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Sächsische Volkszeitung : 18.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192407183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240718
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240718
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-18
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.07.1924
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Freitag, den 18. Juli 1924. Nr. 105, Seite 9 Soziale Strömungen Es hat keinen Zweck, an der Tatsache vorbeizugehen, daß die gegenwärtige Lage Deutschlands einer gewissen sozialen Reaktion günstig ist. Es wird auch kaum einen ernst zu nehmenden Gewerkschaftsführer geben, der nicht eine gesunde Wirtschaft als Voraussetzung und Grundlage der Sozialpolitik anerkennt. Arbeitgeberorgane verlangen Sozialpolitik als Selbstverwaltung. Staatliche Matznahmen sollten nur Platz greifen, wenn diese Selbstverwaltung versagt. Das ist grund sätzlich richtig. Wenn man aber die Stimmen der Zeit verfolgt, mutz man hinter diese Forderungen ein grobes Fragezeichen sehen. Der soziale Kampf zwischen Kapital und Arbeit ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Vielmehr aufs neue heftiger denn je entbrannt. Wenn wir als Deutsche nach autzen hin wieder Ansehen und Macht gewinnen wollen, dann mutz im Innern die soziale Gerechtigkeit, das Zusammengehörigkeitsgefühl und das gegen seitige Vertrauen hergestellt werden. Die innere Einigkeit mutz Tatsache sein. Von dem sogeiiannten dunklen Mittelalter könnten wir verschiedenes lernen. Es fehlt uns heute die Ge meinsamkeit der Weltanschauung und die aus ihr fliehende Kraft, um das gesamte Gemeinschaftsleben unter einen starken sittlichen Zwang zu stellen, der die Vorzüge des mittelalterlichen Lebens erklärt. Dadurch werden die heute zu lösenden Aufgaben wesentlich erschwert. Sie müssen und können aber auch auf Grund der gegebenen Verhältnisse einer Lösung entgegen geführt werden. Eine der schwierigsten Fragen ist die der Arbeitslosig keit und der Fürsorge für die von ihr Betroffenen. Die Ar beitskrise geht heute über die ganze Welt. Arbeitslosigkeit herrscht heute auch in den Staaten, die uns das Versailler Diktat aufgezwungen haben. In Deutschland ist durch die Verordnung vom 25. April 1924 die Erwerbslosenfürsorge in die jetzige Form der Er- werbslosenversicherung überführt worden. Es ist zu wünschen, datz diese Acnderung recht bald zum Gesetz erhoben ivird, jedoch mit einer Modifikation. Die Verwaltung dieser Einrichtung müsste in die Hände der Träger dieser Versicherung selbst, also in die Hände der Gewerkschaften, als der be rufensten Vertreter der Arbeitnehmerschaft gelegt werden. Da durch würde verhindert, datz der grötzte Teil der geleisteten Beiträge für Verwaltungskosten aufgeht. Die Beiträge zur Krankenversicherung, die im Frieden etwa 4 Prozent des Lohnes ausmachten, betragen jetzt weit mehr als « Prozent. Es geht nicht an. datz die Kranken kassen auf diese Weise hohe Rücklagen machen, oder die Kapi talien in kostspieligen Verwaltungsgebäuden anlege», während die Versicherungstrüger um die nackte Existenz ringen. Es wäre zu empfehlen, etwaige Rücklagen der Industrie zuzusühien, da mit diese wieder in Gang kommt, und die Arbeitslosigkeit einge schränkt werden kann. Lohnpolitik und Tarifrecht sind mit diesen Fra gen aufs engste verknüpft. Die grossen Lohnkämpse, die da durch entstehen, datz die Arbeitskraft lebender Menschen wie tote Ware behandelt ivird, zeigen die Notwendigkeit einer grundsätz lichen Acnderung. Der unitarische Gedanke des Tarifvertrages wird von verschiedenen Seilen bekämpft. Werktnrif und Werkgemeinschaft sollen an die Stelle des jetzigen Tariswesen- treten. Dieser Vorschlag ist abzu lehnen, nicht nur weil ei aus gcwerkschaftsfeindlichem Lager kommt, sondern weil er den sozialen Frieden unmöglich machen würde. Auf berussstün. dische Grundlage mutz das Tariswesen gestellt werden. Nur so kann die Berussfreudigkeit gefördert und dadurch Qua litätsarbeit möglich gemacht werden. Dieser Erfolg würde zu gleich das beste Mittel sein, die deutschen Waren aus dem Welt markt zu behaupten. Die bisherige Schematisierung des Lohnes hat zur Folge, datz der Familienvater nicht in der Lage ist, sei nen Kindern eine gründliche Ausbildung angcdeihen zu lassen. Die harte Notwendigkeit zwingt heute die Familienväter, ihre Kinder nach der Schulentlassung in die Fabrik zu schicken. Aus diefe Weise wächst nur ein Heer von ungelernten Arbeitern heran. Der Nachwuchs für die Qualitätsarbeiter aber bleibt aus. Dies ist vielleicht die furchtbarste Gefahr, die Deutsch land bedroht. Durch die Güte unserer Arbeit können wir heute noch hoffen, aus dem Weltmärkte und schließlich in der Welt politik unsere alte Bedeutung wieder zu erlange». Wenn aber der deutsche Qualitütsarbeiter aus dem deutschen Wirtschafts leben ausscheidet, dann ist die letzte Hoffnung verloren, datz die deutsche Industrie jemals wieder mit der Industrie der Siegcr- länder wird in aussichtsreiche Konkurrenz treten können. Es ist zu bedauern, datz die sozialistischen Gewerkschaften den Soziallohn bekämpfen, und den christlichen Gewerkschasten, die sich für diese Ordnung des Tarifwesens aussprechcn, überall Schwierigkeiten bereiten. Nicht Werktarifen, sondern Z e n t r a l t a r i f e n auf beruss ständisch er Grundlage, mutz in Zukunft der Weg geebnet werden. Nicht Werkgeineinschaft, sondern Volks gemeinschaft tut uns not. S—i. Tagesneuigkeiken Ueberschwemmungskakaslrophe in China Ein« Ueberschmemmungskatastrophe von ungeheurem Aus- ttnaß hat nach einer Meldung aus Peking in China furchtbare Verwüstungen angerichtet. Der Iangho trat infolge lang- anhaltender Regensälle über die User, ritz die Dämme ein und überflutete das grötzte Handclszentrum Chinas im Norden von Peking. Hunderte von Dörfern sind zerstört worden. Die Zahl der Opfer geht in die Tausende. Pe king selbst ist durch die Ueberschivemmung isoliert worden. Nur die Eisenbahnlinie nach Tientsin ist noch im Gange. Sol daten und Kulis arbeite» Tag und Nacht an der Errichtung von Schutzivällen. Auch Tientsin ist von der Gefahr, über flutet zu werden, bedroht. Die Katastrophe hat ein Ge biet betroffen, das wohlhabend und stark bevölkert war. Die grotze Produktion an Getreide. Baumwolle, Tabak und auch die Bergwerke sind zerstört. Die Stadt Kalgan mit 75VV9 Einwohnern ist völlig verwüstet. Der Sachschaden, den die Katastrophe bisher angerichtet hat, ist nicht zu über sehen. Riesenfeuer in einem pommerschen Dorf Stach einer Meldung aus Stettin äscherte eine riesige Feuersbrunst am Dienstägnachmittag im Dorf Granzow in Pommern zwölf Gehöfte mit insgesamt 38 Gebäuden ein. Fast das halbe Dorf, beinahe restlos aber alle Gebäude mit Strohdach, sielen dem Feuer zum Opfer. Der Schaden ist nicht zu übersehen. Biel Kleinvieh ist mit verbrannt. Men schenleben sind nicht zu beklagen. Die Feuerwehr war dem ausgedehnten Flammenmeer gegenüber machtlos. Seeräuber in -er Ostsee Kiel, 17. Juli. Das Motorsischfahrzeug der Brüder Arp aus Stein, das in den Gewässer» an der Nordtüste FehmarnS gefischt hatte, wurde in einer der letzten Nächte von See räubern überfalle», die sich mit einem Scegelboot von Staber- kuk ans dem Fahrzeug genähert hatte». Zwei Burschen im Alter von etwa 2V Jahren enterten das Fahrzeug und über fielen die Brüder Arp, die in der Kajüte schliefen. Der auf springende jüngere Arp erhielt von den Piraten einen Schutz durch die Wange und fiel besinnungslos zu Boden, der ältere Arp erhielt Schüsse in Arni und Schulter. Trotzdem warf sich der über grotze Körperkräfte verfügende Arp auf den ersten Angreifer und waef ihn nach kurzem Ringkampf über Bord. Darauf stürzte sich der am Steuer sitzende zweite Räuber mit der hochgchobcnen Ruderpinne auf den älteren Arp. Er wurde jedoch von diesem überwältigt, ehe er den Schlag ausfiihreu konnte. Darauf wurde der 20jährige Räuber gefesselt und in die Kajüte gesperrt. Das Fahrzeug lief darauf Burgstaaken an, wo der jugendtliche Pirat der Polizei- übergeben wurde und die beiden Brüder ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mutzten. Der ältere Seeräuber war zunächst verschwunden. Er hatte mit dem von den Piraten benutzten Segelboot d»S Weite gejucht. Es gelang, ihn an der mecklenburgischen Küste feslzunehmcn und ihn der Polizei in Burgstaaken zu übergeben. Er hatte eine Lchutzver- lctzuug am Kopfe, die er sich wahrscheinlich selbst bcigebracht hat. Es handelt sich um zwei Abenteurer aus Lübeck, angeb- l i ch Mohr und Moll. Sie hatten die Absicht, Fischfahrzeugs in der Ostsee zu überfallen und ein Seeräuberdafein nach den, Muster von Störtebecker zu führen. Neue Opfer Kaarmanns Hannover, 17. Juli. Haarmann wird fast täglich bis in die Nacht hinein vernommen. Ausgehellt ivurde dabei dem Anscheine nach neuerdings der Fall eines zweiten Ber liner Opfers. Es handelt sich um den Sohn eines Ber liner Gastwirtes, der etiva im Februar oder März 1922 ein Opfer Haarmannr geworden sein mutz. Seit einer Reihe von Monaten war in Halberstadt der 25jährige Arbeiter Erich Müller vermißt worden. Da man unter den bei Haarmann beschlagnahmten Sachen mich Papiere auf den Namen des Ver mißten gesunden hat, ist die Mutter nach Hannover gefahren und hat dort sestgestellt, datz ein Koffer und ein blauer Anzug, die im Besitze Haarmanns waren, ihrem vermitzten Sohn gehören. Offenbar gehört auch Erich Müller zu den Opfern Haarmanns. -f Eisenbahnunglück in der Schweiz. Nach einer Meldung aus Bern entgleiste ein mit Ausflügler» aus Lugano besetzter Wagen der Centovalli-Bahn und stürzte die Böschung hinunter. Zwei von den 85 Zuginsassen wurden getötet, mehr als zwanzig schwer, zahlreiche weitere leicht verletzt. f- Schiffsuntergang. Der Dampfer Lismore aus Cork bei Watersord ist an der irischen Küste mit Mann und Maus untergegangen. Siebzehn Personen sind ums Leben gekommen. Ein Ueberlcbender rettete sich auf ein Floß und ivurde nach 21 Stunden an die Küste getrieben. f- Ei» Flugzeug abgcstürzt. Ju der Umgebung von Warschau ist eiu Pajsagierpostflngzeug der sranzösisch-rumänischeu Gesell schaft aus größerer Hohe abgestürzt und völlig zertrümmert. Der Pilot und ein Passagier wurde» getötet. f- Vvn Biene» getötet. In einem Walde bei dem Aus flugslokal „Schlangengrube" in der Nähe von Roßlau a. d. Elbe Schloß Lismoyle Erlebnisse in Irland von B. M. Croker. Autorisierte Uebersetzung auS dem Englischen von Alwin« V.jcher. (Nachdruck verboten.) (29 Fortsetzung.) Niel, der gerade die Karten gab, hielt inne und warf seiner Stiefmutter einen ernst-fragenden Blick zu. Allein sie sagte nur so ganz leichthin: „Aber so eile dich doch. Niel, und gib mir endlich mal etwas Ordentliches. Du uird Lyddh, ihr habt immer alle guten Karten." Um zehn Uhr brach die Gesellschaft mif. so dringend, ja fast leidenschaftlich die Wirtin auch zum Bleibe» aufforderte. „Ich mutz morgen schon um sechs Uhr auf einem Pferde markt sein," sagte Niel, „aber wenn Madame und Doatie noch bleiben wollen, dann gehe ich zu Fuß nach Hause." „'s ist einfach lächerlich, wie Sie sich abschinden," enigegnetc Mrs. Douovan. „So werden Sie ja vor der Zeit ein alter Mann." „Na, fühlen tu ich mich bereits als ein solcher." „Was, mit dreißig!" rief sie. „Dreißig seit letzten Monat." „Ach, er meint nur, er habe einen allen Kopf auf jungen Schultern." warf seine Stiefmutter scherzhaft ein. „Ich glaube übrigens, daß ihm bei der indischen Hitze die Lebenslust herauS- geschwolzen ist Er war dock» früher solch ein forscher, lustiger kleiner Kerl, zu jedem losen Streich bereit," und sie waudte sich der Türe zu. Während Conrok seinen Ueberzieher anzag und MrS. Dono- vau ihm dabei helfe» wollte und ihm dringend zu einem Schluck Whisky mit Sodawasser zuredete, winkte Madame ihre Nichte zu sich her und sagte: „Hilf mir doch bitte in meinen Mantel hinein, Herzchen. Ist er nicht schön?" DaS war er allerdings. Weißer Gilberdrokat mit Hermelin besetzt. „Komm mal mit," fügte sie geheimnisvoll hinzu, indem sie Rhoda hinter eine der gelben Marmorsäulen zog. „ich muß dir etN'aS in, Vertrauen sagen." „Was denn, liebe Tante?" „Es ist wegen des Geldes," flüsterte sie, «den fünf Guineen Wöchentlich. Ein wahrer Glücksfall für uns, Herzchen; aber wurde ein Kammerdiener des Prinzen Aribert von Anhalt tot aufgefunden. Wie die Feststellungen über die Todesursache ergeben haben, muß der Diener am Walde von einem Bienen schwarm überfallen und übel zng.richtct worden sein. ^ Bienen stiche in die Mundhöhle haben sofort derartige Geschwülste her vorgerufen, daß der von den Tieren lleberfallcne bald darauf erstickt ist, ehe ihm Hilfe werden konnte. -f Unwetter im Werratalc. Am vergangenen Sonntag gingen im Werratal zwischen Hedem ü n d e n und H a n n.- Münden, sowie im angrenzenden niedersächsischen Bergland schwere Ge witter nieder, die mit wolkcnbruchartigem Regen und starkem Hagelschlag verbunden waren nnd großen Schaden in de» Fluren anrichteten. Die Abzugskanäle konnten die Wassermasscn nicht fassen, so daß die Straßen und Keller unter Wasser gesetzt wurden, Aecker, Gärten und Wiesen sind mit Geröll und Schlamm bedeckt. Die Halmfrüchte liegen wie gewalzt am Boden; große Strecken Roggenfelder sind vernichtet. Groß ist die Anzahl der entwurzelten Obstbäume; massenhaft liet das Obst auf den Straße». Der Blitz schlug mehrfach in Gebäude und Starkstromleitungen ein und zündete. In Gieselwerder brantien zwei Gehöfte nieder, bei de» Löschnrbcitcn wurde ein Feuerwehrmann schwer verletzt. In Lippoldshanscn zertrümmerte ein Blitzschlag den Turm der alten Dorskirche. Priesterweihe und Primiz in Trebnitz Von einem Augenzeugen geht uns folgende Schilderung zu: Dienstag, 15. Juli. In oer altehrwürdigen Kirche zu Trebnitz, am Grabe der heiligen Hedwig, der Schnüpalranin Schlesiens, versammelten sich am frühen Morgen deS 15. Juli die Mitglieder des Haukes Wettin mit einigen geladenen Damen nnd Herren, um der Priesterweihe des ehemaligen Kronprinzen beizuwohnen. Ter Kronprinz, in Diakoneiikleidnug, ans dem linken Arm ein Meß gewand und in der rechte» Hand eine brennende Kerze, sowie der hochwürdigste Herr Bischof von Meißen, Tr. Christian Schreiber, wurden von der Geistlichkeit i» feierlichem Zuge vom Kloster zum hohe» Chor geleitet. Hier hatte auch der Vater des Primizianten seinen Platz, während die übrigen Teilnehmer im Schiss der Kirche der heiligen Handlung beiwohnten. Ter Bischof zelebrierte die heilige Messe bis zum Gradnale, erklärte in kurzen begeisterten Worten die Zeremonien der heili gen Weihe und ging zum Schluß seiner Predigt auf die Bc- tung des Tages ein. Es folgte die Weihehandlung. Bei er- Bryda nnd Niel dürfen dabo» nichts ersahren. Er ist so fürch terlich stolz und würde keinen Pfennig anrühren -- so nötig er ihn auch brauchen kann. Ich aber werde das Geld schon gut an wenden; cS wird mir eine unendliche Hilfe sein. Am besten, du bezahlst es monatlich voraus durch Scheck, aber nicht wahr —" sie legte den Finger an die Hippen — „es bleibt tiefstes Geheimnis." „Gewiß, Tante Kathleen; es wäre mir ein unerträg licher Gedanke, Euch auch nur für einen Pfennig Unkosten zu machen." „Und nun wöhlgcmerkt, wir erwarten dich also in ein paar Tagen. Ach, Niel ruft. Gute Nacht Herzchen," und sie küßte sie stürmisch auf beide Backen. Sich dann noch hastig von ikrer Gastgeberin verabschiedend, raffte sie ihre Röcke zu'ammen, sprang rasch und leichtfüßig wie eine Sechzehnjährige die Stufen hinunter ins Auto hinein und setzte sich neben ihre Tochter. Fünfzehntes Kapitel. Drei Tage später fuhr Rhoda die Anfahrt zum Schlöffe Lismoyle hinauf, begleitet von Mrs. Douovan, die sich niemals eine Gelegenheit entgehen ließ, dort einen Besuch zu macken. Bei einer Biegung entdeckte sie eine gebückte Gestalt, und als diese sich aufrichtcte, sahen sie, daß c? ein hübsches, brünettes junges Mädchen mit einem klugen, offenen Gesicht nnd wunder voller Hautfarbe war. „So sind Sie also zurück, Dryda," rief Mrs. Donoba». „Ja, gestern abend bin ich gekommen. Und dies hier ist wohl Rhoda?" Sie war auf.den Tritt des Auto gestiegen und streckte den beiden die Hand entgegen. „Wie Sie sehen, bringe ich sie wohlbehalten z-urück. Wozu krochen Sie denn dort ans der Erde herum?" „Ich suche MadameS Schlüssel. Sie meint, sie habe sic hier- sallen lassen, als sie hinnntergelaufen war, um den Postwagen abznfangen." „Doch nicht etwa die WirtschastSschlüffel?" fragte MrS. Donoban entsetzt. „Doch, sie hatte sie Bessie abgenommen." „Und es ist sehr möglich, daß sie sie dem Postillion gegeben hat! WaS treibt ihr heute?" „Madame ist noch im Bett. Doatie schneidert, und Niel ist draußen auf drin Haferfeld." „Ah, dann.... dann steige ich hier aus und gehe rasch zu ihm hinüber; ich habe etumS mit ihm zu besprechen. Ihr greifenden! Schweigen der Gemeinde und unter stiller Anrufung des heiligen Geistes legten der Bischof und darauf alle an wesenden Priester beide Hände auf das Haupt des Primizianten. Hierauf übergab ihm der Bischof Stola nnd Meßgewand und erteilte ihm die Gewalt, Gott das Opfer darznbringen Von hier ab brachte der neue Priester im Verein mit dem Bischof mtt lauter Stimme oas erste heilige Opser dar, bekannte nach der heiligen Kommunion im apostolischen Glaubensbekenntnis den Glauben und erhielt hierauf die Vollmacht zur Sündenvergebung. Den Schluß bildete der bischöfliche Segen. Mittwoch, 16. Juli. Ter Piesterweihe folgte heute die Primizseicr des ehemaligen Kronprinzen in der Kapelle des Schlosses S ibhIle ». ort. Nach Sei» Veni creator kielt Prinz Max ein Ansprache, s» der er die Pflichte» des Priesters gegen Gott und die Menschen darleg..: nnd die besondere Bedeutung der heutigen Priester weihe beleuchtete. Darauf brachte der Primiziant das erbe heilige Meßopfer dar und reichte während desselben den Teil nehmern an der Feier die heilige Kommunion. Tie geist- liehen Gesänge führte der Sankt Mauritinschor ans Breslau in mustergültiger Weise aus. Nach der heiligen Messe wurde von der Gemeinde das deutsche Te Tcnm gesungen. Zum Schluß erteilte der neue Priester de» Mitgliedern des Hauses Wetti», den Gästen nnd der Geistlichkeit den Primizsegcn. Die Mitglieder des .Hauses Wcttin hatten den Primizianten mit einem kostbaren Kelck beschenkt. Ter heilige Vater Halle aus Anlaß vor Feie: den apostolischen Segen gesendet. Keimattag -er Schirgiswal-er In unserem idyllisch in de» Lausitzer Bergen gelegenen Städtchen ist in den Tagen vom 10. bis 12. August eine Zu sammenkunft aller auswärts lebenden Schirgiswalder geplant. In allen Gauen Sachsens nnd weit darüber hinaus im Deut schen Reiche, ja selbst im Auslände leben Schirgiswalder Kinder. Die Eigenart unserer Verhältnisse Kat es bedingt, daß viele Schirgiswalder seit Jahrzehnten überall weit verstreut wohnen. Sie wieder einmal zu vereinen und auf diese Weise den H e i m a i< g c d a n k e ii zu Pflegen, ist der Zweck der Zusamwenlniist. Auch diejenigen, die früher in SchirgiSwatde länger gewirtt habe», mögen an der Zllsamiiicnkunft teilnekmen. Tie Fcsiordiinng sicht ein überaus reichhaltiges Programm vor. Es lann keinem Zweifln' nnterliegeii, daß diese Tagung das Ziißimmengeköng keitsgefühl stärken und damit sich zum Nutzen sür unser ganzes- deutsches Vaterland gestalten wird. Anmeldungen sind an den Bürgermeister von Scbirgiswalde, RathanS zu richten. Mädels könnt ja mit dem Auto vollends ans Haus fahren; das Gepäck folgt nach." Sie n>ar währenddessen schwerfällig auSgestiegen nnd ging dann ans ei» eisernes Gitter zur Linken zu. Bryda ietzle sich an ihren Platz. „Ich freue mich so, Sie kennen zu lernen," begann sie, Rhodas Hand ergreifend. „NebrigenS, wolle» wir nickt lieber gleich mit dem du anfangen, liebe Rhoda, ja? Es hat illir zu leid getan, daß du von Pontius zu PilntnS geschickt nnrdest Was mußt du von uns denken? Du kommst lnerher, nnd keine Menschenseele heißt dich willkommen! Niel sagte, er sei mehr wie erstaunt gewesen, als er dich gesehen habe." „Nun ja." antwortete Rhoda lachend, „das- sah man ihm an. Nnd daS ist auch kein Wunder, wenn man plötzlich eaidecll, daß ein wildfremdes Mädchen einem ins Hans gefallen ist." „Hier sind mir," sagte Brhda, „bitte komm. Das Auto kan» hinters Haus fahren und dort ans Mrs. Donova > warten. Wenn sie nämlich mit Niel über Landwirtsihast zu reden anfängl. sin. det sie nicht so bald ein Ende. Nun mußt du zuerst Madame deine Aufwartung machen und dir dann dein Zimmer an- sehen." Rhoda traf ihre Tante noch im Bett an mit einer Menge Kiffe» im Rücken und in eine» neuen Roma i verliest. Sie so : reizend ans in einem kleidsamen Spitzenkänbcken, um sie keium aber herrschte große Unordnung. Ein Sckrink stand weit eisen, auf dem Toilettentisch lag alles durcheinander. Bürsten. Lcklcier, Puderquaste» und welke Blume». DaS eine Fenster war mit einem eleganten Schuh gesperrt, der unter seiner Hiissbereitsch.ist sichtlich litt, daS andere Fenster wurde durch eine» kleinen Klapp, stnhl offen gehalten. „Da bist du endlich, mein liebes Kind!" rief Madame, „nnd deine faule Tante liegt immer noch im Bett! Aber weißt du, vormittags habe ich nichts zu tun, und es ist köstlich, mit iinci» hübschen Roman im Bett zu liegen. Dieser hier ist so spannend, daß ich unmöglich anfhörc» kann — der Verfasser trägt als» allein die Schuld. Bryda. hast du die Schlüssel gesunden? Die dicke Jane wartet auf Seife und Stärke." „Die Schlüssel? Ach nein, sie sind nirgends zu finden." „Ein, ein, na weißt du was. dann gib Coneen fünfzig Pfennig, vielleicht hat der mehr Glück." Dann wandte sie sich an ihre Nichte: „Lyddh hat dich wohl hergebracht?" (Fortsetzung folgt.)
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