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Sächsische Volkszeitung : 15.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192306157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-15
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.06.1923
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Nr. 97. Seite '» Freitag, de» ic>. Jun, 1928 Kardisal Fgalhabtt i» Auimka Eine» bessere» und namhastecen Interpreten im Anstande hat unsere deutsche Not wohl km»» je gesunde» als dxn Münch ner Kardinal Faulhaber, der seir einiger Zeit in Nordamerika weil» lieber feine Tätigkeit, die ausschließlich der christlichen EantaS gilt, kommen begeisternde Berichte nicht nur aus katholischen Kr isen, sondern aus alle» Lagern. Letzthin hat der Kardinal u. a. auch der Beuediktiuer Erzabtei St. Vinzent, in B^atty, Pennftilbanien, seinen Besuch abgestattet. Die Abte: ist eine Gciiiidung der bäurischen Benediktiner von Metten ini Jahre 1846 entsprossen. Tie Aufnahme des deutschen Kar dinals war eine überaus herzliche. Der „Augsburger Polizei- tnng" entiuhmcu wir folgenden Bericht über den Empfang des Kardinals in Milwaukee, die zu den Städten mit der stärksten katholischen Bevölkerung in de» Vereinigten Staaten zählt. Der Bericht lautet folgendermaßen: „Auch in Milwaukee wurde Kardinal Faul Hab er in der begeistertsten Weise ausgenommen und durch den Kardinal O Connor begrüßt. Unser Caritaskardinal hielt sodann folgende Ansprache: „Ich komm? im Namen der deutschen Bischöfe, uni den amerikanischen Bischösen zu danken; ich komme ans Europa, um den Amerikanern zu danken für alles, was sie für uns ge tan haben. Ich weis;, daß die Amerikaner große Opfer bringen müssen für Schulen und Kirchen und Institute; jedoch wenn ans einem fremden Lande ein Notschrei ertönt so sind die Ame rikaner die erste», welche beisteuern, und das in höchst freigebiger Weise. TaS deutsche Volk dankt dem amerikanischen Volke ans dem Grunde des Herzens für die geleistete .Hilfe. Ich komme nicht im Namen oder im Aufträge der Regierung, sondern ans eigenem Antrieb und auf meine eigene Verantwortung. Ein ge brochenes Volk darf um Gaben bitten, aber es darf fordern, daß die Wahrheit aus Licht kommt und daß ihm Gerechtigkeit widerfährt. Amerikaner, die aus Europa znrnckkehrten, be< haupteten, daß die Not dort nicht so groß sei, jedoch haben diese Leute in Hotels und Restaurants gegessen, sie kamen nicht in dis Nebengassen und in jene Distrikte, wo die Armen wohnen. Ich habe daS Elend mit eigenen Augen gesehen und mit meinen Oh ren das Notgeschrci der Darbenden und Hungernden gehört. Ich komme, um euch zu danken, ihr, die ihr aus den Notschrei gehört und Gaben über den Ozean geschickt habt. Ich möchte einem jeden von euch die Hand geben. Drüben bei uns herrscht eim Nacht, schwarz und dunkel, hier in eurem Lande <st ein neues Licht der Bruderliebe aufgegangen. WaS habt ihr durch eure Gaben getan? Ihr habt Kinder vom Hungertods er rettet. Ich habe im Kinderhospital zu München eine Kindcrmst gefunden, die zum Himmel schreit, und Kinder erblickt, denen der Todcsstempel aufs Gesicht gedrückt war. Da kommt eine Mut ter mit ihrem Kinde, da? sie in? Hospital aufgenommen zu haben wünscht, ober eS kostet 6660 Mark den Tag und die Mutter kann cd nicht bezahlen; sie nimmt das Kind mit nach Hause, der g>- rnseue Arzt schickt die Mutter mit einem Rezept zur Apotheke, die Mutter bleibt lange aus- und kommt endlich ohne die Medi zi» zurück, denn auch diese ist zu teuer — das Kind muß ster- bru. Ich habe in den Waisenhäusern Chicagos glück liche, blühende Kinder gesehen; bei uns sind die Kinder sozusagen im Keller ohne Sonnenschein, sie wissen nicht, WaS Lächeln und WaS Freude ist. An die Eltern und an die sonnige Jugend möchte ich im Namen dieser Kinder appellier,, u, und die gesunden Kin der möchte ich bitten, Brüder und Schwestern dieser biingerndm Kinder zu werden. „Mit euren C-aben habt ihr anch unserer Seele ge holfen. Sie haben keine Vorstellung, wie cs nach dem Kriege «mssielst, da sozusagen alle Sterne vom Himmel gefallen sind. Der Arbeiter, der drei Wochen vergebens nach Arbeit suchte, wird verbittert und die Mutter immer mehr vergrämt und in der Seele immer tiefer niedergedrückt. Ich möchte fast behängten, das; unsere moralische Not viel größer ist als die wirtschaft liche, aber an euren Gaben erkennen die Menschen drüben noch, daß es noch gute, edle Menschen gibt; da? ist vielleicht das Schönste und Grüßte, was ans Amerika kommt," Der Kardinal erklärte, daß, angeregt durch das gute Bei spiel der Amerikaner, Arbeiter zu ihm kam-m und vom geringen Ilebcrschuß ihm gaben, was zu entbehren war für die armen Studenten, die sich in großer Not befinden, weil z. B. die Mi- cher für eine Lateinklasse allein 46 666 Mark da? Jahr kosteten. Er wies darauf hin, das; die Westgoten vernichtet werden konntcu, ohne daß andere Völker darmilcr ttlten, daß cs heute aber »ich, mehr angehe, ein Volk zu vernichten vH ne allen Völkern zu scha den. .Ein Volk", sagte er, „kann nicht ewig von Almosen Ieben; eS will s e i n B r o t v e r d i e n e n; hier, wo die Sklaverei abgeschafst wurde hier darf ich wohl bitten, daß dis Deutschen nicht zu Sklaven gemacht werden." Der Kardinal erklirrte, daß fünfzig Prozent der deutschen Stu denten während der Ferienzeit im Sommer arbeiten müssen — in Kohlengruben, auf Straßen usw. und daß sie dabei nach amerikanischem Gelde in drei Monaten einige Dollars verdien ten; das Sinken der Valuta aber hat sie wieder so mittellos Vst? zuvor gemacht. „Sie wohnen in kalten Zimmern, und ich habe viele mit erfrorenen Nasen und Ohren in München gesehen. -und im Namen der Studenten danke ich euch Amerikanern für die reichlichen Gaben." Der Kardinal schilderte die Notlage des Mittelstandes und erklärte, daß ei» Pfund Pferde fleisch tausend Mark kostete und inanche Familie sich glücklich schaßte, wenn sie Sonntags nur ein Pfund Pferdefleisch habe; ein Paar Mäineerschuhe kosten 86 660 Mark, »nd so sei es mit allem. -Der Bürgermeister von München mußte letzten Winter die Armenküche schließen lassen," erklärte der Kardi nal, „und wir eröf'neten Küchen in vier Ktcster n. Ani Grün donnerstag kamen die Armen weinend zu mir uird fragten- ob cs wahr sei, daß auch diese Küche» geschlossen werden müßten Ich sagle ihnen, daß ich nach Amerika reisen würde nnd gnb ihnen die Versicherung, daß das Ergebnis dieser Reisen sein werde daß die Küchen nicht geschlossen zu werben brauchten." Der Kardinal schloß seine Rede mit einem Hinweis ans das Psingst- fest, das am Sonntag gefeiert wird, und sprach die Hoffnung ans, daß dir h l. G e > st d en B ü l k er n e i n e n e u e S p r a ch e — die Sprache des- Glaubens, der Hoffnung und der Liebe lehren möge. Am Schluß der Versammlung hielt Phil. Giau eine kurz- Anrede, die sich zu einem mächtigen Appell an die Anwesenden gestaltete, der Not zu steuern. Eindringl-chst redete er zu den Eltern und stellte ihnen die eigenen Kinder vor, gut genährt, fröhlich und glücklich; dann entfaltete er ein Bild der hungernden und darbenden Kinder in Deutschland. „Es ist besser, zu geben, als zu empfangen," sagte Herr Grau. „Gebet, gebet und gebet wieder und wieder, bis es schmerzt und wen» ihr dies im Hin blick auf das furchtbare Elend nicht tun könnt, dann fehlt be, euch der Geist eines rotblütiaen Amerikaners. Die Kollekte ergab rund 8 0 0 0 Dollar. Ter Knabenchor der Bonifatinsgemeinde trug unter der Direktion des Lehrer? Stemper mehrere Lieder vor und ver schönte dadurch die zur Ebre des Kardinals veranstaliele Ver sammlung." In einem anderen Bericht findet sich folgende bemerkens werte Tatsache verzeichnet, die Sr. Eminenz nicht nur z»ni besonderen Lobe gereicht, sondern auch seine tief innigste Her- zcnsgesinnung und einen bewunderungswürdigen Charakter of fenbart. Unternahm er doch diese lange beschwerliche Reise über de» Ozean ohne alle B eg i e i t scba f t, nicht einmal mit der eine? Sekretärs, nm ans diese Weist du hur gesammelten Liebesgaben durch daS so ersvarte Geld zum Besten seiner not leidenden Heimat noch zu vermehren. Einen besseren Für sprecher in seiner Not hätte wohl das deutsche Volk kaum senden können. So möge denn Gölte? reichster Segen dem edlen Streben des cpfermutigen Kirche»,. fürsten beschieden sein, nnd auch seine Heimat wird e? wob' -b>n nie vergessen und ihm allzeit innigsten Dank Wilsen für das was er für sic im Dienste der Earita? getan und gewirkt har," Aus der katholischen Goldenes Vriesterjubilänni de? Tiinlnilnschoss TH-nnaS Esser, Qrd, Praed., in Rom, Am 7. In», feierte Msgr. Tho mas Eifer sein fünfzlgchbrigeS Priest wftibilü'.im, P. Ester dürste einer der wenigen noch lebenden Priester sein, die :m deutschen Kulturkampf wegen ihrer Treue gegen die Ko-cbe die Folge» der sogenannten Maiaesetze zu trage» hatten, P. Ester, ein Kind des- NheinlandcS, wurde am 7, Juni 187,6 rn .Köln znmr Priester geweibt. Als Kap'-an in Euskirchen wurde er wie derholt mit Geldstrafen belegt und zweimal eingekerlerr, da er den genannten Gesetzen keinen Gehorsam leisten konnie. Im Jahre 1874 begab er sich nach Rom, wo er als Kaplan an der Anima höheren Studien oblag und das Doktorat der Theol'gie erwarb. 16i7 ernannte ihn Benedikt zum T i t u l a r a i s ch o f und am 8. Juli wurde er durch Kardinal Frühwirih znm Bischof geweiht. Der Heilige Vater Pius XI. zeichnete den Hochw- Jubilar durch ein äußerst war»,gehaltene-? Apostolische? Glückwlnisckischrciben a»S. f Pfarrer Slvert tt. An? Fulda wird uns berichtet: Im kräftigsten ManneSalter von 56 Jahren erlag einem Herzschlage der weit über die Grenzen der Diözc'e Fulda hinaus bekannte und geschätzte Päpstliche Geheinikämmeier Pfarrer Ä tz e r t. Während er auf der Rückreise von der Generalversammlung der BonifatiuSvereine zu Paderborn seinen Neffen, den Gpmnasial- direktor Dr Atzert in Duderstadt besuchte, starb er fern der Hei mat am 88. Mai. Er war eine der cinflntzreichsten Persönlich keiten der Stadt des hl. BonifatiuS »nd der ganzen Diözese. In ilhni verliert der Gesellenverein sesticn TiöseanpräscS, da? Fick doec Katholikenlomitee seinen regsten Geist, die Diözesnnvor- stände de?- BoiitfatiusvereiiiS, des Albertus-MaguuL-Vereins »nd de?- Caritasvcrbandes einen hochgeschätzten Mitarbeiter, der mit ausgedehnter Kleinarbeit die regste vnblizislische Tätigkeit ver band. Er. der das Apostolat der Presse über alles schätzte, hat sich vor allem große Verdienste erworben als- Redakteur des „Bon i fa ti n §b ot e n", den er zu einem der angesehensten Sonntagsblätter in rastlosem Schaffen emvorgekwbcii, durch den er als „Prediger der Diözese" allsonntäglich zu vielen Tausen den von Lesern st-rach. Ist? regelmäßiger Besucher der Ka:ha- likentaae und der Generalversammlnngen der katholischen Organi sationen des Deutschen Reiches ist er in allen Gegenden Deutsch lands bekannt geworden. Die sterblichen Ueberreste dieses hoch verehrten Mannes ruhen im stillen Nhöndörflein (EckweiSbach'st i» dem er einst als erster Pfarrer 20 Jahre mit reichstem Segen gewirkt hat Er ruhe in Frieden! Wirtschaftliches und Verkehr * Neue Nähgarupreisr. Die Verlriebsgelellschaft denijw r Bailmwollnähfadensabriken lNähoarnvertriel) hat laut „Kunst!- tionäst mit Wirkung vom 1t. Juni 1828 den Aufschlag au- d e neuen Grundpreise vom 12 März '928 von 6200 Pcoz, a,st 6600 Proz, erhöht, * Japan unterbietet englische Vaninwollwarc» i» Cliiua. Der „Manchester Guardian Commercial" läßt sich in cuiem Artikel in dem Handel mit China wie folgt aus: Tie Ecistenz- bediii'gu-ngüil deL Fabrikanten und Kaufmanns im Bezirk Lanca- shire stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Wirt schaftslage des chinesischen Absatzgebietes. Der hohe Preisstand der amerikanischen Baumwolle, wie er im besonderen bei Llnck- c>nt hervortrar, wich erheblich von de» Sätzen ab, die der Chinese üblicherweise für Baumwollwaren zahlte. Bei dieser Lage war Jcipan imstande, den chinesischen Mark; hinsichtlich der billigeren Baumwollwaren in gewissen Grenzen zu gewinne», da die Lanca- shirc-Fabrikation den Wettbewerb mit japanischen Waren nicht anfnehmen konnten. * Tie Eisenhüttenindiistrie Polens im Jahre 1622. DaS Jahr IM hat für die polnische Eiscnhülienindvstrie, wie auch für andere Industriezweige, unter dem Zeichen einer Stagna tion begönne», die seit den letzten Monaten 182l bis März kauerte. Sämtliche Hochöfen waren in die>er Zeit außer Betrieb gesetzt worden. Erst im März 1982 erfolgte eine Belebung und cS wurden sukzessive iämtliche Hochöfen wieder angcblasen. Die Walzwerke blieben die ganze Zeit im Betriebe, Die Produktion im Jal-re 1822 betrug ungefähr ein Driitsl der Vortricg:Produk tion. Die Ursachen des verhältnismäßig langsamcn Wiederauf baues der Cisenhüttenindustr'e sind, wie in einem Artikel des „Knrjer Warszawski ans-gest'-hrt wird, der unzenügende Kredit, fcrner die Steigerung der Teuerung und die ungeregelten Arb-i- terfraacn sowie endlich der Mange! an Koks und Alteisen, da so- Wehl erstercr als letzteres infolge der geringen inländischen Vor räte ans dem Ausland« bezogen werden müssen. Die Ver- kchlechteriiua der Währung bat aber diesen Import sehr erschwer? und zcilweist sogar unmöglich gemacbt. Infolge Mangels an Regierung?- sowie Baukkrediien waren die Hi'sttewverke gezwun gen, die notwendigsten Wiederhcrstellimgsarbeiten zu unterlassen, Von neue» Inhalationen wie auch von der Einführung von Per, beffernngc» in der Produktion kennte k?ine Rede sein. Sor-miersondrr;üke,lachErsenach,Frankfurt a. M. und Humburq I» diesem Jahre werden wieder Sommersondcrzüae zu er mäßigt?» Preisen von Breslau nach Eisenach und Frankfurt abgelassen, zu denen auch in Löbau , B a » tz e n und Dresden-Neustadt eine beschränkte Anzahl Fahrkar ten aus-gegeben werden, und zwar: in der Nacht vom l 1 zum 1l, Juli: ab Dresdcn-N. abends 1l,56, in Naumburg «S.) früh 4,02 in Weimar 5.01, in Erfurt 5.27, in Gotha 6.69 in Fröttstädt 6.27, in Eisenach 6,46 vorm.; in der Nacht vom 1 l, zum l 8, Juli : ab Löbau abends 16.69, ab Bautzen 10.40, ab Trcsden-R, I l.5(>, in Naumburg iS.) früh 4,08, tu Weimar 5,6l, in Erfurt 5,27, iu Gotha 6,09, in Fröttstädt 6.87, in Eisenach 6 46, ,» Fulda 8,38, in Hanau 9.64, tu Ossenbach 16.16, in Frankfurt 10.25 vorm. Zur Ausgabe kommen Sonderzugrückfahrlarten 8, Klaffe mir zweimonatiger Gültigkeit; sie tosten: von Dresden-?!,: nach Naumburg 13 060 Mk. Erfurt 18 006 Mk„ Eisenach 22 066 Mk„ Frankfurt 88 660 Mk,; von Bautzen: »ach Naumburg 17566 Mk., Erfurt 22006 Mk,, Eisenach 27 660 Mk,, Frankfurt 42 Ol,6 Ml,; von Löban: nach Naumburg 19060 s>M,, Erfurt 24060 Mk., Eisenack' 85 660 Mk,, Frankfurt 44 006 Mk. Der Verkauf beginnt cm 87, Juni. Tie Sondcrziigie nach Hamburg teikchren Tonniag, den 15. Juli, von Dresden sowie von Chem nitz und Plauen ülcr Leipzig—Magdeburg—Steiidal-Üelund zwar: ab Dresden Hbf, abends 7.45. ab Dresden-N, 7,54, ab Riesa 9.15, in .Hamburg am 16. Juli früh 6.05; ab Ehemnitz Hbf. abends 7,20, ab Glauchau 8,07, ab Planen lV ) o, B. abends 6,50, ab Rcichenbacki lV.) o. B, 7,34, ab Wirdau 8,6? lbeide Z-iateile werden n, Gößnitz vereinigt), ab Alienburg 8,58, in Hamburg am 16, Jul, früh 5.12. Die Preise der Sanderzmnmcksabrkarlen 8. Klaffe nach Ham. bürg Hbf. betrage» von Dresden Hbf, und -Neustadt 87 666 Mk., von Riesa 31 666 Mk.. von Chemnitz Hbf, 37 06) Mk„ von Glau chau 8-1660 Mk,, von Plauen 8» 666 Mk,, von Neichenbach a, 2). 86 60,6 Mk,, von W-rdnn 85 006 Mk,, von Altenburg 82 666 Mk. Der Verkauf beginnt am 8. Juli. Alles Nähere ist n»S den Ansbängen ans de» Stationen zu ersehen. Außerdem sind auch Ilebcrstcbten in Heftform berqestelli, die zum Pr.use von 856 Mk, lsür Thüringen und Frankfurl) und 1<>0 Mk, lsür Hamburg) an den Fahlkartenkchaltcrii zu haben sind Der arme Spielmann Von Franz Grillparzxr. (6, Fortsetzung.) „Es sollte aber „och schlimmer kommen. Das Glück unseres vanseS ging abwärts. Mein jüngster Bruder, ein eigenwilliger, ungestümer Mensch, Offizier bei den Dragonern, mußte eine uu-- rcsonnene Wette, infolge der er, vom Ritt erhitzt, mit Pferd und Rüstung durch die Donau schwamm — es war tief in Ungarn — jmit dem Leben bezahlen. Der ältere, gelicbteste, war in einer Provinz am Ratstisch angestcllt. In immerwährender Wider setzlichkeit gegen seinen Landcsvorgesctzten und, wie sie sagten, heimlich dazu von unserem Valcr nnfgemuntert, erlaubte er sich sogar unrichtige Angaben, »m seinem Gegner zu schaden. Es kam zur Untersuchung, und mein Bruder ging heimlich auS dem Lande. Die Feinde unseres Vaters, deren viele waren, benüh- ien den Anlaß, ihn zu stürzen. Von allen Seiten angegriffen miid ohnehin ingrimm'g über die Abnahme seines Einflüsse?, «hielt er täglich die angreifendsten Reden in der Ratssitzung. Mit ten in einer derselben traf ihn ein Sch>agilutz. Er wurde sprach los nach Hause gebracht. Ich selbst erfuhr nichts dabon. DeS ländern Tages auf der Kanzlei benicrfte ich wohl, daß sie heim- sich flüsterten und mit den Fingern nach mir wiesen. Ich war aber derlei schon gewohnt und hatte kein Arges. Freitags daraus '— eS war Mittwochs gewest» — wurde mir plötzlich ein schwarzer Anzug mit For auf die Stube gebracht. Ich erstaunte und fragte sund erfuhr. Mein Körper ist sonst stark und widerhällig. aber jda fiel's mich an mit Mackst, Ich sank besinnnngSlos zu Boden. !Sic trugen mich ins- Bette, wo ich fieberte und irre sprach den -Äig hindurch und die ganze Nacht. DeS andern Morgens hatte die Natur die Oberhand gewonnen, aber mein Vater war tot lind begraben. „Ich hatte ihn nicht mehr sprechen können; ihn nicht nm Verzeihung lütten wegen all des Kummers, den ich ihm gemacht; nickst mehr danken für die unverdienten Gnaden — ja Gnaden! den» seine Meinung war gm, nnd ich hoffe ihn einst Wiederau- finden, wo wir nach unscrn Absichten gerichtet werden und nicht nach nnsern Werken. „Ich lsticb mebrere. Tage auf meinem Zimmeer, kaum daß ich Nahrung zu mir nahm? Endlich ging ich doch hervor, aber gleich nach Tische wieder nach Hause, und nur des Abends irrte ich in den dlinkekn Straßen umher, wie Kain, der Brudermörder. Die väterlicke Wohnung war mir dabei ein Schr?ckbild, dom ich sor.stältiast ans d-m Wege ging. Einmal aber, gedankenlos vor mich hinstarrend, fand ich micb plötzlich in der Nähe des ac- fürchteten Hauses-. Meine Knie zitterten, daß ich mich anhal'en musste. Hinter mir an die Wand greifend, erkenne ick» die Türe des GrieslcrladenS nnd darin litzend Barbara, einen Brief in der Hand, neben ibr das Lickst ans d?m Ladentische und hart dabei in anftechter Stellung ihr Vater, der ihr zuzusprechen schien. Nnd wenn eS mesti Leben geaasten hätte, ich mußte cintrete». Niemanden zu haben, dem man sein Leid klagen kann, nieman den, der Mitleid fühlt! Der Alke, mußte ich wohl, war auf mich erzürnt aber daS Mädchen sollte mir ein gutes Wart geben. Doch am es- ganz entgegengesetzt. Barbara stand enß als ich eintrat, warf mir einen hochmütigen Blick zu nnd aing in die N-cbenkammer deren Türe sic abschloß. Der Alte aber fasste mich bei der Hand, dies; mich niedersehen. tröstete mich, meinte aber auch ick sei min ein rcicker Mann und hätte mich um niemanden mebr zu kümmern. Er fragte, wieviel ick» ge erbt bätte. Ich wußte daS nickst. Er forderte mich ans, zu den Gerichten zu geben, was ick, versprach. In den Kanzleien meinte er, sei nichts zu macken. Ich sollte mein-; Erbschaft im Handel a n legen. Knopvcrn und Früchte würfen guten Profit ab; ein Kompagnon, der sich darauf verstände könnte Groschen ;n Gnl'- den verwandeln. Er stlbst habe sich einmal viel damit abgegeben. Dabei rstf er wiederholt nach den, Mädchen, die aber kein Le benszeichen von sich gab, Dock» stbien mir. al-S ob ich an der Türe zuweilen rascheln hörte. Da sie ober immer nicht kam und der Alte nur von, Gelde redete ciiststahl ich mich endlich und ging, wobei der Mann bedauerte, mich nicht begleiten zu könii'n, da er allein im Lide» sei. Ich war traurig über meine ver fehlte Hoffnung und doch wiiisterl-gr getröstet. Als ick» auf der Straße stehen bliel: und nacki dem Haust meine? Vaters hinüber- blickte hörte ich plötzlich hfttter mst eine Stimme, die gedämpft nnd im Tone des Unwillen? sveach: Trauen Sie nicht gleich jedermann, man meint eS nicht gut mit Ihnen. So schnell ich mich ninkehrte, sab ich doch niemand; nur daS Klirr.» eine? Fensters im Erdgeschosse, da? zu de? GrieSle»?- W-ahnung ge hörte belehrte mich, wenn ich auch die Stimme nickst erkannt hätte, daß Barbara die geheime Warnerin war. Sic hatte alst» gel-ört. was im Lade» gesprochen worden, Wollte sie m'ch vor ihrem Vater warnen" oder war ihr zu Obren gekommen, daß gleich nach meines BaicrS Tode teils Kollegen ans der Kanzlei, teil? andere, ganz unbekannte Leute mick mst Buten »m Unterstützung und No'.lstlfe angegangen, ick» auch zugesaot. wen» ich erst zu Gelde kommen würde. Was einmal versprochen, mußte ich halten, in Zukunft aber beschloß ich, vorsichtiger zu ietti. Ich meldete mich wegen meine»' Erkstckraft. Cs war weniger, als man geglaubt hatte, aber doch seist viel, nahe an clrtausens Gulden Mein Zimmer wurde de» ganzen Tag von Bittenden und Hilfesuchende» nicht leer. Ich war aber beinahe hart ge il orden und gab mn , wo die Not nm größten war. Auch Bar. baras Vcster kam. .Er schmälte, daß ich sie schon drei Taae nicht besticht, woraus ich der Wahrt, nt gemäß erw'derte, daß ich fürchte, seiner Tochter zur Last zu sein. Er aber sagte da? solle mich nicht kümmern, er habe ihr 'cbon den Kovf zurecht ge setzt. wobei er auf eine boshafte Art lachte, so daß ich erschrak. Dadurch an Barbara-? Wirmmg rückcrinnert, verhehlte ich als wir bald im Gespräche daraus kamen, den Belrag meiner Erb schaft; auch seinen Handelsvorschlägcn wich ich geschickt aus. „Wirklich lagen mir bereits andere Aussichten im Kopst. In der Kanzlei, wo man mich nur meines Vaters wegen ge duldet batte, war mein Platz bereits durch einen andern besetzt, WaS mich, da kein Gehalt damit verbunden war, wenig küinm-r:e. Aber der Se"rctär meines VaterS. der durch die lst'ten Ereig nisse bioilok geworden, teilte mir den Plan zur Errichtung eines Auskunft-, Kopier- und UebcrsetzunqSkoiilorS mit, wozu ich die ersten EinrickstnngSkosten verschieße» sollt;, indes er selbst die Direktion zu übernehmen bereit war. Auf mein Andringcn wurden die Kopiclarbeitc» auch auf Musikalien ausgedehnt, und nun war ich in meinem Glücke, Ist» oab das erforderliche Geld, ließ mir aber, schon vorsichtig geworden, eine Handschrift t-arübcr anSstcllen. Die Kaution snr die Anstatt, die ick, gleich, falls var'choß, schien, obgleich beträchtlich, kaum der Rede werk, da sie bei den Gerichten bimerlegi werden mußte und dort mem blieb, akS hätte ich sie in meinem Schranke. „Die Sache war abgetan, nnd ick» fühlte mich erleichtert, er hoben. zum erstenmal in meinein Lebe» selbständig, ein Mann. Kaum, daß ich meines Vaters- noch gedachte. Ist bezog eine bessere Wohnung, änderte einiges in meiner Kleidung und ging als ?S Abend geworden, durch wohlbekannte Straßen nach d.»> GrieSlerladen. web ei ich mit den Füße» schlenkerte nnd m:in Lied zwischen de» Zähnen summte, obwolst nicht ganz richtig. DaS B in der zweiten Hälfte habe ich mit der Stimme nie treffen können. Froh und guter Dinge langte ich an, aber ein eiskalter Blick Barbaras warf mich sogleich in meine frühere Zagl>aftis>ikeit zurück. Der Vater empfing mick» ans? beste, sie älstr tat als ob niemand zugegen wäre, fahr fori, Pavstrtüieir zu wickeln, nnd mischte sich mit keinem Worte in unser Gespräch/ Nur als- die Rede ans meine Erbsclxrst kam, fuhr sie mit halb'm Leibe empor und sagte fast drohend: Vater! worauf der Alte) sogleich den Gegenstand änderte. Sonst sprach sie den aa»;cn Abend nichts, oab mir Innen zweite» Blick, und als ich wicht endlich cmpfabl, klang ihr: Guten Abend! beinahe wie eil! Gott sei Dank!-' Fortsetzung folg!.»'
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