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Nr. 167. Seite li Sonntag, den 2«. Juli 1924. M MMg des iWilüüAii Willens Ter Kampf gegen die Geschlcchtstrankheiten. Auf Einladung der Tcntsche» vlesellschaft zur Bekämpfung der G-eschlechtskrankheitcn sind im Oktober 1923 Vertreter der großen Wohlfahrls- und Jugendverbände (Innere Mission, Earilaserlxuid, Deutsches Notes Kreuz, Bund Deutscher Franen- vercine, Ausschuß der Deutsche» Jugendberbünde, Hanptansschnß für Leibesübungen, Aerztebund für Sexualethik, Evangelischer Verlxind zur Pflege der Wcibl. Jugend Deutschlands) zusannnen- getrcten, uin über Mittel und Wege zu berate», wie sich am zweck mäßigsten ei» gemeinsamer Kampf gegen die Geschlechts krankheiten durchführen lässt. Auf der diesjährigen JahreSvcr- samnilung der Deutschen Gesellschaft zur Be kämpfung der Geschlechtskrankheiten, die am 29. nnd 30 April in Obcrhof stattfand, wurde diese Frage von de» verschiedensten Seiten aus beleuchtet. Referate hatten über nommen: Monsignore Dr. Kreutz (Earitasverband), Pfarrer Steinweg iInnere Mission), Reg.-Rat Grüneise» (Notes Kreuz), Prof. Pinkus (Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Ge schlechtskrankheiten). Im N e i ch s m i n i st c r i u m des Innern bat jetzt sine Sitzung im engeren Kreise stattgefunden, welche der praktischen Durchführung der in Obcrhof gegebenen Anregungen dienen sollte, lieber den serualpädagogische» Unterricht für Geistliche be richteten KuratuS Wienken (Earitasverband), Pfarrer Steinweg lJnnere Mission), über den für Lehrer Landesrat da Noch« Schmidt, Breslau. Man war sich darüber einig, das; nicht hygienisches Wissen allein unsere Jugend schützt, das; vielmehr die Schulung des Willens im Vordergrund stehe» inusz. Die Jugend mutz zu charakterfesten Mensche»'erzogen werden. Dazu bedarf sie einer energisclwn und verständnisvollen Leitung. Eltern, Lehrer, Geistliche und Jugendlcitcr müssen auf diesem (chwierigen und heiklen Olebict besonders geschult werden. Es wurde be schlossen, an die zuständigen Stellen heranzntreten, um schon während der Ausbildung der Lehrer und Geistlichen am Seminar nnd an den Universitäten im Lehrplan für die Sexualpäda gogik die nötige Stundenzahl sicher zu stellen. Lehraufträge für Sexualpädagogik müssen an allen Universitäten erteilt, die vorhandenen Lehrbücher einer genwuen Durcharbeitung unter worfen werden. Die Ausbildung der Eltern und der schon im Amt befindliche,, Geistlichen und Jugendlciter mutz in zweckdien lichen Vorträgen nnd Kursen erfolgen. Zur gegebenen Zeit müssen die Jugendlichen auf die Gefahren hingewiesen weiden. Bei der Auswahl der Vortragenden ist zu fordern, das; sie in ibre„ Vorträgen die ethischen Gesichtspunkte betonen und die sexu ellen Fragen mit sittlichem Ernst behandeln. Es soll an die Industrie- und Arbcitnehinerverbände herangctreteu werden, um zu erreichen, das; anfklärcnde Vorträge »während oder im Anschlns; an die Arbeitsstunden abgehalten werden, damit die Ar beiterschaft möglichst geschlossen erfasst wird. Der Schrecken -er Dresdner Feuerwehr Wegen fortgesetzter böswilliger Alarmierung der Dresdner Berussfeuerwehr mar der 1891 zu Dresden geborene Orgel bauer und Betriebsleiter Karl Emil August Iehmlich in der Sitzung des Schöffengerichts vom 20. März zu 6 Wochen Ge fängnis verurteilt morden. Hiergegen hatte Iehmlich, der eine viel mildere Bestrafung erstrebte, und aus gegenteiligen Grün den die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Die vierte Strafkammer als Berufungsinstanz mutzte sich in einer vielstüu- digeu Sitzung nochmals mit der Angelegenheit befassen. Die öffentlichen Feuermelder eines Neustndtcr Stadtteiles waren eine ganze Zeit hindurch zu bestimmte» Nachtstunden in Tätigkeit gesetzt worden. Ilm diese niederträchtigen Streiche aufz,»klären, hatte die Berussfeuerwehr in Verbindung mit der Polizei vielfach Polten ausgestellt, bis cs endlich in der Nacht des 11. Januar gelungen war. den Unlugverüber auf frischer Tat zu ertappen. Insgesamt 19 böswillige Alarmierungen konnten Iehmlich nachgewiesen werden. Die Kosten für das nächtliche Ausrücken der Löschzüge hat der Orgelbauer inzwischen durch Ratenzahlungen gedeckt. In der Berufungsverhandlung machte Iehmlich geltend, er l>abe keinesfalls in böswilliger Absicht ge handelt, er sei oft des Nachts in angeheiterter Stimmung nach Hause gekommen, und da habe er, „einem inneren Triebe fol- gcgend", die öffentlichen Feuermelder in Tätigkeit gesetzt. Um die Schnldfrage restlos zu klären, wurden vom Gericht zwei ärzt liche Sachverständige vernommen, und zwar der Dresdner Gc- richtsarzt Negierunasmedizinalrat Dr. Op;w und der neue Leiter der Dresdner städtischen Heil- und Pilegeanstalt, Sanitätsrat Professor Dr. Neihs, die das Vorhandensein eines zwthologischen Rauschzustandes ganz allgemein verneinten, aber ein unter Al koholwirkung ganz eigenartiges Verhalten, eine abnorme Reak tion für vorliegend erachteten und den Beschuldigten für inso weit gemindert zurechnungsfähig bezeichneten. — Staatsanwalt Dr. Kuhn forderte Nufrechterhaltung der ausoeworfenen Ge fängnisstrafe. Der Mißbrauch der öffentlichen Feuermelder sei eine gemeingefährliche Handlungsweise. Lange Zeit sei die Be rufsfeuerwehr beunruhig worden. Der Verteidiger forderte Auswersung einer Geldstrafe, auf die das Gericht auch zukam und eine solche in Anbetracht der Ausführungen der ärztlichen Sachverständigen in Höhe von 400 Gold mark auswarf. Massenmörder Kaarmann in Hannover Wo werden junge Leute vermisst? Dresden, 19. Juli. Das Landcskriminalamt gibt zu Akten zeichen L K A Tb 985 bekannt: Der in Hannover fcstgenoinmene Massenmörder Haarniann hat im Herbst 1921 auch einen in Hannover zugereisten junge.» ziemlich großen Menschen, oon Be ruf Zimmerinanu, welcher einen Holzkoffer mit Kleidung bei sich fiihrte, umgebracht. Die Person des Cr nordeten konnte biSber »ächte festgestellt werden. Wer 'n d-r Lage ist sachdienliche An gaben über das Verschwinden dieser Person machen zu können, »c.n >e Angehörige von seit dem Jahec ',918 vermissten Jünglingen werden erstickt, bei der nächsten Palizeiverwaltung Anzeige zu erstatten. Die bei dem Mörder Vorgefundenen und von ihm ver kauft gewesenen, gegenwärtig in Verwahrung des Polizeipräsi diums in Hannover befindliche», noch nicht erkannten Kleidungs stücke und andere Gegenstände sind ohne Zweifel Eigentum sol che junger Leute, die von Haarmann umgebracht wurden. Ver zeichnisse der beschlagnahmten Sachen befinden sich im Deutsche» FahndunaSblatte Stück 7680 und im Berliner Tagesbericht Num mer 50. Ten Angehörigen vermißter junger Leute ist Gelegenheit geboten, diese Verzeichnisse bei allen Kriminaldienst verrichtenden Stellen — Kriminalabteilungcn, Kriminal- und Gendarmerie- Posten nnd den einzelnen Beamten der Landesqendarmerie — eia- znsehe». Sollte sich auf Grund der beschriebenen Kleider usir. ei» Zusammenhang mit vermißten Personen ergeben, so wird ersucht, entsprechende Nachricht an die Krimiualpoiizei in .Hanno ver zu geben. Gegebenenfalls erscheint aber das persönliche Er scheine» in .Hannover zweckmäßig, wobei zu Vergleichung geignete Kleidungsstücke, Stoffproben usw. milzubringen sein würden. Fälschungen von weribeslän-igem Eisenbahn-Noigel- DrcSdeu, 19. Juli. Vom wertbeständigen Notgeld der Deut sche,, Reichsbahn sind von den 1-, 2- und besonders von den 5- Dollarscheiuc» Fälschungen im Verkehr, die auf phololithographi- schem Wege hergestellt sind. Die Feinheiten des Gnillocheuntcr- gruudes einschließlich des Rähmchens treten nicht wie bei den echten Scheinen scharf und klar hervor, sondern sind ganz ver schwommen und unscharf, desgleichen ist der Textanfdruck auf die Bil-rvirkerei aus -er Iahresschau Deutscher Arbeit Dresden Dresden, 19. Juli. Wie stets bei ihren Ausstellungen, legt die Iahresschau Deutscher Arbeit Dresden e, höhlen Wert auf tie Produktioiisvorführu.-g.-,'.. Zn diesem Zwecke wurde bei der ersten Ausstellung die Werkstätt' in, Gai'lenge'ä.De errichtet, ,n der 1922 die Herstellung von Meißner Porzellan gezeigt wurde, und in der 1928 erzgebirgische Spielwaren ihren Entstehungsgang auf zeichneten. Bei der jetzigen Tcxtilausstellnng sind vier die Werk stätten für Bildwirkerei, Schloß Pillnitz, nntergebracht. Ganz abgesehen von dem hohen künstlerische» Wert, verdient diese Ab teilung besondere Beachtung dadurch, das; sie außer kleineren Pri vatbetrieben die einzige G o b e l i n w e r k st ä t t e Deutsch lands ist, die nicht nach alten Bor bildern arbeitet, wie z. B. die Münchner Gobeünmannfaktur. In weitsichtiger Er kenntnis der künstlerischen Bedeutung der beiden Leiter dieser Werkstätten, Prof. Max Wislicenus und Wanda Bibro- wicz, hat der sächsische Staat durch Vermitlung des Wirtschasts- ministerinms den beiden Künstlern im Jahre 1919 einige Räume im Schlosse zu Pillnitz bis 1921 unentgeltlich zur Verfügung ge stellt in dem Augenblick, als die Werkstätte nach der Schweiz zu übersiedcln beabsichtigte. Die ersten Anfänge derselbe,» führen nach Brcsla» zurück, wo Prof. Mar Wislicenus und seine frühere Schülerin Wanda Bibrowicz 1901 an der dortigen Akademie eine erste VersnchSschule cinrichteten. Wanda Bibrowicz siedelte im Jahre 1911 „ach Tchrcibcrhau über, von wo ihre Arbeiten durch die begeisterte Zustimmung eines Carl Han.nm inn, de» Bruders von Gerhart Hanptman», eine», vrciteren Pnblit»!» erstmalig be. kamst wurden. Heute noch befinde» sich die Werkstätten als Mie ter im Schloß Pillnitz in schwerem wirtschaftlichen Ringen, wie alle derartigen auf rein künstlerischer Basis ain'g baulen Betriebe. Die jetzige Ausstellung auf der Iahresschau, die erste größere seit der im Kunstvcrein 1919, gibt ein umfassendes Bild von kein ernsten Streben der beiden Leiter und der Vielseitigkeit ihrer Kunst. Man kann beobachten, wie an Ort und Stelle die Bild wirkerei »nt der Hand a» großen Wcbstühlcn hergestollt wird. Der Arbeit des Webers geht die des Malers bei der Herstellung des Entwurfes voraus. Im übrigen hängt die Feinheit und Kost barkeit der Gobelins von der Feinheit nnd Dichtigkeit de? Kett fadens, d. h. des Gerippes, auf den sich der Teppich ausbaut, ab. Diese Feinheit gestattet dann grössten Reicht»,» der Formen- und Farbengebung. Beispiele hierfür sind die Bildwirkereien „Ma donna", „Grazien" »nd die großen ornamentalen Stücke, die der Beschauer im Knppclsaal bewundern darf. Die gröbere Technik verlangt dagegen ganz vereinfachte Formen und eine entsprechend beschränkte Farbcnskala, wie z. B. „Blaue Nixen", „Knnsper- hexe" usw. Außer Webereien sind aber noch in den Räume» der' Werkstätten nntergebracht einige Vitrine» mit kostbaren Perlen stickereien von Else Wislicenus nnd originelle Tiere »nd Puppen von Hcla Bibrowicz. gleiche Weise gefälscht nnd in, Vergleich zur echte» Note ebenfalls unklar, dick und Verschwommen. Der rot anfgedruckte Stempel tritt fast garnicht hervor. Tie Numerierung ist mittels Stempels geschehen, jedoch ist die grüne Farbe zu hell. Obwohl man auf den crstenBlick das Wasserzeicbeiipapicr für echt hält, ist dieses ebenfalls nachgemacht: zwar ist das Muster das gleiche wie auf den echten Scheinen, es ist jedoch ursprünglich ein weißes Wasser zeichenpapier gewesen und ist später nachgefärbt worden. Ferner Matbnr Ludwig. Unter der Geisel Ein Mo'elroma») ) lGcbd. 1 70 Plitz, Grofrskadk und Men schentum Gevd. 6.— Sicwertz Paul, Karl Fürst zu Löwenslein. Ein Bild seines Lebens und Wirkens. Gebd.lS.- «. , Friedrich puftek Such nndRunsthawdlnrrA - I. k I ? 2. I S Rcchc'lfstr.r/Tct.lSri'Z «v» sind von den Halbdollarscheinen n»f gelbem Papier Fälschungen in Umlauf, die als solche sofort erkennbar sind, wenn man sich das Aussehen der echten Scheine cingeprägt hat. Der Untergrund der falsche» Scheine ist mit Hakenkreuz versehen, die Unter schrift ist verzerrt und der Aufdruck „2,10 Mark Gold — Ein hal ber Dollar" ist in kleinerer Schrift als bei de» echten Note» dar- gcstcllt. Sic tragen links unten die Scrienbezeichiinng R H 22 oder 23. I» letzter Zeit ist eine neue Art von Fälschungen der 2-Dollarschei»cw in größerem Umfange in Verkehr gekommen. Die Falschscheine sind auf Papier mit echtem Wasserzeichen hergestellt worden, das in seiner Form dem der echten Tclpnne gleicht. Sie sind sofort daran erkenntlich, daß in dem Worte „Gedeckt" das „e" vor dem „ck" fehlt und in der »Uterschrift Oeser das „j" mit dem nachfolgenden „e" erbunden ist. Für die Ermittlung der Fälscher hat die Reichsbahnvcrtvaltung Belohnungen bis zu 1000 Mark ausgesetzt. NachlSsung von Eisenbahnfahrkarken * Dresden, 19. Juli. Vom 20. Juli 1924 an werden die Be stimmungen über die Nachlösnng von Fahrkarten auf der Deut schen Reichsbahn geändert. Der Reisende, der sofort unaufgefor dert dem Schaffner meldet, daß seine Fahrkarte abgefahren ist, oder daß er eine höhere Wngcnklasse 'als die benutzt, die seiner Fahrkarte entspricht, oder das; er eine Znggattung mit höhere» Fahrpreisen benutzt, hat künftig einen Zuschlag von 50 Gold pfennig zu dem nachträglich zu entrichtenden Fatzrpre's, jedoch nicht mehr alz daS Doppelte diese? Preises ;» zahlen. Der Zu schlag ist für jede Person, für die nachgelöst wird also auch für jedes Kind, nnd sowohl be! Nachlösnng in, Zuge als auch bei Nachlösnng auf einer Station zu zahlen. In den Fällen, in denen sin Reisender mit einer ungültigen Fahrkarte betrotten wird, ohne daß er sich vorher unaufgcfocdert gemeldet bat, verbleibt e? bei der Bestimmung der Eiscnbnhn-VerkchrSardnung. das; er fiir die von ihm znrückgelegte Strecke da? Doppelte des Fahrpreises, mindestens 3 Goldmark zu entricht',, hat. Vermischtes — Deutscher Historikertag in Frankfurt. Der Deutsche Historikertag. der zum letztenmal im Jahre 1918 zusammentrat, wird in der Zeit vom 30. September bis 3. Oktober in der Universität Frankfurt seine erste Tagung nach dem Kriege ab halten. Mehrere hundert Vertreter der historischen Wissen schaften, darunter auch solche aus Oesterreich und der Schweiz, werden sich einfinden. Der Magistrat wird einen Empfang im „Römer" veranstalten. — Selbstmord auf der Rednertribüne. In Lemberg spielte sich ber der Tagung des Jnvalidenkoiigrcsses für Polen ein auf regender Vorfall ab. Unter vielen Rednern, die die polnische Regierung wegen der unwürdigen und schlechten Behandlung der Invaliden heftig angnffcn, trat ein junger Mann auf, der sich in besonders leidenschaftlichen Anklagen erging. Wäk. rend er sprach, zog er Plötzlich einen Revolver hervor und schaß sich vor den Auge» der entsetzten Zuhörer eine Kugel in den Kopf. Er brach tot znsammen. — Haarmann im Hungerstreik. Wie aus Hannover ge meldet wird, ist der Massenmörder Haarmann in Hungerstreik getreten. — Aufhebung einer FalschmünzcnverkiiSlte. In Berka hob die Polizei eine Fcilichmünzerwerkstätte ans, die hcnwtsächlich falsche I-Billionen-Marlicheftie verstellte. Ein Gaunerstreich. Ans Frankfurt am Main wird ge meldet: Als ein junger Mann ans Höchst bei der Reichsbank für seine Firma die Summe von 6000 Mark abgehoben hatte, trat ihn, anf der Straße ein feingekleideter Herr entgegen, stellte sich als Kriminalbeamter vor und erklärte dem jungen Mann, cs bestehe Verdacht, daß er kommunistische Gelder er hoben habe. Ter junge Mann mäste ihm zwecks Prüfung acr Angelegenheit sofort »ach dem Gerichtsgebäude folge». Jeder Fluchtversuch würde sofort mit dem Revolver vereitelt In dem Gerichtsgebände öffnete der Beamte eine Tür und rief hinein, daß er den Gesuchten und die Mcwve mit den, Gelbe habe. Tann wandte er sich an den Verhafteten, warnte ihn nochmals vor einem Fluchtversuch, nahm ihm dann in einem Zimmer die Mappe mit dem Gelbe av »nd tagte ihm, er mäste ,„lange warten, bis ei» Beamter käme. Es tom natürlich niemand. Ter junge Mann war einem Schwindler, von dein inan „och keine Spur hat, zum Opfer gefallen. — Ter Mund als Ehrakterzeichcn. Man glaubt gewöhn lich den Charakter eines Menschen am besten ans seinen Augen zu erkennen, deren Glanz. Geradheit des Blickes usw. psnckwlo- gisch ansgedentet werden, obgleich gerade diese Zeichen vollständig dem Zufall anheimgcgeben sind. Viel richtiger ist e->. die Lio- pen zur Deiitnng des Chrakters heranznziehen. Die Form dec Lippen nnd die Linien des Mundes werden von den bewussten »nd unbewußten Regungen des Menichen am stärksten bcein- slnßt und bei der Entwicklung des Ekaraklers am deuilickften modelliert. Mädchen, die sich einen Gatten sticken, sollen stck vor solchen Männern hüten, deren Mundwinkel tief hernnlergehe,:, denn nichts zeigt klarer einen Menschen mit eftiem bösen, zorni gen Temperament an. Andererseits soll man sich aber auch vor einer Mundlinie hüten, die an den Winkeln zu sehr ln die Hohe geht, denn darin ist Leichtsinn »nd Leichtfertigkeit ausgenrägt. Sehr rote dünne Lippen künden Grausamkeit an. eine Unter lippe. die voll ist und herabhängt, deutet an,' Mangel a» Püicist- bewußtscin hin Menschen mit einer langen Binü-n Mnudlinie. die zwischen den Lippen klar nnd seit gelchmtten ist. sind ge- möknlich selbstsüchtige und herrschsiicktige Pein'oncn. Diejenige:! Lippen, die die beste Charakteranlage verraten, sind »ick,: 'u dünn, aber von symmetrischer Fülle mit einer leichten Aust wärtsdeiveaung an den Winkeln, die ein lustiges Gemüt er kennen läßt. — Tie Beute eines falschen Gepäckträgers. Durch einen falschen Gepäckträger büßte auf dem Anballer Bahnhof eine an - Wie» ankommcndc Tome ihre Koster ein Sie beugte stck, ans dem Fenster und rief nach einem Gepäckträger. Es meldete sich auch einer, der aber keine Dienstmütze trug. Dieiem Munn-' reichte die Reisende ihre Gepäckstücks bcrans. Der G-'väckle i zer verschwcind im Gewühl und wurde nicht mehr gesehen. Ec bat fiir etwa 2000 Mark Wertsachen erbeutet. Gold aus Quecksilber Professor Miethe pon der Technische» Hochschule bat eine aufsehenerregende Erfindung gemacht. In Genieinschafts, arbcit mit seinem Assistenten Dr. H. Stammreich ist es ihm gelungen, den Zerfall des Onecksilberatoms zu bewirken und dabei Gold in analytisch nachweisbarer und wägbarer Menge zu erhalten. Das Gold wurde dabei in Menge» von der Größen ordnung ein Hundertstel bis ei» Zehntel Milligramm gewonnen. In wifsciischaftlicber Beziehung ist die Entdeckung eine glänzende Tat. Wer aber an ei» praktisches erhebliches Ergebnis glaubt, ist im Irrtum, denn um Gold in, Werte von einem Dollar herzustellen, braucht man bei den Berliner Strompreisen etwa 60 Millionen Mark, bei den Strompreisen an, Niagarafall etwa 20 Millionen Mark. Das künstliche Gold ist also da< teuerste Metall, das in der Welt zu finden ist.