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eS das Zentrum schon im Reichstage erklärt hat. DaS Zentralkomitee der sozialdemokratischen Jugendorganisation trifft nämlich folgende Gegenmaßnahmen: 1. AuS über 18 Jahre alten Genossen sind an allen Orten AgitationS- komi.ees fllr die Jugend zu bilden, die für die Verbreitung der jungen Garde zu sorgen und in Verbindung mit den örtlichen Partei- und GewerkschaftSorganisattonen die Agi tation unter der Arbeiterjugend zu betreiben haben. 2. Die bis- her bestehenden Ortsocreine sind, wo es möglich, in unpolitische Bildungsvereine umzubilden. 3. Die Agitationskomitees für die Jugend haben dafür einzutreten, daß überall die Gewerkschaftskartelle Lehrlingsschutzkommissionen bilden. 4. Der bisherige Hauptvorstand hat weiter in Verbindung mit dem Agitationskomttee für die Herausgabe der „Jungen Garde" zu sorgen. Der bisherige Hauplvorstand nimmt den Namen „Zentralkomitee für die Jugendorganisation" an. Gegen diese Umreorganisation versagt das neue VeretnS- gesetz, eS sei denn, man gehe gegen die Gewerkschaften vor. Wir haben somit die alte Erscheinung wie beim Sozialisten gesetz; als man die Politische Organisation verbot, flüchtete sich diese in die Gewerkschaften hinein und machte diese zur Hilfstruppe für die Sozialdemokratie. So geht eS auch hier wieder. Ten Schaden aber hat dann die Organisation der bürgerlischen Parteien. — Die Dvberitzer Heerstraße gerät jetzt ins Zeitalter des Rutschens. Bekanntlich wird, toas im preußischen Herrenhause zu sehr stürmischen Protesten gegen dieses merkwürdige Vorgehen der Negierung führte, im Zuge der Berliner Straße „Unter den Linden" bezw. deren Ver längerung durch Cl>arlotteuburg von der Charlottenburger Grenze durch den Grunewald eine gervaltige Prachtstraße zu dem Truppenübungsplatz Döberitz gebaut. Liese Straße, die 60 Millionen kostet, hat nran in den Etat als — Forst straße eingesetzt, obivohl der Forstfiskus daran so gut wie gar kein Interesse hat. Auch das Interesse des Militär- siskus daran ist sehr gering. In der Praxis wird es Wohl nur eine Automobilbahn tverdeu. Diese Straße führt an einer sehr bedenklichen Stelle über die Havel, die dort durch Inseln und Einbuchtungen eine Breite von mehreren hun dert Metern erhält. Berufene Beurteiler haben damals gleich gewarnt, die Strass durch diesen gefährlichsten Teil der Havel zu legen; aber dann hätte die Straße nicht schnurgerade sein können. Es mußte also gemacht werden. Jetzt ist der Tamm in einer Ausdehnung von über 100 Meter ins Nutschen gekommen. Ein Arbeitszug mit 20 Wagen und Lokomotive sind hineingerutscht. Jetzt wird auch in den Blättern mitgeteilt, daß der Straßendamm an der Stelle, wo er in der Havel, die hier Stößensee heißt, b e re i t s „e i n i ge D u tz e n d mal" eingeiunken wäre. Was mag da die kostbare Heerstraße, die auf 60 Millionen Mark veranschlagt ist, in Wirklichkeit wohl kosten? Aber Preußen hat's ja! Rom — Die Ausstellung der Poramcnte, die dem Papste zum Jubiläum überlassen worden waren, wurde geschlossen. Der Papst ordnete an, daß die Paramente, deren Weit 300000 Lire beträgt, durch das Komitee deutscher Damen an ärmere Kirchen in Deutschland und in der Schweiz verteilt werden sollen. — Die französisch - britische Ausstellung in London wurde am 14. d. Mts. durch den Pri 'zen und die Prin zessin von Wales feierlich eröffnet. Unter den Anwesenden befanden sich auch die französischen Minister Cruppi und Ruau. Rußland Was geht iu Rußland vor? Vor einigen Monaten las man, daß der Chef des französischen Stabes in Peters burg gewesen sei und mit großer Beruhigung die Heimreise angetreten habe. Vor ein paar Wochen hatte Petersburg wiederum den Besuch eines fremden Militärs. Der englische Generalmajor Sir Byron M. .Hamilton war da. Die Reise und ihr Aoeck blieben geheim und die Presse brachte kurz nachher die Meldung, der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch sei zum Oberbefehlsl>aber der ganzen Armee ernannt wor den. Sir Hamilton fuhr nach Hause, nahm seinen Weg dabei aber über Berlin. Er war 24 Stunden im tiefsten Inkognito hier und setzte keinen Fuß vor das Hotel, lehnte auch alle Vesichtigungsvorschläge <>b. Dazu schreibt „Der Morgen": „In Petersburg aber gehen denkwürdige Dinge vor. Die ganze Armeeeinteilung wird geändert, und die bisher ungefüge Masse soll nach dem Armeekorpsschema ge- gliedert werden; eine Maßregel, die einer lxnben Mobil'- sation gleichkommt, die sich nur gegen uns richten kann und die Mobilisationszeit um 60 Prozent kürzt. Stellt man da neben, daß ein gemeinsclxfftlicher englisch-französischer Operationsplan längst schon fertig vorliegt! Heiter, nicht »nähr?! Und hei solchen Aspekten garantieren wir die Un tätigkeit unserer Flotte in der Ostsee, zu einer Zeit, da Ruß land sich mächtig zu Lande rüstet und keinen brauchbaren Kahn auf dem Wasserspiegel hat. Das Tischgespräch zwischen Eduard und Nikolaus wird sicher sehr lustig werden. Doch die Dinge, die hier Vorgehen, haben ein verdammt ernstes Gesicht, und uns bleibt vorläufig als einziger Trost die Hoffnung, daß man in der Willielinsstraße und am Königs- Platz Bescheid weiß und die Zusammenhänge kennt." Türket. — Auf Grund der fortgesetzten Meldungen über die Zusammenziehungen vov türkischen Truppen an der russischen Grenze beauftragte der Zar den Botschafter in .Konstantinopel, bei dem Sultan anznsraoen. was die Vorbereitungen zu bedeuten hätten Der Sultan antwortete dem Botschafter, der Zar möge einige GenerolstabSosfiziere an die Grenze ab- fenden. Falls diese finden, daß dort wirklich Truppen- anhäufnngen vorhanden seien, die eine Gefahr für Rußland bedculen, sei er bereit, sofort Befehle zu einer anderweitigen Dislokation zu erteilen. Darauf sind bereits zwei russische GeneralstabSoffiziere nach der türkischen Grenze abgegangen. Persien. — Das Zritungswksen. Vis zur Verkündung der Preß- freil-eit August' 1906 gab cS in Teheran keine eigentlichen Zeitungen. Es erscheinen nur lithographische Blättchen in unregelmäßigen Zwischenräumen, die hochtrabende Titel wie „Trabiat" (Erziehung) und „Mvaref" (Wissenschaft) führten, deren Inhalt sich aber auf farblose Geschichten be schränkte. Allerdings erschienen in Bakum Persische Zei tungen, aber von 10 Nummern wurden durchschnittlich von ! der russischen Polizei und eben so viel von der persischen ver boten, während der Rest auf dem Transport verloren ging. Besser stand es um die Zustellung des in Kalkutta erscheinenden Wochenblattes „Habl - ol - Maten" („Die mächtige Hilfe"), das auf dem Wage über Bombey und. Schiras ziemlich regelmäßig und mit zweimonatlicher Ver spätung ankam und bei den Abonnenten ausgewogen wurde. Die Verkündigung der Konstitution hat nach den „Blättern für die gesamte Sozialwissenschaft" diesen Zu stand gründlich verändert. Seit 18 Monaten vergeht kaum eine Woche, ohne daß in der Hauptstadt oder in der Pro vinz eine neue Zeitung ins Leben gerufen wird. Allerdings sind die meisten dieser Blätter sehr kurzlebig. Don den Zei tungen, die eine größere Lebenskraft vernruten lassen, sind folgende bemerkensivert: der „Medschlis" (Parlament), der den offiziellen Bericht über die Sitzungen der Volksver tretung bringt. Das Blatt erscheint täglich mit Ausnahme des Freitag. Das gelesenste Blatt von Teheran ist gegen wärtig der in Teheran selbst erscheinende „Habl-ol-Matem". Die Auflage beträgt 4000 Exemplare. Das Blatt bringt knappe Parlamentsberichte, polemische Artikel und ver mischte Nachrichten. Seine Behandlung der Landespolitik sticht durch ihren Pessimismus hervor. Ein richtiges Kampfblatt ist der „Sur Esrafli" („Die Trompete Rafa els"). Jede seiner Nummern bringt ihm eine Susp^n- sierung von 14 Tagen ein. Dieses Blatt hat am meisten zur patriotischen Volksbewegung gegen den englisch- persischen Vertrag beigetragen. Der „Nedaje Watan", um seiner illustrierten Beilage „Kaschgul" willen gekauft, un- gefähr dasselbe wie die deutsche Wendung, gemischter Salat, oder das süddeutsche: Wurstkessel. Der „Kaschgul" bringt zweimal wöchentlich eine vierblätterige Nummer mit Zeichnungen im Text heraus. Erwähnt sei noch das Tageblatt „Solche Sadek" („Morgenröte der Wahrheit"), das als erstes den wirtschaftlichen Interessen seiner Leser Rechnung trägt. Seine Spezialität ist der Kurszettel für Brot und die wichtigsten Nahrungsmittel. Nennenswert ist der Titel „Mossawat", der dem französischen „Egali- taire" („Anhänger der Gleichheit") entspricht. Hier ist d;r Einfluß der französischen Revolution deutlich, der auch sonst in der jungen persischen Presse hervortritt. Was die Re dakteure anlangt, so müssen diese in der Regel die ganze Zeitung selbst schreiben und auch das Amt eines Metteurs mit übernehmen. Ein Jnseratenwesen ist bisher nicht ent wickelt. Im ganzen läßt sich die überraschende Entwickelung der Presse nicht abstreiten, wenn das dem Parlament vor liegende Preßgesetz erst in Kraft sein wird, ist ein weiterer Aufschwung sicher. — Nach einer Depesche aus Petersburg zirkuliert dort das Gerücht, daß der Emir von Afghanistan ermordet und durch seinen Bruder Nasr Ulla Khan auf dem Throne von Afganistan ersetzt worden sei. Der neue Emir gilt als ein Gegner des englischen Einflusses in Afghanistan und es ist möglich, daß, wenn dieser Thronwechsel sich bestätigt, dte englisckie Negierung die Besetzung eines Teiles von Afgha nistan verfügen werde. AuS Stadt and Land. «»tteilunaen aus unserem Leserkeife mit NamenSfertiguna für diese Rubrik stnt der Redaktion allezeit willkommen. Der Name de- Einsenders bleibt Sehetmnt» der Redaktion, llnon .me s>»s>tzctlten müssen unberücksichtigt bleiben.) Dresden, den 15 Mai 1908. Tageskalender lür den 16. Mai. 1906 -f Prof. Dr. H. Obst, Begründer des Leipziger Museum« für Völkerkunde. — 1812 Fürstri'versammlvng in Dresden, 16.—28. Mai. — 1788 * Friedrich Rückerl, Dichter-! ' —«Wetterprognose der Kontgl. vächs. Lande«- «ettertoarte zu Dr ««den für den 16. Mai Wechselnde Luft strömung. veränderliche Bewölkung, warm, trocken, Gewitterneigung. —* Se. Majestät der König traf, von Tarvis kommend, heute vormittag 9 Uhr 39 Minuten auf diesigem Hauptbahnhofe ein, verweilte einige Zeit im Residenz schloß und begab sich hierauf nach der König!. Villa in Wachwitz. —* Der Postrat Wilinzig in Chemnitz ist zum Ober postrat und der Oberpostinspektor Stroed el in Dresden zum Postrat ernannt worden. —* Am Donnerstag früh verschied hier infolge Herz lähmung Herr Schuldirektor Klemich im 63. Lebens jahre. —* Die Fi na nzdePutationR der Zweiten Kamm er beantragt, die Kammer wolle sich unter den im Königlichen Dekret Nr. 44 unter 1 bis 5 bezeichneteu Voraussetzungen mit der Erbauung einer elektrischen Straßenbahn von Dresden nach Klotzsche einverstanden erklären, sowie die erforder lichen Mittel von 310 000 Mk. bewilligen. —* Das Stadtverordnetenkollegium hat in seiner gestrigen Sitzung die Einnahmen der städtischen Straßenbahn für 1907 mit 10 047 200 Mk., die Ausgaben mit 9 404 204 Mk. und den Ueberschuß mit 642 996 Mk. sestgestellt. Ebenso wurde beschlossen, den Rat zu ersuchen, zuzulassen, daß Hunde auf dem Vorderperron der Straßen bahn mitgenommen werden dürfen. Weiter wurde be schlossen, den Schaffiiern und Führern der Straßenbahn eine StandeSvertretung zu gewähren, dagegen dem Gesuche um Regelung der Lohn- und Gehaltsverhältnisse derzeit keine Folge zu geben. — * Die König!. Poltzeidirektion läßt auf Grund von 8 6ck der in den Hauptzügen von uns mitgeteilten Aus« sührungsverordnung zum RetchsvereinSgesetz als Zeitungen, in denen die an die Stelle der Anzeige tretenden Be kanntmachungen öffentlicher politischer Versamm lungen erfolgen können (8 6 Absatz 1 des Reichsvereins, gesetzes), folgende hier erscheinende Tageszeitungen zu: Dresdner Nachrichten. Dresdner Journal, Dresdner Anzeiger, Dresdner Neuesten Nachrichten und Dresdner VolkSzettung. Um Mißverständnisse für die Leiter unserer Vereine und Veranstalter von öffentlichen politischen Versammlungen hintanzuhalien, sei mttgeteilt, daß die Ankündigung durch die Zeitungen nicht notwendigerweise erfolgen muß. ES kann die Anmeldung erfolgen: 1. durch die schriftliche An meldung bei der König!. Polizeidirektton, 2. durch Bekannt machung in zugelassenen Zeitungen und 3. durch Anschlag an den Ankündigungssäulen. Die Ankündigung in diesen drei Gattungen muß 24 Stunden vor Beginn der Ver sammlung erfolgt sein. —* Die Wahlrechtsdeputation hielt am Donnerstag nachmittag eine weitere, etwa dreistündige Sitzung ab. E- wurde u. a. beschlossen, daS Wahlgeheimnis festzusetzen, wie bei der ReichStagSwahl. Der Wähler erhält vor Betreten der Wahlzelle ein Kuvert auSgehändigt, das die ihm zu kommende Stimmenzahl sichtbar erkennen läßt. In dieses Kuvert hat der Wähler neben seinem Stimmzettel auch die ihm zugegangene amtliche Aufforderung zur Wahl mit einzulegen, damit dadurch die Kontrolle erleichtert wird. Der Paragraph 19 des Entwurfs, der anordnet, daß kein Wähler an mehr als einem Orte sein Stimmrecht auS- üben darf, fand Annahme, ebenso 8 20, welcher von der Beschaffung der Stimmzettel usw. handelt. Dem Antrag des Abgeordneten Langhammer, die Regierung um Er wägungen darüber zu ersuchen, ob die für; die Wahlsähigkeit vorgeschriebene Steuerleistung von 30 Mark sich nicht er mäßigen ließe, wurde zugestimmt. Von den Abgeordneten Pflug und Dr. Zöphel lag ein Antrag vor. dahingehend, daß Beamte. Geistliche und Lehrer, die zu Abgeordneten gewählt seien, nicht die Genehmigung der Vorgesetzten Be hörde zur Annahme des Mandats einzuholen hätten, son dern daß, wie beim ReichStagswahlrechl, die erfolgte Wahl der Vorgesetzten Behörde nur anzuzeigen sei. Ueber diesen Antrag soll erst später abgestimmt werden. Am heutigen Freitag tritt die Deputation bereits um 9 Uhr früh zu sammen. Sie hofft, in dieser Sitzung die Beratungen der übrigen 27 Paragraphen beendigen zu können. —* In der Stadt bespricht man noch imm-er die Miß- fallens-Aeußerung Sr. Majestät des Königsbei Besich tigung der Kunstausstellung. Dem König soll be. sonders ein Bild mißfallen haben, das auch auf d<w vor jährigen Berliner Kunstausstellung ausgestellt tvar. Der Allerhöchste Herr soll geäußert haben, daß die dem Publi kum dargebotenen Bilder derart sein müßten, daß sie jeder — ob Erwachsene oder Kinder — ohne zu erröten, ansehen könnte. Das soll bei dem erwähnten Bilde nicht der Fall sein. Auch soll sich der König dahin ausgesprochen haben, daß er es sich in Zukunft reiflich überlegen werde, bevor er noch einmal das Protektorat über eine solche Aus stellung übernehme . . . Natürlich fuhr dieser scharfe Tadel wie ein Blitz in die Ausstellungskommission. Die Pro fessoren Kuehl und Bracht wollten sofort von der Leitung zurücktreten, aber Minister Graf v. Hohenthal soll vermittelt haben; auch habe der König selbst, wie es heißt, den Professor Kuehl telephonisch beruhigt. In der Presse schweigt man sich über den Vorfall aus, nur dis „Dresdner Neuesten Nachrichten" vindicierten dem Könige in einem Feuilleton das Recht der freien Meinungsäuße rung, wie es ja jeder Besucher einer solchen Ausstellung habe. Wir unsererseits finden es sehrersreulich, baß der Allerhöchste Protektor mit seiner Ansicht über gewisse Bilder, die „schon nicht mehr schön", sondern etwas anderes sind, nicht zurückgehalten, sondern seiner Verurteilung solcher moderner „Kunst"-Bestrebungen kräftigen Ausdruck verliehen hat. Zahlreiche Leute in Dresden teilen diese königliche Anschauung. Obr. —* Das Ortskomitee fllr die am nächsten Montag hier stattfindende Hauptversammlung des Flotten- bundes deutscher Frauen hat sich entschlossen, den Eintrittspreis für Schüler und Schülerinnen zu der am Sonntag den 17. Mai nachmittags 4 Uhr auf dem König lichen Belvedere stattfindenden Generalprobe der künstle rischen Darbietungen auf der Brühlschen Terrasse auf 30 Pf. zu ermäßigen. Derartige Schülerkarten sind nur an der Kasse und nicht im Vorverkauf zu haben. —* Bei der gestern nachmittag auf dem Neustädter Friedhöfe stattgefundenen Bestattungsfeier der drei in Görlitz tödlich verunglückten Dresdner Stukkateure ereignete sich insofern ein peinlicher Vorfall, als bei dem Grabe der Sand plötzlich nachgab, so daß der eine Träger der Beerdignngsgesellschaft „Zum Frieden" bis zum Halse verschüttet wurde. Der Mann wurde sofort wieder ans seiner gefährlichen Lage be freit, doch konnten die Särge infolge des Unfalles nicht ein gesenkt werden. Sie wurden nach der Leichenhalle zurück gebracht. Die Beerdigung fand heute vormittag statt. Der Unfall soll durch den großen Andrang des Publikums und die damit verbundene zu große Belastung des Grabrandes hervorgerufen worden sein. —* Frieden im Dresdner Bäckergewerbe. Mit der Lohnbewegung im Dresdner Bäckergewerbe beschäftigten sich am 14. d. M. nachmittags nicht weniger als drei Versammlungen, die in drei verschiedenen Lokalen tagten. Die Dresdner Väckerinmmg hielt ihre Versammlung im Tivoli unter starker Beteiligung der JnnungSmeister und unter dem Vorsitze des Herrn Obermeisters Biener ab. Der Gesamtvorstand der Innung hatte bereits vorher eine Sitzung abgehalten und zu den Vorschlägen des EinigungS- amteS Stellung genommen. Er stellte sich im wesentlichen auf den Boden dieser Vorschläge und ging sogar bezüglich der Gewährung der Ruhetage teilweise über die Forderungen des Einigungsamtes hinaus. Nur mit der vom Einigung«- amte in Vorschlag gebrachten Tarifkommisston erklärte sich der JnnungSvorstand nicht einverstanden, sondern die Er- ledigung von etwaigen Differenzen soll dem Gesellsn- auSschusse übertragen werden. Dte Versammlung nahm die Vorschläge des JnnnngSvorstandes mit überwiegender Mehrheit an und stimmte dann noch einstimmig nach stehender Resolution zu: „Die am 14. Mai tagende ordent liche JnnungSversammlung der Dresdner Bäckerinnung be- schließt, diejenigen Kollegen, die dadurch den Gemeingetst gefährden und der Standesehre znwtdorhandeln,' daß sie bei einer Lohnbewegung die von einer gegnerischen Organt- sation ausgegebenen Plakate und Ausweise über bewilligte Forderungen im Schaufenster oder in anderer dem Publikum sichtbarer Weise zur allgemeinen Kenntnis bringen, in eine statutarische Ordnungsstrafe von 20 Mk. für jeden Fall der Zuwiderhandlung zu nehmen." Die beiden Gehilfen- Versammlungen erklärten sich mit den Vorschlägen des Einigungsamte« resp. der Innung ebenfalls einverstanden. Demnach dürste der Frieden im Dresdner Bäckergewerbe gesichert sein.