Volltext Seite (XML)
Akademie-Echo 7 Mit der Aufhebung der Chirurgisch-me dizinischen Akademie im Kurländer Palais wurde das 1849 im Palais Marcolini an der Friedrichstraße eröffnete Stadtkranken haus Friedrichstadt - derzeit gerade 15 Jahre alt - zum neuen Zentrum der Dresdner Medizin. Diesem Anspruch ist es nicht nur durch seine Betreuungslei stungen, sondern auch durch gewichtige wissenschaftliche Beiträge der hier wir kenden bedeutenden Internisten, Chirur gen und Pathologen durchaus gerecht ge worden. Als 1865 mit dem sogenannten „hilfsärztlichen Externat" eine nur in Sach sen anzutreffende frühe Form organisier ter ärztlicher Fortbildung eingeführt wurde, standen auch die Kliniken des Friedrichstädter Krankenhauses sowie die 1869 in seine unmittelbare Nähe verlegte Königliche Frauenklinik - Nachfolgerin des ehedem von Carus geleiteten Entbin dungsinstituts - hierfür zur Verfügung. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde es mit dem schnellen Anwachsen der Be völkerung und der zunehmenden Ausdeh nung der Stadt unumgänglich, auch das Dresdner Krankenhauswesen zu erwei tern. Mit dem auf dem Gelände des soge nannten Birkenwäldchens im Osten der Stadt am 2. Dezember 1901 eröffneten neuen Stadtkrankenhaus Johannstadt er hielt Dresden ein zweites großes Klini kum, das dem nun schon über ein halbes Jahrhundert bestehenden Friedrichstädter Krankenhaus durchaus ebenbürtig war. Bereits zwei Jahre später - 1903 - konnten die in unmittelbarer Nachbarschaft errich teten Gebäude der Neuen Königlichen Frauenklinik, die von der Friedrichstadt hierher umzog, in Betrieb genommen wer den. Von nun an bestimmten die Stadt krankenhäuser Friedrichstadt und Johann stadt sowie die Neue Königliche Frauenkli nik gemeinsam und in guter Kooperation das Profil der Dresdner Medizin. Frucht bar wurde dieses enge Zusammenwirken nicht zuletzt für die ärztliche Fortbildung, ab 1901 in einem „Verein für Ärztekurse" und ab 1923/24 als „Akademie für ärztliche Fortbildung", die beide von führenden Fachvertretern dieser drei Einrichtungen ins Leben gerufen und wesentlich getra gen worden sind. Mit dieser Entwicklung des Dresdner Krankenhauswesens wurden auch die von Carus bereits vor 1850 apostrophierten Probleme der Krankenpflege und der Her anbildung eines hierfür geeigneten Perso nals immer dringlicher. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm sich der Ausbildung von Pflegekräften - ursprüng lich allerdings vorrangig für den Kriegs sanitätsdienst - der 1867 in Dresden ge gründete „Albertverein" an (5). Seit 1878 verfügte er mit dem sogenannten Carola haus, zwischen Gerokstraße und Tatzberg gelegen, über ein eigenes Krankenhaus zur Ausbildung sowie ein Mutterhaus der Albertinerinnen. Vom Friedrichstädter Krankenhaus wurde bereits seit 1873 auf ursprünglich fünf Pflegerinnen dieses Ver eins zurückgegriffen. Bis 1899 erhöhte sich ihre Zahl auf 29 Albertinerinnen, die von Friedrichstadt neben neun Diakonis sen der Dresdner Diakonissenanstalt ver traglich verpflichtet waren. Das auch des halb, weil der 1875 gemachte Versuch, in Friedrichstadt eine eigene Pflegerinnen schule zu etablieren, fehlgeschlagen war. Von den 12 Teilnehmerinnen des im Fe bruar jenes Jahres gestarteten ersten Kur ses hatten bereits im Mai 10 die Anstaltaus verschiedensten Gründen wieder verlas sen (6). Auch im Johannstädter Krankenhaus be- Erbe und Tradition o der Carus-Akademie (2 unter besonderer Berücksichtigung der Krankenpflege gann man 1901 entsprechend der lokalen Möglichkeiten und Erfahrungen mit 13 Schwestern, von denen sieben Alberti nerinnen und sechs Diakonissen waren. Hinzu kamen 20 Pflegerinnen, welche al lerdings die Berufsbezeichnung Kranken schwester - derzeit noch alle den Pflege kräften der Mutterhausverbände Vorbe halten - nicht führen durften. Nach Absol vierung der bereits 1902 eingeführten Pflegerinnenkurse durften sie sich „Pfle gerinnen beim Stadtkrankenhaus Johann stadt" nennen. Nachdem 1909 die staatli che Prüfung und Anerkennung aller Pfle gekräfte in Sachsen eingeführt worden war, entstand 1912 in Johannstadt die erste Krankenpflegeschule in einem Dresdner städtischen Krankenhaus. Aus dieser von dem Internisten Otto Ro- stoski (1872-1962) geleiteten Einrichtung, die ab 1929 ein neu errichtetes eigenes Gebäude im nordöstlichen Krankenhaus gelände beziehen konnte, ist schließlich die medizinische Fachschule der Carus- Akademie hervorgegangen (7.) Obwohl seit dem frühen 20. Jahrhun dert von progressiven Schwestern und Pflegekräften um die Anerkennung der Krankenpflege als freier Beruf sowie um menschenwürdigere Bedingungen ge kämpft wurde, blieb vieles von dem auch hier in Dresden noch für längere Zeit Illu sion. Die Pflegerinnen waren nahezu aus nahmslos in der Klinik untergebracht und mußten unverheiratet bleiben. Auch die Diensteinteilung und die Festlegungen für die spärlich bemessene Freizeit zeigen, in welchem Maße die derzeitige Kranken pflegepraxis ingesamt noch an den Regle mentierungen der Mutterhausverbände orientiert war. In der Neuen Königlichen Frauenklinik begann der tägliche Dienst der Pflegerinnen 5 Uhr morgens mit dem Wecken durch die Wachhabende, und er war - sofern nicht die jede siebente Nacht zu haltende Wache anstand mit nachfol gendem „Tagesdienst wie an jedem ande ren Tage" - um 20 Uhr beendet, nachdem die am nächsten Tage zu operierenden (5) Enzmann, G.: Geschichte des Albert-Ver eins. II. Teil. Dresden 1917, S. 1-8. (6) Kaiser, G.: Die Entwicklung des Friedrich städter Krankenhauses zu Dresden. Med. Diss. Leipzig 1949, S. 56-60. (7) Wolff, L.: Geschichte des Stadtkranken hauses Dresden-Johannstadt. Med. Diss. Leipzig Frauen vorbereitet waren. Für das soge nannte Privatleben galten folgende Vor schriften: „Mittwochs und sonntags ist es den Pflegerinnen in der Zeit von 2 bis 4 Uhr gestattet, in dem ... „Besuchszim mer" Besuche zu empfangen. Die Pflege rinnen haben alle 14 Tage einen freien Nachmittag von 2 bis 10 Uhr, außerdem jeden 2. Sonntag Kirchgang. Jede Pflege rin erhält im Jahr einen Urlaub von 14 Ta gen... Die Mahlzeiten nahmen die Pflege rinnen und Unterhebammen gemein schaftlich in einem besonderen Eßzim mer... ein. Dadurch sind sie genötigt, fünfmal täglich durch den Garten in die fri sche Luft zu kommen"(8). Der schließlich 1918 auch für das Pfle gepersonal erkämpfte Achtstundentag hat diese Zustände etwas gemildert. In der Praxis allerdings wurde eine grundsätzli che Änderung noch über Jahrzehnte nicht erreicht. Erst während der antifaschi stisch-demokratischen Umwälzung ist die ses Problem tatsächlich ernsthaft in An griff genommen worden. Über das Jo hannstädter Krankenhaus berichtete da mals ein Zeitgenosse folgendes: „Für das Pflegepersonal wurde 1947 die 48-Stun- den-Woche versuchshalber eingeführt. Es arbeitete 5 Tage in der Woche 10 Stunden und bekam 2 Tage frei. Durch die Heraus nahme der Lernschwestern aus der prakti schen Tätigkeit konnte diese Regelung al lerdings nicht weiter eingehalten werden, so daß heute vielmehr Überstunden zu lei sten sind. Jedoch ist eine zufriedenstel lende Regelung dieses Problems weiter hin das Ziel der Betriebsgewerkschaftslei tung" (9). Ein dauerhafter Erfolg war die sen Bemühungen erst im Ergebnis revolu tionärer gesellschaftlicher Veränderun gen beschieden, nachdem erstmals auf deutschem Boden ein Staat der Arbeiter und Bauern entstanden war und die Schaf fung der Grundlagen des Sozialismus in Angriff genommen wurde. Doz. Dr. sc. med. Heidel Abteilung Geschichte der Medizin 1952, S. 10f. (8) Leopold, G.: Dienstund Unterricht. In: Die Neue Königliche Frauenklinik in Dresden (= Ar beiten aus der Königlichen Frauenklinik in Dres den, Bd. III) Leipzig 1906, S. 35f. (9) Wolff, L: a.a.0., S. 29 Nachruf Nach langer, schwerer Krankheit verstarb am 16. Oktober der Leiter des innerbe trieblichen Krankentransportes unserer Einrichtung und Trägerder Hufeland-Medaille in Silber Genosse Günther Werner David Genosse David zeichnete sich durch hohe Einsatzbereitschaft, ein beispielhaftes Pflichtbewußtsein und das Vermögen aus, sich Patienten helfend zuzuwenden. Er er warb sich Achtung und Anerkennung der Mitarbeiter, Zuneigung und Vertrauen von Patienten. Genosse David war jederzeit ein sowohl im Kollektiv als auch auf den Statio nen unserer Einrichtung gern gesehener und geschätzter Mitarbeiter. Bereits von sei ner Krankheit gezeichnet, erfüllte er die ihm gestellten Aufgaben, bis eine stationäre Behandlung unumgänglich war. Wir werden unserem Mitarbeiter Werner David stets ein ehrenes Angedenken be wahren. Direktorat für medizinische Betreuung Philharmonie einmal anders Am 12., 13. und 14. Oktober ver anstaltete die Dresdner Philharmo nie im Kulturpalast einen Philhar monischen Ball zu Ehren des 35. Jahrestages der DDR. Dieser Ball wurde für uns und viele andere Dresdner zu einem nachhaltigen Erlebnis. Die Gäste empfing ein mit viel Geschmack gestalteter Palast. Das vielseitige, gut moderierte Pro gramm bestach durch seine hohe Qualität und das große Engage ment der Philharmoniker. Gela dene Gäste und Solisten aus den ei genen Reihen sorgten für akusti sche Höhepunkte. Vor allem aber begeisterten die humorvollen, musikalischen Über raschungen der Philharmoniker, die im Laufe des Abends dem Publi kum dargeboten wurden. Offen sichtlich hatten die Philharmoniker selbst großen Spaß daran, einmal in einem völlig anderen Genre zu musizieren. Zum Gelingen dieser Überraschungen trugen besonders auch die einfallsreichen, spritzigen Arrangements bei. Die gastronomische Betreuung ließ keine Wünsche offen. Wir Ballbesucher hoffen sehr, daß dieser Ball zu einer ständigen Einrichtung wird und wir immer daran teilnehmen können. Kulturkommission der MAD Wahl versammlung der FDJ-HSO Bitte vormerken: Die Wahl der FDJ-Hochschulorganisationslei- tung der Medizinischen Akademie Dresden findet am Mittwoch, dem 5. Dezember, 14 bis 17.30 Uhr im Festsaal der Medizinischen Fach schule statt. Herausgeber: SED-Hochschulparteilei tung der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden, 8019 Dresden, Fetscherstr. 74. Verantwortlicher Re dakteur: Ursula Berthold, Ruf: 4583468. Veröffentlicht unter Lizenz-Nr. 50 beim Rat des Bezirkes Dresden, Druck: III/ 9/288 Grafischer Großbetrieb Völker freundschaft Dresden, 8010 Dresden, Julian-Grimau-Alle. Ruf: 48640.