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Sächsische Volkszeitung : 31.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192112319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-31
-
Monat
1921-12
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.12.1921
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Sonnabend den öl. Dezember 1921 Sächsische VoHSzettung Nr. SV2. Seit« H rechten preußischen Soldatentums und staatlicher Zucht vor Augen. Und das. obwohl sie bis auf wenige wissen, daß diese Vorgänge so sind, wie ich sie geschildert habe, und wenn sie r» nicht wissen, die Bestätigung jederzeit von Dr. Helfferich erbitten können. Obwohl sie wissen, daß ein solches Verhalten des Ge- nerals sich nicht auf überragende Einsicht, sondern nur aut grenzenlose Einbildung berufen kann. Sie wissen es alle, daß dieser General weder an Bildung, noch an Charakter, weder ein deutsches, noch ein preußisches, noch ein soldatisches Ideal ist. Sie seufzen über jedes neue Buch. Sie halten in ge schlossenem Kreise mit bitterer Verurteilung nicht zurück. Aber »ach außen schweigen sie. gebanm durch eigene Sünden." Das Washingtoner Klottcnprogranirn Nnnarhftiebigkeit Frankreichs Paris. 29. Dezember. Tie Agenee Havas meldet aus Wa shington: Nachdem Sarraut die Erklärung betr. die Haltung Frankreichs in der Ilntcricebootssrage abgegeben hatte, ergriff Hughes das Wort. Ec dankte Frankreich, das; es bezüglich der Grosjiaiiipjschi.se Opfer auf sich genommen habe und sprach sein Bedauern ans, dag Frau'reich keine gleichen Opfer hin sichtlich der Unterseeboote und Hilssichi'se auf sich genommen habe. Baifonr sprach sich in gleichem Sinne ans. Das von Frankreich i n s ?! n g e g e s a s; t e P r o g r a in m e r s ch e i n e als Bedrohung Englands. England werde infolgedei en eine Vcrteidignngsstreitniacht gegen die Flotte von Untersee booten bauen müssen, die in nächster Nähe seines Gebietes ge schaffen werde. Paris, 29. Dezember. Der Marineansschnß der Kammer hielt gestern eine Sitzung ab, nm die Erklärungen des Marine ministers über die Verhandlungen in Washington entgegenzuneh- rnen. Ter Ausschuß beschloß, das Ministerium zu verpflichten, die maritimen Interessen Frankreichs energisch zu unterstütze», das eine genügend starke Flotte nötig habe, um seine Küsten und Kolo nien und die Freiheit seiner Seewege zu schützen. Paris, 29. Dezember. Nach einer Havasmeldnng a»S Wa shington gab gestern vor der maritimen Kommission der fran zösische Delegierte Sarr.mt die offenbar definitive Erklärung ab, Frankreich werde keine geringere Tonnage als 330 000 Tonnen für Hilfsschisfe und 90 009 Tonnen für Ünterlceboole annchmen. Die britischen und javanischen Delegierten erklärten, sie müßten sich angesichts des Verlangens Frankreichs ihre Haltung zur Frage der Tonnage für Hilfsschisfe Vorbehalten. * Ge schütz misse und FlupZeuge auf der Abrüstungskonferenz Washington, 30. Dezember. Es verlautet, daß eine Ilcbcr- einstiininnng hinsichtlich des Höchstmaßes des Kalibers der Schifssgeschntze erzielt worden sei, und zwar soll dieses l6 Zoll nicht übersteigen. Man hat dieses Maß gewählt, weil die neue sten japanische» Kriegsschiffe niit lOzölligen Geschützen ausge rüstet sind. Ein Bericht der Unterkommission für Luftsabrt- fragen hat empfohlen, daß keine Beschränkung für den Bau von Flugzeugen vorgesehen werden solle, daß der Gebrauch in Kricgszciwn jedoch scharf umschrieben werden müsse. Ueberaabe Oberschlesiens am 15. Januar Paris, 30. Dezember. Am 15. Januar sollen, wie dir Blätter melden, die Polen zugcsprochenen Gebiete Oberschlesicns übergeben werden. — General Lcrond hat das Großkrcnz der Ehrenlegion für seine Leistungen erhalten. «° Zur irischen Frage London, 29. Teiember. Llohd George sandle an* Cannes ein g-st-ui vo n Auttvättiani Am v >öff iilbeltes Tc egramm. worin cs teilst. siin enl-itier Smen-maun hätte >n der irochen Frage (Höhere Zug stäiidnisse machen löunen. Das Londoner Abkommen stelle Ji and ans glcichen Fuß mit den andern Mitgliedern deS Kitschen .Ne'ches. E ne Ablehnung oder > ur c ne Abän c,nng tes V rt-ages duich den Da l E rcan o'wr dnich G-oßviiiann cn niHss' das gan e Ablommeu null und nichtig machen. Das wäre im Intelestr beider Länder zu bedauern. Tschechische Forderungen nach österreichischen KunftgegenstLnden Wien, 29. Dezember. Die tschechischen Kunstsorderungen an Oesterreich umfassen eine überaus große Zahl von Gemälden, Zeichnungen. Skulpturen sowie Gobelins und eine Reihe kunst gewerblicher Arbeiten aller Art, sowie Waffen, Münzen und Handschriften, die sich einstmals in Böhmen befunden haben u»d zum Teil seit Jahrhunderten zu den Sammlungen des Wiener HofcS gehört batten. Unter den Forderungen befinden sich u. 2. Bilder von Dürer. Corregio, Rubens, Tizian, Holbein ufw. Die östcreicbische Regierung siebt auf dem Standpunkte, daß Oester reich keinerlei Verpflichtungen zur Rückgabe der angeführten Kniistgegeristcinde hat. » Um den Vertrag von Lana Wien, 29 Dezember. Nnni'tt->bar nach Neufahr wird die Krostdeut'che BereiH-nina m einer Parinkonlerenz riiiawmentielen, um ihren nbtz-h e> d » Stondvnnit ,egenüb-r den Ve-ie>->n von La a darzulegen. Tie Grohden -cke Vere'ni ung e >!nr', ""ß si--Istckt in der Lage sei, dem Veriiagecinwurf i» feiner jetzige» Fo.in zuzu- stimmen. Die grotze westdeutsche Eisenbahner bewesttirrg Düsseldorf, 29. Dozomber. Zn dem Esienbahnerstrcik in> Westen schreibt die „B. Z.": Tic Berliner D-Züge werden an der Grenze des Bezirkes noch »nigeleilet. In den Bezirke» Köln »nd Essen soll die 'Arbeit !» vcr Nackt vom 29. zum 30. Dezember bezw. am 30. Dezember vormittags nicdergelegt wer den. An dem Streit bciciligt ist vorläufig nur der Eisenbahner- Verband, dock babcn die übrigen Organisationen erklärt, keine Strcitbreckerarbeit »errickle» zu wollen. Die Elsenbahnverbin- tindnng mit dem Westen wird vorläufig noch über die Slrcck: Düsseldorf—Duisburg - Obcrbnnsen ousreckterlialtcu. Dagegen ist die Verbindung über Elberfeld mit Berlin gestört. Berlin, 29. Dezember. Fm ReickSverkehtsminIsterlum ist man sick der Tntsncke bewnsit, daß ein Streik im westlicke'i Koblenocbiet das BerkehrSlcben an der emvfindlicksten Stelle tr fft, und daß es eines lleberspringens des NnsstandrS ans an dere Telle deS NcickSgebictcs gar nickt bedürfe, nm unseren Eiscnbalinvcrkrhr wegen der geringen Kohlcnvorrnke nnd Weller guck d°e (tznsversor-ning »nd andere wicktige Betriebe kehr bald lalimznlcgen. TrM'dem kann die Regierung, wie uns von an'n- ritativdr Seite versichert wird, sick d-m Ultimatum der Eisen bahner in den Bezirken Elberfeld, Köln »nd Esten nicht kimen. Auch die große wirtschaftliche Not, die ein auch nur kurze Zeit andauernder Eisenbabnerstrcik über das gance Reick bringen müste. könne die Regierung nickt unter dem Terror des Eiken- bahner»ers""ass brin-en, man müste sonst befürchten, daß diese furchtbare Waffe in kurzer Zeit wieder nngcwcndet wird. S rcilr im Kölrer Eifenbahndirek ionsbrz'rk Köln, 39. Dez. In einer Bezirks'onkcrenz -es Dentiksion Kikenbahnerverban-es wurde heute rnoraen besch ossen, -ad ssir 3 Nkr beute nackmitlaq im aesamten E senbahndirektionabezi k Kö'n -er S -c k in Kraft treten würde E< komwen kiiv -lesen Bezirk etwa 25—30 000 Streikende in betracht. «- Elnigungsverhandlungen mit der Negierung Berlin. 29. Dezember. Während die Vorstandsmitglieder deS Allgemeinen Verbandes sich heute früh nochmals zum Ncichs- verkchrsministerinm begaben,, »m eine Beilegung der bestehenden Differenzen zu versuchen, ist der Vorstand des Deutschen Esten- bahncrverbandes heute früh zu einer besonderen Sitzung zn- sammcngetreten, um sich auch mit der Ablehnung des Ultima tums der Eisenbahner durch das Reichskabinett zu befassen. Noch für heute abend ist eine Versammlung aller Funktionäre, Zciitraseii-Obleutc und aller Bevollmächtigten des Deutschen Ei'en- bahiierverbaiides Groß-Berlin cinberiifen worden, um zu den eventuellen Ereignissen des heutigen TageS im Streikgebiete Stellung zu nehmen und durch einen Beschluß die Haltung der Groß-Berliner Eisenbahner festznlegen. Diese Verscimmlung kann von ausschlaggebender Bedeutung für den weiteren Verlauf der Dinge werden. Gewerkschaftliche Verurteilung des Streiks Köln, 29. Dezember. Die christlichen Gewerkschaften er» lasten heute folgenden Ausruf an die Eisenbahner: „Der Deutsche Eisenüahnerverband versucht, durch Putsche den ganzen Eisenbahnverkehr lahmzulegen. Ohne Rücksicht auf die dem ganzen Reiche drohenden Gefabren wird besonders im besetzten Gebiete eine verwerfliche Agilat on betrieben. Alle geivrrkschaftlichen Grundsätze werden nicht mehr beachtet, die Zentralverhandlunpen in Berlin nicht mehr abge.vartet. mit den Eisenbahnerfonderorganisationen wird ein Einverständnis nicht gesucht. In der jetzigen Stunde haben kommunistische Elemente die Führung in die Hände genom men. Die Gewerkschaft deutscher Eisenbahner und die Orga- nikationen des Deuttchen Gewerkschafisbiindes erlassen an die Mitglieder dieser Organisationen eine. Aufforderung, eine Streikbeteil'gung unter allen Nm ständen abzulehnen. Der jetzige Streik ist ein wilder. Eine Zn- sammenkiinft der führenden Persönlichkeiten der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner hat gestern als Meinungsäußerung sest- gelegt: Dis Bestimmungen der Z'itra'e werden abgewariet und dem Diktum des Dentist'» Eilendibnerverban^eS wird sich nicht gefügt. Die Eisenbahn-'! des betreffenden Gebietes sollen sich nach dieser Parole richten und sich besonders ihrer politishcn Veca-.wortung lemußr sein. D?e Lage km Hagener G?b'e*e Hage«, 29. Dez D'e bnsi-e Strettbeivegiing ist nickt all» eeniesi'. n„»jch'i--kl ch das Peikonal d r Giit-r- »od E l>»,tobse t» aiina sonne die Ante''chnvv'nnbst'erbefinde" sich im Ankstcind. Ans d r Streck' Hag-il E'^rkel" v rkeh -n d e Zn e »i>r b'ö ?»w''m. Hii'ge'en werden die Ziiae Haaen-Kö ü üb r Dn'sl iirt i»d Di-stel« dort iimgeleit t. Die A»'lickten ans eine Bessellilig der Luge sind aniilichc» Mitlcil»n,jen zufolge günstig. Tie Nov lle zum Um^atz^energe^el; Berlin, 29. Dezember. Wie bekannt, berät der Reichstag über eine Novelle zum U m s a tz st e n e r g e ' e tz. Tie Verhand lungen könne» voraussichtlich erst im Laufe des Januar znin Abschluß gebrache werden. Ter elfte Ausschuß des ReichslaaeS hat in der ersten Lesung dem Vorschläge der Negierung, die er- höbte Ilmsatzsieiier mit Wirkung vom 1. Januar 1922 :n Krott trete» zu lassen, zugestimmt. Hinsichtlich des Steuersatzes steht noch nickt fest, ob der Satz auf zwei Prozent, wie der Ausschuß des Reichstages in erster Lesung beschlossen hat. oder 2,5 Pro zent, wie die Neichsregiernng vorgeschlagen hat. erhöht w'rd. Sollte das Gesetz am 1. Januar 1922 in Kraft treten, so w rv von diesem Zeitpunkte ab auch die Autzfnhr der Umsatzsteuer »nterworfc» sein, gleichgültig, ob die Gegenstände unmittelbar in das Ausland oder an einen Ansnihrhändler geliefert werden. Nur diejenige» Lieferungen, die der AuSfnlnhändler seinerseits ohne vorherige Be- oder Verarbeitung ins Ausland vorniinmt, sind unier bestimmten Formvorschriftcn von der Umsatzsteuer be freit. Eine Befreiung von der Umsatzsienerpflicht der Ausfuhr wird zu einem noch zu bestimmenden Termin noch gewährt, wenn der Lieferant nachweisi, daß der Verttaa über die Licke- rmig in das Ausland vor dem 1. Januar 1922 mit fester Pr-'iS. bereiiibariina abgeschlossen ist. Weiterhin werden dann vom 1: Januar 1922 ab die ersten Umsätze noch nach der E-nsuhr grundsätzlich steuerpflichtig; ausgenommen hiervon werde» wahrscheinlich sein: Lebens- nnd Futtermittel sowie eine Anzahl für die deutsche Industrie notwendiger Ncckstoffe und Halbfabrikate erster Ordnung, zum Beispiel Kupfer. Zinn, mine ralische »nd pttanttiche Oele und Fette, textile Spinnstosfe und Garne und anderes. v Das Rekchsentschä-Iguiigsamt für Krkegrschädei, Berlin. 29. Dezember. Das NeichseiitsthädigiingsamI für Kriegsichäden »ininit seine Tätigkeit am 1. Januar 1922 ans. Mit diesem Tage geht das Arbeitsgebiet der Geschäftsstelle cur Errichtung eines Neickseiitschädignngsnmtes auf das Amt scllbst über. Mit der vorläufigen Wahrnehmung der Geschälte des Präsidenten des NeichSeiiUehädignngsanites ist der UnterstaniS- sekrctär z. D. Cronau beanstragt. D e Italiener vor Seben'co. Belgrad, 29 Dewm'-er Ein itaUeni'ckes Gelchmadw e»sck!,n inkolge der Er iaiiisse in Scbeui'co vor d-'escr SlcUt und ist tti den H ifen ein e anfen. Jnsaesan» sind gegenwärtig v er staiieiii'cke Kreuzer und einige To'vedoboolsz-ttstörer im Hasen von Seder-co. Um we lere Zii'ammenstö'e z» verbind »n. ha« das Militär die äußersten Punkle der St'dt und die Küste des tzt. D r tttticii'sche Konsul in Sebcnico i-gt sich auf ein italienisches Kr egrjchiff begebe», wo er z. Z. noch weilt. Sächsische Volkszeitung — Nr. 302 — 31. Dezember 1921 Das Rosenhaus Originalroman von Felix Nabor (10. Fortsetzung.) „Ja," nickte er, „es gibt viel zu tun. Aber das ficht m>'ch nicht an . . . Wenn ich nur allen helfen könnte! ... Es wohnen hier viele Arbeiter — und neben gefährlichen Krankheiten :st es hauptsächlich die Not, die wir zu bekämpfen haben . . . Leider mit geringem Erfolg, den» der Fabrikherr . . . doch davon will ich nicht reden, da er Ihr Onkel ist . . . Sie werden ja selbst Einblick in die Verhältnisse bekomme», wenn Sie längere Zeit hier sind . . . Oder — kommen Sie nur zu kurzein Besuch?..." Ucbcr ihre Wange» flog ein heißes Not. „Nein — ich ge denke länger hier zu bleiben," erwiderte sie zögernd, „vorausge setzt, daß mein Onkel damit einverstanden ist." „Aus seinen Augen traf sie ein freudiger Blick. „Ach, das wäre herrlich!" rief er. „Das heißt —" verbesserte er sich. ..ich meine, es müßte herrlich sein, wenn wir Zusammenarbeiten und die Not des Volkes bekämpfen könnten. Nach dem, was ich so eben gesehen und gehört habe, scheinen Sie anderer.— besserer Art z» sein als Herr Thiebolt und seine Tochter. Sie haben ein Herz für die Not des Volkes und für die Leiden der Armen —" „Gewiß." sagte sie, „weil ich selber arm bin. Ob ich Ihnen später behilflich sein kann, vermag ich vorderhand allerdings nicht zu sagen . . . Denn ich fürchte, ich werde keinen Einfluß auf meinen Onkel haben, ja, ich weiß noch nicht einmal, ob ch droben im Noscnhaus — willkommen bin . . . Die Verhältnisse sind so eigenartig . . „Das scheint mir allerdings der Fall zu sein," versetzte ->r. „Ihr Onkel ist schwer zugänglich ... Ich will ihm gewiß nichts Schlechtes nacksagen, aber mir scheint es, als ob ein eiserner Panzer seine Brust umschließe . . . Eine Mauer trennt ihn von dem Volke und seinen Arbeitern . . . Im Nosenhaus ist es so kalt..." „Im Rosenhaus?" rief sie mit aiifleuchter-.dem Blick. „Das Wort hat einen so lieben, trauten Klang. Es klingt wie cm Hcimalsied... Es ist, als ob an dem Ort, wo die Rosen ran ken, »ur Freude. Liebe und das Glück wohnen könnten . . Sollte es anders sein? . . ." „Prüfen Sie selbst," sagte er zurückhaltend. „Ich wünsche von Herzen, daß sich Ihr Traum von Freude, Liebe und Glück erfülle, daß Sie im Nosenhaus — eine Heimat finden möchten.. Sie hatten das goldene Tor. das in die schöne Welt binauS- führt«, erreicht, blieben stehen und sahen sich in die Augen. Wars die liebe Sonne, die sie mit ihrem Hellen Strahl grüßte — oder wars die Sorge um die Not des Volkes, die in ihrem Her zen brannte, was sie einander so rasch näher brachte, was sie so vertraut machte, als kcnitteu sie sich schon seit Jahr und Tag?... Tie Fremde sah den Arzt aus ernsten Augen an. Auf den erste» Blick hatte sic den Edelgchalt seiner Natur erkannt. Er war ohne Zweifel eine vornehme, bedeutende Erscheinung, und sein ganzes Auftreten flößte Achtung »nd Vertrauen ein. Auch seine Fragen waren taktvoll und zurückhaltend »nd die Herzlich keit. mit der er ihr enlgegenkam, berührte sie warm wie Son nenschein. Er wiederum konnte sich nicht sattschen an ihrer schönen, vornehmen Erscheinung. Welche Anmut war über ihre hohe, schlanke Gestalt auSgegoske»! Und wie stolz sie dabei das Haupt trug! Ein Duft von Reinheit lag über ihr anSgcbrciiei wie über 'einer frisch erblühten Rose, an die noch keine Hand ge rührt hat. Einer schimmernden Krone gleich lag ihr das blonde Haar auf dem Haupte und erschien unter dem dunklen Trauer hut noch leuchtender und strahlender. Ganz begeistert war er von ihrer stolzen, siealmflen Schönheit. Ihre blaneu Augen leuchteten wie zwei Sterne, die ihr stilles, heiliges Feuer aus der Sonne eines reinen, liebeglühcnden Herzens empfingen . . . Nie noch hatte er ein herrlicheres, reineres Menschenkind g-- sehen als diese köstliche Rose, die das Schicksal aus dem fernen Osten an den Rhein verschlagen hatte . . . Ihre Augen ruhten ineinander als könnten sie nicht von einander lassen; ihre Herzen pochten als hebe das Schicksal den Hammer. . . „Dort... ist das NosnhauS," sagte Dr. Thvssc» mit beben der Stimme. „Ich danke Ihnen," erwiderte die Fremde. „Sic kommen Wohl öttcrs ins RosenhauS? . . ." „Nein, nur selten . . . Aber in nächster Zeit werde ich doch einmal versprechen ... ES muß endlich etwas geschehen, um den unhaltbaren Zuständen im Arbcitcrdvrfe und der Seuche e-n Ende zu macken . . . Selbst auf die Gefahr bin, mir die Nn. gnade des gestrengen Burgherrn zuzuzichen, muß ich reden. Die Pflicht gebietet es mir . . ." „Ich werde mich freuen. Sie wiederzukehen." sagte sie leise. Er vcrneiate sich stumm. Da streckte sie ihm die Hand ent gegen — eine schlanke, feine Hand — und er faßte sie mit war mem Druck. „Auf Wiedersehen!" sagte er, sah ihr noch einmal in die schönen, stolzen Augen und ging mit stummem Gruße davon . . . Hella Helmers schritt langsam zum RosenhauS hinauf. Ihr Herz klevsie in bangen Schlägen; hier lag ihre Zukunft, lag ihr Schicksal geborgen. Würde sie in diesem Hanse eine Heimat und das finden, wonach sie sich sehnte — Ruhe, Frieden und ein bißchen Liebe? . "" Sie zog zögernd die Glocke; ein tiefer, dumpfer Klang tönte durch das alte BurghauS, dann folgte tiefe Stille. Wie verzau bert lag der düstere Ban da. Kein Gruß und kein freudiger Willkomm ward ihr geboten, kein einzig Nöslein blühte ihr . . . Das Herz wurde ihr schwer. Wie eine Bettlerin stand sie vor der verschlossenen Pforte. Ihr Stolz flammte empor. Sollte sie sich das bieten las se»? Wäre es nicht besser, diesem ungastlichen Hause den Rücken zu kehren, ehe sie es noch betreten hatte? . . . Schon wandte sie sich zum Elchen. Da gedachte sie ihres Vaters — und blieb. Sie war es seinem Andenken schuldig, als Friedensengel in dieses HanS z» trete», den Haß anSznlöschen, der de» edlen Toten bis ins Grab verfolgt hatte, und kein Recht zu verteidigen. Nein, nicht a>s Bettlerin kam sie. sondern als Abgesandte ihres Vaters, die eine heilige Mission zu erfüllen hatte . . . Mit fester Hand zog sie noch einmal die Glocke. Gleich darauf wurde die Türe geöffnet. Jusseph erschien, stae-te den Gast an und machte dann eine riefe Verbeugung. ,Ach, Sie sind ja wohl das gnädige Fräulein?" ries er. „Ich bin Hella Hellmers und will zu me-nem Onkel..." Jusseph erfaßte ihre Hand, küßre sie und rief umcr Tränen: „Ach, der Herr HellmerS. der liebe Herr.) Hell mers . . ." Mehr brachte er nicht hervor; er schluchzte usid die Tränen liefen ihm über die bärtigen Wangen, bärtigen Wangen. Wie wohl diese Worte taten! Hella war es. als fließe ihr aus der treuen Brust dieses ehrlichen Alten ein Strom von Liebe entgegen. Gerührt drückte sie dem treuen Diener die Hand und sagte: „Ich kenne Sie schon lange, Jussevh. Mein guter Vater bat mir oft von Ihne» erzählt . . Diese Worte eroberten ihr im Sturm das Herz des Alten; er drückte ihr immerfort die Hand, obne ein Wort reden zu können. „Wie ist es nun," sagte sie endlich, „kann ich meinen Onkel sprechen?" Jusseph trocknete sich mit deni Handrücken die Augen und erwiderte: „Es geht leider nicht. Fräulein Hellmers. Herr Thie bolt ist schon seit Jahren krank — und Fräulein Jmma ist, ich weiß lischt wo. . ." Ein bitteres Gefühl schnürte Hella die Kehle zu, wie Eisen klammern, beengend und atemranbend, legte es sich ihr um die Brust. Das war also der Empfang durch ihre nächsten »nd ein zigen Verwandten? Kein Gruß und kein Wort der Liebei Stumme Lippen, kalte HerzenI Sie stand einige Augenblicke wie zu Stein erstarrt und blickte hilflos ins Leere. Da berührte Jusseph leise ihre^i Arm. „Fräulein Hellmers..." ^Fortsetzung folgt.>
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