Volltext Seite (XML)
6 Akademie-Echo Poliklinik gebäude wurde 80 Jahre Vor 80 Jahren von 1906 bis 1907 wurde das damalige König-Georg- Gymnasium, gestaltet von Professor Hans Erlwein, errichtet. Die Bauko sten beliefen sich auf 750 000 Mark, die der inneren Einrichtung auf 75 000 Mark. Das Gymnasium hatte 22 Klassen räume, je ein Lehrzimmer für Physik, Chemie und Naturkunde, zwei Zei chensäle, einen Singesaal, zwei Bü chereien, ein Vereinszimmer, eine Schülerwerkstatt, Zimmer für Direk tor und Lehrer, Sprech- und Warte räume sowie eine 290 m 2 große Aula. Außerdem befand sich in dem Ge bäude eine Wohnung mit besonderer Zugangstreppe für den Direktor und je eine Wohnung für Hausmeister, Schuldiener und Heizer. Der sich her vorhebende Mittelbau enthielt das Rektorat, das Beratungszimmer und die Aula (von unten nach oben). Die Aula war ein Festraum von großer künstlerischer Wirkung, geschaffen durch Erlwein, Groß und Gußmann. Groß gestaltete die Decke bildhaue risch reich aus. Die dreigeteilte Decke wurde von Gußmann mit großen sym bolischen Gemälden verziert. Bei der ornamentierten und vergoldeten Dek- kenkassette wurde von Erlwein erst mals Beton benutzt. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Gymnasium als Lazarett eingerichtet und nach dem Krieg im September 1952 als erste Poliklinik der Stadt Dresden eröffnet. Kerstin Schulze Wissenschafts preis zuerkannt Im Frühsommer fand in der spani schen Stadt Valencia das 3. internatio nale Symposium zu Fragen umweltto xikologischer Forschungen mittels mi krobieller Systeme statt. Wissenschaftler aus 21 Staaten aller Kontinente berichteten und diskutier ten über Methoden für das Erkennen von Schadstoffbelastungen in der Biosphäre. Zu diesem Zweck werden seit einiger Zeit neben Bakterien und anderen Mikroorganismen auch Kul turen menschlicher Zellen als Indika toren verwendet. Mit diesem Thema beschäftigte sich auch ein Beitrag aus der Medizi nischen Akademie Dresden, mit dem die DDR auf diesem Symposium ver treten war. Der Vortrag wurde von der Direktorin des Instituts für Allge meine und Kommunale Hygiene der MAD, Genossin MR Dr. sc. med. Re nate Walter, gehalten. Unter den mehr als 50 eingereich ten Vorträgen wurde dieser Beitrag von R. Walter und R. Hecht mit dem Titel „Ein Zytotoxizitätstest zur Erfas sung des Einflusses von Zellulose-In dustrieabwässern auf die Flußwasser qualität" mit einem 2. Preis für den wissenschaftlichen Inhalt und die Dar stellung ausgezeichnet. Die Ergebnisse des Symposiums werden in der Zeitschrift „Toxicity As- sesment" veröffentlicht. C. A. Stuue — ein eten im Dienst der (9olhsqesundheit Mit dem Elogium aus der Feder des De kans der medizinischen Fakultät der Leip ziger Universität, Professor Gehler, ver abschiedet, trat Dr. Christian August Struve seinen an Erfolg reichen, leider je doch nur kurzen Lebensweg als Medizi ner und Gesundheitserzieher an. Der am 28. Janunar 1767 als Sohn des Görlitzer Arztes und Apothekers, die Familie ge hörte zum wohlhabenden Bürgertum, ge borene Christian August Struve ver brachte eine sorglose Kindheit in einem der baugeschichtlich bedeutsamen und schönen Renaissancehäusern in der an Architekturdenkmälern so reichen Stadt an der Neiße. Obwohl die Görlitzer Fami lie Struve über Generationen hinweg im mer wieder bedeutende Juristen und Me diziner hervorgebracht hatte, galt das Interesse des jungen Struve in seiner Gymnasiastenzeit vorzugsweise der Theologie. Wohl mehr dem Wunsch des Vaters folgend, studierte er jedoch von 1786 bis 1790 an der Leipziger Universität Medizin, vor allem bei den Professoren Platner und Ludwig. Das Studium been dete er mit der am 30. März 1790 vorge legten Dissertation unter dem Titel „Über den Einfluß des Schreckens auf den menschlichen Körper". Das Ableben des Vaters im Jahre 1789 ließ eine akademische Laufbahn nicht zu, sondern die Übernahme und Weiterfüh rung der väterlichen Apotheke in Görlitz. Hierher zurückgekehrt, war Struve nun in der Doppelfunktion als praktischer Arzt und Leiter der Apotheke, die er 1794 verpachtete, gleichermaßen erfolgreich tätig. Der Rat der Stadt übertrug ihm schon bald die medizinische Betreuung der Kranken in den stadteigenen Hospitä lern, die man etwa mit Altersheimen ver gleichen kann. Seinem verdienstvollen und leider et was in Vergessenheit geratenem humani tären Wirken als Impfarzt und Pionier der Gesundheitserziehung im Sinne des Her derschen Humanitätsideals der Aufklä rungszeit setzte eine Typhusinfektion am 6. November 1807 ein frühes Ende. Der zweite Teil seiner Grabinschrift auf dem Görlitzer Nikolaifriedhof, sie lautet „Schön ist und ehrenvoll der Tod fürs Va terland - doch schöner noch der Tod, den er durch Wohltun fand", kann als programmatisches Credo Struves als Arzt, Schriftsteller und Gesundheitserzie her angesehen werden. Leidenschaftlich engagierte er sich im Kampf gegen jede Form der Kurpfuscherei und kämpfte mit hohem ärztlichen Verantwortungsbe wußtsein intensiv um eine sinnvolle prak tische Anwendung der wissenschaftlich theoretischen Erkenntnisse in der Praxis. Beispielhaft waren in diesem Zusammen hang seine, damals absolut noch nicht üblichen, schriftlichen Aufzeichnungen über den Verlauf von Krankheiten bei sei nen Patienten, Diagnose und medikamen töse Indikation in stetig aktualisierten Ta gebüchern. In dieser für seine Zeit progressiven Form der Sammlung von Beobachtungen, Kenntnissen und Erfah rungen zum Wohl seiner Patienten sah Struve eine realisierbare Methode der Verbindung von medizinischer Theorie mit den Erfordernissen der Praxis. Sein Leben als behandelnder Arzt war nicht frei von Ärgernissen und Unan nehmlichkeiten, deren er sich durch seine alle Freizeit aufbrauchende Tätig keit als Schriftsteller erwehrte. , Noch heute besitzt die Oberlausitzische Biblio thek der Wissenschaften, Teil der Städti schen Kunstsammlungen in Görlitz, neunzehn, teilweise unveröffentlichte, Manuskripte von hohem Wert aus seiner Feder. In seinem relativ kurzen Leben als Mediziner publizierte Struve, sehr vielfäl tig in der Thematik und von unterschied lichem Wert, fünfzig selbständige Schrif ten, über siebzig Aufsätze und Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften und ver faßte die ihm internationalen Ruhm und Ehrungen bringenden bekannten „Noth und Hülfstafeln". Letzteres als eine frühe und für seine Zeit revolutionäre, volks tümliche Methode der Aufklärung und Er ziehung im Sinne der Volksgesundheit. In seiner nur siebzehn Jahre möglichen, in tensiven Arbeit als Mediziner und Ge sundheitserzieher erwarb sich Struve aber auch bleibende Verdienste als Pio nier der Kuhpockenimpfung in der Ober lausitz. Allein im Jahre 1800 forderte eine die ses Gebiet heimsuchende Pockenepide mie 3 267 Menschenleben. Auch ein Sohn Struves starb an den Folgen einer Pockeninfektion, was augenscheinlich sein leidenschaftliches Engagement für die Schutzimpfungen, von ihm erstmalig 1801 in Görlitz praktiziert, zusätzlich moti viert. Von Januar 1801 bis zum Frühjahr 1807 impfte er 5 125 Stadt- und Landbe wohner, wobei er nicht nur weite, un wegsame Strecken zurücklegte, sondern auch oft gegen Vorurteile und Weigerun gen, basierend auf Unwissenheit und aus der sozialen Lage der Bevölkerung resul tierendes Desinteresse, unermüdlich an kämpfte Der selbstlose Einsatz Struves als Aufklärer und Fachschriftsteller im selbstgewählten Dienste des medizi nisch-sozialen Fortschritts, als Pionier der volksverbundenen Gesundheitserzie hung und als unermüdlicher Propagan dist und Praktiker der Schutzimpfung fand in vielen europäischen Ländern ebenso verdiente Anerkennung und Wür digung, wie seine Schriften übersetzt und in hohen Auflagen verbreitet wurden. Schon als nur Vierundzwanzigjährigen nahm ihn die Oberlausitzische Gesell schaft der Wissenschaften als Mitglied auf. Dieser Ehrung folgten am 3. April 1795 die Aufnahme in die schweizerische Gesellschaft der korrespondierenden Ärzte und Wundärzte sowie die Ernen nung zum Ehrenmitglied der Leipziger Oekonomischen Sozietät. Für die in Eng land sich schnell großer Popularität er freuenden Not- und Hilfstafeln und das der königlichen Humanitätsgesellschaft gewidmete Taschenbuch „Versuch über die Kunst, Scheintote zu beleben und über die Rettung in schnellen Todesge fahren" erhielt Struve 1797 neben der Eh renmitgliedschaft in der Royal Human So ciety deren silberne Medaille. Dem folgte im Februar 1800 die Auszeichnung mit der Ehrenmitgliedschaft in der englischen Medical Society. In seinem kurzzeitigen, trotz aller ge sellschaftlich bedingten Widrigkeit und Erschwernissen erfolgreichen Wirken als Gesundheitserzieher und progressiver medizinischer Schriftsteller, führte C. A. Struve die besten humanistischen Tradi tionen der deutschen Medizin in der Pe riode der Aufklärung weiter. Seine be sondere Orientierung auf die Prophylaxe, als Autor vieler volksmedizinischer Schriften, aber auch als unermüdlich täti ger Praktiker, machen ihn seine Taten zum Pionier des unter unseren gesell schaftlichen Bedingungen realisierten staatlichen Gesundheitswesens. Struves Irrtümer und Bindungen an das idealisti sche bürgerliche Humanitätsideal min dern nicht seine Verdienste, sie zu würdi gen soll dieses Lebensbild dienen. Georg Daniel Wer betreut eine AG? Das Zentrale Hochschulkomitee des DRK an der Medizinischen Akademie er bittet von allen DRK-Mitgliedern in den Grundorganisationen, Klinik- und Insti tutsbereichen um Mitteilung, wer eine Arbeitsgemeinschaft „Junge Sanitäter" an einer Polytechnischen Oberschule der Stadt Dresden betreut, und zwar welche POS, seit wann? Die Meldung ist bitte mit Name, Vorname, Station und Telefon ver sehen an das ZHK des DRK der DDR bis zum 30. September zu richten. Christa Früh, Sekretär des ZHK Reserentenschulung der WR-4/2,4 Am 28.September, 15.30Uhr, findet im Gästeraum des Deutschen Hygiene- Museums der DDR eine Referentenschulung der URANIA zum Thema „Alko holkrankheit - Prophylaxe und Therapie" statt. Herr Dr Hasso Engel, Kreisbeauftragter der Stadt Dresden für die Betreu ung von Alkohol- und Arzneimittelabhängigen, wird den von ihm erarbeiteten Maßnahmeplan zur aktuellen Situation von Ursachen, Diagnostik, Therapie und Nachbetreuung von Alkoholkranken erläutern. Für die notwendige Aus breitung unserer gesundheitserzieherischen Vortragsarbeit sollte eine Teil nahme ermöglicht werden. Nicht nur Mitglieder der URANIA, sondern inter essierte Mitarbeiter und Studenten sind herzlich eingeladen. Anmeldungen bitte bei Doz. Dr. sc. med. A. Scholz, Leiter der Hautabteilung der Zentralen Hochschulpoliklinik, Tei. 4 58 34 37.