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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint , -N . . „ « «b-nn-m-nt LZ-?- Sksirk des Amtsgerichts Eibenstock Z-ZL sertion-preiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z-il-w Pf und dessen Umgebung. P sanMen Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Dienstag, 'dcii'I Marz 18»4. Ttzr. Auf Folium 1 deS Handelsregisters für den Landbezirk ist heule eingetragen worden, daß unter der Firma »««I. 8ok» in Schön ¬ heide eine offene Handelsgesellschaft am 27. Februar l894 errichtet und Herr Kaufmann frsnr Konrsli ttugo iotisnnss Osciisk in Schönheide Mitinhaber E7bVn st°°ck"am i. Marz >894. Königliches Amtsgericht. Kautzsch Holz-Versteigerung ans Sosaer Staatsforstrevier. Im Hotel „zum Rathhaus" in Aue kommen Dienstag, den 13. März 1894, von Norm. 9 Uhr an die auf den Kahlschlügen der Abth. 8 und 22, sowie in den Plenterschläzen der Abth. 18 und 40 aufbereiteten 6b w. Klötzer von 13—37 rc. em Oberstärke, 3,s in lang, 2 w. Schlitkenhölzer von 20u.28 ein O'oerstärke, 3,« in lang, 11201 „ . . 13-37 „ . . 4,° . . 4 buch. Klötzer . 26 -40 , „ 4,» „ „ 1210 „ , „ 23-37 „ „ „ 4,s „ „ 3lü7 w. Stangenklötzer „ 8—12 „ „ 4,o „ „ unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend zur Versteigerung. Königliche Forstrevierverwaltung Sosa und Königliches Forftrentamt Eibenstock, Höpsnkr. am 3. März 1894. woifframm. Zur Frage der Staffeltarife. Was versteht man unter „Staffeltarif"? — Diese Frage drängt sich jetzt gewiß auf Vieler Lippen, so daß eine speziellere Behandlung dieses Themas in weiteren Kreisen auf Interesse zu rechnen haben dürfte. Das ursprünglich arabische Fremdwort „Tarif", ist der üblich gewordene Name für jede übersichtliche Zusammenstellung von solchen Preisansätzen, welche ein für allemal fest bestimmt sind. Eisendahn-Tarife für den Güterverkehr bestimmen z. B., wieviel für die Last von einer Tonne, also 1000 Kilogramm, auf jedes Kilometer der Bahnstrecke, die sie durch läuft, zu entrichten ist. Ist nun immer derselbe Satz auf jedes Kilometer zu bezahlen, das die Fracht durchläuft, gleichviel, ob sie viele oder wenige Kilo meter weit befördert wird, so bezeichnet man den Satz als einen regelrechten oder normalen. Nun machen es aber die Bahnen oft wie der Geschäftsmann, der dem Käufer, der viele Kilogramm aus einmal kauft, an jedem Kilo etwas am Preise erläßt; das heißt also, sie berechnen Dem, der seine Güter wett fährt, das Kilometer billiger, als Dem, der für seine Fracht nur kürzere Strecken benutzt. ES ermäßigen sich demnach die Sätze für das Kilometer je nach der Entfernung, die das Gut zurückzulegen hat, immer mehr. Eine solche Ermäßigung für das Kilometer in stufenweisen Absätzen je nach der größeren Ent fernung setzt eben diejenige Preisliste fest, die man „Staffeltarif" nennt. Ein Beispiel wird dies klar machen. Der regelrechte Streckensatz für Getreide und Mühlenfabrikate beträgt nach dem preußischen Tarife 4,s Pfg. für die Tonne und das Kilometer, wogegen der vielbesprochene preußische Staffeltarif für diese Artikel die Sätze wie folgt beziffert: für die ersten 200 Kilometer 4,s Pfg., von 200— 300 Kilo meter 3,o Pfg. und für die folgenden Kilometer 2,o Pfg. für die Tonne. Dazu tritt in beiden Fällen eine Abfertigungsgebühr von 1,-» Mk. für die Tonne. Der „Staffeltarif" zeigt hiernach ein starkes Fallen, da sich sein DurchschntttSsatz mit der wachsenden Ent fernung vermindert — bei 400 Kilometer 3,v Pfg., bei 600 Kilometer 3,» Pfg., bei 1000 Kilometer 2,° Pfg. für da» Tonnenkilometer — wogegen der regel rechte Frachtsatz immer auf der Stufe von 4,» Pfg. für da» Tonnenkilometer verbleibt. Wenn Getreide in Folge der Preisverhältnisse auf Grund des regelrechten Tarife» nur auf eine Ent fernung von 500 km mit 23,7 Mk. für die Tonne verfrachtet werden kann, so kann mit Hilfe de« Staffel tarife« sgr die gleiche Fracht schon eine Entfernung von 827 Km zurückgelegt werden. Da- Getreide wird also transportfähiger und e« wird damit dem Erzeug nisse einer gewissen Gegend der Absatz an Plätzen er möglicht, zu denen e« bisher in Folge der höheren Fracht nicht vorzudringen vermochte. ES liegt auf der Hand, daß diese« Verhältniß Vortheile, aber auch Schattenseiten hat. Befindet sich ein Land, eine Pro vinz oder ein Platz in einer durch Mißernte hervor gerufenen Nothlage, dann wird durch die erweiterte Transportfähigkeit de« Getreide« einer fern gelegenen Gegend Abhilfe geschaffen und einer für da- Volk unerschwinglichen Bertheuerung der Brodfrüchte vor gebeugt. Befindet sich dagegen eine von der Natur gesegnete Gegend mit billigen Arbeitskräften im Ueber- flusse von Getreide, so wird sie dann so viel als mög lich abzuschiebcn versuchen, um damit eine zu große Preisabminderung im eigenen Lager zu verhindern. Dringt dieses Getreide bei dieser Gelegenheit und mit Hilfe der Staffeltarife aber iu Gebiete vor, die auch Getreide erzeugen, indessen dafür größere An baukosten aufwenden müssen, so erfolgt dort natur gemäß ein Preissturz, der seinerseits die Unzufrieden heit Derjenigen hervorruft, welche ihre Rechnung für verfehlt zu erachten haben. Aus diesen Bemerkungen geht deutlich hervor, daß Gegenden mit stark wirkenden Staffeltarifen Vor theile gegenüber solchen Gebieten haben, die sich nicht im Besitze der gleichen oder doch minder wirkenden Staffeltarife befinden, und daß mit den Staffeltarifen Verschiebungen der altgewohnten Anbau- und Absatz- verbältnisse verbunden sein können, die über die land läufigen Schwankungen zwischen Angebot und Nach träge wesentlich hinauSgehen. Es ist hiernach auch erklärlich, daß die süddeutschen Staaten sich durch das mit Staffeltarife verbundene Eindringen oflpreuß- ischen Getreides und MehleS in ihren Erwerbs und Absatzverhällniffen bedrückt fühlen und Abhilfe heischen, sowie daß sie nicht einen Tarif verewigt zu sehen wünschen, der zur Abhilfe eine» Nothstandes geschaffen wurde, nunmehr selbst aber zu einem Nothstande ge worden ist und auch dem Auslande zu Gute kommt. ES soll damit keineswegs der Stab über das System der Staffeltarife im Allgemeinen gebrochen werden. Wenn eS sich darum handelt, die TranS- portfähigkcit eines Gutes zu vergrößern, an dem man anderwärts in Folge stiefmütterlicher Behandlung von der Natur Mangel leidet, z. B. Steine, Erden, Dünge mittel, Holz, Eisen u. s. w., so wird sich gegen die Wirkung der Staffeltarife sicher nicht« einwenden lassen; wenn diese Tarife den Erfolg haben, daß die wirthschaftliche Einheit eine» Staatenbundes zu Gunsten eines einzigen Gebietes untergraben und schließlich damit auch noch da« Ausland begünstigt wird, dann treten ihre Schattenseiten in einer Weise hervor, daß eine Abhilfe unbedingt geschaffen werden muß. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der Kaiser hat dem Reichs kanzler Grafen Caprivi seinen Dank für die wirk same Vertretung de- russischen Handelsvertrages im Reichstag ausgedrückt und seine Marmorbüste als Geschenk versprochen. Allgemein glaubt man jetzt in parlamentarischen Kreisen, daß eine Majorität für den Handelsvertrag gesichert sei. — Unter der Ueberschrift „Fürst Bismarck" schreiben die „Hamburger Nachrichten": Die „Vos- sische Zeitung", welche in Wohlwollen und Bitter keit für den Fürsten Bismarck wechselt, hat kürzlich einen Artikel gebracht, worin sie sagt, „wenn der Fürst auch mit einem heftigen Gefühle de« Unmuthe» sich die Versetzung in den Ruhestand habe aufdrängen lassen, weil sie ihn der süßen Gewohnheit des Be fehlen» entrissen habe, so würde ihm doch ein aber maliger Wechsel noch mehr zuwider sein." So rich tig der letzte Theil des Satzes ist und gerade, weil er richtig ist, möchten wir uns doch gegen die Vor aussetzung eines heftigen Gefühles deS Unmuthes verwahre», mit dem der Fürst sich die Versetzung in den Ruhestand hätte aufdrängen lassen. Die Ge wohnheit des Befehlens dürfte kaum für einen preuß ischen Minister, der seine Aufgabe ernst und gewissen haft auffaßt, eine „süße" jemals gewesen sein. Wer an Rang, Orden und Dienstwohnung hängt, für den mag es zuireffen; wir glauben aber nicht, daß dies bei dem Fürsten Bismarck jemals der Fall gewesen ist. Wir erinnern uns einer früheren Aeußerung von ihm, die dahin ging, sein Wunsch sei weniger der, Anderen zu befehlen, als der, Niemandem zu gehorchen, ein, wenn man will, in einer Monarchie wie die preußische jedenfalls unerfüllbarer Wunsch. — In der Reichslags-Budgel-Kommission erklärte Admiral v. Hollmann, Unglücksfälle, wie der, von dem die „Brandenburg" betroffen wurde, seien leider unabwendbar. Die Ursache bei der „Brandenburg" sei ein Verschulde» des „Vulkans", der da» Schiff erbaut hak: Es habe die Sicherung gefehlt. Die Zeichnung, die vorgelegt worden war, hat diese Sicher ung aufgewiesen, man hat daher annehmen dürfen, daß diese (auf dem Schiffe unsichtbare) Sicherung thatsächlich vorhanden war. Wundern muß man sich, wie der „Vulkan" bei seine» reichen, praktischen Er fahrungen einer solchen Unterlassung sich hat schuldig machen können. Ein abschließendes Urtheil läßt sich indessen erst nach den Ergebnissen der eingeleiteten gerichtlichen Verhandlung fällen. — Italien. Mailand, 3. März. Hier ent standene Arbeiterunruhen nehmen einen größeren Umfang an. Gestern Abend fand ein ernsthafter Zu sammenstoß zwischen Militär und Manifestanten statt, wobei zahlreiche Verwundete und mehrere Tobte zu verzeichnen waren. Erneute Truppenverstärkung ist abgegangen. — Rußland. Eine Petersburger Draht- Mitthcilung der „Köln. Ztg." versichert, daß die maß gebenden politischen Kreise in Rußland und die rus sische Presse trotz der scharfen Reden im deutschen Reichstage gegen den deutsch-russischen Handelsver trag überzeugt sind, daß dessen baldige Annahme erfolgen wird, und man freue sich in jenen Kreisen mit Rücksicht auf die vom Grafen Caprivi abgegebene Erklärung, daß auch Deutschlands Bundesgenossen den Handelsvertrag freudig begrüßen, über die damit verbundene Besserung der Beziehungen Rußland» zum Dreibunde. Der Berichterstatter der „Köln. Ztg." hebt weiter hervor, daß da« russische Kaiser paar dem deutschen Botschafter das Erscheinen bei dessen am kommenden Mittwoch stattfindenden Ball feste zusagte, wa« um so bemerkenSwerther ist, da e» bekannt sei, daß der Zar nur in den seltensten Aus nahmefällen die Feste auswärtiger Botschafter besuche. ES ist natürlich, wenn unter den obwaltenden Ver hältnissen und unmittelbar vor der endgiltigen Ent scheidung über den Handelsvertrag der kaiserliche Besuch beim deutschen Botschafter in Petersburg all gemein al« ein politische« Ereigniß aufgefaßt wird, welche» so entschieden und deutlich, wie kein andere-