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Sächsische Volkszeitung : 03.02.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192002038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-02
- Tag 1920-02-03
-
Monat
1920-02
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.02.1920
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sHetMa- den z. Februar 1920 »«chlisch« Bo»l-,«1<«»g Nr. «. Gei«, S Eine -eachteusmerte Stimme Der Elternrat der kathoiisihen Gemeinde zu Er im mit« schon sendet uns folgende Erklärung: Wir stehen aus dem Standpunkt« der lonsessionelle» Mchnle Hand in Hand mit n,i!:r.-r Mutter, der Kirche der Jahr tausende, der Erzieherin der Völler, welche ihren Anivruch ans -diese für sie einzig richtige, der Tradition sowie dem natürlichen und gött lichen Rechte entsprechende Schulsorm nie ausgeben kann und wird, weil sie ein wesentlicher und wichtiger — vielleicht der wichtigste —- Ficil ihrer Seelsorge ist, Tie Bestrebungen modern gerichteter Lehrer, die Religio» ganz »der teilweise ans der Volksschule zu entfernen, sehen wir als ein trauriges Zeichen des Rückschrittes an und alt ein charakteristisches Merkmal einer bedenklichen Seelenkrau.h'it. WoS diesen Henri, mehr oder minder fehlt, ist Glaube ^ ^ ein nt. Im Vo'.lg.sühle Ihres weltlichen Wissens scheinen sie nerzessen zu haben, daß Gott seine Geheimnisse den Kleine» offenbart und den Großen verschließt. Moch ten sie sich doch erinnern an daS Herrenwort: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder. . ,!" Ja, da fehlt -s! Ta liegt die Onelle des Nebels! Die Einwendungen, die Religion sei für bas Kind etwa? Frem- -deS, eS besitze dafür keine Cmpsi i.i'.ichknt, Religion sei überhaupt nicht lehrbar — keineswegs neue Fehlb.'hanptungen — streiten wider die Ansicht der großen GotteSgü.h.t,-», welche die S.ele des Mensch«» bon Natur christlich neunen und wider "die Tatsache, daß noch keine Milbige Mutter — von den reichen Erfahrungen und Erfolgen katho lischer Geistlicher und Lehrer, namentlich aus dem Gebiete des Ansehen- UngSunterrichies der Liturgie zu schweigen — ausgeftansen ist. welche di« gleiche» Klagen über ihr Kind im häuslichen Religionsunterrichte deS »och nicht schulpslichtigen Aliers auSgeirwochen bürte. „Lasset dieKindlein zu mir komme ui" sagt der göttlich« Lehrer. Nein, der Fehler und die Unfähigkeit liegt nicht am Kinde, son dern bedauerlicherweise am Lehr > r Wie der, welcher nicht rechocn Und schreiben kann, den Kindern Rechnen und Schreiben nicht bei- bringen wird, so kann der, welcher nicht glaubt, den Kindern unmöglich' Glauben und Religion, die auf ihn gegründet ist, lehren. „Was man nicht hat. kann man nicht geben." Wir wollen der Ueberzeugung und den guten Absichten dieser oder jener modernen Lehrer nicht zn nahe treten, aber es tut nnS leid, ^sagen zu müsse», daß wir unsere Kinder freiwillig nicht Erziehern an- vertraueil werden, die mit dem Größtem und Heiligsten: mit Gott und seiner Religion nichts Besseres anzusangen wissen, als sie schleunigst aus der Schule zu verdrängen. Was manche Lehrer ton der Religion in ihrem Werte für die Erziehung der Kinder verstehen, können wir nicht anders als mit der Note 5 bezeichnen. Wie sie daS kostlarste Erbgut unserer Väter, vor dem die Jahrtausende in Anbetung und tiefster Ehrfurcht gestanden haben, das herrliche „Depositum sidei", ver äußern und verschleudern, verraten »nd verkaufen, erinnert an den unseligen Apostel und an sene Tat, die dem Heiland das Urteil abge- nöligt hat, daß sein Urheber besser nicht geboren wäre. DaS, was die moderne Schule an Stelle der Religion einführen tvill, den M o ra lu n t e r ri ch t. diesen Rauhrcis, wünschen wir nicht unseren Feinden, geschweige denen, die wir am liebsten haben, unseren Kindern, die der Frühling und die Hoffnung unserer Familien und Gemeinden sind. Darum sind wir katholische Ellern von Crimmitschau und Um- tzebung für die konfessionelle Schule. Wir wolle»: Für katholische Kinder katholische Schulen und katholische Bücherl DaS ist unser Recht »nd unsere Pflicht, die wir in der Freiheit, die man billigerweise auch nnS zugestehen muß, feierlich au s den Schild erheben. Kundgebungen für Erzberger Von den zahlreichen Kundgebungen, die aus alle» Gegenden Deutschlands bei dem Neichsfinanzniinistcr Erzberger eingcgangen sind, seien die beiden nachstehenden Schreiben hervorgehoben: Fra» Nbg. Hedwig Dransfeld, die Vorsitzende des Ka tholischen Frauenbundes Deutschlands, richtete folgendes Schreiben an den Minister: „Im Namen deS Katholischen Frauenbundes Deutschlands spreche ich Euer Exzellenz unser tiefgefühltes Beileid anS. Trauer und Entrüstung über den furchibaren Anschlag verbindet sich mit dem Aus druck der Hrjsnung, daß Euer Exzellenz die schweren Verletzungen über winden und bald die alte Kraft und Gesundheit wicdcrerlaugeu möge». Wir hatten hier in Berlin, im Abgeordnetenhanse. gerade eine Sitzung unseres Zeiitralvorstandks, als die Nachricht von dem Attentat eintraf. Ohne besondere Aufforderung erhöbe» sich sofort alle Damen zu einem gemeinsame» Gebet. Dieses Gebet um Ihre Genesung wird in unserer Organisation fortgesetzt werden." Von Exzellenz Trimborn gftig folgendes Schreiben ein: „Namens der Deutschen Z e n t r n »i s p a r t c i und der Zentrnmssraktion der Nationalversammlung gebe ich der tiefsten Entrüstung Ausdruck über das ruchlose Attentat, das wesentlich mitverursacht worden ist durch die seit vielen Monaten gegen Sie in Wort und Schrift betriebene gewissenlose Hetze. Parte! und Fraktion wünschen von Herzen und hoffen zuversichtlich, daß Sie, hochgeehrter Herr Minister, die Folge» der Verletzung glücklich über winden und recht bald wieder In ungebrochener Kraft Ihres schweren Amtes walten und in Partei und Fraktion weiter wirken werden." Der Minister erwiderte hieraus wie folgt: „Von allen Knnogebungen treuer Freund:,hast, die mir ar>S Partei und Fraktion zuteil geworden sind, haben mir die schönen Worte, die Sie in Ihrer Eigenschaft als Äorütz-noer der Deutschen Zentrnmspartei und der Zeittrumsfraktioii der Nationalversammlung an mich zn richten die Güte hatten, besonders lief ans Herz gegriffen. Von den 25 Jahren politischer Kampfgemeinschaft tu der Partei herbe ich 17 Jahre in der Fraktion de- Reichstage« verbracht, in der ich so viel Liebes und Gutes, so viel Anregung «nd Treue erfahren hake. Nie din ich mir der Zugehörigkeit zu Partei und Fraktion so bewußt geworden, al« in diese» Taxen, wo der Tod hart an mir vorük»ge gangen ist und Gott in besonderem Maße mir seinen Schutz hat ange> Leihen lassen. " In -dieser Stunde empsinde ich eS besonders tief und als Trost, Stärke und Genugtuung, wie beglückend die oberste sittliche Berpslich- tuiig unserer Partei ist, sich restlos und selbstlos für das Wohl der Ge» samthcit einzusetze» und wie eS vor allem gilt, die ideellen Volks güter schütze» zu Helsen. Wenn ich die? bisher jtts meinen Lebens zweck angesehen und zu verwirklichen gefaßt habe, so hat mich die ernste Stunde vom 26. Januar dann noch bestückt. Das Bewußtsein, daß Millionen in demselben Sinne Mitarbeiten. schasst der schweren Aus gabe Erleichterung und stärkt die Entschieden heit deS Entschlusses. Da her sei es auf dem Krankenbette mein Gelöbnis, durch den Dienst in. der Partei, durch die Verwirllichung ihrer Grundsätze mein« Liebe zum Vaterlande z>» bekunden, und all m-ine Kraft und mein Können für den Wiederaufbau unseres Volkes cinznsetzen. Indem Ich Ihnen, sehr verehrter Herr Kollege, für Ihre herzlichen Zeilen der Teilnahme und der Freundschaft anläßlich deS gegen mich verübten Anschlages, bot dem mich nur GotteS Hand gerettet hat, nochmals herzlich danke, bin ich mit dem Ausdrucke vorzüglichster Hochachtung Ihr sehr ergebener (gez.) Erzberger." Erklärung des Saarstaales Karlsruhe, 2. Februuar. Durch Verfügung des Obersten Ver walters des Saargebietes wird der sogenannte Saarstaat als tat sächlich bestehend erklärt. Die Saarzeitunaen veröffentlichen seit mehreren Tagen lediglich für den Saarstaat gültige Verfügungen des Obersten Verwalters. ES wird bekanntgegclen, daß der französische Zollbeamte im Saargebiet nur für die Erhebung der Zölle zuständig ist. Die Erhebung der indirekten Abgaben erfolgt wie bisher durch die Behörde de§ HauptzollantteS. Wie die Saarzeiiungen berichten, sind in der zweiten Januarhälste M i l l i o n e n o bj c lte im saar ländischen Jndnstrikgebicle in französische Hände übcrgcga»- gen, so das Eisenwerk in St. Ingbert und das Kohlen! rikettwerl i» Saarbrücken. In Anbetracht der plötzlichen Valutaschwankungen und der Schwierigkeiten der Warenzufuhr verfügte der Oberste Verwalter des Saargebietes im Interesse der Bevöllcrung, daß der Verlauf von Lebensmitteln, Haushaltungsgegensiönden, Kleidern und Schuhen nur an Personen gestattet ist. die sich aus Grund ihrer amtlichen Legiti'ma tionslarten als Saarländer answeiscn. Belgische Vergewaltigung Köln, 2. Februar. Tie „Köln. Zeitung" meldet: Den Lehrern und Lehrerinnen der Kreise E » pen und Malmed y ist vor einigen Tagen folgende Erklärung vom Leiter deS belgischen Schul wesens abverlangt worden: „Ich verpflichte mich aus Ehre und Gewissen, auch künftig mei nen Dienftvcrpflichtungc» treu und ehrlich nachzukommen, mich jeder Handlungen, jeder Propaganda, jeder direlten und indirekten Betei ligung an Maßnahmen zu enthalten,-die geeignet sein könnten, der vom Königlichen Kommissar geführten Politik entgegenzuwirken, nichts unter nehmen und alles zn unterlassen, was den belgischen Interessen nach teilig sein könnte." . Es ist dem Lehrerlagc bei Vorlage dieser Erklärung gesagt wox- den, daß die Unterzeichnung gleichbedeutend sei mit einer Ueber- t r i t t S er l l ä r » n g, und daß diejenigen, welche die E'lärmig nicht unterzeichnen, sofort aus dein Dienste entlassen werden. Tie Mehrzahl der Lehrerschaft hat sich geweigert, die Er klärung zn unterzeichnen und ist daher sofort des Amtes enthoben worden. Im Regierungsgeläude in Köln wurden heute mittag dem dort anwesenden Ministerpräsidenten Hirsch die Wünsche der Lehrec- schast vorgetragen, woraus der Abordnung weitestgehende Hilfe zugc- sagt wurde Frankreich verlangt mehr Kohle Paris, 2. Februar. Tie Negierung wird an Deutschland eine Protestnote richten wegen der beträchtlichen Verminderung der Kohlenlieferungen an Frankreich im Januar. Den Beweis, daß Deutschland eine größere Menge liefern könnte, sollen di« türzlickj mit den anderen ausländischen Staaten, besonders mit H.Clans, abge schlossenen Verträge bilden. Die Attslieferung Rotterdam, 2. Februuar. Die holländische» Bläu,. meide», daß die »icdertändiiche Negierung auch über die bevorstehende zweit« Slot« der Entente eine Stellungnahme der holländische» Zweiten Kammer in geheimer Sitzung einfvrderv werde, bevor sie zur Antwort schreite. Der letzte Beschluß der Kammer hatte übrigens nach einer Meldung des „Courant" eine N e u n z e h n t e lm e h r h c i t für die bekannt- gegebene Stellungnahme der Regierung, das Anslieferungsvcrlangen abznlehnen. Basel, 2. Februar. Tie „Prcsse-Jnformatian" meldet aus Paris: Die Kommission zur Aburteilung der ansznlicsernden Deutschen hat beschlossen, bei ein-r Verurteilung der Ang-schuldigten nicht aus Todes st rase zu erkennen. Die Kriegsgerichte sollen angewiesen werde», nur befristete Zuchthaus- oder FestnngS- strafen zu verhängen. Nach einem weiteren Beschlüsse werden zn den Verhandlungen, die gegen die auszulieternden Deutschen stattsinden, inehr als 200 Zeugen aus den während des Krieges besetzten Gebieten Frankreichs und Belgiens geladsii, namentlich Ortsvorstehcr und Geist liche, die aus Grund der bisherigen Vernehmungen gegen die Ange- schnldigte» das Belastungsmaterial bestätigen sollen. Ainsterdam, 1. Februar. Laut „Nienwc Rotterdamiche Courant" schreibt SPcctaIor, es sei nicht daran zu denken, daß die Bcrbün- Rosa-Martna Roman von Melati van Java ' Aus dem Holländischen übersetzt von Leo Tcpe van Heemstede (34. Forts-Haag.) WaS Kunst und Industrie, Mechanik und Technik in den letzten Monaten erfunden haben, drängt sich ans den Magazinen bis vor die großen Spiegelscheiben. Alles, was es aus der Welt nur geben mag, wird als Nikolausgeschenl seilgcboten und angepriesen: seidene 3!oben in den feinsten, schillernden Farben, Samt- und Pelzmäntel, die Mei sterwerke deS menschlichen Geistes aus allen Ländern und Zeiten in den kostbarsten Ausgaben, der Flittcrkram des Guldenbasars, japanische Vasen und böhmisches GlaS, persische Teppiche und veneiianischc Spie gel, MakartbulcNS und Fächcrpalmen, Diamanten und Küchengerät- schasten, Delikatessen und Zigarren, mit bunden Bändern geschmückt; zahllose Kleinigkeiten und Nippsachen aus Elfenbein. Majolika. BiSluit, Plüsch. Brokat. Leder; verjüngte Antiquitäten und Spielsachen von so künstlerischem Mechanismus und so kostbarem Material, daß man kaum damit spielen kann — dies alles und tausend anderes ist in den Läden ackSgelrantt und von einem Meer von Licht überflutet, das Lein Vor- übergeben^n zürnst: ES ist jetzt KanfenSzeit, hier sind wir, um gelaust zu werden! Greift zu. öffnet die Börsen, alles ist jetzt willkommen! Und vor dem Scbausenstcr stößt und drängt sich das Volk anS allen Ständen. Einige genießen platonisch: der Anblick genügt ihnen; ste fühlen keine Neigung, die wvhlgespickte Börse hcrvorzuziehen. An dere dagegen sind in große Versuchung geführt; ans jedem Schan- feiffter bestürmt sie die Kauflust mit schier unwiderstehlicher Kraft, aber gerade bei ihnen sind die Portemonnaies leer, — ach, wem. eS gefüllt wäre! Wer kann eS sagen, wieviel ohnmächtiger-Groll, wieviel vornehme ttebersältignng, wieviel unbefriedigte Wünsche, wieviel Emp findungen bitteren Neides sieb e :> regen und drängen unter jenen Spaziergänge-n in den übervollen Straßen? Wer nichts dort zn tun hat, venncidet die Slraßen. welche die Herzadern der großen Stadt bilden. denn man kommt nur sehr lang sam vorwärts. Hier begegnen wir unserer Asien Bekannten, Rose- Marie, dem Dienstmädchen der Frau Sandberg. Sie war nicht hier, um zu gaffen oder um etwas zu kpusen aber eü war brr kürzest« Weg zn ihrem Ziele, und sie fühlte sich hier in den belebten Straßen sicherer als ans einer einsamen Gracht. In ihrem Req-nmontel und in ihrem einfachen Hütchen ging sie so rasch, als das Gedränge eS erlaubte, ohne ans jemand zu achten oder beachtet zu werden. Nur selten warf sie einen Blick zu den Läden nach rechts and nach lin'S hinüber. ES war nicht so gar lange her. da hatte der bloße Anblick all dieser Herrlichkeit genügt, ihr Herz mit einer solchen Freude zn er füllen, daß sie »or lauter Vergnügen ans dem Asvha'.tvftaster hätte tanzen können. Alles wac so schön, so herrlich, so glänzend, und wenn sie auch nichts für sich verlangte und nur eine Klsiri'gleit für JanS lauste — dennoch hatte sie sich wochenlang vorher aus d:>L Nikolaus» fest gefreut. Jetzt aber erschien ihr alles kindisch und leer. WaS kümmerte es sie, ob die prächtig gekleideten Puppen mit den Lockenlöpschen und den graublauen Augen die Hände nach ihr c.us- strccklen? WaS machte sie sich aus dem blitzenden Kristall, den schillern den Stoffen, den verlockenden Kuch-mnänncrn. ES glänzte und funkelte alles, aber nicht für sie, für andere dir sie nicht kantte, die teilnahms los an ihr vorbeigingen: sie war allein unter diesen Menschen, einem einzigen stand sie im Wege, von den anderen kümmerte sich keiner um sie. Die arme Frau vor dem Konditorladen mit dem Kindchen ans dem Arm, daS in ein Tuch gewickelt war, und mit den beiden anderen in den zersetzten Kleidern/die an ihre Schürze sich hingen, war wenigsten? »nentlu-brlich für die Kleinen; aber sie? Was machte sie hier? Sic fühlte sich einsamer unnd verlassener denn je: fle hatte rin Gefühl. alS wenn ihr Herz ans der Straße läge und alle darüber hin» träten, ohne eS zu bemerken. M das Plaudern u»d Rufen jener fröh lich dlirchelnnndenvvgenden Menschen, all diese lauten Tön« drangen mit unbarmherziger Gewalt aus sie ein und taten ihrem Innern so »veh, daß sie laut hätte ausschreicn mögen. Sie lief immerfort, bis sie auf den großen Platz vor dem könig lichen Schlosse kam und durch da? Gewirr der Droschken und Pferde» bakniivagen sich hindmchivand, um znm NIenwendijk zn gekanae» beten den Niederlanden den Krieg erklären oder es blockiere» werdest« »Älgemeen Handelsblad" bringt eine« Artikel Wer di« Frag« de» ««»lieserung der deutschen Bürger, in den, es heißt! Das besiegt« Deutschland wird durch di« Auslleferungsbestimmnuge» moralisch gestraft, erniedrigt und gekränkt. DaS Recht wird zu einen« Beile gemacht, mit dem man den Gegner rachsüchtig toischlägt, und zu einer Hintertür, durch die man die Missetäter aus den eigenest Reihen entkommen lassen will. Dem deutsche» Volke dürfe nicht ein Pfahl ins Fleisch gestoßen werden, der ein« Wunde verursache, di« »«ach Jahrhunderten »och nicht geheilt sei. Ein Protest LerSnerS Paris, 1. Februar. „Echo de Paris" schreibt, die de-Ische Diplomatie bemühe sich, di« hochstehenden Personen der Justiz der Verbündeten zu entziehen. Sie zeige sich nachgiebiger, was die Subalternen anbeträse. Frhr. v. LerSner, der Vorsitzende der deutschen Fricdens- dclegativn in Paris, hat Gelegenheit genommen, den Vertretern Frank reichs, Englands und Italiens ans der Botschafterkonferenz in Paris, JuleS Eambon, Lord Derby und Graf Bonin Longare, zu ectlärcn, daß er gegen eine derartige Unterstellung im Namen seiner Regie rung feierlich Einspruch erheben müsse. Für Lima» v. Sanders Amsterdam, 2. Februar. Laut „Allgem. Handels!.'!." schreibt der britische General JameS Hamilton an die „T'.meS" zu einem Gerücht, daß der Name deS deutschen Marschalls Limen v. SandnS auf der Auslieferungsliste stehe, er sei überzeugt, im Namen oller Truppen, die an den Dardanellen gekämpft Halen, z» sprechen, wem« er den Wunsch zum Ansdruck bringe, daß Lima» v. Sanders nicht vor Gericht gezogen werde. Liman v. Sander; sei ein ehrlicher Gegner gewesen und habe nie die britisch.'» Sammelplätze oder Hvspitalschisfe mit Bomben bewerfen lasse». General Ham'.ltost appelliert an das britische Publikum, darauf zu dringe», daß 'man Liman v. Sanders nicht behellige. Die Adriafrage Rom, 2. Fcbruaur. Eine Note an die Blätter besagt, daß der italienische Standpunkt in der Adriafrage sich seit der südslawi schen Antwort nicht geändert habe«>Tle italienische Regierung beabsichtige, aus der Durchführung des Londoner Paktes zu bestehen. Die britische Negierung scheint ihre Haltung nicht geändert z>« haben, während die Meinung des Kabinetts Milleraud uvch nicht genau scsigestellt zu sein scheint. Tie französische Regierung hält noch immer eine Verständigung zwischen Rom und Belgrad für möglich, und zwar auf der Grundlage der Annexion Fiumes ohne Hinterland. Eine Wahlrede Asqniths London, 2. Februar. Asqnith erklärte in einer Wahl» rede in Paiselo, es sei die Pflicht des LiberolismunS, ft'ic die Ent wicklung deS Völkerbundes zu wirken. Die erste Aufgabe des Böller» lundeS solll« die Revision der territorialen Best im mun gen des Pariser Vertrages sein. Ferner sagte Asqnith, die internationale Lage erfordere vor allein die Wiederherftellnng de? Friedensznstandes und die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit Rußlan d. Er trat für die Berufung einer internatio nalen W i r t sch a ft § k o n sc re »-z aller vom Kriege mitgenom menen Staaten ein. Das britische Heer London, 2. Februar, lieber die Neuorganisation des Heeres erklärte Churchill, neben dem regulären Heere würde ein lercl- trTales Frciwilligenheer in Kriegsstärke von 345 000 Manu bestehen. Dieses Heer sei für die Verteidigung des Reiches einschließlich der Ver pflichtungen gegenüber Frankreich und Flandern l «stimmt. Nr,s;lands Fr«« den mit Lettland Haag, 2. Februar. „RIenwe Courant" meldet drahtlos ans Moskau, daß der Friede zwischen Sowsetrnßland »nd Lettland um 2 Uhr nach Moskauer Zeit in Dorpat unterzeichnet wurde. Meldun gen aus Kopenhagen zufolge ist der Friede zwischen Rußland und Estland ebenfalls in Dorpat unterzeichnet worden. Aus den Uesetzunqsifebieten B.rli», 2. Februar. Das A b t r e t u n q § g e b I e t von Westp reu stelr ist bis dicht nördlich von Bereut von den Polen be setzt. Lieanih wurde gestern geräumt. Im Abstimmungsgebiet von Westpreußen wurde die Zone mit Demsch-Eylau am 3l. Januar anf- gegebe». In Lberichtest«,! ist seit dein 31. Januar die Zone Pleß— Nikolai, seit dem >. Februar die Zone Königshütte —Katlowitz von« Verband besetzt. Die genannten Zonen wurden mn 7 Uhr vormittags geräumt. Um 10 Uhr vormittags trafen die VerbandStrnppen eia. Die Zone Bemh.-n Tauiolvitz—Georgenlurg wurde heule 7 Uhr vormittags geräumt. In Pleß befinde! sich der Stab der sranzösisehc» 46. Infanteriedivision. Die Verl'iidnng nach Ostpreußen ist seit heule vormittag vollständig uiiterbrochem Tie deutsche Negierung hat da gegen den kräftigsten Einspnich erhoben. Königsberg i. Pr., 2. Februar. Ter hier inge1roift-n,'>i En te n t o k o in m i s s i o n — 23 Offiziere und 3-l Mannschaften unter Führung eines englische» Oberst — verweigerte» verschiedene Hotel besitzer die Aufnahme, so doß ihre Z w a n g S e i n a» arti e r n u g erfolgen mußte. Cs kam auch bereits zu einem Zwischeoiall. Ein Garnisvntelegraphift geriet mit einigen englischen ^oldtt'i, der Kom mission in Stretzt, wobei er mehrere Messe-.sttche mhftlt. Tic Täler flüchteten. Danzig, 2. Februar. Die Danziger S ch ! ch a n >v e r st ist heute mittag geschlossen worden. Wie die Blätter meldend sammelte sich vor dein Direktivnsgebände eine große Anzahl Arbeiter an, um gewaltsame Zugeständnisse von der Direktion zu erlangen. Herbeiaernfene Sicherhcitsbeantte besetzten die Werstgebände und stellten Ruhe und Ordnung wieder her Dort war eS-etwas ruhiger, nur vor den Auslagen der roßen Manu« fakturläden, hinter deren Schaufenster der heilige Mann selbst in vollem Ornat prangte, bänsten sich die Zuschauer. Vor dem Milchäusschank blieb Marie stehen und warf einen Blick hinein. Frank war noch nicht da. Sie atmete tief aus und schloß einen Augenblick die Augen; sie zitierte am ganzen Leibe vor Aufregung und Angst vor der kommenden Stunde. Das Glockenspiel des königlichen Schlosse? siel ein. „DaS wird sieben Uhr sein!" murmelte Rose. Sie zauderte nun nicht langer vnd trat in den Laden. Die Besitzerin in ihrer nordholländischen Tracht saß hinter de» großen, blank gescheuerten Milchkannen, in bereu Kupfer das Licht sich hell spiegelte. Früher war Rose oft mit Jans hier gewesen, trenn das Kind aus seinen Krücken sich müde gehmnpelt halte; ein heftiges Verlangen überkam sie plötzlich nach der toten Schwester, die eigentlich all ihr Elend verschuldet hätte. » Mit zitternder Stimme forderte sie ein Mas Milch: me« brachte es ihr. ReaungsloS saß sie an ihrem Tischchen mit Tränen in den Augen, in Gedanken nur mit der Toten beschäftigt. Sie die Leut« draußen Vorbeigehen, meistens Männer «nd Fronen au-Mdem Volke; die Reichen sind um diese Zeit noch zu Hause beim Nachttisch 6d-w beim Tee. Franl war gewiß noch bei seiner Mutter und lachte mit ftinen Schwestern und der stolzen Frau, die gar keine Aehulichleit mit ibreu« Bruder, dem guten Dollar von Duinwijl hatte, und niemand ahnte, daß sie hier auf ihn warte, sie, die Magd seiner Schwester und doch seine rechtmäßige Fra«. Noch ehe sie ihn erwartet, stand er plötzlich vor ihr. „Wir wolle» ln die Hintere Stube gehen, dann sind »vir allein, sagt« er. Sie stand auf, er legte Geld auf den Tisch und folgte ihr, ohna etwas zu bestellen; in der Hinteren Stube saß ein jnngeS Pärchen, vertraulich plaudernd und mit Behagen eine Tasse Schokolade aaS« löffelnd. / „Wir sind hiev nicht ungestört," murmelte er. « „Wo könnten wir denn ungestörter sein?" ' lFortseßstna ivkqt.s
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