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Zweites Blatt Sächsische Bolkszettimft vom 20. Dezember 1011 Nr. 288 6LE S-'SM <S->S6>s sss ^SS SSS E^^^5^rA'.^/-7/S /?<?/<? 6^/t) I/cS//chchF"^ Der obere Teil der Statistik gibt die nbwlute Anzahl der Abgeordneten in den einzelnen Ländern an. mährend der untere Teil die DmchschnlttSzahl der Ein wohner bezeichnet, d>e in den einzelnen Ländern von je einem Abgeordneten der- treten werden. Die Jury zur Prüfung der Entwürfe für das Bismarck-N llwnal-Denkmal hat sich für den Entwurf der Professoren Hugo Lederer und Wilhelm Kreis ent- schieden und denselben zur Ausführung ans der Elisenhöhe bei Bingerbrück bestimmt. Oben: Das BiSmarck-Monument für das Innere des Tempels. Wer stärk den konfessionellen Frieden? Leicht ist's für den Stärkeren, über den Schwächeren herzufallen, zumal in der sächsisclien Diaspora, wo die Ka tholiken nahezu überall sich in der Minderheit befinden. Das konnte man am vorigen Mittwoch in der Versa, .n- lung des Evangelischen Bundes zu Löbau beobachten, ,-^as Motuproprio war bereits im Landtage abgetan und die Ge müter beruhigt. Da versammelte trotzdem rasch Herr Pri marius Wallenstein seine Getreuen, um sich und seinem Evangelischen Bunde den Braten nicht entgehen zu lassen. Es wäre doch eine Pflichtverletzung gewesen, wenn man sich auch diesmal nicht in die internen Verhältnisse der katho- tischen Kirche hineingemischt hätte. Auch des Modernisten- eides sollte noch einmal gedacht werden. Selbstverständlich waren die Modernisten „jene wackeren Hochschullehrer, Männer der Wissenschaft" usw. Diese bekannte Lobhymne pfeifen allerdings bald die Spatzen auf den Dächern. Diesen Wortschwall konnte sich der Redner sparen und lieber das beherzigen, was „Genosse" Uhlig kürzlich im Landtage sagte. Daß der Papst sich durch den Eid „eine unbedingt zuver lässige Gefolgschaft von Soldaten" gesichert hat, glauben wir dem Redner gern. Das ist's ja eben, was dem Herrn Primarius Herzbeklemmung bereitet. Natürlich fehlten auch die bekannten Phrasen „Machtgelüste Roms, Ultra montane" nicht. Zum Lachen war's, als die Priester be dauert wurden, die den Eid geleistet haben, nnd welch ein Schrecken — die meisten Priester sollen das getan haben. Und nun schon wieder ein päpstliches Schreiben! Dieses gelungene Fressen durften sich die Bundesritter nicht ent gehen lassen. Natürlich gilt nach Ansicht des Herrn Pri marius das Motuproprio für die Allgemeinheit, also auch für Deutschland. Der Herr Pastor »veiß es ja besser als katholische Kirchenrechtslehrer. Man darf sich eben nicht bloß einseitig informieren, sondern ab und zu auch einen Blick in andere Blätter werfen als „Tägliche Rundschau" und „Sächsischer Postillion". Jedenfalls kann man es dem Herrn Redner nur empfehlen, die Ausführungen Dr. Heiners in der „KölnisclM Volkszeitung" (Nr. 1013 und 1084) gründlich zu studieren und dann erst zu reden. Nun las der Redner einen „Schutzengelbrief" aus Donauwörth vor, in dem die Priesterwürde geschildert wurde. Doch. Herr Primarius, der Schluß, den sie daraus folgerten: Der Priester ist gleich Gott, verrät mehr Phantasie als logische Denkweise. Und wer ist denn der katholische Geistliche aus hiesiger Gegend, den die kirchliche Behörde wegen seines Fehltrittes nach Amerika geschickt hat und der bald wiederkommen wird? Wer einmal ein klassisches Bei spiel eines ausnahmsweise plumpen Vergleiches hören will, dem sei folgender Erguß mitgeteilt: Wenn ein katholischer Geistlicher Schulden macht, Geld unterschlägt oder — man höre — Beichtkinder ausnützt, so wird er nicht bestraft. Ja wohl, solche Mätzchen sind wert, daß „Gras darüber wächst". Halt! Die Jesuiten waren noch nicht erwähnt. Die Priester sollen eine „Ausnahme vor dem Gesetze" bilden, die „Macht der Kirche" gestärkt werden. Das ist „Jesuitismus". „Alles muß zur höheren Ehre der Kirche geschehen." (Selbst er funden! Alle Rechte Vorbehalten!) „Dann darf auch ein Meuchelmord gegen Fürsten geschehen." Den Zuhörern verging bald der Atem — wie mag nur so ein Jesuit aus- fehen? Mit Verlaub, Herr Primarius, eine Massenver sammlung war es nickt, vor der sie ihre Gehässigkeiten zum Besten gaben: denn der Funkenburgsaal war recht mäßig besetzt. Unsere evangelischen Mitbürger scheinen demnach dem Hetzbunds doch etwas kühl gegenüber zu stehen. Die Anwesenden — darunter eine ziemliche Anzahl recht junger Leute — nahmen di« Ausführungen als bare Münze hin. Daß die Leute — die Jünglinge besonders — in das rechte BundeS-Fahrlvasser gelangen, dafür wird jedenfalls der Herr Primarius in den Versammlungen durch seine ohne Zweifel einseitig gefärbten Vorträge Sorge tragen. Damit nicht genug! Auch katholikenfeindliche Dilettantenstücke müssen dazu herhalten, wie kürzlich im evangelischen Arbeiterverein geschehen ist. Auch der Antrag, in das Ehegesetz solle die . Be- stirmnung eingefllgt werden, daß den katholischen Geistlichen das Heiraten nicht verboten sei, wurde wieder ans TageS licht gezogen. Da hat der Herr Pastor allerdings tief in den Zettelkasten des „Bundes" gegriffen und einen sehr ver gilbten erwischt. „Wenn der Papst etwas sagt, so gilt auch ein entgegenstchendeS Gewohnheitsrecht nicht." Sonder bare Logik! Ganz gleich, die Zuhörer gehen auf den Leim. „Durch die Zentrumspartei (im Bundes-Lexikon sind natür lich Zentrum nnd Katholiken identische Begriffe) sind Tinge in das Gesetz gekommen, die gar nicht hineingehören." Wo sind die Beweise? Erheiternd muß es wirken, wenn der Redner folgendes verzapft: „Kölnische Volkszeitnng", „Ger mania" und — Erzberger (!) haben den Katholiken das Motuproprio mundgerecht gemacht." Wir gratulieren Herrn ! Erzberger, daß er zum Kirchenrechtslehrer avanciert ist. Nun folgte etwas was die Zuhörer jedenfalls nicht er- : wartet hatten. Man sah es ihren langen Gesichtern an ^ Am katholischen Seminare zu Bautzen wirken drei Geist liche, die neben Religion auch in anderen Fächern unter- ' richten und „den Geschichtsunterricht in ihrer Weise ent stellen". (Einige wollen sogar bestimmt gehört haben: „In ihrer Weise fälschen.") „Das wird noch Gegenstand eingehender Untersuchung werden." Wie soll inan das be zeichnen, wenn ein evangelischer Pastor, der doch den Unter richt am katholischen Seminare nicht kennt, sich eine solche Kritik anmaßt? Die verehrlichen Leser werden die rechte Bezeichnung finden. Wie würde es einem katholischen Geist lichen ergehen, der sich ein solches Urteil an einem evan- gelischen Seminare erlaubte? Herr Primarius, solch ge hässige Kampfesweise hätten wir ihnen nicht zugetraut. Wer seine Ausführungen verhetzend färbt, wird Ihnen klar werdn, wenn Sie sich in stiller Stunde noch einmal Ihren Vortrag überdenken. Bezeichnenderweise ist diese verletzende Aeußerung über die Herren am katholischen Seminare im .„Sächsischen Postillion", seinem Leiborgan, das ständig vom „Bunde" mit Hetzartikeln gespeist wird, unterschlagen. (Etwa mit Absicht! Ist etwa der Herr Primarius selbst der Verfasser, der vielleicht gemeint hat, die Aeußerung känie nicht aus dem Saale' in die Oeffentlichkeit, weil sie eben haltlos ist?) Herr Primarius! Die Friedensbeteuerungen sind leerer Schall. Daß Sie die Katholiken beleidigt und den konfessio nellen Frieden gestört haben, ist unbestreitbar, auch wenn Sie besonders betonen, daß Sie den katholischen Pfarrer von Löbau nicht beleidigen wollen. Allgemein hat man sich hier gefreut, daß endlick ein einträchtliches Zuiammenwirken auf dem Gebiete der Arbeiterbetvegung und Jugendfürsorge ge sichert sei. Katholiken! Hände weg! Der Evang. Bund hat seine Hand im Spiele. Wer garantiert uns, daß in den gemeinsamen Versammlungen nicht ähnliche Gehässigkeiten und Anrempelungen Vorkommen! Ten Protestanten ist noch nichts befohlen worden . von Jenseits der Berge". Die Verordnungen des Papstes gehen bekanntlich nur Katholiken an. Das weiß jedes Kind sicher lich besser als der Herr Priniarius. Gegen das letzte Wort Ihrer haßerfüllten Ausführungen haben wir nichts einzu- lvenden: „Evangelisch bis zum Sterben, deutsch bis in den Tod hinein." Wir kehren nur den Spieß um (was dein einen recht ist. ist dem andern billig) und sagen: Katholisch bis zum Sterben, deutsch bis in den Tod hinein. Weihnachlsbücherschau. VII? B. Kühlens Kunstverlag M.-Gladbach bringt in diesen! Jahre neben den ztvei Bänden der .. Mo nographie n zur Geschichte der christlichen Kunst " (6 Mark pro Band) unter Mitwirkung von Kunst- gelehrten herausgegeben von Beda Kleinschmidt, die in ihrer feinen äußeren und inneren Ausstattung eine wirklich schöne Gabe an das christliche Volk bedeuten, eine Reihe von Neu heiten und Neuauflagen auf den Weihnachtstisch, von denen besonders ein ., Steinles ch er Madonnenzyklus" und „Laienbrevier in Bildern" hervorzuheben sind. In hochelegantem, feinen: Leinenbänd mit Goldtitel als Kupferstichausgabe (4,60 Mark) und elegant kartoniert als Lichtdruckausgabe (2,40 Mark) bietet daS erstgenannte Werk eine Serie Madonnenbilder des talentvollen Roman tikers. gestochen von Keller, wozu Franz Düsterwald den begleitenden Text und Hans Nolden eine Lebensskizze des Künstlers schrieb, die ein wesentlicher Beitrag zur Hebung der allgemeinen Wertschätzung des überaus geistreichen und begabten Meisters ist. Ein sehr zeitgemäßes Unternehmen ist das „ L a i e n b r e v i e r in Bildern". Teil l: Die Kindheit Jesu, dargestellt in zehn Kunstblättern nach Ori ginalen klassischer und »eurer Meister mit erläuterndem Text von U. Valerius Kemper O. V. dl. Durch Bild und Wort Null das Werk in die Festgeheimnisse des Breviers einführen und gleichzeitig die Werke christlicl>er Meister aus alter und jüngerer Zeit in reicher Auswahl für billigen Preis (geschmackvoll kartoniert 1,80 Mark) dem gläubigen Volke zugänglich macl>en und der wahren Kunst neue Freunde zuführen. Der Verfasser hat es meisterhaft ver standen, durch den leicht verständlichen Text nnd die glück lich gewählte Komposition von Kunst nird Poesie die Herzen der Leser zu gewinnen. Wer darum für Musestunden sich einen idealen und doch wohlfeilen Genuß beschaffen möchte, erwerbe das „Laienbrevier in Bildern". Den kleinen Lieb- lingen Jesu widmet H. Gier, Lehrer, ein allerliebstes Büch lein unter dem Titel „Des Kindes erstes Reli gio n s b u ch ", 12 farbige Bilder aus der Jugendzeit Jesu nebst Erklärungen. 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