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Sächsische Volkszeitung : 15.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192306157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-15
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.06.1923
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? M BklsWlllltWkII in Königshain, Ostritz nnd Seitendorf kWUIlllkll ölllllltll!! llNV MW Redner: Konigshain: Rechtsanwalt vr. Hille, Dresden Ostritz und 1 Kaufmann Eidmann, Leipzig Ceitendorf: / Kaufmann Mehring, Dresden abgeschlossen sein würden. Tie furchtbare Gefahr infolge der rapiden Zunahme der seruellen Erirankuugen als Folgeerscheinung deS Krieges illustrierte der Minister zahlenmäßig. Tie Be kämpfung dieser Krankheiten sei nicht nur eine volkshygie nische. sondern auch ein« wirtschaftliche Frage ersten NangeS, weil es ans öffentlichen Mitteln eine verheerende Seuche zu bekämpfen gilt. In der Debatte betonte die Abg. Frau Neuhans kg.) die überragende Bedeutung einer Besserung der Bolksmoral, einer Vertiefung der Jugenderziehung. Sie hält daS Gesetz in mancher Hinsicht noch für verbesserungsbedürftig. — Abg. Tr. Strattz- mann (D.-N1: Tie sittlichen Grundlagen unseres Volkes müßten gebessert werden. Gegen bedeutsame Punkte des Gesetzes beständen große Bedenken. Abg. Frau Lano-Brumann bezweifelt, ob die neuen Bc- stimmungen größere Wirkung ansüben werden als die bisherigen Anordnungen. — Abg. Wulle lTeutschvölk.) hebt Hermor, daß der Behandlungszwang einen zu schweren Eingriff in die persön liche Freiheit bedeute. Redner lehnt den Gesetzentwurf in seiner jetzigen Fassung ab. — Abg. Frau Lüders (Tem-t erklärt, ihre Fraktion halte das Gesetz für einen sittlichen und hygienischen Fortschritt und stimme ihm zu. c In zweiter und dritter Lesung wird dann noch die neunte Ergänzung zum Beamtenbesold ungsgesetz in der A»ssch»ßsass»ng angenommen. Tazu treten noch der Ortszu- schlag und die Fronen- und Kinderznlagen. Dieses Gesetz tritt? mit Wirkung vom 1. Juli in Kraft. — Nächste Sitzung: Donnerstag. Ne «»eil 8r»«dgehiiiter sir seeinte Berlin. 14. Juni. Im Hi»»halt«o,«»schuß des Reichstage« wurde die nennte rrraänznna de"« Besoldung-aesenes beraten. K« wird ein Antrag drS Abgeordneten Dr. Bässe kZentr.f angenommen, wonach der? 17, Abk. 2dahin abgeändert werden kolk, daß der Frauenru- schsgo nicht mir Witwern, sondern auch Witwen gewährt werden kann, wenn sie kür den dollen Unterhalt ver^orgungsberechtigter Kinder im em-men HaurhaE aukkommen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurden folgende Grund» gehSIier bewitliot: Gruppe l: »24 MO— 482000 M. monall. . kl: 867 700— 478000 , , „ lllr 890 800— 620 000 , „ 7V: 487 000— »»2 000 , „ „ Vr 494000— «68 00« . , . Vl! »»7 000— 748o«0 ^ „ Vll: 010 000— »40 000 . . 7>7ll: 7»0000— 970000 , „ . IX: »»»000-1 <1»M0 . . Xr 968000-1 284 080 , „ „ XI: 1,16 000-14»? 000 , , Xll: 1 »0» 000—1 787 000 , „ . XIII: 1 600000-2080000 . . Bei den Einzelsekältern: 1. 2220000 M. monatl., 4. 8 080 000 M. inonotl. 2. 2600 000 , „ 5 8 870090 „ 8. 2 900 000 „ . 6. 6 7 00 000 , „ 7. 6 800 000 M. monatlich. Ortsznschlaa Monat»betroa bei einem Grunbaebali: ar. amnoo üb, 487voo üb:momo üb.eo,6mo Lb.88»ooo bl? bi? bl? bi? bi? über 0, M7 0"0M. 4?7rnoM. 51" mo M. ocv.nmM. 89« M. 1275 NlN M. 1275 NM M. -l 72000 90 000 108000 128000 144 000 18200« 1,00 000 71 00 000 76 000 OOlXIO 106000 120000 186000 16000« k! 6 >000 86000 78 000 9> 000 104000 117 000 180000 I > 44000 66 000 80 000 77000 88 000 99000 110000 N 86 000 46 000 64 000 88 000 72 000 81000 90 000 Fran-n- und Kinderznschläge bleiben im wesentlichen unverändert. Die Bestimmung der Vorlage, daß die neuen Sätze der Grund» gebäl»-r nnd OrtSzitschläae bei der Berechnung der Pensionen sür Offiziere nur w't der Maßgabe anaewendet werden dürfen, dis- sich ke'ne böberen Pensionen ergeben, als sie die nach dem 1. Inli 1923 pensionierten Oifioere der Wehrmacht bei aieickem Dienstgrad und a eicher v-nsionSiäh'ger Dienstzeit erhalten würden. ' urrde geaen den Wider!vruch der Deutschnationalen und der Deutschen Volk«partel angenommen. Dresdner Devisenkurse in, Freiverkehr mittag« 12,80, mitaeteilt von der Tonimerz- nnd Privatbank. A.-G., Dresden «eld .6. Brief io «eid L. Brief Umiierdam. ...... 42000 42L00 58000 38500 »rüNel »<ro «br>M-,i,I» ....... >5200 It'00 Uov-nbagkn 17100 17400 kwilkoim ....... rsüoo 2M00 rn-oo 2K'00 Hom 4 NO 4600 Lcmlwn . 4s;non Svl)0«X) 450000 455000 Ncuborl l07d00 106000 97000 99000 ipiiri? , L"00 6300 Zürich isroo 19500 I7SM> 17800 Madrid I475N I5E IZL 139 Vwa »«0 srro «00 2930 EölllichtlK »,«««« » I» 13 Brrliner Devisenkurse vom 14. Juni (Amtlich) Holland 4 2 792 London so» 7»7 Neuyork 197 739 Schmelz 19200 Prag 8172 Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte Eine gestein westlich von Mittelskandinavien gelegene Depression ist in südöstlicher Richtung fortgeschritten und zeigt Ibr Zentrum mit 774 Millimeter Druck über Südschweden auf. Ja ihrer Umgebung fallen bei starker Luftbeweaung weit verbreitete Niederschläge. Die Depression scheint sich westwärt« »u entfernen. I» Sachsen wird unter dem Einfluß morgen veränderliche Witterung bei kühlen nordwest lichen Winden bedingt sein. Bei Island «acht sich da» Nahen einer neuen Depression bemerkbar, so daß der voraussichtlich kühle und un» sickere Wi'ierungrcharakter im allgemeinen zunächst noch erhalten bleibt. Voraussage: Zeitweise Bewölkungiabnahme. Nieder» schläae tu Schauern, küh», mäßige, nordwestlichr Winde. ahrheitswidrig, beleidigend und ehrverletzend 44 Endlich hat di« Nachrichtenstelle der Staatskanzlei die tage lange Stille durchbrochen. Nu» geht heul« movgen ein Schrei ben zu. das wie unseren Lesern nicht vorenthakten .dürfen", denn eS ist ja für die Oeffentlichkeit bestimmt. Wir können ;L aber nicht verantworten, wenn die Welt eS erst durch die „Säch sische StaatSzeiiung" erfährt. Zudem brauchen wir auch nicht das geringste Bedenken zu tragen, diese erste amtliche Stellungnahme zu unseren seitherigen Ausführungen in d^r „Sächsischen Dokkszeitung" in vollem Wortlaut ohne den geringsten Abstrich wiederzugeben. Wir haben dir Wahrheit nicht zu fürchten. Im Gegenteil — unsere Leier wer den die ganze Schwäche der Position des sächsischen Kultusmini steriums aus jeder Zeile diese? Berichts hr> anszulesen verstehe», der nicht mehr und nicht weniger ist als ein neuer Beweis der Richtigkeit unseres Standpunktes. Auch nicht das Geringste da von, was wir den verantwortlichen Behörden in den letzt?» Ta gen in ungeschminkter Wahrheit vorzulegen gezwungen waren, wird entkräftet. DeS Schreibe» lautet wie folgt: Nachrichtenstelle in der Staatskanzlei. Dresden, den 18. Juni 1928 Ein frivoler Schulstreik kN) Der Sircik. der in den Schulen von acht Orten de« Zittaner Bezirks onsgebrochen ist, gibt einem Teil der Presse Anlaß zu bestlaen Anoriffen aut da» Kultusministerium und dm Minister-, Blonder« da« sächsische Zentrumrblatt int sich dabei hervor' Soweit diese Presseanflriffe wahrheitswidrig, beleidigend und ebrversetzend find, wird sich der Strafrichter damit zu be schäftigen baben. A»k .offen^Priese" ru antworten, muß der Minister ablebnm. WaS „ir Sache vom Standpunkt der Regierung an? zu sagen isi, w>rd ausgiebig im Landtage auSgekühit werden. Den durch diese Prelleäußerungm offenbar irr ege führten und ausgevutschten Eltern der „streikenden" Schulkinder sei hiermit mir k»r, oesaat, da« e« falsch ist, wenn man ihnen vorredet, die GebeEverorbrung sei „verkaisunaSwidrig", deshalb könnten sie nickt bestrast werden, liud es ist durchaus irreführend, wenn ihnen weiter ieden Tag von d-n Schürern des Streik? erzählt wird, da» Ministerium habe einen „Vorstoß" oegen die Lausitzer Katholiken unternommen, der Strei' iei von ihm »vom Zaun gebrochen". DaS llnmekebite isi rickstig. Denn die fragliche Verordnung besieht und zwar schon seit November 1922 zurecht: mit leaalen Mitteln isi sie nicht angelochten. Da« steht jedem, der sich benach teiligt glaubt, frei. Der Schuistreik aber ist unmoralisch „nd ungesetzlich! Wer sich daran bete'l'ot und ihn iördert, hat die Folgen zn tragen- Die Streisstibrer kämpstn mit dieiem nnlanteren Mittel nicht nur ge"en die GebetSverordnung — tms ist mehr Vorwand —, sie wollen vielmehr die konfessionelle Schule wieder ertrotzen, die seit P,ibl'kation des NebergangsschirlastetzeS in Sachsen nickt mebr best-cht AuSamommen die weniaen Spulen, denen an» beiond-rcn Grünten durch besonderen Vertraa die Erhaltung der Konselsionalität b's »um Inkrafttreten eines Reichsgesetze? nach Art. 148, II der Reichsversaffuna zuaestanden wurde. E» ist im höchsten Grabe illovul, diese» Entaeaenkommm der Neuerung In einzelnen besonderen Fällen setzt ssir den Schulsirest sruktifizieren ru wollen. — Ein Nach «eben der Reaieruna im Soine der Streikenden und ibrcr Hintermänner hieße einen wichtig-n Grundsatz der sächsischen Schulpolitik preisaeben, denn die Mitalieder der luth. evanaellichen Religion»» oestllschast und andere würden mit vollem Recht unter gleichen Um» ständen die gleichen Anivrüche erheben. Deshalb müssen alle derartigen Verlangen mit Nachdruck zurück» gewiesen werden. Gegen Ueberlretungen, wie sie im Schulstreik vor» lienen, ist mit der gebotenen Energie durch Vestrafunaen vorzugehen, wenn alle Belelirunqen und gütkicheS Zureden im Ministerium und durch die Schulbehörden nicht» nützen. Man muß sich wundern, daß zur Abfassung eines solchen stammelnden Schreiben? fast zehn Tage vergehen mußten. Aber wir wollen hier nicht auf „Qualitäten" eingehen. denn wir sind nicht in der Lage, sie dem Verantwortlichen Inspirator abzu- sprechen. WaS der Bericht nicht sagt, wollen wir zunächst noch ganz dahingestellt sein lasten. Die Antwort auf den „offenen Brief" verweigert man kurzweg. Ob damit der Wahrheit Ge nüge geschehen ist? Freilich dürfte daS Kunststück, einen fak tischen Unterschied zwischen den katholischen Schulen der Süd- lausitz und denen der Wendei »nd in SchirgiSwalde zu konstruie re«, nur durch peinliclstteS Schweigen z» bewerkstelligen sein. Der gleiche Charakter aller dieser Schulen läßt sich einfach n-chc wegleugncn. Der konfesstonlle Charakter aller dieser Schulen bericht rocht auf besonderen Verträgen, meil bislang m jenen Mehrheitsgemeinden niemand an solche Svitzfindigkeiten gedacht hätte. Aber die Mehrheit dieser Gemeinden — die ja in d:r Demokratie immer ausschlaggebend sein sollte! — hat den kon fessionellen Charakter dieser Schulen noch nie m Zweifel ge zogen und wir müssen annehmen, auch daS Kultusministzerium bis zur jüngsten Zeit noch nicht. Diese Erleuchtung, daß nun auf einmal ein Teil dieser Mehrheitsgemeinden drangsalier: werden dürfe, muß aus ganz besonderer Quelle gekommen sein. Gleichwohl, wir warten auf die Antwort der Negierung im Land tag und hoffen, daß sie hier Klarheit schafft. Da>ß> die Eltern der „streikenden" Schulkinder von nnS irregeführt und ausgeputscht worden sind, bedeutet eine rasfinierte Behauptung der Staatskanzlei. Durch einen Blick in die frag lichen Nummern unserer Zeitung kann sie sich davon überzeugen, daß wir die erste Nachricht vom ansgebrocheiien Schulstreik in der Nummer vom Mittwoch, 6, Juni veröffentlicht haben, während der Streik bereits am Dienstag früh vollkommen dnrch- geführt war. Im übrigen steht uns das unverbrüchliche Recht zu, den katholischen Eltern ln ihrem Kampf, der gleich zeitig unser Kampf ist, mit allem rechtlichen Mitteln zu Verfügung zu stehen. Ebensowenig wird unsere Auffassung wi derlegt, daß die GebetSverordnung verfassungswidrig ist, wenn man „kurz" sagt, „das ist falsch," Oder weiter: „DaS Kultus ministerium hat nicht angefangen." Ihr, lügtI Das Umgekehrte ist richtig!" Derartige Märchen erinnern doch gar so kraß an die Kinderstube und stellen einer so hohen Behörde ein gerade zu erbärmliches Armutszeugnis aus. Man beweise uns doch sachlich — etwas anderes haben wir weder verlangt noch er wartet —, daß die fragliche Verordnung schon seit November 1922 zu recht besteht. An dem Bestehen zweifeln wir nicht: aber an dem Z u r e ch t bestehen müssen »nd dürfen wir anderer Meinung sein! Wo bleiben die Bernunftgründe, die solche Zwei fel zu entkräften vermögen? Hat man nicht von katholischer Seite aus, das einzig z» Gebote stehende legale Mittel zur An fechtung angewandt, als die Verordnung in die Praris umgesetzt werden sollte? Haben mit dem Herrn Kultusminister Fleißner nicht sowohl Südlansiher Elternvertreter als auch die Spitzen der katholischen Schnlorganisation vor Ausbruch des Streiks verhandelte? Wir verstehen die Staatskanzlei nicht ganz, die sich hier so pomphaft als Hüterin der Wahrheit anszuspielrw wagt. Wer allein der Wahrheit zu dienen vorgibt, hat nichts zu verschweigen, rS sei denn, er will der Wahrheit Gewalt antun! „Der Schuistreik ist unmoralisch." Um das mit unserem beschränkten Untertanenverstand zu verstehen, müßten wir aller dings erst zu den maßgebenden Moralisten des modernen Staates, den Herren Kommunisten, in die Lehre gehen. Beinahe möchte man versucht sein, diese Moraldoktrin mit Eltzels neuestem „Ano standsbuch" in Verbindung za bringen. Sollte wirklich die so zialistisch-kommunistische Moral die der katholischen Kirche an Strenge ttbertresfen und selbst den passiven Widerstand gegen assensichtliche Ungerechtigkeit verbieten? Seien Sie vorsichtig, werte „Bereinigte Glaubensbrüdcr", mit solchen strengen Glaubcnswahr- heiten, sie könnten es sonsten erleben, daß ihre „Gläubigen" dieser sozialistischen Kirche den Rücken kehren. Solche Sklaven- moral verträgt sich zu allerletzt mit sozialistischer Freiheit. Moral wird glücklicherweise noch nicht durch die Gesetze einer sozialistischen Regierung gemacht. Umgekehrt sind Gesetze ohne moralische Grund lage oder im Widerspruch zur Moral nichtige Phrasen! Traurig genug, daß man die Gewissensfreiheit solange zu drangsalieren sucht, bis kein anderer Ausweg mehr übrig bleibt, als der Streik. Wo ist ein Gesetz, daß uns die Freiheit des Geistes und die Einwirkung auf die Erziehung unserer Kinder zu entziehen vermöchte? Da verfängt auch kein Drohen mit den idealen Folterwerkzeugen modernster Hexenmeister. Einen „Vottvand" für unser Ziel, wie der „Bericht" sagt, brauchen wir beim besten Willen nicht. Freilich wollen wir die konfessionelle Schule ld. h. für unsere Kinder) zwar nickst „ertrotzen" aber auf jeden Fall erhalten. Darüber haben wir vermeintlich niemand im Zweifel gelassen. Für uns besteht die konfessionelle Schule an diesen katholischen Mehrijeitz- geineinden laut NeichSverfassung fort. „ES bleibt bxi der be stehenden Rechtslage bis zum Erscheinen deö ReichSschulgeseheS." Wenn man es aber nicht anders haben will, dann verstehen wir uns auch auf die Waffe des Schulstreiks. DaS haben die Ober- lansiher bewiesen und werden eS beweisen. Wir stehen auch auf tem Standpunkt, daß die Mitglieder der evangelischen Relitzionsgesellschaft in analogen Fällen die gleichen Rechte zu be anspruchen haben. ES ist ein trauriges Zeichen der Zeit, datz man an verschiedenen Orten lZittau), Morgenandachten für di« Schulkinder außerhalb der Schule abhalten muß. „Ein Nachgeben der Regierung hieße ein wichtiges Stücks der sächsischen Schulpolitik preisgeben." Das ist zweifellos rich tig. Aber die sächsische Schulpolitik werden wir eben niemals als richtig anerkennen, wenn sie sich weiter auf diesen kulturkämpferischen Dahnen bewegt. Ihr gilt unser Kampf und wer sich zu ihrem Verfechter macht, der hat mit dem unbeugsamen Willen der Katholiken zu rechnen. Darin liegt nicht der min deste Schimmer von WahrhestSwidrigkeit, noch von Beleidigung und Ehrverletzung Die einzige Ehre eines Volks« Ministers könnte unseres Erachtens nur daraus ausgehen, Gerechtigkeit zu üben! Wer kann eS ableugnen, daß sich die Südlansitzer Eltern ungerecht be handelt fühlen? Wo liegt in Wahrheit die Verletzung deq Ministerehre? An all dielen Tatsachen kommt auch der Strafrich ter nicht vorbei. Oeffentliche Anfrage an den Kultusminister Die Zentralstelle der Katholischen Schul» organisation Deutschlands in Düsseldorf hat mit Empörung davon Kenntnis genommen, daß durch neue Verord nungen di« sächsischen Katholiken vor allem in der Südlau sitz von neuem Gewissensbcdrückunq erfahren. Wir hatten ge hofft, daß die sächsischen Schulkämpfe baldigst einen erträglichen Abschluß gesunden hätten. Statt dessen nun diese neue Mel dung! Für die Katholiken des besetzten Gebietes, die augen blicklich für ganz Deutschland den schwersten Abwehrkampf zn kämpsen herben, die um ihr Deutschtum bitterste Not leiden, ist es ein unerträglicher Gedanke, zu wissen, daß ihra Glaubensbrüder um ihrer Treue zur Kirche willen Verfolgung leiden müssen. Wir richten an bas sächsische Kultusministerium die öffent liche Anfrage: „Wie kan» man eS verantworten, in eineri Zeit, wo alles darauf ankommt, die Kräfte zu- sammenz «fassen, »m die Einheit des Reiches zu erhalte«, einen Kulturkampf herauf zu beschwören? Wir Katholiken inr besetzten Gebiet dulden schon seit langem, obwohl eine gesetzliche Grundlage nicht vorhanden ist, weltliche Schulen. So fassen n»o die Gewissensfreiheit ans. Warum läßt das Kultusministerium in Sachsen nicht seinen katholischen liniert«,»«» dir Freiheit, ihr« Kinder so z» erziehen, wie daS Gewissen eS von ihnen vcrlan-1 und wie die Neichsverfaffung ,S ihnen znglbt? Möge das sächsische Kultusministerium nicht glauben, den Widerstand deS katholischen Volkes brechen zu können. Obwohl wir Katholiken deS Rhein- «nd Ruhrlanres augenblicklich all« Kräfte anwrndcn müssen, um unser Deutschtum zu bewahren, werden wir dock, die Katholiken in der Diaspora in ihrer seelische!, Not nicht im Stich lassen. Wir rufen ihnen zu: Steht fest in eurem Kampf! WaS wir an Hil>e gewahren können, soll ge schehen. Wir werde« nicht rasten und ruh-n, bis las Vaterland unS volle Gewissensfreiheit gibt, vor allem in der Erzieh«,,, unserer katholischen Jugend. Kein Opfer darf euch zu groß sein« Jetzt gilt rS, auSzuhaltrn bis zum letzten und zum äußersten. DaS sächsische Kultusministerium aber möge die Folgen be denken» die eS durch diese Verordnung hcranfbeschwören wir». Rektor Böhlrr, Generalsekretär. Der Wille zum unbedingten Durckhaktkn f) Scitendorf 14. Juni. Fast vollzählig waren die Eltern der kath. Schule zn Seitendorf am 12. d. M. zu einer Vier- sammlung erschienen. Von neuem kam der entschiedene Wi'le der Eltern zum Ausdruck, aus keinen Fall nächz»geben. Das Schwei gen des sächsischen Kultusministers und die Strafandrohungen deS Bezirks-Schulamtes haben die Erbitterung der kath. Eltern nur noch vergrößert. Die Elternschaft wies ganz energisch die Beleidigungen zurück, die in der letzten öffentlichen Schulous- schußsitzung von gewisser sozial. Seite gegen unsere katholischen Eltern ausgesprochen worden waren. Einstimmig wurde beschlos sen, folgenden Protest an das sächsische Kultusministerium zu richten: Die am Dienstag abend fast vollzählig versammelten El tern der katholischen Schule zu Seitendorf protestieren gegen daS Verhalten des sächsischen Kultusministeriums, wonach die Ausnahmeverordnung bezügl. des Schulgrbetes noch iinmer nicht zurückgenonnnen ist. Sie fordern sofortige Beseiti gung der Verordnung, damit der alte RechtSznstand wieder hergestellt wird. Ferner protestieren sie gegen die von gewisser Seite erhobene Anschuldigung, daß die kath. Eltern nir von ihren Ortsgeistlichen zum Streik cmfgestachelt worden seien. Sie erklären, daß sie auS eigenem Antriebe zur letzten Masse gegriffen haben, da den katholischen Eltern die Seelen ihrer Kinder so teuer und heilig sind wie ihren Priestern. Von, unseren Priestern erwarten wir, daß sie uns ruck weiterhin in! unserem Kampfe zur Seit« vehenl"
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