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Sächsische Volkszeitung : 19.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192204191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-19
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.04.1922
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Mittwoch den IS. April 1922 Nr. V0. Seit« r Mi'tt Aus dem Ausland Osterfest-Gottesdienst in Genua Genua, 17. April. Der Reichskanzler Dr. Wirth und Staatssekretär Hammer wohnten am Osterfeste dem Gottes- dienste im Dom bei. Kardinalerzbischof Signori gedachte in seiner Predigt in allererster Linie die Vertreter der großen und edlen deutschen Nation. Die für die anderen Abordnungen frei- gehaltenen Plätze waren leer geblieben, so daß sich die Blicke der grasten Sckvrr der anwesenden Gläubigen ausschliehlich dem deut schen Reichskanzler und dem Staatssekretär zuwandlen. D e internationale Anleihe marschiert Genna. 18. April. Die Kommission für Währnngsfragen beschloß einstimmig ein Gutachten folgenden Inhalts: Es gibt in Europa eine Reihe von Staaten mit derartig niedriger Valuta, das, allein ihre Existenz eine Ge'ahr für den europäischen Wirt- schastsorganisnius bildet. Aus diesem Grunde haben alle Staaten mit hoher Valuta die Pflicht, diesen Staaten mittels langfristiger Anleihen und anderen finanzhygicnischen Mastnahmen zu Hilfe zu kommen. Tie Franzosen motten die Koffer packen Genua, 18. April. Die Neutralen und Amerikaner sehen in dem Vertrag das erste praktische Resultat, das erreicht worden sei. Tie Franzosen sehen in dem deutschen Verzicht und in dem Abschluss des Handelsvertrages eine Brüskierung. Man droht offen niit Packen der Keffer. Französische Drohung mit Sanktionen Paris, 18. April. Der „Matin" macht in einer Mitteilung, die anscheinend von der Rcparationskommissw» ousgcht, auf die Folge» aufmerksam, die für Deutschland entstehen würden, wenn bis zum 8t. Mai keine befriedigende Regelung der Wiedergut. mack'uugssraac erfolgt ist. Die Negierungen erhalten das Rechst gegen Deutschland anzngrciscn Besonderer Nackchrnck wird ans dir Worte ,.Lrs gonvernemrntS resprclifs" gelegt, ans denen zu folgern ist, das; die Beschlüsse nicht von allen Negierungen ge meinsam gesastt zu werden brauchen, sondern das; erst einzelne Regierungen das Reckt erhalte», ihre eigenen Interessen nach ihrem Ermessen vorzutragen. Ein deutscher Gelehrter für Japan Professor Franz Opvenheimcr. der bekannte Nationalökonom, hat einen Ruf an die Universität Tokio (Japan) erhalten und angenommen. Deutsches Reich Kapp auf dem Wege nach Leipzig ? Warnemünde, 18. April. In Warnemünde verbreitete sich am Ostermontag da? Gerücht, dnh Tr. Kapv, aus Schweden kommend, in der Richtung nach Leipzig durchgereist sei. Eine Bestätigung des Gerüchtes war in den späten Abendstunden nicht mehr zu erhalten. Französische Truppen in der amerikanischen Vesatzungszone Koblenz. Die von emem Teil der Koblenzer Presse ber- öffentlichte Meldung bezüglich der Anknn t von diei kleinen Ab teilungen deS srav-öiischen IS. Jägerregiments a»S Trier bat sich bestätigt. Eine Abteilung wurde in Neuwied stationiert, während eine andere in Enger« nntergebracht werden wird. Nach Angabe der französischen Mission in Koblenz sind die Truppen zur Be wachung deS noch hier best blicken amerikanischen Eigentums be stimmt Ed ist also mit einer französischen Besatzung zu rechnen. Aus zuverlässiger Quelle verlautet ferner, laß die amerikanischen Vertreter in der Nheinlandkommission ebenfalls zusammen mit der Armee zurückgezogen werden. Verhaftung eines deutschen Deichhauptmanns durch die Polen Elbing. Am 15 April sind, nach einer Meldung der Elbinger Zeitung, in Neu-Liebenan, einem der iünf umstrittenen Weichsel- dörser. der De chhauptmann Dirksen und ein gewiss-w Schumacher von den polnischen Behörden berücktet worden. Als Grund der Verhaltung wurden angebliche Zollvergehen und Schmähreden gegen Polen angegeben. Duden ist inzwischen gegen hohe Kaution Wied r aus der Haft entlassen worden, während Schirmacher noch in Hast verblieb. Die oberschlesische Polizeibereitschast wieder ausgehoben Benthe», 18. April. Die am Freitag bei den oberschlesischen Polizeiorgancn angeordncte Bereitschaft ist gestern ausgehoben worden. Sozialpolitische Gesetze Wir baden In den letzten Wochen wiederholt die Vorlegung von sozialpolitischen Geietzen an den Reichstag mitaeteilt. Von diesen Vor lagen haben eine Reibe bereits die Beratung im Reichstag hinter sich, während andere sich noch In den Ausschüssen befinden. Das Reichs» aibertsmiwslerium bat bereit», eine Reibe weiterer zum Teil sehr wich tiger Borlaren scrtiggestellt bczw. in Vorbereitung. Fertiggestellt ist u a. der Entwurf eines ReichSknavpschastegesthcS, ferner ein Gesetz, entwurf zur Regelung der Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter, sonne ein Gesetzentwurf zur Regelung der A>bcilszeit der Angestellten und rin Gesetzentwurf betr. die ArbeitSlosigk.it> die Nachtarbeit der Frauen, betr. die Festsetzung einer AlterSgreine iür die Zulassung von Kindern zu geweibiich r Arbeit. In Bearbeitung sind «. a. folgend» Gesetz entwürfe: ein Entwurf zur Durchführung der Arbeiter- und Angestellten. Versicherung in den besttz'en rheinischen Gebieten, zur Nagelung der Bcziehnngen zwischen den Krankenkassen und Reizten, ela Gesetzentwurf betr. Einführung obligatori'chcr Ar sthilfe für die Familienmitglieder der Versicherten, betr. die Wochendilie und Familienwochenhilfe, betr. die Rechttverliä tnisse der Angestellten bei den VersicherungSiräg rn. Außerdem sind für ipäier noch folgende Gesetze u. a. in Aussichi g-. nommen: es soll ein Gesctzeinwurf vorbereitet werden betr. die Fest- sctzung der Mindestalicr» für die Arbeit von Kindern in der Land» wiitschaft, ferner be»r. LaS Vereins» und KoalilionSrccht iandwinlchait- licher Arbeiter, die Entschädigung der Landarbeiter bei ArbeckSunsällen, betr. die Durchführung der wöchentlichen Ruhezeit in gewerblichen B-u>eben u. a. mehr. Aus alledem ergibt sich, daß der ReichrarbcilS- minister vr. Brauns ein außerordentlich umiaiigrcicheS sozialpolitisches ArbcitLprogramm zum Teil bcieilS durchzeführt hat, zum andern Teil durchzuführcn beabsichtigt. ten und seinem Einfluß eine Gefahr für die ganze Beamtenschaft bedeute und sich in keinem Zweifel über die Verantwortlichkeit seines Verhaltens befunden habe. Wir müssen den Marxismus begraben Unter Führung deS früheren sozia dcmolratiscken „VoiwärtS"- Redalieurs Emil Unger ist in Berlin eine neue sozialistische Partei gegründet worden. Folgende Sätze uns dem GründungSauiruf dürsten gewiß auch iür umere Ve hältniise weitere Beachrung be anspruchen: .Wir müssen unsere Auigaven der Gegenwart entnehmen. W»r müss n den Marxismus begraben. Er hat genug Verwirrung und Unheil in Last«!reisen angerianct, er sei in Ehren zur Ruhe geiragen. Wir brauchen nicht Marx, noch Engels, noch Lassalle. Lasset die Toren ihre Toten begraben, es lebe das Leben. Ter Marxismus hat abgewirtschaftet. Wir brauchen einen lebendigen, blunvarmen Sozialismus. Der Marxismus ist nicht imstande, eine gerechte und bestere Wirtschaftsordnung ernzusühren" Das erste Disziplinarurteil: Kein Beamten- streikrrcht Kiirz vor Ostern wurde von der Potsdamer ReichSdiszipli- narkammer die Frage des Beamtenstrcikrechts zum ersten Male zum Austrag gebracht. Den Anlab dazu bot eine Verhandlung gegen den 49jährigen Eisenbahnverc:evsasiistenre>r M. Rosenlhal aus Berlin. Der Tatbestand der Anklage erstreckte siw auf die Zeit heftigster Erregung während des Eisenbahnerstreiks im Februar dieses Jahres. Es w-rd Nossmbal vorgcworfen, zum Ausbruch und zur Fortsetzung des Streiks in hervorragender Weise mitgewirkt zu haben, wodurch sich der Angeschuldigte gegen die Verordnung des Reichspräsidenten vom 1. Februar 1922 ver gangen habe. Rosenthal war bei *>e: Lüt.rrrof-rt'g'nig des An halter Bahnhofes tätig und znm ersten Vorsitzenden des Beamten rates des Anhalter Bahnhofes gewählt. Diese Betätigung ver schaffte ihm großen Einfluß in der Beamtenschaft. Früher ein Gegner des Vorgehens der Reichsgewerkschaft, entschloß er sich Anfang Januar zum Beitritt in die Gewerkschaft und nahm gleich den Standpunkt ein, daß der Beamtenschaft ein Sireikrecht zu- stehe. Nach Ansbruch des Streiks leistete er sofort der Streik parole Folge, hielt Reden in Verhandlungen und bekämpfte d,e Zulassung deS VerkebrS von Lebensmittel- und Enicntezügen, weil er von der völligen Stockung deS Güterverkehrs und der Einstellung der Ententezüge sich Schicker-gleiten versprach, die zum Sturze der Regierung führen mutzten. Rosenihal sind fünf verschiedene Tatbestände zur Last ge legt. Das Verfahren gegen ihn wurde auf Antrag des ReichSver» kehrsministcrs eingeleitet. In der vom Vorsitzenden mit muster gültiger Sachlichkeit geführten Verhandlung bekannte sich der An geschuldigte als Verfechter des Streikprinzips für Beamte, das er aus dem Koalitionsrecht der Beamten herleitet. Der Vertreter der Anschuldigung, OberregierungSrat Braun (Berlin), charakte risierte den Angeschuldigten als Streikführer und überlegten Agitatior, dem von vornherein die Folgen des Streiks erkennbar sein muhten und für die er in erheblichem Maße verantwortlich gewesen sei. In Anbetracht der grundsätzlichen Bedeutung der Entscheidung beantragte er als schärfstes Straßmaß Dienstent lassung ohne Pension und betonte ausdrücklich, daß die Potsdamer Entscheidung den Streikbegriff ein für allemal aus der Beamten schaft ausmerzen müsse. Der Verteidiger, Justizrat Sonnenfels (Berlin), der gleichzeitig Syndikus der Neichsgewerkschaft Deut scher Eisenbahnbeamter und Anwärter ist, sah in dem Verfahren den Versuch einer geistigen Knebelung der Beamtenschaft. Er beantragte, das Verhalten mit einer Verwarnung zu ahnden. DaS Urteil, das auf Dienstentlassung lautete, wobei dem Ange- schnldigten drei Viertel der gelenückun Pension nuf ein Jahr bc. lassen wurde, begründete der Vorsitzende mit scharfen Worten uird unterstrich dabei, daß der Angeschuldigte bei seinen Fähigker- Nachrichten aus Sachsen Der 1. Mai und der S. November sind gesetzliche Feiertage im Freistaate Sachsen, so hat der sächsische' Landtag, d. h. die sächsischen Sozialisten haben eS beschlossen; als Ersatz dafür ist ein Erlaß des Unter richtsministers angekündigt, daß in der Schule Urlaub für kirch liche Feiertage überhaupt nicht mehr erteilt werden soll. So sieht es heutzutage mit der vielgerühmten Freiheit im Freistaate Sachsen ausl Katholiken Sachsens! Dazu dürfe» wir nicht schweigen! Dagegen müssen wir mit allen Kräften protestieren! Nicht mit Handgranaten, Maschinengewehren und Minenwevsern, wie der Abg. Schneller in einem Zwischenrufe zu der Rede unseres Abg. Heßlein in höhnischer Weise bemerkte, nein, solche Mittel über lassen wir denen, die kein anderes VcrteidigungSmittel für ihre Sache kennen. Wir Katholiken Sachsens müssen mit den übrigen gläubigen Sachsen, und deren sind es nicht wenige, überall in Stadt unk Land in Massenversammlungen uns vereinen und der sozialistischen Regierung beweisen, daß wir nicht gewillt sind, uns von ihr Feiertage vorschrciben zu lassen, die nur dazu angetan sind, die uns Deutschen jetzt gerade so notwendige Einigkeit zu unter graben, und daß wir andrerseits uns das heiligste Recht von ihr nehmen lassen, unsere kirchlichen Festtage nicht mehr wie bisher feiern zu dürfen. „Wenn es sich um die Rechte eurer Mutter, der heiligen katholischen Kirche, wen» eS sich um das zeitliche und ewige Wohl eurer Lieblinge, der Kinder, handelt, dann werdet ihr alle, liebe Diözesancn, in geschlossener Front hinter euren Bischöfen stehen", so schrieben unsere Bischöfe ans der letzten Fuldaer Bischosskonferenz in ihrem Hirtenbriefe für die katho lischen Schulen. Soll ihr Mahnruf nngehört Verhallen? Nein, und aber mals nein! Wo könnten wir aber unsere geschlossene Front besser zeigen, als an dem Tage, wo die Katholiken Sachsens sich ihr jährliches Stelldichein geben, auf dem Katholikentage! Darum alle auf zum 4. sächsischen Katholiken^ tage am 3V. September und 1. Oktober in Chemnitz. — Ruhegeldbezüqe. Die Nachrichtenstelle in der Staats- kanzlet schreibt uns: Turch das Gesetz vom 6. April l922 über di« zweite Aenderung des BenmtenbesoldungSgeletzeS (GBl. S. 149) sind auch d>e VersorgungSgebükrnisse der Empfänger von Wariegeld und Ruhegehalt sowie Hinterbliebenenbezüge iür die Zeit ab 1. April 1922 erhöht worden. An Rnhegehaltsemp'änger wird beim Vor liegen der Voranssetzimgen ab 1. April 1923 auch eine Ehelrauen» beihiste von 2500 Mark jährlich gezahlt Die Neuberechnung der Gebührnisse ist bereits in Angriff genommen worden. E-' wird mit allen Kräiten daran gearbeitet und versucht werden, einem Teil« der Versorgung»berechtigten die neuen ab 1. April 1922 maßgeben den Bezüge bereits erstmalig am 1. Mai. im übrigen aber erstmalig am 1. Juni auszuzahten und mit dieser Auszahlung die Nachzahlung der ab 1. April 1922 zuständigen lautenden Mehrbeträge zu ver binden Nach dem Stande der Arbeiten wird seiner damit ge rechnet werden können, daß denjenigen Versorg »uns berechtigten, di« bisher noch nicht im Besitz der auf die Zeit vom 1 April IS20 bis 31. März 1922 entfallenden Rachzahtnngsbeträge gelangt sind, diese Beträge ebenfalls demnächst, zum Teil noch im Laute de» Monate April und Mai, den Rest aber im Juni erhaltein — — Der kleine Grenzverkehr. Touristen, die von Sachsen aus mit dem Schiffe einen Ausflug nach Böhme« unlcuiehiiien, brauchen dazu keinen Paß. Es genügt wenn der betreffende Reisende irgend ein amtliches Dokument wie Geburtsschein und dergl. mit sich führt. Dann wird ihm in Schandau von der deutschen Gen darmerie unmittelbar auf dem Schiffe ein Grenzausweis ausge stellt, welcher 2 Mk. kostet und zur Fahrt bis nach Tetschen-Boden- dach berechtigt. Dieser GrenzauSweiS gilt 48 Stnndeu. Koburg. Die Diebe, die kürzlich die Sakristei der hiesigen Hauptkirche St. Moritz geplündert und sämtliche Meßgeräte von hohem Kunstwerte gestohlen hatten, wurden in Nürnberg festge nommen, nachdem sie versucht hatten, das zerschlagene Diebesgut zu verkaufen. Es handelt sich um fünf Nürnberger Burschen, von denen man annehmen kann, daß sie noch weitere Kirchendiebstähle ausgeführt haben. Ein mitbeschnldigter Zahntechniker, der auch als verdächtig verhaftet worden ist, spielte den Vermittler. Er hatte sich mit der Familie des Kirchendieners angefreundet und seinen Mitschuldigen den Kirchenschlüssel verschafft. Karolas Leid und Liebe Roman von E. Grabowski (11. Fortsetzung.) Im Anfänge schien Kurt alles gleichgültig im Haufe, auch die schöne Base. Aber nach den Tagen der Ruhe und mütter lichen Pflege ging sein Blut wieder frischer durch die Adern. Er wurde lebhafter, seine Angen bafteten länger als nötig an Ka- rolaS Gestalt, und manchmal traf sie sein Mick so begehrlich, daß sie errötend die Augen niederschlng. Aengstlich vermied sie jedes Alleinsein mit ihm. Niemand sah dieses stumme Spiel. Nur die beiden Menschen fühlten es, die beiden Menschen, die eS an- ging. Es schaffte ständige Unruhe zwischen ihnen, machte Ka rola furchtsam und scheu. Der Juni kam heran, der Monat des Blübens und Lieben». Sonnig und blumenreich war er gekommen. Wie ein herrliches Gartenland lag die Insel unter der blauen HiinMelSglocke, dnrch- alüht von Sonnenfrendc, belebt von der Lust glücklicher Krea turen. Ein Dnsien war es. ein Singen, Zwitschern, Hüpfen und Flattern, wie es nur der Juni kennt. Karola kam vom Fried- bof; sie hatte Blumen ans der Mutier Grab getragen. Noch waren ihre Angen feucht von Tränen, die sie geweint hatte. Sie hatte der Toten niit verickiämten Wangen erzählt, wie sehr sic sich sehne nach dem geliebten Mann, wie er all ihr Denken beherrschte, ihr Herz mit Lust und Trauer füllte, lind dieses Geständnis hatte sie ruhiger gemacht. Sie ging letzt heim auf dem schmalen Wege, der sich durch Wiesen wand, lieber ihr lag der Himmel in ungc- messcncr Weite, Luft und Erde zitterten im Sonnenglanz, sachte floß der Strom dahin, daß Sonnengefnnkel in seinen Wassern fangend, das; eS in allen Farben anflenchtete. Wonne strömte durch das Weltall, Wonne dnrchströmte jede Kreatur; auch .Kg. rola empfand die Sommerschönheit mit gesteigerter Lust: Wenn er jetzt daher käme, der geliebte Mann . . .! Plötz lich erglühte sie: Hatte ihr Wunsch Zauberkräfte? Er kam durch das blühende Land, kam gerade ans sie zu. Sie konnten beide nicht reden vor Seligkeit; nur ihre Augen sprachen von der Him- »nelSgewalt. die sie zu einander führte. Sie nickten einander zu, gingen nebeneinander her. sahen reckiS und links zur Seite, fürch teten, einander in die Auge» z» sehen, und dachten beide doch: „Wie süß müssen deine Lippen sein!" Dann kam das Korn, hockt war eS, vali«r Segen; der schmale Weg wand sich mitten durch. In dem Schutze der hohen Halme siel die Scheu von ihren Seelen; sie sanken sich in die Arme und küßten sich. Kurt sah eS. Er stand unter dem Werdenbusch gin Ufer deS Stromes, hatte hier einen Bück über den Weg durchs Korn. Er ballte die Fäuste, als er das Glück der beiden sah, und in seinen Augen glühte der Neid. Tie beiden Menschen sahen die Natter nicht, die an ihrem Wege lauerte. Ahnungslos gingen sie weiter. Sie sprachen mit. einander all die törichten, ewig schönen und immer neuen Worte innigster Liebe. Der Augenblick kam, in dem sie sich trennen mußten, da nahm er sie noch einmal in die Arme und küßte sie. wie keusche, erste Liebe küßt. „Ich komme.wieder," das war alles, was er ihr versprach. Er ging, sie stand und sah ihm nach, bis er sich im Grau der Ferne verlor. Sie stand und sah hinauf zum sonnigen Himmel, sah in die sonnige Welt ringsum, ihr war das Herz zum Sprin gen voll vor Seligkeit. Sie hätte jubeln mögen mit den Lerchen, die unermüdlich gegen den Himmel quirlten, sie hätte schreien mögen mit den Möwen, die rastlos über die Wasser flogen, aber sie blieb still. Sie strich sich das Haar aus der weißen Stirn und ging langsam heim, indes aus ihrem Herzen ein Dankgebet zu Gott emporstieg für so viel Glück. In dieser Stunde ward ihr viel gegeben; es wurde ihr offenbar, das hohe Lied der Liebe. Frau Emma saß mit verkniffenem Gesicht im Lehnstuhh nahe dem Fenster. Sie hatte ein Strickzeug in den Händen, strickte aber nicht. Kurt batte sie eben verlassen und sie sann dem nach, was er ibr erzählt hatte. Zornig und erregt war sie und strack lmit vor sich hin: „Mich wnnderts nicht, ich habe nichts anderes von ihr er wartet. Das alte Sprichwort bewährt sich wieder einmal: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme. Sie waren beide leichtsinnig, die Mutter wie der Vater, nun Hais die Tochter von beiden ge erbt .... aber in meinem Hanse dulde ich so etwa nicht . . . nein . . Sie nahm ihr Strickzeug wieder auf. Hurtig gingen die Nadeln hin und her. Ost sah sie noch der Tür; ihre Angen zogen sich unwillig zusammen, als Karola endlich eintrat. Sie warf ihr einen Blick zu, der Karola sofort verriet, daß etwas gegen sie im Werke war. Sie nahm sich vor, geduldig zu bleiben, wenn Tante Emma in gewohnter Weise auf sie losfuhr. Die ließ nicht lange darauf warten; mit einem bösen Blick rief sie ihr zu: „Unverschämt ist dein Benehmen, bald werden die Leute Mit Fingern auf dich zeigen." Karola hob erstaunt den Kopf und sah die Tante fragend an an» ihren grich«i,L.H>M»lbläuen Augen. „Hab dich nicht so. stiele nicht die Harmlose, ich, weiß ja dock, alles . . ." Da regte sich der Trotz in ihr: „Ich habe nichts Unrechtes getan," sagte sie, „nichts, wovor ich mich schämen müßte." Frau Emma stemmte die Arme in die Hüsten und sah zorn- glühend ihre Nichte an: „Nichts, wovor du dich schämen müßtest? Sieh mal, das klingt ja recht sonderbar! Was denkst du dir denn eigentlich? Glaubst du, Kurt wird ein bescholtenes Mädchen zu seiner Braut machen? Das würde ich nie und nimmer zngcbcn." Karola sah verständnislos in das erregte Gesicht der Tante. Hatte sie recht gehört? Sie die Braut Kurts . . .? «Tu doch nicht so," rief Frau Emma etwas ruhiger werdend. „Die Mutter hat doch wohl auch mit dir davon gesprochen . . ." „Wovon?" fragte Karola verwundert. „Doch nicht davon, daß ich Kurts Dräut werden solle?" „Doch, davon . . . Kurt könnte freilich besser wählen. Ihm stehen alle Türen offen, ober was soll aus dir werden? ES war deiner Mutter größter Kummer, dich unversorgt zu wissen, mit deinem wilden, unbändigen Wesen. Da habe ich es ihr ver- sprachen, dahin zu wirken, daß Kurt dich ebelicht. Das hat sie sehr beruhigt. Es wird mir ja leicht, mein Wort zu lösen, Kurt ist dir Mit, er nimmt dich, wie du bist, aber du darfst dich vorher nicht wegwerfen, darfst es nicht vergessen, daß unser Name makel los ist," schloß sie und fuhr mit der Hand über die schweißige Stirn. ES war ihr doch nicht leicht geworden, so zu lügen. Die großen, reinen Mädchenangen zwangen ihren Blick zu Baden. Karola stand völlig verwirrt. Kurt sollte sie heiraten! Jede Fiber in ihr wehrte sich dagegen. Die Mutter hat es gewollt. sie mußte eS glauben. Ach. sie brachte der Toten jedes Opfer, wie sie eS einst der Lebenden gebracht, aber dieses? Nein und tausendmal nem! Kurts Frau konnte sie nicht werden. Lieber sterben oder ewig Mägdedienste tun . . . Und dann ging eS er- leuchtend durch ihren Sinn und brach sich in dem AnSruf Bah». „Die Mutter hat Kurt nicht gekannt... er ist böse von Natur!" ch Ern Wutansall würgte Frau Emma. Die Worte keuchten über ihre Lippen. „So, böse ist Kurt . . . vielleicht weil er nicht so schmeicheln kann, wie . . . nun, wie der Johannes ... Er ist freilich nicht so glait; aber lieb hat er dich, ehrlich lieb, er will dich nehmen, wie du bist, mit all deinen Fehlern und deiner Armut. Ja, Last du denn eine Ahnung, Kind, was das heißt? Wer nimmt denn heutzutage ein armes Mädel zur Frau? Der Johanne» sicher nicht! Die Sippe kenne ich. Ehrenwerte Leute, das schon, aber berechnend und geizig — hat er dir vielleicht versprochen, dich zur Frau zu nehmen — he . . .?" Lauernd wurde ihr Blick, sie sah die Verlegenheit Karola»; und nahm ihren Vorteil rasch wahr. (Fortsetzung folgt.) ' S »nd Fl schalt S znsch'q, V0» 3 . intion Mit r eine B Arbeit Dcutil der F> Prodn landtv nun und i D.r! Bczüg Fa Ml müßte nrbcit Dabei guad wirtst Arber stelle sorgte April statlsi Die ! luiig« sann» gesich könnt Arbl geoc greij nick! Meis nuS, den stcl amt i» « bab soit Pn All die Hai 3V
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