürfen Angestellte während der Ge schäftszeit Blumen in den Knopflöchern ihres Anzuges tragen? Diese »welterschüt ternde", eigentlich etwas absurd klingende Frage wurde vor Kurzem an Gerichtsstelle entschieden. In einem großen Modewaarengeschäfte bediente ein junger Mann eine Dame, als der Chef an ihn herantrat mit der Aufforderung, die im Knopfloch befindliche Blume zu entfernen. In der Geschäftsordnung sei vorgcschrieben, daß die Herren im dunklen Anzuge zu erscheinen hätten, daß Blumen getragen werden dürften, sei nirgends erwähnt. Der Angestellte befolgte trotz mehr maliger Aufforderung nicht den Wunsch seine« Chefs. Die Folge war, daß er veranlaßt wurde, da« Geschäft zu verlassen. Der junge Mann klagte aus Gehalts entschädigung für 6 Wochen. Er ist mit seinen An sprüchen abgewiesen worden, weil ter Angestellte im Geschäft sich den Anordnungen deS Chef« zu fügen hätte. — Männer und Frauen im Sprichwort. Ein Mann von Stroh wiegt mehr al« eine Frau von Gold (französisch). Eine Mütze ist mehr werth al» hundert Hauben (italienisch). Die Gunst der Frau macht den Kuhhirten zum Ritter (gaScognisch). Liebe und Moschus verratben sich bald (pci fisch). Liebe sieht man leicht wie Löcher in den Strümpfen (venc- tianisch). Zum Lieben und zu Thorheiten ist der Mann nie zu alt (finnisch). Der Verliebte braucht keine Brille, denn er ist blind (türkisch). Der Mann ist das Feuer, die Frau ist da« Werg, und der Teufel bläst hinein (toskanisch). Verliebte glauben stet«, daß Anderen die Augen au-gestochen sind (spanisch). Lieb haber haben eine Glocke an den Augen hängen (dänisch). „Aber Mädchen, der ist ja blind!" — »Desto besser!" (venetianisch). Heirathen macht irdenes Geschirr gol den (baskisch.) Jede Rebe will ihren Pfahl (lombar disch). Soll ich ihn nehmen? Rathet wir gut, aber rathet mir nicht ab (plattdeutsch). Ein Mädchen, welche» spinnt, auf ihr Brauthemd sinnt (russisch). — Ein Schulinspektor wendete sich, so erzählt da» »N. W. T.", in der Schule an den Lehrer mit der Frage, ob die Kinder auch fest in der Bibel seien. Auf die bejahende Antwort de« Lehrer» ruft der Schulinspektor einen der Jungen heraus und richtet an ihn die Frage: »Mein Kind, weißt Du, wer Hiob war?" Der Kleine antwortet ohne Zögern: »Ein Postmeister!" Der durch die Antwort etwa» verblüffte Schulinspektor erkundigte sich bei dem Kleinen, wie er auf diesen Gedanken käme. Der Junge erwiderte unbefangen: „Gestern kam der Herr Lehrer in die Schule und sagte: „Kinder, eine Hiobspost, der Herr Schulinspektor kommt morgen." — Zornige Frau (zu ihrem Manne): »Keine Minute bleibe ich länger bei Dir, ich verlasse Dich sofort auf immer. Ich habe genug bei Dir gelitten." — Ruhiger Gatte: „Ich will Dich nicht halten, aber werde mich an die Polizeibehörde wenden, und die Anzeige erstatten, daß meine Frau auf geheimnißvolle Weise verschwunden ist. Dort muß ich Dein Sig nalement geben: Alter 37, sicht jedoch älter au», Stiefelnummer 7, Stimme wie ein Rabe, Zähne — — Frau: „Und das würdest Du thun, Elender?" — Mann: „Ganz sicher, meine Liebe." — Frau (einer Ohnmacht nahe, lispelnd): „Ich bleibe." — AuS der Kinderstube. Der kleine Rudolf, Schüler der 3. Klasse, schreibt an seine Mitschülerin Ida folgenden Brief: »Liebe Ida! Ich hab Dich gern, thu mich heirathen. Rudolf." Worauf ihm Ida antwortet: „Lieber Rudolf! Ich kann Dich nicht nemmen — mir sein schon so genug Kinder zu Hau». Ida." — Ehe er geht. »WaS kost't da« Restche Kat tun?" — „Vier Thalcr." — „Ich werd' Ihnen geben einen Thaler." — „Anton, schmeiß' den Kerl raus!" (Es geschieht.) — Der HinauSgcworfene den Kopf durch die Thür steckend: „Wollen Sie zwei Thaler? — eh' ich geh'!" — Der kleine Karl ist sehr sorgsältig erzogen. Im überfüllten Tramwahwagen sitzt er auf seines Vater« Schooß. Eine junge Dame tritt herein, und sofort herabspringend, sagt Karlchcn: „Bitte Fräulein, meinen Platz einzunehmen." Stan-ksamtliche Nachrichten von Schönheide vom IS. bis LI. Juli 1894. Geb«»»: 181) Der unverehel. Plätterin Minna Fickel hier Nr. SIS. I8L) Ter unverehel. Wirthschaftsgehilsin Anna Alwine Lauterbach hier Nr. 470 I S. 183) Der unverehel. Bürsteneinzieherin Amalie Auguste Unger hier Nr. 449 I S. 184) Dem Klempner Friedrich Hermann Schürer hier Sir. 78 I S. 185) Dem Holzdrechsler Franz Eduard Unger hier Nr. 78 I S. 188) Dem Büistensabrikarbeiter Franz Alwin Seidel hier Nr. 170 v I T. 187) Dem Formstecher Karl August Winkelman» hier Nr. 30 I T. 188) Der unverehel. Bürstcn- einzieherin Alwine Justine Meier hier Nr. 188 I E. 189) De m Bürsiensabrikarbciter Friedrich Alwin Baumann hier Nr. 383 I T 190) Dem Commis Ewald Unger hier Nr. L34V I S. 191) Dem Poslunlerbeamten Louis Seidel in Schön- heiderhammer Nr. LUIS. Aufgeboten: Vacat. Eheschließungen: 44) Der Brauer Franz .Kader Rohr- man» hier Nr. 4L1 mit der Plätterin Henriette Stephan hier Nr. 4L1. Gestorben: 135) Des Bäckergesellen Johann Svatosch hier Nr. 4811 S., Karl Friedrich, 4 M. 136) Des Schneidergehilfen Anton Richter hier Nr. 400 V S„ Max Rudolf, 7 M. 137) Die Wirthschaftsgehilsin Auguste Elise Zeuner hier Sir. 178, 17 I. 138) Des Bürstenmachers Gustav Moritz Müller hier Nr. 1L4 T., Martha Helene, 8 I. 50 Kilo. « « 6 « 5 7 7 7 6 5 3 3 r Ehemnitzer Marktpreise vom 21. Juli 1894. Weizen, fremde Sorten 7 Mk. — Pf. bis 7 Mt. 40 Pf. pr - weiß u. bunt — . sächs. gelb Weizen Roggen, preußischer < sächsischer » russischer Braugerste Futt eigenste Hafer sächs. u. preuß. - russischer Kocherbsen Mahl-u. Futtererbsen Heu Stroh Kartosseln Butter L — i — .» r s r > . 80 . - 7 . 10 - > > ' - — ck » — «ML» - 40 , . 8 B 55 - > > 8 I — » . 8 . 10 . . . . . 30 - . 8 - 35 » » » - s — « , — M — — LUMM . 20 - . 5 - 50 . « » » . 30 . . 8 - 10 . . . . « , . 7 - 60 - . . - . 95 . . 9 - 20 . . » » , 80 . . 7 - 40 - - » . . 50 - - 8 , — » - » - . SO > « 3 - 80 . . - - - 80 - - 4 - — - - - - » — , . r - 40 . - 1 -