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1l». WL4 1». Iah»,. «ejchä^tlstnR« »«» Natzaktt,«, ^r»»tza«, Vl. 1«, H»lt>at«ftratz« 4« SiicksWe Freitag, 17. September 1920 Fernsprecher 21 MS Postscheckkonto: Leipzig Rr 147V7 V»t»«»»»«tsi tn de» «etchüstsft«» «d« von de» «alt «r,«tzol» «u«g»d, 1 «lt Miytr, v«v^, 1».»«-» «v»a»»e » ».ÄS M. v» Dr»»»«« und gm« Leutfchlanv ft,» Hau« «»«,,», L 1».«8 «»«„»» » ».»o 4t, — tzt» «ach«»» »»llS^ck«, «schont an all«, »«chentagm nachm. — «pttchstun», »er ft^attion: 11 »t« 1» Uh, vor». A»»«»nahm« von G«lchastran^la«n »t» L« Uhr, von Famllienan,eigen dt« 11 Nhr vor«. — Preis skr dt« Vettd>Spalt,«lle 1.40 4t, i« «ellametell S.U» 4t. FennUienaneelgen I.»0 4t. — Fift undeutlich geschrie»«,«. so«!« durch iftrnsvreche» aufg»g«ken« An»«ig«n kdnnen wir dt» «erantmortlichkelt für die «ichtigkeit de« Text«* nicht liiernehmen Würzburg H Mit den tiefsten Eindrücken find wir von Würzburg zurück Mhrt. Wir sind geschieden unter dem Eindrücke einer großzügigen Rede de» Fühtror« der preußischen Katholiken, de- Geheimrat- Dr. forsch in der Gchlußversammlung am Mittwoch nachmittag. Es «ar ohn« Zweifel eine der besten Reden, di« wir jemals von Dr. forsch gehört haben. §- kann daher nicht Wunder nehmen, daß die Riesenversammlung mit außerordentlicher Spannung di« bedeutsamen Darlegungen verfolgte. Hier sprach ein Mann, der nun fast KO Jahr« im öffentlichen Leben Deutschlands wirkt, fast 80 Jahre für dir Katholiken seine Kraft entsetzt. Hier sprach ein Mann, der als junge* Ziudent zum ersten Male im Jahre 1872 aus d«m Katholikentage i, Breslau sprach, und dev nun in großzügigen Warten einen Rück blick auf die verflossenen fünf Jahrzehnte warf. Rückschau hielt, die am so ergreifender und tiefer wirkte, da sie von einem Mitkämpfer Mben wurde. Nm so bedeutfanier war es daher, daß Herr Ge helmrat Dr. Porfch sich mit einer außerordentlich be» merlenSwerten Entschiedenheit gegen gewisse Kritiker im eigenen Lager wandte. Und es kann nicht Wunde» nehmen, daß di^ Versammlung diesdm erfahrenen Führer stürmisch zustimmte, als «r sagte: „Wer kritisieren will, soll Mitarbei ten", Und hier sprach ein Mann, der nun Jahrzehnte laug mitge» arbeitet hat. Gr sprach vom Papste und sprach vom Friede». Tags zuvor hat der Vertretertag d<r katholischen Verbände in einem Telegramm an den hl. Vater erklärt, daß wir uns treu zu seiner EnztMa über den Vblkerfrieden bekennen. Zu gleicher Zelt hat der Bertretertag anläßlich des Jahrestages der Einnahme Roms ani 20, September 1870 aufs neue seine Stimme erhoben gegen das dM obersten Hirten der Herde Christi zugesügte Unrecht, Im Anschluß daran hat Gcheimrat Dr. Porsch zurückgegrisfe» auf dir kchritte, die schon Windthorst in diesem Sinne getan hat, und dieser Rückblick wax besonders lehrreich, da Dr. Porsch selbst als Mitglied riner Konferenz, an der nur Windthorst, Professor Moser und er teilnahmen, aus reichster Erfahrung sprach. An uns deutschen Katho liken soll es nicht liegen, wenn ein Völkerbund nach dem Plan« des Papstes nicht zustandekommt. Wir sind gern bereit, soweit wir lönnen, an der Herstellung eines solchen Völkerbundes zu arbeiten- To rief Geheimrat Porsch unter lebhaftem Beifall auS. Ebenso entschieden aber verlangte er gleich dem Papst« Gerechtigkeit mich im Völkerleben. So fand die Vertretertagung in Würzburg einen glänzenden AuSllang. Ebenso wie der Anfang etwas ganz Außergewöhnliche» war. Die offiziellen Verhandlungen de» Vertretertages wurden am Dienstag früh «ingeleitet (wie schon erwähnt) mit einem Vortrage KS früheren Generaldirektor» de« VolksvvreinS für das katholische Deutschland, Prälat Dr. Pieper, über den Gemeinschaftgeist und' 'eine Pflege zum Wiederaufbau de» deutsche» Volles. Da», was Dr, Pieper gesagt hat, läßt sich in wenigen Zeilen nicht wiedergeben, Mer wir hoffen, daß di« Hunderte von Vertretern d:r katholischen Verbände Deutschlands diese reichen Gedanken und' Ideen nun in» zanze Land htnauStragen worden. Es war eine tiefernste Ge wissen Serfo-rs Hu n g, die Dr. Pieper hielt, und in der er bbtonte, daß Hilfe nicht zuerst von einer Zuständereform, sondern son Erneuerung de» Gemeinschaftsgeister kommen lömis. Mit Rocht erklärte er, daß wir das Gemeinschaftsleben von unten aufbauen müssen. Wer nicht im Elternhaus? den Familien sinn erlebt Hab«, sei für da» weitere Gemeinschaftsleben verdorben. Erschütternd waren zum Teil die Ausführungen des Redner«, abeir auch von kraftvoller Nngeschminktheit. Da» Programm de» Bertretertage« war nicht nur reichhaltig, -» war stkr die Kürze der Zeit miftres Erachtens zu umfangreich. Der nunmehr zum erste» Vorsitzenden de» Zentralkomitee» für die Katholikentage Deutschland» gewählte Fürst Alol» zu Löwen- stein, der «in Volksmann durch und durch ist, gab selbst in der Mußversammlung zu, daß die Aussprache unter der Ueberfülle d«r Referate gelickten hat. Aber wir hatten ein«» Katholikentag in dieser form ja in Würzurg zum «csten Mal« und es müssen natürlich auch ia Erfahrungen gesammelt werden. Der Referent für die Einzel- iatholikentagr, Herr Chefredakteur Dr. Hoeber in Köln, hat d«m Wunsche Ausdruck gegeben, daß ein Katholikentag in früherer Form Kreit« km nächsten Jahre wieder abgehalten »verden möge. Diesem Wunsche Rechnung zu «ragen, wirb gewiß das Zentralkomitee alle» -m, S» erscheint aber doch zweifelhaft, ob bei den teueren Fahr- »eise«, bet de» Ernährung»- und BohnnngSschwierigkelten sich dieser Plan schon st» nächsten Jahre durchführe, lassen wird Sollte da» liicht der Fall sek«, dann muß d«r Vertretertag der Vorsitzenden tftr katholischen verbände wiederum abgehalte« und er muß unseres Er- achten» auch nach mancher Hinsicht auSgebaui werden. Vor tllem mu? di« Vertretung der einzelnen Länder auf solchen Tagungen nach einheitlich«, Gesichtspunkten geregelt werden. ES wird Aufgabe « Ständigen «u»schusse» der Sächsischen Ka- iholkkentag, «nd der geschlossenen Versammlung der in der lächsteil Woche ftattfindenden Leipziger Katholiken- tag««- sein müsse», htarM Verölt« Stellung zn nehmen^ soweit riichsen st, Frag, kommt. Alle» in allem können wir sagen, daß di« Verttetw'agung in Würzburg einen befriedigenden verlaus genommen hat. Er wird wohl so ziemlich allen Teilnehmern dabei zum B-wußtsein gekommen sein, wie riesengroß die Aufgaben sind, welche da- katholische Deutsch land in der Gegenwart und in der Zukunft zu erfüllen hat: so groß, daß sie kaum zu übersehen sind. Aber mit vollem Rechte hat Ge» hrm.rat Tr. Porsch in seiner SchluZi'te erklärt, daß wir nicht ver. zweifeln wollen, vielmehr il» Katholiken glaubensstark und glau- «nsmutig den Dingen rntgegensehen wollen, die un» etwa noch bevor- stehen. In diesem Sinne soll und wird Würzburg ei» Markstein in der Geschichte de» katholischen Deutschland sein, au dem wir uns aufrichten können, sollen und müssen. stsl. UM" ll» üislüil gv«l8 nlelit rukliek: "WW osill, mit Diksr imä §rvtiäs rvirst I)ti nllss äaran sstrisn, um rsostt2siti§ in ss-vip»ig siuLutrsffsu Liuiu (1807 äsr vom 24. Vl8 28. Sfipt. lv> «rlitgllMht statt- üuäst. ovUm Sesslss vlii «lrUivlii» krouüonsvßl. ngeliüsm 8>mI.sldi vioilgieiit «a nisned« >»1« Vs» Ml iisst' ki'sWrtt'tiii'i stotis«, in gpaüsi' 2gs>I rui- lisiMsng. — Eine Reform unseres Parteilebens? Von einem Parlamentarier. Das deutsche Parteileben mach: augenblicklich eine Gärung durch, welcher man als Politiker die größte Aufmerksamkeit schenken muß. Eine gewisse Parteiverdrossenheit macht sich im deutschen Volke unver kennbar geltend. Es gibt wohl kein« einzige Partei, die von sich sagen könnte, daß sie mit ihren inneren Verhältnissen restlos zu frieden sei. Anderseits gibt cs in jeder der bestehenden Partein Vieh: Tausende, dh mit den politischen und parlamentarischen Wir ken derjenigen Partei, für die sie gestimmt haben, nicht einverstanden sind. Klarheit im Wollen und Klarheit in dem Ziele begegnet man aber bei den Krittlern doch nur recht selten. Die politische Schulung weiter Schichten unseres Volkes hat leider auch nach der Revolution keine Fortschritte gemacht. ES wird nirgends so viel im Partei leben eines Landes kritisiert wie in Deutschland. Es werde» aber auch nirgends so wenig positive Gegenvorschläge gemacht wie bei den deutschen, mit Verantwortlichkeit nicht beschwerten Krittlern. Es wäre ja nun töricht, leugnen zu wollen, daß unserem gegen- wärigen Parteileben sehr große Mängel, ja selbst sehr schwere Fehler anhasten. Die menschlichen Unvollkommenheiten treten, man mvch'e sagen, in konzentrierter Form gerade in einer Parteibildung auf. Bei einer Körperschaft, die den vielseitigsten Interessen mit ihren in sich wieder in zahllose,, Richtungen auseinandersplitternden Wün schen gerecht werden soll, müssen sich eben die Dinge Han im Raume stoßen. Aber es ist doch fraglich, ob die gegenwärtig sich im Zuge befindlichen Bestrebungen zur Reform des deutschen Pa Uellebens Aussicht auf Erfolg bieten können. Dieser Tage haben wir von der Ncugründung einer Partei er fahren. Sie geht aus mittelständischen Kreisen hervor und gab sich den Namen „Wirtschastspar'ei des deutschen Mittelstandes". Nun ist es ganz unbestreitbar, daß die MittelstandSinteiessen bei der he»° tigen sozialen Lage Deutschlands und bei dxr dadurch bedingten Struktur des PartellebenS o!me allen Zweifel viel zu kmz kommen. Aber die Frage ist doch aufzuwcrfen, ob gerade unter Betrachtung und Würdigung dieser nach d«r militärischen, politischen und sozialen Umwälzung nun einmal fürs erste unabänderlichen Lage eine neue, einzig und allein ganz bestimmten und eng umgrenzten Interessen dienende Partei mit Aussicht auf Erfolg sich durchsetzen könnte. Auf die Aktionsfähigkeit kommt doch alles an. Ohne eine breite Basis im Parlament könnte eine solche Partei sich keinen Einfluß verschaffen, sie würde vielmehr nur zur Zersplitterung bei den andere» Parteien, und wie die Dinge heule nun einmal stehe», damit zu einer fort schreitenden Radikalisierung beitragen. Und gerade den Mittelstands- intevessen wäre durch eine solche Entwicklung derr Dinge am aller wenigsten gedient. Man kann die Gründung nur verstehen, wenn hinter ihr di« Absicht waltet, die Durchsetzung der Ziele gar nicht im jetzigen Par teisystem, sondern in einem erst zn schaffenden zu versuchen. Von diesem Standpunkte aus daivf man die Gründung der Wirtschafts- Partei ebenso wie die vor einigen Tagen in Bayern erfolgte Grün dung einer christlich-sozialen Partei, welckie sich vor allem die Zusam menschließung aller nichtsozialislischen Angehörigen dvr erwerbenden Schicksten, insbesondere der Arbeiter, angelegen sein läßt, als Etap pen für daS Ziel der Schaffung eines benissständische» Parlament» ansehen. Schon seit einiger Zeit mußte man Bestrebungen wahrnehmen, die auf das eben umschriebene Ziel hlnausliefcn. Man macht gel" tend, daß bei der be»tigen sozialen Gestaltung der Dinge die poli tische Jnckeressenvertretung nur in engster Gemebnschast mit der Wahrnehmung wirtschaftlicher Jntsllssen der betreffenden Kreise zu verfolgen und durchzusctzen sein werden. Man vergißt da bei leider die kulturellen Interessen, die bei einer solchen Gliederung kaum Raum hätten. Man muß aber doch auf Grund unserer ganze« politischen Entwicklung, die auch durch die nachnovemberlichen Er eignisse im Grunde gar nicht umstürzend betroffen ist, scststellen, dass für heute und Wohl auch noch für absehbare lange Zeit hinan» eine Verwirklichung deS Gedankens deS berufsständischen Parlamentes in Deutschland unmöglich ist. Dazu fehlen alle Voraussetzungen. Di« Revolution hat Ansätze, die in der kaiserlichen Zeit vorhanden waren, nicht gestärkt, sondern nur geschwächt, und die kommende» Ausgaben Im neuen Deutschland werden trotz ihres vorwiegend wirtschaftlichen Charakters ihre Betrachtung vom allgemein politischen wie kulturelle« Standpunkte ans nicht ausschließen. Aber dennoch ist das Bestreben durchaus richtig, für unsre Parteileben und für das Wirken und Schaffen der politische» Par teien neue klarer umschriebene und fester gefügt« Formen zu finden. Aber auch dafür haben wir ja die Vorbereitungen schon in dem Plane der Schaffung eines eigenen Wirtschaftsparlaments vor uns. Für ein solches Wirtschastsparlament sind wir an dieser Stelle immer und immer wieder, und noch zu ein«m Zeitpunkte ein getreten, als die Erörterung dieses Themas in weiten politische» Schichte» noch verpönt schien. Wir müssen in der Tat eine solche wirtschaftsparlamtntarische Organisation, klar gegliedert und fest gefügt, so rasch als möglich schassen. Die berechtigten Interessen des Mittelstandes, der unter den heutigen Verhältnissen in einer geradezu bedauerlichen Lage sich befindet, der aber um keinen Preis zugrunde gehe» darf, könne» nur In ein» solchen Körperschaft aus giebig und wirksam vertreten werden. Die bemssständischen Inter essen aller übrigen Kreise unseres Volkes müssen daneben eine sorg same Vertretung und Förderung im Wirtschastsparlament finden. Von dieser Basis aus muß denn auch das politische Parlament für die Nein wirtschaftlichen Fragen seine Anregungen empfangen und' eine gegenseitige verständnisvolle Zusammenarbeit muß sich daran anknüpfcn, Auf diesem Wege und auf diese Welle wird das organische Zusammenwirken zwischen Wirtschaft und Politik herbeiznführen sein,, das wir benötige», um den gebotenen Ausgleich der Interessen und damit ihre Nutzbarmachung zum allgemeinen Wohl herbeiznführen. Erzbergers Propagandatätigkeit n. In seinem Buche „Erlebnisse im Weltkriege" (Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart, 400 Seiten) stellt Erzberger an die Spitze seiner Aufzeichnung», eine Schilderung seiner so viel angefeindeten Propagandatätigkeit. Er legt dar, wie der Weltkrieg das deutsche Volk militärisch, politisch und wirtschaftlich unvorbereitet gesunden habe. Ohne die geniale Erfindung dbr Gewinnung des Stickstoffes ans' ddr Lust hätte in Deutschland zu Beginn des Jahres 1913 die Erzeugung von Pulver eingcstellt werden müssen. Ein neckischer Zusoll wollte es, daß am 13. Juli 1914 im KricgSministetium ei» Schreibe» des ReichSschatzamtcs ein" traf, worin di« Nenfordernngeu für Vermehrte Munitionsbeschaffung im Etatsjahr 1915 abgelehnt wurden. Auch auf politischem Gebiete war überhaupt nichts kür den Krieg vorbereitet. Auf die Anfrag« Erzbergcrs im Auswärtigen Amte !m Juli 1914 erklärte ma„ ibm, daß zu einer Besorgnis kein Grund vorliege. Der politische Referent für Frankreich meinte am 27, Juli: „Nächste Woche reise ich vergnügt in Urlaub ab" Auf seine Anfrage bei einer amtlichen Stelle wurde ihm erklärt, d» ft>e A-u"'st in Münster vorgeftbene Katholikentag sollte ruhig weiter vorbereitet werde», an einen Krieg sei nicht zu denke». Als der Kneg dann auSg'broch.-n war, zeigte sich sofort der schwere Mangel einer AuskiänmgSvrganisativn für In- und Aus land, Zu diesem, für die breiteste Öessentlichkcit und nicht '„letzt als Beispiel der Bewertung der Presse bei den amtlichen Stelle» bemer kenswerten Kapitel führt Erzberaer das folgende aus: „Man hat dem Reichstag oft den Vorwms gemacht, daß er die notwendigen Gel der sür die politische Propaganda nicht ge'Mhnngt habe. Das ist falsch, Es fehlte der Negierung entweder an Mut oder au Ein sicht, die erforderlichen Summen für eine Organisation, wie sie be» sonders England und Frankreich seit langem besitzen, anullorder». Der Reichst»» umbrie sich mr gegen eine Vermehrung dcs Geheim fonds. Ich selbst hatte 1914 vvrgeschlagen, «inen Fonts „zur Ver breitung deutscher Nachrichten im Anslande" zu schasse». Die vom Auswärtigen Amte hierfür geforderte Snmmc von jährlich riner halben Million hat das Neichsschatzamt auf 300 000 Marl ermäßigt. Diese Summe wurde dann vom Reichstage ohne Widerspruch angc- nommen und eine veremkachie Rechnungslegung hienär vorgesehen. Daz» kam ein zweiter Mißstand, Als Abgcordne er habe ich eS jahrelang bemängelt, daß keine einheitliche Pressestelle in, Reiche vorhanden war, DaS Auswärtige Amt hatte seit langem seine Presseabteilung, das Rcich-smarineamt richtete vor nvei Jahr zehnten eine solche ein. Beide arbeiteten iMrs absichtlich und un absichtlich gegeneinander. Im Jahre 1914 suchte auch das KriegS- ministeriiim eine eigene Pressestelle sich zu schasst», DaS preußi che Ministerium des Innen, batte wiederum seinen eigenen Presseappa rat. D.mllchs Pressevertretnngen im AuSlande gab es nur selten Wenn bei einer diplomatischen Mission sich einmal ein Vertreter der Presse befand, so wurde er so schlecht entlohnt, doß er weder gesell schaftlich noch politisch seinem Va-crlarde einen nennenswerten Dienst leisten könnt,'. Zu den schon erwähnten Pressestellen kamen im Kriege noch zwei hinzu: eine bei der Obersten kmerxsleittmgd u„d eine beim stellvertretenden Geiieralstob in Berlin, Das Durcheinan der und Gegeneinander wuchs von Tag m Tag, auch nach der Schaf fung dbs KrttgspresseamtcS. Trotz meiner Bemühungen und Vor stellungen gelang eS nicht, eme einheitliche Leitung zu erzielen. Beim AuSbruch des Weltkrieges wurde Deutichland von seinen Feinde» abgcsperrt, aber es sperrte auch sich s'lbst ab. Die militä rischen Stellen erließen sofort die Anordnung, daß keine einzige deutsche Zeitung über die Grenze gehe» sollte, und dies trotz der Zensur im Innern Dem Auswärtigen Amte wurde erst tM Wo Mm nach Erlaß dieses Befehles hiervon Kenntnis gegeben Die deutschen Zeitungen, die das Wirksamste für eine ruhige Aufklärung der Neu tralen und der Gcaner hätten leisten können, lagen in riesigen Ballen an den Grenzstationen fest. Inzwischen hatten sich im ganzen Reiche wild« Propaganda- bureauS aufgetan und im Oktober 1914 konnte Erzbergcr feststcllen, daß nicht weniger als 27 Bureaus oder Stellen innerhalb des Rei ches mit der Propaganda im Auslande befaßten, jede aus eigene