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Leninschen Arbeitsstil anwenden Diskussionsbeitrag des Genossen Dr. med. Münter, Abteilung Gesundheitswesen des ZK der SED Die Delegiertenkonferenz ist ein Er folg gewesen, und ich meine, daß der Rechenschaftsbericht die wichtigsten Probleme behandelt hat. Sicher nicht alle. Er war auch kritisch genug, und es wurden sehr viele kluge Gedanken in den Diskussionsbeiträgen geäußert. Ich möchte trotzdem noch einige Ge danken hinzufügen. Hier sind ältere und jüngere Genossen versammelt, aber überwiegend jüngere. Das ist ganz normal. Aber unsere Partei steht wenige Wochen vor ihrem 25. Geburts tag, und es ist notwendig, sich noch einmal vor Augen zu halten, was das eigentlich für eine historische Tat ge wesen ist. Ein jahrzehntelanger Bru derkampf wurde beendet, und wir haben eine einheitliche geschlossene marxistisch-leninistische Partei neuen Typus. Uns scheint das heute alles so selbstverständlich, die meisten sind da hineingewachsen und kennen das nicht anders. Aber ich glaube, hier sind einige ältere Genossen, Genosse Prof. Ganse kann sich bestimmt daran er innern. So selbstverständlich war das eben nicht und ist das auch nicht. Diese Partei hat einen erfolgreichen Weg ge nommen. Auch das muß man sich vor Augen halten. Genosse Hermann Matern hat uns einmal gesagt, als wir 1945 die Ver einigung der beiden Arbeiterparteien durchgeführt haben, wenn wir nicht mehr alle mit schiefen Absätzen her umlaufen werden, dann wird die Sache einfacher werden. Dann hat er hinzu gefügt, in Wirklichkeit ist alles viel komplizierter. Und das ist ein Genosse gewesen, der viel erlebt hat, die Nie derlage der Novemberrevolution, die Niederlage in Spanien. Aber er hat auch 1945 den Sieg der Roten Armee und die Befreiung unseres Landes vom Faschis mus erlebt. Und gemessen an einem solchen Lebensweg mit solchen Erfah rungen werden dann die Maßstäbe rich tig, wenn man mal vor Problemen steht. In allen sozialistischen Ländern gibt es solche neuen Probleme, wie z. B. die Meisterung der wissenschaftlich- technischen Revolution, aber auch an dere Fragen. Wer kann uns sagen, wie sich diese wissenschaftlich-technische Revolution auf die Medizin auswirkt. Wer kann uns sagen, welche Anforderungen in 20 oder 30 Jahren an einen Arzt ge stellt werden, und diesen bilden wir jetzt aus. Das alles muß sehr klug durchdacht werden, und das ist eben nicht einfach. Wir haben ein neues Programm in der Ausbildung und Er ziehung, wir haben Forderungen, Auf gaben gestellt bekommen. Aber wie wir sie lösen, das hängt in erster Linie von uns ab. Die Hauptverantwortung, die wir haben, ist, daß wir Ärzte erziehen und ausbilden, die nachher wirklich ein hohes Niveau haben. Das ist unsere Verantwortung. Und vor dieser Frage steht jeder Genosse, ob Student, ob er als Schwester arbeitet, ob er als Arzt tätig ist oder als Hochschullehrer, das spielt keine Rolle. Völlig neue Aufgaben haben wir auf dem Gebiet der Forschung durchzufüh ren. Ihr werdet vielleicht sagen, man kann nicht so viel experimentieren, man muß auch einmal anfangen. Sicher, aber man muß genau beraten und über legen, was man anfängt, wie man es macht. Es muß alles kollektiv über prüft werden, dann entschieden und durchgeführt werden. Für die Parteiorganisation selbst gibt es insgesamt die beste Orientierung, wenn man sich daran gewöhnt, den Leninschen Arbeitsstil wirklich anzu wenden. Wir nützen und ehren Lenin am besten, wenn wir uns auch seinen Arbeitsstil aneignen. Dies hat man mit unter vergessen und sieht nur die theo retische Leistung. Der Arbeitsstil zeich net sich durch drei Dinge aus : 1. ist Lenin immer kämpferisch auf- getreten und er hat den Gegner ernst entlarvt und ihn auch lächerlich ge macht. Er hat eine einfache Sprache und greift kämpferisch an und zeigt den Genosse Dr. med. Münter und Genosse Prof. Dr. sc. med. Schmincke im Gespräch während einer Beratungspause. Foto: Höhne Gegner als Feind mit allen seinen Ab sichten. 2. ist es sehr gut, sich an seiner Gründlichkeit ein Beispiel zu nehmen. Überlegt, vielleicht hat der eine oder andere in einem Leninmuseum oder woanders schon gesehen, wie viele No tizen er machte, wieviel er gelesen hat, bevor er zu einer Entscheidung gekom men ist. 3. ist seine Konsequenz vorbildlich. Wenn Beschlüsse gefaßt wurden, dann hat er darauf gedrungen, daß diese Be schlüsse eingehalten werden. Das könnt ihr z. B. in den Briefsammlungen nach lesen, wo er selbst mit erfahrenen Ge nossen, mit denen ihn sehr enge Freundschaft verband, nicht davor zu rückgeschreckt ist, ganz energisch darauf hinzuweisen, Beschlüsse einzu halten. Diesen Arbeitsstil kann man nur empfehlen. Wir meinen, daß diese Grundorgani sation Erfahrungen und Erfolge hat, und daß ihr alle Voraussetzungen dazu besitzt, unter Führung eurer neuen Par teileitung auch die weiteren Aufgaben zu lösen. Die Genossen unserer Abtei lung haben mich beauftragt, nicht nur Grüße zu übermitteln, sondern auch unseren Dank als Genossen der Abtei lung Gesundheitspolitik an euch auszu sprechen für das, was ihr geleistet habt. Ich wurde beauftragt, diesen Dank nicht nur an die Genossen Wissen schaftler, sondern auch an Genossin nen Schwestern und andere Mitarbei ter zu übermitteln. Wir möchten euch bitten, so, wie diese Beratung stattgefunden hat, wei terzuarbeiten, das Vertrauensverhältnis zu den Parteilosen zu festigen und so, wie es in der Direktive steht, keine Herzlosigkeit und keine Routine zuzu lassen weder in der Parteiarbeit noch in der Arbeit mit den Parteilosen. Wir wünschen euch Erfolge bei der weite ren Arbeit, und wir denken, daß man sich in der Parteiorganisation schon bis zum VIII. Parteitag konkrete Aufgaben stellt, daß man die Vorbereitung des XXIV. Parteitages der KPdSU sorgfäl tig verfolgt, daraus Lehren zieht und möglichst bis zum VIII. Parteitag ab rechenbare Aufgaben und konkrete Er gebnisse auf den Tisch legt. Dafür alles Gute! (Leicht gekürzt.) 3. Hochschulreform stellt hohe Aufgaben Diskussionsbeitrag des Genossen Prof. Dr. sc. med. Schmincke, Rektor der Medizinischen Akademie Dresden Die 3. Hochschulreform stellt für uns als Hochschulangehörige den Beitrag zur Verwirklichung des auf dem VII. Parteitag gefaßten Beschlusses über die Gestaltung des entwickelten gesell schaftlichen Systems des Sozialismus in der DDR dar. Ich glaube man kann sagen, daß wir uns als Genossen in enger Verbindung mit allen Mitarbei tern und Studenten der Akademie be müht haben, diesen Auftrag unserer Partei- und Staatsführung mit guten Ergebnissen zu erfüllen. Als Beispiele für einige Bereiche, auf denen wir Er folge erzielt haben, möchte ich nennen: * das Bemühen um eine Verbesserung der marxistisch-leninistischen Erzie hung, Aus- und Weiterbildung, wobei uns die Direktive des Ministers für das Hoch- und Fachschulwesen sehr gehol fen hat • die gemeinsame Aktivität von Hoch schullehrern und Studenten, eine Kon zeption für das Fachstudium auszu arbeiten, die anläßlich der Klausurbera- tung 1969 ihren Anfang nahm und die heute in der detaillierten Ausarbeitung der einzelnen Studienabschnitte nach Erzichungs- und Bildungsinhalt und nach Studienablauf sich fortsetzt • die Bildung der Studienabschnitts- und Studienjahreskommissionen und des Betreuersystems - Einrichtungen, die trotz aller noch bestehenden Schwie rigkeiten und Mängel eine wichtige Aufgabe bei der Gestaltung der Bezie hungen zwischen Lehrkörper und Stu denten erfüllen 41 die erfolgreich durchgeführte Profi lierung und Konzentration auf dem Ge biet der Forschung e Die Anstrengungen zur Verbesse rung der medizinischen Betreuung, wie sie sich in der Herausbildung speziali sierter und hochspezialisierter Be treuungsformen, aber zugleich auch in einer zunächst noch notwendigen Ver besserung der Grundbetreuung zeigen, wozu wir mit der Reorganisation der Poliklinik in den letzten Monaten hof fentlich ebenfalls einen Beitrag geleistet haben und schließlich auch • durch die Bildung eines Informa tionssystems, das die Voraussetzung da für bieten soll, alle Angehörigen der Akademie über alle Prozesse und Maß nahmen zu unterrichten; sie auf diese Weise in die Arbeit einzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, durch ihre Gedanken, Vorschläge und Anre gungen an der Gestaltung der Arbeit und der Hochschule als sichtbaren Aus druck der sozialistischen Demokratie selbst teilzunehmen. Wir wissen, daß die Anforderungen, die durch die 3. Hochschulreform an das Bewußtsein der Hochschullehrer, insbesondere der älteren unter ihnen, nicht gering sind. Es ist deshalb hoch anzuerkennen, daß viele von ihnen mit echter innerer Überzeugung bemüht sind, sich die ihnen fehlenden Kennt ¬ nisse auf dem Gebiet der marxistisch- leninistischen Bildung anzueignen, und sie tun dies,- weil sie erkannt haben, daß ihnen etwas fehlt, ohne das sie einfach in unserer gesellschaftlichen Entwicklung nicht mähr mitkommen. Es geht ihnen aber letzten Endes in mancher Beziehung auch nicht anders als den Studenten. Der Weg von der theoretischen Erkenntnis bis zur tätigen Anwendung und zur bewußten Umset zung im weltanschaulichen Sinne ist nicht einfach. Es ist unsere Aufgabe als Partei, die Aufgabe jedes einzelnen Ge nossen, dabei zu helfen. Auch bei den Fragen der Wissen schaftspolitik, der Wissenschaftsent wicklung, der Forschung und ihrer In halte und der Wissenschaftsorganisa tion als Voraussetzung zur effektiven Lösung der Forschungsaufgaben geht es ja vorrangig um ideologische Pro bleme. Mit den Beschlüssen über die medi zinische Forschung und die Wissen schaftsorganisation in der Medizin haben unsere Parteiführung und der Staatsrat eine eindeutige Orientierung gegeben und insbesondere auch die Strukturpolitik auf diesem Gebiet fest gelegt. Diese Beschlüsse haben ganz eindeu tig, und davon müssen wir bei allen unseren Überlegungen ausgehen, die Verbesserung der medizinischen For schungsarbeit, die Erhöhung ihrer Effektivität, die Verbesserung der Ar beitsmöglichkeiten für die Wissenschaft ler zum Ziel, und sie stehen natürlich unter der generellen Zielstellung, die medizinische Betreuung der Bevölke rung 'zu verbessern und damit einen wichtigen Beitrag zu unserer sozialisti schen Gesundheitspolitik zu leisten. Abgesehen von Inhalt und Zielset zung in der Forschungsarbeit spielen die ideologischen Fragen auf dem Ge biet der Wissenschaftsorganisation eine wichtige, wenn nicht eine entscheidende Rolle. Ich möchte die wichtigsten aus Zeitgründen nur andeuten, wie Konzen tration des Forschungspotentials, Ent wicklung der sozialistischen Gemein schaftsarbeit, Struktur und Funktion der Forschungskapazität und nicht zu letzt die individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen der Forschungskader, die in Übereinstimmung mit den ge sellschaftlichen Erfordernissen gelöst werden müssen. Im Zuge der 3. Hochschulreform voll zieht sich im Hochschulwesen ein Pro zeß, der bei weitem noch nicht abge schlossen ist und der auf der einen Seite charakterisiert ist durch die An wendung des Prinzips der Einzelleitung und persönlicher Verantwortung und auf der anderen Seite durch die breite Entwicklung und Entfaltung der sozia listischen Demokratie. Beides bedeutet eine grundsätzliche und entscheidende Umwälzung, die häufig noch gar nicht richtig zum Be wußtsein gekommen ist. Dabei müssen wir uns völlig über die Tragweite dieses Vorhabens im kla ren sein, die darin zu sehen ist, daß wir Hochschullehrer und Wissenschaftler mit der Funktion von staatlichen Lei tern mit allen daraus resultierenden Konsequenzen betraut haben. Dies be deutet, daß sie auch ihrer früheren, vorwiegend auf akademische Belange eingeengten Funktionen heraustreten und ihre Tätigkeit .politisieren" müs sen. Politisieren, d. h. ideologisch arbei ten, d. h. jeden einzelnen vor Beginn einer Aufgabe, einer Arbeit von ihrer Notwendigkeit zu überzeugen, d. h. zu informieren, denn nur jemand, der weiß, worum es geht und worauf es an- kommt, wird sich auch mit seiner gan- zsi Person für eine Aufgabe cinsetzen. (Etwas gekürzt.) .Akademie-Echo" Seite 5