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Sächsische Volkszeitung : 13.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192112135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-13
-
Monat
1921-12
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.12.1921
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Dienstag den IS. Dezember ULI SLchjtjche BelkSzeitun g Nr. 287. S.tte 2 etwaiges Prvnunziamento der Generäle n.cht gefallen und enthebe ihn seines Amtes nie Leiter der Marinebrigade. Am anderen Tage erhell er jedoch die Meldung, daß die Bewegung weitergehe. Er, NoSke, befahl deshalb die Festnahme von Pabst, Ehrhardt, Bann. Kapp, Schnitzler, Grabowski usw., die nur teilweise durchgesühr: wurde. Um 10 Uhr abends war noch immer keine Klarheit über die Pläne Lüttwitz geschaffen, v. Trotha kam aus Döberitz mit der Nachricht zurück, im Lager sei alles ruhig. Ich ließ trotzdem alarmieren und Berlin sichern, und zwar durch General v. Owen, der die Aufgabe gewiß nicht restlos gelöst hat. Vor allein nar meine Anordnung, ein paar hundert entschlossene Leute mit Ma schinengewehren in den Grunewald zu schicken und die Anmar schierenden einfach zusaminenznschießen, nicht befolgt worien. Gegen Morgen erhielt ich ein Ultimatum Ehrhardts, auf das ich nur erwidern konnte, ich würde unbedingt schießen lassen, wenn er nach Berlin käme. Noske berichtet dann ebenfalls über die Vorgänge in Dresden und das Zusammentreffen mit General Macrcker. Maerckcr habe sich schließlich »och rechtzeitig beson >--> und ebenso die anderen Generäle. In bezug aus Lüttwitz könne er auch nur sage», daß es in politischer Beziehung nicht weit her mit ihm gewesen sei. Abg. Dr. S t r e s c »i a n n erklärt: Im März 1820 bat mich Exzellenz Heinze, einer Fraktionssitzung der Deutschen Volkspartei, an welcher Mitglieder der Dentschnationalen Vs ks- vartei teilnahmcn, beizuwohnc». Die Möglichkeit, das; ein Putsch von Lüttwitz geplant sei, wurde von alle» Seiten ver neint, da es verbrecherischer Wahnsinn wäre. Es wurde be schlossen, daß Heinze und Hergt nochmals mit Lnttwitz Füh ung nehmen sollten. Am 10. März holte mich Lüttwitz nach der Reichskanzlei ab. Unterwegs sagte er, es komme ihm daraus an, zu erfahren, ob die Deutsche Volkspartei bereit sei, sich an der Negierung zu beteiligen. Die Regierung sei »och nicht ge bildet/ Ick, sagte ihm. unsere Partei lehne eS ab, ein Amt a n z u n c h »i e n. Ich hatte die Ueberzeugung, daß Lüti'mh ei» vollkommen unpolitischer Manu war und sich über die Trag weite seiner Handlungsweise nicht im klaren war. Im Re' Hs- justizministerium wurde dann weiter verhandelt in Gegenwart von Trimbarn, Gothein, Hergt und meiner Person. Aus der anderen Seite befanden sich Lüttwitz und Hanptmann Pabst. Alle Parteiführer Ware» mit Neuwahlen, der Wahl des Reichs präsidenten und der Einsetzung von Fachministerii einverstanden. Wir beriete» dann über die Amnestierung der an dein Unter nehmen beteiligt gewesene» Personen. Lüttwitz wünschte, das Amt noch einige Tage pro forma zu bekleiden. Es wurde ihm zngesagt, daß der Nationalversammlung eine Amnestie vrr- gelegt werde» würde Gothein sagte, er könne nicht versichern, daß alle Mitglieder seiner Partei mit einem solchen Gesetze ein verstanden sein würden. Lüttwitz erklärte hierauf, er habe nach mittags seine Generäle zusammeuberufen, um ihnen seinen Entschluß zum Rücktritt mitzutcilen, so daß wieder verfassungs- m.ißige Zustände eintreten könnte». Nach einer Stunde hatte Lüttwitz sei» Amt niedergelegt und Schisser hatte sein Amt wie der angetreten. Von der Beteiligung der Angeklagten an dein Unternehmen habe ich damals nichts erfahren. Nus die Fcazc eine-? Verteidigers erklärt der Zeuge: Die in Berlin zurückgeblie benen Abaeordneten resv- Fraktivnssnhrer haben damals aus freien Stücken ohne Auftrag ihre Partei mit v. Lüttwitz ver handelt. — Zugrinschränkungen auch in Sachsen? Auj Anord» nung des RcichSverkchlSmiilisteuuinr wild auch im Bezirk der Eitcn- bahu'kueraldireklion Dresden geprüft, ob rn Anbetracht der Kohlciuiot eine Einschränkung des PeuoncnvcrkichrS wiinichenwcrt okcc »o- wuibig ist. Der Kohlenmaugcr ist gerade in Sachten ganz besonders arg. Wie wir erfahren, sind die Erwägungen in Dresden noch nicht abgeschlossen- — Bantzen. Die Frage der Eingemeindung des etwa M00 Einwohner zählenden Vorortes Seidau nach Bautzen, die seit nunmehr zehn Jahren behandelt wird, ist jetzt so w ir gediehen, daß der von der Gemeinde Seidan gestellte und vom Kreisausschuß befürwortete Antrag ans zwangsweise Einge meindung dem Ministerium zur Entscheidung voriiegi. Die Stad: Bautzen hat gegen eine etwaige Zwangseingemcindung bei der Regierung Verwahrung eingelegt, weil eine solche im Wider spruch mit Neichsversassung und Revidierter Slädteordirnaz stehen würde und weil eine Eingemeindung der Siadt Kosten von mehrere.» Millionen Mart bringen würde. — Die städtischen Kollegien beschlossen die Besteuerung der Konsumvereine und Erwcrbsgenossenschaflcn rückwirkend auf das Jahr t82U. I» Frage kommen zwölf Genostcuschafieii mit 700«, Marl T-.uer- ertrag. Die Angelegenheit hat wiederholt zu lebhaften Ans»»-. , andersetzungeu in den Körperschaften Anlas; gegeben. Tie So zialdemokraten wollen den nunmehrigen Beschluß anfechlen. — Döbeln. Fabrikbrand. Sonnabend früh zwischen 4 und 8 llhr brannte ein Gcbäudeflügel der Maschinenfabrik von Franz Richter am Bahnhof Döbeln-Ost völlig aus. In duck n: neueren Teile der Fabrik befanden sich die Klempnerei und der Drillinaschinei.ban. Da die Fabrik hoch liegt, war der Druck der Wasserleitung abgeschwächt. Helfend mußte die Moiorspeipe der Döbelner Fencrsvritzenfabrik eingreifcn. 8 Dresden.«. Das Kreuzbündnis hält am DicnSta,' den 13. Deikmbrr, '/,» ttkr im Gesellenhause eine AdvenlSfcier, z« der alle Mitglieder und Gäste herzlich cinzcladen werde». Kirchliches Nachrichten aus Sachsen (tzesÄtzeniwttr? qeqcn den w'vtschafittchen Landesverrat Ter Verband Sächsischer Industrieller hat aus die Nachricht hin, daß ein Gesetzentwurf gegen den wirtschaftlichen Landesverrat gegenwärtig de» zuständige» Behörden voriiegi, uvii einer größeren Anzahl seiner Mitglieder Aeusiernngen er- halken, die zeigen, daß das geplante Gesetz lebhaft begrüßt wird. Von einigen Firmen wurde angeregt, daß a»ch die über de» Dieb stahl van Schriften, Zeichnungen usw. hinansgehcnde Handels- sp io na ge unter Strafe gestellt wird. Es ivnrde insbesondere ans Fälle hingcwicsen, in denen Deutsche oder Ausländer sich unter Bvrgabe vv» Reklame i» den Besitz vvn nwdernen Kon-- strnltivnen und Zeichnungen setzen wollten, nm über die neuesten Einrichtungen ans bestimmten industriellen Gebieten in englischen Wissens,hafüichen .Zeitschriften eingehend zu berichten. Der Ver band hat sich wegen dieser Frage mit den zuständige» Behörde» in Verbindung gesetzt. Vvn einigen Firmen wurde besonders be tont, daß unter keinen Umständen eine Abgeltung derartiger Straftaten durch Geld zngelasseu werden zoll, da bei der Ent wertung nnserer Valuta und der zumeist vom Auslände bvr- genommenen Finanziernng für das Vergehen eine Geldstrafe keine genügende Buße darstellt. S adtvrrurdnet'.ttivr'hl in Schikftiswalde Bei den gestrige» Stadiverordneienwaylen wurden lOllt abgegeben. Ans die Liste der vereinigten bürgerlichen Parteien entfielen 1240 Stimmen, aus die sozialistische Liste 374. 20 Stimmen waren »ngültig. Als gewählt gelten demnach 10 Bürgerliche (darunter 7 Zentrum) und 2 Sozialdemokraten. Bisher setzte sich das Stadtvervrdnetenkolleginm ans 7 Zentrum und 2 Mitglieder» der anderen bürgerlichen Parteien zusammen. MH dom Hiuwsin wuk di» rrm 1. .Innuar lU22 in Xrnkt trotonds g2NL enorme ?vi'ko- opiiöitting orsnosion rvir, Rokdollunoon -aus don 5t.k6lM6-kgl6NÄ6r M2 sofort LufLuaobö». Wir ditttcm, vor nllom »rrosi in dou VorZnmmIun^sn wuk diono» kür joden Ks-tsiolitzen nobrvondi^o Xnvß- gofdgAobnosi siinTiurveieen. Dorsels steilh siosi unk 5 Wsk'il LNLÜDÜosi Verunud^auon. - — Werd.au. Sladt v crordiictcnwah len. Bei den heutigen Sladtvcrordnetcnwalilln eilstettcii die bürgen üben Partei, n 10, die Sozialdemokraten 8. die Uiwd'cingi en 2 und die Komiüniiiilen 4 Sitze. Die bisherige Stadlveroidnttcuvttianiinlnng bestand aus 10 Bürgerlich,» und 14 Soz aldemolrntcii. Aus Dresden —* Gedächtnisfeier. In der Anta de« Wettiner Ghmnaiiums wurden am vergangenen Sonntag die Ehrentafeln zum Geecnlen der im Weltkriege gefallenen Angehörigen de« Gymnasiums geuiciltt. Ter Bo.sitzende der Vereinigung ehemaliger Schüler am Wettiner Gymna sium, Herr Zusli;ieit Nohn, hielt die Gedächmisrcdc. Die n künstlerischer Vollendung ausqenilirreil Bronzclaseln, ans denen l31 Namen verzeichnet sind, sind von dem Ehren»,«igln de der Ver einigung, Her,» Prof. Hösel, geschassen worden. Für den Attherren- velband des Turnvereins a. W. G., der seinen 21 Gestalt ncn cnie schlichte Ehieiitalel in Eiche c.richlcte, sprach Herr Sludieurat Lr. Hiller. Overstudiendircitor Piof. Dr Poland, der die Tafeln in den Schutz der Schule entgegennahm, dankle für alle die Liebe und Danlbarkeit, die hierdurch zuni Ausdruck gebracht wmdc nno zc gte in seinen sinnigen Ausstich»ngen, daß der Gent der Schule und die von ihr gewiesene» Zoeale in den gelallenen Helden ihre vollste Auswirkung erhalten habe- Die Feier fand durch Darbietung'» reS SchulchorcS und SchntorchesterS einen würdigen Rahmen. Gemeinde- und Vsrbinsuüchrichie« 8 Dresden. K. K. V. Inng-ColumbiiS. Mittwoch, den 14. b. M., hält »nßr neuer Präses, Herr Direklor En giert, leinen Einzug in unsere Mitte. Wir appellieren an das Psl.chtgesüht jedes Jung-EolumbiaiierS und bitten jäintliche Mitglieder pünktlich Ugr und vollzählig zu erscheinen. D. B. Doch ein Laar-Dis um? Franzöjijche Blätter, auch katholische, bringen die Meldung, daß die Errichtung eines SaarbistnmS ge sichert ist. < Die „Katholische Weltkorrespondenz" in Mün chen erführt dazu von hoher kirchlicher Stelle: „Es ist richlig, das; oie französische Regierung und be- stimnile katholische Kreise Frankreichs an der Errichtung einer Saar Diözese größtes Interesse bekunden und auch dahin zie lende Schritte unternommen habe». Insbesondere suchte nun: den Pariser Nuntius z» veranlassen, beim Heiligen Stab! seinen Ein fluß im Sinne der Errichtung eines eigenen 'saurbistnnrS gel tend zu machen. Auch andere F-ären wn/oen gesponnen, um oieses Ziel zu erreichen. Dabei dürste man in der Annahme nicht fehl gehen, daß die sranzöjische Regierung siir oen Fall der Losreißung des Laargebietes von der Diözese Trier nutz der Errichtung eines eigenen Saacbi.-ttlms sehe wesentliche Ko.i.zen'ationen in Aussicht stellte und daß man insbesondere den Wünschen der elsas; lothringischen Kalyoli-e» hin sicht sich kir.hen- und schul- polilischer Maßnahmen iveilesigehend enlg-g nlvinmcn will. Die ser mo. Nische Track, oer damit aus de» Ba.ikan au.geübt »oird, ist nicht unbedenklich, ninfomehr, als gerade in Eljatz -Lothringen große Aufregung wezen verschiedener kirchenjeiudlichcr Maß nahmen der Regierung »nd der Ausdehnung der sranzöfksthei! Knltürlainrsgrsctze ans Elsaß-Loih.ingen herrscht. Die Meldung der dranzösischen Blätter,'daß die Erri hinng der Saar Diözese bereits als gesichert anzu'ehen ist, ist >i,n gegen wärtige» Stadium satsch, wenn anch ziemliche Wachr- s ch c i n l i eh keil für ein Gelinge» der französi schen Pläne besteht, falls nicht deutsche»s.ttts sofort ener- g i s ch dagegen Front gemacht wird." Angesichts dieser Sachlage ist cs dringende Pflicht der deut schen Presse, die Oejjrnlliihkeit mik den Dingen bekannt z» rieche», um z» verhindern, daß nicht eines Tages da-.- deutsche Volk vor eine vollzogene Tatsache gestellt wird. Man ivnrde es im deui- sche» Volke nicht verstehen, wenn nicht den Machenschaften der Franzosen sofort schärfster Widerstand entgegengesetzt wird und nicht alles versuch! werden würde, dem entgegen zu arbeiten. Ein Saacbistinn wäre ein Ersvlg der französischen Politik von unab sehbarer Tragiveite. Dir: Bc:s IzuttZsscierlichke'i en im Dom In Tv-er Trier, 8. Dezember. Unter gewaltiger Beteiligung des Klerus »nd der Laieinveit aus Trier und der engeren und ;. ei tere» Hingebung fanden heute vormittag die Beisetzungss.u. r- lickckeiten für den verblichenen Bischof Dr. Michael Felix Kerum statt. Das Poiitisiialregi::' »>- wurde zelebriert von .Kardinal Dr. Schulte «Köln). Der Chor sang eine fiinssißn. inige Traner,»esse von Haller. An der ergreifenden Dranersster »ahmen teil die Kardinale Dr. Schnitte s.Kötn) und von Fanl- hab.-r <Mi">nck'eitt, ferner Bischof Dr. .Hugo von Muni;, ^ststtws Dr. Klein von Paderborn, Bischof Dr. Sebastian von Spever. Bischof Dr. Poggenburg von Münster, Bischof Dr. Schmitt von Fnida, Weihblsckws Dr. Mönch lTr-isr) und der Bischof der be» nachbarlen Diözese Luxemburg. Ferner nahmen teil die Aeck e von Maria-Laach, Mariawald und von Marienstatt. Von her or- ramnden sonstigen Persönlichkeiten sind ri. a. zu erwähnen b-r in Veriretung der Reicksregiernng erschienene Slaalssckre'",,: rü: die besetzten rheinischen Gebiete Dr. Brugger. Knlinsuiiiiioer Dr. Beelitz, Sberprafit-cnt Freiherr von Groote. die Regierunas- Präsidenten von Trier und Koblenz. Die Trauerrede hielt der Bischof von Paderborn Dr. Kaspar Klein. cker in ckor sooliscttien unck lrittstcstoo VV i eckcrrerrv oulc»i»> A !)^si tKcidlnnris lvi'I IifiiK Kio!u. llie ^Ionat55Llri isl 40 klar-k, -Vl.zrk tXucll UuclUmu.llttirL »riul rrr ««»kort I»r«k^nurnnw5^ .lodt ! kV f'i ild> io!> ?tt8ioi, ki.-6. Die tote Stadt Erstansfühning in der Ltoatsvper D ie Ha n d l n „ g: Ende des vorigen Jahrhunderts in Brügge, dee „Wien", weit hiutee der Gegenwart zurückliegenden und atlenlhatbeu a» vergangene Größe geinahnenden Stadt. Paul, der Heid, hat sieh hierher zurückgezogen und träumt der vor einigen Jahre» bttiljupg und bildschön verstorbenen Gattin Marie nach. Einen Imnkhasck'Nwstischeu K»lr treibt er mit Toten, deren Gemach er wie ein Heidsttniu hält, um darin immer wieder seinen Schmerzaiiszufrischeii. Ta, eine Erscheinung! Unter den fremde» .Komödianten ist eine Tänzerin, eine leicht- serttge Frau, die der Toten auf ein Haar gleicht. Tmn patho logisches Tn» und Trachicn gebiert etwas höchst Ekstatisches: er begehn Marictta, die Tänzerin, in ihr Marie, die Gattin er blickend. In einer gespenstischen Anwandlung meint er die wie Gattin wiederziihaben. Was- nun folgt, ist ein schandervolwr Traum, i» der Manier der Nachtsiückc E. T. A. HosfniaunS. Paul iränint sich als Liebhaber der »mschwjirmte» treulosen Marietta. Den irenesien Freund stoß! er bon sich, als dieser sich ihn, in den Weg stellt, die verdiente Wirtschafierin läßt er ziehen. Fortwährend wird Paul ans alle» Himmeln gerissen, wenn Ma-- rictta ihm klar macht, daß sie nicht sein Weib ist, wenn sie sin Klvsterspiik bei miliernächtlichcni Glockentmi ihre wilden Tänze, tanzt. Er gesteht ihr, was ihn zu ihr zieht und — empfindet Abscheu. Gleich darauf erliegt er schon wieder der Versührungs- knnst de? satanischen Weibes. Er findet sich bereit, Marie ab- ziischwören und ihren, lebendigen Ebenbild künslig zu gehören. Dieser Sieg macht Marietta wahnwitzig. Im Heiligtum ver greift sie sich an der von Paul besonders hochgehalicue» Haar locke der Abgeschiedenen. Visionen haben Paul sehend gemacht. Er »ins; die Schändung seines Heiligtum? ahnden nnd mit der Haarlocke erdrosselt er die Dirne. Der Traum ist ans. Vam Alpdruck befreit erivacht Paul und ist — gesundet. „Die Toten schicken solche Träume, wenn wir zuviel m i t und i n ihnen leben. Wie weit soll Traner gehe», wie weit darf sie eS, oh»' „ns zu entwurzeln?" DaS Leben hat ihn wieder. — Pari Schott hat dieses Textbuch in enger Anlebiiiiiig an das Dramatisierte Schauspiel des Manien George Rodenlmch «»ach der Novelle: „Das tote Brügge") gedichtet und dabei die Rettung vom Nnmögliche» dadurch gefunden, daß er die Haiipthaudlnug zu einem Traum mik qualvollen Visionen gestaltete. Er hat auf diese Art die Neristik Rodenbachs aufs Märchenhafte nmgc- stellk. Glänzend ist ihm das gelungen. Es hak in den setzten zehn Jahre» kaum ein Textbuch gegeben, das »nusitalischer und zugleich spannender wäre als dieses. Zweifellos hat sich der Dichlcr nebenher auch von dem Gedanken letten lasse», etwas sürS Auge zu bieten, wohl wissend, wie ein Dpcrnersolg hemc zustande kommt, aber er spinnt das nicht unnötig aus. Die Wie derkehr des frommen Spuks hat sicher etwas KttwbasieS an sich, wird aber für den Komponisten z»ni Bedürfnis. Pieileicki be faßt sich Schott in der Zukunft weiter mit Opernierten. Von ihn, kann inan eiwas erwarten. D i e M usik: Der junge E r! ch W 0 lsga » g K o r u - gold: Staunen ergrcist uns bei Betrachtung seines Ausittegesl Mtt 23 Jahre» solche absvluie Meisterschaft, die ihm schmälern zu wollen geradezu Bosheit wäre! Ich euisttiue mich noch ganz genau der llraufsührung seiner „Sttifonietta", mau lobte sie nicht, aber man staunte. Man meinte, solche Meistersäpifi >ni Hapdwcrlsmäßigen erfordere Jahrzehnte, lind bei allem, >va- folgte, lvar die Kritik, soweit sie ungünstig war, immer dibei, den Erfolg nur aufs Konto der Jugend KorugoldS zu setzen. „Die iote Stadi" beweist, daß mau in ihm nicht mehr de» Wnu- derinaben sehen darf. Seine Musik geht den Weg der Mo derne». Welche Farbenpracht Hai sei» Orchester! Sicher ist Korngold hierbei von Richard Strauß beeinflußt, aber jede Zeile seiner Partitur trägt eiux^höchst individuelle persönliche Noll-, Die Kunst, Slttnmuuge» festzuhatte» und zwar dergestalt, das; sich der Hörer überzeugen lassen mutz: so und nicht anders darf das geschildert werden! Diese bedeuiende Kunst mackst ihm kaum einer unserer Tondichter nach, llnd charakterisieren kann er, daß man anch ohne den Tex! Bescheid weiß. Im lyrische» ersten Akr verschenkt Korngold beinahe zu viel, er schöpft zu sehr aus denc Vollen. Wenn es nicht falsch verstanden würde die liebenswürdige» Leserinnen werden ja zweifellos richtig ver stehen! — möchten wir an eine köstliche Pralincschachtel er innern. Nur daß deren Inhalt z» viel süße Ereme, zu wenig Kognak bietet. Etwa? mehr Verinnerlichung wäre da zu wün schen. Die Vertonung phan last sicher Nachtsttnimnngen schettit fast die Zukunft des jungen Meister? werden zu sollen. So genial bat das noch keiner gemacht. Interessant ist auch, wie KorugoldS RbNthinisiernngen stets sich dem Rhvthnnis der Ge schehnisse ans der Bühne anpasscn. Da herrscht nirgends Will kür. Der Hauptborzng der Oper aller ist ihre Melodik. Trotz aller Moderne triumphiert hier melodischer Schwung, wie seit vielen Jahren in keiner Novität. DaS durchs Ohr z-n Herzen gehende Lied Mariens ebenso wie der gransenerrcgende Glocken chor und der gewaltig gesteigerte Mßwsch in der Prozessions-Vision: allen diesen Schätzen eniströmi Metodicnsülle von »ngeahmei Schönheit. lind Hand in Hand damit gebt die wundervolle Be handlung des gesungenen Wortes. Das Fazit ist: endüoi .we der eine Tttigepcr! Die auch Theacerover zugleich ist. Wenn man diese enor-nc Vielseitigkeit der Koeiigoldscheii Musil bei rach- iet, wird die Behauptung, daß „Die lote Liadi" die M.njler- oprr der Gegenwart ist, tanm zu hoch gegriffen jeui. Die Aufführung: In dem jugendlichen Oberstn.tt- lett.r Dr. Georg Hartman» besitzen wir einen Regsi'.-.ir der eine Zukunft aat. Mi, ganz unaewöknlicher Hingabe ve» steht es dieser Hexenmeister, Stimmungen zu schaffen, allen aus der allen Oper haste» gevttevene» Sti'.wiSrigketteu zu Leibe zu rücken nnd die Massenszenen geradezu gen eil zu beherrschen «Ma» denke an den prachtvolle» Eckstus; i.„ „Fidelio"., In -e-er ..tele» StaN" werden große Ansprüche an Regie und Technil ge stellt. Nameittlich der Miilernackstsspnk verlangt einen an z - zeichneten Regisseur. Hartman» und H a sait »in ben das großaciig. Tie neuen Beienchlnmzswirknngei! eröffnen btt: Möglichkeiten, an die man früher gar nicht gedacht ba>. St -an lich die erstmalig in Dresden anSprvbierie Sckmttenb'l! Verwen dung, die nicht bei allen Aiifaaben de>>!var tt>. ist hier am Pteaze. Das alt-, Kloster mtt seinem schwarzen Gemäuer in> Hi griiiid gib!, iveil es eben nur inehr geahiil als gesehen mied, den richtigen Rabine» für die Vorgänge -ans der Szene. MF,., wird höchstens mtt dem Resletror nvcv voriichliger .;» Wer»e aeb-.a müisen, damit er nicht so delittich die Fallen dr-s Schl.ierve-- hiinges be;w. der Leinwand zeigt. Hermann K u tz s'b b a z dirigierte. Er führte die deutliche, brillante Orchelleeiprnck:: Kvrngvlds z»»i Siege nnd arbeitete die Höbepnnkte tre>>'.-ch heraus. Manche Breiten, namentlich ui den elegischen Si.-ileo, sind ans die allzu große Gewissenhaftigkeit des Dirigen'.en zu rückzuführen. Wundervoll ist die Forti als Marietta. glanzvoll Tauber als Paul. Seine Stimme klingi schöner als vor dein sicher recht strapaziösen Urlaub. Ans die Darstellung kommen wir noch zurück. Der Erfolg war riesenhaft. Das Publikum raste und feierte Korngold und die Hgnplbeieiliglen. Franz Zickler. Unsere heutige Nummer »mfatzt 4 Seiten Verantwortlich: Für den redaktionellen Teil: Friedrich Korcng; für den Inseratenteil: Joses Fohmar. n. — Druck und Verlag der „Saxonia-Bllchdruckeret" G> m. b. H. zu Dresden.
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