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Sächsische Volkszeitung : 17.09.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192009171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-09
- Tag 1920-09-17
-
Monat
1920-09
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.09.1920
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Freitag den 17. September IVA Tr. M4. Seift, ust ohne einen einheitlichen Grundgedanken. LS wurde unter dem Herr Botschaft« Freiherrn von Mumm di« .Zentralstelle für Aus landsdienst" geschaffen, in welcher Erzberger sich dann in vorderster Reihe betätigte. Ed galt vor allem, die Berechtigung de» deutschen Standpunltes dem Audlande gegenüber darzutun und Angriffe und Verdächtigung, n von gegnerischer Seit« würdig zurückzuweisen. Erz- bergcr teilt mit, daß in dar ersten Zeit sich eine Anzahl von Priestern der Gesellschaft Jesu in ganz hervorragender Weise ehrenamtlich um die Aufklärung des Auslandes verdient gemacht haben Die militä- rischen Stellen hatten von Anfang an wenig Verständnis für dl« Notwendigkeiten des Aufklärung de» Auslandes. Als einmal ita lienische Journalisten zu einer Reise nach Deutschland kamen,, Hab« der deutsche Veglcitosfizk.r diese Journalisten ganz offen als Spione bezeichnet und gemeint, mehr Wert als dieser „Klimbim" hätte das gute deutsche Schwert. Ter damals die Reise vermittelnde deutsche Reserveoffizier sei dann verhaftet worden und die Schutzhaft wurde gegen alle Vorstellungen aufrecht erhalten. Erzberaer äußert sich da hin, daß die maßgebenden deutschen Militärs die Psychologie des Krieges bis zu seinem schrecklichen Ende nicht erfaßt haben. Die deutsche Tonart im In- und Ausland« sei immer gewesen: „UnS kann keiner!" Alle Schilderungen über Mangel Im deutschen Volke, seine Unterernährung, sein Leiden und Darben wurden verpönt und ver boten. Deutsche Aerzte und Wissenschaftler mußten schreiben und schrieben, daß es für den Deutschen sehr gesund sei, wenn er weniger als vor dem Kriege esse. Man rnachve umfangreiche Statistiken datr über auf, mit wie w«nig der Mensch durchkommn könne; man wollt/ so dem Auslande beweisen, daß die Vorräte an Lebensmitteln und an Gegenständen des täglichen Bedarfes so groß seien, daß Deutsch land nie ausgehungert werden könne l Wie die Greuelpropaganda im AuSlande gehandhabt wurde, davon erzählt Erzberger folgendes: Während seiner Anwesenheit in Rom erfuhr er, daß die im italienischen Königshaus wellende eng lische Erzieherin mit viel Geschick ihren Zöglingen über das Schicksal der belgischen Kinder, denen von den Deutschen die Hände abgehauea sein sollten, zu erzählen wußte, so daß diese eines Tage- ihren Vater bestürmten: „Denke an die arukn belgischen Kinder ohne Hände und ohne Bein«'." Erzbergor hält die Zeit noch nicht für gekommen, um sein« Propagandatätigkeit erschöpfend zu schildern. TS sei ein Ver brechen am deutschen Volke gewesen, daß man von ihm forderte, öffentlich Auskunft zu geben über Maßnahmen und Personen im deutschen Aufklärungsdienst. Welcher Neutral« sollte sich Deutschland noch zur Verfügung stellen, wenn «r solche Gefahr läuft? Besonderen Wert legte Erzberaer auf die Aufllärung der Ka- tholikn im neutralen und auch im feindlichen Auslande. Tie Schil derung dieser Tätigkeit zeigt« eine allumfassende wirklich ausgezeich nete Organisation und legt anderseits dar, welche Kreise diese Ar beit in allen Ländern gezogen hat/. Als eine vortreffliche Ergän- »ung richtete Erzberger die evangelischen Wochenbriefe ein. d!« unter Leitung des evangelischen Theologieproftssors Deißmann vom No vember 1914 ab erschienen und insbesondere auf die amerikanischen Verhältnis?« zugeschnitten waren. Bei der Schilderung des Zustandes vor Italiens Eintritt in den Weltkrieg erhält man durch Erzbergers Schilderungen einen Ein blick in das diplomatische Jntriguenspiel, welcher tatsächlich er schreckend ist Erzberger war im Verein mit dem Fürsten Bülow gegen den ebenfalls von amtlichen Stellen auf das heftigste intri giert wurde, am Werke, um Italien von der Kriegserklärung abgu- balten. Man war auch trotz der traurigen Rolle, die der österrei chische Botschaft^ in Rom spielte, schon Über die Voraussetzungen mit den italienischen Staatsmännern und Parlamentariern einig, als die italienische Freimaurerei die Straße aufbot, d'Annunzio nach Rom kommen ließ und dann der italienische König eingeschüchtert wurde, mit dem Hinweise darauf, daß nur di« Führung eines ita lienischen Krieges gegen Oesterreich die Monarchie tn Italien retten könne. Erzberger schildert im Zusammenhang damit, wie es dem Fürsten Bülow nach seiner Rückkehr aus Rom nicht möglich war, »über seine Auffassung der Dinge dem Kaiser direkt Vortrag zu hal ten. Amtliche Stellen taten vielmehr alles, um ein Zusammentreffen des Fürsten mit dem Kaiser zu verhindern. Erst im Winter 1916/17 Wurde der Fürst gelegentlich zu einer Abendgesellschaft zum Kaiser geladen. Ein Zusammentreffen des Kaisers mit dem Fürsten an läßlich eines Kaiserbesuches in Hamburg im Jahre 1917 wußte d«r damalige Vizekanzler Hclfserich zu Hintertreiben. Recht bemerkenswert ist ein weiteres Kapitel im Erzberg-o- kchen Buche, betitelt „Im Vatikan". Erzberger gibt hier seine Ein drücke bei den Unterredungen mit dem Papste über die Kriegsfragen wieder. Dem Papst war insbesondere auch Material über angebliche Untaten deutscher Soldaten in Belgien überknacht worden. Erzberger veranlaßt«, daß alle Angaben amtlich nachgeprüst wurden. Es er gab sich aber, daß bi« Anschuldigungen völlig zu Unrecht erhoben wor den waren. Am Karsonnabend 1918 bei seiner zweiten Anwesenheit in Rom äußerte sich dsr Papst Erzberger gegenüber über die Fort» setzung deS europäischen Blutbades sehr bekümmert und er sagte da bei u. a. folgend« prophetische Worte: „Wenn der Krieg noch lange dauert, gibt eS «ine soziale Revolution, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat" Die Tätigkeit deS PapsteS bezüglich d«r Freilassung der Zivil" befangenen und sonstiger Fikforgemaßnahmen Kgt Erzberger im ein- ! tzelnen dar. I Die Hetze gege» Le» ReichSerrrährimgS- minister Dl« .Beult«« Morgenpost' kan» von töne« Steckenpferd, dem Ministerium stk Ernährung und Landwirtschaft nicht lassen, und zeigt dem erstaunten Publikum jeden Dag ihoe jonrualislischea Kunst, stücke, «ls ihre Mitteilungen üb« die 100000 Mklchlühe.derrn A». nähme verweigert sei, sich al» «in Jmtum entpuppte, dem di« .Mor genpost" »um Opfer gefallen war und nur 2800 Milchkühe übrig blieben, al« zudem fcslgestellt wvftde, daß di« Verhandlungen im vollen Einvernehmen mit den Amerikanern erfolgten und diese die Auffassung de« Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft teilten, hindert« dies die „Morgenpost" nicht, ihren Lesern votrzu- rechnen, wa» IVO OOO Milchkühe bedeuten, wobei die Rechnung durch zu viel Sachkenntnis auch nicht getrübt wurde. Dann mutz immer wird« dar Auto deS Ministers herhalten, wobei der ehemalig« Refe rent im ErnährungSministerium, Dr. Lavalle. dem Blatt als klassischer Zeuge gilt. Anscheinend glauben auch allmählich andere sozialistische Parteiblätt«, sich durch dieses Schreiben nicht über trumpfen lassen zu dürfen und wenigstens etwas mitmachen zu müs. sen. Wir haben nun gar nichts dagegen «inzuwenden, daß die in der Presse erwähnten Vorgänge bei der Einrichtung des Ernährungs- minifftriums auch im HauvtcmSschuß deS Reichstages behandelt worden, im Gegenteil, wir find sehr dafür, daß diese Vorgänge vor diesem Forum vollständig Aargestellt werden, damit die unsinnigen Treibereien der Presse und de» gekünsten Dr. Lavalle aushören, und wir bedauern sehr, daß bis zum Zusammentritt d«S Reichstages eine beträchtliche Zeit vergeht. Wenn ab« die Erklärungen d«S Reichst- Ministers für Ernährung und Landwirtschaft nicht hixb- und stich fest Morsen wären, dann würden die Sozialdemokraten sich im volks wirtschaftlichen Ausschuß wohl nicht damit begnügt haben, nur nach ihnen zu fragen, sondern sie würden doch wohl auch aus die Aus führungen drs Minister» geantwortet haben. Ebenso wäre im Reichs rat die Besprechung wohl anders gelaufen. Wir hab«n auch gar nichts dagegen, daß man sich mit der Frage beschäftigt, ob di« Minist« Automobile benutzen sollen oder nicht. Man muß di« Frag« aber generell behandeln und könnte sie dann auch nach der Richtung be handeln, welcher Partei di« mffssen Minister angehörten, als di« Automobil« für di« Ministerien beschafft wurden, und welch« Parte* die meisten Minister angehvrt habtm, die Automobile benutzt haben. Wir würden der sozialistischen Presse, die dies« Frage aufgreift, emp fehlen, ihre Erkundigungen weitergvhen zu lassen, dahin, welche Be amten noch Automobile benutzen und auf welch« Weise sie beschafft sind. Die sozialistische Presse findet vielleicht Anlaß, bei dem Re» girungspräsidenten mit dieser Untersuchung zu beginnen. Der Thüringer Katholikentag in Weimar Wie treu die Thüringer Katholiken zu ihr« Sache halten, da» lonnt« man auf dem am IS. September abgehaltenen Thüringer Katholikentag sehen. Schon am Sonnabend erlftn zahlreiche latho- lische Verein« aus allen Gauen in Massen herbei. Arbeitervereine, Gesellenvereine Jünglings- und Männervrreine, sie alle waren ver treten. DI« Tagung begann mit einem feierlichen Hochamt. Die Kirche faßte kaum die gewaltigen Mengen der Andächtigen. Dom kapitular Leicht aus Bamberg hielt die ergreifende Festpredigt. Rührung und Freude leuchtete ans allen Gesichtern. Die katholischen Studentenverbindungen Jenas waren in Wichs und mit Fahnen erschienen. Die Festversammlung wurde am Nachmittag um 8 Uhr im Nationaltheator vom Pfarrer Breitung-Weimar mit einer Begrüßungsansprache eröffnet. Dann «griff d« Jesuitenpater Cohausz - BreSlau das Wort zu einem Vortrag üb« das Thema „Ehrt st us inmitten d«r modernen Welt." D« Red ner riß durch sei« von hehrster Begeisterung getragenen Ausführun gen die Herzen der Zuhör« mit sich. Nachdem d« gemischte Chor unter Leitung des Kantors Frödex in mustergültiger Weise meh- rere Gesänge von Beethoven, Rolle, Eckers usw. vorgetragen hatte, nahm Herr Rektor Rheinländev-Hagen da» Wort und sprach in langen Ausführungen über das Thema: „Verfassung und christliche Schule." Sein« außerordentlich zeitgemäßen Ge danken wurden von den Anwesenden mit größtem Interesse ausge nommen. Da- Schlußwort sprach d« hochw. Herr Bischof von Fulda, Dr. Damian Schmitt, der noch einmal alle die erhebenden Gedanken, die durch die Tagung gegangen waren, zu sammenfaßte und die Katholiken Thüringen« aufforderte, stet- weste* unentwegt und tftu für ihren heiligen Glauben zu zeugen und zu streiten. Der Kanzler des Deutschen Reiche« Fehrenbach wohnt* dem Hochamt« und dem größte« Test« der Nachmittagssitzung bei. D« Abend versammelte noch einmal alle Teilnehm« in den Räumen der „Armbrust". Bei dies« Gelegenheit lamen di« Grüße und Glückwünsche der auswärtigen Verirrt« zmn Ausdruck, auch di« ka tholischen Vereine Dresden- hatten einen Vertreter entsandt. Alle» in allem darf die Tagung der Katholiken in Weimar als eine gelungene bezeichnet werben und ihr Widerhall wird, durch ganz Thüringen dringend, in allen katholischen Herzen Freud« und Eis« für die große katholische Sache erwecken. Pott. Wettere v«ihülkmge« übe» polnisch« Absichten Berlin, 18. September. D« deutschen Regierung ist weitere« Material bekannt geworden über di« neuen AufstandSabsich- t«n der Polm in Oberschlesien. In einer Mitteilung des Kommen- barsten des 27. Beuthen« Neserveschützenregiments Jankowitz, da, tftrt au» Krakau, L. September, wird dem polnischen Plebiszitkom- missariat tn Beuthen gemeldet, daß das 1., 2. und Z. Bataillon des Regiinents an der Greife in Bereitschaft steht und daß de: Einmarsch in Oberschlesien auf Wunsch des Kommissaaials er- kolgt Nach Erkundungen von ander« Seite stehen tatsächlich in t,je. sen Tagen zahlreiche polnische Truppen bei Sosno- wlce DeS weiteren sind Weisungen zur schleunigen Beschaffung von Waffen an alle KreiSkommandanten ergangen. In der Zeit vom 14. bis 16. September sollen vertrauliche Zusammenkünfte aller Kompanieführ« veranstaltet werden, um di« Signale und Sammcl- punkte für den Fall d« Alarmierung zu verabreden. Am 16. und 17. September wird als Instrukteur de» Oberkommandeurs Herr Stoelcki die einzelnen Bezftcke bereisen. Die Abstimmung im November? verli«, 16. September. Der Präsident der interallietten Kom mission in Oppeln, Geneiral Lerond, dementierte einem Ver treter der »Boss. Ztg." gegenüber nochmal» in all« Form da- von der „Breslauer Morgenztg." veröffentlichte Dokument. Ueber dl« Unruhen d« letzten Wochen sagt« er: Die interalliiert« Kommis- flon ist fest entschlossen, jedem Unruhestifter, den fi« ermitteln kann, streng zu bestrafen. Dr« Schuldfrage ist tn einem Lande, das so viel Konfliktsstoff birgt, nicht ohne weiteres zu entscheiden. Auf dt« Frage nach den Maßnahmen gegen die Führer dgr polnischen Kampforganisation erklärte Lerond: All« Schuldigen, deren man habhaft geworden ist ob« noch habhaft wird, werden nnwÄgerlich durch die interalliierten Schiedsgerichte abge urteilt werden. Di« Entwaffn ungSaktkon hat im allge meinen günstige Erfolg« erzielt, von «in« Baendigung lann ma, in einem so «nnchige« Gebiete nicht sprechen, da täglich wtr>- der neu« Waffen hereinlommen. Von polnischer S«ite werden sie als Konterbande über di« Felder an d« Grenze ge schmuggelt. Ab« auch von deutscher Seite hat man gestern wieder auf dem Güterbahnhofe Hindenburg einen Waggon mst SM Ge wehren beschlagnahmt. Die blaue AbstimmungSpolizet, deren Ein" Achtung durch den FriedenSvevtrag vorgesehen wag, scheint sich gut einzuführen. Ihr« Zahl ist nicht begrenzt und wird, wenn nötig, erhöht werden. Auf die Frage nach den Maßnahmen, di« die Kom- Mission gegen ein« etwaige Wiederholung der kttrzlichen Ereignisse " habe, erwiderte der General: Wer jetzt etwas unternimmt, ann «twaS erlebenl Hinsichtlich deS Termins der Abstimmung und deS Drängens KorfantyS auf schnelle Abstimmung orwiderte Lerond, die Kommission dulde keine Pression. Die letzte Entscheidung üb« den Termin liegt beim Botschafterrat in Paris, an den di« interalliierte Kommission in Oppeln ihre Vorschläge zu machen hat. Ts wird, sagte er weiter, leine Abstimmung stattfinden, bevor Ruhe und Ordnung im Lande herrschen. Der natürliche Abstimmnngskampf soll nicht unterdrückt werden, nur s«in« Ausschreitungen. Lerond verwahrte sich weiter entschieden gegen den Vorwurf der Parteilichkeit, vor dem die Kom mission schon durch ihre Zusammensetzung geschützt sein sollte. Aus weiteren Gesprächen, di« der Referent mit anderen Mit gliedern der Kommission hatte, «gab sich, daß die Kom mission die Vorkommnisse der letzten Tage und Wochen einmütig auf da» lebhaftest« bedauert. Falls sich weit«« Zwischenfälle ernsterer Art nicht ereignen, könne damit gerechnet werden, daß die Abstim mung in der zweiten Novemberhälfte stattsindet. Di* Vorbereitung«, dafür würden jedenfalls eifrigst betrieben. Zur Waffenabgabe tu Oberschlesie» Einer Meldung des „Vorwärts" aus Hirschberg in Schle sien zufolg« wurde dort von d« Kriminalpolizei in d«r Schank- Wirtschaft Jägerwäldchen ein große» Waffeulager entdeckt, das auS etwa 2000 Gewehren, über 80 großen und kleinen Ma schinengewehren und viel Munition besieht. Die Waffen wurden beschlagnahmt und die Munition auf Anweisung des Regierungs präsidenten vernichtet. Beuche«, 16. September. Da« deutsch« Plebiszit- Kommissariat in Oberschlesien weist in einem Aufruft daran! bin, daß die Deutschen im Vertrauen aus die inkralliierte Kommission chne Waffen abgegeben hätten, und daß die interalliierte Kommission, obwohl sie wiederholt in dringendster Weift darauf hingewftfen wor. den sei, daß dft Polen nur einen Teil der abzuliefernden Waffen abgegeben hätten, und ein gewaltiger organisiert« Wasfenschmuggel au» Polen bestehe, nicht» Wirksames »um Schutze d« unbewaffne tem Deutschen getan habe. Di« polnischen Mordtaten hätten noch immer nicht aufgehört. Tausende von Deutschen hätten vor den Polen flüchten müssen. Obwohl die Deutschen in allen ihren Hoff- rmngen auf Schutz und Gerechtigkeit seitens d« Besatzungsmächte be trogen worden feien, wollten sie, im Vertrauen auf die Kraft und dft Gerechtigkeit ihr« Sache auch weiterhin dft Zurückhaltung üben, die bisher so Übel belohnt worden sei. Die Verantwortung für alle kommenden Ereignisse ruhe auf d« interalliierten Kommission. Die Verderberin Roman aus der römischen Tampagna von Peter Dörfler (1. Fortsetzung.) Als der Pater sich unterdessen seinen eigenen bunten Lebens lauf vormeditiert und daran alle die Betrachtungen der Welt geknüpft halte, die sich aus seinen Erfahrungen «gaben, und am Stand« der Sonne bemerkt Hatte, daß die Frist für den Probeaufsatz abgelausen fei, da klatschte er in die Hände, um die Schüler zum Schlüsse zu drängen. Aber all die Gesichter, die zu ihm aufblickten, machten so ungeduldig« und bittende Mienen, und di« von Eifer so glänzenden Aug«n flehten so innig: „Noch einen Moment, wir sind noch nicht zu Ende," daß « brummend zustimmte. Und die Federn kritzelten mit wilder Hast weit«. Endlich aber legte einer nach dem anderen daS spitze Rohr beiseite. Der Pater schuft: „Ob ihr den Mist noch einmal lest und wenigstens von dew Monstra befreit!" Er rollte dabei drohend sein« großen schwarzen Augvn, und dis Schüler übsr- flogen prüfend ihr „Leben", den einen oder andere» Maftl darin mit leichtem Federzug austilgend. Wieder klatschte der Pater in eine feinen, nervösen Hände, und dann ging er von Schülgr zu Schli er, nahm ihnen die Blätter ab und ließ zugleich seine Polizei- blicke üb« die ersten Sätze gleiten, wobei er immer allerlei „Monstra" entdeckte. Indessen schrieb ein Schüler, d«r seinen Platz etwas abseits kn einer Nische gesucht hatte, in selbstvergessener Hingabe weiter- Er hatt« offenbar weder das mahnende Klatschen des Paters noch das Davonstürmen der Komilitonen bemerkt. Man hätte glauben können, er gehöre nicht zu der Schar, so sehr übersah er ihr Tun und Treiben Auch war er offenbar um ein Bedeutende- ält« al» >alle seine Mitschüler, denn wenn er auch die Größeren derselben kaum überragte, so zeigt« d« zarte, seinglftdrige Körper und vor dlftm das blasse Gesicht mit der ausdrucksvollen Nase und dem festen Mund die Formen eines reisenden Jüngling«. Der Pal« hätte den Schreibenden wohl übersehen. Ab« Kamille, rin Sienese. entdeckte khn und rief dem hüpfenden Peppo zu: „Sieh da. Cola de Rienzi ist eingeschlafenl" Cola — so nannten sie den Senior der Klasse, Weil « dasselbe Schwärmergesicht und dasselbe. freilich meist sorg sam gehütete Schwärmerwort hatte und ein Fanatiker der Größe Roms war Peppo war ein HanSwurst. Er erhob sofort ein laute« Kftlächter »nd schlug mst seinen beiden Händen vor Vergnügen klatschend auf die Schenkel, wie toll schreiend! „Eingeschlafenl Er. das Licht!" Da wurde der Pat« aufmerksam. Er lnurrte Peppo an: „Merlo! Du hast Grund zum Uebermutt Verkrieche dich und such« nach Lappen für deine Schande! Ein solche» Geschmiere!" Peppo schnitt eine Grimasse und verschwand in den Lauben, der Pater aber schritt jetzt auf den reglosen Schüler zu. Rein, der schläft nicht, aber warum vergißt «, waS dft Zucht heischt. „Eh, Romolo," schrie « wie weckend, „schläfst du?" Aber da schauten zwei glanz- feuchte, dunkl« Augen zu ihm auf wft zu einer Erscheinung au« rin« fremden Welt. So erschrocken war der Angesprochene, daß sich seine -blassen und hageren Wangen mit Purpur färbten und dft Stirn bi» hinein ins rabenschwarze Haar rötete. Dft Augen irrten, als durch liefen die Gedanken eben nochmals prüfend eine weift Bahn und such ten Fäden zu binden, die er plötzlich widerwillig hatte reißen sehen. „Wer bist du, und wer bin ich?" schien der Selbstvergessene er wachend zu fragen. Da rötete sich auch des Magisters Stirn. Ter Professoren«!?« schwoll wieder an. Mel Sein best« Schüler, der allein so viel Grütze im Kopfe hatte, als all die anderen Muli zusammengenommen, der spielend in kurzer Zeit eingeholt hatte, waS den anderen in jahre langer Mühv notdürftig eingebleut worden war, ließ ihn bei der ersten selbständigen, aus der Schablone fallenden Arbeit schmählich sitzenil WaS sollte er dann von den anderen erwarten! Grimmig entriß er dem Jüngling das Papier, auch die losen Blätter, die aus dem Tagebuch gerissen wamm und als Konzept diene» sollten, und schrie! „Romolo, ich will sehen, ob daS aus Bosheit oder Dumm heit geschehen ist! Wehe, Wenn du dich nach Esels Muster eigensinnig auf alle Viere gesetzt hast und nicht weit« wolltest, wo die Bahn glatt gewesen wäre. Dann stecke ich es dem Pater Antonio, deinem blindguten Beschützer,, der dich verhätschelt, daß eS ihm die Götter verzeihen mögen!" Und er überflog die beschriebenen Blätter. Es waren öeren «ine groß« Zahl. „WaS. und dies alles soll nur Einleitung sein? Dies Monstrum von Einleitung für ein Leben von etlichen dummen JahrenI. . . Wohin magst du Unglücksmensch dich verrannt und verlort haben? Romolo, dein Leben, nicht das dein« Vorfahren ab Adam hättest du niederschreiben sollen. Finde ich nur einen gram matikalischen Fehftr, dann ist dein Schicksal entschieden — du ver lierst deinen Preis!" Nach dieser Red« schritt d« Pater mit seinem majestätischen Schritt, der deS historischen BodenS, über dem « hin wegging, wohl würdig war. aus dem Garten. Dn Schüler ab«r blieb unbeweglich an d« «mgestürzte« Säuft liegen, die ihm als Unterlage für sein Schriftstück gedient hatte. Dft scharf« Aussprache des Meisters hatte ihn wohl aufgeschrrckt, aber wie «in aus süßen Träumen Gerissen« unwillig das Licht des Tages steht und wieder in die dunkle, wundersame Unterwelt hinabzu tauchen sucht, so «griff « offenbar wieder den Faden der Erinne rung und schwang sich tn die Welt, die hinter ihm lag. Sein großes Auge stand nachdenllich still, indes dft Schüler durch den Gatten kreischten und schwirrten und dft Sonn« mit uraltem Marmor und heuft gewordenen Blüten wft mit gleich lieben Kindern spftlft. D«r Magister abt-r zog sich eilig in seine Zelle zurück, um in d« Näh« des Tintenfasses eifervoll tiefe roft Smemen in den Kau sen Leib d« Aussätze einzuzeichnen. Romolo» Stilübung befriedigt« ihn zu Anfang in hohem Grade Der Jüngling fing an, indem er gleichsam als Lebensdevis« sein« Liebe zu Rom und zu de» klassischen Studien heworhob. Da» war ganz im Sinne und Geiste des Lehrer». Grammatikalische Verstöße, da» sah der Scharfäugige sofort, waren bei der Sicherheit, mit der kein Primus die lateinische Sprache beherrschte, ausgeschlossen. Auch der Stil trug zu Anfang deutliche Anklänge an Crftro das große Vorbild, daS immer «st um den Ausdruck für irgendeine Empfin dung oder Phrase gefragt werden mußt«. Bravo, das war ganz vor züglich! Nota primal Aber allmählich verdüsterte sich dft kaum er heiterte Miene deS Meisters. Zwar brauchte « dft vertrocknete Tinte in seiner Feder nicht zu erneuern. Monstra, will sagen faß bare Fehler, fanden sich nicht. Ab« je weit« die Erzählung fort- schritt. desto nachlässiger wurde ber Stil. Da« war ja nicht mehr lateinische GravitaS. daS war italienisch« Beweglichleit. Kurzatmige Sätzchen! Kein Tropu», keine Periode, keine majestätische Auf machung. Das entbehrt« ja all« Würde. So «wählt ein Freund dem Freunde während der Feierabende. Und dann, ja dann, wo daß eigentliche „Leben" begann, da mußte « bei jedem Sah den Kopf schütteln. Da waren befremdliche Dinge erzählt, und noch mehr be fremdlich waren die Gefühlsäußerungen eine- Jüngling», d« diese« Mnkr in da» Noviziat eiutreten sollt«. Mag de* Aussatz reif sein, die klösterliche Gesinnung ist unreif« al» die de» leisten Schüler». Der Aussatz war nach de» Pater« Meinung ein unbewußte» Bekennte »IS »um Heidentum Romnaldo la< ihn noch einmal, strich dft ver dächtigen Steffen mit blauem Stifte an und gab ihn dann de« Pat« Antonio hinüber, dem Entdeck« und Beschütz« diese» Canr- pagnawildlingS, der anscheinend ein Zigeuner geblieben war trotz all« Ttileftqanz, ein Cbrist mit dem Kopse, «in Heide mit dem Her ze«, uub-wußt —, gsviß, ab« deshalb um so gefährlich«. -- - (Fortsetzuuq fvkgt^
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