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IIllllllllllupGmlllllllliililmlllllIl/llmillllllIIIIIIIIIIIIIIImmmimmmmmummmummmrmmmumrirmmmmmumummmifisipimmmummmmmmummummmmmmmummmummmmmpmmmommmmmmimMmmumiMIIIIIIIII Am 4. Mai 1971 fanden Arbeiter in einer unmittelbar an der F 320 liegenden Entnahmestelle für Sand in der Nähe des Ortes Staa- kow, Kreis Guben, drei menschliche Skelette. Nachdem mit Hilfe einer Planierraupe oberflächliche Sandschich ten abgetragen worden waren, kamen weitere Gebeine zum Vor schein. Diese Funde und Probegrabungen deuteten auf einen grö ßeren Skelettfund hin. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch nicht be kannt, daß hier das größte bisher aufgefundene Massengrab aus fa ¬ schistischer Vergangenheit, das je auf dem Gebiet der DDR außer- Handf halb eines Konzentrationslager festgestellt wurde, verborgen war. „archä Die Nachbarschaft des ehemaligen „Arbeitslagers Lieberose", Wer eines Nebenlagers des berüchtigten Konzentrationslagers Sachsen- diumt hausen, sowie einige Ermittlungen legten den Verdacht nahe, daß öffizie es sich hier bei den Gebeinen um Skelette von Häftlingen des ehe- Kopf maligen „Arbeitslagers Lieberose" handelte. Betracl Mit der Exhumierung beauftragte die Bezirksstaatsanwaltschaft verhar Cottbus unser Institut. nein breiten Aus der Arbeit des Instituts für gerichtliche Medizin berichtet Dr. med. Karl-Heinz Frank ren Sc oder r Becken Massengrab bei Lieberose Die Faschistisches Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufgedeckt Chen" weist s Am Nachmittag des 6. Mai 1971 trifft unsere Arbeitsgruppe, bestehend aus drei Ärzten und einem Sektionsgehil fen, an der Fundstätte ein. Wir ahnen nicht, daf uns eine Arbeit erwartet, die 14 Tage lang unseren vollen Einsatz erfordern wird. Zunächst besichtigen wir das Ge lände. Nichts verrät an dieser land schaftlich schönen Gegend, daß hier vor 26 Jahren eines der grausamsten faschistischen Verbrechen mit dem Verscharren der Opfer sein Ende fand. Unmittelbar neben der Straße liegt eine zum Teil abgetragene Sandschwelle von etwa 10 m Höhe, die in Nord-Süd- Richtung parallel zum Ostufer des nahegelegenen Schwanensees verläuft bzw. ein Tal einfaßt, das einem ver landenden Ausläufer dieses Sees ent spricht. Die Straße durchbricht diese Sandschwelle, die von 50- bis 60jähri- gen Kiefern bewaldet ist. Am Abtra- gungsrand schräg an der Hangebene liegen, vordem von 1 bis 2 Meter hohen Sandschichten bedeckt, die bisher frei gelegten Skelette. Über der Lagerstätte stehen 20jährige Kiefern sowie ein Ahornbaum. Um die weiteren Arbeiten organisieren zu können, müssen wir uns über Lokalisation und Umfang des Massengrabes einen Überblick ver ¬ schaffen. Orientierende Grabungen und Freilegungsarbeiten entscheiden über das weitere Vorgehen bei der Bergung sowie über die notwendigen Arbeits kräfte, Hilfsmittel und Materialien. Es wird bald ersichtlich, daß die Bäume am Hang gerodet werden müs sen, ehe mit der Freilegung der Ske lette begonnen werden kann. Danach wird die obere (nördliche) Grenze der Grabstätte festgestellt, da nur von die sem Oberrand aus mit der Freilegung der Skelette begonnen werden kann, wenn nicht nachrieselnde Sandmassen das eben Dargestellte wieder bedecken sollen. Angehörige der in der Nähe sta tionierten sowjetischen Streitkräfte sind uns beim Roden der Bäume und bei ersten Freilegungsarbeiten behilf lich. Da schippen wir nun gemeinsam nebeneinander den Sand von einem Stück entsetzlicher deutscher Vergan genheit, und bei jedem Skelett, das diese jungen Soldaten behutsam frei legen, kommt außer der Befangenheit gegenüber dieser ungewohnten Mate rie in den bewegten Gesichtern un gläubiges Erstaunen zum Ausdruck. Wir verstehen uns, auch wenn die Sprachkenntnisse nicht reichen, das auszudrücken, was uns bewegt: Hier liegen unschuldige Opfer des Faschis- Herr Schulze, Sektionsgehilfe im Institut, war während des ganzen Einsatzes bei den Ausgrabungen tätig. Bei den Skeletten aufgefundene Laienschnitzarbeiten, darunter Schachfiguren. mus, vielleicht Angehörige deines oder meines Volkes, Menschen wie du und ich, mit der gleichen Hoffnung und derselben Sehnsucht nach Glück. Un willkürlich endet dieser Gedanke stets mit der Frage nach den Schuldigen für dieses Verbrechen und ihrer Bestra fung. Auch der 8. Mai - Tag der Be freiung vom Faschismus - vergeht bei dieser Arbeit; es fällt uns an diesem Ort leichter, die Bedeutung des Tages zu ermessen. Mit Hilfe einer Planierraupe und zweier Bagger und durch den Einsatz cinzeln von 30 Angehörigen der Bereitschafts- xon lhl polizei geht die Arbeit zügig voran, den m Die Bagger tragen den Sand bis auf ich W die Skelettschicht ab. Probegrabungen tnng K zwischen den Baggerarbeiten orientie- nsso ren über die Lageverhältnisse, so daß -chade Zerstörungen an den Skeletten vermie- Bevo den werden können. den Kl sacke 5 Bis jetzt hat unsere Arbeit ganz und Stätte i gar kein wissenschaftliches Gepräge, ein. D: Erst, da wir die Schaufeln mit den Befund: Geschle Detail des Massengrabes nach Freilegung Erhebu biß un Verände Bei d Männer 75 Proz meisten Halswii Schußri fundete ben de in Reih Unsei und er 20 Uhr Befundt An d Einsatz« stärkt, stitut i sein Be: Am 1 arbeiter erhebun Umd Gie ScEaunlcgom ei Rechtspflegeorgane der Deutschen Demokratischen Republik tun a gerechten Strafe zugeführt werden Inzwischen ist ein halbes Jahr ver strichen. Die Sichtung vorhandener Unterlagen sowie in dieser Sache durch geführte Ermittlungen ergaben- Bei dem „Arbeitslager Lieberose* handelte sich es um ein Straflager, in dem die Arbeits- und Lebensbedingun gen der Häftlinge, gemessen an ande ren Konzentrationslagern, noch un menschlicher und grauenvoller waren. Es war 1944 im Zusammenhang mit der Schaffung des Truppenübungsplatzes der Waffen-SS „Kurmark" errichtet worden und sollte nach dem zweiten Weltkrieg zu einem der größten Kon zentrationslager werden. Der dänische Häftlingsarzt Dr. Henry Meyer schildert die Verhältnisse wie folgt: „In den schlimmsten Perioden hatten wir etwa 1 400 Patienten und etwa 30 bis 40 Todesfälle am Tage. Die Dia gnosen waren immer Unterernährung, Magenkrankheiten. Herzinfarkte. Alle Kranken verschwanden nach kurzer ZeiL In vielen Baracken, in denen es keine Toiletten und Waschräume gab, lagen die Kranken aut dem Fußboden. Die Kranken wurden in vier Betten übereinander untergebracht. Es kam „Akademie-Echo* Seiten 4/5 vor, dafj 4 bis 5 tuberkulöse Häftlinge Fußmai in zwei Betten lagen." Mehren Der ehemalige Häftling Walter kräftet Pfaff berichtet: sen. Di „Die Kranken, die nach Sachsenhau- Konto sen überführt wurden, boten stets einen Sehen entsetzlichen Anblick. Sie hatten Er- unfähig frierungen an den Cliedmaßen, Wun- Lager. : den von Mißhandlungen jeder Art, wa- Obergn ren vollkommen ausgehungert und erschoss starben zum Teil sehr oft nach der Ein- 589 Ske lieterung im Krankenbau. Eine große Und ( Anzahl der überführten Häftlinge starb Die DD auf dem Transport. Später durften die organen nach Sachsenhausen überführten Haft- umfass« linge im Krankenbau nicht mehr auf- Verantw genommen werden; sie wurden sofort rose v zur Liguidierung über das kleine Lager Verbrec (Isolierung) ins Krematorium gebracht zur Ve Solche Transporte wiederholten sich in nicht e der Woche mehrmals." verübte Am 1. Februar 1945, als die Rote her zu Armee unweit der Neiße stand, kam der fang s Befehl, das Lager zu räumen. Von den Strafe ’ 4 300 Häftlingen aus der Sowjetunion, Lager Ungarn, Polen, der CSR, Frankreich, am 18. Griechenland, Belgien, Holland, Italien, storben Norwegen und Deutschland waren faschisti trotz laufender Zugänge nur noch etwa zwunge 3 600 am Leben. 700 jugendliche Häft- anwalts linge wurden in Eisenbahnwaggons gericht verladen, nach Sachsenhausen gebracht wurden und sofort vergast. 1600 sollten im Der 1