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Neuer DSF-Vorstand gewählt In der Jahreshauptversammlung der DSF-Hochschulgruppe wurden der Vor stand und die Mitglieder der Revisions kommission gewählt. Dem Vorstand gehören an: Hans-Joachim Bänsch, Student 5. Stdj. Dipl.-Math. Wolfgang Fechner, ORZ Dr. Helmut Kirsten, Medizinische Klinik Else Lotz, Abteilung Arbeit Thomas Müller, Student 4. Stdj. Dr. Jürgen Neumann, Chirurgische Klinik Annelies Piegsa, Rektorat Luise Ritter, Abteilung Arbeit Gertraude Schirmer, Student 4. Stdj. Gisela Schlitterlau, Studentin 4. Stdj. Dr. Dieter Schmidt, Chirurgische Klinik Dr. Brigitte Schwarz, Chirurgische Klinik Als Mitglieder der Revisionskommis sion wurden gewählt: Lilian Abel, Medizinische Schule Ute Hauptmann, Institut Marxismus- Leninismus Hohe Ehrung für Genossen Prof. Dr. med. R. Ganse. Der Sekretär des Stadtvor standes der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Genosse Rudi Hille, zeichnete Genossen Prof. Ganse mit der Ehrennadel der Deutsch-Sowje tischen Freundschaft in Gold aus. Foto: Markert Gast aus dem Lande Lenins Erfahrungsaustausch mit sowjetischer Wissenschaftlerin Auf Einladung der Deutschen Akade mie der Wissenschaften hielt sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kinderklinik des Rheuma-Institutes Moskau, Frau Doz. Dr. Kusmina, Ende November bis Anfang Dezember in der DDR auf. Die Zeit vom 28. November bis 4. De zember verbrachte die sowjetische Wissenschaftlerin in Dresden, wobei vor allem die Kinderklinik der Medi zinischen Akademie Ziel ihres Besuches war. Beide Einrichtungen stehen seit vielen Jahren miteinander in Ver bindung. Diese Kontakte führten be reits zum gemeinsamen Auftreten auf internationalen Tagungen und in diesem Jähr zu einer Gemeinschaftspublikation in einer sowjetischen Zeitschrift. Frau Doz. Dr. Kusmina erklärte sich freundlicherweise bereit, am 2. De zember mit den Ärzten und Studenten der Kinderklinik ein Gespräch über wissenschaftliche Fragen zu führen. Neben ihrem speziellen Arbeitsgebiet wurden dabei Probleme der medizi nischen Betreuung, der Forschung so wie der Lehre und Erziehung in der Sowjetunion behandelt. Besonders interessant waren die Ausführungen des sowjetischen Gastes bezüglich der derzeitigen Organisationsform der For schung am Rheuma-Institut in Moskau. Die Beteiligung an der Diskussion, die durch die ausgezeichneten Russisch kenntnisse von Klinikangchörigen. die in der UdSSR studiert hatten, wesent lich gefördert wurde, war so lebhaft, daf die für diese Veranstaltung vorge sehene Zeit nicht reichte. Für alle Ge sprächsteilnehmer war dieser Kontakt mit einem sowjetischen Wissenschaftler von großem Gewinn. Auch Frau Doz. Dr. Kusmina bezeichnete diesen viel fältigen Meinungs- und Erfahrungs austausch als einen der Höhepunkte ihres Dresdner Aufenthaltes. Dr. Leupold Erfohrungsaustausch der Ärzte der Kinderklinik mit einer wissenschaftlichen Mit arbeiterin der Kinderklinik des Rheumo-Institutes Moskau. Die Aufnahme zeigt Frau Dozent Dr. Kusmina, Herrn Prof. Dr. Dietzsch und Herrn Dozent Dr. Lorenz. Foto: Toews OMR Prof. Dr. med. habil. Robert Ganse Von Rio de Janeiro bis Belo Horizonte Einer Einladung der Kolposkopischen Gesellschaft Brasiliens folgend, weilte -Genosse Prof. Dr. Robert Ganse von Mitte Ok tober bis Anfang November in Brasilien. In verschiedenen Städ ten hielt er Vorträge und Gastvorlesungen über Kolposkopie. Stationen seiner Reise: Rio de Janeiro, Sao Paulo, Porto Alegre, Belo Horizonte. Wenn man etwas über Brasilien er zählen will, so fällt es schwer zu ent scheiden, womit man anfangen soll. Soll man von der Schönheit Rios berichten, die weltberühmt ist, von sei nem hellen, weifsen, langen Strand am Atlantischen Ozean, seinen grünen Ber gen, die Rio einrahmen, von seinen Strafen am Strand, von der Capocabana und den durch die Berge getriebenen Tunnels, die den wachsenden Verkehr entlasten sollen, von der interessanten Mischung seiner Bevökerung, die vom hellsten Weif bis zum schwärzesten Schwarz reicht und in seinen Straßen anscheinend ohne Rassendiskriminie- rung in erfreulicher Freundschaft lebt, oder ist vielleicht Sao Paulo interes santer? Schöner als Rio ist es nicht, denn Rio ist vielleicht die schönste Stadt der Welt, Sao Paulo ist eine Riesenstadt - das Chikago Südamerikas mit 8 Millionen Einwohnern. Es ist die Stadt der Geschäfte, die Stadt der Industrie. Die Brasilianer selbst sagen: „In Sao Paulo wird verdient, in Rio wird das Verdiente ausgegeben." Man fühlt in den Straßen Sao Paulos das rasche Wachstum dieser Hochhaus stadt, und das Temperament seiner interessanten Bevölkerung kommt vielleicht am deutlichsten in dem für uns Europäer chaotischen Autoverkehr zum Vorschein. „Sie fahren wie die Verrückten", sagte mein Bekannter, „aber sie fahren voller Höflichkeit und Rücksicht, sie improvisieren. Und da her geht es so gut." Wie oft denkt man. jetzt muß es krachen, aber es kracht nicht. Es geht ohne Schimpfen ab, und es geht anscheinend besser. Porto Alegre liegt südlich, seine Fleischwirtschaft ist berühmt. Man ißt dort ungeheure Mengen Fleisch zu je der Mahlzeit. Sein Staat, in dem es liegt, mit dem klangvollen Namen Rio Grande de sul, hat viele deutsch sprechende Menschen. Hier treffen sich neben den Auswanderern die Emigran ten unter Hitler und dann die Emi granten, die vor dem Sozialismus flohen. Es ist also, wie man so sagt, alles da, und einen entsprechenden Ein druck empfängt man auch von dieser Stadt. Gleich hinter der Stadt und ihren Flüssen beginnt das weite Land der Farmer, Gauchos genannt, die auf einem relativ trockenen und armen Boden große Viehweiden haben. Wenn der Wind von Süden kommt, wird es kühl in Porto Alegre, obwohl noch tropisches Klima herrscht und Kakteen wachsen neben Palmen und anderen tropischen Pflanzen. So schön wie Rio de Janeiro war keine andere Stadt in Brasilien, die ich besuchte, auch nicht Belo Horizonte, dessen schönen Hori zont ich vergeblich gesucht habe. Allen Städten gemeinsam ist das explosionsartige Wachstum zu Millio nenstädten. Brasilien ist ein reiches Land, aber sein Reichtum gehört noch nicht seinen Bewohnern, es wird be herrscht von den imperialistischen Staaten, die es ausbeuten, wo es nur geht. Nordamerika und Westdeutsch land sind überall und in allen In dustriezweigen engagiert. Die brasilia nische Intelligenz schweigt sich aus, aber man spürt doch, daß viele von ihnen nach links tendieren. Weder von ihrem vergangenen noch von ihrem jetzigen Diktator Medici halten sie etwas. Die Ärzte, mit denen ich haupt sächlich zusammentraf, zeigten eine große Aufgeschlossenheit. Sie sind aus gezeichnete und geschickte Opera teure, genauso wie sie geschickte und ausgezeichnete Autofahrer sind. Sie interessieren sich sehr für unser sozia listisches Gesundheitswesen, das sie noch nicht kennen. Ihre medizinische Tätigkeit und Forschung verläuft spo radisch, schien mir aber an einigen Stellen von einer geradezu leidenschaft lichen Hingabe an die Wissenschaft be seelt Noch in keinem Land der Welt traf ich ein solches Interesse an der Frühdiagnose des Muttermundkrebses. In allen Städten und Universitäten hatte ich außerordentlich aufmerksame, interessierte und diskussionsfreudige Zuhörer. Ihre temperamentvolle Art führte zu höchst interessanten wissen schaftlichen Diskussionen, die sich oft bis tief in die Nacht hinein erstreckten. Ich wurde in sehr geschmackvoll eingerichtete Wohnungen eingeladen und fand großzügige und herzliche Gastgeber in den Kollegen. Es ist un vorstellbar, welche großartige Zukunft dieses reiche Land im Sozialismus hätte. Manche Ärzte schienen dies zu ahnen oder wußten es sogar, sie lie ßen es sich nicht anmerken. So schön Rio ist, so trägt sie doch ihre soziale Schande auf ihren grünen Hügeln; denn hier ziehen sich unvorstellbar ärmliche Hütten aus alten Kisten und und Wellblech entlang. Hier hausen die Ärmsten der Armen, die von ihrem Staat und seiner Regierung nichts zu erwarten haben. Sie gelten als arbeits scheu. Wie immer und überall möchte die herrschende Klasse sich rein waschen und erklärt: diese Menschen seien von Natur aus arbeitsscheu und asozial. Eine reichlich primitive Ent schuldigung, die einer Verhöhung die ser Ärmsten gleichkommt! Irgendwie aber spürte ich deutlich, wie sich meine Bekannten dieser Hütten schäm ten, wenn sie es auch nicht offen sag ten. Wissenschaftlich konnte ich viele Verbindungen aufnehmen, alte festigen, und ich erhielt zum Abschluß meiner Vorlesungen, Kurse und Tagungen die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für Kolposkopie Brasiliens. Ebenso unvergessen wie die groß artige Landschaft, die Riesenstädte mit ihrer gemischt-farbigen Bevölkerung, wird mir die temperamentvolle Be geisterung der Ärzte bleiben, die mei nen Vorträgen lauschten und der Früh diagnose des Portiokarzinoms ein solch großes Interesse entgegenbrachten. „Akademie-Echo" Seiten 4 5