Volltext Seite (XML)
M. LS 18. I.hrg. Mittwoch, de« 12. Aebr. adevdL «vcschrstsftoUa mU» visduN'.o«, Dresden-A. IS, Holbeinst» aste ^ Fernsprecher L13SU Pastschecttonrs Leipzig Nr. 1-L7V7 «»««»»»X «" »«»ln «,»>«,' »i«M»qr»rii. ».«. » I» »r-e»e„ Mit ,<N,I »»«»ich- I«n» kei »äu« «.»» ^ « Vefteneich «.4« X. «»«,»», » »l«N«I>»»rl»a Sn D«»»«« »n» >»n, «»»l>chl»iiö l«« H»u» . tz, vr«o-«»>ch 4.8. X. «rn«l>8l,mm»r 1. <. ». «OchMchr »»Nei'U>m, n,ch»«M «, »I» «,chen>»,kn n<l»»tN«»t. A«j«i,er - Um»ahm« d»nI« Uhr. »«> t. Uhr vor»» Nr»tt M »ie Vctil »^n»»»!!?S5 zimRella- «Neu .0 gaiiiir«,»'.'»^«!,,» Sr» ^. 8«r »NeMktch grjchrirv,,». l«w»r »urch Fer«- wrrch»r »„i««gev,-uc Rusti,«« «oi-.uo» wirSk v»r«aw»ail«tUr„ lvrtirieü«» ^K-ii veSLoll-'« mch! üd»»>»h«»,r «»mchlamde »u A^olttoii: n—Iri Nvr »»»in Einzig« katholische «kageszmwW W GM«L Orgcm der Aentrumspurret. Ausgabe ^ «U illustrierter Mterhaltmrgsbeilage a»r »eltg Wochenbetlage FeieruStzM- Ausgabe k uur «it der WochenbeNage. - —- - - - kbert keiclMSriüenl - Zcdeickmam! MiaMMärkiem. Weimar, 11. Februar. Di« Nationalversammlung wählte mit 277 von 379 abgegebenen Stimmen bei 51 Stimmenthaltungen Ebert zum provisorischen Reichspräsi denten. Graf Pvsadowski erhielt 49 Stimmen. Zwei Stim men waren zersplittert. Ebert erklärte, die Wahl anzu- «chme«. r Weimar, 11. Februar. i». Sitzung am Dienstag den 11. Februar, nachmittags 3 Ilhr. An Stelle des Abg. Sänger dst für den 24. Wahlkreis der Abg. Mauerer (Soz.) in die Nationalversammlung ein- getreten. Schriftführer Dr. Pfeiffer verliest darauf eine große Unzahl weiterer Einläufe. Adressen und Kundgebungen usw. «>« -ie deutsche Nationalversammlung. Darauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein: Wahl des Reichspräsidenten. Di« Wahl wird durch Stimmzettel vollzogen. Tee Ramensaufvuf beginnt mit dem Buchstaben E. Ter Zufall will «s, daß das Mitglied Volksbeauftragter Fritz Ebert als erster der Aufgerufenen seinen Zettel dem Schriftführer. Gibt, der ihn in die Urne legt. Präsident Dr. David: Meine Damen und Herren'. DaS Ergebnis der Wahl ist folgendes: Es wurden 379 Zettel abgegeben, davon sind 51 ungültig, bleiben 323 gültige. Die Mehrheit beträgt 165 Stimmen. Es erhielten Ebert 277 Stimmen, Posadowsky 49, Scheidemann 1 und Erzberger * Stimme. Der Herr Abgeordnete, seitherige Dolksbeauftragt« Fritz Ebert ist somit zum Präsidenten deS Deutschen Reiches gewählt. (Bravo! Zuruf bei den Unabhängigen: Friedrich der Ein- -kg«!) Ich richte an ihn di« Frage, ob er die Wahl annimmt? Polksbeauftragter Ebert: Herr Präsident! Ich nehme die Wahl zum Reichspräsidenten mit Dank an. (Lebh. Beif.) Präsident Dr. David: Zum ersten Male hat sich das deutsche Volk ein Oberhaupt aus freier Selbstbestimmung zegeben. Der neue Reichspräsident ist gewählt von der gro ßen Mehrheit des deutschen Volkes. (Beifall.) Die einzige Quelle seines Rechtes ist der Wille des Volkes. (Beifall.) Lus ihm allein beruht die Macht und Würde seiner Stellung, somit hat das Reich zum ersten Male ein Oberhaupt, das nach der Art seiner Berufung berechtigt ist, im Namen des deutschen Volkes zu sprechen und zu handeln. (Beifall.) Verschwunden ist der Vormund aus ererbtem Recht, an seiner Stelle steht der selbstgewählte Führer. Daß der deutsche Reichspräsident das Steuer des Staatsschiffes zu führen ver- steht. hat er in den Monaten des stärksten inneren und außen- politischen Sturmes bewiesen. Es war wahrlich kein leichtes Erbe, das Herr Ebert am 9. November beim Rücktritt deS Prinzen Mar von Baden antrat. (Sehr wahrl) Selten wobt in -er Weltgeschichte ist einer Staatsleitung eine schwerere Aufgabe zugefallen. (Zustimmung.) Man vergegenwärtige sich den Zusammenbruch des alten Systems gleichzeitig drau- ßen und im Innern, die völlige Niederlage nach vierjährigem Kriege und in all den Gefahren und Schrecken, in all den Zerrüttungen und Wirrnissen, die sie zur Folge haben mußte, und dazu die innere Gefahr, daß die in den Novembertaaen fast ohne Kampf vollzogene Staatsumwälzung in einen wilden Bürgerkrieg ausartete. (Unruhe b. d. Unabh.) In dieser gefahrschwangeren Stunde, in dieser Schicksalsstunde del deutschen Volkes trat Ebert an die erste Stelle. Daß die deutsche Revolution nicht dem Beispiel der russischen ge- folgt ist. daß sie nicht wie dort in ein blutiges Chaos zur völligen Auslösung von Recht und Ordnung geführt hat (große Unruhe b. d. Unabh.), daß sie nicht zur Zerrüttung alles politischen und wirtschaftlichen Lebens gelangte, das ist -um größten Teil das Verdienst des Mannes, den sie Heute an die Spitze des Reiches berufen haben. (Beifall.) So darf das deutsche Volk das Vertrauen haben, daß in vekwhrter politischer Klugheit. Tatkraft und Willensfestig, keit der an die erste Stelle berufene Mann auch weiterhin die deutiche Freiheit vor allen Gefahren von rechts oder von links schützen wird. (Unruhe b. d. Unabh., lebh. Beifall b. d. Mehrheit.) Möge das deutsche Volk dessen gewiß lein, daß der neu« Reichspräsident jedem Versuch, an Stelle aeS Dillen? der Volksmehrheit die gewalttätige Diktatur einer Minderheit zn setzen, mit aller Macht entgegentreten wird. (Lebh. Beifall b. d. Mehrheit, vereinzelte Zwischenrufe b. d. Lnabh.) Die Demokratie wird in ihm einen starken Hort Erben. (Beifall.) So möge denn die Botschaft hinaus- dringen in die deutschen Lande: Ein volksgewählter Führer iß an die Spitze des Reiches getreten, «in Männ, durchgliibt > von der Liebe zum deutschen Volke (Bravo!), ei» Mau» voll ! tiefen Verständnisses für seine Nöte und Sorgen, für seine j Wün'äe und Hoffnungen, ein Mann, erfüllt von starke.» Willen, seiner Mission gerecht zu werden, die Freiheit zn hüten und den Frieden zn schaffen im Innern wie nach außen. Die Nationalversammlung begrüßt den Präsidenten des Deutschen Reiches und setzt ihn in seine hohen Rechte ein. Möge er sie wahrnehmen iin Geiste dieser Versammlung, der Vestammlnng der freigewählten Vertreter des freien, dent- schm Volkes! (Stürmischer Beifall und Händeklatül-ni im Saale und »nf den Tribünen.) Reichspräsident Ebert. Zunächst danke ich für die freundlichen Worte Ihres Herrn Präsidenten. Ihr Vertrauen ist meine größte Ehre. Der Ruf, den Sie soeben an mich richteten, ist ein Nus der Pflicht. Ich folge ihm in dem Bewußtsein, daß heute mebr denn ;e jeder Deutsche auf dem Platze, auf den er gestellt wird, seine Schuldigkeit zn tun hat Mit allen neim-i: Kräften und mit voller Hingabe werde ich mich bemühen, mein Amt gerecht und unparteiisch zu führen, niemand zu Liebe und niemand zu Leide. Ich gelobe, daß ich die Der- sassung der Deutschen Republik getreulich beachten und schützen v'erde. Ich will und werde als Beauftragter de» ganzen deutschen Volkes handeln, nicht als Vormann einer einzigen Partei. Iw bekenne aber auch, daß ich ein Sohn des Arbeiterstandes bin, nnfgewacbsen in der Gedankenwelt des Sozialismus und daß ich weder meine Herkunft, noch weine Ilebcrzeuguwg jemals zu verleugnen gewnnen bin Indem Sie das höchste Amt des deutschen Freistaates mir anvertrauten, haben Sie, ich weiß es, keine einseitige Parteiherrschaft aufrichten wollen. Sie haben aber damit den ungeheuren Wandel, der sich in unserem Staatswesen vollzogen hat. und zugleich auch die gewaltige Bedeutung der Arbeiterklasse für die Aufgaben der Zukunft Deutsch lands anerkannt. Tie ganze wirtschaftliche Entwicklung läßt sich darstellen als eine fortwährende Minderung und Abtragung der Vorrechte der Geburt. Jetzt hat das deutsche Volk dieses Vorrecht auf dem Gebiete der Politik restlos beseitigt, und auch auf sozialem Gebiete vollzieht sich diele Wandlung. Auch hier werden wir bestrebt sein müssen, allen im Rahmen des Menschenmöglichen den gleichen Ans- gangspunkt zu geben und das gleiche Gepä ckaufzuladen. Mögen wir um die Formen ringen, in denen sich dieies Recht durchführen läßt: das Streben nach dieser höchsten menschlichen Gerechtigkeit wird uns allen inne sein. Frei heit und Recht sind Zwillinqsschwestern. Die Freiheit kann sich nur in fester staatlicher Ordnung gestalten. Sie zu schützen und wiederherzustellen, wo sie angetastet ift, das ist das erste Gebot orrer, die die Freiheit lieben. Jede Gewalt herrschaft, von wem sie auch komme, werden wir bekämpfen bis zum äußersten. Dem Gewaltprinzip zwischen den Völ- kern baben wi> feierlich abgesagt. Auch dort wollen wie. daß das- Recht und die Freiheit zur Geltung kommen. N'.- mand scll in den Verband der Republik gezwungen werde», aber es soll auch niemand mit Gewalt von ihr getrennt wer den. den es zn ihr zieht und drängt. (Lebh. Bravo!) Nur cuf das freie Selbstbostimmungsrecht wollen ivir unsrren Staat gründen nach innen und außen. Wir können aber :>» des Rechtes willen nicht dulden, daß man unsere Brüder der Freiheit der Wahl beraubt. Die Freiheit aller Deutsche» zu sckwtzen mit dem äußersten Aufgebot von Kraft und Hingabe dessen ich fähig bin. das ist der Schwur, den ich in diele» Stunde in die Hände der Nationalversammlung lege. Den Frieden zu erringen, der Nation das Selbst- bestinimilnosrecht zu sichern, die Verfassung auszubauen uns zu behüten, die allen deutschen Männern und Frauen die politische Gleichberechtigung unbedingt verbürgt, dem deut schen Volke Arbeit und Brot zu schaffen, sein ganzes Wirt schaftsleben 'o zu gestalten, daß die Freiheit nicht Vettel freiheit, sonder» Kultnrfreiheit werde, daS sei das Ziel, dem »vir znstrcben. Ich weiß, daß die Kraft des einzelnen, wo immer er auch stehe, gering ist, wenn sie sich nicht mit allen lebendigen Kräften des Volkes verbindet. Ein so barteS Geschick unser Volk auch betroffen hat, -an seinen lebendigen Kräften verzweifeln wir nicht. Unser Volk hat sich in großer Bewegung Licht und Luft geschaffen, unser Volk wird sich auch durchsetzen draußen in der Welt und zu Hause. Die Tüchtigkeit der Männer der Volkswahl, das Ehrliche ihrek- Strebentz und die Reinheit ihres Mollens müssen den Beweis erbringen für die Richtigkeit des großen Grundsatzes der Selbstregierung. Alle diese Forderungen stellen an mich 'ch'.ve:sft Anfärben und Pflichten. Mein Bestes will ich da für e:wetzei:. ihnen zn genügen. Gemeinsam aber woll«n wir ui e:wüe!iä arbeiten für da-. Glück und Wohlergehen des freien, den.'scheu Voltes, und so, meine Damen u::o Henri, lrssen Sir uns rufen: Das deutsch. Arrland und das deutsche Volk, sie leben hoc! ! (Das Haus mit Auswahl'.»« dee Unabhängigen hat sich erhoben und stimmt dreimal iw den Hochruf ein. Händeklatschen im Hanse nud auf der» Tribüne!:.) Tainft ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung: Donnerstag 3 Uhr. Entgegennahme einer Erklärung der neuen- Reichsregiernng. Schluß nach '(>5 Uhr. Die Kabinettbild»!:,'. Weimar, 1t. Februar. Wie wir aus parlamenwrncben Kreisen Horen, fand heute abend im Schlosse eine Besprechung der Frattionsvorsitzrnden der Mehrheit-.-parleien mit den» nengewähtten Reichspräsidenten Ebert über die Frage der K a b i n e t t s b i l d n n g statt. Nach den bisherigen Dis positionen der Parteien dürften die Reichsäinter wie so!g! besetzt werden: Ministerpräsident: Scheide ni a n n (Soz.ch Vizepräsident: Prenß (Dein,), der glcichzpeitig die Füh rung des Neichsanites des Innern übernehmen wir». Neichsverteidigiingsanit: Notzke (Soz.), Neichsarbrit-samt: Bauer (Soz.), Neichsernährnngsamt: Herold (Zentr.), Neichsschatzamt: Peter sen (Dem.). Reichspostamt: Giesberts (Zentr.), ReickSsinanzamt' Schis s e r (Dem.), Neich-swirtschaftsamt: Wissel (Soz.), Reichsinsirj-- amt: Land s borg (Soz.), Auswärtiges Amt: v. B rock- dorss - Ranha u. Als Minister ohne Portefneille werde» gewinnt: Dr. David (Soz.), H n e (Soz.) und Erzber - g er.(Zentr.) War lehrt unr die letzte Wahl? vielfach hatte man e« der Parteileitung des Zentrum» in Sachsen-Ost und wohl auch in den beiden anderen sächsischen Wahlkreisen verübeln wollen, daß sie eine be sonder« Kandidatenliste aufflellte. Jetzt hat man r»«hl überall ei»>«sehen, wie richtig sie gehandelt hat. daß st« uneutttegt und trotz aller Sirenengesänge bei der Parsle blieb »eigen« ListeI" Der Eifer der Parteifreund« hat den schönen Erfolg gehabt, daß das Zentrum in Ostsachsen beweisen konnte, daß e< unter allen bürgerlichen Parteien die sichersten und treuesten Anhänger hat. Dieser Beweis hätte nicht erbracht werden können, wenn nicht eine besonder« Zenlrumsliste aufgestellt worden wäre. Und viel« Zentrumdleute hätten diese» höchste Maß der Werbe- und Nahlarbeit, daS den So-ialdemokraten einen S'tz gekostet hat. kaum geleistet, wenn nicht die Freude an der «iginen Liste sie di« Kritst« auf's äußerste cmspannen ließ. Für kommende Wahlen wurde d«»ch di« besondere Zentrumslist« die Vorbedingung geschaffen — die Vorbe dingung -ur rechten Werbung d«r eigenen Gtärke, aber auch dt« Vorbedingung zum »ollen Erfolg«. Es mnsg nnr »etter gearbeitet werden. Monatlich »»- möglich müsse» sich unser. Parteigonoffen am ZentrumS- seuer neu» Wärme und Begeisterung holen. Loßen wir um keinen Preis dt, Organisationen eivschlafenl Petzt ist di« Pett gerade die rechte und gegeben«, sie auszubauon. Wir werden »nsere Organisation«» noch recht notwendig brauchen. Gönnen wir nn» nicht «ine allzulang« Ruhezeit! Man muß da« Gisen schmieden, so lang« es warm ift. Htnein in die Parteiorganisation!, da« muß nun di» Parole sein. Ergänz«» wir und vervollständigen wir di« Listen! Gchade ist'» wirklich, daß nicht mehr linzelberichte und Sttmmnrgsbilder au» den «inzelnen Bezirken bei d«r Sächsischen Volksziitnng oinlaufen wollen. Gi« werde« so gern gelesen; st« könnten wohl manche F«hl«r aufd««k«n müssen, ste würden aber auch viel »rfrrnlichrs nnd Hoffnungsreiche» erzählen. Härl und liest man es nicht gern, wenn »,n einom Dresbner Wahlbezirk berichtet wird, daß »in tapfer«» Stäbchen von » Uhr dis abend» um 7 Uhr unnnterhrochen als Gtimmzittelvrrleilrrin an einem nnd demselben Wahl lokal tätig war? Das ist doch »in« ganz großartige vo- goifterung. Sie hält, mehr als eine« Orden verdient. Oder ist o« nicht ein, ganz hervorragende Leistung, wonn die Hentrumspartot in Riesa, wo die Deutsch» Volk-Partei ,s aus nur SOI Stimmen brackto, 1»» «äh!» zähl,,?