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führte, daß d>rs>lbe wegen Hinterziehung der Bier steuer in eine dem einfachen Betrage der hinter- zogennl Steuer gleichkcinmendc Strafe — nämlich 128 Mark 86 Pf. — genommen wurde und außer dem die hinterzogene Steuer im Betrage von 32 M. 21 Pf. nachzuzahlcn hatte. Gast- und Schankwirthen «heilen wir diesen Fall zur Warnung mit. — Eibenstock. Unserem Berichte über die Kaiser-GeburtStagSfeier haben wir noch nachzutragen, daß auch der hiesige Militär-Verein ein Beglück wünschung« - Telegramm an Se. Maj. Kaiser Wil helm II. absandte. — Carl «selb. Den Ständekammern ist das Kgl. Dekret Nr. 23, betreffend den Bau mehrerer Nebenbahnen zugegangen. ES handelt sich darin auch um die in Aussicht genommene Linie WilzschhauS- Carlsfeld. Die Anlagekostcn dieser Linie sind mit 605,000 Mark veranschlagt worden. — Dresden. Im Jahre 1893 sind bei der Königlichen Alters,cntcnbank zu Dresden (Landhaus straße 16) im Ganzen 1,965,023 Mark in 5299 Einlagen eingczahlt worden. Damit ist die Summe der in den 35 Jahren des Bestehens der Bank bei derselben überhaupt eingezahllen Beträge auf mehr als 28 Millionen Mark gestiegen. Wird diese Summe nach den Wohnorten der Versicherten, für weiche die Einlagen gemacht sind, verthcilt, so entfällt davon über die Hälfte auf die Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz und über 2 Millionen Mark auf die AmtS- hauptmannschasl DreSden-Ncustadt. Der Höhe nach folgen die Amtshauptmannschaften Zwickau, Döbeln, Meißen, DreSden-Altstadt und Zittau mit je über 500,000, Grimma, Freiberg, Pirna mit je über 400,000, Leipzig, Bautzen, Großenhain, Oschatz, Flöha, Glauchau je über 300,000, Plauen, Rochlitz, Löbau, Borna, Auerbach je über 200,000, Chemnitz, Kamenz, Dip poldiswalde und Schwarzenberg mit je über 100,000 Mark. Unter 100,000 Mark haben nur die Ver waltungsbezirke Annaberg, OelSnitz und Marienberg betgetragen. Aus nichtsächsischen Ortschaften stossen der Bank nahe an 2'/? Millionen Mark zu. — Dresden. Um Wasser zu holen, begab sich kürzlich ein bei einer Herrschaft auf der Tolkcwitzer- straße in Blasewitz bedienstetes Mädchen mit zwei Eimern an die Elbe, hatte aber da« Unglück, aus der Eisdecke auszugleiten und in« Wasser zu stürzen. Aus ihre Hilferufe eilten fünf Knaben zur Stelle und machten sich mit großer Geistesgegenwart sofort daran, die Versinkende au« der Fluth zu ziehen. Zu diesem Zwecke schob sich Einer nach dem Anderen auf der Eisdecke hinaus, indem sie sich untereinander an den Beinen festhiclten, und so gelang e« in der Thal dem Ersten, das Mädchen bei der Hand zu ergreifen und wieder auf das Eis zu ziehen. Die Herrschaft des Mädchens lohnte die wackere That der kleinen ReltungSkolonne mit einem Zehnmarkstück. — Dresden. Der Kaufmann Dorst, der hier ein Eier-EngroSgeschäft betreibt, hatte sich wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz vor dem Landgericht zu verantworten, weil er nachweislich etwa acht Schock fleckig gewordene Eier, die nicht mehr genießbar waren, in den Handel gebracht hatte. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu einem Monat Gefängniß. — Bautzen. Ein Handwerksbursche, welcher bei einem Wirth in Ebenvörfel b. Bautzer über nachten wollte, versetzte diesem mit seinem Taschen messer vier Stiche, weil er ihn aufgefordert hatte, vor dem Zubettgehen die brennende Cigarre aus dem Munde zu nehmen. Auf da« Hilfegcschrei des WirtheS eilte dessen Sohn herbei und erhielt von dem wüthen- dcn Menschen ebenfalls zwei Messerstiche. Erst durch herbeieilende Gäste wurde dem Menschen das Messer entwunden und er selbst gefesselt und bis zur Ankunft der Polizei scharf bewacht. Die Verletzungen des WirtheS sollen gefährliche sein. — Freiberg. Mit großer Rührigkeit werden von den Betheiligten die Vorbereitungen für die große erzgebirgisch-vogtländische Gewerbe- und In dustrieausstellung getroffen, die au» Anlaß de« 50jährigen Bestehens re» hiesigen Gewerbevereins im Sommer dieses Jahre« in unserer Stadt abge hallen werden soll. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Ausstellung, die sich der lebhaftesten Unter stützung durch die königlichen und städtischen Behörden zu erfreuen hat, ein reichhaltige» und vollständige» Bild von dem Zustande des Gewerbes und der In dustrie eine« gesegneten und reichen Theil« unsere« engeren Vaterlandes abgeben wird. Der Bezirk, dec für die Ausstellung in Frage kommt, wird ungefähr begrenzt nach Norden zu durch die Städte Chemnitz, Meerane, Oederan, Siebenlehn, Tharand u. s. w., während im Südosten und Süden die LandeSgrenze den Bezirk abschneidet. Im Anschlüsse an da« Haupt- komilee haben sich in allen bedeutenderen Ortschaften Lokalkomitee« gebildet, die unter den Gewerbetreiben den und Industriellen zu Gunsten der Betheilung an der Ausstellung schon mit großem Erfolge gewirkt haben. Der Platz für die Ausstellung ist in glück licher Lage der Stadt gewählt worden. Er hat einen Umfang von etwa 30,000 qm. Für die Industrie sind u. a. drei große Hallen mit einer Grundfläche von 10,000 qm berechnet. Nach den jetzigen Be stimmungen soll die Ausstellung Mitte Juni eröffnet werden und bis ungefähr Mitte August andauern. — Schwarzenberg, 28. Januar. In dem Laden de« Schuhmachermeisters Börner am Bürger- scbulplatze hier war gestern ein Brand entstanden, dessen Entstehung einer Esse zugeschrieben wird. Da« Feuer, da« einen nicht unbedeutenden Mobiliarschaden angerichtet hat, wurde bald gelöscht. — Gestern Abend brannte in Niederlößnitz die Herrn Fabrikant Geßner in Aue gehörige Fabrik, eine frühere Papiermühle, ab. Die Gebäude wurden nur noch wenig benutzt. — Vom kgl. Landgericht zu Plauen wurde am 26. d. M. die GasthosSbesitzerin Christiane Wilhelmine verehel. Meinet geb. Hoyer aus Tannenbergs thal wegen Verleitung zum Meineide zu einer Zucht hausstrafe in der Dauer von zwei Jahren und sechs Monaten, sowie zu 10jährigem Ehrcnrechtsverluste verurtheilt; von der Anklage des Diebstahls (Ent wendung von Blumen auf dem Friedhöfe zu Klingen thal) wurde sie dagegen freigesprochen. Aus vergangener Zeit — für unsere Zett. Vor achtzig Jahren, am I. Februar I8t4, kam es zu der Entscheidungsschlacht bei La Pothlöre zwischen den Verbündeten und Napoleon. Hier hatten es die. Franzosen mit einen, an Zahl weit stärkeren feindlichen Heere zu thun; sie mußten da her trotz ihrer Tapserkcit, trotz des Talentes und der Erfahr ung ihres Kaisers zurückwcichen und verloren nicht nur 1000 Mann als Gefangene und 70 Kanonen, sondern sie ließen auch weit mehr Todte, als die Alliirten, auf dem Schlacht felde zurück. Die Schlacht von La Pothii-re gehörte zu jenen Gefechten, in denen die Truppen auf beiden Seiten nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen die feindlichen Elemente zu kämpfen hatten; das Winterwctter war so schlecht, daß nur mit Bajonnet und Kolben gekämpft und die Entscheidung durch Kanonen erwirkt werden mußte, und auch diese konnten nur sehr schwierig auf grundlosen Wegen vorwärts gebracht werden. Die Schlacht von La Pothiöre war der vollständigste Sieg des ganzen Feldzuges; er hätte für Napoleon ein zermalmen der werden müssen, wenn die Verfolgung mit gleichem Eifer wie der Kamps geführt worden wäre. Diesen hatte Blücher aber ausgesochte», während nunmehr der Oberbefehl wieder an Schwarzenberg überging. So kam es durch die noch immer Napoleon gegenüber geübte Zauder-Politik, daß man die den Rückzug des Feindes deckende Reiterei entschlüpfen ließ und ihm mehrere Tage Zeit zur Neubildung und Verstärkung seiner Truppen ließ. 2. Februar. Der 2. Februar dieses Jahres ist der 300 jährige Todes tag des größten Componisten des 18. Jahrhunderts und eines der größten Meister der Kirchenmusik, des am 2. Februar IK94 gestorbenen G. Palestrina. Anfänglich päpstlicher Sänger, dann Kapellmeister, wurde er später Gründer und Vorsteher einer Musikschule in Rom. Palestrinas Bedeutung beruht da rin, daß er, zuerst den Spuren der ihm vorangcgangenen Meister folgend, sehr bald einen selbstständigen, würdigen Kirchenstil schuf, der nach ihm benannt und länger als ein Jahrhundert maßgeblich wurde. Im Auftrage des Tridentin- ischen Concils schrieb er eine Anzahl Messen, deren würdiger Inhalt die Mitglieder des Concils von dem Beschlüsse zurück hielt, die Figuralmusik gänzlich aus der Kirche zu verbannen ; besonders die dritte dieser Messen ist ein unübertroffenes Mu ster einfacher und doch bedeutsamer Kirchenmusik. Palestrinas Werke sind sehr zahlreich; in neuerer Zeit sind dieselben revi- dirt und der Allgemeinheit zugänglich gemacht worden. Um die Welt. Erinnerungen eines Seemannes. Von O. R. (l. Fortsetzung.) III. Küven und drüve» — Portsmouth — Mymouth. Nun tönen fremde Zungen, Es grüßt ein fremder Strand, Gar leise ist verklungen Da» Lied vom Vaterland. Bei ziemlich klarem Wetter dampften wir bis Folkestone die englische Küste entlang ; hier bezeichnen vier rothe verankerte Bojen die Stelle, wo sich vor 15 Jabren die traurige Katastrophe, der Untergang des „Großen Kurfürst" abspielte. Während die Maschine stoppte, senkte sich die Flagge Halbstock«, gleichzeitig wurde eine kurze Andacht abgehalten. Hüben und drüben! Hier raS Ehrenthal deutscher Seeleute, drüben, in Frankreichs Erde, die Ruhestätten deutscher Krieger, sie Alle fanden den schönsten Tod, den Tod für's Vaterland. Schmückt man Eure Gräber dort drüben mit Kranz und Stein, so entbieten Euw, Ihr stillen Schläfer dort unten, deutsche Orloggschiffe ihren ernsten Gruß. Nimmer seid Ihr vergessen, mahnend steht Eure Treue vor un», Eure Treue, die Ihr so herrlich bewährt. — Bevor wir unser eigentliches Ziel Plymouth er reichten, liefen wir noch PortSmouth an, um unfern inzwischen wieder verbrauchten Kohlenvorrakh zu er gänzen. PortSmouth ist der größte englische KriegS- hafen und die wichtigste Festung, kann doch der Hafen 1000 Kriegsschiffen Unterkunft gewähren. Man sieht dort Kriegsschiffe mannigfacher Art, unter andern auch alte, ehrwürdige Dreidecker auS Nelson'» Zeit, diese alten Schiffe bewahrt Jon Bull pietätvoll auf; ganz nutzlos liegen sie übrigen« nicht da, sie bilden eine Art Marine-ErziehungSanstalt; flinken, 7 bi» 8jährigen Boy« werden hier die AnfangSgründe der englischen KriegSschiffS-DiSciplin und der Seemann schaft beigebracht. Die Schiffswerften Portsmouths sind die größten der Welt, e« werben hier tagau«, tagein 6000— 7000 Menschen beschäftigt. — Nach nur kurzem Aufenthalt ging eS Weiler, wir erreichten endlich Plymouth, wo da« Schiff gründlich gereinigt und Proviant und Kohlen ergänzt wurden. Plymouth besteht au« zwei Stadttheilen, dem eigent lichen Plymouth und Devonport. Berühmt ist der 80 Fuß hohe Leuchtlhurm von Eddystone, welcher am Ende des „Brekwater", eine« langen, in den Kanal binauSragenden Damm«, steht. Die Stadt macht mit ihren allerdings engen und winkligen aber sauber und nett gehaltenen Straßen einen freundlichen Ein druck. Ein sehenSwerthe« Gebäude ist da« ganz au- großen Granitsteinen aufgeführte SeemannShoSpital. Ferner besitzt Plymouth eine Menge nicht unbedeuten der Schiffsbedarfs-Fabriken und andere ähnliche Eta blissement«, ebenso ist der Handel blühend und äußerst regsam. Da« Leben und Treiben in den Straßen bietet ein vorwiegend militärisches Bild, eS garniso- niren in Plymouth einige Regimenter Infanterie und Marine-Artillerie, sowie ein Regiment Schotten. Bei uns hat jeder Grenadier allerhöchsten» einen Schatz, „er geht mit ihr", sein englischer Kamerad dagegen besitzt eine richtige Frau, und oft genug trippelt auch eine ansehnliche SprößlingSschaar hinterdrein. Der englische Soldat trägt außer Dienst kein Seitenge wehr, dagegen weiß er ein zierliche« Stöckchen graciö« zu brauchen und trägt auch die kleine Mütze, einem CereviSkäppchen nicht unähnlich, schief auf dem Kopf. Der Engländer ist, wenn er nicht gereizt wird, von friedfertiger Natur, ist er aber in Zorn gerathen, dann findet die Aufregung keinen Halt; so erklärt e» sich wohl, daß man drüben so robe Gebräuche, wie da« Boxen, in allen Ständen cultivirt. Ob sich die Nasen birnenartig vergrößern oder ob die Augen von Beulen verschwollen sind, das Boxen ist und bleibt ein Vergnügen, so meint der Engländer. Dagegen ist die Lust zu Sport und Spiel rühmenswerth, durch diese, sowie durch ihre wettertrotzende Lebensweise sind unsere angelsächsischen Vettern ein frische«, fröhliche« Geschlecht geworden und geblieben, die Prachtgestalten in den englischen Regimentern sind dafür ein beredte« Zeugniß. IV. Lius ^Vertzsr — Madeira. Wenn goldner Sonnenschein Den Weg zum Herzen sand, Weht's wie ein Liebesgruß Vom fernen Vaterland. Anfang November gingen wir wieder in See, nabmen zuerst südwestlich Cur« und steuerten dann südlich. DaS Thermometer stieg von Tag zu Tag, weiche, milde Luft umwehte uns und freundlich lachen der Sonnenschein wurde uns ein treuer Begleiter. Entzücken dringt durch alle Sinne, Gewahr' ich diesen holden Schein; Das ist das Zauberreich der Minne, Im Venusberg drangen wir ein, jubelt Tannhäuser. Ja, Ihr traulich murmelnden Wogen, seid Ihr doch so eng verwandt mit Frau Venu«, der schönen Frau. Wie diese ihren Tann häuser, so droht und lockt auch Ihr den „ungetreuen Mann": Nie ist Dir Ruh' beschieden. Nie findest Du das Heil. Kehr' wieder, suchst Du Frieden, Kehr' wieder, juchst Du Heil. Droben der klare, tiefblaue Himmel, unten da« weite, unvergeßliche Meer und ringsherum Ruhe und Frieden, Welt, wie bist Du so schön! Hin und wieder taucht am Horizont ein Pünktchen auf, kommt e« näher, so gewahrt man ein Schiff, e« sind Segelschiffe und Dampfer, die ihre breite Straße ziehen und beim nahen Passiren die Nationalflagge hissen und zum Gruß dreimal senken. DaS ist See- mannSbrauch. Meist sind eS Engländer und Franzosen, aber ost genug kreuzten auch deutsche Kollegen von der Handelsmarine unfern feuchten Pfad. Höflich, wie die Herren Franzosen einmal sind, wenigsten« versichern die« häufig eine Anzahl deutscher Zeitschrif ten, ließen sie ihre Flagge hübsch oben am Kopf und hielten e« selten einmal für angebracht, un« von ihrer Höflichkeit zu überzeugen, während von den Schiffen der übrigen Nationen regelmäßig gegrüßt wurde. Am 22. November tauchte wieder ein solche« Pünktchen auf, doch war da» kein Schiff, e« wuchs und ward immer größer und mächtiger, bi« deutsche Landumriffe zu erkennen waren, wir hatten die Insel Madeira vor un«. Zu des seligen Columbus Zeiten soll der Anblick des Lande« immer stürmische Begeisterung und rührende Scenen hcrvorgerufen haben; man liest, daß sich alte, weißbärtigc „Seebären" gerührt um den Hal« fielen und die Freudenthränen nur immer so herunterliefen. War e« auch nicht ganz so arg, so wird wohl etwas Wahre« daran gewesen sein, denn man muß bedenken, daß die Seereisen zu damaliger Zeit ost ein halbe« Jahr und darüber dauerten, und den guten Leuten war e« am Ende garnicht zu verdenken, wenn sie beim Ausblick deS Lande« ein wenig au« dem Häuschen geriethen. Waren doch auch wir recht froh, wieder einmal feste» Land sehen und betreten zu können, obgleich unsere Reise nur 20 Tage dauerte. E« wurden nun alle Vorbereitungen zum Ankern getroffen, die Takelage „gepreßt und getoppt", d. h. Raaen und Stengen in gerade adrette Stellung ge brach», .da« laufende Gut", d. h. die zum Bewegen der Raaen und Segel gebräuchlichen Taue, hübsch .steif geholt" (stramm gezogen), die Geschütze fertig zum Salut gemacht, kurz, da« Schiff in einen Zustand gesetzt, der e« befähigt, vor den kritischen Blicken anderer seefahrender Nationen mit Ehren zu bestehen.