Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 11.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192106110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-11
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.06.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«. 182. Seit« » Sonnabend den 11. Juni 1921 Die Rede des Abgeordneten Burlage Im Verfolg des Leitartikels «Der gute Ton" (siehe Nr. 130 vom 8. Juni) veröffentlichen wir nunmehr die Rede des Abgeordneten Burlage im Reichstage, auf die wir bereits hingewiesen haben. Meine Damen und Herren! Ich werde Ihre Zeit nicht lange in Anspruch nehmen. Datz ich überhaupt spreche, hat einen besonderen Anlaß, den ich gleich darlegen werde. Weil ich so kurz spreche, werde ich wohl um so weniger Gelegenheit haben. Fensterscheiben einzuwerfen «Sehr gut! bei der Deutschen Volks partei), was ja jetzt an der Tagesordnung sein soll. (Sehr gut! bei der Deutsche» Volkspartei.) Der Herr Abgeordnete von Graefe hat einen Ausspruch getan, der zutreffend ist — es ist ja nicht alles zutreffend, was er gesagt hat — (Sehr richtig! und Heiterkeit), aber diesem Ausspruch kann ich zustimmen. Er sagte, es handle sich um Sein oder Nichtsein des deutschen Vol kes. Das haben wir gerade am 10. Mai empfunden, als wir uns darüber schlüssig machten, ob wir zu dem Ultimatum ja sagen sollten oder eS ablehnen inüssten. Nun möchte ich doch einmal den Herren von der deutschnationalen Fraktion, die ein mütig, ohne das; sie ein Mitglied gehabt hätten, das einem ande ren Gedanken gefolgt wäre, mit Nein gestimmt haben, zu er wägen geben, ob sie nicht Verständnis dafür gewinnen könnten, waS denn geschehen wäre, in welcher Lage wir uns jetzt befinden würde», wenn der ganze Reichstag oder eine Mehrheit damals mit Nein gestimmt hätte. (Sehr gut! im Zentrum und bei den Deutschen Demokraten.) Das »ms;, obgleich es schon einmal gesagt worden ist, noch einmal gesagt werden. Man muh das weimal, dreimal sagen. (Abg. Dr. Becker-Hessen: Es wird adurch nicht wahrer!) — Das wird sich finden, Herr Kollege Becker. Es wäre — darüber sind wir doch wohl einer Meinung — der Einmarsch in das Ruhrgcbiet erfolgt. Und was dann? Haben Sie denn nicht gehört, das; bedeutende WirtschaftSkcnner gesagt baben, die Franzosen würde», wenn sie sich dort in unser Wirtschaftsleben erst eingemischt hätten, es fertigbringen können, mit dem krassesten Zwang drei Goldmilliarden, indem sie Ab gaben ans Eisen, Eisenprodukte, auf Kohlen usw. legte», aus dem unbesetzten Deutschland herauszuvressen. Ist etwa eine solche Erpressung mit den brutalsten Mitteln besser, als wenn wir jetzt versuchen, durch freiwillige Arbeit a»S unserer Wirt schaft das Mögliche herauSznarbciten? Das ist die Frage, sie kann gar nicht ernstlich genug überlegt werden. Und dann, wenn da? alles nicht geholfen hätte, drohte der weitere Vormarsch bis zur Elbe. Damit wäre unsere ganze Verwaltung im Deutschen Reiche zerschlagen gewesen, und ich hätte einmal sehen wollen, wie dieses Deutsche Reich dann überhaupt noch in Ordnung hätte zusammengehalten werden können. Nun Oberschlesien. Man sollte doch darüber nur einer Meinung sein. Oberschlesien wäre jetzt schon verloren, wenn wir nein gesagt hätten. Der Herr Abgeordnete v. Graefe, der sich nach so schweren rednerischen Anstrengungen meistens auszuruben pflegt und den ich deswegen zu meinem Bedauern nicht hier sehe, meinte, die Negierung hätte eine fast unfatzlicbe Vaßivität aegenüber Oberschlesien bewiesen. Ja, ich mutz saaen, die Deutschnationaten haben eine »»faßbare Aktivität gegenüber Oberschlesien bewiesen indem sie dafür waren, die Reichswehr sollte eingreifen, es sollte sofort mit militärischer Gewalt von Deutschland einaearisfen werden, obgleich uns gesagt wurde, das bedeute einen ccstnS belli. Wenn Oberschleßen jetzt noch nicht verloren ist und wenn wir die .Hoffnung haben, eS ganz zu retten, dann ist das nur der Annahme des Ultimatums zu ver danken. (Sebr wahr! bei den Reaierungsvarteien.) Meine Da men und Herren! WaS nützt es. wenn sie ans der äutzersten Rechten immer predigen, man müsse mit der Faust gegen die Mon-m schienen? g°'a»on kann die Faust nur blutig werden. Erreicht wird dadurch nichts. Einen Krieg können wir nicht füh ren. Das sollten Sic endlich einmal einseben. tSebr richtig! bei de,, Regierungsparteien.l Und dann bat der Herr Kollege von Graefe in seiner sarkastischen Weise darüber gesprochen, wie denn nun ber ReicbsMnzler und die neue Reoierung sich zu den in der „Deutschen Tgoeswitnna" veröffentlichten Vlänen de? so.-,'ch.m>,>tsck'aftSm''njsterinmS Kelle. Daraus kann man nur eine Antwort geben. Wir wollen die einzelnen bestimmten Vorlagen der neuen Regierung ahmarten und dann wollen wir dazu Stel lung nebmen. U„d die Reoierung ist nicht z„ tadeln, nein, ne bandelt klug und angemessen, wenn sie nicht jetzt diesen oder jenen V"nU bier beranSareikt und obenbin verbandest lSebr ri^üiak im Zentrums sondern wenn sie sich Zeit lässt und dsm- rwchst mit ei"em wobldnrchAachten Vlgne vor uns hintritt. Dann i" eS Zeit. Stellung zu nebinen. und dann wollen wir sehen ob Sie ans der äutzersten Rechten den Mut haben werden, dem B'Ue die Lasten ausznleaen, die nun einmal auferlegt werden müste" soll daa ws,wfw„d aerettet werden. Herr von Graefe bat gesagt. eS sei die Forderung des ganzen deutschen Volkes, Ausklärung über die Deckung unserer Verpflichtungen im einzelnen zu erlangen. Ja gewiss, da? mutz man verlangen, aber im gegenwärtigen Augenblicke ist die Zeit dazu nicht gekommen. Wir müssen uns eine Woche oder 14 Tage gedulden, um dann die Vorlagen vor uns zu sehen, und z» einer klaren Würdigung kommen zu können. Sächsische VolkSzeltung — Nr. 132 — 11. Juni 1921 Der Gänsebnb Fränkischer Dorfroman von Dina Ernstberger (31. Fortsetzung.) Hanni kannte den Heina schon längst als seinen Gegner und gefährlichen Rivalen. Dieser beitzendc Hohn traf ihn wie Messerstiche, ihn packte wilder Zorn. Wütende Blicke sandte er dem frechen Spötter seiner amtlichen Tätigkeit zu, dann er« fasste ihn plötzlich heldenhafter Mut. Mochte nun passieren, was da wollte, er sah der drohenden Gefahr mutvoll ins Auge. Ganz nahe trat er an den Fremden heran. «SindS ner so gut und gehn S' a bitzla mit mir, mei lieber Herr," sagte er mit möglichst leiser Stimme in freundschaft lichem Tone. „Ich kann ja nix dafür, as kost mich sonst mei Amt." Der Fremde musterte ihn erst vom Kopf bis zum Futz. dann mochte wohl ein menschliches Rühren mit der Not des bös lichen Gemeind-BenerS über ihn gekommen sein — er stand plötzlich ans und verlies; mst Hanni die Stube. Drantzen atmete Hanm tief ans. ..Nehmens S' mir» hast net in Nebel," begann er mit bebender Stimme, „ich Hab ja net anders könnt, der Herr Kat ja selber pesebn. Wo is denn der Vetter her?" frug er dann, langsam weiter gehend. Der Fremde nannte den Namen von einer Stadt, bon der Hanni -noch nie in seinem Leben etwas gehört. ,..HmI" erwiderte er liebenswürdig. „Da war ich noch net, aber sonst war ich schon in der ganzen West. Maren Sie schon in N.," Er nannte dieselbe Stadt, in der Joseph wohnte. „Det glob ick wohl," antwortete der Fremde. Darüber war Hanni hocbersrciit: batte er nun doch einen Anknüpfungspunkt zur stnierhaltiing gefunden. Seit er gespro» cben, erschien ihm der Fremde auch aar nicht mehr so unheimlich. Jetzt standen sie beide vor dem Arrestlokal. Als Hanni ^en rostiaen Schlüssel in das alte Scblotz der Tür steckte und dieselbe kreischend anfflog. wurde eS ihm aber mals ganz bang umS Herz. Seine Hand zitierte vor Aufregung. Er war nur froh datz ibm auf diesem unfreiwilligen Svazier- pang wenigstens die Dorfingend begleitet batte. „Ich bab an rechten guten Freund da drinna in der Stadt." fuhr Hanni fort, eifria bemüht, die protze Bangigkeit zu verbergen. „Da bin ich öft aS ganz Jobr dort. O. der i» reich und bat a mord« Trum HauS." erzählte er weiter, hoffend, der Fremde würde sich endlich zum Eintritt in da» gastliche Lokal bewogen fühlen. Jetzt zu dem, was mir eigentlich den Anlatz gegeben hat, hierher zu treten. Auch der Herr Abgeordnete von Graefe hat be tont. wir mutzten einig sein. Er hat ferner gesagt, wir mutzten Versöhnunbspolitik betreiben und sich schließlich zu dein Aus- druck verstiegen. Mir von der Deutschnationalen Partei hassen die Geschmacklosigkeiten persönlicher Kampfesart. Wir bekämp fen nicht Persönlichkeiten, sondern das System. Ja, wollte Gott, datz das wahr wäre. Aber wie haben Sie (zu den Deutschnatio nalen) damals schon in den Maitagen, als eS sich uin die An- nähme oder Ablehnung des Ultimatums handelte, ihre eigene Presse sprechen lassen, ohne datz Sie irgendwie hemmend einge- riffcn haben! Ihre Presse hat damals gesagt, die Znsammcn- ruchSpolitiker seien wieder an der Arbeit; die seien zuletzt oben geblieben. In der „Deutschen Tageszeitung" stand zu lesen: Herr Wirth bat. bas zweite Versailles zu vollziehen. Wir wüßten nicht — so schreibt das Blatt —. wessen Name würdiger wäre, unter diesem Dokument zu stehen, als der des alter ego Erzbergers. Wenn' Sie gar nichts mehr zu sagen wissen, rufen Sie nur „Erzberger" (sehr richtig! im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) Der „Neichsbote" sagte, die Reichsfeinde hätten wieder unterschrieben. Den' Gipfel von allen erklimmt aber ein deutschnationales süddeutsches Blatt, nämlich die „Süd deutsche Zeitung". (Zuruse vom Zentrum.) Was hier steht, mutz ich wörtlich vorlesen, um Sie zu fragen, ob Sie solche un erhörte Anpöbelungen eigentlich billigen. (Zurufe von den Ver einigten Kommunisten.) — Nein, bei der äutzersten Rechten, verehrter Herr Kollege, sind keine Fensterscheiben einzuschmer- tzen; d>e sind schon längst eiugeschmissen worden! — In dein Blatte wird die Rede des Reichskanzlers behandelt, und dabei heißt es: So aber Hut man bei vielen, die so große Worte wie das „Reich und seine Einheit" im Munde führen, das peinlicbe Gefühl, als versuchten sie das Reich nur darum znsammenzn- halten, um ihre selten Pfründen l.Hörtl hört! bei den Sozial demokraten) und schönen Posten (Pfui! im Zentrum), die sie ohne Verdienst und Würdigkeit als Nutznießer der Revolution besitzen, nicht verlieren zu müssen (Wiederholte Pfnirufe im Zentrum und bei den Sozialdemokraten), als wäre eS ihnen beim Anziehen der Steuerschraube und bei ihren Diensten als Büttel der Feinde nur darum zu tun, zunächst den eigenen Bedarf zu sichern und eigene Wünsche zu befriedigen. (An dauernde Pfliiriise.) Das schreibt ein Richter aus ihrer Vartei, und solche Dinge lassen Sie in die West gehe», obne ein Wort des Tadels zu fin den. Ich weiß, datz Sie auch heute wieder das Wort der Ab lehnung nicht heranSbringen werden. Aber das will icki Ihnen denn doch sagen: solche Artikel — uni. man kann ähnliche Ar tikel hänfen — sind schamlos und erbärmlich (lebhafte Zustim mung im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) Naineutlich deswegen, »m Ihnen die? deutlich zu erklären, habe ich mich heute zum Worte gemeldet. Wer so arbeitet, der arbeitet wie ein Reichsfeind (Sebr richtig! im Zentrum) und vermehrt das Unglück unseres Volkes, indem er Zwietracht sät und die Zwie tracht schürt, lind nun antworten Sie, wenn Sie es können. (Lebhafter Bcisall im Zentrum.) Bayern und die Einwohnerwehren Hierzu schreibt Dr. Otto Kunze in der „Allgemeinen Rundschau" Nr. 24 vom 11. Juni 1921: „Die Einzelstaaicn werden dem neuen Kurs keine Schwie rigkeiten machen. Die meisten hatten bisher so wenig einen festen Kurs wie das Reich. Nur Bauern bildete eine Aus nahme »nt seinem klaren Ziel der inneren Ordnung mittels des notwendigen Selbstschutzes. Es mutz sich jetzt in besonderer Wesse aus den NeickiSkurs einslellen, denn gefährden darf und will es ihn nicht. Welches Opfer es bedeutet, wenn die heimat- i:nd vateriandstreuen Ravern setzt auf ihre Einwohnerwehr und deren sittlichen Grundgedanke» verzichten, das sollte im übnaeii Deulschland recht hoch gewürdigt werden. Für die Regierung Kahr war die Schwi-rigkeit nicht gering. Es gast. Widerstände in der Einwohnerwehr selbst zu überwinden, wobei der Frrk- tioussührer der Baveriscbe» Volksparcei, der eben von schwerer Krankheit genesende Gcheimrat Hel'', ein geschichtliches Ver dienst hat. Auch die Frage der Auflösung ist setzt entschieden. Ehe das Reich Bescheid erholen kannte, baben die Vertreter von England und Frankreich in München selbst auf das bestimmteste erklärt, datz die Einwohnerwehr bis 30. J»»i aufgelöst sein müsse, wenn man. Sanktionen vermeiden wolle. Don Akt ?cr Auflösung selbst hält die Bayerische Volkspartci sür Sache des Reiches. eS sei denn, datz die bayerische Einwohnerwehr sich freiwillig anflöst. — Unter eine gute, ehrliche, unk hosfnungS- Yolle Politik ist damit der Schliitzvunkt gesetzt. Für de» trau rigen Ansgang hasten bei uns die Sozialisten und Linksdcmo- kraten, die den Selbstschuß stets von neuem beim seindlichen Ausland anschwärzten. Vielleicht nicht weniger hafleii indes die Rechtsradikale», die ili» vor ihre» Wagen spanne» wollten und Bayern nnfschneiderisch und zu Unr-ckit als ihre Bnrg be- riichtigt macksten. WaS in der „Deutschen Zeitung" fast nll- „WennS vielleicht a bitzla »ei gehn wollen," meinte er lie benswürdig, ..ich schreib Ihnen schnell die Adretz daheim ans. Wenn der Vetter wieder nach N. kommt, dann i»ns an Joseph aufsuchen und richten an rechten schön Grntz aus von mir. Da wcrd ec Ihnen net schlecht aufwarten; mords Trum Freud werd er daiin haben, der Joseph " . Als der Fremde noch immer fest vor der Türschwelle stehen blieb, wagte Hanni mit einein liebenswürdigen Lächeln eine ein ladende Bewegung mit der Hand. Die? schien jedoch der Fremde mißverstanden zu haben, denn Hanni fühlte sich ganz plötzlich am Arin gefaßt, und ehe er wntzie. wie ihm geschah, lag er mit ten auf dem Boden in seiner amtliche» Gaststube und rasselnd drehte sich der Schlüssel im Schloß. Von draußen hörte man ein höhnisch Lachen. „Ick werde den Jrutz besorgen, Vetter! Mahlzeit!" sprach der Fremde durch das kleine vergitterte Guckloch des Arrestlokals — dann war Hanni allein. Ganz betäubt vor Schrecken blieb er noch eine Zcistang regungslos am Boden liegen; dann wnrd- er lick, allmählich sei ner verzweiseste» Lage bewusst. — Wie sollte dies werden, wenn er die Nacht hier verbringen mnsste? Er versuchte eS, znm Guckloch emvorzukletleru — da erschien ein Erfolg, sich mit der Außenwelt in Verbindung setzen zu können, völlia ansstchiSIoS. Das Guckloch war von innen nicht zu erreichen. Mild rüttelte er an der schwere» Türe, die war so fest verschlossen, als sollte sie den schwersten Verbrecher gesanoen basten. Wenn cs nun dunkel wurde, »nd er mnsst.e bier in diesem Loche bleiben, wo er sich schon bei Tag allein fürchtete! — Wie oft wurde es im Wirts haus schon erzählt, datz da um Mitternacht Geister nmoinnenl Nie war er ohne Sekeu nachts vorüberaeaangen. Es schüttelte ibn vor Auost »nd Auiregung. datz die Zäbue aneinander schlu- gen. Ilnd inoraen wollte er ia die noch fälligen Ilmlagen e!n- sammeln; die Neniakeii mit der Flickschnsterin ibrer Abreise sollte ibm diest schw-re Mission erleichtern. Morocn?! — Ja. wen» nur erst die Nacht vorüber wäre! Mit offenem Munde horchte er angestrengt, ob nicht ein Don von draußen in seine Einsamkeit dränge Gr »lankste Scbrit'e zu büren: mit verzwei felter Anstrengung schlug er gegen die Türe, datz die Angeln krachten. „Sonvrentz, elendiaer! Willst gleich still sein oder net." So lautete die wenia bokkmniasvolle Antwort von draußen. Mit Donnerstimme schrie er zurück: „Ach bin gar net der Vrentz. ich bin der. Hannil Um Hi»n»el4willen laßt mich raus." Sein Nchschrei fand aber keine Erwiderung mebr. Na horch! WaS stürmte da so laut die^Stratze herauf?" „Da nei bat er an Hanni gesperrt," hörte der Acrmste plötzlich Kinderstimmsir rufen. Gottlob! Tr atmete tief. Er wöchentlich stand, WaS Leute wie Xhlander herumspra» chen, ja vereinzelte antisemitische und nationalbolschewistisch« Ausschreitungen unreifer Leute im sonst so ordentlichen Mün. chen, das hat furchtbar geschadet. Das amtliche Bayern und di« Einwohnerwehr haben seit mehr als Jahresfrist einiges ver säumt, jeden Schein der Gemeinschaft zwischen sich und solchen Bestrebungen auszulöschen." Ist das Entgelt für Ueberstunden steuerpflichtig- Diese Frage gibt in den Betrieben zu mancherlei Ausein andersetzungen Veranlassung, wobei die Arbeitnehmer in der Regel den Standpunkt vertreten, datz die Ueberstunden vo:i» Steuerabzug befreit sind. ES dürfte daher von Interesse se>n» ans die Beurteilung des Reichssinanzministers hinzuweisen, der sich wie folgt äußerte: Wenn auch nickst anzunehmen ist, datz die Arbeitgeber diesem nnbcrcckiiigien Verlangen nachgegeben haben, so glaube ich doch zur nochmalige» Klarstellung darauf Hinwei sen zu sollen, datz durch meinen Erlas; vom 25. August 1920 — lll 22 205 — lediglich die einstweilige Abziigsfrcibeit der beson deren Entlohnungen für Arbeiten, die über die für den Betrieb regelmäßige Arbeitszeit hinaus geleistet wurden, verfügt wor den ist. An der Steuerpflicht der sür die Leistung von Ueber stunden. Ueberichicbten, Sonntagsarbeit und sonsiige, über die regelmäßige Arbeitszeit binansgehende Arbeitsleistungen ge- wäbrten besonderen Entlohnungen ist nichts geändert worden. Das aus der Leistung von Ueberstunden usw. erzielte Arbeits einkommen unterliegt der Besteuerung genau so wie das übrige Einkommen. — Aus der Antwort de? Ministers geht also hervor, datz die Arbeitgeber und ihre Stellvertreter im Rechte sind, wenn sie auch den Ucbersiundenvcrdienst um den zulässigen Stcnerbelrag kürzen, so »»angenehm dies auch von den Arbeit nehmern empfunbcn wird. Die Arbeitnehmer sollen Beschwer, den. die sie für bereckstiat ballen, beim Finanzamte vorbrincien, im übrigen ober b-rückückiiigen, daß sich die Arbeitgeber und ibre gesetzlichen Vertreter strafbar machen, wenn sie den Vervslicb- tungen, die ihnen da?- Gesetz anferlcgl, nicht Nachkommen. H—r. Zuschüsse für Lebensmittel Der E.--P.-C." wird geschrieben: Die Zuschüsse zu den Lebensmitteln die durch die außerordentliche Teuerung seiner zeit veranlaßt wurden, sind eine außerordentliche Belastung der Neichskasie. Sie haben in Deutschland, als mehrere Arien »an Lebens-nusteln auf diese Weile „verbilligt" wurden, eine sebr stattliche Höbe erreicht »nd sür die RcickSkasse eine sebr starke Belastung anSgemackst. Noch viel schlimmer liegen die Ver hältnisse in Oesterreich. AnS einer Miste!o-„g des Bundes amtes für VlckkSernäbrnna in Oesterreich c sinnst man folgendes: „Dag BundcSschatzaint leistet aegenmärlig ans die nach wie vor rationierten Lebensmittel Mebl. Brot. Rindfleisch. Fett und .Kondensmilch, die verbilligt abgegeben werden, folgende Zu schüße: Mehl (Preis 10 Kronen! 51 Kronen se Kilo. Brot (Preis 9 Kronen, der nicht einmol die Backkosten deck»!! 47 Kro nen ;e Laib. Nindsteikch (Preis llO Kronen) *01 K'wne» ;e Kilo, Fest (Preis 100 Kronen) 118 Kronen se Kilo, Kondens milch (Preis 42 Kronen) 94 Kronen se Dose. Die Belastung d>'S Biindesschatzanitc? ans der Periorgung der Bevölkerung mit Mebl »nd Brot im M'i>'r belief sich nnf 2.1 Milliarden Kronen. Diese Lcbcnsmistel.zuscküsse soll nun der Staat auf Gehest- des Völkerbundes abbonrn " ES ist klar, daß ein StaatSwisen ans die Dauer bei so gewaltigen Zuschüßen'seine Finanz,» nicht in Ordnung briuacn kann. In Deulschland baben wir ancki noch Zistcbist'e in sebr b-irächsticher Höhe, aber wir dürsten doch daraus Hinweisen, daß sie in keinen, Vergleich sieben zu de» österreichischen Ziffern und, WaS besonders z» betonen stt. daß die Reichszuschüße auch ßb >» wesentlich abaebant sind. Sie besteben zurzeit nur noch kür Brot, während mit der Freigabe dc? Fleisches und Feste? >ne Zuschüße des Reiches geschwunden und damst wesentliche Ans- ggben kür da? Reich fortaesgllen sind. Auch bier zeigt sich ei» erheblicher Vorteil de? planmäszioen Abbaues der Zwanaswirt- schost für Lebensmittel. Grnndsävlich wird inan den Stand punkt einnebmen müssen, daß die Zuschüße des Reiches zu den Lebensmitteln nicht vertretbar lind, einmal weil sie den, V-st ein falsche? Bild von de» Verhältnissen geben, und dann, »eil die Reichsfinanzen si- nick-t traaen können. Aber nachdem sie unter dem Zwange der Verhältnisse einaesübrl sind. sst,d si- ebenso planmäßig abznbguen, wie die ZwanaSwirstchaft seihst. Auch bei dem Brote wird ein dauernder Zuschuß, wie er huste gew-ibist wird, nicht möalicb sein, andererseits wird aber a ich eins plötzliche Beseitianna ve? Reick's-"'lch"st??, ebenso imniöabch sein, weil mit de,n Wegfall diue? Zuschußes der Brotnrei? m-hr als verdoppelt werden mürde. Es wird hier Aistaabe der R-ickst'- regierung sein, langsam and vrostichtia auf eine Beseistanng der Reichsznschüße bin-narbestem Es iß aber cistrenlicb. daß wir in dieser Hinsicht vor den wie sie in Oesterreich liegen, bewahrt geblieben sind. wußte, jetzt nahte die Erlösung. Die K-ndec basten die teuf lisch böte Tat des Preußen mit angcst'ben und verraten. „Hanni! I? wahr, hockst du da drinna?" rief zum Guck loch herein eine wohlbekannte Stimme, und zu gleicher Zeit er schien das bärtige wüste Gesicht seines neuen Freundes und Ver bündeten, de? Sckmeidersgörgcn, am Gitter. Co lange Hanni denken konnte, war ibm noch nie ein Gesicht so liebreizend er schienen, wie da sdes Schneidergörgens i» diesem Moment. Ganz entzückt schaute er empor zum kleinen Guckloch. Freudentränen standen ihn, im Auge. So ähnliche Gefühle, wie setzt Hanni beseelten, mochten die Inden "icht empfunden habe», als sie nach jahrelangen Irrwegen endlich das gelobte Land fanden. „O Görg! Mach um Himmelswillen schnell die Tür aus!" schrie er aus- Leibeskräften seinem Freunde zu. „Wo is denn der Schlüssel, Hanni?" „Der steckt im Schlüsselloch." „Da steckt keiner, sonst hält ich gleich ausgemacht." „Der schlechte Prentz bat an Schlüssel mitgenomma? O liebes Herzala, jetzt mutz ich drinna bleiben." „Sei stad, Hannil Reg dich net so ans." beruhigte inan von außen durch das Schlüsselloch den Ausgereatcn. „Wir holen an Schinidtbeina, der mutz die Tür aufsprenga." Noch ehe sich der schwer geängstiaie Hanni von seinem Schrecken erholt hatte kw,M» schwere Haiinnerschläge gegen die Tür dcS Gefängnisses. Jeder Hammcrschlag nabin einen Teil von Hannis Jammer mit fort, und als endlich die Widerstands kraft der rostigen Angeln de» wuchtigen Hieben des Dorsschmic- dcs erlag und knirschend die Tür sich öffnete, entfloh Hanni mit einem einzigen, mächtigen Sprunge der grausigen Nackt, die ibn gefangen hielt, und schüttelte dankerfüllt die Hände seiner Be- freier. Im Triiimphzug geleitete man den Wiedcrgesundcnen ins Wirtsbans. Dort feierte man bei Gesang und Bicr Hannis treue Pflickterfülluna und seinen amtlichen Heldenmut. Noch spät in der Nacht börste man nn OckiscnwirisbanS bier- schwere Stimmen brüllen: in böcbsten Tönen trug dann dazwi schen wieder der Held des Tages- — Hanni — beimallicke Weisen vor, bis endlich mit der letzten Stebmatz aus > cr Straße die sel tene Feier zu Ende ging und der letzte schaurwich-sütze Ton verhallte. Die Flickschttstcrin aber batte an diesem Abend umsonst auf den angckündigten zweiten Besuch ihres Reisebegleiter» gewartet. — Als sie am nächsten Morgen frühzeitig cnststand. um Gras zu holen, lag Hannis hochachtbare, amtliche Dienstmütze ganz respektwidrig im Staube de» Straßengraben». (Fortsedun« s»l«t1
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)