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Sächsischer Landtag II. Dresden, de» 14. Mai 1903 Erste Kammer. In Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer wur den heute die Kapitel des ordentlichen Etats, Gymnasien, Realgymnasien, Oberrealschulen und Realschulen, sowie Seminare betreffend (Berichterstatter Geheimer Finanzrat Beutler) angenommen, für Herstellung einer Nieder druckdampfheizung beim landständischen Seminar zu Bautzen (derselbe Berichterstatter) 30 000 Mark bewilligt. Nach dem Berichte des Oberbürgermeisters Keil nahm die Kammer den Etat der Universität Leipzig, der Tech nischen Hochschule zu Dresden, sowie der evangelischen Kir chen an, beschloß, die Petitionen der Bewohner der Lötz nitzgemeinden usw., insoweit sie sich auf die Strecke Kötz schenbroda—Zitzschewig beziehen, der Regierung zur Er wägung, insoweit sie die Strecke Zitzschewig—Coswig be treffen, derselben zur Kenntnisnahme zu überweisen, hin sichtlich der Fortführung bis Meitzen aber auf sich beruhen zu lassen. Nach dem Berichte des Rittergutsbesitzers Dr. von Wächter werden die Petitionen um Uebernahme der Privatladestelle Werdau-Langenhessen durch den Staat und deren Ausbau zu einer öffentlichen Güterverkehrsstelle auf sich beruhen gelassen, die Petitionen um Fortführung der im Bau befindlichen Industriebahn Crimmitschau— Schweinsburg bis Werdau der Regierung zur Kenntnis- nähme überwiesen, und weitere Wünsche, wie sie in der Pe tition des Jndustrievereins Werdau zum Ausdruck gebracht sind, ebenfalls auf sich beruhen gelassen. Letzteres geschieht auch hinsichtlich der Petitionen um Erbauung einer normal- spurigen Transversalbahn Reichcnbach—Eibenstock und Um bau der Strecke Wilkau—Kirchberg. Zweite Kamms r. Zur allgemeinen Vorberatung' gelangte heute die Stempelsteuerreform, der Entwurf der Besoldungsordnung und der Abänderungseutwnrf des Gesetzes, dw Oberrech nungskammer betreffend. Das Wort ergreift zuerst Finanzminister Dr. von Rüger, welcher zunächst auf das Wesen und den Zweck der Stempelsteckerreform eingeht, sowie auf das geringe bisherige Ergebnis dieser Steuer, welche in Sachsen ande ren deutschen Staaten gegenüber unverhältnismäßig nied riger war, und die Notwendigkeit, daß die Regierung auf die Erhöhung der Staatseinnahmen zukommen mußte durch eine entsprechende Erhöhung der Stempelsteuer, mit welcher gleichzeitig eine gleichmäßigere Verteilung derselben ver- bunden sei. Zur Besoldungsordnung übergehend, welche eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage aller Kategorien von Beamten und Dienern herbeiführen solle. Zu dem Mehraufwands von jährlich 8 669 265 Mark für die Er höhung der Besoldungen der Staatsdiener usw. treten noch 60 000 Mark für die Zivilliste, 700 000 Mark für die Er- Höhung der Bezüge der Volksschullehrer, 500 000 Mark für Erhöhung der Bezüge der Geistlichen, 2 000'X10 Mark für Erhöhung der Pensionen und 1 000 000 Mark für Erhöhung der Arbeiterlöhne, so daß ohne Berücksichtigung des An wachsens der Pensionslast eine Gesamtbelastung der Staats kasse von 12 925 265 Mark sich Herausstellen wird. Dieser Mehraufwand könne nur bestritten werden, wenn dem Staate die Mehreinnahmen aus der Stempelsteuervorla.,e zur Verfügung stehen. Zum Schlüsse spricht der Minister den Wunsch aus, daß die Beamten auch erkennen möchten, daß es keine geringen Opfer seien, die der Staat für ihre Besserstellung aufwendet, und daß sie sich feruhalten von Neid und Egoismus. Abg. Hähnel-Kupritz beantragt die Zuweisung aller drei Vorlagen an die Finanzdeputation ^ im Einver nehmen mit der Gesetzgebungsdeputation. Redner erklärt die Zustimmung seiner Fraktion zum Eintritt in die Be ratung der Entwürfe. Nachdem er auf die Einzelheiten der Besoldungsvorlage näher eingegangen, spricht er die Hoff nung aus, daß in nicht allzu langer Zeit die Beratungen der Deputation beendet sein werden. Gewiß auf beiden Seiten des Hauses werde das Bestreben bestehen, die An gelegenheit in geeigneter Weise zum Abschluß zu bringen. Möge den Beamten das gegeben werden, auf das sie schon lange gerechnet haben. Redner bezeichnet dies nicht nur als Wohltat, sondern als Pflicht des Staates. Möge da durch aber in den Kreisen der Steuerzahler nicht die Mei nung erweckt werden, daß man über das jetzt Geschaffene noch hinausgehe, denn es sei nun an der Zeit, auch die Interessen der Steuerzahler im Auge zu >haben. Sollte sich aber die Sache verzögern, dann rverde daraus der größte Nachteil erwachsen. Man dürfe nicht annehmen, daß man allenthalben so wie hier im Hause sich zu den Gesetzentwür fen verhalte. Man wisse nicht, was die Zukunft bringe. Er richtete deshalb die Bitte an das Haus: Wa° du tun willst, das tue bald. Abg. S ch i e ck - Frankenberg (nat.-lib.) erklärt namens der nationalliberalen Fraktion, daß diese ebenfalls bereit sei, in die Beratung der Vorlagen einzutreten und stimmt dem Ueberweisungsantrage des Vorredners zu. Abg. Günther kritisiert mehrere Positionen der Be soldungsordnung, tritt dafür ein, daß auch die kleineren Pensionen mehr bedacht werden, und spricht sich gegen di" 60 000 Mark für die Zivilliste aus. Er und seine Frak tionsgenossen werden hierzu ein ablehnendes Votum ab- geben. Die Einkommensteuerfkala solle man der Regierung nicht ohne jede Beschränkung der Zeit in die Hand legen, sondern sich die jeweilige Bewilligung Vorbehalten. Die Stempelreform stellt Redner als eine schwere Belastung von Industrie und Gewerbe hin. Es wird der Schlußantrag gestellt und beschlossen, so dann der zur Stempelsteuerreform und dem Besoldungsetat gestellte Ueberweisungsantrag angenommen. Zu dem die Oberrechnungskammer betreffenden Ab änderungsgesetze spricht zunächst Abg. Gold stein, wel cher von dem Präsidenten, weil er von dem Beratungs punkte wiederholt abschweift und die beiden vorangehenden Beratungspunkte in den Bereich seiner Ausführungen zieht wiederholt aufgefordert wird, zur Sache zu sprechen. Es sei nickt des Präsidenten Schuld, wenn der Abg. Goldstein, als er bei den vorangegangenen Punkten zu Worte kommen sollte, im Hause nicht anwesend war. Auch diese Vorlage wird sodann der bezeühneten Depu tation überwiesen. Nächste Sitzung Freitag den 15. Mai, 1 Uhr mittags. Tagesordnung: Etat. Aus Stadt und Land. (Fortsetzung aus dem Hauplblatt.) —* Einen interessanten Bericht über die derKinde r- fürsorge gewidmeten An st alten in Dresden hat das Krankenpflege- und Stiftsamt kürzlich veröffent licht. Hiernach sind der Kinderfürsorge zurzeit 73 An stalten in Dresden gewidmet, die wieder in fünf Gruppen und zwar in Krippen, Kinderbewahranstalten, Kinder gärten, Kinderhorte und Kinderheime und Kinderbeschäf- tigungsanstalten eingeteilt sind. Krippen bestellen gegen wärtig vier in Dresden und sind sämtlich Deranstalürngen des hiesigen Frauenvereins. Sie dienen der Verwahrung, Beaufsichtigung und Verpflegung der Kinder im frühesten Alter und nehmen Kinder von 6 Wochen bis 3 Jahren auf. Ter Höchststand beträgt etwa 40, der augenblickliche Bestand etwa 30 Kinder in jeder Krippe. Die Kinder tverden reg l- niäßig mittags, sowie durch kleinere Darreichungen im Lause des Tages beköstigt. Als Beitrag wird täglich 16 Pf. erhoben. Die Kinderbewahranstalten bilden gewissermaßen eine Fortsetzung der Krippen und dienen der Dertvahrung, Beaufsichtigung und Verpflegung von Kindern, die selb ständig laufen können, also etwa von 2—3 Jahren ab bi» zum Eintritt in die Schule. Es bestehen 20 Anstalten, von denen 10 städtische und 10 Vereinsunternehmungen sind. Ihr gegenwärtiger Bestand ist zum großen Teile 30, 40, 70 bis 160, die Höchstzahl 50, 60. 80 bis 200 Kinder. Als Beitrag wird für jedes Kind täglich 10 Pf. verlangt. Neben den Kinderbetvahranstalten bestehen noch 27 Kindergärten, die ebenfalls Kinder im Alter von 3—6 Jahren aufnehmen. 12 Kindergärten sind Privat- und 15 Vereinsuntec- nehmungen. Sie unterscheiden sich von den Kinderbewahr anstalten dadurch, daß sie nur der Beschäftigung und Er ziehung der Kinder, nicht auch der Verwahrung dienen, daß sie im allgemeinen keine Verpflegung gewähren, sondern die Kinder mittags nach Hause schicken, sowie daß sie einen zum Teil nicht unbeträchtlichen Beitrag der Eltern ver langen. Hieraus ergibt sich schon, daß die Kinder aus schließlich aus mittleren und bessersituierteu Bevölkerungs kreisen stammen. Die Kinderhorte und Kinderheime dienen der Unterbringung, Beaufsichtigung und Erziehung von schulpflichtigen Kindern während der schulfreien Stunden des Tages. Es bestehen 15 Anstalten, die sämtlich Vereins- Unternehmungen sind. Der Besuch beträgt durchschnittlich 20—40 Kinder, in einer Anstalt sogar 100 (Kinderheim des Dinzentiusvereins). Die Kinder stammen aus den armen und den ärmsten Kreisen. Diese Veranstaltungen sind durch gängig 3—4 Stunden an Wochentagen nachmittags, meist von 4—7 Uhr geöffnet. In den Kinderbeschäftigungs anstalten, deren es 7 gibt, werden schulpflichtige gesunde Kin der in den schulfreien Stunden beschäftigt und beaufsichtigt und zur Arbeitsamkeit, Ordnung und Sparsamkeit ange halten. Die Beschäftigung besteht in Zerkleinern, Aus schicken und Ausfahren von Holz, sowie Verlesen ver schiedener Waren. 5 Anstalten sind Vereins-, 2 Privat- Unternehmungen. Die Stadt Dresden ist an den der Kinderfürsorge gewidmeten Anstalten zurzeit in der Weise beteiligt, daß sie 10 Kinderbewahranstalten mit einem Auf- wande von 23 438 Mark jährlich selbst unterhält und an 10 Vereine zur Unterstützung der von diesen betriebenen 34 Anstalten jährlich 22 915 Mark zahlt. .Der Jahres gesamtaufwand der Stadt allein für die der Kinderfürsorge gewidmeten Anstalten beziffert sich auf rund 46 000 Mark. Außerdem gewährt die Stadt noch dem Verein zur Speisung bedürftiger Schulkinder 3000 Mark und wendet bedeutende Summen für die Unterhaltung der Sportplätze an der Lennästraße und dem Johannstädter Ufer usw. auf. Außer dem werden noch namhafte Summen an den Gemeinnützigen Verein, an den Verein Dolkswohl zur Gewährung von Freibädern und zur Beschaffung von Eisbahnen seitens d r Stadt bezahlt. Bekanntlich ist geplant die Ueberwachung der der Kinderfürsorge gewidmeten hiesigen Anstalten dem jetzigen Waisenamte zu übertragen, das künftig die rich tigere Bezeichnung Kindersürsorgeamt führen soll. X Die Folgen der Polizeiaufsicht. Furcht- bare Folgen der Polizeiaufsicht kamen in einem Strafprozeß vor der 3. Strafkammer des Dresdner Landgerichtes zur Erörterung, die lebhaft an die Lebensschicksale des Haupt manns von Köpenick erinnern. Der jetzt 60 Jahre alte Malergehilse Ernst Hugo Heidricb aus Plauen i. V. verließ im November 1905 nach Verbüßung einer 51/2jährigen Strafe das Zuchthaus zu Waldheim. Seine Ersparnisse während der Strafzeit betrugen 59 Mark. Seine Arbeits kraft aber war zum Teil gebrochen, denn er hatte bei einem Unfälle in der Strafanstalt mehrere Finger der linken Hand loren. Er erhielt aber trotz dieses schweren Unglückes keine Unfallrente, sondern nur zweimal aus der Anstaltskasse eine Unterstützung von 15 Mark. Der Gefangene trat mit den besten Zlbsichten in die Welt zurück und erhielt auch durch Vermittelung seines früheren Meisters Beschäftigung als Maler. Er war fleißig und nüchtern, arbeitete tüchtig und schaffte trotz seiner verstümmelten Hand in redlichster Herders Konversations-Lexik»«.*) Kurz vor Jahresschluß 1907 ist ein Werk vollendet worden, welches das größte Interesse beansprucht, das H e r- Lersche Konversationslexikon. Der neue „Her der" in seinen acht umfangreichen Bänden erscheint zwar als die dritte Auflage eines Unternehmens, das zuerst in den 1850er Jahren, fünf schwache Bände, als zweite Auf lage, Anfang der 1880er Jahre, vier Bände umfaßte, ist aber seiner ganzen Anlage und seinem Inhalte nach eine vollständig zu bewältigen. Diese Aufgabe setzie allerdings nur den Namen gemeinsam trägt. Besonders charakteristisch ist für das Werk, daß es sich mit anerkennenswertem Erfolg bemüht hat, den gewaltigen Wissensstoff unserer Zeit in einem im Vergleich zu anderen Lexiken mäßigen Umfange vollständig zu bewältigen. Diese Aufgabe setzt allerdings voraus: meisterhafte Beherrschung des Stoffes, dazu große redaktionelle wie technische Gewandtheit, kurze und präzise Fassung im Ausdruck, durch die aber die Verständlichkeit des Textes und überhaupt die Gebrauchstüchtigkeit weit eher gewinnt, als daß sie leidet. Die äußere Ausstattung ist solid und vornehm, eine Fülle von Textabbildungen, Text beilagen und Bildertafeln, sowie ein vortreffliches Karten material ist den einzelnen Bänden beigegeben. Der letzte Band zählt zum Beispiel bei mehr als 1900 Spalten Text an 1100 Abbildungen und über 80 Beilagen. Auf alle Seiten des Kulturlebens ist der größte Fleiß verwendet worden. Geschichte und Geographie, Kunst und Literatur. Philologie, Theologie und Philosophie finden nicht weniger eingehende Berücksichtigung als die natur wissenschaftlichen und technischen, die medizinischen und juristischem Gebiete. Wo Fragen auseinandergehender Weltanschauungen in Betracht kommen, wahrt „Herder" in maßvoller und ruhiger Form den katholischen Standpunkt. *) Dritl- Auflage Reich illustriert durch r-rtal'bNduna-n, Talrln und Karlen. 8 Rgvd-. Lexikon-8* i'I.XIV TcO»» und 14 464 Svalt-n Text. 78 durchw-a nru berarstrllte Kar»'n 189 znn, Teil in reichstem Farbendruck auSaefübrte tafeln. 182 4>x'k>eilafl-n, SS40 Abbildnnaen im Vext und aut S'ateln). Freiburg i. B., Herdersche Verlag-Handlung. 4leb. 100 Mk. Für die modernen sozialen Probleme zeigt das Lexikon das gründlichste Verständnis. Alle Vorgänge und Erscheinun gen des heutigen Wirtschaftslebens sind nach Form und Inhalt mustergültig bearbeitet. Es sei zum Beispiel das Kartell Wesen herausgegriffen. Außer einer allge meinen. vier Spalten fassenden Darstellung über diese Art der Unternehmerverbände, welche die Gründe und Voraus setzungen, die Organisationsformen, die volkswirtschaftlichen Wirkungen und die gesetzliche Regelung enthält und neben besonderen Aufsätzen über die dem Kartell verwandten Ge biete, Trust, Interessengemeinschaft, Konzern usw. ist auch den in Kartellen organisierten größeren Industriezweigen und Verkehrsunternehmungen die eingehendste Beachtung geschenkt: so bietet zum Beispiel die Beilage Eisen eine Zu sammenstellung aller Syndikate und Preiskonventionen, sowie der sonstigen wirtschaftlichen und technischen Jnter- j essenvertretungen in der deutschen Eisenindustrie: der Ar- § tikel Kohlenindustrie belehrt unter anderem über die Kar- i tellbewcgung in diesem Industriezweige im Ruhrgebiete und in Oberschlesien. Das Kalisyndikat findet beim Artikel Kalium Erwähnung, der Morgan-Trust ist auf der Beilage Dampsschiffahrt ausführlich besprochen. Ein vorzüglicher Aufsatz handelt auch über das moderne Städtewescn. Das geltende Städterecht, die Arbeits gebiete der Städteverwaltung, die Bevölkerungsverhält, nisse, die der neuesten Zeit eigentümlichen Bestrebungen einer Abwanderung einzelner Industriezweige aufs Land, sowie die Ursachen zu dieser Verkehrsdezentralisation sind hier Gegenstand einer umfassenden Darstellung. Auch der Aufsatz über die Wertzuwachssteuer verdient in diesem Zu sammenhänge genannt zu werden. Die inhaltsreichen Leh ren des russisch-japanischen Krieges für das Landheer und die Marine der verschiedenen Militärmächte, sowie die prak tische Nutzanwendung dieser neuesten militärischen Ersah- rungen für die Ausbildung der Truppen und die Vervoll kommnung der Kriegsmaschinen jeglicher Art sind schon ver- wertet. Nicht nur über den neuesten Stand der Kriegstech nik, sondern mich über die historische Entwickelung unter richten aufs beste die umfangreichen, mit vielen Abbildun- gen versehenen Artikel über Kriegsschiff, Torpedo und Unterseeboote, Panzer, Sanitätslvesen usw. Gute Leistungen sind auch die Aufsätze über Küstenkrie^, Seekrieg und Seetaktik usw. Bei Seeminen sind die verschiedenen Vorschläge zur seekriegsrechtlichen Regelung verzeichnet, bet Kohlenstation wird gleichzeitig die Kohlenversorgung der Kriegsschiffe in Friedens- und Kriegszeiten besprochen. Nicht minder gut hat uns die Behandlung des Verkehrs- und Nachrichtenwesens gefallen; genannt seien da nur Ar tikel wie Kabel, Schiff, Segelschiff, Postwesen, Brieftaube u. dergl. Aus allen diesen Artikeln sieht man, daß die Re daktion stets bemüht war, allen Umgestaltungen und Neue rungen von irgendwelcher Bedeutung Rechnung zu tragen. Daß auch der Sport in seiner heutigen Bedeutung und Wertschätzung richtig erkannt wurde, zeigt zum Beispiel der 8 Spalten und 17 Abbildungen zählende Artikel Wasser sport, ferner der über 4 Spalten umfassende Aufsatz Wintersport. Einen besonderen Wert erhält das Herdersche Lexikon auch dadaurch, daß es neben den Ver hältnissen des Deutschen Reiches und seiner Bundesstaaten! auch denen Oesterreichs und der Schweiz Beachtung schenkt sowohl auf juristischem wie wirtschaftlichem, künstlerischem wie literarischem, politischem wie militärischem Gebiete. Die eingehende Prüfung des ganzen Werkes läßt er kennen, daß die Bearbeitung durchweg eine ganz vortr ff- liche ist. Auf jeder Seite zeigt sich eine gleichmäßige, sichere, konseauente Verteilung des Stoffes, jedem einzelnen Artik l ist in klarer, knapper, alles Wesentliche berücksichtigender Darstellung zugewiesen, was ihm nach Verhältnis zukommt. Welche Summe von Arbeit, welche Mühen und Airfwendun- gen die.Herausgabe eines solchen Unternehmens erfordert, richtig zu beurteilen, das liegt für den Laien wohl außer halb des Bereiches der Möglichkeit. Mindestens gleichartig in seinen wissenschaftlichen Leistungen mit anderen, ähnlichen Unternehmungen ist da» Herdersche Konversationslexikon in lexikographischer Hin sicht bahnbrechend namentlich dadurch, daß es bei seinem mäßigen Umfange sowohl der Zahl wie dem Inhalte der Artikel nach eine stoffliche Vollständigkeit in sich trägt, die auch weit umfangreichere Enzyklopädien nicht überbietett mögen.