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! AuSiiab« L «u r vetlaaeu Lre»d«n und lv«toa»pr»t«i ja Oesterreich ^48 L ««Saa»e » mir mit Feierabend vlertellShrltch 1,88 >». In Dre»den und am,, Deutschland stet Hau« »,»» 4»; st, Oesterretch 4.87 L - »inzel-Nummer 18 j Wochentag» erscheint die Leitung regeln,,Wg in den ersten Nachmittagrsiunden; dt« Sonnabeildnummer erscheint spüter. ZliWslheUolksmtung »8 ^il In ».8» L; Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Nnte«chalt«ng»beilaKe Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Anzeige«, Lmra-me »o« GesHüstHanzei^en bi- L0 ühr, von FSmUtev-I stir die Petil-Spalfzetl-'»« 4.^«ellameteU 80 4-! Ist undeutlich grichriebene, sowie durch Fernsprecher ,us» I gegebene Anzeigen tonnen wk die »erantwortiichleit stk dir I Richtigkeit de» Leute» nicht übernehmen. Redaltionr-Eprechstunde: 18 bi» " Für«- »ich gest 11 Uhr vormittags. Nr. 221 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 16, Holbeinstratze 46 Mittwoch den 24. September 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Porzellan Stolnxut Löuißl. Koklioksrant OIss Kristall ^nllÄUSöl' Oebraucks- u. rierxexonstliiule KöniA-4oti!rllll-8trg.Lg. Die Angst der Sozialdemokratie vor dem Zentrum Für unartige Kinder hat man den „schwarzen Mann", Mit dem man diese zur Ruhe bringen will. So brauchen Mich die radikalen Sozialdemokraten einen „schwarzen Mann", mit dem man sie ängstigt. Dies war das Zentrum. Die Debatte auf dem Jenaer Parteitage hat klar ergeben, daß nur die Angst vor dem Zentrum das Leitmotiv der Mehrheit der sozialdemokratischen Fraktion gewesen ist, als sie den neuen Steuern znstimmte. Immer wieder kehrte dieser Gedanke wieder. Der Führer der -Opposition, der Radikale Hoch, hat zu nächst ausgeführt: „Als cs galt, die Situation cuiszunutzen, möglichst viel für das arbeitende Volk herausznschlagcn, eine Mehrheit zu bilden, die wirklich gute Besitzsteuern schaf fen konnte, da haben uns die Nationalliberalen und Fort schrittler treulos im Stiche gelassen, lind hinter verschlosse nen Türen die Vorschläge festgelegt und beschlossen, unter keinen Umständen davon abzugehen. Das ist ja das Un geheuerliche, daß sie mit unseren Stimmen verhandelt haben, ohne daß wir mitreden konnten. Die bürgerlichen Parteien haben es dnrchgesetzt, daß die entscheidende Ab stimmung in der Militärvorlage erst gekommen ist, nachdem die Gestaltung der Besitzstcuer festgelegt war. Was das Zentrum uns anfoktroyicren wollte mit seiner Erklärung, das hat es erreicht. (Richard Fischer: Wie konnten wir es hindern?) Das konnten wir hindern, indem wir erklärten, wir sind für Besitzstellern und Werden nachher möglichst gute Stenern schaffen, nin die Kosten den Arbeitern nicht yufzuerlegen, aber wir lassen uns nicht die Besitzsteuern bom Zentrum vorschreibcn. (Zustimmung und Gelächter.) -Die Besitzsteuern, die wir jetzt bekommen haben, sind nach den Abmachungen des Zentrums mit den liberalen Parteien verschlechtert worden. Im Fraktionsbericht wird ausdrück lich gesagt, daß nach der Abmachung mit dem Zentrum die Verschlechterungen in zweiter Lesung durchgeführt wurden. Hier mußten wir die Gelegenheit, den Kampf anfzunchmen, benutzen. (Sehr richtig!) Für mich besteht kein Zweifel darüber, daß wir schlechter als jetzt bei einem neuen Kampf um die Bewillignng^dcr Mittel gar nicht hätten abschneiden können. (Widerspruch.) Die bürgerlichen Parteien Halen uns nur Besitzsteuern: zilgestanden, weil sie sie uns zuge- stehen mußten (Scln?'richtig!) ans Angst vor unserer Agi tation und vor der Stimmung der Massen. Wenn wir nun die Vesihsteuern abgelehnt hätten mit der Begründung, daß sie uns nicht genügen, daß sie das Resultat sind eines Treu- bruchs der Liberalen und der Sprengung der Mehrheit der Linken, wenn wir das in der Agitation den Arbeitern ge zeigt hätten, dann wäre unsere agitatorische Kraft dadurch nicht geschwächt, sondern gestärkt worden." Der radikale Abgeordnete Emmel replizierte: „David warnt davor, sich ans die Worte des Zentrums zu verlassen. Aber man muß doch die Parteien festnageln auf das, was sie sagen, damit man nachher ihren Umfall feststellen kann Den Worten der Liberalen kann man ebenso wenig trauen wie denen deS Zentrums. Es ist doch kein Unterschied zwischen dem Zen- tnimsescl und einem Esel, der ans den liberaldemokratischen Leim kriecht. (Heiterkeit.) Ein Esel bleibt immer ein Esel, kErneute Heiterkeit.) Wir sind bei dem Steucrkompromiß genau so ausgeschaltet gewesen wie die Konservativen. Die Kompromißler haben nur unsere Stimmen gern mit in Kauf genommen. Die Konservativen dagegen aber haben gesagt: man hat uns vorher ansgeschaltet, deshalb stimmen wir auch jetzt nicht dafür. Leider haben wir nicht denselben Stolz gezeigt." Ter Revisionist David aber ließ sofort den „schwarzen Mann" steigen und erklärte: „Hoch erkennt also an, daß es uns gelungen ist, zu verhindern, daß neue die Massen belastende Stenern kämen. Danach wird cs schon etwas schwierig, seine Stellungnahme zu verstehen. Hoch meint, die Sünde der Fraktion liege nicht eigentlich in der letzten Abstimmung, sondern in dem vorherigen taktischen Verhalten während der ganzen Kampagne. Er beruft sich ans die Erklärung der Zcntrumspartei, aber er ist ein sehr gläubiger Thomas, wenn er sich auf diese ausgepichten Schüler der Jesnitentaktik verlassen und darauf unser Ver halten anfbanen will. (Sehr richtig!) Wäre das Zentrum dann nmaefallen, dann wären wir die blamierten Europäer. ^Heiterkeit.) Tie ganze Welt bättc uns ansgelacht, und unsere Genossen hätten vielleicht gesagt, wir müssen cs uns bei der nächsten Wahl doch sehr überlegen, ob wir so zcn- trnmsgläubige Esel in den Reichstag schicken wollen. (Große Heiterkeit.)" Die Angst vor dem Zentrum hat also das seltsame Schauspiel gezeitigt, daß die Sozialdemokraten ihre alte Parole: Keinen Mann und keinen Groschen! umänderte in das neue Motto: Keinen Mann, aber jeden Groschen! Ob sie es noch einmal tun wird, ist recht zweifelhaft gewor den, denn mit der großen Opposition von 114 Stimmen muß man rechnen und schließlich hält cs die Fraktion nicht aus, in solch wichtigen Fragen in zwei Teile von nahezu derselben Größe gespalten zu sein. Die Radikalen holen jetzt zu neuen Vorstößen ans, wie schon die nächsten Ereig nisse beweisen werden. Sozialsludenlenlum Als vor Jahren dieses Wort das erste Mal ausge sprochen wurde, welch paradoxen Klang hatte es doch da, welch weite Kluft schien sich aufzutun zwischen den Begriffen „Sozial" und „Student"! Und wirklich, wer dabei an daS einstige Studententnm, dessen einziger Lebcnsgrundsatz viel fach durch die Formel „Wein, Weib, Gesang" charakterisiert war, denkt, der konnte damals und wird noch heute jenen ^ recht geben müssen, die in der Gestalt eines sozial tätigen ^ Studenten das Produkt entweder einer launigen Bier- ! zeitung oder eines träumerischen Jdealistenhirns, jedenfalls ! aber ein totgeborenes Kind erblickten. Doch die neue Zeit ! eines Fortschrittes auf allen materiell-praktischen und eines , Niederganges ans so vielen ideell-ethischen Gebieten hat ' mehr und mehr das Bild jener verkaterten Akademiker, die fast nur noch in unseren Witzblättern ein willkommenes Lachobjekt bieten, verschwinden und an ihre Stelle eine für das Gute, Wahre und Schöne, Gott sei Dank, mehr be geisterte kräftige Jnngmannschaft treten lassen. Was das reli giöse Gebiet anbelangt, so sei mir ans das machtvolle Auf blühen der katholischen Stiidentenverbäudc (OV, KV und KV) hingewiesen und hinsichtlich des zunehmenden sozialen Interesses, des Verständnisses für Denken und Fühlen des Volkes reden die alljährlichen Berichte des Sekreariats sozialer Studentenarbeit (K8K) in M.-Gladbach eine beredte Sprache! Und das ist notwendig und gut so! Denn die zunehmende Verbitterung der Massen, welche sie mehr und mehr in das verderbliche Lager der Sozialdemo kratie treibt, so daß die Ncvolntionspartei bei den letzten Ncichstagswahlen schon mehr als vier Millionen Stimmen, um nicht zu sagen porgrammatische Anhänger anfbringen konnte, ist nicht nur in der materiellen Lage der unteren Volksschichten, sondern znm großen Teile mit in dein man gelnden sozialen Empfinden der gebildeten Kreise begründet. Man höre nur den Arbeiter reden über die immer wachsende Putz- und Vergnügungssucht, den vielfach gerade raffinier ten Luxus der „oberen Zehntausend", der mit selbstverständ- lich nicht abznleugnenden Ausnahmen teilweise getrieben wird — und dann gehe man hin und wundere sich noch, wenn der Mann jenen Demagogen nachläuft, die, systema tisch die Person mit der Sache verwechselnd, über die be stehende Gesellschaftsordnung mit bissigem Haß und geifern dem Spott herziehcn und vom Znknnftdstaate allein das Heil versprechen. Und wie sehr kann dem entgegengearbeitet werden, wenn in den oberen Kreisen das Berständnis für die Psychologie der Massen geweckt und ge- fördert, ihnen gewissermaßen ein sechster Sinn, der „so ziale", ancrzogen wird! Das ist eben so sicher und unbe streitbar wie die Tatsache, daß die bessernde Hand hier schon frühe angelegt werden, mit einem Worte *chon der Student sozial empfinden lernen muß. denn dem „Alten Herren" später gehen meist zwei kostbare Güter ab, die aber für eine erfolgreiche soziale Ausbildung dringende Vorbedingung sind, und diese Güter heißen Zeit und Idealismus. Denken wir an die lange Ferienzeit, die unseren Studenten beschie- den ist, was läßt sich da nicht alles ans sozialem Gebiete lernen, sei es in der Sozialen Fcrienvereinignng, welche ja auch in Dresden Einladungen verschickt, sei cs im Vinzenz- Verein oder wo immer, wenn — ja wenn der Idealismus da ist, die nötige Begeisterung, jetzt sozial verstehen und bandeln zu lernen, um dann später um so besser am all- gemeinen Wohle Mitarbeiten zu können. Man glaube ja nicht, Mir der Arbeiter, der untere Beamte, der Gewerk schaftssekretär brauche sich mit sozialen Problemen zu be schäftigen — nein und tausendmal nein, auch der Medi ziner als Hüter der Volksgesnndheit, auch der Philo- löge als Lehrer und Ratgeber so vieler, der Jurist in seiner wichtigen Praxis, der Techniker, vom Theo logen, dem späteren Seelsorger, ganz zu schweigen, sie alle, alle können und müssen für die Lage ihrer Mitmen schen Interesse upd Verständnis gewinnen. Und man meine doch nicht: „Sozial", das klinat so nüchtern, io hausbacken, so nach endlosen Tabellen, nach erbärmlichen Jeremiaden . . . nein, das ist nicht der Fall, sondern das soziale Gebiet umfaßt so viel interessante, fesselnde, nützliche Fragen, daß es ein Langweilen hier ebenso wenig geben kann wie ein Auslernen. Darum, katholische Studenten auch der Dia- ipora, erfaßt jede Gelegenheit, Wo ihr für eure soziale Schatz kammer etwas gewinnen könnt, sei es nun, daß sie sich von außen her bietet, sei es, daß ihr zum Selbststudium greift, das ist echt sittlich, das ist echt national, das ist echt katholisch! K. K. Deutsches Reich Dresden den 24. September 1913 f Das Königl. Sachs. Militärvcrordiiungöblatt meldet: Prinz Friedrich Christian, Herzog zu Sachsen, Königl. Hoheit, im 1. (Leib-)Grenadierregiment Nr. ION, st 1a suite» dcs 7. Jnfautericregimeuts Nr. 106, zum Oberleutnant be fördert. — Leuthold, Chef des Generalstabes, zum General major mit einem Patente vom 16. Juni 1913 14 3 befördert. — Baron O'Bhrn, Flügeladjutant Sr. Majestät des Königs und Militärgouverneur des Prinzen Ernst Heinrich, Herzog zu Sachsen, Königl. Hoheit, zum Oberstleutnant befördert. — v. Schlicken, charakteris. Generalleutnant und Komman dant von Dresden, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und der Erlaubnis znm Tragen der Gcuerals- nniform zur Disposition gestellt. — Dem Generalleutnant z. D. v. Schlieben, bisher Kommandant von Dresden, wurde das Komturkrenz 1. Klasse des Verdienstordens verliehen. — Götz v. Olenhusen, Generalleutnant und Kommandeur der 1. Jnfanteriebrigade Nr. -16, zu den Offizieren von der Armee versetzt unter Beibehalt des Standortes Dresden. — Im Postverkchr mit Oesterreich und Ungarn sind einige Neuerungen zu verzeichnen. So dürfen nunmehr im Verkehr zwischen Deutschland, Oesterreich und Ungarn die Ansschristcn von Einschreibsendungen und Paketen ohne Wertangabe mit Tintenstift geschrieben sowie ans der Vorder- und Rückseite des Abschnittes der Postpaketadresie und Postanweisungen Zettel mit Mitteilungen, Geschäfts- anzeigen, Abbildungen usw. aufgeklebt werden. Die Zu stellung von Eilsendungen in den Nachtstunden von 10 Uhr abens bis 6 Uhr früh kann der Absender dadurch verlangen, daß er ans der Sendung den Vermerk „auch nachts" oder einen ähnlichen Vermerk anbringt. Ferner ist cs i»> Ver- kehr zwischen Deutschland und Oesterreich (nicht auch Ungarn) statthaft, nnentwertete oder entwertete Postfrei marken gegen das Drucksachenporto sowie Bücherzettel zu den im inneren deutschen Verkehr gültigen günstigeren Be dingungen zu versenden. Danach können Bücherzettel, die in der Anfschriftseitc als solche gekennzeichnet sein müssen, auch zur Abstellung von Drucksachen usw. benutzt sowie an! dem linken Teile der Vorderseite und ans der Rückseite mit den im inneren Verkehr zulässigen handschriftlichen Ver merken versehen werden. Wertbriefe nach und ans Ungarn können unter den gleichen Bedingnngen wie setzt Wertbriefe des deutsch-österreichischen Verkehrs mit Nachnahme bis znm Höchstbetragc von 300 Mark oder lOOO Kronen belastet wer den: solcbe Wertbriefe unterliegen dem FrankierimgSzwana. Sämtliche Neuerungen treten am 1. Oktober in Kraft. Die Anfklebnngen ans der Vorder- und Rückseite des Postpaket adressen- und Postanweisin'gsabsebnitteS werden glesthzeitig im inneren deutschen Verkehr zngelassen. — Es geht auch ohne die Jesuiten. Das „Neumarlter Tageblatt" schrieb kürzlich in einem Artikel den Satz .Es bandelt sich ja für uns eigentlich nicht ui» einige Jesuiten, der deutsche Katholizismus kann auch ohne die Jesuiten be stehen". Dazu bemerkt der „Dresdener Anzeiaer" (24. September): „Diese vernünftigen Worte sind um so bemerkenswerter, als sie in einen: sogenannten bomben sicheren Zcntrmnswahlkreis ausgesprochen werden. Das läßt die nötigen Schlüsse ans die angebliche über die Jesnitcnbenachieilignng furchtbar „kochende katboliscbe Volksseele" zu." Diese unvernünftigen Worte zeugen deut lich davon, daß der Onelle des „Dresdener Anzeigers" die Schere zu früh ansgerutscht ist. denn sonst müßten auch die übrigen Sätze des „Nenmarkter Tageblattes" im Anzeiger zu lesen sein. In den übrigen Sätzen steht nämlich zu lesen, daß es sich vornehmlich darum handelt, deutschen Männern ihr Recht zu geben. Man soll den deutschen Jesuiten nickt das verweigern, was man dem radikalsten Anarchisten rück haltlos gestattet. Tic deutschen Katholiken kämpfen in erstee Linie um das Recht, und das muß all ihren Anhängern ge geben werden. — Ter Kaiser lehnt ein Teiikmal ab. Die Stadtver ordneten von Trier hatten beschlossen, znm 26jährigen Re- gierungsjubilcium des Kaisers ein Reiterstandbild Wil helm ll. zu errichten. Da? Denkmal, das von ">'»> e^'o^ Keller- München entworfen wurde, ist nunmehr va * abgelelmt worden, da er z» seinen Lebzeiten nick! g , gnctst Denkmal daraestellt werden will. !j» I