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Amts- und Anzeigeblatt für den sM'Ar Senrk -es Amtsgerichts Eibenstock tag und Sonnabend. In- < I Expedition, der unfern Bo- sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Zeile 10 Pf und deffen Amgevung. P stanstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. zs. -— M LS. Donnerstag, den 4. Februar L8SS. Auf Folium 135 deS Handelsregister« für den Landbezirk ist heute Herr Kaufmann Paul ttugo Uvnlc in Schönheide als Procurist der Firma L,. l enk daselbst eingetragen worden. Eibenstock, am 30. Januar 1892. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Bekanntmachung. Die RathSexpeditions-, Stadt- und Sparkassen-Lokalitäten bleiben wegen vorzunchmcndcr Reinigung derselben nächsten Sonnaöend, den 6. Keöruar 1892 geschlossen, und cs können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. DaS Standesamt ist an diesem Tage nur von Vormittags 9 bis 10 Uhr geöffnet. Eibenstock, am 2. Februar l892. Der Stadtrath. »i-. Körner. Hans. Submission. Der Um- bez. An- und Reparaturbau am Schulgebäude in Unter- stützengrün soll auf dem Wege der Submission im Achmidt'schen Gasthof daselbst Donnerstag, den 18. Aeörnar, Worin. 10 Ahr vergeben werde». Hierauf Reflektircnce können dis dahin Riß und Baubeding- ungen bei dem Hrn. Gemeindevorstand Böttcher einsehen. Unterstützen grün, den 29. Jannar 1892. Der Schulvorstand. Pastor Bretschneider, Borst. Die Krisis. Wir leben in einer Zeit der Krisis. Die letz tere beschränkt sich nicht nur auf das preußische Ministerium allein, sondern sie betrifft auch die biS- hengen Parteigruppirungen; sie beschränkt sich nicht auf Preußen, sondern sie zieht ganz Deutschland in ihren Strudel und hat wenigstens den einen Vortheil, völlige Klarheit in bezug auf den neuen Kurs zu schaffen. Als Graf Caprivi an Stelle des Fürsten Bismarck zum Steuermann des Reiches ernannt worden war und sich als solcher dem Reichstage vorstellte, da sagte er u. a., daß der Kurs der alte bleiben würde. Das war aber in Wirklichkeit nickt viel mehr als ein Kompliment gegen seinen Vorgänger, denn die Anzeichen eines „neuen Kurses" traten bald genug zu Tage. Das Socialisiengesetz war zu Ende ge gangen und es wurde seitens der Regierung auch nicht der leiseste Versuch gemacht, es wieder zu be leben; auch die unter der Bismarck'schen Aera für den Fall der Aushebung des Gesetzes in Aussicht genommene Verschärfung des Preß- und Vereins gesetzes wurde nicht einmal in Anregung gebracht. Es zeigte sich bald, daß es „auch so" ging. Der neue Reichskanzler hatte ferner gesagt, daß er sich auf keine bestimmte Partei stützen, sondern das Gute nehmen wolle, wo er es finde. Durch diese Taktik war die Annahme der Handelsverträge im Reichstage erleichtert worden. Die Aufnahme des Herrn Miquel ins preußische Ministerium („Sie sind mein Mann!" soll der Kaiser zu Herrn Miquel gesagt haben), die Besetzung des Oberpräsidentenpostens von Hannover durch den anderen nationalliberalcn Führer Herrn v. Bennigsen waren gleichfalls Anzeichen eines neuen Kurses, der indessen durch den schon früher verliehenen Schwarzen Adlerorden an Herrn v. Put- kamer und die Ernennung dieses Herrn zum Ober präsidenten von Pommern, ferner durch die Entlassung des Kultusministers Goßler und seine Ersetzung durch den Grafen Zedlitz wieder in Frage gestellt schien. Indessen war Graf Zedlitz, der bis dahin nur als tüchtiger Verwaltungsbeamter (er war zuletzt Oberpräsident von Posen) galt, politisch ein unbe schriebenes Blatt. Die Parteien mußten erst ab warten, was von ihm zu erhoffen oder zu fürchten war. Der Volksschulgesetzentwurf löste diesen Zweifel bis zur Klarheit. Der preußische Landtag zeigt gegenwärtig zwei genau abgcgrenzke Lager. Auf der einen Seite stehen die Deutschkonservativen und die Centrumspartei, welche gemeinsam etwa 20 Stimmen über die einfache Mehrheit haben — auf der andern Seite stehen die Freikonservativen, Nationalliberalen und Deutschfreisinnigen, welche in der Verwerfung des Schulgesetze« einig sind. Entscheidend für diese Parteinahme ist der Einfluß auf die Volksschule, die der Geistlichkeit durch da« neue Gesetz eingeräumt werden soll, und die Gegensätze sind so scharf und schneidend, daß an eine Ueberbrückung gar nicht zu denken ist. „Christenthum oder Atheismus", so be zeichnete der Reichskanzler diese Gegensätze, während eS sich nach Auffassung der oppositionellen Parteien um „Fortbestand der Volksschule oder Reaktion" handelt. Eigentlich sind die Würfel schon gefallen; in be zug auf die grundlegenden Bestimmungen des neuen Gesetzes ist die Regierung fest; es ergiebt sich das aus einer Rede, die Graf v. Caprivi am Freitag im Abgeordnetenhaus gehalten hat; auch Graf Zedlitz hat die Brücken zwischen sich und der Opposition durch einige stark ironische Wendungen gegen von Bennigsen abgebrochen und so können die kommenden Debatten, die ja in erster Lesung sowieso keine Ent scheidung bringen, das Gesammtbild der Lage kaum noch verändern. Es erscheint somit auch vollkommen glaublich, daß Herr Miquel sein EntlassuugSgesuch erneuert uud Herr v. Bennigsen sein Abschiedsgesuch eingereicht hat. Es ist nur natürlich, daß die Nationalliberalen, im Centrum der Opposition, zwischen Freisinn und Freikonseroative» stehend, auch am Kampfe die zumeist Bet heiligten sind. Ihr osficielleS Partei-Organ, die „Nationalliberale Korrespondenz", schreibt: „Nach rem überaus herausfordernden Auftreten des Kultusministers Grafen Zedlitz im Abgeordneten hause ist die Situation auf die denkbar schärfste Spitze getrieben und es herrscht eine begreif liche Aufregung in den politischen Kreisen. Graf Zedlitz glaubte den Augenblick gekommen, die Gegner seines Gesetzentwurfs, vor allen die Nationalliberalen und ihre Redner im Abgeordnetenhause, aufs schärfste angreifen zu können, ja sogar ihren anerkannten Führer, Herrn v. Bennigsen, wegen seiner neulichen Rede mit Hohn anfallen zu dürfen. Der Kampf wird uns aufgezwungen. Wir nehmen ihn, wenn auch mit schweren Besorgnissen für das Wohl des Vaterlandes, auf. Niemand anders trägt die Schuld, wenn die Erbitterung unheilvoll wächst, als der gegenwärtige Kultusminister, der dem preußischen Staate aufdrängen will, was selbst ein Mühler nicht gewagt hatte, und jeden Widerspruch mit Verun glimpfung patriotischer Männer zurückweist. Eine solche Sprache der Nationalliberalen gegen die Regierung ist bisher noch nicht dagewesen und zeigt deutlich die sich vollziehende Trennung an. Hagesgeschichle. — Deutschland. Im „Reichs- und Staats- Anz." wird folgender Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler veröffentlicht: „Die Feier Meines Ge burtstages, auf welche leider die jüngsten tiefschmerz- lichcn Ereignisse in Mir nahe verwandten und eng befreundeten Fürstenhäusern ihre Schatten warfen, hat wiederum in den weitesten Kreisen Anlaß gegeben. Mir mannigfache Beweise liebevoller Theilnahme dar zubringen. Groß ist die Zahl schriftlicher und tele graphischer Glückwünsche, welche Mir aus allen Gauen des engeren und weiteren Vaterlandes sowie von außerhalb lebenden Deutschen zugegangcn sind. Ich bin durch diese Aufmerksamkeiten zu Meinem Geburts tage aufs freudigste bewegt, kann Ich doch in ihnen den erneuten Ausdruck treuer Gesinnung und zuver sichtlichen Vertrauens seitens Meines Volkes erblicken, auf dessen Wohlergehen unausgesetzt bedacht zu sein die vornehmste Pflicht Meines fürstlichen Berufe- ist. ES drängt Mich daher, Allen, welche Meiner — sei eS einzeln, sei eS als Mitglieder von Behörden, Kor porationen und Vereinen oder als Theilnehmer au festlichen Veranstaltungen — in sinniger Weise gedacht haben, hierdurch Meinen wärmsten Dank zu erkennen zu geben, und beauftrage Ich Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kcuutniß zu bringen. Berlin, den I. Februar 1892. Wilhelm I. II. — Der Kaiser wird, wie in den letzten Tagen endgültig verfügt ist, in diesem Jahre den großen Korpsmanövern des 13. (k. würktembergisches) gegen das 1-1. (großherzoglich badische) und des 8. (rheinisches) gegen das 16. (lothringische) Armee korps beiwohnen und über jedes derselben große Pa rade abhalten. An dem letztgenannten Manöver bc- theiligk sich auch die k. bayrische 5. Division, deren eine Brigade bekanntlich zu der Besatzung von Metz gehört. Endlich werden au den an der Westgrenze abzuhaltendeu Manöver» wiederum kombinirle Ka valleriedivisionen, sowie Reserveformalionen in größerem Umfange Iheilnehmen. Bei den letzteren werden ans Anlaß der im vorigen Herbst in Thüringen gemachten Erfahrungen wesentlicke Neuerungen in Bezug auf Zusammensetzung und Verwendung zur Ausführung gelangen. — Eine Besprechung der inneren Lage, die die „Hamb. Nachr." zweifellos mit bekannter In spiration bringen, resumirt die Situation dahin: „Vor 1890 kannte man den Beunruhigungs-BazilluS über haupt nicht. Er ist, wenn nicht ein Produkt, doch eine Erfindung der neuen Aera. Das Bestreben, die Gesammthcit der staatlichen Interessenten durch Ent gegenkommen zufrieden zu stellen, führt sehr schnell zu der Erfahrung, daß die Zufriedenheit des Einen mit der Unzufriedenheit des Andern gleichbedeutend ist, und wir halten den Grundsatz, da« Gute zu nehmen, da wo man es findet, für keinen gouvernemental richtigen. Eine Regierung, wie die preußische, soll das Gute nicht finden, sondern bringen. Ob mau, selbst wenn man sucht, immer etwas findet, ist frag lich; nur das, was man selbst hat und dem Staate bringt, ist sicher. Die Initiative der Regierung sollte deshalb unserer Ansicht nach nicht dadurch bedingt sein, daß sie glaubt, etwas Gutes bei irgend einer Fraktion gesunden zu haben, sondern durch die selbstständige Er wägung, ob das, was sie nach ihrer Ueberzeugunz der staatlichen Zukunft bringt, das richtige ist. In dem Gedankenvorrath einer einzelnen Fraktion und in der Neigung, der letzteren gefällig zu sein, wird das Gute, oder sagen wir das Richtige, überhaupt nicht immer zu finden sein. Die Hitze des Kampfes, wie er zwischen den Parteien leider besteht, macht gedankenarm für Alle«, was außerhalb des Bestre bens liegt, in augenblicklichen Gefechten zu siegen." — Verhaftet wegen LandesverrathS wurde der „Danziger Ztg." zufolge auf der Germaniawerfl in Kiel der Techniker Ahlrot. Derselbe wird be schuldigt, Zeichnungen und Pläne neuer Kriegsschiffe über Kopenhagen nach Pari« befördert zu Haden. — Frankreich. Die französische Regierung zeigte dem Auswärtigen Amte in Wien an, daß sic demnächst behufs Erlernung der deutschen Sprache mehrere Offiziere nach Salzburg und Graz schicken werde. Die Offiziere sollen an den betreffenden