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Sächsische Volkszeitung : 19.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192204191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-19
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.04.1922
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Mittwoch den I». April 1922 Nr. 90, Seite 3 ' Bautzen. In einer Lohnbewegung sieben zurzeit die Land- »nd Foestalbeiter sowie die Schweizer im Bezirk der KreiSbauptmann- schalt Bautzen. Sie verlangen einen 00- bik Voplorentigen Tcuerungr- zusch'ag zu den Barbezügen, war etwa einer Stundenlolmer>'öl»inq von S Mark entspricht. Die Forderung war vom Landwind (Organi sation der landwirl'chasllichen Arbeitgeber! jedoch abgelchnt worden. Mit der nunmehr geschaffenen Lage beschäftigte sich am Karfreitag eine Bezirksversammlung der land-, sorst- und teichwirt'chastiichen Arbeitnehmer sowie der Schweizer, in der Gauleiter GrSßler vom Deutschen Landarbeiterbuud über die Sachlage und die Berechtigung der Forderungen berichtete. Die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion sei nicht allein dadurch sicherzuftellen, datz man ftix die landwirtschaftlichen Erzengniffe höhere Preise ansetze» sondern daß min auch die landwirtschaftlichen Arbeitnehmer eutsprecheud bezahle „ud ihnen dadurch ihre Arbeitskraft und ArbcitLsrcudigkrit sichere. Der Landarbeiter habe allgemein darunter zu leiden, daß man seine Bezüge nur auf seine Person berechne, während sie für icine gesamte FaMie Geltung hätte». Dem Einkommen einer Landarbeiterfamilie müßte inan dann pcrechterweise auch das Einkommen einer Jndnslinc- arbeiterfamili: aegenüberstelle», wo Mann, Frau und Kinder arbeiten. Dabei würde sich beranSstellen. daß ein landwirtschaftlicher Arbeiter gerade so viel vrrdienc wie eine Frau in der Industrie. Die Land wirtschaft könne zahlen, wenn sic wolle. Sic würde auch genügend Arbeitskräfte baden, wenn sie sich an die tariflichen VereinbaiNügen hielte »nd fcruer für anaennssene Kost, Behandlung und Arbeitszeit sorgte. Der derzeitige Tarif läuft noch b S zum 30. Juni. Am 23. April soll in Löbau «ine V-rlammlung der OnsqruvpcnvorsiSnde siaNsindcn, d e sich mft der Vorbereitung deS ncmn Tarises beschäftigt. Die Arbeitgeber haben sich bereit erklärt, am 2. Mar in Verhand lungen über den Abschluß des neuen TariicS einzulrcle». Die Ver- sammluna »eilte sich auf den Standpunkt, daß die Lalwarbciter an» gesickts der nngeheureir Teuerung nicht bio zum 80. Juni warten könnten und nahm eine Entschließung an, in der eS heißt: Tie am 14 April in den „Drei Laitan" i» Bautzen tagende V rfammillitg der Land« und Forsiarbeitcr nimmt mil Entrüstung von der ablehnenden Hailiina der Arbeilgcver KenniniS. Sie «ö -ncn eS nicht mit sich vereinbar!», mit diesem gan, »nzuläag- lrchen Lolm ftrnerb!» ihre Familien zu unterhalten. Der Verband wird angewiesen, unverzüglich Maßnahmen zrr ergreifen, um zu er neut n Vcrbandlnn,cii zu kommen. Die Anwesenden sind willens, die letzten und schärfsten Milte! ainnivendeii. Es ist ganz aus- g chlonen, mit den jetzigen Löhnen dis 80. Juni ausziikommcn, weil li cht zu überprüfen ist, wie sich bis zu diesem Zettpunkt die Verhältnisse entwickeln werde». In der AnSsp-ache kam eS zu scharfen Wendungen gegen die Arbeitgeber, und eS wurde allgemein der Entichlossenbeit Ansoruck geneben, ini Falle des Scheitern« der Verhandinnaen zum Streike zu greifen. Es wurde betont, daß die meisten Land- rirt-- h ure anbauten, nicht war der Beschaffer heit deS Bodens eiitipieche, sondern was das meiste Geld bringe. Die dadurch bedingte Miildererzengiing werde ausaeglichen durch die hohe» Preise, die sich au? dem daraus soweit- den geringeren Angebot ergäbe». k> Aus Dresden Seine Bisckösl. Gnaden Tr bh^stlan Schreiber hielt am eisten Oberwiermge die Preoigt »nd das feierliche Pontifikal amt in der Kath. Hoftircke; am zweiten Feiertage weilte Hochderjclbe in Großenhain rur Svcndung des hl. FirmsakcamentcS. —* Brotkarten entwerten. Wie festgestellt worden ist, haben ver'chicoene Bäcker und Kleinhändler die voraeschr-ebene lo- soitige Enlivertung der Brotmarken tios wiederholter Hinweis« in der Presse und persönliche Verwarnungen n cht regclmäs ig voreenoniMlN. Alle Bäcker nnd Händler werden nochmal« daraus hrngcwieien, daß die Entwerluna der Brotmarken bei der Belieferung soiort zu erfolgen hat. Ziiwiderhandlniinen w-rden verfolgt. —* Die Ein äfungen von Milchqutscheinen finden am 18. und 10. Mai und 6. und 7. Juni 1922 in der Stadtkasse IV, Neues Nat' auS, Zimmer 160. Eingang Kreuzstraße 8, statt. —* Mlkchpreisregekung für die Zeit vo.n 16. bis 3V April 1922 durch den Mi'ckrwirlfchastlichen Landes verband Sachsen e. V. Die Prosiomririsnon de« M. L. V. hat sich in ihrer am 11. April in Dresden abgehaltenen Sitzung mit Rücksicht auf die in letzter Zeit in Sachsen eingetretsne außerorderuliche Steigerung der Butterpreise gezwungen gesehen, zwecks Sicherstellung der infolge der zunehmenden Verarbeitung der Milch zu Butter immer schlechter werdenden Frischmilchversorgung unserer Staate eine Erhöüung der zu den heute in Sachsen erzielten Butterprcisen nicht mehr im richtigen Verhältnis stehenden auf die weit niedrigeren Februar, und Märzttitlerpreise aufgevauten, jetzt geltenden Voll- milcherzeugerpreise vorzunehmen. Diese sind für die Zeit vom 1«. bis 80. April 1922 wie folgt festgesetzt und dürsen nicht Uber- schritte» werden: Bei Lieierung sauber gewonnener, gut gereinigter und gekühlter Vollmilch 1. ab Stall 4.80 Mark für den Liier, 2. frei Verlade» bezw. Abgangsstation. Molkerei oder Sammelstelle 8 Mark für den Liter, bet Lieferung von Vollmilch, die erst in der Sammelstelle gekühlt wird, frei Sammelstrlle 490 Mark sllr den Liter, bei von einer Landmolkeret erfolgter Lieferung molkereimäßig behandelter, in einwandfreier Beschaffenheit und mit vorgeschriedenem Fettgehalte eintreffender Vollmilch frei Abgangsstation 0 Mark. Die Regelung der Kleinhandelspreise sür Städte und ländliche Gemeinden er olgt in gleicher Weise wie bisher Anders lautende Preise oder Preisberechnungen haben nur GUltiakeit, wenn sie vom M. L. V. genehmig! und in dessen Namen bekanntgegcden worden ist. —" Heute zwei Sarrasani «Vorstellungen. Der Nach mittag bringt bei Sarrasani eine jener beliebten Kinder» und Fauiilicnvorstellungen, bei denen ein rein zirzenitcher Spielplan zur Durchführung gelangt. Nachmittags zahicn Kinder halbe Preise Abends wird neben einem reichen zirzenischen Teile das Sensations- Schaustück „Kione und Fessel" gegeben Dieses bleibt nur noch kurze Zeit auf dem Spielplan, da'Theodor Becker Gastsvielverflrch- tungen »ach Rumänien elngegnngen ist. Theater und Musik — Ninsiklsinge zur Webcr-Woche. In verschiedenen Berich ten sind sowohl über die Aufführung der „JuLelkantale" als ..Erntckantale" wie über die Zusammengehörigkeit von „Jubel ouvertüre" »ud „Jubelkanlate' irrtümliche Ansichten ausgespro chen worden. Nachdem auch da? jetzt vorliegende Stenogramm bestätigt, das; ein Abgeordneter in der Laudtagc-sitznng, in weicher das Kapitel der Staatsthcater zur Beratung stand, in der Wahl des bei der Aufführung benutzten Textes sogar „Maiigel an Re. spekt vor der Kunst". „Verschmierung de? Kunstwerkes" und „Ver brechen am Komponisten" erblickt, niacve ch als Leiter der da malige» Ausführung folgende Richtigstellungen: Tie Kantgke war gedichtet und lompoiiiert zgr Feier des 80jährigen Regiernnsantrilts des König? Friedrich August I. Weber hat selbst seiner Musik, wohl aus dem Grunde, weil die Aufnahme der Kav'ate in das Festprogramm vom König nickst genehmigt worden war, einen anderen Text, die Erntekantate von Amadeus We'dt, unterlegt. In dem Autogramm seiner Partitur sieben inioigedessen beide Texte, womit wolst offensicht lich Webers Zustimmung zur Verwendung dieses zweiten Textes gegeben ist. Tie Jnbelouvcrtüre komponierte Weber erst, nach dem die Kantate zarückgewiesen worden war. sic bat mit dieser keinen Zusammenhang, schon ihre Tonart E-dnr schlicht einen solchen mit der in ES-dnr beginnenden Kantate aus. Karl Pembaur. ----Dresden. Staat^over- Der Partien l in der eisten dieSsäbrmcn AzM^una w -r Gunnar Graarnd vom Maunhemier LandeStbcaftr. Trotz ftefsftwen eiKanalieben Können? ind einer gut durchdachten schautpie'erilchw Leitni»' vermochte er "ie verwöhnten Dresdner rückst im oie'chcn Maste -» >»t irisieren, als tie' den b - kanntev einheimischen Veefteicr» de» P-rfiftils eeftegt: es ftbst G en>z der Stimme und die K>öße der Schlichtheit, die der rem, To: Hai en muß. Graarud ist snni und bereckt'gt noch rn Heffmngen. Die Jiwciid de« SäneerS komm! auch äufferttck i-er Ro'«e «ebr -.n statten. Bemerkenswert waren wieder die Kunstleistinnen de? Paares Plasckike - vonderOsten, die aS "'miertas und Kun-rh vorb'idlich sind. Kuhschbach dirlaierie. — In der zweiten Aufführung sang Vogcl- strom die Lftelparlie. liebe: ist» zu ber'ckt-» erübrmt sich, denn er dürste emer der allerbesten dcntchen Paisi'als sein. Gurnemanz war Karl Braun von der Verl »er Staateowr. Die st mmiichen Vo - züae des hcivoreaaenden Vrn'iste» siad hier wiederholt geustud gi worden, auch sein; denstellerohen find nicht unbctannt. D>cter Guine- nianz war dft verlörperle Tieve. Braun gibt ihm nicht übermäßig heroisch, stallet ihn aber auch richt mit aitväicilichlN Züacn aus, sondern betont den guten Menschen. Eva von der Offen sang anck am zw iten Abend die Knndiy. (Ob diese enorme Anstrengung wohl zweckmäßig ist?) Striegler d rigierte. Ter Pgrsital ist sc ne Stärke und Gralsszenen und Kaifreitagszgnber erhalten durch ihn höchste Weihe. i-olc. — Dresden. Matihäns-Passion Edwin Lindner führte mit de» ihm u miOelsten Körversckalte» in der TreilsnigSlirche wieder die Maithäus-Pgision Backs auf und gab dainst eine jeiuer allerbesten Dingentenleiffimgcii. no einheitlich, klar und von St l« gesühl beseelt, hö'le man daö MeistcrweA leiten. Die Andarbcttilug der Chöre ließ nichts unbefriedigt nno ihr Klang kam: kaum üb r« troffen werden. Ebenio hatten d:e Plstlhaimoniler einen Ehrentag. Die Sollten hätte man sich besser denken tön»-». Der Sänger der Christus-Partie tche.det ütnrhanvt aus de: Diskussion. Aber auch die Damevparticn waren Wen g bezwinrend. Je an ne Koettier «nd Helene Jung fehüc cs an Slst für Buch. Den hatte in hohem Maße der Evangelist Martin Wilhelms nnd der (st nun» lich u chi restlos clinlbnde) Baffist Gerbaxt. ver. --- Der Ei»stcin-Film. Die Colonna-Fiinlgesell- schaft, die sich inii der Herstellung icvrhajtcr FilmS bereits einen guten Namen gemacht hat, brachte am Dienstag in der Aula der T e ch n i s ch e n H o ch s ch u i e ihren ersten rein wissenschaftliche» Fftm, der die populäre Erläruerung der jüug- slcn physikalischen Lehre, der sogenannlen Relativitäistheorie, b:- absichtigt. ES ist ein anszcrordcnilichcs Uniernehr.ien, dessen sich da die Veranstalter Prof. G. F. Nicolai und H. W. Korn blum angenommen haben und man must ihnen gratulieren, datz ihr Ziel so nahcgerückt ist. Erreicht konnte es ja nicht werden, denn bei einer luidhaftcn Darstellung scheidet selbstverständlich alles dasjenige aus. was den Kern der ganzen Lehre auSmacht: Die höhere phhsiiaiisch-niaebemalische Emwirkung des Einslein- schen Gedankenganges. Immerhin bleibt genug des Interessanten. Schon die Verdeutlichung der Begriffe absolu! und relativ, die offenl>ar noch lang- incht allenthalben klar sind, ist durch die Kiriodarstelliilig gei-ckert. Canz besonders gelungen ist hier daS Beispiel von dem Kahne und dem Schisser, da? eine ganze Anzahl Ü^etrachtmngLmöglichtciteu in sich birgt. Wir beschäftigen uns heule wohl alle, die wir Interesse an Tagesfragen babcn. mit Einstein. Wir beobachten an Naturcrscheinniwen sein- Behaup tungen und merkwürdig: wir werden nie in Widerspruch kommen zu seinen Grundbegriffen. Trotzdem ist »ns die Lcbre noch lange nickt in Fleisch nnd Blut übergeaangcn nnd das wird io bleiben, so lange sie Theorie ist- Sobcild der Beweis ihrer Richtigkeit glücken sollte, dann würde Oe Binsenweisheit sein. Wenn nun der Film wirklich die Mö-ckichkeit heraibt. ihre Griindbegrisse beim Menschen mit leidlicher Bildung dauernd fest-mhaften. dann bat er einen eirosten Sieg errungen! -- Der klare Vorftag Walter KornblnmL trug sehr wesentlich zum Verständnis der difsi. zilen Angelegenheit bei. Starker Beifall des- ansverkanften Saales dankte dem Redner. Zck. Si-ic??lan der Theater in Dresden Vom 19. bis 24 An-il 19-2 Hpernffans. Mftiwoff: Die Entführung ans dem Serail sVoftb' ühne 6618—8612s s'/.D- Doomr-fteio: Mortha (7). Fffeitior Ma^em- B„ttnstg l8>. Sonnabend: T:;k -md Sonntag: In n-ner Ei- stndienmo nnd J--> enierung: Oberon (7). Montag: Li« Scknrider von Schönau Lchgu^v'elhaüs. Mstuvoch: Auster Abonneinent: Romeo und Julia s'voftsbülme 6618—-667äs 7). Dcmner?tgq: Auster Abo,m nt nt: Von Moraens bis Mftternow» (7). F'-'t'g: Auster Abonnement: Wilhelm Dell sVollsbistn' 6676- 0708) M. Sonnobend: Auster Ahonnemeut: Schluck nno Jan <7). Sonntag: Ein Sommernacht?« träum l7). Montgo: Von Morgen? b's Btttternackt (7). Neu^ädter Schaulviethaua. Mittwoch: Web d m, der lügil sBühvcnvolksIiuvd 2101—2'VOj l'b,8). Donnerstag: A s ftl> wiedee» kam ftvi'hnenvc, k?hnnd 29b1—8''001 k'/„8). Fr-ftoe: Web dem. d r lüoi! sBühcienvolksbnnd 2651—.'Obtts (V^8). Cornadend: D>r Schutz mann (V,8). Sonntag: Die span! che Fiieee (ft-8). Montag: Die Liebe Gotte? (>/.8). Residenztheater. Täglich abends: Der Tanz ins Glück Sonnmg : gchin trars: Ali-Heidelberg (bffl Zenteattiiealee. Täglich abends: N xbeii (/,8) Sonn gg nachmittags: D e Tanroräsi > ('-„1. Verantwortlich nir die Redaknon: i. V. Josef Fohmaun. — Druck und Verlag der Saxonia-Bnchdruckerei, GmbH., in Dresden. Devisenkurse im Freiverkehr mittags 12 tthr, mitgeteilr von der Commerz- und Brivat-Bw t, Filiale Dresden Berlin Ncutzork . .1 Dollar 292— 294 — 26'0.— 2l>75>.— Zürich . . 1'O Fr. k>279 — 0800.— Stockholm . . 100 Kr. 6875 — 0400.— Prag . . LOKr. 080.— 000.— London 1 Pid Stcrl, 1200.— l 1810- Holland . . LOFft j 11006 — j 118v.>.- j>8. SLpr>! Aeld an klier'VLN-, Oeienk-. j LvlikUdücft in SkimMckLn ^pviireken kr LLr LStkkn-kZ ST. L2»... -..LL Aus der Fahrt zum Bonifatiustag Von Pfarrer Fr. Beulk«, Bitterfeld Im Herzen Deutschlands herrscht regstes Leben. Rauchende Schlote, ratternde Bagger neben dunklen Braunkohlenfcldcrn, und dazwischen schiefst eine Siedlung neben der anderen aus der Erde empor. Ueberall erfinderische Technik und schaffende Hände bei Tag und bei Nacht. Und doch — inmitten all des frisch pulsierenden Lebens — kalte und leere Herzen, ohne Gott, ohne Gebet, voll llnzufriedenlseit, voll Gloubensfeindsckiaft, voll Klassenhast. Diaspora! So bart nnd kalt wie daS Wort, so eisig auch daS Land. Darum sehnt sich eine? gläubigen Christen Herz, vor allein ein Priesterhcrz, nach »armer katholischer Luft, nach Gegenden voll Glauibcnslrafi, nach Mcnichen voll Gottes- und Nächstenliebe. Durch fruchtbare Gefilde l.rnst schnaubend das Damofrost. Durch Halle an der «Saale. Vor einigen Jahren wurde sie die evangelischste Großstadt PrenhenS genannt. Alle Welt kennt sie als die Geburtsstätte der Leuischeu lomunmifuschen Partei. Sie gilt als der Herd aller wirtschaftlichen Unruhen. Ihre Stratzen und die industriellen Werke der Umgebung sind mit kostbarem Menschenblute benetzt. Weiter geht die Fahrt, vorüber an Merseburg und Naum burg. Freundlich gnisten von tun Höhen die alten katholischen Dome, Schatzkästlein mittelalterlicher Baukunst, die Zentren christlicher Kultur in glücklicher Vorzeil. Die Heiligenfiguren an den Wanden, voll warmen Hauches göttlicher Gnade und Kraft, künden noch heute, daß in ihrer Mitte einmal der Heiland ge- wohnt. Moderne Kultur spricht aus den Straften und Palästen der Kunststadt Weimar. Dankbar gedenken wir auch der aufrechten Männer, die in schwerer Zeit daran gingen, dem neuen deutschen Hause ein solides Fundament zu legen. Dankbar erinnern wir uns auch 5er katholischen Männer, die in zähem Ringen, ohne Ruh und Rast, dem deutschen Volke hinüberretten halfen in eine neue Zeit, was bergangene Jahrhunderte an christlichen Gütern ihm Übermacht. Und zur Stunde sind sie in der Reichshauptstadt wieder bei der Arbeit, dem christlichen Volke seine Schulen, oie gläubige Erziehung seiner Kinder zu erhalten. Heist« Wünsche für ein erfolgreiches Wirken begleiten ihre mühevolle Tätigkeit. Besonders di« Diaspora harrt voll banger Erwartung der kom menden entschetdungSvollen Lage. Diasporal So rufen un» läng« der Bahn alle die Städte und Dörfer zu, wo Kein« katholische Kirchlein oder Kapellen mit Mühe und vielen Opfern in meist unscheinbaren Nebenstraßen erbaut, den Gläubigen eine zweite Heimat bieten. Und daneben herrliche Kirchen aus katholischer Vorzeit — heute den Katholiken Verschlossen. Anders in Erfurt! Hier umgibt noch ein Kranz alter katholischer Kirchen den prächtigen Dom. Und draußen vo: den Toren der Stadt noch manches Dorf, wo. die ewige Lampe nie erloschen. Und gerade in diesen Lagen hat der KatholifiS. mnS jn Thüringen einen weiteren Fortschritt gemacht. Die vis- her wöch ittlich erscheinende „Thüringer VolkSwacht" hat sich mit der „Sächsischen Vollszeitung" in Dresden verbunden und er- schcnil mlnmehr als Tageszeitung sür Sachsen und Thüringen. Gemeinsame Nöte, dieselben Interessen, die gleiche Kraft katholi schen Lebens hat weite Strecken der Diaspora auch jn der Pc-ftse- frage geeinigt, und' sicher wird reicher «Segen diesem bedentuiu S- vollen Schritte beschieden sein. Eanct Benno, Bischof von Meißen, der Mann des Bcken- nermntes und des Glaubenseiscrs, grüßt nach Thüringen hin über Deutschlands edelste Frau: Sauet Elisabeth. Ihr hold seliges Bild steigt vor unseren Augen auf, während wir an Thü ringens dunklen Wäldern und grünen Auen vorübcrfahren. Und droben ans den Höhen über Eisenach steht, leuchtend im Morgen sonnenstrahl, die Wartburg. Es ist unS, als ob von ihr Sanct Elisabeth Herabstieg« zu Tal und uns zurusen wollte: „Grüße mir meine Kinder, sie alle, die in katholischen Landen meinem Beispiele folgen und Barmherzigkeit über wollen, um selbst Barm herzigkeit zu erlangen. Es wird uns warni ums Herz. Rur noch kurze Zeit, und wir kommen in dieses katholische Land: an§ der Einsamkeit »nd Verlassenheit unter GlanbenSbriider, zu Tausen den nnd Abertausende« zusammenwohnciid und wetteifernd in Liebe zu Gott und dem Nächsten. Und die Glöcklein talauf, tat- ab rufen eS sich zu: Uns umschließt das eine Band de« Glaubens un- der Liebe! Verschwunden Ist das Gefühl de? Alleinsein?, verschwunden der kalte .Hauch, den die Diaspora uns auf Schritt und Tritt cntgegenweht. Wir sind daheim! Die Toni türme der Pader- stadt künden es unS, daß hier unser geistlicher Vater wohnt, der alle seine Kinder und vielleicht die Kinder in der Diaspora mit besonderer Liebe umfängt. Wie freuten wir uns immer, wenn er zu »ns herübercilte und uns aus väterlich-besorgten! Herzen reiche Beweise seiner Teilnahme, seiner Liebe gab! Nachfolger der Apostel, Hirten und Herde in der Diaspora grüßen dich nnd versprechen dir, auch im Elend, auch in der Fremde dein Wort hören nnd befolgen zu wollen. Glückliches katholisches Volk, daS du deinen Oberhirten so nahe bei dir hastl Gedenkst du auch stets in Dankbarkeit der Wohltaten, die du Tag für Tag in Fülle genießest? Die ersten Schlote erinnern uns daran, daß jetzt ein Land- strich kommt, wo regste? katholisches Leben sich mit emsigster DieSseitSarbcit so barmonisch verbindet. .Katholische Männer und Frauen der Mark! Ihr seid uns Lehrer, Wegcbereiter und Vorkämpfer auf allen Gebiete» christlich-gläubiger Kultur! Mit Stolz schauen wir auf euch nnd eure Erfolge und wollen fort fahren, eure gelehrigen und vielleicht nicht.tzpire schlechtesten Schü- ler zn sei'». Wir find am Ziel. — — DirL2i?chofeffsM de? Münsterlan- deS rüstet sich zum großen Donifatiuslag, Vier Bischöfe weilen in ihren Mauern, in dreizehn Kirchen harren die Kanzeln frem- der Prediger, Tausende und Abertausende schicken sich an, Ohr und Herz und Hand zu öffnen für die Not ihrer Brüder. Ein herrlicher Frühlingstag liegt auf Stadt und Land. Er paßt so gar nicht zu den traurigen Bildern, die sich vor dem geistigen Auge entrollen Oder doch? Soll er ein Vorbild sein des Früh lings, der über die Diaspora kommen wird, wenn Deutschlands glückliche katholische Kinder sich ihrer pngli'icklicheii Brüöer in der Diaspora erinnern, mehr als bisber tatkästig ilincn Helsen? Von alleiwKanzeln reden Priester znm Volk, die die Diaspora kennet', die ans der täglichen Not herbeigeeilt sind oder cbcinnlö in ihr gelebt. Erschütternd sind die Bilder, die sie entwerfen von der seelischen Verlassenheit, von der Kirchen- und Schnlnot, von den finanziellen Schwierigkeiten, von dem Elend der Kinder, vo» der Lauheit der Schwack)en. Ergreifend und tröstend aber auch die Sehiidernngen von den Erfolgen, von den Freuden, von den Hens. nuugen. die uns die Diaspora gibt, von der Gianbeiistreue auf rechter, ganzer Männer, von dem wabrbast apostolischen Eifer, der Frauen und Kinder beseelt, und endlich von dem Sehnen und. Harren jener, die uns verkannten und j«?t ^urückniöchten zur Wahrheit uud zum vollen Glück. Es „chl nne ein gebeimes Rau schen durch die Seelen der ergriffenen Zuhörer. Noch einmal so froh klingen dann die Ehoräle, noch einmal so glücklich sind alle ob der Schönheit ihrer Goltce-l unser und der Pracht ihres Gor« tesdienstcS. Ilnd reicher als sonst fliesten die Claben: arm nnd reich wetteifert, um die Not der Verlassenen zn nnween. Noch einmal sammelt sich Münstws gläubiges Volk um seine Obcrhirken in zwei festlich gestimmten Sälen. Orgelklang und Liedersang umrahmen die herrlichen Reden. Atemlos lauscht die Menge den packenden Worten des Pfarrer? ans ovarloticn- b»rg, der mit Zahlen und Bcisp'elen seinem Weckruf den kräf tigsten Nachdruck verleiht. Die W'rk.nia ist gewaltig. Ein er grauter Znbörer, der chcma'e a vävitfthen T euften gestanden, fordert begeistert zu einer Samm'.üg nn Saa'e aus, und Tau sende von Mark füllen bald die Hera:,, ,-r: ckten Hüie. Dir Au ssprachen der Bischöfe fallen ans 'eu l,:biren Boden. Es ledorf nur noch eines kurzen, marinen Appeftz aus biichösttchem Munde an katholische? Denken und Fühlen: die Sacke des Bonisat' '?- verein? marschiert auch !n Miinfter. und ras ga ze katholische Land wird helfen, der Diasporanot >i> steuern, mehr und lieber nock, als bisber. Freudig schlägt man u die bittend' ''and Aw Diaspora ein: Wir vergessen dich nie und n mmermehr. Der Sege»St«vg non Münster ist vorüber. Gern kehre ich wieder heim. Denn ich weiß, daß katholische Brüder und Schwestern hinter uns sieben un- ww ein mächtiger Wall die Wagen des Unglaubens auch von nn'sren gejabrvollen Gefilden abwebren helfen. Ich weist aber ruck daß mehr denn je lebhaf te? Verständnis »nd rcgsb:? Fnk-r.'sse der Diaspora nnd d m Bonifatiukverein entgegen gebracht w rd. 1c schwerer die Zcften, um so stärker die Liebe und die christ.ihe Hilfsbereitschaft. ' Gern kehr« ich wieder heim. Denn ich liebe die Diaspora und ihre treuen Katholiken. Ich weist, daß sie auf gefährdetem Posten voll und ganz ihre Pflicht tun dag sie hungern nach der Wahrheit, daß sie dürsten nach Kraft und Gnade nnd daß sie sich bemühen, nicht die schlechtesten Glieder am Leibe des deutschen Katholizismus zu sein.
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