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Ich denke, damit ist die Angelegenheit mit dem Briese für uns beseitigt. Es erübrigt noch, daß ich Ihnen, ver- ehrte Damen, reichsten Segen Gottes wünsche zu Ihrer Tagung. ES geht heute eine große Bewegung durch die Frauen welt. Man spricht von Hebung des weiblichen Geschlechtes, von neuen Berufen desselben, höherer Bildung, Teilnahme am öffentlichen Leben, erweiterter Tätigkeit auf dem Ge biete der Werke der Liebe und sozialen Fürsorge. Manche gehen in dieser Hinsicht zu weit, stellen Forderungen, die mit dem weiblichen Charakter und dem weiblichen Bernte nicht vereinbar sind, und schaden nur durch ihre lieber- treibnng der Sache, der sie dienen wollen. Aber es läßt sich nicht leugnen, es ist doch auch wieder manches Wahre dabei. Die Zeiten haben sich geändert. Tie Gegenwart steht viel fach vor neuen Aufgaben, hat neue Bedürfnisse, erfordert neue >1 röste. Es wäre töricht, wenn die deutschen Katho liken sich dem verschließen wollten. Das ist der Grund ge wesen für die Schaffung unseres katholischen deutschen Frauenbundes. Er will, was Gutes und Gesundes an den derzeitigen Bestrebungen ist, fördern, will den katholischen Frauen und Jungfrauen einen Mittelpunkt für Wirken und Schaffen bilden, will ohne Eifersucht auch von ander- seitiger Tätigkeit lernen, stellt sich aber grundsätzlich, mit Bewußtsein und ll e b e r z e u g n n g auf katholischen Boden, in engem Anschluß an den Episkopat, und ist dadurch geschützt gegen Ausschreitungen und Mißgriffe. Das ist das Charakte ristische Ihres Bundes, verehrte Damen, der in dieser Woche in Düsseldorf tagt. So war es bisher; so wird es auch in Zukunft sein, und dieser Geist wird auch Ihre dies maligen Beratungen leiten. Wahrlich, wenn irgend jemand, so ist die Kirche, unsere heilige katholische Kirche berufen und befähigt, wie für jedes Geschlecht, jeden Stand und jedes Alter, so ins besondere für die Hebung des weiblichen Geschlechtes und seine mannigfachen, mit den Zeiten mehrfach wechselnden Bedürfnisse sorgend tätig zu sein, sie, die das weibliche Geschlecht aus der Erniedrigung, in der es sich in heid nischen Zeiten befand, mit mächtiger Hand emporgehoben und ihm als Ideal hingestellt hat, die „Gebenedeite unter den Weibern", die jungfräuliche Mutter Gottes." Nachdem der Kardinal an drei herrliche Frauen- gcstalten erinnert, deren Andenken jeder katholischen deutschen Frau lener sein muß: Sankt Ursula von Köln. Sankt Hildegard von Eibingen und Sankt Elisabeth von Thüringen, spendete er zum Behufe einer erfolgreichen, von katholischem Geiste, dem Geiste der Eintracht, der Auf opferung derLiebe getrageneTagiing den oberhirtlichenSegen. Hierauf erstattete Generalsekretär Tr. Donders - Münster das zweite Referat über: „Der Iugendbund und die Hoffnungen unserer Zukunft." Er begrüßte zunächst die Jugend als dis Hoffnungen unserer Zukunft und be antwortet die Frage: Was bringt der Iugendbund dem Frauenbund entgegen? Diese Frage beantwortet er wie folgt: Jugendliches Feuer der Begeisterung, jugendlicheil Lerneifer ans der Erkenntnis heraus: daß neue Zeiten mit sozialem Gepräge auch neue Pflichten auflegen; daß soziale Bildung ein Teil Allgemeinbildung geworden ist; daß es eine heilige Pflicht sozialer Rückgabe gibt, und daß der Lebensinhalt größer wird durch ernste Arbeiten -und Teilnahme an großen Ausgaben. Die zweite von ihm aufgeworfene Frage lautet: Was gibt der Frauenbund dem Iugendbund? Seine Antwort läßt sich kurz zusammenfassen: Schulung, Erfahrung, Vertiefung: namentlich eine Einführung in soziales Denken, soziales Wissen (Hinweis auf die Heidelberger Soziale Franenschule der Gräfin Guainbera) und soziales Arbeiten. Redner schließt mit dein Appell zur Znknnftsfrende und Zuknnftsarbeit. (Leb hafter Beifall.) Nach der Diskussion dankte Prälat Dr. Lausberg- Köln den anwesenden Kirchenfürsten (es war auch Weih bischof Dr Müller-Köln erschienen) für ihr Erscheinen und ihr Interesse und bringt ein Hoch auf sie aus, das die Ver sammlung begeistert aufnimmt. Kardinal Fischer dankte für die Kundgebung: es habe ihn die Verhandlung tief be friedigt und er wünsche Gottes reichen Segen auf die Generalversammlung herab. Zum Schluß empfiehlt der Kardinal namentlich der Jugend den Beitritt zu der marianiscben Kongregation. Damit Schluß der Ver sammlung. Die erste amtliche Verteidigung der Reichsfinanzreform erfolgt jetzt im Organ der sächsischen Regierung, der „Leip ziger Zeitung". Das Blatt befaßt sich mit den liberalen Legenden über die neuen Steuern und weist diese scharf zurück, namentlich soweit indirekte Steuern in Betracht kommen. Ob die Verteuerung der Lebenshaltung, die mit der Finanzreform in Zusammenhang gebracht wird, tat- tächlich die Folge der Erhöhung unserer indirekten Ver brauchsabgaben ist, läßt das Organ der sächsischen Ne gierung zwar dahingestellt bleiben, aber es bemerkt, be sonders der Umstand, daß die Teuerung in ihren Anfängen über den Zeitpunkt der Steuererhöhnng znrückwcicht und gleichzeitig in Ländern aufgetreten ist, die eine VerbranchS- stenererhöhung nicht vorgeuommeu haben, und Gegenstände ergreift, die überhaupt nicht oder doch nicht mit erhöhten Verbrauchssteuern belegt worden sind, deute darauf hin, daß es sich hier um eine auf viel tieferen Ursachen beruhende Entwertung des Geldes handele. Denn so viel sei gewiß, auch wenn der Reichstag die Nachlaß- oder die Erbanfall- stener bewilligt hätte, dann hätte doch jene Erhöhung der indirekten Verbrauchsabgaben in »»vermindertem Maße erfolge» müssen. Die Ersatzsteuern, die der Reichstag an die Stelle der Nachlaßstenern gesetzt habe, seien keine in direkten Verbrauchsabgaben, sondern Steuern ganz anderer Art, die keine Belastung des Massenverbrauches darstellen. Hiermit „fällt die Legende, daß die Ablehnung der Nach laß- und Erbanfallstener die Ursache der heutigen Teuerung bilde, haltlos in sich zusammen." In, einzelnen erweist dies die „Leipziger Zeitung" durch folgende Zusammenstellung: „Nach dem Neformprogramm der verbündeten Re gierungen sollte ein Mehraufkommen erzielt werden Mill. Mk. a) aus Verbrauchssteuern (Branntweinsteuer 100, Biersteuer 100, Weinsteuer 20, Tabaksteuer 77, abzüglich eines Minderertrages von 35 durch Er mäßigung der Zuckersteuer) ....... 262 b) aus sonstigen Aufwandssteuern (Jnseraten- steuer 33, Gas- und Elektrizitätssteuer 50, abzüg lich eines Minderertrages von 22 durch Auf hebung der Fahrkartensteuer und Ermäßigung des Postkarten-Ortsportos) 61 e) aus Erbschaften (Nachlaßsteuer mit Wehr steuerzuschlag, Erweiterung des Erbrechtes des Staates) 92 416" Nach den Beschlüssen des Reichstages aber stellte sich die Verteilung des erwarteten Mehrertrages folgender maßen: Mill. Mk. n) aus Verbrauchssteuern (Branntweinsteuer KO, Biersteuer 100, Schaumweinsteuer 5, Tabak steuer 45, Kaffee- und Teezoll 37) 267 d) aus sonstigen Aufwandssteuern (Leucht- mittelstener 20, Zündwarensteuer 20) ... . 40 e) aus „Besitzsteuern" au Stelle der Besteue rung der Erbschaften (Grnndstücksübertragungs- steiiipel 10, Effektenstempel 23, Scheckstempel 13, Wechselstempel 7, Talonstempel 27,6) .... 110,5 417^ Aus dieser Zusammenstellung erhellt — wie das sächsische Regierungsorgau weiter ausführt , daß der Reichstag für die abgelehnte Besteuerung der Nachlässe und Erbanfälle reichlichen Ersatz geschafft hatte durch Stempelsteuern ans den Verkehr mit beweglichen und un beweglichen Vermögen, mithin durch Stenern, die die breite Masse der Bevölkerung fast gar nicht, jedenfalls weit weniger berühren, als dies bei der abgelehnten Nachlaß oder Erbanfallstener geschehe» wäre. Tie vom Reichstage bewilligten indirekten Verbrauchssteuern übersteigen, schätzungsweise die von der Negierung geforderten nur uni 5 Millionen Mark, also um eine Summe, die dem ver langten Mehrertrage von 297 Millionen Mark gegenüber nicht in Betracht kommt. An sonstigen Aufwandsstenern aber stehen den von der Negierung geforderten 61 Millionen Mark nur 10 Millionen Mark gegenüber." „Ist damit," so schreibt die „Leipziger Ztg." iveiter, „der Nachweis erbracht, daß die Ablehnung der Nachlaß- nnd Erbanfallstener eine Mehrbelastung der breiten Volks massen mit indirekten Verbrauchssteuern nicht herbeigeführt hat. so kann den Gegnern der Nachlaß- und Erb anfallsteuer nicht der Vorwurf gemacht werden, daß sie mit der Ablehnung dieser Stenern die Teuerung verschuldet hätten. Ebensowenig aber sollte es den verbündeten Negierungen verdacht werden, daß sie sich mit der Ablehnung der Nach laß- und Erbanfallstener abgefunden und die Neichsfinanz- reform in der Gestalt ausgenommen haben, in der sie ihnen vom Reichstage angeboten wurde. Die Erschließung neuer Einnnhmegnellen für das Reich war bitter notwendig und im höchsten Maße dringlich." Diese Darlegungen sind zutreffend. Frage: wann folgen einmal die Organe anderer Ne gierungen nach, indem sie eine ähnliche Sprache führen? Varon de Rlalhies und die Zentcumspresse. In einem Artikel der „Deutsch-Evangcl. Korrespon denz" wurde an die Bekanntgabe jener auch vsn uns auf das entschiedenste abgelehnten Stelle aus der MathteSschen Broschüre „Wir Ka'.holiken und die — andern" folgender Satz angesügt: .Man wird abwarten müssen, was die ZentrumS- blätter, soweit sie auf den Nam-n einer anständigen Presse Anspruch machen, zu dieser Roheit sagen werden." Darüber waren wir nicht im geringsten im Zweifel, daß der unseren König beleidigende Passus in dem Buche des Baron de Mathies mit aller Entschiedenheit und Ein mütigkeit abgelehnt werden würde. Die gesamte katholische Presse hat denn auch mit ihrem Tadel nicht zurückgehalten. Wlr führen nur da» größte Zentrumsorgan, die „Köln. Volkszeilung" an. welche am Donnerstag schrieb: „Herr Dr. MathieS ist zwar von Hause aus Repu blikaner — als geborener Hamburger — aber eine der artige Sprache, wie er sie hier gegen den König von Sachsen führt, ist unter allen Umständen unge hörig und in diesem Falle um so verletzender, als die deutschen, nicht nur die sächsischen Katholiken in dem König von Sachsen nicht nur einen echt deutschen Ehrenmann, sondern auch einen seiner Kirche treu ergebenen, ernsten Katholiken verehren." AuS einer Zuschrift, die Baron de Mathies auS Zürich an die „Köln. BolkSzeitung" richtete, geht hervor, daß er über die gerechte Erregung, die er unbeabsichtigt angerichtet, selbst betroffen ist: in der Zuschrift heißt es: .Seine Majestät der König von Sachsen ist an der betr. Stelle mit keinem Worte genannt. Protestbriefe sind von verschiedenen Stellen aus nach Rom gegangen. Der Verfasser der Broschüre wollte nur sagen, daß die Nachwelt dereinst über das unproportionale geistige Machtverhältnis zwischen dem Oberhaupts einer Weltkirche und einem gegen dieses Oberhaupt Pro- testierenden Territorialsürsten lächeln oder vielmehr herzlich lachen könnte. Im Laufe dcr Kirchengeschichte ist mancher Protest gegen Rom erhoben und vergessen worden. Die echt katholische Gesinnung Sr. Majestät deS Königs von Sachsen ist, wie Sie gut und richtig bemerken, allen deutschen Katholiken — und ohne Zweifel auch dem Heiligen Vater — längst bekannt. Auch der Verfasser der Broschüre: Wir Katholiken und die — andern bezweifelt sie nicht. Um übrigen- jede Mißdeutung der betr. Stelle auS- zuschließen, wird der Passus in dcr zweiten Auflage der Broschüre geändert werden." Wenn da» Kind in den Brunnen gefallen ist. so wird er zugedeckt. So auch hier. Hätte dcr Autor seine Worte vorher überlegt, so würde er seinen Gedanken, der jener Stelle zugrunde liegt, in eine würdige und nicht durch seinen Spott und die wegwerfende Sprache beleidigende Form gekleidet haben. Mit Genugtuung nehmen wir die Versicherung des Autors zur Kenntnis, daß die Stelle in der zweiten Auflage der Broschüre geändert wird. Wir würden ihm empfehlen, auch noch andere Stellen de» Buches präziser wiederzugeben, besonder» jene, welche die Stellung der Katholiken zu den Fürsten und dem Vater» lande betreffen, um den Angriffen gegen die Katholiken jeden Schein der Berechtigung zu nehmen I n übr gen müssen wir eS ablehnen, daß Baron de Mathies im Name» der Katholiken sprich»; schon der Titel ist irreführend. Wir müssen uns dagegen verwahren, daß ein kath. Schrift'tellec seine persönlichen Ansichten uns deutschen Katholiken als unsere Meinung aufaöttgen will. Mit solchen Unter schiebungen sollten besonders die kath. Schriftsteller unserer Zeit recht vorsichtig sein. Politische Rundschau. Dresden, den 20 Oltober IfttO. — Eine Herabsetzung des Branntweinkontingents ist unaufschiebbar geworden: selbst die „Kreuzzeitung" ist daniit einverstanden, weil der starke Konsumrückgang sich nicht mehr leugnen läßt. Was nach Lage der Dinge zu er warten steht, ist eine Minderung des Kontingents nach 8 25 des neuen Gesetzes. Hiergegen sich zu wenden, dazu hat gerade die norddeutsche Kartoffelbrennerei das geringste Interesse. Es wird zwar ständig behauptet, ist aber darum nicht minder unwahr, daß das Kontingent eine „Liebesgabe für die ostelbischen Brenner" sei. Wie oft ist schon der Nachweis erbracht und von der gesamten frei sinnig-sozialdemokratischen Presse totgeschwiegen worden, daß die süddeutsche Brennerei ein ungleich größeres Inter esse am Kontingent hat! In Süddeutschland genießen über 90 Prozent, in Norddeutschland noch nicht 60 Prozent der im ganzen erzeugten Spiritusmenge die Steuer begünstigung des Kontingents. Würde das Kontingent beseitigt und die Verbrauchsabgabe einheitlich auf einen, das gleiche Steueraufkommen versprechenden Betrag fest gesetzt. so würde in Norddeutschland und in Sonderheit in den östlichen Provinzen Preußen lediglich eine Minderzahl besonders günstig kontingentierter Brennereien einen Ver lust erleiden, die Mehrheit aber und die Gesamtheit der Kartoffelbrennerei eine bare Steuererleichterung erfahren. Ihre Vertreter haben dann auch bei verschiedenen Gelegen heiten zu erkennen gegeben, daß sie auf Beibehaltung des Kontingents keinen Wert legen. Jetzt soll auf Grund des 8 25 wenigstens eine 20—25prozentige Herabsetzung des Kontingents erfolgen, die praktisch ziemlich auf dasselbe Ergebnis herauskommt, wie eine entsprechende Ermäßigung der Kontingentsspannung. Wir können dem Bundesrate nur empfehlen, von der ihm beigelegten Befugnis vollen Gebrauch zu machen. Die süddeutschen Interessen leiden darunter nicht, weil die Spannung von 20 Pf. bestehen bleibt und nur die Kontingentsmenge herabgesetzt wird. — Schwenkt Baden vom Großblock ab? Herr v. Bod- mann ist trotz seiner Kapitulation vor der Sozialdemokratie noch im Amte, aber er scheint den Auftrag erhalten zu haben, eine andere Politik zu machen, die sich nicht zu weit von der Berliner entfernt. Das Karlsruher Hauptorgan des Zentrums, der „Badische Beobachter", hatte jüngst die Regierung gefragt, ob sie sich zur Bethmannschen Samm lungspolitik bekenne und eventuell die Sammlung auch ohne die Nationalliberalen versuchen wolle, obwohl die amtliche „Karlsruher Ztg." seit langer Zeit schon dieser Politik verschämt das Wort redet. Nun aber hat die Re gierung durch Wort und Tat geantwortet. Die „Karls ruher Ztg." erklärt offiziell, sie habe sich schon öfters für eine Versöhnungs- und Ausgleichspolitik der bürgerlichen Parteien ausgesprochc» und fährt dann fort: „Wir betonen jedoch zum Ueberfluß nochmals, daß wir eine auf Verständigung der bürgerlichen Parteien unter einander abzielende Politik entschieden begrüßen, und daß wir ferner als das Organ einer monarchischen deutschen Re gierung selbstverständlich jede Politik mißbillige», die irgendwie geeignet ist, die Absichten einer in ihrem Pro gramm oder Auftreten antimonarchischen Partei zu för dern, und daß wir unter dein Begriff einer Ausgleichs politik eine Politik verstehen, die unter Sammlung aller stantstrenen Parteien und aller staatstreuen Kräfte um- stürzlerische Ideen bekämpfen soll, ist wohl derart selbst verständlich, daß Zweifel darüber nicht mehr obwalten können. Die Frage des „Badischen Beobachters", ob wir auch eine Sammlungspolitik ohne die Nationalliberalen empfehlen würden, scheint somit überflüssig. Der von dem selben Blatte für ein Zusammengehen dcr Parteien für die nächsten Reichstagswahlen gemachte Vorschlag dürfte übrigens einer Ablehnung der Sammlnngspolitik gleich kommen, da eine solche Verständigung doch wohl nur denk bar ist bei entsprechender Berücksichtigung der bei den letzten Wahlen hervorgetretenen Stimmenverhältnisse. Uebrigens eröffnet auch die seitherige Haltung der badischen nationallibe ralen Blätter wenig Hoffnung auf eine solche Verständigung." Der hier erwähnte Vorschlag bestand darin, daß in den Kreisen, die von den Sozialdemokraten bedroht sind, neu trale Kandidaten von allen bürgerlichen Parteien gemein sam ausgestellt werden sollten. Ter „Badische Beobachter" erklärt nun, über eine Sammlungspolitik nur derjeingen, die sich dazu bereit finden, ließe sich reden. Aber nachdem sich die Regierung zu ihr bekannt hat. müsse sie auch die Konsequenzen ziehen. Die Schwierigkeiten beständen nur auf nationalliberaler Seite. Es will scheinen, als ob der Minister den Großblock doch satt hätte. Im national liberalen Verein, dem Herr v. Bodmann nahe stehen soll, hat jüngst der Oberamtmann Arnsperger sich entschieden für die Fortführung der Großblockpolitik ausgesprochen, indem er gegen zwei Mitglieder polemisierte, die ihm da- gegenzusprcchcn schienen. Dieser Oberamtmann ist nun von Karlsruhe in das kleine Oertchen Staufen versetzt worden, obwohl schon ein anderer AmtSvorsteher dafür er nannt worden n>ar. Die liberale Presse des Landes erblickt darin eine Strafversetzung.