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Ein neues Programm Der Beschluß des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik über „Die Weiterfüh rung der 3. Hochschulreform und die Entwicklung des Hochschul wesens bis 1975'* vom 3. April 1969, die Prognosen der medi zinischen Wissenschaft, des Ge sundheitsschutzes und der biolo gischen Wissenschaften erfordern eine Neugestaltung der medizi nischen Hochschulausbildung. Das beinhaltet die Durchsetzung des wissenschaftlich-produktiven Studiums als Grundprinzip der gesamten Ausbildung und Erzie hung, die Einheit von klassen mäßiger sozialistischer Erziehung, forschungsbezogener Lehre und praxisverbundener Ausbildung auf hohem wissenschaftlichem Niveau. Das Programm ist die Grund lage für ein einheitliches System von Ausbildung und Erziehung an allen medizinischen Hochschul einrichtungen der DDR. Seine Verwirklichung erfordert die Wei terentwicklung der sozialistischen Demokratie, insbesondere durch die Förderung der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit zwischen Hochschullehrern, Studenten und Mitarbeitern sowie die Herstel lung enger Kooperationsbezie hungen mit den Einrichtungen des Gesundheitswesens im Terri torium sowie mit anderen Hoch schulbereichen und Forschungs institutionen. Zahlreiche kollektive und indi viduelle Empfehlungen zum In halt und Ziel des vorliegenden Ausbildungs- und Erziehungs programms bringen das Be mühen und die Bereitschaft von Hochschullehrern, Ärzten und Studenten zum Ausdruck, ihren Beitrag zur Gestaltung des ent wickelten gesellschaftlichen Sy stems des Sozialismus unter den Bedingungen der wissenschaft lich-technischen Revolution zu leisten. Die Verwirklichung des vor liegenden Programms stellt hohe Anforderungen an die Hoch schullehrer, wissenschaftlichen Mitarbeiter und Studenten. Wir sind davon überzeugt, daß sie sich auf diese Aufgabe gründ lich und verantwortungsbewußt vorbereiten und sie erfolgreich lösen werden. Mit der Bestätigung dieses Programms verbinden wir die Er wartung, daß alle Angehörigen der medizinischen Hochschulein richtungen in Durchführung des Staatsratsbeschlusses Inhalt und Zielsetzung der einzelnen Lehr programme bestimmen und gleichzeitig ihre bei der Durch führung gewonnenen Erfahrun gen auswerten und bekannt geben. Alle Vorschläge und Hinweise stellen wichtige Beiträge zur wei teren Verbesserung der medizini schen Hochschulbildung dar. Sie werden von den Ministerien für Hoch- und Fachschulwesen und für Gesundheitswesen sorgfältig analysiert und bei Überarbei tung des Programms berücksich tigt. Berlin, 25. Juli 1969 Sefrin, Stellvertreter des Vorsitzen den des Ministerrates und Minister für Gesundheits wesen Prof. Dr. Gießmann, Minister für Hoch- und Fach schulwesen Dozent Dr. med. habil. Seidel, komm. Prorektor für Ausbildung und Erziehung Die nächsten Aufgaben bei der Verwirklichung des neuen Ausbildungs- und Erziehungsprogrammes für das Studium der Medizin Am 25. Juli 1969 hat der Minister für das Hoch- und Fachschulwesen das Aus bildungs- und Erziehungsprogramm für das Studium der Medizin bestätigt. Das Programm ist in „humanitas", Heft 16 und 17, veröffentlicht. Es erfüllt sicher nicht nur die Teilnehmer der vom 14. bis 19. April 1969 an der Medizinischen Akademie Dresden durchgeführten Klausurberatung, sondern alle Hoch schullehrer, wissenschaftlichen Mit arbeiter und Studenten der Medizini schen Akademie mit Freude und Genug tuung, daf wesentliche Inhalte und ins besondere unsere Vorstellungen über die Gestaltung des medizinischen Fach studiums in hohem Maße berücksichtigt worden sind. Es ist mir an dieser Stelle eine besondere Freude, den Dank und die Anerkennung des Leiters der zen tralen Arbeitsgruppe, Minister Prof. Dr. Mecklinger, an die Leitung und alle an der Erarbeitung unseres Kom plexvorschlages beteiligten Hochschul lehrer, Mitarbeiter und Studenten auch in dieser Form mitzuteilen und hervor zuheben. Man würde sich einer Illusion hin geben, wenn man glaubte, nun, da die Würfel gefallen sind, sei alles getan. Gerade der Medizinischen Akademie Dresden, die nach Auffassung der Lei tung der zentralen Arbeitsgruppe als Schrittmacher auf dem Gebiet der Neu gestaltung des Medizinstudiums gilt, liegt die Verpflichtung ob nun, nach Beendigung der konzeptionellen Vorbe reitung, auch bei der Verwirklichung des neuen Ausbildungs- und Erzie hungsprogramms rasch und wirksam beispielhafte Ergebnisse zu erzielen. Es kommt jetzt darauf an, bis zur Übernahme der Studenten, die ab 1. September 1969 in vollem Umfang nach dem neuen Ausbildungs- und Er ziehungsprogramm studieren, also bis zum 1. September 1971, schrittweise alle im medizinischen Fachstudium enthaltenen Bildungskomplexe inhalt lich und organisatorisch vorzubereiten Fünfjähriges Medizinstudium Die Studiendauer beträgt fünf Jahre. Jedem Studienjahr werden 40 Studien wochen und sechs Wochen Berufsprak tika (in den ersten vier Studienjahren) zugrunde gelegt. Je Studienwoche sind maximal 30 Stunden für Vorlesungen, Seminare, Übungen und andere Lehrver anstaltungen (einschließlich Sprachunter richt und Sport) vorzusehen. Einer Woche Berufspraktikum werden 40 Stunden zu grunde gelegt. Der Zeitfonds für das Medizinstudium umfaßt somit 5 Jahre + 40 Wochen + 30 Stunden = 6 000 Stunden für obligatorische Lehrveranstaltungen 4 Jahre ++ 6 Wochen Berufspraktikum + 40 Stunden = 960 Stunden Das Grundstudium beträgt 2 Jahre (= 2 400 Stunden für Lehrveranstaltun gen und 480 Stunden für Berufsprakti kum). Der in den Stundentafeln nicht aus gewiesene Anteil zum Stunden-Soll eines Studienjahres steht den Medizi nischen Bereichen und Akademien zur eigenverantwortlichen Verfügung und kann für Lehrveranstaltungen oder an dere Maßnahmen, die der Erfüllung des Ausbildungs- und Erziehungszieles (z. B. wissenschaftliche Studententagungen, besondere Praktikumseinsätze) dienen, in Anspruch genommen werden. Das Verhältnis von Vorlesungen zu anderen Formen des Unterrichts (Übun gen, Seminare, Praktika usw.) soll 1:1 betragen. und bis dahin bereits weitgehend in das Studium einzuführen. Hierbei sind die im neuen Ausbildungs- und Er ziehungsprogramm für das Studium der Medizin enthaltenen grundsätzlichen Festlegungen bezüglich des Ausbil dungs- und Erziehungszieles, des wis senschaftlich-produktiven Studiums, des Systems der Resultatsermittlung und ausbildungsbegleitenden Leistungskon trolle sowie der Zusammenarbeit von Hochschullehrern, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten und der Leitung des Bildungsprozesses in jedem Einzelfall umfassend zu berücksichtigen und bei der Konzipierung und Einfüh rung einzelner Bildungskomplexe zu realisieren. Der Studienabschnittskommission I und den Studienjahreskommissionen 1 bis 3 erwachsen hieraus vielfältige und komplizierte Aufgaben, die im Mittel punkt ihrer Arbeit in den nächsten bei den Studienjahren stehen werden. Zu nächst ist vorgesehen, im Studienjahr 1969/70 neben der zeitlichen Verkür zung und stärkeren Abstimmung be reits bestehender und vorerst weiter laufender Lehrveranstaltungen einige interdisziplinäre Bildungskomplexe neu zu gestalten und einzuführen: für das 4. Studienjahr den Bildungs komplex Nierenerkrankungen im De zember 1969, für das 5. Studienjahr den Komplex Grundlagen der Militärmedizin im Frühjahr 1970 und für das 6. Studienjahr den Komplex Dringliche Therapie im Herbstsemester 1969. Weiterhin wird dringend erforder lich, zunehmend moderne hochschul pädagogische Verfahren und ein neues System der studienbegleitenden Lei stungskontrolle und Resultatsermittlung zu entwickeln und einzuführen. Die Lösung dieser Aufgaben kann nicht allein von der Leitung der Medi zinischen Akademie einschließlich der Studienjahreskommissionen bewältigt werden. Sie erfordert die konstruktive Mitarbeit aller am Ausbildungs- und Erziehungsprozeß beteiligten Hoch schullehrer, wissenschaftlichen Mit arbeiter und Studenten, zu der ich hier mit aufrufe. Stundentafel für das Grundstudium Grundlagen des Marxismus-Leninismus Ges.- Std. Philosophie 75 Grundlagen der Pol.-Ökonomie 90 165 Gesellschaftswissenschaftliche Grundlagen der Medizin Medizin in der Gesellschaft 60 Einführung in die Sozial ¬ hygiene und Sozialanthro pologie 10 Psychologie 30 Medizin und Kybernetik 10 110 Naturwissenschaftliche Grundlagen der Medizin Mathematik 60 Physik Biophysik 135 Ges.- Allgemeine Std. und organische Chemie 135 Allgemeine Biologie 75 405 Humanbiologie Anatomie 270 Biochemie 210 Physiologie 210 Allgem. Pharmakologie 30 Interdisziplinäre Komplexe 165 885 Grundlagen des ärztlichen Handelns Grundlagen der Ersten Hilfe 35 35 1 600 Stunden Stundentafel für das Fachstudium Ges.- Std. Grundlagen des Marxismus-Leninismus 245 Allgemeine Krankheits lehre 400 Grundlagen des ärzt lichen Handelns 375 Soziologie für Mediziner 40 Klinische Medizin, Fachgebiets bezogene Lehrveranstaltungen Anästhesiologie 30 Arbeitshygiene 35 Chirurgie 50 Dermatologie und Venerologie 35 Gerichtliche Medizin 20 Gynäkologie und Geburtshilfe 35 Ophthalmologie 35 Orthopädie 20 Oto-rhino-laryngologie 35 Pädiatrie 35 Urologie 15 Stomatologie 10 355 Interdisziplinäre Bildungskomplexe Notfallsituation 55 Leitsymptome 75 Kriterien der Leistungsfähigkeit 15 Infektionserkrankungen 90 Ges.- Organsysteme Std. Herz- und Kreislauf erkrankungen 125 Erkrankungen der Atem wege und Lungen 70 Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsappa rates 20 Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts 100 Stoffwechselerkrankungen 40 Rheumatische Erkrankungen 40 Endokrine Erkrankungen 40 Blutkrankheiten 50 Nierenerkrankungen 65 Die Tumorkrankheit 90 Geriatrische Erkrankungen 20 Erkrankungen des Zentral nervensystems 120 Mißbildungen 25 1 040 Organisation, Planung und Leitung des Gesundheits schutzes in der sozialisti schen Gesellschaft 100 100 insgesamt Std.: 2 405 (Auszüge aus dem Ausbildungs- und Erziehungsprogramm fOr das Studium der Medizin in der DDR) „Akademie-Echo" Seite 3