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Sächsische Volkszeitung : 15.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192306157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-15
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.06.1923
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Erziehungsgemeinschaft von Schule und Haus Damals i» der großen Unnvülz-ing, begann man sich auch eifrig mit der Schule zu beschäftigen und der „Reformen" und „Reformer" waren Legion. Man muf'.te sich geradezu wundern, das; die bisher beslebcndcn Sck: ilsbsteme überhaupt bis dahin ge» duldet werden tonnten. Mel ist leider nicht dabei herausgekow- men für das Gebier, das eigentlich den Gewinn davon hält; haben sollen: sür die E r z i e h u ug s g e in e i » s ch a s t von HanS und Schule. Immerhin ist man aber zur Nachdenk lichkeit geführt worden und die Stimmen inehren sich, die den pädagogisch orientierten Eltcrnwstlen dortbi» verweisen, wo er unendlich mehr sür die Sache leisten kann, als mit seiner durch kein Fachurteil getrübten Einmischung in den inneren Schulbe trieb, nämlich ins Daheim. In welchem Hanse ist van dem Geist zu spüren, der u»S als das Ideal für daö ErzichnngSprinzip vorschmebt? Ist nicht beinahe überall eine in ihrer Ilnansg-:- sprochenheit umso erbittertere seindliche Stimmung gegen d'e E-chnch zu merken? Gewiß, cS gibt nervöse, reizbare und da durch leicht ungerecht werdende Lehrer. Aber hat man von dem betreffenden „Fall" die richtige, den Tatsachen entsprechende Vor stellung aus dein einseitigen Bericht deS Kmdcs, daö dabei häufig von Bewegg-ninden geleitet wird, die dem Erwachsenen verborgen bleiben? Hier schon setzt gewöhn'ich der Fehlxr ein: naht nur. daß „daS arme Kind" in allen Tonarten bedauert wird, erhält eS völlige Genugtnnng durch das Nersprechm, das; man sich über den Lehrer „beschweren" wird. Abgesehen von dem schweren Erziehungsfehler, der hierin liegt, wird dem Kinde dadurch gar kein Dienst erwiesen. Denn entweder machr die Beschwerde gar keinen Eindruck oder aber, der Lehrer ist wirkl'ch ein bösartiger Charakter, und dann stehen ihm so viele kleine und groste Mög lichkeiten zu Gebete, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, das; die Eltern ihren zweiten, taktischen Fehler zu spät eins-ehen. ErstehunySqetneinschaft! Wenn irgend ein Mihklang zwi schen EliernhauS und Schule gekvmincn ist. kann er nur durch persönliche Fühlungnahme, durch Aussprache, beseitigt werden. Ta sür ist die Zeit da die >ni Sch ulgvb rauch Sprechstunde Heist!, nicht aber etwa der Elternabend, wo solche kleinen pcrchnlickien Unltimtnigkeiten 'sicherlich wirken. Hier sollen die «prosten Limen stftgelig! n»d eingehakten werden, die Brücken zum gcpen- stittgen Verstehen zum Besten deS Kindes schlagen. Wenn wir ehrlich sein wollen, müssen wir scstitcllen. dast auch die Ein richtung der Elkeriwbende schon vieles von ihrer Wcrbekraft ein gebüßt hat, weil sie stcb in der Praxis- ganz anders gestalteten, als man ursprünglich sichs gedacht balle. Der Tod der Eltern abende sind die Votträge. die trockenen, dozierenden Vorträg: mit oder ohne an'chlstßende labine, uninteressante sich i» ver ähnliche» Angriffen ergebende Aussprache. d-e nicht zur Ver ständigung, sond-rn zur Verbreitung der NeibungSflächen führt. In einem Punkte lind die Elicrn von merkwürdiger Ver ständnislosigkeit. Nämlich dorr, wo sie durch unbedachtes, nn- pädagogisches Verhalten die Autorität der Lehrer, dl-: Amorität der Sclmle. selbst untergraben, ohne sich bewustt zu wee den. rast trenn irgendwo, hier der Pfeil auf dxn Schuhen zurück: raltt. Man findet kaum einmal aus- verständigem Ellern- mm«b den Hinweis dast der Lehrer nur taS Beste des KinteS will, noch wenig-r aber den Willen, das schwere Amt ihm nach Möglichkeit erleichtern zu helfen. So ist die Schul: ein verhasster Zwang. und die Scknilnnkgnbcn eine Plage, ein Klassenaullntz ett-e bedrückende Fannlienaiigelegenheit. Sollte dem Kinde dafür !>!-l»i lieber die Freude an der Arbeit, di: Beglückung ans erfüllter Pflicht beigcbrncht werden? In der Scbnl- zest wird der Grund für die spätere Lebensauffassung gelegt. An l-en kleinen Alltäglichkeiten, a» dein Kapitel „Schule" wird der werdet.te Men-ch nir den Lebenskampf erzogen und gestählt. Der Wille zinn Uebrnvinden von Misthelligkeiten wird wach, die Eick-mnlniS des Sicki-Anvassen-Müssens, die Achtung vor der Autorität, die lrciirillige Unterwerfung vou hirnlosem Gehorsam zu umericheidcn weist: das Kind, daS aoS dw wirklichen Er- ziehirngsgeineinlcha't von Elternhaus und Schule hervorqegangen tlt. wird zumindes! auf de» Weg gebracht, dast cs die Lüge der, alucbeiit und die Strafe sür eine begangene Missetat freiwillig auf sich nimmt. Erzieht man auf der anderen Seite nicht icicht Hencki-lei, Schönfärberei des eigenen Unrechts und vor allem allerlei Hcimlichleiicii. die besonders für das beginnende Entwick- cknnasalter böse Hemmnisse bedeute»? Elternhaus und Schule müssen eine geschlossene Phalanr im Erziehnngs-wcrk bilden. Wie sonst soll das Kind sich du-rchfindeii, wo die Autorität anfängl, wo sie ansbört? Mel. sehr viel liegt auch an der Lehrerschaft, ob sie den answacbscndcn Verstand incbt einseilig oder abstrakt an da) tScbnl-iinmer keilet, oder ob sie GcmütSweric lebendig zu machen weis; in d r Hinübcrlcitting dcS Erlernten ins Elternhaus. Die jMntter laste es sich nicht verdriehen, die k-ndliche Mitteilsamkeit st»',»regen durch diese iind jene Frage durch interessierte Anteil nahme an Nenoelcrntem, durch praktische Hinweise auf daS täg. liebe Leben. Vor allen, auch durch 'iebevolles Miterleben der Scbnttcsll'clckciteii, die im kindlichen Leben soviel bedeuten. Dieses geistige Eingehen aus den LebenskreiS des Kindes, diese persön liche Einstellung der Eltern, vorab der Mutier, nutzt dem Geist der ErziebungSgemcinsch-ift von Schule und HanS mehr, als noch sovi.le Reden. Gewist, das Leben erfordert, zumal im verelen- dcvdeii Millelstand, alle Kräfte, und viel Zeit bleibt für die Be- ischnfliau», mit dem Kinde nicht übrig. Aber die sniier- !L i ii i e ist da alles-. DaS Kind must wissen, dast cs nicht be» tstnaun-gslrs blecht l-ekommt. eke die Ellern den Fall von beiden Seiten gesehen haben, wie eS sich denn übcrhauvt empfiehlt, von solche» Schiilvorlällcii. die der Schüler gern an «'bauscht, im Familien'reis niöalichit wenig Wesens z» mache». Aus pädaao- gi'ch.en Ern'äannacn heraus, die daS Selbsigesithl des Kindes nicht in Selbstgesälliqkeit n»d Egoismus auScirten kasscn wollen. l'in besonderes Kavtte! der ErziehungSgcnreinschaft betrikst die r ' löst- Nnterwei'nng. Wissen und Fori» gibt die Schule, hex Mittler bleibt cs überlassen, sie mit lebendigem Inhalte zu füllen und das Gelernte in Erkenntnisse, in inneres Erlebe» nni- znwcindeln. DaS Christentum, das bei der Kirchtüre anfängt und ansbört. ist nickst?- sür die Generalien, die sich so schwer durch Wirrnis und Mühsal wieder zur Höbe arbeiten must. Die Mutter kann bier vieles, wenn nicht alles leisten. Dieser Teil der Er-icckniiigSgemeinschaft ist aber nur dann eine segensreiche Möalick-kett. wenn er ans den Nnierbau des vorhin Gesagten snod'-st isf. Möchten die kurzen Gcdankcngänge zum Nachdenken anr - -! Eltern und Kinder Von Anton David S. I. : Elter» von ihren Heranwachsenden Kindern zu l idc» seiü.-.e.n Schaden jahrelang miübrancht werde» und die Eltern das nicht merle» — oder wenn Eltern sich a»f einmal von ihren Kindern getäuscht seben, indem diele nun doch den Weg bcschrcile», vor dem jene iie glaubten gcüchert zu haben, dann bört inan darüber wohl sagen: „Die Kinder wussten, wie sic cs antnstellen batte >" Und es ist wieder die alte Geschichte: ,,K1n-« der kenne» ihre Etter» bester als diele ihre Kinder." In der TA ckt c'- buck, eine alte Geschichte: derlei ist schon iminer seit alter Feit vorgekomme» und liegt begründet in dem nahe» Verhältnis von Ellern und Kin!» Das Wort von der besseren Kenntnis der Eltern trisft nicht bei allen Kindern zu. Kinder, die von Ansang an gilt er zogen werden 'e«d in gleichmässtgem steten Gehorsam und i» glcichmässtger, treuer Pflege auswachsen, machen über ihre Eltern keine „Studien". Sie kennen sic als gute, pslichttrene Eltern. Diese Kenntnis genügt ihnen, um selbe zu achten und zu lieben, und sie sind bemüht, ihren Willen zu tun. Anders dagegen ist es Kindern, deren Eltern die heilsame Gleichmäßigkeit und Festigkeit fehlt. Ta werden sie durch das Ungleichmäßige, wech selnde Verhalten darauf gebracht, die Eltern zu beobachte», auch schon zu der Zeit, wo sie deren Tun und Verhalten noch lange nicht mit Namen zu bezeichnen wissen. Ist daö denn nicht ganz natürlich? Ein Kind beginnt seine Eltern, vor allem die Mutter, zu beachten init dem zweiten Halbjahr des Lebens. Und lange Zeit hat eS anßer essen und schlafen gar nichts zu tun, als zu sehen und zu hören. Was es in dieser Zeit an Eindrücken in sich ausninimt, darüber denkt es nach, wenn dafür die Zeit gekommen. Darum sorgt dafür, daß alles, was ein Kind mit seinem stets offenen Auge und Ohr austiimnlt, guten Eindruck' bei ihm macht. Nun ist dies so ausmerksame Kind aber auch ein Wesen, bei dem sich bald Bedürfnisse und Wünsche rege», und zwar »in so mehr, je weniger es vom ersten Bettlein an gehorchen und sich fügen mußte. Ter angeborene Erhaltungstrieb leitet es daher an, seine Beobachtungen in den Dienst seiner Bedürfnisse und Wünsche zu stelle». Sollte es hierzu weniger inistande sein als der Hund oder die Katze im Hause? Daß sie das tun, das wißt ihr. Hund und Katze gehen täglich mit dem Menschen um und geben, weil sie auf ihn angewiesen sind, gut ans ihn acht und lernen so sein Aeußeres verstehen. Daher sehen sie an seinein Benehmen, ja, schon an der Miene, wann sie etwas zu erhossen haben, wann nicht, und richten sich darnach. Sie lernen aber auch sich selbst so anstellen, daß sie aus den Menschen Eindruck machen. So weiß auch schon manches Kind, das nur erst lallen kann, wie es tun muß, damit sein Begehren erfüllt werde. Neulich sah ich auf einem Bahnsteig ein Kind, erst drei Hand hoch, überall nmberstapfen, wo die Mutter nicht wollte. Sie war ängstlich hinter ihm her wie eine Henne am Bachranbe, wenn die Enten-- küchlein ins Wasser gleiten. Als sie es an einem Flmrk erfasste und sesthalten wollte, kreischte es ärgerlich auf und sie ließ los. Das kleine Ding kannte sich an seiner Mutter schon hinlänglich aus. Nun laßt solch ein Kind bei den schwachen Eltern größer werden, laßt es sie mit geschürftem Auge und überlegendem Verstände weiter beobachten: was meint ihr, wird es sie nicht immer gründlicher kennen lernen? Ganz gewiß,' es wird zuletzt genau wissen, wie schwach, wie wankelmütig, wie vergeßlich, wie leichtgläubig, und — sagen wir es auch, da es der Grundfehler iß — wie wenig goltesfürchttg und gewissen- „Nur die Liebe kann erziehen. Darum muß die Mutter das meiste in der Erziehung tun, weil sie die meiste Liebe hat." Adalbert Stifter. Haft sie sind. Tenn wenn Eltern nicht in Gottesfurcht und Ge wissenhaftigkeit bedacht sind, sich um Gottes und der Kinder willen zusamiiienzuiiehinen und an sich zu halten, wenn sie viel> mehr mir erfüllt sind vom Gefühl unabhängiger, gebietender Elternstellung, so lassen sie sich gehen und geben sich den Kindern unbewacht und unbeherrscht jedesmal in der Gemütsstinimung, in welche sie das eine Mal die alles lausenlasse »de Gutmütigkeit, das andere Mal die ungerecht st ra se »de Gereiztheit, cm drittes Mal die gewissenlose Ausgelassenheit versetzt hat. In Gegenwart einer Ansehens person oder selbst eines Fremden würden sie an sich zu halten wissen, aber um das dumme „Blage" kümmern sie sich nicht. Und doch ist es Gotteskind. Und doch merkt und versteht es das Unrecht und kehrt selbes später gegen die Elter». Nicht besser ist es, wenn Eltern für ausgemacht halten, ihre Kinder wären gut, wären schon in der Wurzel so gut und brav, daß Schlechtes weder aus ihnen heraus noch an sie heran könnte. Eltern mit diesem Wahn sind gar nicht so selten. Selbstverständlich vernachlässigen sie die Erziehung der Kinder, gebe» aber auch nicht auf sich selber so acht, wie es der Kinder wegen notivendig wäre; sie lassen sich also auch gehe». Tag um Tag bietet diese heillose Selbstvernachlässigmig der Eltern ihren Kindern Gelegenheit, sie kennen zu lernen. Und da ganz von selber auch ihr Ansehen immer mehr sinkt, werden die Kinder bald versucht sein, die über die Eltern gewonnene Kenntnis sür ihre eigennützigen Zwecke zu verwerte». Sie wer den sich gegen sie unbotmäßig und falsch erweisen, werden er betteln oder nehmen, erschleichen oder ertrotzen, wie es sich gerade trifft, oder je nach dem die Sache ist. Das Gebet aus der Kindheit Var kurzem erzählte mir ei» Herr allerlei aus seinem Leben, das ungewöhnlich bewegt gewesen war. Dabei kam er auch ans seine Mutter zu sprechen, an der er mit großer Liebe und Ver ehrung gehangen hatte und noch hing, obgleich sie längst der grüne Rasen st-cckte. Die Augen des eknsten, starken Mannes wurden feucht, als er seiner Mutter gedachte. Nachdem er mir manchen schönen Zug von ihr erzählt, sagte er mir auch ein Gebet, 'das ihn die Mutter gelehrt hatte, als er noch nicht zur Schule ging. Es war ein kurzes, kräftiges Gebet, verbunden mit einer guten Meinung, das sich nicht nur für Kinder, sondern auch sür Er wachsene eignete. Ich sprach dein Herrn meine Verwunderung darüber aus, daß er das Gebet nach so langer Zeit noch behalten hatte. Ta sagte er: „Ich habe viel von dem ivieder vergessen, was ich früher in der Religion gelernt habe, aber dies Gebet, das mich meine Mutter gelehrt hat, nicht. Das habe ich mein ganzes Leben hindurch gebetet. In jungen Jahren, als ich in München auf die Hochschule ging, hatte ich eine Zeitlang den Glauben ganz verloren. Ein paar Jahre habe ich mich damals um die Religion gar nicht ge kümmert, aber dies Gebetchen Habs ich auch in der Z>it alle Tage gebetet. Später habe ich mich zur Religion znrttckgefnndcn. Doch zum Beten hatte ich in meinein arbeitsreichen, stürmisch bewegten Leben nicht viel Zeit. Aber wo ich auch war, an jedem Ort und zu jeder Zeit habe ich das von meiner Mutter Gelernte ge betet und ich werde eS beten bis an mein Ende." Christliche Mutter! Hier hast du «iu Beispiel, wie tief die Saat wurzelt, die die Mutter in frühester Jugend in die Kindesseele Pflanzt. DaS Gebet, das der Mann in zarter Kindheit, im Re ligionsunterricht der Mutter gelernt, hat ihn durch das ganze Leben begleitet. Als er auf der Hochschule den Glauben verloren hatte, war dieser Stern vom Kinderhimmel das einzige Licht, das ihm die Nacht des Unglaubens erhellte, dessen milder Glanz in Verbindung mit der Erinnerung an seine gute, fromme Mutter ihn wahrscheinlich auch wieder zurückgeführt hat ans den Weg der Religion. Jur späteren Leben waren dem Herrn ungewöhnlich harte kevenskäinpfe beschicdeu, äußere und innere. Aber er hat sich tapfer durchgerungen. Seinem Glauben ist er, nach der einen Ab weichung in der Jugendzeit, treu geblieben. Sittlich hat er sich immer hoch gehalten, trotz der vielen Geiahren, die ihn in seinem stürmischen Lebe» bedrohten. Eine glänzende Existenz lohnt ihm die Mühen seines arbeitsreichen Lebens. Neben viel Kampf und Mähe war auch viel Segen im Leben dieses Mannes. Ist es nicht, als wenn da? Gebet a»S der Kinderzeit, das er so treu lich alle Tage gebetet, ihm denselben vom Himmel herabge zogen hätte? Christliche Mutter! Du hast vielleicht eine Reihe Kinder zu Haus. Noch sind sie alle in deiner treuen Obhut wohl vettvabrt. Aber sie wachsen Herrn. Bald wird eines nach dem anderen das Elternhaus verlassen, um sich draußen eine eigene Enstenz zu gründen. Du hast dem Leben in die eristien dingen r gestbant. Wenn du auch das Beste für die Zrttnnft deiner Kinder ^ hoffst und erstrebst, so weißt du doch, daß ihnen Kämpfe und !S> leidvolle Stunden nicht erspart bleiben. Disteln und Dornen: Mühe, Sorge, Cnttäistchnng, Schuld und Leid wachsen am Lebens- 'st: weoe häufiger als die lieblichen Blumen der Freude. Darum werden deine Kinder der Stütze bedürfen ans der so mühevollen irdischen Wandcrsabrt. Die belle Stütze, der stärkste .Halt in allen Lebenslage» aber ist die Religion. D» wirst es selbst schon oft erfassten baben auf deinem Lebensweg, der ja auch wohl nicht immer leicht gewesen ist. Darum tue das Deinige, »m deinen Kindern dielen starken Halt ins Leben mitzngeben. Pflanze die Liebe zur Religion von Jugend ans in die jungen Seelen. Lehre sie von zarter Kindheit an die Hände falten znm Gebet. Halte sie an z» allem Guten. Schicke sie pünktlich in die Kirche »nd znm Emvfana der Sakramente. tln d vor allem: Gebe ilmen selbst mit deinem Beispiel voran! Dann darfst du boffen, daß die Liebe zur Religion mit deinen Kindern groß wächst und sie treulich durchs Leben geleitet in gute» und bösen Tagen. Das sch ö'.ste Bild Ludwig Windthorst hatte einer Dame, ans deren Bitte bin sein Bild geschenkt. Die Dame war seist erstellt dar über und wollte ihm gern ein Gegengeschenk machen. Sie fragte ilm daher, womit sie ihm wohl Freude machen könnte. „Wenn ich mir etwas wünschen darf, gnädige Frau." sagte Windthorst in seiner liebenswürdigen Weise, „so bitte ich mir ein Bild von Ihnen aus." „DaS sollen Sie baben, Exzellenz," entgegnest die Dame. „Ich werde mich eigens dafür vbotograplneren lasse». Da mit Ihnen das Bist» aber auch gefällt, so sagen Sie mir, in welcher Stellung ich mich photographiere» lassen soll." Da sagte der bcrühmst Parlamentarier, der zugleich ein tiefgläubiger Christ war: „Lassen Sie sich pbotoraphieren. wie Sie Ihrem Kinde die Hände falten znm Gebet. Das ist die schönste Stellung, die ich mir für sine Mutter denken kann." Muttertag auch in Amerika Ebenso wie bei uns-, ist vor kurzem auch in Amerika ein „Mütterlag" abaehalten worden. Im Hause wurden der Mutter Blumen überreicht, und die Gräber verstorbener Mütter wurven mit Blumen geschmückt. Ans den Straßen dokumentierten die Passanten durch Anslecken von farbigen Blumen, das; ihr: Mutt e noch am Leben sei, während sich die Träger weißer Blumen als Besitzer von Müttergräbern zu erkennen gäben. Der Zweck der „Muttertag-:", die alljährlich wielerhokt werden sollen, be- steht darin, den Schuck der MutterlchaftSbcwegung, die in Amerika vorbildlich im Gange ist, zu unterstützen. Auf dem Wege zu einer deutschen Mode Mit Recht hat man uns Deutschen, stets den Vorwurf der Anhimmelung und Anbetung alles dessen, was irgendwie eine ausländische Note trug, gemacht, und das war schon zu einer Zeit, als wir noch nicht vor der Macht ausländischer Devisen in Ehr» fuvcht erstarrten. Nicht zum wenigsten hat dazu die deutsche Frau beigetragen, die nur daS in der Mode schick zu finde» ge wohnt war. was aus Paris importiert oder den Pariser Modellen nack-gemacht war. Erst nach dem: Kriege hat man sich erfreulicher weise wieder darauf besonnen, daß wir Dculschen schon im Mi:-- tslalter eine hochentwickelst Modeknltnr besessen Häven, und daß es dementsprechend doch garnickst so schwer sollen lönnte, auch jetzt wieder eine bodenständige, deutsche Mode zu schaffen. Hand in Hand mit der revolutionären Bewegung ans de.» Gebiete des K u n st g e w er b e s. die durch den Expressionismus allsgelöst wurde und die in dem Rufe nach Qualitätsarbeit gipfelte, ging die Schaffung deutscher Werkstätten für Frauenkleidnng. .Heute, wo diese Werkstätten schon ans ein gutes Stück geleisteter Arbeit znrückblickcn können, darf sestge- stellt werden, daß wir auf dem besten Wege zu einer veuischen Mode sind. Unsere jungen Modewerkstätte» hoben ihre Arbeit nicht mit akademischen Programmen und Diskussionen sür und wider die Mode eröffnet, sonder» sind gleich mit frischer Eiiipsänglichk-ckt zur Tat geschritten. Was »eben dem deutschen Geist, der das Schaffen dieser Werkstätten sichtlich erfüllt, besonders erfreut, ist die Betonung des Handwerklichen, des Individuel len, letzteres in gleicher Weise in Bezug ans die Schöpfern: eines Kleides wi? ans seine Trägerin, des Unkottseklionierien. Du: Werkstätten sind der beste Beweis dafür, daß vom Kleid-rin,icben dasselbe wie vom Kochen gilt: es muß mit Liebe getan werden. AuS der Idee heraus, aus der die Werkstätten ent standen sind, ist eines ibrer Hauptprinzivien geworden, die alten deutschen Trachten in der Mode von heute, wieder ans- leben zu lassen. Es ist dies keine Nachahmung, kein pedantischer Historizismus, cs ist mir eine Hilfe sür eine junge Bewegung, die > zu völliger Freiheit und zur Vcrscibslänoigung der dcuticb-'st ö" Mode führen soll. Dabei schadet cs auch garnicksts, daß »tan ein-stst Zeitlang das schwesterliche Wien mit seiner gewiß älteren nn?- ''' höher entwickelten Modckullur nnbcrücknchttcst läßt, daß man eine Emanzipation von Wien erstrebt. Denn Wien ist auf dein Gebiet der Mode doch nur ein Umlcgeplatz für die Pariser Mode, w"-' überhaupt der Wiener Meist sich vom frri-zösische» Esprit nur allzu gern befruchten läßt. Was an Arbeit von den Werkstätten 'chon geleistet worden ist, das haben beispielsweis: die Vorführungen der Nürnber ger Werkstätten für deutsche Francnkntt.ir, die schon ans der Münchener Gewerbeschau Aufsehen erregten, und die vor kurzem in München wieder fortgesetzt wurden, bewiesen. Unbeirrt von den wiederaufianchenden Geschinacksabirrnngx» der Mode bleiben die Werkstätten einer schönen Natürlichlei! und Gradsinnigkeir treu. Daö zeigten die gefällig kleidenden Rücke, die sachlich-dekorative Ausbildung der Oberkörper- und Armbcklei- dung. Die Wirkung der Farbe, daS Dekorative der Stoffkoutraste und Musterbew'anng wird dabei voll auSgcnutzt. manchmal wie bei gestreiften Stoffen allerdings- noch zu drastisch. Immer wie der verlnrud sich der durchgehende Zug zu einem Wesentlichen — wie etwa die Betonung langer Linien und cinbestlicher Flächen — mit e'ner gewissen leicht gefälligen Vielseitigkeit. Soll die deutsch- Mode auf ihrem Wege zur Eesüllnng langaebcgstr Wüittcbe und Hossnnngen nicht müde werden, so muß sich die deutsche Frau dessen bewußt sein, daß ihre klustestütznng der deutschen Modebcmegung oder ihre Niclstachtting alles- desse», was nicht a-nS Paris und Wien kommt, der ansschlaggcbende Faktor däbei ilt. ' drb.
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