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Fieltaft, den 4. Jul! 1924 Im Falle höherer Gewalt erlischt leix Pcov?ftchtnnll auf Liefernua so:uie Erfüllung v. Vur.-ri^ktr.lge» u Leistung v. Schadenersatz. Für »?K-kiltlich 2. >». F«n>lpr. übermittelte Au,eigen übccnehin-c,. v - c leine Ver antwortung. Unverlangt eingesand.'e n .?>r: Niuchwrtz nicht verieüeue Blannslripte werben iiichr aufbews-brt, Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittags, Hanptsthliftlesiec: Ll l b c r L, L c e S k> e ii, Nummer 153 — 23. Jahrgang 6mal Woche,>tl. Bezugspreis: für Juli 2R.-M. auSschl, Bestellgeld. Berechnung der Aiizelgei, nach Rcnl.-Mark. Preise: Die cingejpallenc Petitzeile 30 H , f. Familien- u. LerclnSanz., Gesuche 20 H. Die Pet>t-Ncl!ainezeilr SS mm breit, 1 Offerten gebühr für Selbstabholer 20 bet Uebcrsendung d. d. Noft außerdem Porto- zuschlag. Preis f. v. viiizelntiiniiicr 10 Renteii-Pscnnig. ÄeschäjNichn Teil; Joses Fvhmann, Dresden. Geschosissielle dcr Sächsische» Volks,eituug und Dr„tt »ud Verlag, Laxonia-BuchdruNcrei GmbH., ^ DrcSdc»-A. I», Hoibeinstraste -16, Femriit 32722, Post. ^ IcheikkonIoTrek-de» 14797 MklWlW Mil Wlffkll ' R Nell Kl Mil ' Ms Mit Weil Redakttvn dcr Sächsische» Volks,ei»i»g Dresden - St. >6, Hoiboinstrahcia. gernrni 32721 und 33S38 Die Kündigung der Mikumvertrage 3M ZI. gllll I Düsseldorf, 3. Juli. (Drahtbericht.) Gcheimrat Dr. Klöckner hat heute vormittag 11 Uhr im Aufträge dcr Sech serkommission dem Präsidenten der Micum die Kündigung des erst kürzlich abgeschlossenen Abkommens überreicht, weil cs trotz aller Anstrengungen nicht möglich ist, die Deckung der finanziellen Forderungen für den Monat August auf dem einen oder anderen Wege zu erreichen. » Die Verträge, die zwischen der Mssion Jntcralliee ponr lc Controle des UsineS et deS Mines (MICUM) und einzelnen Industrielle» des NuhrgcbictS abgeschlossen war, die soge nannten „M i c u in v e r t r ä g e" wurden bis znm >0. August weiter verlängert. Diese Vertrüge stellten für die Nnhr- indnstrie eine ungeheuerliche Belastung dar. Tie Ver längerung tvar freilich in einer Form geschehen, die immerhin einige nicht unwesentliche Erleichterungen enthält. Wenn diese Tatsache festgestellt wird, sv soll auch nicht verschwiegen weroen, das; cS sich dabei um Zugeständnisse in Verpflichtungen handelt, die im Versailler Vertrag selber keine Stütze haben. Trotzoem bleiben diese Micumverträgc eine dauernde und schwere Belastung, um so mehr, als sie eine Sonder- und dazu noch zwangsweise porgenonilnene Besteuerung dcr Nuhrindnstrie darstellen. Diese war in einem grosseren Umfange gezwungen, die Verbindlichkeiten dadurch wenigstens in etwa abzudecken, das; Auslands- kredite ausgenommen wurden. Ta sich die Regelung dcr Neparationsfrage immer weiter hinauSschob, verschleppte sich auch der endgültige Ausgleich, der für die Rnhrindnstrie immer drän gender wuroe, da das Reich sich außerstande erklärte, für diese Leistungen aufzukommen. Die Lage gestaltete sich um deswillen so zugespitzt, weil im Zeichen ocs allgemeinen Preisabbaus ein Abbau der Preise nicht möglich war, solange die Rnhrindnstrie mit solchen Lasten, wie sie die Micnmverträgc bedingen, verbunden bleibe. DaS bedingte andererseits wieder, daß die Jnsonstrieprvdnktc weit über die, onrch die Kaufkraft dcr übrigen Industrien und dcr Bevölkerung bezeichncten Grenzen hinausgingen. Darum mußte sich bei dcr jetzigen Verlängerung der Micnmverträge das Hanpt- besircben daraus richten, eine Herabmindernng der steuerlichen Abgaben, insbesondere der Kvhlenstener, herbciznfnhrcn. DaS ist auch gelungen, indem die Kvhlenstener von 1,50 Mark ans 0,75 Mark für die Tonne und fast in dem gleichen Verhältnis die Ein- uns Ausfuhrabgaben ermäßigt worden sind. Nachdem nun die Nuhrindnstrie von den Mienmlasten durch die Ucbernahme der R e i ch s g n r a n t i e für die Hülste dcr Aufwendungen für den laufenden Monat Juli in etwa entlastet ist, konnte der schon längst notwendige Schritt zur Ermäßigung der Nnhrkohlcnpreise getan werden. Es ist erfreulich, daß mit dieser Herabsetzung nicht die anfänglich von mehreren Seiten ver langten Betriebsstillegungen oder auch Förderungs-Ein schränkungen verknüpft sind. Wie jetzt allenthalben dazu über- gegangcn weroen muß, anfgespeicherte Waren und Vorräte selbst unter Verlusten abznstvßen, nur um zu flüssigen Mitteln zu kommen, so konnte auch dcr Nuhrindnstrie nichts anderes übrig bleiben, als den Versuch zu machen, die aufgestapelten Kohlenlager ans dem Wege der Ermäßigung dcr Preise ans den Markt zu bringen. Wie sich nun das Verhältnis zwischen den englischen und den deutschen K o h l c n p r e i s e n stellt, darüber geben nachstehende Ausführungen des „Berliner Tageblatts" einen lehr reichen Aufschluß: „Der Preis für Durham nnsereencd cvling best, d. h. diejenige englische Kohle, die ungefähr der Rnhr- seitföroerkohle entspricht, beträgt 20 Schilling 0 Pence ab Grube, d. h. znm jetzigen Kurs nmgerechnet etiva 10 Mark. Somit liegt jetzt auch dcr Grubenpreis für die teuerste deutsche Kohle unter dem englischen. Jedoch sieht dies ganz - anders ans, wenn die Frachten hinzngcrechnet werden. Dann steht beispielsweise einer Fracht Gelscnkirchen—Hamburg von 12,60 Mark eine eng lische Schiffsfracht von 5—6 Mark für die Tonne gegenüber. Tas heißt, in Hamburg kostet die englische Kohle nur 25 Mark, die Ruhrkohlc 29 Mark. Desgleichen iann an der ganzen Nvrd- küste Deutschlands der englischen Kohle von deutscher Seite kaum Konkurrenz bereitet werden. Tenn auch die oberschlesische Stück kohle stellt sich auf etwa 32,90 Mark in Stettin, während die englische Lanarkshire best steamsereened sich in Stettin ans 3l,6 Schilling, das heißt etwa 29 Mart stellt. Dagegen stellt sich die englische Kohle einschließlich Fracht in Berlin ans 36 Mark, die Rnhrkvhle nur auf 30,50 Mark. Somit bleibt also oie alte Forderung an die NeichSeijcnbahnverwaltung zur schleu nigen Herabsetzung der E i se n b a h n t a r i s e zum Zweck der Hebung des deutschen KohlenabsatzeS auch nördlich der Ber liner Schnittlinie bestehen, um so wehr, als jetzt die Begründung der hohen Tarife mit den hohen Kohlcnpreisen nunmehr gegen standslos geworden ist. In der Tat wird jetzt auch die Reichs e i se n b ah n-Vcr- waltung mit ihren Frachttarifen hernntcrgehen müssen und oie- selbe Verbillignngsaktion wiro die Post hinsichtlich dcr Fern- sprcchgebühren in die Wege zu leiten haben. Erst dann werden wir dem Ziele der Verbilligung der gesamten öffent lichcn und privaten Wirtschaft näherkvmmcn können. Die neuerliche Kündigung des Abkommens non seiten der Industriellen erklärt sich ans der völligen finanziellen Er schöpfung der Rnhrindnstrie. Vor der Unterzeichnung des »nn gekündigten Abkommens hatte die Sechserkommission voraus ausmerksam gemacht, daß die Durchführbarkeit der getroffenen Vereinbarungen von der Möglichkeit der Finanzierung ab- hänge. Die deutsche Regierung konnte bei der schwieri gen finanziellen Lage des Reiches nicht mehr als die Halste der Iuliabgaben übernehmen. Frankreich und Bel gien hatten sich von vornherein geweigert, Kredite für die Nuhrindnstrie zur Verfügung zu stellen. So tvar die Kündi gung zum 31. Juli selbstverständlich. Wie sich die Lage am 1. August gestaltet, dürfte im wesentlichen davon adhüngen, ob der Reichstag die Gesetze zur Durchführung des Gutachtens bis zur Londoner Konferenz erledigt hat und welche Ergebnisse diese Konfe renz selbst zeitigt. Keine WWW -.LeWner Mreiles Paris, 3, Juli. (Drahtbericht.) In einigen Blättern war in der letzten Zeit gesagt worden, daß Herriot verlonge, daß die für die Durchführung des Sachverständigcnplanes not wendigen Gesetze unbedingt in Deutschland vor der Londoner Konferenz angenommen werden müßten, sonst würde die Kon ferenz nicht stattfinden. Die Nachricht, daß die deutsche Botschaft in Paris im Austrage der deutschen Negierung ein« Demarche unternommen habe, um mitzuteileu, daß die An nahme der notwendigen Gesetze vor dein 16. Juli unmöglich sei, ist bereits dementiert worden. Prüfung -er slillgelegken Ruhrzechen Bochum, 3, Juli. In einer besonderen Eingabe haben die den Bergarbeiterverbänden angehörenden Mitglieder des Ne i chSkohlenrals die mittelbare Änchprnfnng der Wirt schaftlichkeit der schon jlillgelegte» bezw. von der Stillegung bedrohten Nnhrzcchen durch den Neichskohlenrat veranlaßt. In seiner Antwort weist der NeichSkohlenrat darauf hin, wie unter dem Einfluß des preußischen Landtages der Handclsininisier die Frage, welche Umstände die augenblicklich im südlichen Bergbau zu beobachtenden V c t r i e b s c i n s ch r ä n l u n g e n und Still legungen bedingen und auf welche Weise das dadurch für die Allgemeinheit drohende Unheil verhindert werden könne, einer ein gehenden mit tunlichster Beschleunigung vorznnehmenden Prü. fnng durch die in erster Reihe stehenden Behörden unterziehen lasse. Konferenz -er Minislerpräsi-enlen Berlin, 3. Juli. Die Konferenz der Ministerpräsidenten der deutschen Länder, die heute in Gegenwart dcr Neichs- minister und unter dem Vorsitz deS Reichskanzlers in Berlin zusammentritt. trägt eine» rein beratenden Charakter. Die Ncichs- rcgiernng legt dabei ihren Standpunkt zu der gesamtpolitischcn Lage im einzelnen dar, wobei besonders das Sachverstän digengutachten und die N e p c> r a t i v » s r e g e l n n g tm Vordergründe stehen. London, 3. Juli. Die Londoner Polizei hat gestern in London zehn Kisten beschlagnahmt, die mit Eisenrcisei, und Stahlschlösscrn versehen waren und die Aufschrift „M a schi rr e n" trugen. Es handelte sich in Wirklichkeit um eine Anzahl von Maschinengewehren, die für den Transport nach Rußland bestimmt waren. Sie sollten an Bord eines hollän dischen Dampfers gebracht und von dort aus nach Rußland transportiert werden. „Daily Mail" meldet, man habe ein Komplott entdeckt, das daraus abzielt, die Rote Armee mit 2000 Maschinengewehren auszurüstcn. Ms KM-chiirW Mimen. Berlin, 3. Juli. Zwischen der deutschen und chinessichen Negierung ist eine Vereinbarung getroffen worden, die die wechselseitigen Forderungen zwischen der chinesischen und deutschen Regierung und den chinesischen und deutschen Neichs- angchörigen endgültig regelt. China stellt die Dentsch-asia- ti;che B a n k ini hrem ganzen Besitze und in allen Rechten wieder her, nnv nimmt den vollen Dienst dcr deutschen Emission chinesischer Staatsanleihen wieder auf. DaS deutsche Pri- Datei gentnm in China wird freigcgcben. Durch Hin gabe von chinesischen Eisenbahnanlcihewerten wird die ch i irr st, ch e K r i e g s s ch äd e n f v r v e r n n g getilgt. Berlin, 3. Juli. Im Vordergründe des Interesses EL an der heutigen Börse voraussichtlich das gestern veröffentlicht« deutsch-chinesische Abkommen stehen, durch dos die Deutsch- Asiatische Bank wieder in gcschäftlickw Beziehungen mit China treten wird und das noch beschlognohwle deutsche Pri vateigentum in China freigegcbcn wird. Die Wirkung diese« Abkommens dürste sich vor allein aus die Kursbewegung ch i n e- sischer Anleihen usw. ausmirkie». Demgegenüber dürft« die in den letzten Tagen viel gesragte Deutsche Kriegs anleihe i» den Hintergrund treten. Sie voliliM SrWWil kr Metzer MMen Von Dr. jur. Karl W i ck. Rings in den Ländern um uns sind die Parlamente neu bestellt. Die Wahlen haben in der Haltung der Katholiken ganz verschiedene Bilder gezeigt. Dir Stellungnahme der Katholiken war anders- in Deutschland, anders in Italien und wieder anders in Frankreich. Es mag aus diesem Grunde von Interesse sein, zu erfahren, wie cS mit der politischen Organisation der Schweizer Katholiken steht. In dcr Methode der Organisation haben wir Schweizer Katholiken vieles von Deutschland gelernt. Die Gebilde des VolksvercinS und der politischen Organisation wurden nach deutschem Vorbilde geschaffen. Es ist ja selbstverständlich, daß dieses Vorbild den besonderen schweizerischen Verhältnisse!! angepaßt wurde. Auch wir haben unter ähnlichen Verhältnissen zu leiden, wie Deutschland, auch wir erleben eine starke Vermaterialisiernng des öffentlichen Lebens, wie überall, und diese Verhältnisse wirken auch auf daS innerparteiliche Leben zurück. Durch das politische Auf kommen der Arbeiterschaft in allen Ländern, bildete sich auch sin Schoße der politischen Organisation dcr Schweizer Katholiken, in der schweizerischen konservativen Volkspartei eine christlich- soziale Gruppe (hat mit den deutschen „Christlich-sozialen" nichts zu tun) zur Wahrung der Standesintercssen der Arbeiter schaft. Es ist ohne weiteres znzugeben, daß die Bildung solcher Gruppen die Straffheit einer politischen Organisation etwas löst; allein eine politische Organisation ist eben nicht Selbstzweck und muß sich den Verhältnissen anzupassen suchen. Die Starrheit unserer bisherigen politischen Organisationen, deren Statistik, um sich so auszudrücken, muß heute überall einer mehr dynami schen Auffassung des Parteilebens weichen. Wo man sich dieser Dynamik alles politischen Lebens bewußt ist, wird auch die Parteieinheit nicht gefährdet werden. In de» obersten Instanzen der schweizerischen konservativen Vvlkspariei ' versteht man diese neuartigeil Verhältnisse und sieht über einen bloßen äußeren Parteiapparat hinaus. Wir dürfen eben keinen Polizei- ko n s e r v a t i s in u S züchten, der nicht mehr von einer Idee, sondern von bloßer Parteimacht getragen ist. Gewiß will der Konservatismus, wie das Wort sagt, erhalten, aber echter Kon servatismus will nicht alles erhalten, sondern geht nur auf das Erhaltenswerte ans und ist in dieser Beziehung ein schöpferisches Prinzip. Unsere konservative Partei muß lebens wichtige Ideen vertreten und sich nicht ängstlich um die Erhaltung ausgelebtcr Formen bemühen. Eine solche Partei festigt sich geradezu durch eine Stände- und Klassengliedernng, als Abbild des ständisch oder klassenmäßig gegliederten Parteivolkes. In richtiger Erkenntnis dieser Sachlage hat die schweizerische konservative Bolkspartei bereits sich innerparteilich gruppiert und durch Schaffung einer katholischen W i r t s ch a.s t s l o n ^ serenz diese Gruppierung offiziell anerkannt. Eine geschlossene Gruppe innerhalb der Partei besitzen heute freilich erst die Christ- lichsoziale». Aber gerade an ihrem Beispiele zeigte sich, haß trotz ihrer Zusammenfassung als Klasse sich diese dennoch als klassen- und stüiideversohnendcr Faktor ausgewiesen hat. ES gab ja wohl Hitzköpfe rechts und links in der Gcsamtpartei, welche schon auf eine Trennung zwischen Christlichsozialen und Altkonservativen hingedcntet haben; aber noch nie kcim es einem maßgebenden politischen Führer in den Sinn, eine solche unglückliche Trennung zu befürworten, auch wenn die wirtschaftlichen Diffenzen innerhalb der Gcsamtpartei noch so groß waren, tose etwa i» dcr Frage dcr ArbeitSzeitverlängcrung in den Fabriken, über welche Frage da? Schweizer Volk sich am t7. Februar d. I. zu entscheiden hatte. Daß eine solche Frage nicht partcitrcnnend und nicht partei schädigend wirkte, zeigte sich wenige Wochen darauf bei den Wahlen in den Großen Rat des KantonS St. Gallem. Einig und geschlossen zogen Konscrvatwe und Christlichsoziale in den Wahlkampf und errangen für das kantonale Parlament einen schönen Sieg. Auf kantonalem, wie ans eidgenössischem Boden wissen Kon servative und Christlichsvziale in gleicher Weise, daß die konser vative Volkspartei der politische Sammelpunkt des katholischen Volkes ist. Die übrigen Parteien beneiden uns mit Recht um diese geschlossene einheitliche Kampffront gegen Liberalismus und Sozialismus; deshalb versuchen auch beide einen Keil zwischen Christlichsoziale und Konservative zu treiben. Der Liberalismus ist dabei immer so unklug, das religiöse Fundament unserer Partei anzugreifen; der Erfolg davon ist, daß jeder Christlichsoziale und jeder Konservative weiß, wo die Grenzlinie zwischen dcr konservativen Volkspartei und der Partei des Freisinns liegt. Jenseits dieser Grenzlinie haben Chrisllichsoziale und Konser vative gleichviel zu verlieren: das Fundament ihrer politischen Weltanschauung. Die konservative VvlkSpartei ist daher in fundamentalem Sinne eine religiös-politische Schicksalsgemein schaft der Christlichsozialen und Konservativen. Diese Schicksals- gemeinschaft ist daher auch eine G e w i s s e ns g c m e i n schast, die über alle Grnppenintcressen hinweg sich bis heute als partei- erhaltcnd und partcibildend erwiesen hat. Unsere Gegner kennen die moralische Macht dieser Schicksals- und Gewissensgemeinschaft und wissen, daß die Spaltung dieser Gemeinschaft der. erste tödliche Hieb gegen die katholische Gemeinschaft ist. Dieser tödlicheHieb war ihnen bisher trotz aller Anstrengungen noch nie gelungen. Gerade weil die konservative Voikspartci eine politische Wclt- anschaunngSpartei ist, kann sie so offen wirtschaftliche Fragen, in denen die Parteimitglieder anseinandergehc», behandeln, ohne befürchten zu müssen, daß darob die Parteicinhcit in die Brüche geht. Gewiß, die christlichsoziale Gruppe verfolgt wirtschaftliche Ziele, die von weiten konservativen Kreisen nicht geteilt werden, und wäre die konservative VolkSpnrlei eine Wirtschaftspartei, dann wäre eine Trennung im gegenseitigen Interesse niivermcidliH. Aber sic ist keine Wirtschaftspartei, sie ist eine politische Partei mit bewußter Anlehnung an die christliche, an die katholische Religion. In Rücksicht auf diese letztere spielen Name», wie christlichsozial und konservativ nur eine untergeordnete Nolle. Die tonservative Volks-Partei, die konservative und chrisilichsoziale Katholiken zählt, bewähret sich noch immer mit ihrem katholi schen Programm. Die beiden Balken, die scheinbar gegen einander stehen, stützen den Gesamtparteiban, der gerade dnrch die innere Parteigliedernng Festigkeit erhält und nicht bloß Fassade ist. Christlich sozial und konservativ sind eben keine konträren, sondern nur kontradiktorische Gegensätze, schließen sich ineinem höheren Gan zen nicht aus, sondern ergänze» sich. Für eine katholische Partei ist es heute geradezu eine Lebens frage, daß sic konservative und christlichsoziale Elemente zählt. Eine Trennung beider würde den Konservatismus c>»er wüsten Reaktion in die Arme treiben, die Chrisilichsozialen aber würde» vom mächtigen sozialistischen Blocke in sehr gefährlicher Weise angezogen; i» beiden Fällen aber würde sicherlich dcr katholisch«, Gedanke schwerste Gefahr laufen. ES wird daher nie einem konservativen, oder christlichsoziale» Führer je einfallen, dieses Spannnngsverhältnis durch ein« Trennung der Partei ans der Welt zu schasse». Der Tag. der uns eine Trennung brächte, wäre der Anfang vom Ende nnscrets konservativen Polkspartci.