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6 Akademie-Echo Forschen für die medizinische Praxis Prof. Dr. Dr. H. E. Kleine-Natrop Lehrfach Medizingeschichte Auf das Herbstsemester gut vorbereitet Im November 1977 wurde durch das Ministerium für Hoch- und Fachschul wesen ein neues Lehrprogramm für Geschichte der Medizin zur Ausbildung in den Grundstudienrichtungen Medizin und Stomatologie an den Universitäten und Medizinischen Akademien der DDR als verbindlich bestätigt. Gegenstand des Lehrgebietes ist die Entwicklung der Medizin als Wissenschaft. Entsprechend behandelt es den Zeitraum von der klassischen Antike, in der sich die Medizin als Wissenschaft herausbildete, bis zur Gegenwart, in der der Medizin durch die sozialistische Gesellschaft grundsätzlich neue Aufgaben gestellt wurden. Die Lehrveranstaltung soll sich auf die von den Studenten im Verlauf ihres Studiums erworbenen marxistisch-le ninistischen und medizinischen Fach kenntnisse stützen. Um diese Voraus setzung besser wirksam werden zu lassen, wurde die bereits seit der 3. Hochschulreform mit dem Studienjahr 1969/70 während der vorklinischen Se mester obligate Lehrveranstaltung mit Beginn des Studienjahres 1977/78 wie der in den klinischen Studienabschnitt zurückverlegt, in dem sie vor der Hochschulreform als fakultative Vor lesung ausgewiesen war. Da Medizingeschichte Jahrzehnte hin durch nur fakultativ und mit geringer Stundenzahl gelesen wurde, gab und gibt es auch jetzt noch nur wenige Lehrstühle, wenige Institute für Ge schichte der Medizin und nur wenige hauptamtliche Medizinhistoriker. Der Nachholebedarf an voll ausgebildeten Kadern ist beachtlich; das gilt übrigens auch für andere wissenschaftshistori sche Arbeitsrichtungen, nicht nur für Medizingeschichte. Die Mehrzahl der medizinischen Fakultäten bzw. Bereiche und Akademien begnügte sich mit Gastprofessoren oder vergab Lehrauf träge an bereichsfremde hauptamtliche Medizinhistoriker oder bereichseigene Kliniker und Theoretiker mit medizin historischer Vorbildung bzw. medizin historischen Interessen. An der Akademie hielt als erster Prof. Dr. phil. habil. Rudolph Zaunick (1893-1967) Vorlesungen für Geschichte der Medizin und zwar 1956/57 bis 1960/61 als Gastprofessor und 1961/62 als Lehrbeauftragter. R. Zaunick war damals Fachvertreter für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Witten berg, als gebürtiger Dresdner und Ha bilitierter der alten Technischen Hoch schule überdies ein hervorragender Kenner der Medizin- und Pharmazie geschichte der Stadt sowie ein Carus- Experte von Format. Ihm folgten 1962/63 bis 1965/66 Dr. med. Erich Koch und 1966/67 Dr. med. Dieter Wagner vom Institut für Geschichte der Medizin an der Humboldt-Universität zu Berlin als Lehrbeauftragte. In den Studienjahren 1967/68 und 1968/69 vergab Magnifizenz Prof. Dr. H. Simon den Lehrauftrag an Prof. Dr. Dr. H. E. Kleine-Natrop und | Dr. med. habil. Peter Wunderlich. Dann folgten die Studienjahre, in denen die Lehrveranstaltung Geschichte der Medi zin zum vorklinischen Studienabschnitt gehörte. Die 3. Hochschulreform setzte neue Maßstäbe, und mit der eingangs er wähnten Bestätigung des neuen Lehr programms samt Verlegung der Lehr veranstaltung in den klinischen Stu dienabschnitt ergab sich auch für die Akademie die Aufgabe nach langfri stigeren Lösungen Ausschau zu halten, um die obligate medizinhistorische Aus bildung während der klinischen Se mester zu sichern. Nachdem im Studienjahr 1977/78 Dr. med. Heinz Pilz vom Sudhoff- Institut der Karl-Marx-Universität Leip zig dem Lehrauftrag in Dresden nur mit begrenzter Stundenzahl nachkom men konnte, verfügte Magnifizenz Prof. Dr. H-G. Knoch am 18. Juli 1978 Fortsetzung auf Seite 7 30 Jahre Deutsche Demokratische Republik 25 Jahre Medizinische Akademie Dresden Wissenschaftliche Veranstaltung zu Ehren der Jubiläen 3. Dresdner Lipidsymposium Es ist nun schon fast schon zur Tradition geworden, daß alle drei Jahre in Dresden das Lipidsymposium statt findet. Das diesjährige Symposium ver einte wiederum, da es im RGW-Bereich in seiner Art einmalig ist, fast 300 Ärzte und Naturwissenschaftler aus 15 vor wiegend europäischen Ländern, aber auch aus der KDVR und der Syrischen Arabischen Republik. Die Leitung des Symposiums, das von den Gesellschaften für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten sowie Kli nische Chemie und Laboratoriums diagnostik getragen war, lag in den Händen von Professor Haller und Dozent Hanefeld sowie Professor Jaroß. Als organisatorische Leitung zeichneten Dr. Leonhardt (Medizinische Klinik) und OAss. Dr. Meißner (Abt. Klinische La boratorien) zusammen mit Mitarbeitern der Medizinischen Akademie und des Generalsekretariats der med.-wiss. Ge sellschaften verantwortlich für den Ab lauf. Die wissenschaftlichen Verhand lungen fanden im Plenarsaal des Rat hauses statt. Das wissenschaftliche Programm war in drei große Hauptthemen aufgeglie dert 1. Störungen des Feststoffwechsels 2. Einflußfaktoren auf die Arteriosklerose 3. Therapie der Fettstoffwechselstörun gen und der Arteriosklerose. Ein Rundtischgespräch über die Per spektiven der Arteriosklerose-Behand lung schloß die wissenschaftlichen Ver handlungen ab. Zu allen Themen fanden außerdem Postersitzungen statt, in denen die Arbeitsgruppen ihre Ergeb nisse darstellen und diskutieren konn ten. Am ersten Tag der Verhandlungen standen die Stoffwechselvorgänge der Fette im Vordergrund. Während noch vor einigen Jahren das Cholesterol und die Neutralfette (Triglyceride) in ihrer Ge samtfraktion als Risikofaktoren für Arte riosklerose angeschuldigt wurden, wis sen wir heute, daß bestimmte Fraktionen dieser Fette, die sich durch verschiedene Dichte im Medium unterscheiden, atherogen wirken, während eine andere Fraktion eher eine Schutzfunktion aus übt. Auf Grund dieser Erkenntnis wurde ein Index ausgearbeitet, der die po tentielle Gefährdung, an Arteriosklerose zu erkranken, angibt. Am 2. Tag widmete man im Rahmen der Untersuchung der Einflußfaktoren auf die Arteriosklerose den Tages schwankungen besondere Aufmerksam keit. Vorzugsweise bei Streßsituationen zeigen die Lipidwerte starke Schwan kungen, welche die Entstehung einer schweren Arteriosklerose fördern kön nen. Ein lipidspaltendes Enzym ist wahrscheinlich für diese Schwankungen verantwortlich. Eine Einflußnahme auf das Enzym könnte die Schwankungen ausgleichen. Von großer praktischer Fortsetzung auf Seite 7 Prof. Klimov zum Ehrenmitglied ernannt Auf dem 3. Lipidsymposium wurde Professor Klimov, Leningrad, zum Eh renmitglied der Gesellschaft für Endokrinologie und Stoffwechselkrank heiten der DDR ernannt. Prof. Klimov hat sich besondere Ver dienste um die internationale Forschung zum Fettstoffwechsel erworben und ist einer der führenden Fachleute auf die sem Gebiete. Für uns ist es eine besondere Freude, da sowohl die Medizinische Klinik als auch die Abteilung für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik in der Forschung mit dem Institut von Prof. Klimov zusammenarbeitet. Prof. Klimov weilte mehrfach bei uns zu Gast. Wir besuchten ihn in Leningrad bzw. Mitarbeiter unserer Akademie hos pitierten im Leningrader Institut. Unser Foto: Der Vorsitzende der Gesellschaft, Prof. Bibergeil, Karlsburg, und Prof. Haller überreichen Prof. Kli mov die Urkunde über die Ehrenmit gliedschaft Foto: Günther