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Sächsische Volkszeitung : 16.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192407167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240716
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-16
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.07.1924
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Ein Vorspiel in London Ileberlegung an die Verwendbarkeit des alten Zahlungsplanes glauben konnte. Tas Gutachten der Sachverständigen soll an die Stelle dieses Zahlungsplanes treten. Tieses Gutachten ist ciuSgear- beitci von A m e r i I a n e r» , während jener erste Plan eine > n n e r e u r o p ü i s ch c Vereinbarung war. Tie Tatsache, das; ein amerikanischer Schiedsspruch die Grund lage bilden ii»s> für die Regelung der europäischen Angelegen h. te», beweist, das; Europa nicht mehr fähig ist, aus eigener uast inner Scinvierigieilen .Hc-c zu werden. Ticie Kapitulation ist nicht nur wirtschastlich, sonoeru auch politisch zu werten. Amerika spielt beute Europa gegenüber die Nolle, die Englands ohindiiche nvnipanie in, Ansaug den indischen Füsten gegenüber spieltei Tie Abgesandten der Kompanie vertraten nur rein wirt- srl'aslliche Belange, aber sie erzielten dadurch politische Wirkungen von ungeheurer Tragweite. - Ties ist die weltpolitische Be deutung der zweiten Konferenz von London: Sie bringt daS Emges,änanis, das; der Weltkrieg das Zentrum der Macht von der Onüiste zur Westküste des Atlantischen OzeauS verschoben hat. Tiefe Tatsache bestimmt die Stellung der Staaten ani !, .ger 'louferenz. Amerika suhlt wohl, dast hier nur ciu Anfang ist, dast es noch keine reisen Fruchte zu ernten gibt. Ein sehroises 'Anstreten würde nur die natürliche Entwicklung siure». So scheu zwar die besten Sachverständige» des westlichen Kontinents in London, aber sie sind dort nur „Beobachte r", sic werden nur sprechen, wenn die Belange Amerikas in Frage lvnimen. — Englands Vertreter, an ihrer Spitze der Ar beiterführer und .Kriegsgegner Mardvnald, sind erfüllt von der Idee des Völkerbundes, der ja nicbt nur Garantie des Friedens, sondern zugleich den Zusamnicnichlnsi aller Trümmer von Macht bedeuten würde, die Europa heute noch besitzt. So fordert Eng lano 'Ausnahme TeutschlaudS als gleichberechtigtes Mitglied in den Völkerbund, llebertragung der Rechte der Militärkontrolle und der Nepcirationskonimission an den VölkerbuudSrat oder das Haager Schiedsgericht. Ein Völkerbund, der wirklich alle euro päischen Staaten umfasttc, wäre nicht nur ein wirksames Gegen gewicht Amerika gegenüber, sondern auch ein Nahmen, in dem Frankreichs Politik keine gefährlichen Formen aiinehmeu könnte. Ter Völkerbund wäre der Weg, auf dem das europäische Gleich gewicht wiederhergestellt werden könnte, jenes Gleichgewicht, durch das England seit Trafalgar den europäischen Kontinent beherrscht halte — bis Lloyd Georges „Knock-out-Politik" gegenüber Teutsch- land diese Vorherrschaft selbstmörderisch zerstörte. Frankreich freilich hat keine Ursache, durch ein erst zu- lnnstig wirksames Bündnis (wie es der Völkerbund doch dar- stellen würde) sein Netz von Verträgen und Vergewaltigungen zu zerstören, wodurch es heule tatsächlich de» europäischen Kontinent beherrscht. So steht für Fraulreich an erster Stelle die Frage der „Sicherheiten", deren Inhalt im Grunde nur der ist, wie die Militär Maschine Frankreichs auf Kosten anderer Länder tTeutschlandS und des englischen KriegsglänbigcrS, der auf seine Zinsen warten mag) intakt gehalten werden kann. Was Frankreich an den Verhandlungstisch zwingt, ist seine wirtschaftliche Schwäche. Franlcnstnrz und Teuerung waren die Folgen des RnhreiufallS, ihnen verdankt Herriot seine Ministerpräsidentschaft. Herriot kommt als Vertreter der Militärmacht Frankreich, aber auch als Vertreter der notleidenden Franzosen; darin beruht sie Zwicspäl ligkeit seiner Aensternngcn. ArmeS Deutschland! Hinter deinen Vertretern steht leine Geldmacht und keine Wirtschaftsmacht. Man hat es also nicht einmal für notwendig gehalten, dich überhaupt einzuladcn. Soll nun diese zweite Konferenz von London wie die erste mit einem Titlat enden, dessen Anerkennung ultimativ gefordert wird? Oder wollen die 'Alliierten zunächst die gröbsten Meinungsverschie denheiten unter sich selbst beseitigen, unter denen die bedeut samste ja eben die ist, wie man Deutschland behandeln soll? Eins ist sicher: Ohne Deutschland i.st eine Lösung der e u r o p ä i j ch e n Frage nicht möglich. Die Mitarbeit Deutschlands aber kann nur gewonnen werden in Freiheit und G l c i ch b c r e ch t i g u n g. Thl. Paris, 15. Juli. Die Pariser Ausgabe der „Doily-Mail" veröffentlicht einen Artilicl des Londoner Korrespondenten über die Ankunft Owen Uoungs in London. Es heitzt darin: Poung sei vor seiner Abreise nach Europa in Unterredungen mit dem Präsidenten Coolidgc, dem Staatssekretär Hu ghes. dein Schatzsekretär Mellon, dein General D a w c s über die Instruktionen Kellogs und Hogans dahin informiert worden, die Bereinigten Staaten wünschten, dast alle poli tischen oder militärischen Mast nahmen vermie den würden, die den reinwirlsctzastlichen Wert des Tawes- planes zerstören könnten. Die amerikanischen Anleihezcichner würden mit grösttem Mistvergnüngen sehen, wenn militärische oder politische Aktionen den wirtschaftlichen Mastnahmcn vor- gezogcn würden. Tic amerikanische öffentlich« Meinung billige den Sachoersiändigenplan nahezu einmütig. Wenn die Alliierten und Deutschland die loyale Durchführung des Dawes- plancs beabsichtigten, so sei die Unterstützung der Vereinigten Staaten gesichert. Dagegen würde jedes Anzeichen einer Obstruktion die Washingtoner Negierung entmutigen, sich an dem Wiederaufbau Europas zu beteiligen. Was die Frage der interalliierten Schulden anbclange, so dürfe nach der unverän- dcrlcn Stellungnahme der Vereinigten Staaten diese mit der Neparationc-frage nicht verknöpft werden. Die Bereinigten Staaten bedauerten, dast. abgesehen von England, keiner von ihren Schuldnern daran gedacht habe, seine Schulden zu kon solidieren, aber es werde auf sie keinerlei Druck ausgcübt wer den, am wenigsten auf Frankreich. Was die Vereinigten Staa ten wünschten, sei die Anerkennung der Verpflichtungen. Belgische Gegenvorschläge in London London, 15. Juli. Ter Brüsseler Korrespondent der Times meldel, dast gestern unter dem Vorsitz von Theunis ein Mmisterrat abgehalten worden sei. der sich im wesentlichen mit der Prüfung gewisser Gegenvorschläge beschäftigte, welche die belgische Regierung in London machen werde, sowie mit der Erörterung der Fragen künftiger Verschlungen von seiten Deutschlands. Die belgische Negierung hat eine Abschrift des Briefes erhalten, den die Vereinigten Staaten an die englische Negierung über di Vertretung Amerikas auf der Londoner Konferenz gesandt habe. Die sozialisiische IniernaUvnale nimm! SleMmg Amsterdam, 15. Juli. Gestern vormittag sind die Vorstände des Internationalen Gewerkschaft S b ü r o S und der s o z i n! i st i s ch c n Internationale znsamnicngekoinmeii, um zu Ser am 16. Juli beginnende» Londoner Kouferciiz Stellung zu nehmen. Für den Gewc 'ichaitSbund waren anwesend der Vorsitzende, die Vizevorstände und die Sekretäre, darunter Snsicii- bacb. Deutschland, für die ioüalistischc Internationale der Sekretär Adler. Wien, und das Mitglied des Vollzugsausschusses Bell, England. Blum. Frankreich. Müller, Deutschland, Vandervelde und Brouanieres, Belgien, und Vlisge. Holland. Annahme der Amneftie-2'oriage kn Paris Paris. 15. Juli. Tie Nachtsitzuug der Kammer ist um > tk Uhr zu Ende gegangen. Die gesamte Amncstir-Vociaac ist mit 3L5 gegen 165 Stimmen zur Annahme gelangt. Die Kam mer hat sich daraus bis zum 29. Juli vertagt. Gegen die kirchiiche Poiiiik Kerriois Paris, 15. Juli. (Tial,:beri,HI) Ter Beriissverband der katliotischen Intellektuellen Frankreichs veröffentlicht im „Echo de Paris" einen Aufruf gegen die lirchlichc Politik der Negierung, die »n Innern das Prinzip der Laien gesetz geb» ng »nd nach allsten die Aufhebung der Botschaft am Vatikan durchsetzen wolle. Tiese Politik werde ghwerc Kämpfe hcranibeschwören, da sic der Simmnng im Lande durch aus widerspräche. Ter Ausruf fordert alle Ztatholilcu zum Pro- We Wenn« MWs-MlIr London, 15. Juli. Die mit so großer Spannung erwartete anstcnpolitische Debatte inid^»tcrhause wurde gestern durch ASqnith »nd B n l d w j n eröffnet. Beide betonten in ihren Ausführungen den Wunsch, das; während der Debatte nichts gesagt werde, was der Reparationsionfereiiz vorziigreifen geeignet wäre. Asguith eröffnet«: seine Rede damit, dast er Macdonald zu der Londoner Konferenz beglückwünschte. Sie bedeute nach seiner Auffassung einen neuen Meilenstein auf dem Wege des Fortschritts. Atzgnith gab seinem Wunsche Ausdruck. Einzelheiten darüber zu erfahre», ob die Wahrscheinlichkeit bestehe, das; sich dis Ver einigte» Staaten »unmehr an der Reparationskonserenz zu beteiligen beabsichtigen. Er lege großen Wert darauf, daß Mac- donnld sich darüber äußert, ob er mit der sranzösischen Negierung zu irgend einem Einverständnis über die Räumung des W e st u f e r s des Rheins 1926 und über die für die Sicherheit Frankreichs zu treffenden Maßnahmen gelangt sei. Jede Ver sicherung und jede Garantie, die die englische Negierung für die Sicherheit Frankreichs mit diesem eingegangen ist, dürfe keine separate Maßnahme, sondern müsse ein Teil eines allgemei nen Vertrages unter den Auspizien des Völkerbundes sein. Die Frankreich angcbotciicn Sicherungen müssen zu den selben Bedingungen auch Deutschland nngebvteii werden und cS sei »sscnsichtlich, dast Deutschland znm Völkerbünde ziigkinssen werde, und dast seine Vertreter im Völkerbundsrate riiien Sitz erhallen müssten. — Nach Asguith ergriff Bnldwin das- Wort. Er fragte gleichfalls, ob irgendwelche Aussicht bestünde, daß die Vereinigten Staaten eine zusagende Antwort geben. Außerdem wünsche er Gewißheit über die Frage der Sank tionen. Sv, wie er unterrichtet sei, werde die Londoner Kon ferenz ohne die Anwesenheit deutscher Delegierter eröffnet tcst gegen diese Politik ans. Unterzeichnet ist der Ausruf von Tazen, Paul Bonrget, Henri Bordeaus, Louis Telis, George Goyan, Gustave Gnetherot, Charles Grollan, .Henri de Naussaiie, Frcderie Plcssis n a. Rutzland auf der Sepiemberkagung des Völkerbundes Paris, 15. Juli. Nach einer Meldung des „Oeuvre" wird aus der Septcnibcrtagung des Völkerbundes die Sowjet-Re gierung durch Litwino w als Beobachter vertreten sein. Die brasilianische Revoile Eine Schlacht bei Santos London, 15. Juli. Laut Nachrichten aus Montevideo und Buenos Aires, hat die Revolte auf Sao Paulo Ubergegriffcn. Die aufständischen Truppen hielten die Regierungstruppen in Schach. Gegenwärtig findet ein Kampf 87 Meilen von Santos statt. Die einzige amtliche Nachricht besagt, dast die Rcgierungs- truppen die Aufständischen einschließen, sich aber irgendwelchen entscheidenden Schlachten entziehen. Kein Einlriii Polens in die Kleine Enlenle Katiowitz. 15. Juli Der poinische Gesandte Dr. Fa der hat nach einer Prager Meldung nach einer Unterredung mit dem siidslaoischcn Außenminister Nincic anläßlich der Kon serenz der Kleinen Entente erklärt, dast von einem Eintritt Polens in die Entente keine Rede sein könne. MWWMMMIl Die Verständigung über die Judiistieobligatioiien ist, wie wir aus parlamentarischen Kreisen böre», inzwischen im großen und gonze» erreicht. Bekanntlich war diese Kom mission am weitesten mit ihren Arbeiten im Rückstand, ucchdem der frühere französische Vorsitzende dein Fortgang der Dinge außerordentliche Schwierigkeiten bereitet hat. Es wurde erst anders, als der neutrale Sachverständige Wallenberg de» Vorsitz der Kommission übernahm. Die Regelung bezgl. dieser Frage ist im großen Rahme» ans folgender Basis erreicht. Die Frage ob eine Gesamthaitiiiig oder Eiiizelhaftuiig Platz greisen soll, wurde dadurch gelöst, daß man die Bervslichtnngen teilte. Und zwar wurden bon den 5 Milliarden Jiidiistrieobligationen 4,5 Mil liarden ans solidarische Gesamthaftiiiig, und 500 Millionen ans Einzelhaftnng übernommen. Diese Einzelhaitiing wird auf die, der nach der Vermöge»Sstciierbcra»lagniig oon 1023 sich ergeben den 120 größte Betriebe Deutschlands »mgelegt, und zwar bis sind auch dem Au'Slaude gegenüber veräußerlich, und zwar bis zu 10 Prozent, so daß also eine Ueberfrcmdung durch nusläudisches Kapital bcz dieser deutschen Betriebe nicht zu befürchten ist. Die Saminclhaflniig für die 4,5 Milliarden ward durch eine besondere Bank verwaltet, in welche die Obligationen als Anteile eingcbracht werden und die Grundlage bilden für die Verzinsung, Die Banken »nd Versicherungsanstalten werden nichr zu der Haftung, dagegen z» dem etwa 300 Millionen insgesamt jährlich ans machenden Zinsendiciist herangczogen. Diese Regelung unter liegt jetzt noch der Entscheidung durch die znslänoigen Instanzen. Mannheim. 15. Juli. Die Firma Heinrich Lanz in Mann heim macht ihrer Belegschaft durch Anschlag bekannt, das; sie sich gezwungen sehe, vom nächsten Sonntag an ihren Betrieb stiltzu- iegen und die gesamte Arbeiterschaft von 5000 Mann zu entlassen. Ebenso soll bis zum nächstfälligen Termin sämt lichen Beamten gekündigt werden. Als Grund wird Geld- und Krcditmangpl angegeben, dadurch hcrvargerusen, dast die Ab nehmer ihren Berziflichiungen nicht Nachkommen. Auch die Autosirma Bugatte kündigt an. das; sie morgen zwei Drittel der Belegschaft ebenfalls wegen Geld- und Kreditmangel ent lassen must. Breslau, 15. Juli. Die Notlage der schlesischen Eisenindu strie verschlimmert sich weiter. Beim Bor sigk werk ist der Auftragsbestand seit April dieses Jahres um etwa 60 Prozent zurüekgegaiigeii. Man erwägt bereits die völlige Betriebsein- stellung. Beim Gleimiher Oberbeoarf sind einzelne Teile des Betriebes stii Igele gt. Die Julienhütte gibt ihr monatliches D e f i z i t auf 200 000 Mark an Trost den Pro testen der Gewerkschaften wollen die 'Arbeitgeber eine Lah n- Herabsetzung »in 20 Prozent und Wegfall der Deputats- knhle durchführen. Die Arbeiter wollen sich an das Neichs- arbeüsministeriuni um Vermittlung wenden. Eine Neuordnung für die Landwirtschaft Berlin, 15. Juli. Das Reichsnünisterium für Ernährung und Landwirlschast hat den Reichskommissar bei der Reichsge- treidestcllc ermächtigt, auf Antrag von Fall zu Fall eine Unbe denklichkeitsbescheinigung für die Ausfuhr von Getreidemehl und Abfallprodukten ans Getreide zu erteile». Der Absatz der genannten Erzeugnisse auf dem Jnlandsmarkt ist in den letzten Wochen so außerordentlich schwierig geworden, dast in Anbe tracht der ständig wachsenden Notlage der Landwirt schaft, der Mühlen und des Handels eine 'Abzugs möglichkeit geschossen werden mußte. Bei der gewühlten Art der Ausfuhrerleichteruiig ist es möglich, und auch beabsichtigt, das Mast der Ausfuhr zu begrenzen, wenn oie 'Ausfuhr einen bedenklichen Umfang annchmcn sollte, eine Befürchtung, für die jedoch kein Anlaß vorliegt, da die Absatzmöglichkeiten für deut sches Getreide und Mehl im Auslande sehr beschränkt sind- werden. Deutschland würde eine Anleihe über vierzig Millionen Pfund gewährt werden, deren größter Teil in England aufgelegt werden würde. Die Gesundung des deutsche» WirtschastsniarkteS würde aber für England eine ungeheuere Konkurrenz bedeuten Zum Schlüsse sprach er den Wunsch aus, der Minister präsident möge mit seiner Arbeit Erfolg haben. — Hierauf erhob sich Ministerpräsident Macdenald zur Erwiderung und dankte den Führern der Opposition für ihre guten Wünsche. Wenn in deni Dawesgiitachten Punkte vor- känien, die Deutschland zu Verpflichtungen zwängen, die im Ver sailler-Vertrage nicht vorgesehen seien, so sei das eine Frage, die gegenwärtig den Sachverständigen zur Prüfung anheim gegeben sei. Dort würden diese Punkte beraten, bis sie vor die Reparu- tiouskvnfcrenz kämen. ES könne keinen Frieden in Europa geben, bis nicht England und Frankreich einen Grad von Einigkeit erreicht hätten, der in den letzten Jahren leider gefehlt habe. Dieses Ziel zu erreichen, habe er bisher auf jede Weise versucht. Man müsse jedoch, während man bestrebt sei, Frankreich jede Sicherung »ach dem Versailler Vertrag zu verschaffen, bemüht sein, zu verhindern, das; Frankreich die gesetzlichen Bestimmungen deS Versailler Vertrages überschreitet. Er werde sein Bestes versuchen, eine vollständige Einigung zwischen England und Frankreich zu erreichen und dafür zii sorgen, daß den Kapital- gebern jede Sicherheit in bezug auf Deutschland verschafft würde. In bezug ans die Teilnahme der Bereinigten Staaten an der NeparatioiiSkoiiscrenz erklärte Macdonald, es sei notwendig sür Amerika auf dem vorgeschriebenen ge setzliche» Wege darüber zu bestimmen, ob ein offizieller Vertreter ernannt werde. Die Frage des Schiedsrichter- amtes Amerikas sei in dem Koiifercnzprogranim als Alter native anfgeiiommen. Er wieS weiter darauf hin, daß daS Abkom men von Spaa auf der Londoner Konferenz nicht wieder erörtert würde. Es würde kein Sanktionsprogramm, sondern nur rin ini allgemeinen Interesse der Alliierten stehendes Pro gramm im Falle einer Verfehlung festgestellt werden. Keine Auslösung -es Braunschweiger Landlages Braunschweig, 15 Juli. Boi der gestern vorgenomiuenen Vorabstimmung Uber den Antrag der Rechtsparteien aus Auflösung des Braunschweigischen Landtages wurden nach dem bis jetzt vorliegenden Ergebnis ca. 14 000 Ja-Stimmen ab gegeben. Nach der Bestimmung müßten van den 300 000 Wahl berechtigten Braunschweigs ein Zehntel für den Antrag sein. Das endgültige Ergebnis der Vorabstimmung dürste vor heute spät abends nicht zu erwarten sein. Die Wahlbeteili gung war allerorts schma ch. Im Sire» erstochen Esten, 15. Juli. In der Schlenhosstratze wurde ein Ar beiter von einer Anzahl junger Burschen überfallen und erstochen. Als der Bruder des Ueberfallcnen diesem zur Hilfe eilte, sielen die Burschen auch über ihn her und brachten ihm so schwere Verletzungen bei, dast er bald nach seiner Ein- lieserung ins Krankenhaus starb. Die Polizei hat sieben der an dem Ueberfall beteiligten Personen fest genommen. Die Börse Berlin, 15. Juli. Tie Berliner Bank- und Dörsenwelt steht bereits völlig unter dem Eindruck der Vorbereitungen zur Londoner Konferenz. Die gestrige Debatte im Unterhaus«; hat erneut die Schwierigkeiten beleuchtet, mit denen Macdonald im eigenen Lande rechnen muß. Tie anszenpolitische Lage, wie auch die inncrpolitische Situation Deutschlands, bedingt völlige Ge- schäftslostgksit uno Zurückhaltung der Börse. Entmutigend wirken außerdem die fortgesetzt einlanieiide» Nachrichten über Stillegung großinsnstrieller Betriebe, z. D. jetzt wieder der Firma Heinrich Lanz in Mannheim. Tie Nachricht, daß das OrgnuisatioiiS- komitee für die Goldnotenbank in Berlin ihre Beratungen be endet »nd den Entwurf an die ReparatioiiSkomniissioii eiugc- scinöt habe, wird zwar von der Bankwelt mit Befriedigung auf- genoninien, hat aber auf die Börse keinen besonderen Einfluß. Nachdem die .Hausse in Kriegsanleihe abgcbbt ist, scheint sich das Interesse der kleinen Spekulanten dem Markte der Städteanleihen, Jiidiistrieobligationen und der Pfandbriefe znznwendc», da in diesen Papieren aiiichcinend für Rechnung der Ausgabestellen stärkere Rückkäufe erfolgen. Die Lage des Gold- und Devisen marktes ist ebenfalls iinveränvert. Berliner Börse MNaetciN von unserem Berliner Vörtenvsrlreier «DrahtbcrtchO AMenknrte in Billionen Berliner Anfangsknrse Dt. StantSanleih- öVroz.MeichSanIeihe >IPro,,.RcIch?n»te«he IIP- Proz, Retchban«. ,'lProz.Rcichsa,»eihe BerkchrSivcrtc Ciettr, Hochbahn. . Schnntnng ... DI. NnStlratte» . . "'afettabrl .... Hnmbnig-Snd . - Hanta Norddenttcher Llohd Rohtand-Linte . . Bankaktien Berl.Handclsgelell. Kominerz-n.Privalb. Darms«. n.NaNonalh. Dentiche Bant . . Dielonio .... Drebbner Bank . . Mittelb. Krebi« . . 'L-erglverkSakticu Bochunicr .... Buberns lrt. Lux Eiteiier Steinkohlen . Kelienttrchcn . . . Hagener..... Heetch Hohenlohe .... Fite ...... Laura. ..... Mannesman». . . ManStcider, . . . Oberichl. tkiseiiheb. Obrricht. Eitciiind. Nlüntx Rhein. Braiml. . . Rhciiislnhl .... Ronibacher. . . . >8. 7. >4.7. 278 282,8 828 8 8 488 388 888 878 Z8..7: :s 8,8.8 8 828 17 I» IS.I2S 2« 71 7,378 8,8 38 7.3 728 28,28 28.78 3 28 3,378 8,28 6,4 7,28 7,3 8 8,l 4 4,1 1,828 1.3 -8 38.28 8.28 8.18 38.78 4V.2, 38.8 38 48. >28 41,8 48 48,8 28 13,828 >3.28 ,8.-78 18.2b 3.« 3,878 28.128 28 I.S 1.3 8 378 7 78 7,8 21,28 21,378 22 78 23 >8.8 >7 8,87- 88 Knllaktten >8.7. Dcultchcr.llali . - — Kali Atchersloben - 6 Ghcm. Aktien »lM.IttrRiitlinlnbilk. 8 >28 NiiNlo (kftiaiw . . . 7 Bah, Ratlin . . . 10.76 DvnamU . . . . 4.8 8 aibi-rtclbi'r gnrbw. . 8.6 (Salblchmlbt 7H, . , 7 6 .f-mcMer Farben . . 6,1 ,<s in,,-'!? ott weil. . . 4.7 Oberichl, Kotswcrto . 30,8?b Riebet Rntaersw GlektrtzitiitS.tUkt. Aklnmiilalorcii . - 18.28 R lk. <« 6.626 Beramaim .... 9.6 Licht II. .Kratt. . . 6.1 sveltean. Nlutlleniime 16 Ge«, t. Eiellr. Uni. . 12 Schlickert ... c6,6 Siemens ri. Halske , Linke-Hottmami . . S Maschinen-Aktien BerI.Anb,Ma«ch»ien 3,28 Neri. anrI?r.I„b»tIr. 60 Daimler 1.75 Denttche Mntchiiien 3.6eb DeiNtche B erte . . 4,6 Hanta Llohb . . . 0,4?b Harlmann Ma chin. 2.4 Loeive 60,6 Oreiitlein n,,Koppel 8,6 Echnberl n. Salzer . 8,82b sttmiiiermaii» . . . 0.4?b Fiidnstric-Akticn Pnigwerle .... 1,828 Denttche Kabelwerke 3,7 b Htrtch Kuptcr. . . 14.9 Rhein. Metall . . 3,1 Stettin Bnllan . . 9.37ü Hämmerten . . . 7 Kammgarn Slühr . 42,12» Charta». Wasser-M. Ib.I Schnitt!.-Papenh. . 12 76 Otnvi 28, !s DenltcheS Petroleum »378 14,7. 8 e,S 7,4 18 78 4.» 8,8 g S.3 4,ers rs,s ?,« SK2S IS.S «,37k IV.I2S e,» >8 ir ',6 878 3b.8 8 3.78 co I 878 :-.s 8 44 e.478 43 8.8 8,8 8,878 I 628 8 78 >8 128 3,1 8 6,818 42 18.8 I?,78 28,78 w Weilerberichi -er Dres-ner Wellerwarie L u f t d r u ck v e r t e i l » ii g : Depressiv» 755 Millimeter Finnland, nordwestliches Rußland. Nene Depression 74» Milli- Nieter Atlantischer Ozean, südlich von Island, Hochdruckgebiet 765 Millimeter West- und Mitteleuropa; Kern 767,5 Millimeter Nordwestdeiitschland, — Wetterlage: Tas Gebiet östlich einer Linie Elbmündiing bis Sachsen hat heute ihr Einflußbereich der oi> Rücken ocr nach Finnland gewanderten Depression eindringen- den Nordwestströmung, und weist demzufolge ziemlich kühles, vorwiegend wolkiges Wetter ans. Im Laufe des morgigen TageS wird Sachsen voraussichtlich in den Bereich der in dein westlich von uns gelegenen Hochoruckgebiet absiiikeiiden Kaltlnst zu liegen kommen n»c> demziifilge allmählich Bewülknngscibnahme und Er wärmung zu erwarten haben. — W i t t e r u n g s a u s s i ch t e n vom 15, Juli abends bis 16. Juli abends: Anfangs noch wolkig nnö kühl, im Laufe des Tages beginnende Aufheiterung n-ch Erwärmung abslanende nordwestliche bis westliche Winde.
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