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großer Trockenheit nicht als ausreichend erwiesen ha ben. Auch in Frankreich und Belgien haben mehr fache Versuche, die mit der Anlage von Sammelbecken gemacht worven sind, sich nicht bewährt und bei größe ren Flüssen die Unausführbarkeit des Systems erwiesen. - Der Ober-Präsident der Provinz Pose», Graf Zedlitz-Trützschler, befindet sich gegenwärtig in Würt temberg, um die Ansiedlung schwäbischer Bau ern in den Provinzen Posen und Westpreußen auf den von der staatlichen Ansiedlungs-Kommission erworbenen Ländereien zu betreiben. Alan verspricht sich in Berlin einen besonders günstigen Erfolg. Die Ansiedlung schwäbischer Bauern entspricht dem be sonderen Wunsche des Fürsten Bismarck. Es liegt in der Absicht, den schwäbischen Ansiedlern die Ein wanderung nnd Nievcrlassung in Westpreußen und Posen in jeder Weise zu erleichtern, und es heißt, daß gegründete Aussicht auf Erfolg vorhanden sei. — Nach einem Urtheil des Oberlandesgerichts zu Naumburg ist allen den Handwerksmeistern, welche nicht der Innung angehören, das Recht auf die Führ ung des Meistertitels versagt, nur die Mit glieder der Innung sollen berechtigt sein, diesen Titel zu führen, die übrigen Meister seien nach den Wor ten der Gewerbeordnung nur „Gewerbcnnternehmer, Arbeitgeber, Arbeitsherrcn". Die Begründung dieses einschneidenden richterlichen Entscheidens stützt sich auf die Gewerbeordnung vom I. Juli 1883 und wird rechtlich wohl nicht anfechtbar sei». Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. August. Am Sonntag, den 2(1. ds. findet das Benefiz des Herrn Ernst (Schmid jun.) statt. Es ist wohl unnöthig, die Ver dienste des jungen Künstlers, welcher der Liebling aller hiesigen Theaterfreunde ist, hier besonders hervorzu heben, namentlich wo derselbe ein Stück (Der Veilchen fresser von Moser) zu seinem Benefiz gewählt hat, in welchem der Benefiziant als schneidiger Leutnant ganz in seinem Element ist. Wir sind überzeugt, daß man recht gern die Gelegenheit ergreifen wird, tun Hrn. Ernst durch ein volles Haus die gebührende Anerkennung zu zollen. — Schölt Heide. Trotz des ungünstigen Wetters ist in diesem Jahre bei uns die Bau tust eine regere denn früher, und infolgedessen sind Maurer, Zimmer leute und Handlanger gesuchte Personen und, auch für bessere Löhne, nicht in ausreichender Weise zu haben. -Daher sind wir Heuer mit böhmischen Ar beitern, Männern und Frauen, förmlich überschwemmt. Die Fabrikanlage des Herrn Friedrich aus Karls feld, unterhalb des „alten Wiesenhauses," wird bei spielsweise nur von Böhmen ausgeführt. Diesen Leuten muß man wenigstens das Eine zucrkcnnen, daß sie fleißig und anspruchslos sind. Gar nicht un interessant ist es, zuzusehen, wie da — wenn auch nicht gerade „zarte" — Mädchen von 15—16 Jahren zu den verschiedensten Arbeiten mit verwandt werden und von früh bis 'Nacht wie Ameisen thätig sind. Freilich unseren Arbeitsmädchen gegenüber stehen jene arg im Schatten, besonders Sonntags; denn sie tragen weder Tournüren, noch besitzen sie Glacehandschuhe, Sonnenschirme und was dergleichen liebliche Dinge mehr sind. Auch ihr sonstiger Geschmack liegt noch sehr im Argen, denn statt eines solennen Sonntags ausfluges wandern diese Mädchen, mit Körben aus gerüstet, zum Bäcker, Fleischer rc., um dce wenigen Bedürfnisse für sich und die Ihrigen für die künftige Woche einzukaufen, oder sie verbringe» die Zeit mit 'Nadel und Zwirn oder am Waschfaß. Es ist wohl anzunehmen, daß wenn dieselben öfter zu uns kommen sollten, sie mit der Zeit sich auch unserer vorgeschritt enen Kultur zugänglich zeigen werden. — Dresden. Die „Dr. Nachr." schreiben: Mit großer Freude vernehmen wir die Kunde, daß nächsten Montag Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. unserem erhabenen Hcrrschcrhause einen Besuch ab statten wird. Dabei wird, dem Vernehmen nach, Se. Majestät auf der Fahrt nach Pillnitz in Dresden einige Hauptstraßen passiren, namentlich auch die König - Johannstraße. Aus Anlaß dieses freudigen Ereignisses rüstet man sich bereits in genannten Straßen zur Ausschmückung der Häuser, und selbst verständlich wird dieser hohe Besuch der gesummten Bürgerschaft Dresdens allerseits Anlaß geben, ihre Sympathien für Sc. Maj. Kaiser Wilhelm II. zu bekunden. Die Ankunft dürfte Vormittags auf dem Böhmischen Bahnhof erfolgen. Se. Majestät setzt schon ain Montag Abend die Reise nach Wien und Italien fort. — In der sächsischen Oberlausitz wird die Anwesenheit des Kaisers Anfang September mit Bestimmtheit erwartet; dieselbe dürfte jedoch nur von kurzer Dauer sein. Wie jetzt als angeblich be stimmt gemeldet wird, fährt ver Kaiser, der sein sächsisches Regiment bei den DivisionS-Manövcrn in der Zittauer Gegend besichtigen will, von Dresden, wo er dem Königshause einen Besuch abstattet, ohne Aufenthalt nach der Station Ober-Oderwitz, besteigt dort sein Pferd, nimmt die Parade ab und kehrt ohne Aufenthalt wieder von der Station nach Dres den zurück. — Der Sächsische Elbgau-Siingerbund erläßt an seine Vereine folgendes Rundschreiben: „Künftigen Sonntag, den 26. August, erfüllen sich 75 Jahre, daß der in Dresden geborene Dichter und Held Theodor Körner für's Vaterland starb. Dresden, welches ein „KörnerhauS" und ein „Körncrdenkmal" besitzt, wird diesen Tag nicht vorübergehcn lassen, ohne diesem Heldensohnc den Dank gezollt zu haben. Es ergeht demnach an Euch, liebe Sangesbrüder, die herzliche Bitte, Sonntag, den 26. August Vormittags punkt 10 Uhr in Mcinhold's Sälen mit Sängerzeichen und Fahnen Euch recht zahlreich einzufinden. Von dort bewegt sich der Elbgausängerzug mit Fahnen nach dem Georgplatz zum Denkmal Körner's, an welchem unter Absingung der zwei Lieder „Stumm schläft der Sänger" und „Brause, Du Freihcitssang" ein Lorbeerkranz niedergelegt wird." — Dresden. Die üblen Folgen der Angewohnheit mancher jungen Mädchen, die Spitzen ihres Haares abzubeißen, zeigten sich dieser Tage bei einem 14jähr. Mädchen in unangenehmer Weise. Das Kind klagte schon lange über heftige Magenschmerzen. Es hatte das Gefühl, als wenn man cs in der Magengcgend mit 'Nadeln steche. Seitens der behandelnden Aerzte wurde von außen in der Magengegend eine runde harte Geschwulst, etwa so groß wie ein Apfel, gefühlt, die ganz frei im Magen liegen mußte, da sie sich bequem hin und her schieben ließ. Da sich die Ge schwulst auf anderem Wege nicht entfernen ließ, so blieb nichts anderes übrig, als den Magen aufzu- schneivcn. Es wurde nun eine harte, aus Haarstücken bestehende ganz verfilzte Masse herausgeyolt. Das Kind befindet sich seit der Operation auf dem Wege der Besserung; doch haben ihr die Aerzte aus Vor sicht den Zopf abgeschnittcn. — Plauen, 21. August. In hiesiger Stadt be schäftigt gegenwärtig die Frage der Einbezirkung der Gemeinde Haselbrunn in den Stadtbezirk Plauen stark die Gemüther der Bevölkerung Gestern haben etwa 450 hiesige zum Theil namhafte Steuer zahler eine öffentliche Kundgebung erlassen gegen den bezüglichen Beschluß des Stadtrathes, die Einverleib ung des erwähnten Nachbardorfcö in den Stadtbezirk betreffend; Abends fand im „Prater" eine Bürger versammlung statt, in welcher von etwa 600 anwesen den Personen einstimmig eine Resolution an den Stadtgemeinderath in gleichem Sinne beschlossen wurde, und heute Abend fand im Stadtgemeindcrath über diese Angelegenheit die erste Lesung statt, bei welcher sehr lebhaft debattirt wurde; trotzdem ist noch nicht mit Sicherheit vorhcrzusehen, wie die Entscheidung fallen wird. Interessant ist, daß Plauen jetzt schon den größten Grundbesitz in Haselbrunn hat, nämlich 241,so tue von 457, Haselbrunn hat nur 65 Im, alles Ucbrige gehört Privaten außerhalb Haselbrunn und dem Staat. — Wie bekannt, besteht schon seit längerer Zeit bei der Post die Bestimmung, daß den vereinigten Berkehrsanstalten die Verpflichtung obliegt, soweit als thunlich auch während des sonstigen Dienst schlusses T elcgr amme vom Publikum zur Beförder ung anzunehmcn, bezw. von außerhalb am Apparat aufzunehmen, sofern der Postdienst an sich schon die Anwesenheit von Beamten in den Diensträumen er fordert. Insbesondere soll auch während der Nacht zeit dem Publikum die Benutzung der Reichstelögraphcn überall da ermöglicht werden, wo dies die örtlichen nnd sonstigen Verhältnisse ohne Aufwendung anderer Kosten als solche für Apparate und kurze Zuleitungen gestatten. Diese Anordnung hat sich nach den bis herigen Erfahrungen bewährt. 'Nach neuerdings an gestellten Ermittelungen sind im Zeitraum eines Monats außerhalb ver regelmäßigen Dienststundcn zusammen 56,588 Telegramme verarbeitet worden, davon würben zur Absendung anfgegcben 26,055, nnd zwar 12,397 bei 3025 Postämtern mit Tele graphenbetrieb, 12,789 bei 3563 Postagcnturen mit Tclegraphcnbctrieb und 869 bei 411 Po thülfstellen mit Telegraphcnbetrieb; am Apparat angenommen 30,533, und zwar bei den genannten Postämtern 16,558, Postagcnturen 13,009 und Posthülf'tellcn 966. ES geht hieraus hervor, einerseits, daß die Einrichtung einem bestehenden Bedürfniß entspricht, und daß an dererseits die Verkehrsanstalten auch außerhalb der Dienststunden sich den ihnen zufallendcn Tclegraphen- dienstgcschäften mit anerkcnnenswcrther Bereitwillig keit unterzogen haben. Vermischte Nachrichten. — Hamburg. Vor einigen Tagen wurde ge meldet, daß in der Elbe bei Hamburg ein Kro kodil gefangen worden sei, das höchstwahrscheinlich einem Schiffe entschlüpft sei. Nun berichten Ham burger Blätter weiter: „Der Kapitän eines im Se- gclhasen liegenden Schiffes hat bei der Polizeibehörde die Anzeige gemacht — nnd zwar erst, nachdem der Bericht über das gefangene Krokodil bereits veröffent licht war — daß nicht nur dieses eine Thier, sondern noch 12 andere Krokodile, die sich in einem Boote befanden, in die Elbe entwichen seien. Infolgedessen hat man die Frage erörtert, ob das Baden im offenen Wasser der Elbe noch zu gestatten sei, da die entfloh enen Thiere den Badenden gefährlich werden können. Der Kapitän, welcher die Thiere nicht besser verwahrt hat, wird sich deshalb zu verantworten haben." Diese 'Nachricht würde als ein Erzeugniß der HundStage erscheinen, wenn sie nicht amtlich bestätigt würde. Es findet sich nämlich in Hamburger Blättern folgende „Warnung": „Vor einigen Tagen sind von einem im Segelschiffshafen liegenden Schiffe 13 etwa l^ Meter große Krokodile in die Elbe entwichen. Da dieselben besonders für Badende nicht ungefährlich erscheinen, so wird das die Badeanstalten besuchende Publikum hierdurch gewarnt. Hamburg, den 20. An glist. Die Polizeibehörde." Der Kapitän hatte in einem Rettungsboote, wie sich solche auf jedem Schiffe befinden, ca. 50 Krokodile mitgebracht und den größten Theil dieser Reptilien an den Thierhändler Hagen- beck verkauft. Das Boot scheint nach Herausnahme der gefährlichen Gäste nicht genügend versichert wor den zu sein, sodaß die 13 Krokodile entweichen konnten. — Reinigt die Petroleumlampen. Schon zeitig wird es jetzt dunkel und die bisher nur selten benützten Lampen müssen wieder hervorgeholt werden; deshalb ist ein kurzer Hinweis über Behandlung der Brenner und Ballons wohl angezeigt. Während der langen Außerdienststellung der Lampe hat sich im Innern des Brenners, in den Brandrohren, Staub angesctzt, der das Drehen der Brennerschrqube, durch welche der Docht nach oben gedrückt wird, erschwert. In den kleinen Zahnrädern, welche, gleichwie in einem Uhrwerke, zusammcngreifen, ist ebenfalls durch Absatz der fettigen Bestandtheile des Petroleums eine schmie rige Kruste entstanden, die das Drehen hindert. Das selbe ist der Fall zwischen den beiden in der Mitte des Brenners stehenden Brandrohren, hauptsächlich da, wo die Zahnräder in dem Ausschnitt den Docht berühren. Auch haben sich im Ballon, und zwar im oberen Theile, sowie im Brenner selbst Gase ge bildet, welche beim Anzllnden der Lampen sehr leicht explodiren können. Vor Gebrauch der Lampen schraube man daher den Brenner vom Ballon herunter und reinige zunächst den letzteren auf das Sauberste mit Soda und warmem Wasser, prüfe dabei gleichzeitig, ob der eingegypste Zapfen, der die Verbinvung des Ballons mit dem Lampenfuße herstellk, noch fest hält und senkrecht steht, dann putze man den Messingring auf dem Ballon oder der Base und reinige die in demselben befindliche Schraube. 'Nun schraube man den Brenner vollständig auseinander und entferne zugleich den Docht. Dieser gebrauchte Docht darf dann nicht wieder verwendet werden, denn er ist nicht nur vollgesogen, sondern klebrig und kleistrig und verschmiert bei dem Gebrauch die Zahnräder der Schraube sofort wieder. — Zur Hühnerzucht. Rationelle Züchter rathen in neuerer Zeit dazu, bei den Hühnern das sogenannte Rassengcflügcl abzuschaffen. Langjährige Erfahrungen haben cs zur Gewißheit gemacht, daß, was den Nutzen anlangt, für den Landwirth doch sein seit Jahrhunderten gleichmäßig gezüchtetes Huhn bei . verständnißvoller Pflege das beste ist. Alle Versuche, durch Einführung und Kreuzung des Cochin- und Brahma-, Dorking- und Houdanhuhnes rc. mit un seren Landhühnern die im Argen liegende Hühnerzucht zu hebeir, haben zumeist sehr ungenügende Resultate geliefert. Die Nachkömmlinge aus dieser Zucht waren schwer aufzuziehcn, gingen bei Halbwegs ungünstiger Witterung massenhaft zu Grunde und die Ucberleb- cnden erwiesen sich später fast durchweg als schlechte Eierlcger oder hatten wohl gar keinen Fleischansatz und waren soinit für den Fleischtopf so gut als ver loren. Nehmen wir uns ein Beispiel an dem Aus lande, an Italien, Frankreich, England, welche ihre größten Erfolge auch nur dadurch erreicht haben, daß sic die bei ihnen einheimischen Hühner entsprechend weiterzüchteten. — Die Pbotographie als Zeugin vor Gericht. In Folge der scandalösen Straßenauftritte, welche sich seinerzeit bekanntlich in Brüssel bei der kirchlichen Trauung des Prinzen von Croy mit einer Prinzessin Arcnenberg abgespielt haben, ordnete das Ministerium eine Untersuchung an und betraute da mit die Brüsseler Staatsanwaltschaft. Die Unter suchung ging, da die Theilnehmer sehr schwer zu er mitteln waren, nur sehr langsam vorwärts; in den letzten Tagen haben plötzlich zahlreiche Personen zu ihrem nicht geringen Erstaunen Vorladungen erhalten. Die Staatsanwaltschaft hatte ermittelt, daß ein Photo graph Augenblicksbilder an jenem Tage ausgenommen hatte, dieselben wurden vergrößert rind man ermittelte auf diese Weise einzelne Theilnehmer. Als einer der Vorgeladenen seine Theilnahme bestritt, legte ihm der Untersuchungsrichter sein Conterfei vor, das ihn schreiend und einen Stock schwingend darstellte. — Aus Königshüttc wird dem „Oberschles. Anzeiger" geschrieben: In unsere katholische Damen welt ist ein heilloser Schreck gefahren, indem der Pfarrer bei der Predigt bekannt machte, der Herr Fürstbischof werde die jungen Damen, welche die Stirn mit den sogenannten „Ponnyhaaren" geschmückt haben, nicht firmen, da die Stirn bei diesem Akte frei sein muß. Man ist in Heller Verzweiflung, wo man diese Zierde Hinthun soll. Wahrscheinlich wer den in Folge dieser Bekanntmachung große Mengen — Pomade gekauft werden. — Ein Zug au« Blüchers Leben. Nach Beendigung des Krieges besuchte Blücher auch seine Geburtsstadt Rostock, wo ihm zu Ehren große Fest-