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' z!> Mi 'i? r ohne Debatte zu Ende geführt: es folgten die einmaligen Ausgaben. Auf Antrag des Berichterstatters Freiherr v. Thünefeld wurden gestrichen: 960 000 Mark für ein Karronenboot, 600 000 Mark für ein Flußkanonenboot; <450 000 Mark für ein Vermessungsschiff wurden infolge der Annahme durch die Freisinnigen genehmigt). 1 Million Mark bei der artilleristischen Armierung. Nächste Sitzung am Dienstag. Beratung des Reichseisenbahnetats. Tie Reise des Kaisers nach dem Mittelmeer rvird Mitte März stattfinden: der genaue Lag der Abreise ist noch nicht bestimmt worden. Prinz Friedrich Leopold von Preußen traf am 17. d. M. in Zarskoje Sselo ein. Am Bahnhof waren zum Empfang erschienen der Kaiser und mehrere Großfürsten. Die Begrüßung des Kaisers und des Prinzen war äußerst herzlich. Als Nachfolger des dem Vernehmen nach aus Alters- und Gesundheitsrücksichten aus dem Dienste scheidenden braunschweigischen Staatsmiuisters v. Otto soll der bis herige braunschweigische Bevollmächtigte zum Vuudesrat, Freiherr v. Cramm-Burgdorff. ausersehen sein. Von den Zechendes,bern des Ruhrgebietes gibt es heute einmal etwas Gutes zu melden. Die Geldstrafen für den Koutraktbruch — Einbehaltung des Lohnes für sechs Schichten werden in den nächsten Tagen zurückgezahlt, wo sie eingczogen waren, auf Antrag werden Unter stützungen und Vorschüsse an die Bergleute gezahlt. So be schloß eine Konferenz der Zechenbesitzcr in Essen, auch Hugo Stinnes bleibt nicht zurück. Ter Ausstand ist beendet: bei der Frühschicht am 15. d. M. fehlten nur noch 2176 Mann. Alles hängt jetzt von den Berggesetzen, die dem preußischen Landtag zugehen werden, ab. Ein Dortmunder Blatt erzählt, daß ein Herr aus dem Kreise rheinischer Großindustrieller zum Handels minister Möller gesagt haben soll: „Sie. Herr Minister, im ponieren mir noch lange nicht. Wenn Sie den nötigen Spiritus im Kopfe hätten, wäre aus Ihren, Kupferhämmer- chen längst etwas anderes geworden." — Bei den Kohlen- königen scheint der Mensch erst beim Grubenbaron anzu fangen. Eine eigenartige Maßregelung. Der frühere Chef der Reichskanzlei und jetziger Uuiversitätskurator v. Rotten burg zu Bonn hat eine Tisziplinarmaßregeluilg zu ge- rvärtigen: er hat nämlich im Verein mit vieleil Universitäts professoreil einen Ausruf zu Gunsten der streikenden Berg arbeiter unterschrieben. In der Bndgetkonimission des Ab geordnetenhauses wurde null darüber verhandelt, ob das Verhalten des Kurators der Universität Bonn mit den Pflichten eines Staatsbeamten- vereinbar sei. Ter Kultus minister erklärte in der Budgetkommissioii, daß die Er wägungen noch nicht abgeschlossen seien, inwieweit dem Kurator der Universität Bonn disziplinäre Vorhaltungen zu machen seien wegen seiner Beteiligung an einem Aufruf zu Sammlungen auS Anlaß des Bergarbeiterstreiks. Wir möchten das Preußische KmltuSniinisteriuni dringend n>aruen, in dieser Sache Schritte zu tun. ES würde sich sonst ein Schrei der Entrüstung in ganz Deutschland loslösen, v. Rotteubnrg ist als hervorragender Sozialpolitiker be kannt: er steht dem Zentrum so ferne, als man sich nur denken kan». Aber eine Maßregelung ob dieses humanen Schrittes, würde nicht nur im Ruhrrevier, sondern in ganz Deutschland nicht verstanden werden. Unter den Berg arbeitern würde die preußische Regierung den Rest des Ver trauens verlieren. Ter Bergarbeiter unterscheidet nicht und sagt: So urteilt der Kultusminister, anders der Handcls- minister: »ein, der Arbeiter sagt: so urteilt die Regierung über den Streik. Die feineren Fäden der BeamtendiS- ziplin. die übrigens liier gar nicht verletzt wurden, sieht der Arbeiter nicht. Man würde sich sagen: das ist die erste Tat der Negierung »ach dem Streit: wie werden dann erst die versprochenen Gesetze ausfallend ES liegt im höchsten Inter esse des Staates, daß jetzt das Kultnsministerinm keinen ungeschickten Streich macht. Das preußische Herrenhaus hatte am Freitag eine eigenartige Sitzung: aus dem Hanse sprach immer nur ein Redner, nämlich Oberbürgermeister Ben der-Breslau, der für die Regnliernug der Oder erstens eine gesonderte unabhängige Beschwerdeinstanz gegen die Kostenfestsetzung forderte, aber hiermit glattweg dnrchfiel. da er selbst keinen brauchbaren Weg finden konnte, obwobl er 7 Mal das Wort ergriff. Dann wünschte er. daß die Privatpersonen zu den Kostei, der Regnliernug herangezogen werden; auch damit hatte er kein Glück. Das Haus nahm jedoch den Antrag von Professor Lönnig an, der den Gemeinden das Recht gibt, die Interessenten zu den Kosten heranznzichen. Im übrigen fand das Gesetz gemäß den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses Annahme. Nach Erledigung geschäft licher Fragen und kleineren Vorlagen ging das Haus auf unbestimmte Zeit in Ferien. Hochinteressante Betrachtungen stellte der Geistliche Rat Wacker über die badischen Wahlkreise und ihre 2-1 Mandate an. Er kommt zu dem Ergebnis, daß mit ziem licher Sicherheit 7 der Sozialdemokratie, 6 den National- liberalen. 2 dem Zentrnm. 1 den Demokraten znfallcn werden. Teil übrigen acht sehen Zentrum, Sozialdemo kraten, Nationaliberale, Demokraten und Freisinnige mit mehr oder welliger begründeter Hoffnung entgegen. Eine auf Grund der letzten NeichStagSwahlen znsammengcstellte Tabelle, welche in Prozenten die Stärke deS Block, der So zialdemokratie und deS Zentrums uud dann derjenige von Block und Zentrum einerseits, Sozialdemokratie und Zen trum andererseits in den 10 privilegierten Städten mit zu sammen 21 Mandaten wiedergibt, dürfte den National liberalen recht sehr zu denken geben. Nur in drei von diesen 10 Städten verfügen sie über eine absolute Mehrheit; Heidelberg mit zwei. Konstanz und Lahr mit je einem Man dat. Wacker ist der Ansicht, daß die Nationalliberalen im günstigsten Fall auf 9 von den 2-1 städtischen Mandaten kommen können. In den -19 ländlichen Bezirken, von denen 20 dem Zentrum gleich im ersten Wahlgang zufallen dürften, steht es für den Block erst recht nicht günstig. — Beim Gewerkverein christlicher Bergarbeiter waren bis Montag, den 10. Febniar 202 590,38 Mark an Unter stützungen eingelaufen. Der Kampf ist kaum beendet und schon suchen Vertrauensleute des alten Verbandes den christ lichen Gewerkverein wieder zu verdächtigen. So wurde ver schiedentlich die Behauptung kolportiert, der alte Verband habe seinen Kassenbestand bis zu 40 000 Mark zur Unter- stützung der Ausständigen zur Verfügung gestellt, während der Gewerkverein kein Geld flüssig gemacht habe. Wahr ist das folgende: In der Siebenerkomnnssion wurde vereinbart, die gesammelten Gelder gemeinschafttich zu verteilen, wo hingegen die Kassenbestände der Verbände zur Unterstützung ihrer gemaßregelten Mitglieder zurückzuhalten seien. Don seiten des Gewerkvereins wurde aber selbst über diese Ver- inbarung hinausgegangen, indem am Tage der Auszahlung 30 000 Mark aus der Kasse vorgeschossen wurden. Dieses einstweilen zur Aufklärung gegenüber verleumderischen Verdächtigungen. — Tie aktive Schlachtflotte wird demnächst um zwei neue Panzer vergrößert, nämlich um die beiden Schiffe der Braunsck)weigklasse „Preußen" (fertig im Frühjahr) und „Hessen" (fertig im Sommer). Das letzte Schiff „Loth ringen" wird erst im Frühjahr 1906 in Dienst gestellt wer- den. Dann ist wiederum ein neues Linienschiffsgeschwader fertig, das unsere größten Schiffe, Panzer von 13 200 Ton nen, enthält, die aber über 3000 Tonnen noch hinter den größten japanischen, englisck)en, amerikanischen zurückblei- ben (die größten französischen Panzer haben 14 870 Ton- nen). Tie drei ersten Panzer der X-Klasse sind auch schon im Bau: „Deutschland" (lief am 19. November 1904 vom Stapel) ist im Sanier 1906 fertig und die beiden noch auf Stapel liegenden O und I' 2. Tie Schlachtflotte wird also im nächsten Jahre aus 16 neuen Linienschiffen ersten Ran ges bestehen: 5 von der „Kaiser"-Klasse, 5 von der „Wrt- telsbach"-Klasse und 5 von der „Braunschweig"-Klasse, da zu kommt das erste Schiff der neuen X-Klasse, der „Uhland", und endlich die vier Panzer der umgebauten „Brandenburg- Klasse". Einen weiteren Zuwachs erhält sie vor- aussichtlich auch noch durch die beiden großen Kreuzer „Roon" (fertig im Herbst), „?)ork" (fertig im Beginn von 1906). Oesterreich-Ungarn. Tic Eröffnung des ungarischen Abgeordnetenhauses erfolgte unmittelbar auf die Audienz von Szell und Wekerle. Der Alterspräsident Abgeordneter MadaraSz (Kossuth- Partei) begibt sich unter lebhaften Eljen-Rufen und Hände klatschen auf den Präsidentensitz und erklärt alles, was — sei es die Negierung, sei es das Präsidium oder wer immer den verfassungsmäßigen Gesetzen Widersprechendes hier getan haben, nachträglich als ungesetzlich und ungültig zu erklären. Es werden Aufgaben deS Hauses sein, zu urteilen über Lebende und Tote. (Lebhafte Heiterkeit.) Seine Pflicht sei eS, zu erklären, daß er nur nach der alten Haus ordnung im stände sei. die Beratungen des Hauses zu leiten. „Gottes Segen iiber das Abgeordnetenhaus und über dessen Verfügungen, welche die verfassungsmäßige Freiheit, den Ruhm der Nation und des Vaterlandes ver künden." Der Präsident teilt mit, daß die näclffte Sitzung am Sonnabend stattfinden werde, in welcher das königliche Reskript verlesen werden und die Mandate behufs Verifi zierung eingereicht werden sollen. - Tic christlich.soziale Partei hat beschlossen, entweder Rücknahme der im Heerwesen den Magyaren gemachten Zugeständnisse oder Ablehnung der außerordentlichen Mili tärkredite! Tie Fassung des christlich-sozialen Parteibe schlusses läßt deutlich wahrnehmen, daß die Christlich- Sozialen nicht die Notwendigkeit einer gutgerüsteten Heeres macht verkennen. Aber man kann von der christlich-sozialen Partei nicht verlangen, daß sie durch stille Nachgiebigkeit einen Prozeß unterstütze, der schlimmer ist, als ein unglück licher Krieg, da er die Monarchie ganz anders durcheinander werfen wird, als die Jahre 1859 und 1866. Wer heute schweigt und nicht alle konstitutionellen Mittel zur Abwehr verwendet, der hilft die Zweiteilung des Heeres, das Ende der Großmacht befördern und wer dazu noch die außer ordentlichen Militärkredite bewilligt, der hilft diese ohne einen starken Eingriff nicht mehr aufzuhaltende Teilung auch noch bezahlen. Welcher wirklich österreichisch-gesinnten Partei soll dies zngemutet werden? — Tie alldeutschen Preßexzesse werden nun doch ein mal an der richtigen Stelle, nämlich vor dem Strafgerichte, behandelt werden können. Der Immunitätsausschuß hat die Auslieferung des Abgeordneten Hauck an das Gericht wegen Religionsstörung mit 16 gegen 6 Stimmen be schlossen und somit wird .Hauck seine Deckung, aus der er bisher straflos seine Jndianerpfcile hervorsenden zu können glaubte, verlieren. Wir zweifeln zwar nicht, daß er sein feiges Geschäft, die Immunität zu mißbrauchen, auch weiter hin fortsetzen wird — cs liegt dies in der alldeutschen Partei natur — aber wenigstens wird die Öffentlichkeit die mora lischen Qualitäten dieses Herrn zu würdigen wissen, wenn er einmal vor dem Gerichte gestäupt worden ist. Die Haupt sache aber ist. daß einmal bekundet wird, daß im Staate noch Gesetze existieren, welche nicht nur die religiösen lieber- zeugungen, sondern — mit Verlaub zu sagen! — auch die der Katholiken schützen. Die starke Volksbewegung, welche aus Anlaß dieser schwerer: Angriffe auf das Empfinden der Bevölkerung entstanden ist, hat es zuwege gebracht, daß diesmal das Abgeordnetenlnrus sich mehr als gewöhnlich mit der Erfüllung seiner Pflichten beeilt. Italien. — Ter 16. internationale eucharistische Kongreß wird zu Nom vom 4. bis 7. Juni 1905 abgehalten werden. - TaS Internationale Ackerbanministerium in Rom. welches der König Viktor Emanucl angeregt hat, wird seiner Idee nach natürlich von allen Mächten begrüßt, allein ob und wie die Idee praktisch durchzuführen und mit den widerstrebenden Interessen vorwiegend agrarischer und nicht agrarischer Staaten zu vereinbaren ist, das ist eine andere Frage. Ein Herr David Lubin (?), Teilhaber der Firma Weinstock (I) und Lubin in San Franziska (Kalifornien), hat den König für diese neue Idee gewonnen. Lubins Plair geht dahin, die internattonalen landwirtschaftlichen Inter essen zu fördern, durch Studien und Vorschläge internatio nale Abkommen hcrbeizufiihren, die für den Ackerbau nötig und nützlich erscheinen, wie z. B. bei Krankheiten der Pflan zen und Tiere. Weiter soll sich daS Institut befassen mit Versicherungen gegen Hagelschlag, Dürre, Sterblichkeit deS Viehes, mit der Regelung der Forsten, den Verfälschungen der landwirtschaftlichen Waren, Regelung des Auswandrrer- wesens usw. Auch eine internationale Arbeitsbörse für d« Landwirtschaft soll dem neuen Institut ungegliedert werden. Eduard Lubin ist auf dem Gebiete der Landwirtschaft und ihrer Organisationen schon lange tätig und ist auch MitgliH des Ausschusses, der die internationalen landwirtschaftlichen Kongresse veranstaltet. Er hat auch ein Buch sozialphilo sophischen Inhalts veröffentlicht, das den Titel trägt: GS werde Licht! Im vergangenen Jahre kam er nach Rom und trat alsbald in Beziehung zum König Viktor Emanuel, der die Durchführung in die Hand zu nehmen beschloß. Ara«kr»lch — Der Kultusminister forderte kürzlich den Bischof von Dijon. Lenordez, auf. zwei neue Generalvikare zu er nennen an Stelle der beiden Vikare, deren Abberufung von der Regierung genehmigt wurde. Bischof Lenordez schlug zwei Vikare der Regierung vor. die mit der Ernennung sich einverstanden erklärte. Aus Stadt und Land iMUteUunaen aus unserem LelerkreUe m,t NamenSserUMUii, lltr diese NubrU Pud d« Redaktion allezeit willkommen. Der Name de« Einsender» bleibt «SehetumK der Redaktion. Unontune Zuschristen müssen unberücksichUat bleiben.) Dresden, den 18. Februar iVOV. Tageskalender für den 10. Februar. 190t. f Armand Silvestre, französischer Roman-Schri>ftslcller. — 1745. * Allessandr» Graf Volta zu Como. Berühmter Physiker. — 1473. * Rikola»4 Kopernikus zu Thorn. 20. Februar. 1790. ß Kaiser Joseph K. —* Heute vormittag 11 Ubr sind sämtliche staats- minister zu einer Konferenz im Nesidenzschlosse zusammen- getceten, der der König präsidiert hat. —* Die Königslage in Leipzig. Donnerstag abends erschien Se. Majestät der König im 17. Gewand hauskonzert. Freitag früh unternahm er in Begleitung des Flügeladjiitantcn Oberstleutnants v. Schöuberg eins« Spaziergang durch die Stadt, wobei ihm wiederholt Ovationen gebracht wurden. Kurz vor 9 Uhr empfing Professor Seffner den Monarchen zu einer halbstündigen Sitzung im Atelier. Von hier begab sich So. Majestät zur Motette in der Thomaskirche. Kirchenrat Superinten dent D. Pauk hielt eine Ansprache, die der König huld- vollst erwiderte. Unter lautem Hurra der Bevölkerung ging nun die Fahrt zur Universität, wo der König eine Vorlesung von Prof. Dr. Volkelt besuchte. Hierauf hörte er eiire Vorlesung des Geh. Hofrats Prof. Dr. Mittels und begab sich dann zum Reichsgericht, wo er kurz nach 12 Uhr cintraf. Kurz vor 0 Uhr erfolgte auf dem Bayr. Bahnhof die Abreise nach Altenbnrg. Das Publikum brachte dem Monarchen aus seiner Fahrt zum Bahnhof be geisterte Ovationen. Auf der Rückreise nach Dresden wird sich Se. Majestät in Leivzig nicht aufhalten. — * Ein treffendes Wort unsers Königs! Bei dem Besuche Sr. Majestät an der Universität Leipzig wurde er vom Theologieprofessor Rietschel begrüßt. Der- selbe feierte hierbei absichtlich „die Freiheit der Wissenschaft und die akademische Freiheit". Dadurch sollte der Monarch offenbar herausgelockt werden zu einer Aeußerung, die man gegen Preußen ausspielen wollte. Dort soll nämlich die „akademische Freiheit" deshalb bedroht sein, weil das Kul tusministerium den jungen Kultrrrkämpfern nicht gestattet, die katholischen Verbindungen niederzutrampeln. Aber Se. Majestät tat der Professorenschaft den gewünschten Ge fallen nicht, im Gegenteil, er betonte: „Ihre Aufgabe ist es, meine Herren, unsere Jugend nicht bloß wissenschaftlich zu bilden, sondern auch ihr die wahren Gefühle der Gottes furcht, Pflichttreue, Hingabe für König und Vaterland, Kaiser und Reich einzuflößen. Ja, ich halte diese Seite der Tätigkeit von Hochschullehrern für die allerwichtigste. Und welch herrliche Aufgabe ist es, die überschäumende Jugend- kraft, die ideal angelegte Natur des deutschen Jünglings in richtige Bahnen zu lenken! Ich war selber in voller Be geisterung Student, und weiß es sehr gut, daß der Jüngling in seinen: Freihcitsdrange keine bindenden Fesseln ane»- lennen will. Und ich habe Verständnis dafür. Aber nach seiner Sturm- und Drangperiode wird er dank der tüchtigen Leitung seiner Lehrer bald ein ernster, gereifter Mann werden, der überall seine Stelle ausfüllt. So, meine Herren, ist meine Ansicht über unsere Universität . . ." Ein richtiges Wort zur rechten Zeit! Auch die Universität muß der Erziehung zu brauchbaren Menschen dienen. Wissen und Studium tun es nicht! Nur der charaktervolle Mensch ist ein brauchbares Glied der Gesellschaft. Die Erziehung zur treuen Pflichterfüllung im Großen wie im Kleinen iß das „allerwichtigste", das tut auch unserer Zeit mehr als je not. Man wird Sr. Majestät gerade in den jetzigen Tagen doppelt dankbar sein, daß er auf diesen Punkt so ent schieden hinwies I —* Die Mission des Justizrats Körner in der Angelegenheit der Gräfin Montignoso ist als ge- scheitert zu betrachten. Vor seiner Abreise von Florenz machte er einen letzten Versuch, sich mit der Gräfin Mon tignoso in Verbindung zu setzen, fand aber wieder ver schlossene Türen vor. Darauf forderte er nochmals tele graphisch die Gräfin auf. die Prinzessin auszuliefern, worauf er eine dringende Depesche ans der Villa Papi- niani erhielt mit der kurzen Antwort, die Gräfin weigere sich aufs entschiedenste, das Kind herzngeben. Justizrat Körner hat den Rechtsanwalt Mattaroli mit seiner Ver tretung beauftragt, bevor er Florenz verließ. Er sucht für einige Tage die Kuranstalt seines Freundes Dr. Gmdlin in Pegli auf und wird Montag früh dem König Vortrag halten. Justizrat Körner hofft, daß bis Mitte April der UrteilSspruch des Florentiner Zivilgerichts erfolgen wird und daß er dann zurückkchrt zu dessen Vollstreckung. Einst- weilen unterbleiben alle weiteren Maßregeln. Die Frau deS Grafen Carlo Guicciardini, die von diesem gerichtlich getrennt lebt, soll, wie es heißt, eine Erhöhung ihrer Apa nage fordern und den Grafen wegen Ehebruchs anklapen. X Dresdner Kaufmannsgericht. Die ersten öffentlichen Verhandlungen dieses neugeschaffenen Tribunals führten- bereits den bedeutenden Nutzen vor Angen, der bei Streitigkeiten zwischen Chef und Hand- lungSgehilfen, Lehrlingen und Verkäuferinnen sich durch juristische Autorität im Bunde mit fachmännisch kollegialer Belehrung und wohlgemeinten Ratschlägen ergibt. v»n