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Sächsische Volkszeitung : 11.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192106110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-11
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.06.1921
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Sonnabend den 1U Juni 1921 «iichlisq» eil»», N. 183. SnK , Beginn de« Abbaue« der Sanktionen (Eigener Drahtbericht der »Sachs. V o l k s z eit«.*) Kot«, II. Juni. Wie au« Koblenz gemeldet wird, hat di« interalliierte Rheinlandlommission die Herausgabe einer umfang reichen Liste von Warengütern beschlossen, zu deren Vertehr zwischen besetztem und unbeietztem Gebiet eine Genehmigung lünstig nicht mehr erforderlich ist. Die Freiliste soll dir wichtigsten Waren de« Handelsverkehrs umsassen, so daß in dieser Beziehung von einem Beginn de« Abbauer der Sanktionen gesprochen werden kan». Dagegen bleibt da« Genehmigungsverfahren für den versandt über die ReichSgrcrize ebenso die Zollerhebung bestehen. rinslimmfgkeitcn in der RrParatIo««ko>umisfion Paris, 10. Juni. Ter Tempi stellt fest, daß die Reparation«» konumnion sich über gcw ff« Fragen, dt« den Art 236 de« Friedens- vertrage? bctrrsfcn, nicht hat e nigen können. ES handelt sich außer um die Festsitzung des kreise« der von Deutschland gelieferten K o h l c n, um die Fesisi tzung de» Betrages drrbelgischenKrteg«- schuld und ferner um die Bertetlung der deutschen Zah lungen untre die kleinen Staaten. Die Rcparation'kommission hat nunmehr die all'Ierten Regierungen ersucht, sich zunächst unter- einander zu einigen. Infolgedessen sind zwischen Frankreich. Italien und Belgien Derhandlungen cingelettet worden. Der Kamps «m die Bou e Pari«. 10. Juni. Ter . TempS" stellt fest, daß di« NeparationSkoinmission sich über gewisse Ara- ge», die den Artikel 235 des Friedensvertrages b-.lreffen, nicht har einigen können. Es handelt sich außer um die Festsetzung de« Preise« der von Deutschland auf dem Wasserwege gelieferten Kohlen, um die Festsetzung des Betrage« der belgi sche» Kriegsschuld und ferner um die Verteilung der deutschen Zahlungen unter die Kleinstaaten. Die Reparationskommission hat nunmehr die alliierten Regierungen ersucht, sich zunächst untereinander zu einigen. Infolgedessen seien zwischen Frankreich, England, Italien und Belgien Verhand lungen eingeleitet worden. Militärische Uebergriffe im unbesetzten Gebiet Köln, 10. Juni. Zu letzter Zeit ist e« wiederholt borge« kommen, daß Soldaten der BesatziingSarm« in» unbesetzte Gebiet berütrikameu und dort di« Bewohner riamo» behandelten- In der unbesetzten Stadt Emmerich ereignete sich kürzlich ei» geradezu unglaublicher koi<>ang folgender Art. Ein belgischer Sol at drang nach der Polizeistunde mit vorgehalteurm Revolver in ein Hotel ein und bedrohte die Gäste. Nachdem ihm rin Gast den mit Dumdum- geschaffen geladenen Revolver «u« der Hand geichlaaea und den Soldaten hluaulgewolfen hatte, erklärte der Unruhestifter, nn Falle riner Anzeige da« Hotel in di« Lust sprenge« zu wollen Die Be völkerung de« unbesetzten Gebiete« verlaugt von der* BtsatzungSbe- bärde, daß solchem unverantwortlichen Treibe» durch strenge Bestrafung de« Täter« rin Ende gemacht werde. Zurückziehung der amerikanischen Truppen am Rhe u (Eigener Drahtkericht der .Sachs. VolkSzeitg.") London, 11. Juni. Ans Washington wird gemeldet, zu der Verhandlung des HeereSetats wird ein neuer Antrag gestellt werden, wonach sämtliche amerikanische Truppen des Besatzungshceres am Rhein in höchsten« drei Monaten zu rückgezogenwerden sollen. Französisch« Propa anda für Reisen uach dem zirftisilen Gebiete Frankfurt, 10. Juni. Seit langer Zelt versuchen dir fran- zösische» Propagandastellen tm besetzten Gebiete di« Rheinländer für eine unentgeltliche Reise in die zerstörten Gebiete Nord- frankeeich« zu gewinnen. Die Rheinländer, die in bezug auf sranzösische Propagandakniffe eine große Erfahrung hinter sich haben, zeigen für diele Pläne kein Interesse. Jetzt wird der ge samte amtliche Propagandoapparat von neuem aufgezogen, lltur handelt «S sich nicht mehr um die zerstörten Gebiete, londern um eine Reise an die ehemalige Westfront, indem man mit dem stillen Wunsche ebemallger M itkämpfer re-tinet, die alten Kampfstätten wiederzuleben. Aber auch diese Absicht werden die Rheinländer leicht durchschauen und dieselbe Antwort wie früher geben. Ein höherer rhemischer Beamter gab in seiner Antwort auf einen solchen Antrag der Stimmung der rheinischen Bevölkerung am klarsten Ausdruck, indem er sagte: »Ein« Jnformationtlrejse. die mich von der Tatsache überzeugt, daß e« im Krieg« Zerstörungen gibt, ist für mich nicht notwendig, da ich al« geborener Heidelberger durch den Anblick de« einst mutwillig zerstörten Schlöffe« mich täglich davon Hab« überzeugen können." Frwnzöpsch« Stimme» zur «ede Churchill« Part», 10. Juni. »Petit Parisien" schreibt zur Rede Winkl on Churchill«: Die Politik Frankreich« werde weder von Anast, noch von ttnversöhnlichkeit bestimmt. Dir Haltung Frank reich« in Oderschlesien gelte nickt nur seiner Sicherheit, sondern dem, was Frankreich al« dl« einfachste Gerechtigkeit aegen Pole» anlehe. ES sei wohl möglich, daß die französische Regierung gerade in diesem Augenblicke wegen de« letzen Vorfall« in Oberschlesien ihr« Alliierten zu einem gemeiniamen Schritt« in Berlin auffordern werbe. Wenn Deutschland den Beweis guten Willen« gegeben habe, werde England überrascht sein, mit welcher Geschwindigkeit sich die sranzösisch-deutiche Zusammenarbeit ergeben werde In Wirklichkeit sei die französische Politik gegen Deutschland einfach und logijch. England gegen die Insurgenten London, 10. Juni. Wie Reuter an maßgebender Stelle er fährst ist her Vorschlag der Errichtung einer neutralen Zone »wischen Pole« und Deutsche« ln Oberschlesien als un durchführbar ausgegeben worden. Obwohl der Bericht Sir Hi'g'd Stuait« bi« jetzt roch nicht abgeschloffen ist, ist die eng lisch e R e« ieru «a dock Im Besitze genügender Nachrichten, «m d e U berzeu'nnq ,u gewinmn, daß die erste» Schritte znm Frieden in boller Wiedcrberstellung der Slntoritätder inter« alliiertenKommistinn beklebe« «Men. vi» jetzt ist diese an dem listvermögen gewisser militärischer Mitglieder der Kommission geichcilert, die zu ihrer Verfügung stehenden Truppe» gegen die In fi» evten zu gebrauchen, soweit d'e Umstände solche« erforderlich v aasten. Obwohl e« nicht der Wunsch der englischen Regierung ist» Sireiilrä'te ander« al« in dem Falle zn gebrauchen, laß e« durch««» erforderlich ist, bat der englische kommandierende Offizier freie Hand und die Autorität der Kommission wird aus diese Welse In zuneh mend, in Maße gekräsllgt, fall» seine Kollegen in eine ähnliche Haliung verletzt werden. Reuter weist darauf bin. daß ein englischer Militärzug in der Nähe von Gleiwitz von Insurgenten auigehalten wurde und «ist weier fahren konnte, nachdem dieErlaudnt» Korsanty« eil,geholt war. Tie Unerträglichkeit solcher Lerspot- tungen der Kommission wird allgemein anertannt und man glaubt, daß die Beschränkungen bezüglich d « Gebrauch« der Ctreit- kiä'te gegen die Jnsuraentcn in Kürze autaeboben werden, um eine volllonime Zusammenarbeit unter de» Alliierten in Oberschlefien zu e> reichen. Cme in diesem Sinne adgefaßte Note ist nach Pari« uns Rom -baelandt worden. Obgleich ein« Antwort noch nicht eingehea konnte, zeigen die letzten Telegramme» daß die örtlichen Vertreter der beiden Regierungen dem britischen Standpunkt zustimmen. In zwischen ist in der Anschauung der englische» Regierung eine Aen- dening nicht «ingetreien. daß rin baldige» Zusammenkommen de« Obersten Rate» von größter Bedeutung ist. Lhamdrrlai» übe» Polen und Allianz mit Frankreich London, 9. Juni. Im Unterhause erklärte Ehamber» lain, die britische Regierung sei bereit zu einer baldiger- Kon. ferenz. Es seien ledoch noch keinerlei Vorkehrungen dafür ge troffen worden, da andere Teilnehmer an der Konferenz dazu noch nicht bereit seien. Die zur Unterdrückung des polnischen UnssiondcS durch di«- alliierten Truppen notwendigen M-»hrrah- men würden augenblicklich erwogen. — Heber die Frage einer englisch-französischen Allianz ohne Betei ligung Amerikas werde nicht beraten. Wenn ein solcher Fall sich ergeben sollte, würde daö Parlament bestimmt gehört werden. Die Eniwaffnung kr Ostprentze» (Eigener Drahtbericht der .Sächs. volkszektg.") Berlin, 11. Juni. Zur Durchführung der Entwaffnung der ostpreutzischen Ortswehren und Grenzwehren sind, wie nut- geteilt wird, die notwendigen Anordnungen seitens der zustän digen Behörden erfolgt und zum größten Teil bereits durchge führt. Da« von der Regierung angenommene Ultimatum siebt bekanntlich auch die Abgabe der Waffen der ostpreußischen OrtS- und Grenzwehren vor. Die Erfüllung dieser Verpflichtung er folgt nunmehr nach den Richtlinien de» ReichSentwaffnungS- kommissars und bat sich in Ostpreußen ohne besondere Schnur- rigkeitcn durchführen lassen. Dank der Aufklärungs arbeit der zuständigen Kreis« und den vorbe reitenden Maßnahmen konnten Reibungen bei der Durchführung der schwierigen Aufgabe vermieden werden. Die Notl ge in Oberschleflen Oppel«, 10 Juni. Amilich wird verlautbnrt: Die Kamvf- tätigkeit der Ausrührer hat heut« allgemein nachgelassen. Bei Zem- bowitz haben die Polen erneut Sprengungen voraenommen. Im Kreise Oppeln wurden die deutschen Stellungen und der Bahn- bös Kandrzin von den Auiständischen erneut beschossen. Di« Artillerietätigkeit der Polen bei Ratibor ist schwächer geworden. Die Olsauer Drücke wurde von den polnischen Banden erneut gesprengt. Bei Studzienna kleine Schießereien. Dir Bevölkerung im Industriegebiet leidet immer mehr unter der LebenSmiitel- knopvbeit. Mehl. Milch, Zucker, Kartoffeln, Gemüse fehlen fast gänzlich- Die Insurgenten führen weiterhin große Mengen der geförderten Kohlen nach Polen au«. D e polnischen Truppen an der deutschen Grenze wurden in den letzten Tagen durch sogenannte Zollbataillone erseht. Pie Zahl der oberschleflsche» Flüchtling« Berlin, 10. Juni. Die Zahl der oberschlesischen Flüchtlinge, die Heim- und Arbeitsstätte verloren haben, beträgt in den Kreisen: Cosel 8323, Kreuzburg 466, Leobschütz 270, Lberglogau 666, Oppeln 2200, Ratibor 776. Viel größer ist die Zahl der Flüchtlinge, die die Arbeitsstätten allein ver loren haben. Sie beträgt in den Kreisen: Tose! 2510, Kreuz- bürg 1628, Leobschütz 1060, Oberglogau 4686, Oppeln 2300. Ratibor 4078. Tarnowitz geriiiimt (Eigener Drahtbericht der „Sachs. VolkSzeitg.') Deuthen, 11. Juni. Die Stadt Tarnowitzist gestern nach mittag von den bewaffneten Polenbandrn geräumt worden, nachdem General Debrante« und Dent» tn oer Stadt etnqetroffen waren. SS verblieb nur polnffche Aps in der Stadt. Der dort durch dl« Aufständischen angerichtet« Schaden ist außerordentlich groß. Vertagung de« BSlkerbundskougreffe« Gens, 10 Juni. Der international« Kongreß der Völker« bundSoeretnigungen schloß g«st«rn kein« Tagung ab. Die Versamm'ung nadm noch eine Reihe von Entlchlteßungen an, di« stcb u. a mit der NbrüstunaSkrage und der Notwendigkeit eingehender Prosaaanda kür den Bö!kerbund«gedanken befassen. Der nächste Kongreß soll Ostern 1S22 tn Prag statifindrn. Die deu sch-engliscben Handelsbe-?ehunq-n (Eigener Drahtbericht der .Sachs. VolkSzeitg.") Berlin, 11 Juni. W-e die Bosstsche Zeitung von unter richteter Seite erfährt, befanden sich fett einigen Wochen eine An zahl Vertreter engitscher Firmen tn Berlin, um mit deutschen Firmen Abmackungen über gemeinsame engltsch-deutsche Exportgeschäft« nach Rußland, den Randstaaten Rumäniens und dem Balkan zu treffen. Auf englischer Seite führt die Firma Vickers tnArmarog die Derbandlunqrn. Man hat bisher vor allem mit dewtchen Ma schinenfabriken und einigen chemischen Firmen Beziehungen an- getnüpft. Bet der Lieferung chemischer Waren und Maschinen, die Ost- und Süd steuropa für tdren Wsideraufbau gebrauchen, ist e>n emeinsamer Vertrieb und die Hernellung in dem Lande, das für en betreffenden Artikel die günstigsten Produ'ttonSbedingungcn besitzt, vorgesehen. Auf besonderen Wunsch der Beteiligten sollten etwaig« Abmachungen streng pr>»otwtrtschafilichen Eharatur tragen, so daß bet den Verhandlungen keinerlei Amtspersonen Drutschtand» oder England» Mitwirken. Li ertrag zwischen Räterußlaud und Irland? London, 10. Juni. Gestern wurden von der Regierung als Weißbuch beschlagnahmte Dokumente veröffentlicht, unter denen sich ein geplanter Vertrag zwischen der russischen Räte republik und der Republik Irland vefand. Die Do- kument« tragen das Datum vom 16. Juni 1920. In dem Ver tragsentwürfe ist vorgesehen, daß beide Regierungen die Liefe rung von Waffen, Munition und anderen militärischen Vor räten, die gegen eine der beiden Republiken gerichtet sind, ver hindern müssen. Die Wilna»Fraqe Pari», 10. Juni. Der polnische Delegierte beim Völker- bundsrate Professor ASkenazh teilte einem Vertreter des .New Aork Herald" mit, daß der ehemalige belgische Außen minister Hyman bei den letzten Beratungen in Brüssel über die Wilna.Frage einen Kompromihvorschlag eingebracht habe, nach dem Litauen als Föderativ st aat konstituiert und auS den beiden Gebieten Kowno und Wilna auf der Grundlage der Gleichberechtigung zusammengesetzt werden sollte. Diese« Kompromiß sei auch von Polen angenommen worden unter der Bedingung, daß die Einwohner Wilnas einen Anteil an den ent scheidenden Beratungen über den Plan haben sollten. Die Schweiz; und Kaiser Karl Bern, 10. Juni. Der Nationalrat verhandelte gestern über zwei Jnterpellaironen betreffend den ehemaligen Kaiser Karl. Der Chef des politischen Departements Bundesrat Maß Motta stellte bei Beantwortung fest, daß der Bundesrat sich über das Verhalten Karls auf Schloß PranginS nicht be klagen könne. Gegen monarchistische Umtriebe habe nicht ein geschritten werden können, solang« die Beweise fehlten. Die Wiedereinreise in die Schweiz sei im Interesse des europäischen Friedens gestattet worden. Das Ansuchen der ungarischen Re gierung habe nicht znrückgewiescn werden können. Karl hatte hon sich aus mttgeicilt. er werde die Schweiz im August ver lassen. Als ihm ein schweizerischer Regierungsverireter die Be dingungen für die Abreise bekannt gab, habe er erklärt, er halte es. nachdem er über die Lage unterrichtet wurde, für seine Pflicht, dem Dundcsrate durch seine Anwesenheit keine Unan- nebmlichkeiten zu machen. Er werde deshalb das Land ver lassen. Der Landtag lehnte eine allgemeine Erörterung der Interpellationen ab. Ronferrnz der Finanzminist«« der Einzelstaaten Berit«, 10. Juni. Die Finanzminister der Einzel- floaten haben sich gestern hier unter Vorsitz de« Reichskanzlers und RtichSfinanzministerS Dr. Wirth versammelt, um über die Auswirkungen de» Ultimatum» ans die Finanzen der Einzelstaaten zn beraten und zugleich die Entwürfe für die neuen Steuervoilagen zu Dritten. Die Beratung wird beute fortaesetzt und voraussichtlich auch abgeschlossen werden. Die neuen Gesetz entwürfe werden dann di« endgültig« Form erhalten, in der siede« gesetzgebenden Körperschaften vorgelegt werden. Von seiten de» ReichSsinan,Ministerium» wird zu der Nachricht über die gegenwärtig stattfindende Finanzminifterkonferenz mitgeteilt, daß das Reichs sinanzmi niste rinm bei diesen Konferenzen nicht beteiligt ist. Um die Verhandlungen praktisch zu erleichtern, ist ein AuSichuß der Finanzministerien der einzelnen Länder gebildet worden. Hierdurch soll den Fmanzministerien in Fällen, in welchen weniger wichtige Fragen zur Erörterung kommen, die Reise nach Berlin erspart werden. An den Konferenzen der einzelstaatlichen Kinanzmimster sind Preußen. Bayern, Württemberg, Baden, Hessen und noch einige kleinere Länder beteiligt. Erklärungen des Wirtschaftsminlsterkums Berli«, 10. Juni. Gestern fand eine vertrauliche Tagung dcS wirtschaftspolitischen Ausschusses de» Reichs wirtschaft« rat« gemeinsam mit dem sozialen und dem fincmz- polnische« Ausschuß statt behuss Entgegennahme der Erklärung der Regierung über di» mit der Erfüllung de» Ultimatum« zusammenhängenden Pläne für di« künftige WirtschastSgestaltung. ReichswirtschastSminister Schmidt betonte, daß den hohen Leibungen, die Deutschland aufzubiingen habe, hohe Einnahmen entiprcchen nnd deshalb die Steuern ergiebig gemacht werden müßten. Neben einer Erhöhung der Umsatz- und der Kohlenslcuer müsse al» weitere Einnabmequelle an die Schaffung neuer Monopole, sowie an die Staatsbeteiligung an Realwert n gedacht werden. DerGedankeeinerGewinnbeteiligung de» Reiches an Betrieben sei ins Auge zu lassen. Staatssekretär im Neichs- wirtschastSministerium Dr. Hirsch machte eingehende Mitteilungen über die notwendige Steigerung der deutschen Ausfuhr, die eine Frage der inneren Leistungsfühigleit sei. Die AuS'uhr als Index der deuischen LeistnngSsähigkeit sei schon deswegen unmöglich, weil zur deutichen Ausfuhr augenblicklich noch der Reexport. Ver- «desimg«- und Austauschgrenzverkehr gerechnet und die eingesübrien AuSlanvsrohstofse nicht abgeietzt werden. Eine gerechte Regelung dieser Frage sei auch im Interesse der Enlente. Eine Einfuhr regelung sei unbedingt notwendig, um bewnder» die Einfuhr von LuxuSgiitern zu verhüten. Die Regierung werde aut d.esem Gelurte rücksichtslos Vorgehen, besonder» mit Rücksicht auf da» wiederent- stehende Loch im Westen, und jede vervotenerweise ringeführt« Luxusware entschädigungslos beschlagnahmen. Zur lückenlorn Durchführung der Rheinzollini« ,« an eine an dieser Linie durchzusührende Kontrolle der Postpakete gedacht. Schließlich gab der Staatssekretär noch Richtlimen für die Gestaltung der allge meinen ReichSwirttchastSpolitit. Die künstliche BrrwaltungSaliton müsse authören- Erforderlich sei eine Rationierung der Wirtschaft. Endziel der Regierung bei ihren Maßnahmen sei di« Erhöhung der Produktrvitäb, die dem deutschen Volk» verbleib« uni» nutzbar werde, wenn einst die Lasten abgetragen find. Erhöhung -er Bersicherungsgrenze sür Angestellte Der Reichsrat nahm den Gesetzentwurf über Aendcrungen de» Versicherungsgesetzes für Angestellte an. Nach dem Entwurf wird die Versicherungsgrenze von 16 000 auf 28 000 M. erhöht. Im ganzen werden 9 Gehaltsklaffen gebildet. Die erste reicht bis 1500 M., die zweite bis 3000 M.. die dritte bis 4000 M.. di« vierte bis 6000 M., die fünfte bis 6lX)0 M., die sechste bis 80m) Mark, die siebente bi» 10 000 M., die achte bis 16 000 M. und die neunte bis 28 000 M. Gehalt. An Beiträgen werden .bi» auf weiteres" erhoben: in der 1. Klaffe 15,60 M., in der 2. 24,60 M.. in der 8. 80,60 M., in der 4. 97,60 M.. in der S. 49,20 M., in der sechsten 66,20 M.. in der 7. 68,40 M., in der 8. 80,40 M. und in der 9. Klaffe 98,40 M. Entsprechend der Erhöhung der Beiträge soll auch das Ruhegeld erhöht werden. Zunächst wird ein für alle Klaffen gleicher Grundbetrag von 860 M. jährlich festgesetzt, wozu dann die Steigerungsgesctze treten Der Steigerungssatz beträgt für jeden entrichteten vollen Mo>m'sbei- trag in der 1. 1.60 M„ in der 2. 3,60 M., in der 8. 4 M.. in der 4. 6 M.. in der 5. 8,60 M.. in der 6. 10 M.. in der 7. 12 M. und der 8. und 9. 16 M. Bei Kindern unter 18 Jahren erhöht sich das Ruhegeld für daS erste Kind jährlich um 32 v. H. iär das zweite um 24 v. H., und für jedes weitere Kind um jähr lich 16 v. H. des GrundbelrageS. Dienstenthebung de» Oberst von Hartwig iEigener Trahtbericht der .Sachs. VolkSzeitg") Halle, II. Juni. Der Oberst von Hartwig von der ' chntz- volizet tn Halle wurde der Halleschen VolkSsttmme zufolg», weil er gegen di« ausdrück ich« Anordnung de« Ober» äsidenten und de« Regierungspräsidenten der Provinz Sachsen Zeitfreiwillige eingestellt batte, vom Dienste d Spensiert. Die Zeitfreiwilligen wurden entlassen. Eine gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet. Der fünfte Kriegsbeschuldlgtenprozetz Nach den Ausführungen des Polizeirates Bauer führte Neichsanwalt Dr. Feistenberger auS: Er erklärte, daß man rS bisher nur mit Straftaten zu tun gehabt habe, die militärischen Charakter gewesen seien. Dieser Fall aber müsse nach dem bürgerlichen Strafgesetzbuch verurteilt worden. Es sei wesentlicher Punkt, daß man es mit Kinderaussagen zu tun habe, bei denen größere Vorsicht geboten sei. Die Mißhand lung von Kindern sei schwerer zu bewerten, als die erwachsener Personen. Die Grundlage des Verfahrens gegen Jugendliche bilde eine Verordnung vom Dezember 1899. Nach diesev Ver ordnung sei die Festnahme aus Verdacht unzulässig, wenn die selbe nur zu Ermittlungszwecken dienen solle. ES sei möglich, daß der Angeklagte von diesem Gesetze nicht unterrichtet ge wesen sei. Es sei also genau zu prüfen, welche Gedanken der Angeklagte bei der Freiheitsentziehung gehabt habe. Die Untersuchung habe ergeben, daß der Angeklagte sich einer gesetz widrigen Handlung sckukdig gemacht zu haben nicht vermeinte. Daß der Angeklagte Kinder des NackstS aus dem Bett geholt habe, sei nicht zulässig. Ebenfalls müsse er die Fesselung von Jugendlichen als rechtswidrig verwerfen. Es sei kein Beweis erbracht, das; Ramdohr den Jugendlichen Esten und Wasser entzogen habe. Wenn auch die Aussagen der jugendlichen Zeugen nicht als völlig unwahr bezeichnet werden könnten, so seien sie aber doch sicher übertrieben. Der Angeklagte scheine einen starken Ehrgeiz besessen zu haben, was wohl die Voran, lassung zn einer gewissen Härte gewesen sein mag. so daß er in den Mitteln, Geständnisse berauszulocken, nicht allzu wähle- risch gewesen sei. Eine Anzahl von Mißhandlungen, wie sie die Zeugen angegeben hätten, müsse als erwiesen betrachtet werden. Da der Angeklagte auS ehrlosen Motiven nicht gehandelt habe, so müßten ihm mildernde Umstände zugebilligt werden. Er beantrage deshalb eine Gesamtstrafe von zwei Jahren Gefängnis, sowie die Unfähigkeit zur Bekleidung von öffentlichen Aemtern für die Dauer von fünf Jahren. Der Verteidiger Justizrat Dr. Kaiser gibt zunächst die Erklärung ab, daß der Sinn dieser ganzen KriegSpro- zesse nicht vom Gefühl der Gerechtigkeit, son - dein der Rache getragen sei. Auch unsere Feinde wüß ten ganz genau, daß während dieses großen Krieges auf beiden Seiten Ausschreitungen vorgekommen seien und die Prozesse würden nur deshalb angestrengt, um die Deutschen al» Barbaren zu brandmarken. ES sei büchst bedenklich/ daß man die Verhältnisse, unter denen der Angeklagte im Jabre 1917 gearbeitet Hab«, jetzt vom kühlen Rechtsstandpunkte aus bc< trachtet. Es sei Pflicht der deutschen Truppen gewesen, dem hinterhältigen Gebaren der Einwohner im besetzten Gebiet ener gisch entgegen zu treten. Das pflichtgemäße Ermes sen bestimmte sich nicht nach dem Strafgesetz buch, sondern nach der Kriegsnotwendigkeit. Wenn der Angeklagte Strafunmündige sofort wieder entlassen hätte, und wenn von diesen kurze Zeit darauf erneut Siörnn- gen im Eisenbahnbetrieb verursacht worden wären, wäre eS doch auch nicht angegangen, daß er sich mit dem Strafgesetzbuch in der Hand vor seinem Vorgesetzten rechtfertige. Es sei fernen doch höchst sonderbar, wenn man den Aussagen von Kindern so viel Vertrauen schenke, denn e» sei doch fast unmöglich, daß R. täglich habe Kinder schlagen können, ohne von jemand andere» beobachtet worden zu sein. ES falle auf den Angeklag ten nicht ein Schatten Verdacht. Er müsse deshalb d,e Freisprechung des Angeklagten fordern. Nach kurzer Erwiderung des Reichsanwaltes wird die Verhandlung geschlos- fen. Die Verkündung des Urteils wird Sonnabend mittag erfolgen.
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