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-tr. LÜS — V. Jahrgang Sonnabend den IV Notember LVIV WscheMksMilng Srtcheirä täglich «ach«. mU Uu-nahme der Sonn- mid AesUage. M>»«ab« 5., MU .DU Zeit in Wort und Bild- dier1eIjLhrIich> ».»«» Uk. In Dresden !»irch Boten »,4« U». In gan» Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit In 4 Deutschland stet Hau» S.SS Inserat« werden die Ngesdaltene Petttzetle oder deren Raum «tt 1L z.RcNamcn mit k« Ü die Zeile dercchnet. bei Wiedechotunge» entsprechenden Stadatt. vuchdrnilerei, Redaktion «nd vteschäftisttelk«, »»««den, Pillaitzer Ltratz« 4». - Sernlprecher I»«« gär Rückgabe unverlangt. Schriftstück« k«»ne BerbiadltchkrU Rcdaitionr-Sprechsiuildc: Ü—IS Uhr. ItlI», Piari!iill5 pisno-fsdsilc ^08. Ku!b Vogr. >87». 0e«»ck«n-t. ^srnrut 77S5 d» o rrr> Met»ek«I,tr»I« 15, l.kt., iVINtzLLM. «„»ed»U»tr,»,. ätiiaiil,«» grol«», r«ledb»Itl,e» l.»g«r »nsrllannt eorrüxlled. 5'lLgeI n. ?I»nIno, In »II«a 8tll- un<> llotrnrien. vllllgote kreist«, vii»»tlx« N«<ll«g»ngeo. r»rll»us. r»o»ek. Ulet«. Ueoplsit« lootrameat« »tot» »m l,»g»r. »pertalltiit: takortlgoog moilornor kiinlao», rn tVoknuug, - Llariedtungon p»»»eo8, dol dli»g»t«r kr«l»d«rookunng. st>4 Für den Monat Dezember abonniert man auf die „Sächsische Bolkszeitung"mit der täglichen Roman beilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von SS Pfg. (ohne Bestellgeld), durch den Boten ins HauS 7V Pfg. Bezugspreis auf die Ausgabe ^ mit der illustrierten Unterhaltungsbeilage „Die Zeit in Wort Eine bedeutsame Rede des Kaisers. Beuron, den IS. November 1910. Bei seinem gestrigen Besuche im Kloster Beuron wurde Se. Majestät der Kaiser vom hochw. Herrn Erzabt Ildefons Schober an der Klosterpforte mit folgender Ansprache begrüßt: „Euer Kaiserliche Majestät. Allergnäürgster Kaiser. König und Herr! In Demut und Ehrfurcht, mit Freude und Jubel im Herzen begrüßen wir Euer Majestät zum ersten Riale im Mutterkloster der Beuroner Kongregation. Mit goldenen Lettern soll dieser Tag. an dem wir das Fest aller Heiligen unseres Ordens feiern, eingetragen sein in das Buch der Klosterchronik, dieser Tag. an dem Euer Majestät in großer Huld sich würdigten, die Erzabtei Beu ron mit so glänzendem Stabe zu besuchen. Zum Ausdruck der Freude, die uns alle beseelt, füge ich den Ausdruck innigsten Dankes. Euer Kaiserliche Majestät haben von Anfang Ihrer glorreichen Regierung an dem Orden des heiligen Benedikt, speziell den deutschen Klöstern seines Ordens und unter diesen wieder Beuron und seinem früheren Erzabte Plazidus wahrhaft kaiserliches Wohlwollen geschenkt. Der Herr, der höchste und gerechteste Vergelter, möge jede Huldtat reichlichst lohnen! „Ganz besonderen, ehrerbietigen und innigen Dank schulden wir Beuroner Euer Majestät für das hehre und herrliche Geschenk des Kreuzbildes, das, im Atrium der Kirche ausgestellt, die im hohen Kaiserlichen Handschreiben ausgesprochenen Wünsche erfüllt, indem es in der Tat allen denen, die bisher in Demut vor ihm knieten, Trost und Segen von oben vermittelt hat und auch in der Zukunft Ungezählten denselben Trost und dieselbe Gnade vermit teln wird. „Wir Mönche, wir Söhne des großen Patriarchen Benediktus, bemühen uns, den Satzungen des Ordens und der heiligen Regel entsprechend, jeden Tag Gott zu geben, was Gottes ist. Unter diesen Gaben, die wir Gott geben, sind dann auch schon die kostbarsten und die edelsten Gaben eingeschlossen, die wir als treue, als loyale Untertanen aus Pflicht und Liebe täglich Euer Majestät und Ihrem erhabe nen Hause schenken, ich meine die Gabe unserer Gebete. Intention derselben kann keine andere sein, als daß der König der Könige und der Herr der Herrscher Euer Ma jestät bei Erfüllung der schweren und verantwortungsvollen Regentenpflichten die ungeschwächte Kraft und den unge beugten Mut erhalte, der Sie immer ausgezeichnet hat und daß er, der Herr über Leben und Tod, Euer Majestät noch viele Jahre erhalte als Schützer des Rechtes, als Hort des Friedens, zum Segen Ihres Volkes und aller Völker, zum Wohls und Gedeihen insbesondere unseres geliebten deut schen Vaterlandes. Das walte Gott!" Se. Majestät der Kaiser antwortete darauf mit fol genden Ausführungen: „Verehrter Herr Erzabt I Ich spreche Ihnen meinen herzlichsten Dank aus für die freundlichen Worte, mit denen Sie mich empfangen haben, und freue mich über die Ge legenheit, der Kongregation einmal einen Besuch machen und Ihnen mein aufrichtiges Wohlwollen aussprechen zu können. Von Anfang meiner Regierung an war es mir eine besondere Freude, die Benediktiner in ihren Bestrebun gen zu unterstützen, da ich beobachtet habe, daß sie überall, wo sie gewirkt, nicht nur die Religion aufrecht zu erhalten und zu stärken bestrebt waren, sondern auch als Kultur träger auf dem Gebiete des Kirchengesanges, von Kunst und Wissenschaft, und in anderem sich hervorgetan haben — eine nicht zu unterschätzende Arbeit! Was ich von ihnen erwarte, ist, daß sie in den Bahnen ihrer Vorfahren weiter arbeiten und mich unterstützen in meinen Bestrebungen, dem Volke die Religion zu erhalten. Dies ist um so wichtiger, als das 20. Jahrhundert Gedanken ausgelöst hat, deren Bekämpfung nur mit Hilfe der Religion und mit Unter- stützung des Himmels siegreich durchgeführt werden kann. Das ist meine feste Ueberzeugung! Die Krone, die ich trage, kann hier nur dann einen Erfolg verbürgen, wenn sie sich gründet auf das Wort und die Persönlichkeit des Herrn. Als Symbol dafür habe ich das Kreuz in diese Kirche gestiftet, uni damit, wie ich es in meinem Handschrei ben gesagt habe, zu beweisen, daß die Regierungen der christlichen Fürsten nur im Sinne des Herrn geführt werden können, und daß sie helfen sollen, den religiösen Sinn, der den Germanen angeboren ist, zu stärken und die Ehrfurcht vor Altar und Thron zu vermehren. Beide gehören zusam men und dürfen nicht getrennt werden. Darum fördere ich von ganzem Herzen die Bestrebungen, die sie verfolgen. Wie bisher werde ich Ihnen auch in Zukunft meine Huld und meinen Schutz bewahren." Jur Rede des Kaisers. Dresden, den 18. November 1910. Die herrlichen Worte, die der Kaiser in Beuron sprach, sind allen Christen aus der Seele gesprochen. Wenn die Monarchen von der Ueberzeugung durchdrungen sind, sie müssen dem Volke die Religion erhalten, um siegreich zu bleiben gegen den Umsturz von Thron und Altar, dann würden die Regierungen nicht so schwankend sein in ihrer Stellung zu den Konfessionen und in ihrem Schutz der Re ligiosität in der Schule. Die liberalen Blätter sind aller dings sehr verdrossen über des Kaisers Worte. Es paßt ihnen schon nicht, daß er ein Kloster besucht und noch dazu, daß er in den Klöstern eine Stütze des Thrones erblickt. Die „Münchener Neuest. Nachr." halten dem kaiserlichen Ausspruch entgegen: „Angesichts der Vorgänge in Portugal wird sich aber nicht jeder (!) so leicht von der Richtigkeit dieser Anschauung überzeugen lassen." Wie die Abneigung die Urteilskraft verwirrt! Dis Mönche in Portugal haben keine Revolution gemacht. Die Revolutionäre sind keine Leute, die im Schatten der Kirche leben wollen, sondern ihre erbittertsten Feinde. Ein geschichtlich geschultes Urteil, das nicht beeinflußt ist von tendenziöser, liberaler Geschichtsklitterei, weiß ge nau, daß die Zuckungen und Erschütterungen und Kata strophen in gewissen Staaten mit katholischer Bevölkerung und mit der katholischen Kirche nicht das Geringste zu tun haben, Wohl aber damit, daß in diesen Staaten Leute Ein fluß auf die Fürsten und die Macht im Staate bekamen, deren ganze Lebensauffassung und Lebens Praxis mit den Lehren der katholischen Kirche in striktestem Widerspruche stand Leute, die daher auch so wenig Stützen des Thrones, so wenig treue Diener der ihnen vertrauenden Fürsten waren daß die meisten von ihnen mit der Revolution sofort ge< meinsame Sache machten, als sie ihr Haupt erhob. Und daß die Leute, di« in solchen Staaten, in gleichzeitigem Kampfe gegen die Kirche, die Monarchie gestürzt hatten, stets Muster von Pflichterfüllung und bürgerlicher Arbeit geworden wären und eine Volksbeglllckung großen Stiles inszeniert hätten, läßt sich vor „geschichtlich geschulten" Leuten nicht gut beweisen. Das konservative „Reich" geht in seinem Uebereifer so weit, den Kaiser vor den Benediktinern direkt zu war neu; das Blatt schreibt: „Bekanntlich war der Bischof Benzler von Metz früher der Abt eines Benediktinerklosters. Sein Verhalten in Elsaß-Lothringen zu den deutsch-feindlichen Bestrebungen bezeugt, daß es doch ratsam wäre, wenn der Kaiser der Staatstreue der Benediktiner wie überhaupt der römischen Hierarchie gegenüber etwas mehr Zurückhaltung übte, da diese stets ihre eigenen Herrschaftsinteressen im Auge hat und den Staat, dessen Souveränität sie bekanntlich nur mit Vorbehalt anerkennt, nur so weit unterstützt, als er sich ihr dienstbar erweist. Das lehrt die Geschichte der römischen Hierarchie insbesondere dem deutschen wie preußischen Staate, im Mittelalter wie in der Neuzeit, gegenüber, wo wir sie auf der Seite aller deutschfeindlichen Bestrebungen «Polen, Elsässer) finden." Diese Unterstellungen richten sich von selbst. Sie sind haltlose Worte, hinter denen gar keine Beweiskraft steckt. Es ist eine Eigenart der liberalen Blätter, sehr viele Behauptungen hintereinander zu stellen, von denen jede eine lange Abhandlung brauchte und die sich mit einigen Worten auf ihren wahren Wert zurückführen lassen. Daß das „Reich" solche Phrasen gebraucht, zeigt, daß die liberale Kampfesweise gegen die katholische Kirche Schule macht. Auch die „M. N. N." sprechen von der „römischen Hierokratie", an der „daS alte, deutsche Kaisertum schmäh- lich zugrunde gegangen" sei, von dem „Zwiespalt zwischen Staat und kirchlicher Machtpolitik", an dem «das deutsche Volk nahezu verblutet" sei, um dann zu sagen: „Ein Prie stertum der Arbeit, ein konstitutionelles Fürstentum, das sich auf ein freies und arbeitsfrohes und von der Wissen schaft geführtes Bürgertum stützte, das hat uns wieder zuletzt in der Gründung des neuen Reiches herausgeholfen." Die Streitigkeiten zwischen Papst und Kaiser iin Mittel- alter sind, wie gesagt, kein so einfaches Kapitel, und mit der Erinnerung daran ist noch lange nicht dargetan, daß für sie und die zweifellos verderblichen Folgen „die römische Hierokratie" verantwortlich wäre. Gerade das Papsttum hat den Grund gelegt zum Glanze des deutschen Kaiser tums, und es hat Kaiser gegeben — es waren nicht die ge- ringsten —, die mit der „römischen Hierokratie" sehr gut auskamen. Und die Generation, die das neue Deutsche Reich mit Blut und Eisen zusammenschmiedete, war von der „Wissenschaft", die die „N. N." meinen, doch noch wenig beeinflußt, mehr dagegen von idealer Begeisterung, die sie trieb, Thron und Altar zu schützen. Die Wissenschaft nach dem Geschmack der „N. N." aber ist zum Teil mit schuld daran, daß jener Idealismus nicht auf der alten Höhe er halten wurde. Diese „Wissenschaft" predigt heute nicht so sehr Pflichterfüllung und staatsbürgerliche Arbeit als viel mehr Verekelung und Unzufriedenheit, und ihre ultim» ratio ist der Großblock, das Handinhandgehen mit dem er klärten Umsturz. Angesichts dieser Tatsache ist es etwas anmaßend, wenn die „M. N. N." vor der „römischen Hierarchie" warnen wollen, indem sie schreiben: „Weil Wilhelm ll. in allen kritischen Stunden gegen über den Herausforderungen der Hierokratie seinen Mann gestanden, seien diese Gesichtspunkte hervorgehoben, damit nicht der Weihrauch und die Mystik von Beuron, die in den klerikalen Blättern jetzt im Lande verstreut werden, den nüchternen Blick in die Gegenwart des deutschen Volkes und das klare Bild des Deutschen Kaisers trüben." Man muß nicht auf alles antworten, worunter die Gegner sich nichts denken, wie die M. N. N. bei den Heraus forderungen der „Hierokratie". Vor dem Weihrauch und der Mystik von Beuron kann eine Wissenschaft allerdings einige Angst haben, die, wie die des alten Albert Träger cs am 15. November in München tat, dem Kaiser zuruft, der Begriff des Gottesgnadentums sei ungeheuer verblaßt. Wenn man weiß, daß diese Wendung an Königsberg an knüpft, so wird man finden, daß auch der Heuchelei in dem Artikel der „Münch. N. N." zum Schlüsse Rechnung getra gen ist in dem Tropus vom „klaren Bilde des Deutschen Kaisers". , . «, j Politische Rundschau. Dresden, den 18. November 1910. — Abschluß der MauueSmaun - Angelegenheit. Das neue Berggesetz für Marokko ist letzten Winter in Parts durch England, Deutschland, Frankreich und Spanien im Entwürfe fertiggestellt worden; nunmehr haben ihm die AlgeciraSmächte in Tanger in allen wesentlichen Teilen zu gestimmt. Damit kommt die ManneSmann - Angelegenheit zu einem Austrage. Wie in der Konferenz zum Ausdrucke gebracht wurde, waren die französischen Bevollmächtigten sich darüber klar, daß den Gebrüdern ManneSmann auS BtlligkettSgründen nicht etwa nur ein Anstandsbrocken, sondern ein sehr erheblicher Bruchteil des zur Verfügung stehenden Bergbaugebietes zu überlassen sei. Die Ordnung der Besitzverhältnisse im einzelnen sollte Sache des verein barten Schiedsgerichtes sein. Im allgemeinen herrschte in Paris Uebereinstimmung darüber, daß eine regionale Teilung der Bergrechte einzutreten habe. Alle« in allem waren Verlauf und Ergebnisse der Pariser Verhandlungen derart, daß nach ihrem Abschlüsse die Preisgabe des lange festgehaltenen „Alles oder nichts" - Standpunktes der Ge- brüder ManneSmann mit gutem Grunde erkannt werden muß. Die Gebrüder ManneSmann können jetzt mit ganz anderen Sicherheiten als vorher den Weg zum SchiedS- gerichte antreten. Wir wollen nun hoffen, daß dieses nicht jahrelang zu seinem Spruche braucht, sondern schnell eine Einigung herbeiführt, weil sonst die Ausschließung deS Landes nicht beginnen kann. — Viehhaltung und Bieheiuführun- iu Bayer«. Die außerordentliche Viehzählung in Bayern, die am 10. d. M. stattfand, hat das Ergebnis gezeitigt, daß die Zahl der Rinder und Schafe nicht unerheblich abgenommen hat, während die Schweine und Ziegen gestiegen ist. Die Abnahme der der Schafe ist nicht besonder« bedeutsam und bedenklich; dagegen ist die starke Abnahme der Rinder um 6,4 °/„ tatsächlich nicht unbedenklich, zumal da sie sich be- sonders auf das Jungvieh erstreckt, daß im Königreiche um nicht weniger als 17,7 abgenommen hat. Eine Abnahme war ja zu erwarten. Sie läßt sich auch leicht erklären, und zwar wie wir schon erwähnten, durch die ungünstige Futterernte des Vorjahres, durch den immer stärker werdenden Mangel an den zur Biehhaltung notwendigen Dienstboten, durch die umstchgreifende Milchwirtschaft und den steigenden Nilchverbrauch in den Städten, durch gewisse ansteckende Krankheiten und durch die bisherige geringe Rentabilitä der Mast. Will man also den Rückgang der Viehhaltung