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Arbeitern. Herr Freiher von Manteuffel erwähnte zur Bekräftigung dieser Angaben da« folgende Bei spiel: .Während der Kartoffelausmachezeit könnte eine Frau, die leidlich arbeitete, an den kurzen Tagen im November noch bis drei Mark pro Tag verdienen, ohne daß dabei aus eine besondere Geschicklichkeit der Frau zu sehen wäre. Ich meine," so fuhr der Redner mit Recht fort, .das ist doch ein hinlänglicher Lohnsatz, wenn man annimmt, daß Kinder mit aus Arbeit gehen können und mit verdienen und auch der Mann einen besonderen Verdienst hat, daß sie freie Wohnung haben, Kartoffelland, Roggcnlanb, Viehweide, Holz rc." Aber noch andere Mißstände, als die erwähnten, die Bergung der Ernte in Frage stellenden, hat der Zug der Landarbeiter in die Städte zur Folge. Die unbeschränkte Freizügigkeit und die weitgehenden Be stimmungen des UnterstützungSwohnsitzgesetzeS haben in einzelnen Landgemeinden Kalamitäten hervorge rufen, die auf die Dauer geradezu unerträglich sind. Auch diesen Mißstand hat der Freiherr von Man teuffel durch ein prägnantes Beispiel klargestellt. »Ein Tagelöhner mit seiner Frau und seinen Kindern, der ein Sparkassenbuch von mehreren hundert Mark hatte, zog — so erzählte der genannte Abgeordnete — nach Berlin mit dem Gelde des Sparkassenbuches; eS dauerte gar nicht lange, so bekam der betreffende Be sitzer, aus dessen Dorf der Mann wcggezogen war, Benachrichtigung vom Magistrat zu Berlin, daß der Tagelöhner Soundso der Armenunierstützung anheim gefallen sei, es werde pro Tag eine Mark für ihn ausgeworfen, und der betreffende Besitzer werde auf gefordert, dies für ihn zu entrichten. Und als Grund für die Verarmung war angegeben — Arbcitsmangel. Und der Mann hätte zu Hause arbeiten können in Hülle und Fülle und hätte sein schönes Einkommen gehabt. Deshab muß in dieser Beziehung Wandel geschafft werden, und da« ist nur an zwei Stellen möglich: in dem Gesetz betreffend den Unterstützungs wohnsitz und dann allerdings — das ist ein etwas weitergehenver Gedanke — in Bezug auf das Frei zügigkeitsgesetz." .Ich bin weil davon entfernt — so fuhr später der Redner fort — eine vollkommene Aufhebung der Freizügigkeit zu verlangen; aber ich glaube, eS wird doch eine Nothwendigkeit sein, wenn die Lanbwirthschafl an dem Arbeitermangel nicht zu Grunde gehen soll, daß man die Freizügigkeit wenig stens für die minderjährigen Personen einschränkt und raß man die Städte verpflichtet, ein Einzugsgclv wieder zu erheben.- Ja, nach meiner Uebcrzeugung, Sie mögen diese Uebcrzeugung zu entkräften suchen, — das kann ich nicht hindern; bei mir beruht sie auf langjähriger Erfahrung, und ich glaube, diese Anschauung wird auch von weiten Kreisen getheilt werden." Diese Uebcrzeugung wird von den weitesten Kreisen und nicht bloß in den Reihen der Konser vativen getheilt, und es war ein wahrhaft erlösendes Wort, welches hier der Vorsitzende der konservativen Reichstagsfraktion ausgesprochen hat. Wie schon er wähnt, kam der Reichskanzler dem Wunsche des Frei herrn von Manteuffel nach einer Erklärung in Be zug auf die Stellung der verbündeten Regierungen zur Abhilfe des ländlichen Arbeitermangels sofort nach; er betonte die Bereitwilligkeit, hier Wandel schaffen zu wollen, und verhieß noch für die laufende Session eine Novelle zum Unterstützungswohnsitzgesetz. Was die Einschränkung der Freizügigkeit in dem von Herrn Frciherrn von Manteuffel beiläufig angedeu teten Sinn betrifft, so ist begreiflicherweise weder seitens der Regierung noch seilens der Parteien eine Stellungnahme erfolgt, und es wirt weiteren Erör terungen überlassen bleiben müssen, auf die Noth- wendigkeit auch dieser Reformen hinzuweisen und solche auszuwirken. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der Reichstag wird sich nach seinem Wicderzusammentrilt unter anderen bemerkens- werthen Gesuchen auch mit einer Bittschrift zu be schäftigen haben, die der Theilnahme so ziemlich aller Parteien, vielleicht mit der einzigen Ausnahme der Sozialdemokraten, von vornherein sicher ist. Wir meinen das Gesuch der Inhaber des Eisernen Kreuzes von 1870/7l um Gewährung jener Ehren zulage, welche die Ordensinhaber aus dem Befrei ungskriege von 1813/15 von Preußen bezogen haben. Die Forderung ist nicht unbillig, wenn man in Be tracht zieht, daß Wilhelm I. in rem Elsaß, worin er vor 20 Jahren die Wiedererneuerung des Eisernen Kreuzes verkündete, ausdrücklich erklärt hat, daß er eS in seiner vollen Bedeutung aufleben lassen wolle. Wir erfahren denn auch, daß Mitglieder fast aller ReichStagSpartcien der erwähnten Bittschrift wohl wollend gegenübersteben und geneigt sind, sie dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen. Wird ein derartiger Beschluß mit einer ansehnlichen Mehrheit gefaßt, dann werden sich die verbündeten Regierungen voraussichtlich gern bereit finden, dem Reichstagsvotum beizutreten. — ES gingen durch die Zeitungen verschiedene Nachrichten über den angeblich bevorstehenden Rück tritt des Generals der Infanterie Bro ns art v. Schellendorff, kommandirenden General- des 10. Armeekorps. Dem gegenüber verlautet nach der -K.-Ztg." aus zuverlässiger Quelle, daß ein Abschieds gesuch de- Generals vor einiger Zeit von dem Kaiser abgelehnt und dem General ein dreimonatlicher Ur laub, den derselbe auf seinem Gute in Mecklenburg zubringt, gewährt worden ist. --Obwohl sich die jüngst aufgetauchten Meld ungen über die angebliche Beendigung des Streiks im deutschen Buchdruckergewerbe als verfrüht erwiesen haben, so unterliegt es doch keinem Zweifel mehr, daß diese nun schon in den dritten Monat hineindauernde Arbeitseinstellung in allernächster Zeit beendigt sein wird, und zwar zu Ungunsten der Streikenden. Wohl ist ein Theil der ausständigen Buchdrucker entschlossen, den von ihrer Seite so rück sichtslos und leichtsinnig vom Zaune gebrochenen Lohnkampf behufs Erzwingung des neunstündigen NormalarbeitStageS bis „zum Aeußersten" fortzusetzen, aber offenbar bedeutet dieser Entschluß nur das letzte Ausflackern der Bewegung. Denn nachdem die Ver treter der Buchdrucker-Prinzipale erklärt haben, daß sie die Streikenden nur zu den früheren Bedingungen wieder annehmen könnten, — soweit die noch offenen Plätze dies überhaupt gestatten — und seit eS fest steht, daß die bisherigen Unterstützungsgelder für den Streikfonds nicht mehr fließen, erscheint der weitere Streik der Buchdrucker völlig aussichtslos. Die Be deutung dieser längst feststehenden Niederlage geht aber weit über die hierbei zunächst bclheiligtcn Kreise hinaus. Der Buchdruckerstreik war nichts mehr und nichts weniger als eine durchgreifende Kraftprobe, welche die deutsche Sozialdemokratie mit der best- organisirten und über die reichlichsten Geldmittel ver fügenden deutschen Arbeitcrvereinigung, dem Untcr- stützungsverbande deutscher Buchdrucker, gegen das „Unternehmerthum", gegen die Arbeitgeber, veran staltete. Der Streik der Buchdrucker sollte gleichsam als Sturmbock gegen die gesammre Industrie dienen, der erstrebte neunstündige NormalarbcitStag im Buch- druckergewerbe sollte auch für die übrigen Gewerbe maßgebend werden, so daß cs sich hierbei in der That um einen Prinzipienkampf, um eine Lebensfrage ver deutschen Industrie handelte, und daß die deutschen Buchdruckereibesitzer durch ihre Opferwilligkeik und Einmütbigkeit den Sieg in diesem Kampfe errungen haben, können sie sich zum Ruhme anrechnen. Die Sozialdemokratie aber hat mit dem klar vor Augen liegenden Ausgange des Buchdruckerstreiks eine em pfindliche Niederlage erlitten; denn hinter der menschen freundlichen angebliche» Begründung des Ausstande«, der Unterbringung beschäftigungsloser Buchdrucker, zeigte sich ja bald das wahre Gesicht der Bewegung, ein erbitterter Kampf für sozialdemokratische Ziele. Der ergebnißlose Verlauf des Ausstandes der Buch drucke.- birgt somit zugleich eine schwere Schlappe für die sozialdemokratische Agitation in sich. Die sozial demokratischen Führer haben zwar versucht, jeden Zusammenhang der Sozialdemokratie mit dem Buch druckerstreik zu leugnen, als dessen Aussichtslosigkeit mehr und mehr vor Augen trat; das hilft indessen den Herren nichts, erwiesenermaßen ist diese Lohnbe wegung durch Wort und That von sozialistischer Seite unterstützt worden, was allerdings das Scheitern der selben nicht zu hindern vermocht hat. — Wie aus den dem Preß- und Auskunftsbureau der 1893er Weltausstellung in Chicago aus allen Theilen des Deutschen Reiches übermittelten Nachrichten ersichtlich ist, wird Deutschland auf der Ausstellung nicht nur glänzend, sondern auch in so vielseitiger Weise vertreten sein, daß man schon jetzt behaupten kann, die deutsche Ausstellung wird unter denen der hauptsächlichsten Handelsvölker eine Achtung gebietende und hervorragende Stelle ein nehmen. Namentlich versprechen die Kollektiv-Aus stellungen großartig zu werden. Wenn man bedenkt, daß der Geheime Rath Wermuth den neunten Theil des große» Industrie-Palastes, 100,000 Ouadratfuß allein in diesem Departement für Deutschland ge sichert hat, so dürfte man ungefähr einen Begriff von dem Umfange des deutschen Thciles der Aus stellung in dem 900,000 Quadratfuß großen Industrie- Palast bekommen. Außerdem hat der deutsche ReichS- kommissär noch 105,000 Quadratfuß Raum in den Abteilungen für Kunst, Maschinen, Elektrizität und Landwirthschaft für Deutschland gesickert. Dieser Gesammtraum von 205,000 Quadratfuß schließt je doch das für das „Deutsche Dors" bestimmte Terrain nickt ein. Das .Deutsche Dorf" wird noch ein Areal von 175,000 Ouadratfuß am Midway-Plaisance einnehmen. Das Unternehmen befindet sich in Hän den eine« Berliner Konsortiums von Kapitalisten, welches zu diesem Zwecke eine Million Mark auf bringt. — Dänemark. Vor einiger Zeit wurde eine Reihe von Fürstlichkeiten genannt, deren Besuch ge legentlich der goldenen Hochzeit deS dänischen KönigSpaareS in Kopenhagen erwartet wurde. Nach den jetzt abgeschlossenen diplomatischen Vor fragen glaubt der dänische Hof nunmehr mit Sicher heit auf den Besuch folgender Fürstlichkeiten rechnen zu dürfen: Kaiser Wilhelm nebst Prinz Heinrich von Preußen, König von Sachsen, Erzherzog Wilhelm von Oesterreich, Zar Alexander nebst Gemahlin, Groß- fürst-Thronfolger nebst Prinzessin Xenia, Prinz und Prinzessin von Wales mit den Prinzessinnen Viktoria und Maud, Kronprinz von Italien, Prinz AlphonS von Portugal (Herzog von Oporto), König Oskar von Schweden und Norwegen und König Georg von Griechenland nebst Königin Olga und Prinzessin Marie. Ferner werden außerordentliche Gesandte von Frankreich, Holland und Bayern erwartet. — Dieser Nachricht enigegen wird au» Berlin untcrm 5. d. folgendes berichtet: In ausländischen Blättern tauchte wiederholt die Notiz auf, Kaiser Wilhelm beabsichtige, zur goldenen Hochzeit des dänischen Königspaare« nach Kopenhagen zu reisen. Diese Nachricht ist un begründet, auch haben wegen eines solchen Besuches keinerlei diplomatische Verhandlungen stattgefunden. Locale und fLchstfche Nachrichten. — Eibenstock. Herr Oberzollinspektor Brey- mann Hierselbst ist zum Obersteuerinspektor in Frei berg, der Hilfsarbeiter bei der Zoll- und Steuer direktion, Herr Assessor Oi. Dähne, bisher kommis sarischer Grenzkontroleur in Marienberg, zum Ober zollinspektor in Eibenstock ernannt worden. — Der Leiter deS HauptsteueramtcS zu Freiberg, Obersteuer inspektor Naundorfs, übernimmt am 1. Febr. d. Js. bas Hauptsteucramt zu Meißen. .— Eibenstock. Wie aus der heutigen vor läufigen Anzeige zu ersehen ist, bringt der Militär- Verein in Folge vielfach an ihn ergangenen Wün schen das 3actige Drama von Th. Körner: .Hedwig, die Banditenbraut" nächsten Sonntag zur noch maligen Aufführung. Der durchschlagende Erfolg und allgemeine Beifall, welchen sich die erste Auf führung zu erfreuen hatte, bürgt gewiß auch dafür, daß der Besuch am Sonntag wieder ein recht zahl reicher wird. — Dresden, 5. Jan. Das heute früh 8 Uhr über da» Befinden Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg ausgegebene Bulletin lautet wie folgt: Die Nachtruhe läßt noch zu wünschen übrig. Die Körper temperatur beträgt 38,s". Im Uebrigen schreitet die Besserung vorwärts und ist das Allgemeinbefinden befriedigend. Dresden, 5. Jan. Das heute Abend 7 Uhr auSgegebene Bulletin über das Befinden Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg lautet: Der Prinz hat den heutigen Tag ruhig und schmerzlos verbracht. Die Körpertemperatur hat sich nur sehr wenig erhöht. Der Pul« ist normal und der Kräftezustand den Verhältnissen entsprechend gut. — Leipzig. Von einem schweren Geschick ist eine geachtete hiesige Familie betroffen worden. Das Haupt derselben, ein 60-'/« Jahre alter Agent aus Magdeburg, ist iu der 11. Stunde der Sylvesternacht aus seiner in der 2. Etage eines Hausgrundstücks der Leplaysiraße gelegenen Wohnung auf die Straße herab gestürzt und infolge der dabei erlittenen Verletzungen noch in der 4. Stunde derselben Nacht verstorben. Der Mann hatte sich wegen eines plötz lichen Unwohlseins zum Fenster herausgebcugt und dabei das Uebergewicht bekommen. — Kirchberg, 4. Januar. Heute früh in der vierten Stunde brach auf bis jetzt noch unermittelte Weise in der alten, der Tuchmacherinnung gehörigen Tuch-Walkmühle Feuer aus uud zerstörte dieselbe voll ständig. DaS genannter Innung gehörige Leichentuch soll dabei mit ein Raub der Flammen geworden sein. Durch das muthige Eingreifen der herbeigeeilten Feuerwehren wurden die bedrohten 'Nachbargebäude geschützt. — Nach einer der Handels- und Gewerbekammer Plauen zugegangencn Miktheiluug des Brasilianischen Vizekonsulats in Dresden bedürfen Fakturen über Sendungen nach Brasilien vom l. Januar 1892 ab der konsularischen Beglaubigung, und zwar ist das Brasilianische Vizckonsulat in Dresden angewiesen, die Fakturen über die aus dem Königreich Sachsen abzusendenden Maaren zu lcgalisiren. Die Fakturen sind dem Vizekonsulat in drei Exemplaren, wovon der Absender eins beglaubigt zurückerhält, einzureichen; die Gebühr hierfür beträgt 11,so Mk. I. Zikhung l. Liassc ILl. Sgl. Zächs. LanLes-Lottkrie, gezogen am 4. Januar 1892. 25,000 Mark auf Nr. 76593. 20,000 Mark auf Nr. 14778. 10,000 Mark auf Nr. >2717. 5000 Mark aus Nr. 24684. 1000 Mark aus Nr. 19334 20326 2I3I5 59827 70311 70600 73258 764SI 77513 87027. 50» Mark auf Nr. 2211 7694 9833 14128 17378 20152 20987 23501 24828 34242 37038 39256 44123 41255 53187 54242 62361 66816 67857 72689 75620 76452 84784 94962 97143. 300 Mark auf Nr. 1787 2919 5444 6039 8677 9062 9507 12653 14356 16406 16658 18865 19070 19562 26443 27923 29678 332II 34025 36003 37345 38664 47668 54089 54I5I 55635 61793 62249 63032 66612 66585 69104 72056 75194 77710 78399 79553 80509 81267 83150 83838 85112 87251 90306 91433 9I9I2 92632 93633 96221 98749. 2. Ziehung, gezogen am b. Januar 1892. 30,000 Mark aus Nr. II937. 5000 Mark aus Nr. 55128 90316. 3000 Mark aus Nr. 38695 79787 99523. 1000 Mark auf Nr. 12455 20375 35480 38331 52993 56761 57805 58883 61378 87387. 500 Mark auf Nr. 1400 10563 15648 15077 17376 31560 33128 59443 60088 67470 75585 76791 96467 99582 99811. 300 Mark auf Nr. 307 2359 3470 7917 8446 9398 10621 13542 14463 15450 17748 20242 20555 23061 25235 29122 30210 31029 32884 36528 39923 42787 49588 50853 575S4