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Sächsische Volkszeitung : 03.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192407038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240703
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-03
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.07.1924
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Donnerstag, den 3, Juli 1924. Nr. 152. Seite 3 Um die Mietzinssteuer ZWslher Fan-tag m 1. Znli Im Mittelpunkt der Dienstcigssttzung des Sächsischen Land tags stano die Beratung über den Gesetzentwurf betr. den Geld entwertungsausgleich bei bebauten Grundstücke»; in verständliches Deutsch übersetzt heisst das: die Beratung der Mietzins st euer, die bekanntlich von oer Regierung mit 27 Prozent, statt bisher 15 Prozent, vorgeschlagen worden ist. Bon diesen 27 Prozent entfallen 2 Prozent auf oie Bezirks- Verbände für Fürsorgeangelcgenheiten, 10 Prozent ans den Woh nungsbau, 5 Prozent auf die Gemeinden und die restlichen 10 Prozent auf den Staat. Mit dieser Regelung hat Sachsen für das 3. Quartal 1924 eine Miete festgesetzt, die mit 38 Prozent reiner Miete und 27 Prozent Mietzinssteuer, zusammen 65 Pro zent der Friedensmiete ausmacht und etwa der Miele in den meisten anderen deutschen Ländern gleichkommt. In einigen süddeutschen Ländern werden sogar bereits 70 Prozent und mehr erhoben. Bemerkenswcrt bei der sächsischen Regelung ist auch, oass hier 10 Prozent der Friecensiniete, das ist über ein Drittel der Steuer, dem Wohnungsbau zngcsührt werde». Wenn dieser Satz auch angesichts des Charakters der Mietzinssteuer noch relativ niedrig erscheint, so steht doch Sachsen damit an der Spitze der deutschen Staaten. In manchen deutschen Ländern werden nur 3 Prozent für den Wohnungsbau aufgebracht. Das alles kann ans die Dauer natürlich nicht mehr als ein Tropfen ans den heißen Stein sein; an eine wirkliche Behebung oer Wohnnngsnot ist mit solchen Maßnahmen »och nicht zu denken. Von Hausbesitzern freundlicher Seite und merkwür digerweise von den Kommunisten wurde gegen das Ge setz Sturm gelaufen. Mit Recht betonte der Finanzmini ster hierzu, daß es eine Ungerechtigkeit gegenüber de» anderen Nentengläubigcrn sei, wenn die Hausbesitzer schon jetzt auf eine volle Rente aus ihren Häusern zusteuern, während der Papicr- rcntenbesitzcr noch mit Hangen und Bangen auf eine Auf wertung in bescheidenem Umsange warte. Auch die Finanz not des Staates zwingt dazu, die Steuer nicht dem Haus besitzer, sondern der vsfentlichen Hand znzufnhren, und zwar um so mehr, als das Reich einfach nicht in der Lage ist, die Geldbeoürsnisse der Einzclstaaten voll zu befriedigen nnd daher den Ländern in der 3. Stcnernotvcrordnnng die Mietzinsstcucr ausdrücklich zur Ausschöpsuiig überwiesen hat. Es folgte lediglich eine Bemerkung oer oppositionellen Deutschnanonalen, daß man besser erst einmal oben zu sparen anfangc, indem man die Zahl der Minister und der Abgeord neten auf die Hälfte herabsetzt. Immerhin war auch oiese Be« merkung gerade bei diesem Punkt reichlich deplaziert, denn die hierdurch ersparte Summe würde nicht mehr als 1 Prozent der gesamten Mietzinssteuer einbringen. Neben den Kommu nisten und Deutschnationalen stellten sich zwei weitere Vertreter des Hausbesitzers, der Abgeordnete Röllig aus der Deutschen Volkspartei und der Abgeordnete Jühnig aus der Demokra- tischen Fraktion als Gegner des Gesetzes vor und traten in der Abstimmung der Opposition bei. Die Vorlage selbst fand mit den Stimmen oer drei Koalitionsparteien die erwartete Geneh- migungp I daß die bereits angekündigte Mieterhöhung ans insgesamt 65 Prozent nunmehr Rechtskraft erhalten hat. Was sonst ans der Tagesordnung stand und in breitem Redestrom behandelt wurde, war im Grunde genommen nichts als „kleines Gemüse", das man in dieser Form überhaupt nicht im Parlamenk servieren sollte. Ten Geschmack daran fanden anschemeno auch nur oie Referenten für die betreffenden Punkte, oenn oas Haus wies eine gähnende Leere auf. Auf den Tri bünen zählte man 6 andächtige Zuhörer. Die Volksvertreter im Plenum konnte man an den 10 Fingern abzühlen. Da gegen herrschte Hochbetrieb im E r f r i s ch n n g s r a u m! Die Hnndstage sind eben schon beträchtlich nahe und so ein armer Volksvertreter ist ja schließlich auch nur Mensch. Aus der langen Reihe der angenommenen Etatkapitel ist vielleicht noch erwäh nenswert das Kapitel über das staatliche K r a f t f a h r w c > e n, mit dem zusammen eine Gesetzesvorlage beraten wurde, die z» weiterem Ausbau des Krastwagennetzes in Sachsen 1,5 Millionen anfordcrte. Die Annahme erfolgte sogar einstimmig, was im Sächsischen Landtage gewiß viel heißen will. Im übrigen ist der Landtag gewillt, nur noch zwei Sitzungen vor den Sommerferien abzuhalten, und zwar am Donnerstag, oen 3., und am Donnerstag, den 10 Juli. In diesen beiden Sitzungen soll noch eine Nnmenge von Etatkapiteln, Regierungsvorlagen und ähnlicher parlamentarischer Arbeit v u r ch g e p e i t s ch t wer den. So unter anderem das Gesetz über die Abfindung zwischen dem Staate und dem ehemaligen Königshaus, das Finanzgesetz samt dem gesamten Haushaltplan 1924. Das Wohlfahrts pflegegesetz dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach erst nach oen Sommerferien zur Verabschiedung gelangen. Es wäre auch un verantwortlich, wenn man eine derart wichtige Gesetzesvorlage, über die oie Meinungen der verschiedenen Parteien noch keines wegs geklärt sind, noch rasch erledigen wollte, nur um die Arbeit hinter sich zu haben. Was der Landtag im Herbst dem säch sischen Volke bescheren wiro, steht heute noch ans einem andere» Blatt: verschiedene Anzeichen lassen vermuten, daß die große Koalition zu diesem Zeitpunkt in eine ernste Krise kommen wiro. Zur KnuhiMs In der Nr. 60 der „Volksgeineinschaft" vom 18. Juni 1924, dem Organ der „Christliä)-sozialen". steht ein Artikel: „Warum ich mich zur Christlich-sozialen Volksgemeinschaft bekenne". Er ist von einem Herrn aus Ostritz in Sachsen verfaßt. Wollten wir nun auf diesen Artikel eine längere Erwiderung geben, so wäre Lies ungefähr so, als wenn wir uns beispielsweise in eine Aus einandersetzung mit der Dresdner „Arena" oder der „Revue" oder sonst irgendeinem Blatt, das sich aus derartigem Niveau bewegt, einlassen würden. Wir wollen nur kurz folgendes bemerken: Es ist sehr gut, wenn das Blättchen, die „Volksge meinschaft". so weiter arbeitet und so „wertvolle" Artikel bringt. Wertvoll und aufklärend in dem Sinne, Latz wir dann immer deutlicher den Geist der Volksgemeinschaft ersallen. DerArtikel er scheint uns derartig verkommen, daß wir dem Verfasser nicht einmal die Ehre der Namensnennung erweisen. Wir erachten das für seinen „guten Ruf" als geboten. Lüge und Verleum dung wird dem Zentrum und geistlichen, hochangesehenen Wür denträgern in ganz unglaublicher Art vorgeworfen. Von Ver räterpolitik, von belügen und betrügen usw. ist die Rede. Vier Spalten hindurch. Wir übergehen dabei die Angriffe aus die „Sächsische Volkszcitung" und verlangen durchaus nicht, daß uns der Mann ein Zeugnis ausstellt über das Ansehen unserer Zeitung. Ja, wir würden uns das sogar verbitten. Wir hätten zwar Gelegenheit, den Mann auf Grund seiner Angrisse bei den Ohren zu fassen und ihn vom Richter aburteilen zu lassen. Aber er dauert uns. Er ist verhetzt. Und wir sind überzeugt, Latz ihn eine Methode, wie man unartige Kinder mit hässlichen Manieren behandelt, wieder zur Besinnung bringen würde, ür uns ist das eine viel wichtiger: Wenn das Organ der hristlich-sozialen Volksgemeinschaft so etwas veröffent licht, so ist das nicht mehr als die Ansicht eines einzelnen auszufassen, sondern als die Ansicht der Volksgemeinschaft selbst. Das ist das Wichtige. Wer heute die Fäulnis noch nicht kennt, die in dieser Splitterpartei zutage tritt, der lese den Ar tikel. Wir wünschen, daß alle Katholiken und Protestanten sich die^e Nummer kauften. Im nächsten Wahlnampf würde keiner von ihnen eine Stimme für diese Partei abgcben. Tagesneuigkeiten Schweres Grubenunglück in Halifax 78 Bergleute verloren! London, 2. Juli. Nach Meldungen aus Halifax hat sich auf der Grube Stellarton eine schwere Grubenexplosion er eignet. Bon ca. 189 unter Tage arbeitenden Bergleuten konn ten 63 ans Tageslicht befördert werden, aber noch 7 3 Berg leute find in der Grube eingeschlossen und wahr scheinlich verloren. Glücklich abgelaufen Basel, 2. Juli. Der Orient-Expreß Bukarest — Paris verunglückte Montag vormittag beim Passieren der öster reichisch-schweizerischen Grenze im Bahnhof Buchs dadurch, daß die abgekoppelte österreichische Lokomotive in den lebten Schlaf wagen hincinfuhr und den zweitletzten streifte. Der letzte Schlaf wagen, der mit 18 Personen besetzt war, wurde an der Seiten wand auf einer Länge von etwa drei Metern vollständig ans-' gerissen. Die Scheibenwand dcS Toilcttenabteils und daS folgende Schlafwagenabteil stürzten zusammen und begruben die schlafen den Reisenden unter sich. Jedoch kamen alle Passagiere wie durch ein Wunder ohne die geringste Ver letzung davon. Auch auf der entgleisten österreichischen Loko motive kam keine Person zu Schaden. Die Lokomotive rannte sich mit allen Nädern bis in die Achsen fest. Es steht fest, daß der österreichische Lokomotivführer das Rangierverbot nicht beachtet hat. Die Zwischenfülle an der italienischen Grenze Wien, 2. Juli. Der Feuerüberfall auf eine österreichische Militnrabteilung, per sich an der Südtiroler Grenze ereignet hat, ist von zwei italienischen Zollwächtern ohne vorheri gen Anruf verübt worden. Es war Nebclwetter, und so mögen die Italiener geglaubt haben, daß die Oesterrcicher die Grenze überschritten hätten, waS indessen der österreichische Oberst bestimmt verneint. Das Feuer wurde nicht erwidert und die Italiener nicht verfolgt. Belgrad, 2. Juli. Wegen des letzten Zwischenfalls an der sü d sl aw i s ch - i t a l i e n i s ch e n Gr e n z e traf die südslawische Negierung energische Maßnahmen, um die Schuldigen zu ermitteln und der Strafe zuznführen. Die bisherige Untersuchung hat kein positives Ergebnis gezeitigt. Jedoch wurde festgestellt, daß süd- Für christliche Demokratie Eine neue Monatsschrift Auch für das deutsche Schrifttum scheint die schwerste fi nanzielle Krise überwunden. Die Neuerscheinungen mehren sich. In diesen Tagen hat eine neue Monatsschrift ihren Weg in die Oessentlichkcit genommen, die „B c rg e sw a ch t".*). Scho» rein äußerlich trägt sie ihr Wollen symbolisch zur Schau. Auf flammeudem Bcrgesgipfel das Zeichen des Kreuzes, schwach skiz ziert die Wage der Gerechtigkeit, das ganze umrankt von den Mahnworten: „Zündet an rings auf den Bergen das flammende Zeichen der Zeit: Gerechtigkeit." Sie will eintreten für chri st- liche Demokratie in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Christi Geist und seine Liebe muß wieder der Pulsschlag unseres Volkes werden. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, muß wieder zum Eckstein werden. Diesen Eckstein will die Ver- geswacht elnfügen helfen in den Bau unseres Wirtschaftslebens und unseres politischen Gefüges. Zurück zu Christus! Er ist auch für das 20. Jahrhundert die ewige, alte Wahrheit. Der Inhalt des ersten Heftes ist zum Teil auf diese Idee der christlichen Demokratie hingcordnet, so insbesondere der vor treffliche Aufsatz von Dr. Leo Lohmüller „Mittelalterlicher Soli- darismus — moderner Klassenkampf". In markanten Zügen kennzeichnet der Verfasser die Krankheit des heutigen Wirt schaftssystems, das Len Kinderschuhen des Liberalismus nur entwachsen sei, um in Rieseninteressengemeinschaften den Kampf aller gegen alle mit verstärktem Druck fortzusetzen, weil dem in dividuellen Egoismus nur der Gruppenegoismus Platz gemacht hat. Dr. Karl Ludwig entwickelt in einem Aufsatz das Werk des Freiherrn vom Stein und dessen hohe Bedeutung für die Durchsetzung des demokratischen Gedankens am Anfang des vo rigen Jahrhunderts. In gedrängter Kürze zeigt Dr. Joseph Mteglitz das Wesenswahre an der Bodenreform, die nicht eigen- stumsfeindlich, kein Bodensozlallsmus sei, die nur aus der Son derstellung des Bodens heraus gewisse wirtschaftliche und sozial 'bedingte Schranken für das Eigentum am Boden fordert. Ein jweiterer sehr beachtlicher Aufsatz von Dr. H. Grundei befaßt isich mit dem Thema: Wissenschaft und Gerechtigkeit. Es wäre .aber gut, ivenn Gründet in einigen Ausdrücken vorsichtiger wäre. Wenn er sagt, „Wissenschaft ist nicht immer wahr", oder „Wissenschaft ist nicht immer recht", so ist das natürlich irre iführend. Es handelt sich bei ihm aber nur um die unrichtige Formulierung seiner Gedanken. Er will das Nichtige sa gen, beherrschte aber in diesen Ausdrücken nicht die Form. Er versteht hier unter „wahr" und „recht" eben Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Diese Formklarheit war umsomehr zu wünschen, ") Die „Bergeswacht", Monatsschrift für christliche De- mokratie in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft, erscheint im Bergeswacht-Verlag zu Münster i. Wests., Schillerstraße 46, Kettelerheim. Herausgeber Ernst Tigges. Einzelheft 75 Psg. slawische Grenzwächter nicht beteiligt gewesen sind, daß der Zwi schenfall sich vielmehr zwischen italienischen Grenzwächtern und maskierten Zivilpersonen abgespielt haben muß. Der südslawische Gesandte in Rom verständigte das Außen ministerium, die italienische Regierung habe dem Vor schläge der südslawischen Regierung mit Einsetzung einer ge mischten Kommission, welche die Untersuchung des G r en z z w i sch e n f a I l e s bei Unza und Planina führen soll, zugestimmt. Die Zusammensetzung der Kommission und ihr Wir kungskreis werden nachträglich zwischen beiden Negierungen vereinbart. Verhaftung russischer Agenten in Prag Prag, 2. Juli. In den letzten Tagen wurden in Prag a ch t russische Agenten verhaftet, die außer der bolsche wistischen Agitation auch Spionage zugunsten Rußlands betrieben. Außer ihnen wurde noch eine Tschechoslowakin verhaftet, die jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Bei den verhaf teten Russen wurde zahlreiches belastendes Material gefunden. Die Untersuchung gegen die von der russischen Regierung finanzierte Spionageabteilniig wird fortgesetzt. Aus dem Krater eines Vulkans gerettet Nentzork, 2. Juli. 360 Passagiere deS Dampfers „Dmpreß", der von Kanada ans auf einer Weltreise begriffen ist, waren kürzlich Zeuge,, einer aufregenden Heldentat bei dem unerwarteten Ausbruch des berühmten Vulkans Kilanca auf Hawaij. Die Touristen umstanden in weitem Umkreise den äußersten Kraterrand, als mit ohrenbetäubendem Krach eine Eruption begann. Ein junger Mann, Geoffrep Bushby anö Kalifornien, hatte sich bis dicht an die Kraterösfunng vorgewagt, und die entsetzten Zuschauer sahen ihn in den Abgrund vor sinken. Im nächsten Augenblick sah man ihn wieder aus die Füße kommen. Durch die fließende Lava bahnte er sich einen Weg, während von oben ein Aschen- und Steinrcgcn ihn bedrohte. weil die übrigen Ausführungen sich darauf aufbauen und in der Bezugspreis vierteljährlich 2 Mark. Das erste Hest ist als Doppelheft (Mai-Juni) erschienen und kostet 1,10 Mark. Tat als überaus wertvolle Beiträge für dieses erste Heft der Bergeswacht zu gelten haben. Ein fernerer Teil der Bei träge trägt eine» allgemeinen literarischen Charakter. Er ver leiht der Schrift in Poesie und Prosa große Reichhaltigkeit. Beiträge, wie „Eichendorfs, ein Dichter unserer Zeit" von Hein rich Zerkauten, fügen sich in den Nahmen des Ganzen vortreff lich ein. Den übrigen literarischen Teil bestreiten Namen wie Weinand, Stegumeit, Frankc-Oehl, Kneipp, Bauer nnd Brues. Man kann sehr wohl den Standpunkt teilen, daß es der Schrift nur zum Vorteil ist, den Rahmen ihres Aufgobenkreises nicht zu eng zu ziehen und neben den Beiträgen, die speziell dem Ge danken der christlichen Demokratie dienen, auch der christlichen Literatur eine neue Pflegcstätte zu biöten. Man darf aber auch nicht übersehen, daß damit die spezifische Eigenart der Schrist in etwas zurücktritt, gegenüber dem Allgemeingut der christli chen Kultur. Denn es ist der christlich-demokratische Ge danke, auf den die „Bergeswacht" ihre Existenzberechtigung gründet, und den sie mit Nachdruck an die Spitze des Ganzen stellen muß. Sie will ein Gegenspiel sein zu dem Kulturzen trum, das sich in den letzten Jahren um die in Wien erscheinende Wochenschrift „Das neue Reich" gebildet hat. und die in der katholischen Literatur der Gegenwart eine führende Stelle ein nimmt. In Weltanschauungsfragen gehen beide vereint. Prin zipielle Fragen der Politik aber haben hier zur Kontroverse Neues Reich — Bergeswacht geführt. Auch hier wieder das Schauspiel, daß in poiiticis die Meinungen leicht auseinander- fallcn. In politischer Hinsicht hat „Das neue Reich" eine scharfe Tendenz entwickelt, die eine gewisse Gegnerschaft auslösen mußte, nämlich dort, wo Dr. Joseph Ebcrle und seine Mitarbeiter die an sich weithin gerechtfertigte Verteidigung der Habsburger Kaiseridee, die zweifellos das Fundament einer künftigen deut schen Volksgemeinschaft bedeuten kann, umbiegen zum Angriff gegen die Demokratie. „Das neue Reich" hat sich auf einen scharfen Kampf gegen die reale Form der heutigen Demokratie, wie sie in Europa herrschend geworden ist, eingestellt, nämlich gegen die sogenannte Formaldemokratie, die zweifellos keinem christlichen' Ideal entspricht. Die Formaldemokratie aber setzt man einfach gleich mit Demokratie schlechthin. Dem berech tigten Kampf um die Wiedergewinnung traditionellerAutoritäts- körperschaften hat „Das neue Reich" — bewußt oder unbewußt jegliche gerechte Würdigung der gesunden Ideen zum Opfer ge bracht, die der echten Demokratie innewohnen. Es hat jeden falls in diesem Punkte zumindest schwere Unterlassungssünden begangen, die eine Gegenwirkung auslösen mußten. Man hat übersehen, daß die unleugbar positiven Seiten der wahren demo kratischen Idee der gleichen Förderung und Vertiefung fähig sind, wie die monarchistisch-autoritiven Ideen, ja daß unsere Zeit eine ostentativ« Unterdrückung des demokratischen Prin Am Fuße eines Felsens, den er herabgeklettert war, blieb er erschöpft liegen. Präsident CurtiS hatte am Rande deS Kraters, um photographische Aufnahmen zu machen, Halt gemacht. Durch den schwarzen Rauch, der jetzt das große AmvhiteaNr der Natur kräfte überzog, sahen die Zuschauer, wie er sich e>ne Gasse zu dem Verunglückten bahnte. Trotzdem CurtiS ein Mann von nahezu 60 Jahren ivar, hob er den jungen Beshby ans die Schulter und begann mit der schweren Last durch den Schwefel dampf und nicht achtend des Steinregens in die Höhe zu klettern. Ein junger hawaiischer Soldat und der Kapitän Kruse liefen ihm unter Todesverachtung entgegen, und ja gelang es mit vereinten Kräften, beide in Sicherheit zu bringen. P Ein neuer Polarflng projektiert. AnS Neuyork wird italienischen Blättern gemeldet, daß die dort erscheinende italienische Zeitung „Jl progresso Jtalio-Americano" angeboten habe, die Kosten zu einem italienischen, unter Leitung des Fliegers Locatelli stehenden Nordpolflug bis zur Höhe von 2 Millionen Lire zu über nehmen. An diesem Fluge sollte auch Amundsen teilnshmen. Nach dem Corriere della Sera" steht Mussolini dem Vor schläge günstig gegenüber. ß Schwere Wolkcnbrüche in der Türkei. Nach Meldungen anS K o n st a n t i n o p e l wurden im türkischen Koniagebiet durch Wolkenbrüche die gesamten Ernten vernichtet. Zahlreiche Menschen kamen umS Leben. -ft Verbrannt. Eine 84jährige Witwe in Ehemnitz kam beim Eierbraten dem Spirituskocher mit der SpirituSflasche zu nahe, letztere explodierte und der brennende Spiritus ergoß sich über die Frau. Sie erlitt so schwere Brandwunden, daß sie drei Stunden darauf verstarb. — Eine Leipziger MackthelferSfrau ver unglückte am Montag dadurch, daß sie die Unvorsichtigkeit beging, anS einer Spiritnsflasche den brennenden Spirituskocher necl>- znfüllen. Die Flasche explodierte und der brennende Inhalt über schüttete die Fra». Sie wurde mit schwere» Brandwunden nach dem Krankenhaus gebracht. zips als „reaktionär" empfinden mußte, wobei zu beachten ist, daß beide Idccnkreise sich keineswegs exklusiv gegeiiübersiehen. Diese Lücke auszufüllen. entspricht einem unverkennbaren Bedürfnis. Die demokratische Idee ist eine Geistesmacht, die ebensogut wie der monarchische Gedanke auch vom christ lichen Standpunkt aus einer tatkräftigen Pflege bedürftig nnd würdig ist. iveil sie aus dem heutigen öffentlich;» Leben über haupt nicht weggedacht werden kann. Dies wird besonders klar, wenn wir abgesehen vom rein staatspolitischen Gebiet auf die großen wirtschaftspolitischen Gegenwartsprob leme eine Antwort suchen. Im Wirtschaftsleben der Gegen wart liegt die Notwendigkeit einer tiefen christlich-demokratischen Bewegung besonders deutlich zutage. In den wirtschaftlichen Gegenwartsfragen kommt man ohne den gesunden Gedanken der christlichen Demokratie überhaupt nicht weiter. Hier müssen die staatspolitischen Ideen des Neuen Reiches notwendig ver sagen, worin klar zum Ausdruck kommt, daß sie zwar an sich nicht falsch, aber für sich unzulänglich und einseitig sind! Ohne christliche Demokratie kein christlicher Solida- r i s m u s! Die großen Aufgaben, die es mif diesem Gebiete noch zu lösen gilt, sind in der Tat der größten Anstrengungen würdig. Der „Bergeswacht" eröffnet sich hier ein überaus dankbares Arbeitsfeld. In der vollen Ausschöpfung der christlich-demokra tischen Idee wird sie neben dem „Neuen Reich" ihre volle Exi stenzberechtigung gewinnen können. Man muß allerdings Be denken äußern, ob ein monatlich nur einmaliges Erscheinen in sehr bescheidenem Umfange genügen wird, die christlich-demokra tische Idee mit dem notwendigen Nachdruck zu vertreten und weiterzubilden und sich vor allen Dingen den unentbehrlichen großen Mitarbeiter- und Leserkreis zu gewinnen. Wir wollen hoffen, daß schon die nächsten Hefte auch in äußerem Umfange eine Weiterentwicklung erfahren werden. Ihr Erscheinen selbst in der richtigen Weise aufgesaßt, wird für die katholische Be wegung der Gegenwart nur reichsten Gewinn bedeuten. Katho lizismus in irgendwelcher Auswirkung darf nicht einseitig wer den, sonst hört er auf katholisch zu sein. „Das neue Reich" stand in dieser Gefahr! Darum mußte ein Gegenpol geschaffen werden. Wir sind überzeugt, daß das Neue Reich und die Bcrges- wacht in friedlichem Wettbewerb und gegenseitiger Ergänzung und Befruchtung, dem hohen Ziel nur förderlich sein werden, die Gegenwart mit der katholischen Idee zu durchdringen. Ge messen an dem „Neuen Reich" sieht sich die neue Zeitschrift vor eine nicht zu unterschätzende Aufgabe gestellt. Wir können nur wünschen, daß „Die Bergesmacht" in klarer Erkenntnis ihrer hohen spezifischen Aufgaben bald eine Stellung im katholischen Geistesleben der Gegenwart einnehme« möchte, wie sie der christlich-demokratischen Idee zukommt. Es ist katholische Pflicht, den Reichtum unserer Weltanschauung In ihrer ganzen Vielge staltigkeit auszuschöpfen und dadurch mitzuhclfen an dem großen. Werke des „Omnia instaurare in Christol" M. D
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